08 Februar 2021

Alexander Abusch: Der Deckname – Memoiren


 Im Februar 1978 begibt sich der Memoirenschreiber nach Essen an der Ruhr, um vor Ort noch einiges über seine Erlebnisse in den Jahren 1928 bis 1930 und 1932/33 zu überprüfen. Unerwartet gelangt er in den Besitz einer Akte von Hitlers Geheimer Staatspolizei (Gestapo), die von Freunden in einem Archiv verwahrt ist. Sie trägt den Titel:

„556 Personalien des politisch in Erscheinung getretenen

Familienname: Abusch

Vorname: Alexander

Deckname: Ernst Reinhardt

Reichsdeutscher, früher Österreicher

KPD-Funktionär und Chef-Redakteur des Ruhrechos“

Die Personenbeschreibung bleibt in der Akte leer… Aber mit 26 Punkten wird er angeklagt, als Kommunist etwas getan zu haben. Bei Punkt 26 war er erst siebenunddreißig Jahre alt – und er hat vorher und nachher immerhin noch einiges mehr getan, als die in Essen auf ihn vergeblich lauernden Mordgesellen damals zu wissen vermochten…

Vor mir auf dem Tisch lag plötzlich in der Form dieser Polizeiakte die erste Hälfte meines Lebens beschrieben, die Fabel, wie ein Kommunist identisch blieb mit seinem Decknamen, selbst wenn er ihn wechselte oder unter seinem legalen Namen lebte und kämpfte… Die neue Konzeption bewirkte, daß ich mich entschloß, dem ersten Band meiner Memoiren den Titel „Der Deckname“ zu geben. In ihm blättere ich weit zurück. Der Fünfundsiebzigjährige steht dem Sechzehn- und Siebzehnjährigen gegenüber; nicht genug: sogar dem Kind in Nürnberg. Meine Erzählweise ist chronologisch, oft mit Zeitraffer, manchmal mit Zeitlupe. Augsburg, München, Jena, die Ruhr und Berlin, der Ural und Mittelasien, die Saar, Paris und Prag, Marseille und Lissabon werden auftauchen. Im zweiten Band „Mit offenem Visier“ wird von der Heimkehr über Meere und Kontinente, von Mexiko, Kamtschatka und wieder Berlin erzählt werden. Doch eine Reise durch die Welt ist mehr als eine Reise um die Erde. Alexander Abusch

Dietz Verlag Berlin, 2. Auflage 1984
Mit 54 Abbildungen
DDR 13,80 M

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