16 September 2020

Alfred Antkowiak: Erkundungen – 15 dänische Erzähler

 


15 Erzählungen, vorwiegend in den letzten Jahren entstanden, wurden in diesem Band zusammengefaßt. Sie sind Beispiele aus dem literarischen Schaffen der jungen und jüngsten Schriftsteller Dänemarks, eines Landes, das durch den relativ hohen Lebensstandard von einem Wohlstandsnimbus umgeben ist. In dieser materiell gesicherten Welt gilt das Hauptinteresse der Autoren den „inneren“ Problemen ihrer Zeitgenossen, ihren Konflikten in Liebe und Ehe, Freundschaft und Familie. Ob es um einen rätselhaften Telefonanruf geht, um eine ungewöhnliche Bahnfahrt, eine mißglückte Party oder die zweifelhaften Geschäfte eines Studenten – in allen Beiträgen werden Erlebnisse von Menschen unserer Tage geschildert, die zum Nachdenken anregen, aber auch den Humor zu seinem Recht kommen lassen.

Buchbeginn

Tove Ditlevsen: Zwei Mädchen
Das Haus lag tief unten, mit einem Weizenfeld dahinter und rauhem Gras und wilden Himbeersträuchern den Hügel hinauf bis zum Weg, wo ein paar schiefe Föhren den Zugang verdeckten.
Als die beiden Mädchen ankamen, war das Feld noch grün, Aase lief in ihrem isländischen Sweater und langen Hosen herum und borgte Iben eine Strickjacke, die zwar nicht so schön war wie der isländische Sweater, aber ebenso warm. Sie hatten beide eine bleiche Haut, als sie ankamen, und Aase gehörte zu jenem fast farblosen Typ, Aase behielt sie den ganzen Sommer. Iben dagegen veränderte sich, sobald nur ein paar Tage hintereinander die Sonne schien. Es war, als würden ihre Zähne weißer, und ihre Augäpfel wirkten wie feuchtes Porzellan neben der braunen, festen Haut. Ihre alte verschossene Wanderbluse stand am Hals offen, man sah den bläulichen Schatten zwischen den schweren Brüsten. Es war merkwürdig: Sie hatte den Kopf eines Jungen, aber den Körper einer Frau.

Sven Holm
Poul Ørum
Hans Hansen
Benny Andersen
Anders Bodelsen
Ole Henrik Laub
Bent William Rasmussen
Ivan Malinovski
Tove Ditlevsen
Klaus Rifbjerg
Peter Seeberg
Peter Ronild
Grete Gadmar
Frank Mehr
Knud Holst

Verlag Volk und Welt Berlin, 1972, 3. Auflage 1981
Mit einem Nachwort von Alfred Antkowiak

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