"Alles, was ich in Sibirien erlebt habe, teile ich in drei Etappen", schreibt Anton Tschechow einem Moskauer Freund aus Irkutsk. "1. Von Tjumen nach Tomsk, 15.000 Werst, schreckliche Kälte tags und nachts, Halbpelz, Filzstiefel, kalter Regen, Wind und ein verzweifelter Kampf (nicht auf Leben, sondern Tod) mit den überschwemmten Flüssen... 2. Von Tomsk nach Krasnojarsk, 500 Werst, abgrundtiefer Morast; meine Kutsche und ich versanken darin wie die Fliegen im Warenje; wie oft ist meine Kutsche kaputtgegangen, wie viele Werst bin ich zu Fuß marschiert... 3. Von Krasnojarsk nach Irkutsk, 1566 Werst, Hitze, Rauch von Waldbränden und Staub; Staub im Mund, in der Nase, in den Taschen..." Doch erscheinen diese Strapazen - die Schiffsreise auf dem Amur mit seinen "wilden, ursprünglichen und üppigen" Ufern bietet nur zeitweilig Entspannung - ertragbar, gemessen daran, was dem Dichter während seiner zweimonatigen Studien auf der Sträflingsinsel Sachalin an menschlichem Elend und Leid begegnet. Nach Hause zurückgekehrt, bekennt er: "Ich weiß jetzt sehr vieles, habe ein ungutes Gefühl mitgebracht. Solange ich auf Sachalin lebte, empfand ich eine gewisse Bitterkeit wie von ranziger Butter; jetzt aber, in der Erinnerung, erscheint mir Sachalin als eine ausgemachte Hölle."
Rütten & Loening Berlin, 1. Auflage 1982
Schutzumschlagentwurf: Gerhard Kruschel
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