Dresden 1945: Der größte Teil der Stadt liegt in Schutt und Asche. Die Bevölkerung hungert. Es gibt kein Wasser, kein Gas, kein elektrisches Licht. Das Verkehrsnetz ist zerstört; die Brücken liegen im Wasser. Faschisten und kriminelle Elemente nutzen die Situation für ihr verbrecherisches Treiben. Wer sind die Männer und Frauen, die diesem Chaos begegnen, die den Neubeginn wagen? Welches Programm haben sie? Wie gelingt es ihnen, die Dresdner mitzureißen? Der Autor, bekannt durch sein Buch „Verratene Grenadiere“, beantwortet diese Fragen aus eigenem Erleben. Mit einer Gruppe Antifaschisten kehrte er 1945 aus der Sowjetunion zurück und gehörte selbst zu den Aktivisten der ersten Stunde. Als Stadtrat wie als Bürgermeister für die kommunalen Betriebe und das Bauwesen verantwortlich, war er in Dresden unmittelbar an der Überwindung der Kriegsschäden beteiligt. In diesem Erinnerungsbuch vermittelt er einen lebendigen Einblick in die schwere und problemreiche Anfangsperiode unseres sozialistischen Staates. Seine damalige Arbeit führte ihn mit leitenden sowjetischen und deutschen Genossen zusammen, über deren aufopferungsvolle Tätigkeit. er eindrucksvoll berichtet. Er beschreibt, wie unzählige Dresdner Bürger das Leben der Elbestadt wieder in Gang bringen, wie sich in der täglichen Arbeit der Vereinigungsprozeß der beiden Arbeiterparteien vollzieht, wie die deutsch-sowjetische Freundschaft erste Wurzeln schlägt. Ein Buch über einen interessanten Abschnitt jüngster Vergangenheit, ein Buch über die Aktivisten der ersten Stunde.
Buchanfang
Zwei Jahre nach Stalingrad
Wenn ich einmal heimkehre, wird das große Fragen beginnen. Verwandte und Freunde werden von mir wissen wollen, wie es zur Vernichtung der 6. Armee kam und wie aus einem Offizier der deutschen Wehrmacht ein politischer Soldat gegen Hitler werden konnte. Ich werde es ihnen erklären, bis ich die Gewißheit habe, daß sie mich und den Weg verstehen, den ich mit vielen anderen gegangen bin. Und sollte man mich nach weiteren Erlebnissen fragen, werde ich auch von dem einen sprechen, das ich erst gestern hatte, hier im Lager 27/III, an einem Platz, der durch die Eintönigkeit des Tagesablaufs für besondere Geschehnisse an sich denkbar ungeeignet erscheint.
Es ist eine Stunde vor der Mittagssuppe, und ich bin auf dem Wege zur Unterkunft meiner Kameraden. Die ersten Apriltage des Jahres 1945 haben auch vor den Toren Moskaus die Macht des Winters gebrochen. Nur noch Schnee- und Eisreste liegen zwischen den flachen Holzbaracken und erinnern uns an die kalten Monate. Der Frost ist aus dem Boden gekommen und steht in schmutzigen Wasserlachen auf der Lagerstraße. Noch vor vierzehn Tagen stampften wir hier die Kälte aus den erstarrten Beinen, jetzt muß man balancieren, um die brüchig gewordenen Stiefel vor allzuviel Nässe zu bewahren. So bin ich mit tastenden Schritten bis in die Nähe der Baracke I gekommen, als sich das Lagertor links von mir öffnet. Eine Gefangenenkolonne drängt herein. Deutsche sind es, hundertfünfzig bis zweihundert Mann, die von drei Rotarmisten begleitet werden. Junge und alte Soldaten sehe ich, Offiziere und Mannschaften, Mäntel, Pelze und vereinzelt Tarnjacken, ......
Inhalt
Zwei Jahre nach Stalingrad .......... 5
Sechzig Flugkarten liegen bereit .......... 22
Bei der 1. Ukrainischen Front .......... 33
Oberbürgermeister gesucht .......... 48
Der neue Rat .......... 61
Das Doppelquartett .......... 90
Das Wort des Generals Suworow .......... 112
Zement, aber woher? .......... 131
Blaue Uniformen .......... 136
Demokraten und Demokraten .......... 144
Der Aufruf vom 11. Juni .......... 159
Freunde .......... 176
Im Landesmaßstab .......... 194
In Potsdam ist man sich einig .......... 205
Und doch Zement .......... 212
Ein Schlagbaum geht hoch .......... 221
Heimkehr zu mir .......... 231
Gerichtstage .......... 237
In eins nun die Hände! .......... 249
Machtwechsel in der Wirtschaft .......... 268
Das Bekenntnis der neuen Stadt .......... 273
Nachwort .......... 278
Dokumente .......... 281
Militärverlag der DDR, Berlin
1. Auflage 1972
2. Auflage 1975
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