Ehrfurchtsvoll und mit erstaunlichen Kenntnissen versehen, klopft im Jahre 1789 ein junger Russe an die Türen großer europäischer Dichter, Philosophen und Maler: Nikolai Michailowitsch Karamsin, schon sehr bald einer der führenden Schriftsteller seines Landes, Sohn der Aufklärung und Begründer des russischen Sentimentalismus. Seine Reise durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und England führt ihn zu Kant, zu Moritz und Nicolai, zu Platner, Goethe, Wieland, Herder und Lavater, begeistert wandelt er auf den Spuren Rousseaus, Voltaires und Shakespeares. So entsteht aus seinen Briefen ein naives, reizvolles Bild der geistigen Zentren des damaligen Europas, das wohl den jungen Russen geformt hat, ihn aber auch schon erstaunt als Sendboten einer aufblühenden, ihm noch unbekannten Literatur empfindet.
Aus dem Vorwort
N. M. Karamsin, reist durch Europa, durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und England und der Übersetzer schreibt in seinem Vorbericht 1798: Die Briefe eines russischen Reisenden erhielten gleich bei ihrem ersten Erscheinen im moskowitischen Journal ausgezeichneten Beifall, und sie waren es vorzüglich, die den Ruf des Verfassers als Schriftsteller gründeten. Sie zeichnen sich besonders durch zarte Empfindung und eine gewisse Naivität der Darstellung aus, die immer Kennzeichen einer schönen Seele sind. In der Tat enthalten sie wohl manches, was für das deutsche Publikum an und für sich nicht so interessant sein kann als für das russische; doch bin ich überzeugt, daß auch meine Landsleute die Urteile und Ansichten dieses jungen Anacharsis gern lesen werden, der sein Vaterland bloß in der Absicht verließ, sich bei anderen aufgeklärten Völkern zu unterrichten und dann an der Veredlung und Bildung seiner Nation als Schriftsteller zu arbeiten. Überdies können auch diese Briefe als Belege dienen, wie der Zustand der russischen Literatur am Ende des achtzehnten Jahrhunderts beschaffen ist, worüber man in Deutschland entweder gar nichts oder nur wenig weiß. Und endlich wird diese Reisebeschreibung auch in der Hinsicht eine angenehme Lektüre gewähren, weil sie außer den eigentlichen Reisebemerkungen eine treue Geschichte der Empfindungen, Gedanken und Begebenheiten des Verfassers während seines Aufenthalts im Auslande enthält, die gleichsam ein biographisches Fragment aus seinem Leben ist.
Rütten & Loening Berlin, 1. Auflage 1977
Schutzumschlagentwurf: Gerhard Kruschel
Rütten & Loening Berlin, 1. Auflage 1977
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