29 Oktober 2025

Tatmotiv Angst (1976) / Ich bitte nicht um Verzeihung (1984)

Barbara Neuhaus (29. Oktober 1924 - 28. Februar 2007) schrieb eine ganze Reihe von Kriminalromanen, von denen einige in der DDR-Reihe "DIE – Delikte Indizien Ermittlungen" erschienen. Zudem schrieb sie für den Hörfunk Kriminalhörspiele und für die vom Rundfunk der DDR ausgestrahlte langlebige Familienserie "Neumann, 2x klingeln".

Tatmotiv Angst (1976) / Ich bitte nicht um Verzeihung (1984)

Buchinfo

Tatmotiv Angst
Die Vermißtenanzeige scheint Leutnant Grimmer nicht begründet. Er kennt Doris Kubascha seit langem; sie war immer sprunghaft, dickschädelig und irgendwie schwierig. Sie wird sich wieder einfinden. Grimmer, ABV von Hainshof, muß seine Augen jetzt überall haben: Das Dorf wird geräumt, es macht einem Braunkohlentagebau Platz. Als er im Staub des verwaisten Gasthofsaales ganz unbegreifliche Spuren und ein beklemmendes Indiz entdeckt, verständigt er die MUK, hofft aber noch, daß sich der Fund als harmlos erweisen könnte. Doch die Untersuchungsergebnisse sind eindeutig. Doris Kubascha ist ermordet worden.

Ich bitte nicht um Verzeihung
Eva Bertram, Ehefrau und Mutter von drei Kindern, ist auf die schiefe Bahn geraten. Weder die Ihren noch Außenstehende können das Unmögliche begreifen. Sie, deren Leben sich zwischen Kindern und Küche unauffällig abspielte, sitzt wegen verbrecherischen Diebstahls auf der Anklagebank.
Kleptomanie, das ist der Strohhalm, an den sich ihr Mann klammert, damit wäre alles zu erklären...
Doch das ärztliche Gutachten läßt keinen Zweifel aufkommen. Die Angeklagte ist gesund und für ihre Verfehlungen verantwortlich. Hier beginnt die eigentliche Geschichte. Die Geschichte einer Frau, die in der Strafanstalt anfängt, über sich und ihre Familie nachzudenken, und die nur allmählich begreift, daß es für ihr Versagen noch andere Ursachen als die eigene Unzulänglichkeit gibt.
 

28 Oktober 2025

Marianne Bruns: Die Lichtung – Erzählungen aus neun Jahrhunderten

Cover 5. bis 7. Auflage / Ausgewählte Werke
Klappentext:
Vom Jahre 1150 – als noch menschenleerer Urwald das Bergland zwischen Sachsen und Böhmen bis nach Pirna hinab bedeckte – bis in unsere Zeit führt Marianne Bruns den Leser. Sie läßt uns die Schicksale von Menschen jener Gegend miterleben: Das Land wird besiedelt; die Hussiten brechen ein; mit den großen Silberfunden entbrennt der erste Streik; im 30jährigen Krieg rauben und morden die Schweden; immer sprengen Jagdzüge durch das Dickicht und über die Felder; die verschwenderischen Machtkämpfe August des Starken und seiner Mätressen wirken sich bis in Dörfer und Wälder aus; Napoleons Marschall verliert eine entscheidende Schlacht; Revolutionäre flüchten über die Grenze; Geschäfte werden getätigt; das Sozialistengesetz knebelt den kleinen Mann; Hitler bedroht und vernichtet Leben und Liebe; Bauern von heute gründen ihre Genossenschaften.
Immer geht es hier um Menschen, wie sie leidend, liebend, aufbegehrend und kämpfend ihre Einzelschicksale zu bestehen suchen und damit bewußt oder unbewußt auch das allgemeine Menschenschicksal mitgestalten. Lebensfülle und Spannkraft dieses Buches werden jeden Leser fesseln und zugleich sein historisches Wissen vertiefen.

