Neuguinea - das war noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kaum mehr als ein weißer Fleck auf der Landkarte, auch wenn die Insel in Europa seit dem 16. Jahrhundert bekannt war und immer wieder Händler und Forscher angezogen hatte. Und diese Forscher verstiegen sich zuweilen in die merkwürdigsten Behauptungen. Eine dieser Behauptungen lautete: Die Papuas sind keine vollgültigen Menschen, sie sind bestenfalls als Zwischenglied zwischen diesen und ihren tierischen Vorfahren zu verstehen. Nicht zuletzt um diese Behauptung zu widerlegen, reiste Mikloucho-Miklay 1871 zu den Papuas, hielt sich über ein Jahr lang dort auf und kehrte später noch zweimal hierher zurück. Es waren Reisen in eine andere Welt, Reisen ins Unbekannte, Reisen ins Abenteuer: Wie würden sich die Papuas dem Forscher gegenüber verhalten, der nicht einmal ihre Sprache kannte und lange Zeit brauchte, um wenigstens deren Grundbegriffe kennenzulernen? Würde er den Zugang, den er suchte, finden? Würde er nicht auszuschließende gefährliche Begegnungen mit den Eingeborenen , wie er es sich vorgenommen hatte, ohne Waffen meistern? Würde er schließlich das Ziel, das er sich gestellt hatte, erreichen? Es ist ein langer Weg, den Mikloucho-Maklay zu gehen hat, ein beschwerlicher Weg. Mißtrauen muß überwunden werden, Krankheiten sind zu überstehen, heraufbeschworen durch den tropischen Urwald mit seiner Fieberschwüle - ein Urwald, der sich mit Schlingpflanzen, mit reißenden Bergbächen und mit stürzenden Bäumen gegen den Europäer zu wehren scheint. Immer weitere Erkundungsgänge bringen immer neue Strapazen. Mikloucho-Maklay lernt die Pflanzen- und die Tierwelt kennen, er sammelt und katalogisiert. Und er lernt die Menschen kennen, es gelingt ihm, deren Scheu vor dem Fremden zu brechen. Er findet Freunde, die traurig sind, als er ihr Land verläßt, und die sich freuen, als er zu ihnen zurückkehrt.
Verlag Neues Leben Berlin, 1. Auflage 1986
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