Buchanfang:
Ein Abschied fürs Leben.
Der Lokator, der die Franken angeworben hatte, im Gau Daziane zu siedeln, gab das Zeichen, und sie brachen auf.
Zur Seite des ersten Wagens, der unter seiner derben Plane Vorräte, Saatgut und Hausrat barg, schritt eine sehr junge Frau. Sie hatte unter ihren vielen Kleidern kräftige, gerade Schultern, ein breites Becken, Beine und Hüften aus festem Fleisch und unter der Weiberhaube armstarke Zöpfe.
Sie lachte. Sie lachte auch, als sie an einem Burschen vorüberkam, der hinter dem Wegkreuz stand und ihr den Rücken kehrte, um ihr später nachzublicken. Wer nicht weinen will, muß lachen können.
Auch ihr Mann war jung und stark: jüngster Sohn aus einem Hofe, der ohne Schaden nicht mehr geteilt werden konnte. Von seinen sechs Brüdern waren zwei mit dem Kaiser auf dem Wege nach Jerusalem. Ihm, dem Jüngsten, hatte der Vater das stärkste Mädchen im Dorfe erworben. Sie hatte einen Ochsen eingebracht, Kleinvieh, Leinen, Wolle und Hausrat. Der Sohn war zufrieden.
Es war bestimmt worden, daß sie siedeln sollten. Weit weg. In einem Wald an der Grenze, wo Böhmen lag. Es war ihm recht.
Zwölf Wagen krochen langsam, von Ochsen gezogen, über Straßen, in denen Steine lagen und Löcher sich breiteten. Es wurde oft haltgemacht. Das Vieh mußte weiden, eine Frau gebar, Zoll mußte entrichtet werden, ein Wagen fiel um, eine bewaffnete Begleitung wurde angeworben und später entlassen. Entlaufene Kriegsknechte, die einen Überfall versuchten, wurden in die Flucht geschlagen.
Bei diesen Kämpfen zeigte sich, daß es dem jungen Bauern Heribert zwar an Zornmut und Körperstärke nicht fehlte, aber daß er im Waffenhandwerk weniger geschickt war als mit Pflug und Axt.
Er war es, der schon beim Auszug gefragt hatte, ob man werde Wein bauen können, dort, im fernen Lande Daziane. Es kommt auf euch an, sagte der Lokator, warum nicht! Als der Wein im Schlauch zur Neige ging, fragte er dringlicher: Werden wir Wein bauen? Mäßige Berge, sagst du, breiten sich. Es wird Südhänge geben... Erst rodet! war die Antwort.
Die Welt, durch die sie zogen, war sehr weit, sehr geräumig: viel ausgedehnter, als irgendein Mensch in der Heimat es sich vorstellen konnte. Warum nicht bleiben, wo die Wiesen fett sind?
Aber alles Land war schon vergeben: Klosterland, Königsland, Herrenland, Bauernland. Bestellt oder brach – alles Land eignete irgendwem und wäre verteidigt worden, hätte man es besiedelt.
Nach Wein fragte der Bauer nicht mehr, als sie ankamen in ihrer künftigen Heimat. Da war keine Sonne für Wein; da war kein Platz für Wein, heut nicht und nicht in den Jahren zwischen heut und dem Grabe.

Inhalt:
Die Lichtung im Urwald .. .. .. 5
Die Hilflosen .. .. .. 19
Stadt ohne Kinder .. .. .. 31
Der verlorene Sohn .. .. .. 57
Berggenossen .. .. .. 67
Die drei Versuchungen .. .. .. 81
Kein Halali .. .. .. 99
Lastträger .. .. .. 105
Schuldner der Gräfin Cosel .. .. .. 121
Der Dragoner mit dem Sprung .. .. .. 145
Die Sängerin und der Kammerdiener .. .. .. 163
Das verlassene Dorf .. .. .. 195
Tuffeln? .. .. .. 201
Brief aus der Verbannung .. .. .. 209
Sturmnächte .. .. .. 231
Auf dem Wege .. .. .. 267
Geschäfte .. .. .. 287
Der Kleine und der Große .. .. .. 295
Rote Schuhe .. .. .. 331
Über die Grenze .. .. .. 353
Liebe in dieser Zeit .. .. .. 371
Unser Land .. .. .. 391
Besuch .. .. .. 403
Das Bündnis .. .. .. 421
Nachbemerkung .. .. .. 447

** Schutzumschlag: Klaus Nitsch
** Illustration: Susanne Tischewski

Cover 1. bis 4. Auflage

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig

1. Auflage 1965 *
2. Auflage 1967 *
3. Auflage 1972 *
4. Auflage 1977*
5. Auflage 1980 **
6. Auflage 1983 **
7. Auflage 1987 **

*Einzelausgabe
**Ausgewählte Werke | Herausgeber Gerd Noglik

26 Oktober 2025

Ulrich Plenzdorf: Gutenachtgeschichte

Klappentext:
Was eine Gutenachtgeschichte ist?
Ja, wer weiß das schon?
Gutenachtgeschichten liest man Kindern vor, soviel steht fest. Hier steht gar nichts fest! Denn es ist ja doch sehr die Frage, ob eine gute Gutenachtgeschichte nun langweilig oder spannend zu sein hat. Adressiert jedenfalls ist diese Geschichte an solche, die bisweilen eine Gutenachtgeschichte vorlesen sollen. Kinder- und Erwachsenenwelt liegen hier sehr dicht beieinander: Ulrich Plenzdorf gibt den Blick frei auf diese Nahtstelle.

Buchanfang:
Seid ihr alle da, dann schreit mal alle ja, aber schreit nicht so laut, denn dies ist eine Gutenachtgeschichte, und ihr müßt im Bett liegen, und im Bett schreit man nicht.
Wißt ihr, was eine Gutenachtgeschichte ist? Ich auch nicht. Wißt ihr, wie eine Gutenachtgeschichte geschrieben wird? Ich auch nicht.
Es hat mir auch keiner sagen können. Es hat mich nur einer eines Tages angerufen und mich gefragt, ob ich nicht eine Gutenachtgeschichte schreiben will, und ich habe gesagt: Okay, geht in Ordnung, läuft, geht seinen Gang, ich schreibe eine Gutenachtgeschichte. Geschichtenschreiben ist schließlich mein Beruf, aber Moment mal, was ist denn das, eine Gutenachtgeschichte? Da hat er mich groß angesehen und gesagt: Tut mir leid, das müssen Sie schon wissen, Sie sind doch von Beruf Geschichtenschreiber, oder was? Da sah ich blaß aus, obwohl er das nicht sehen konnte. Richtig, am Telefon kann man nicht sehen. Folglich konnte der Mann mich auch nicht groß ansehen, und folglich habe ich gesponnen. Das hat aber ziemlich lange gedauert, bis ihr daraufgekommen seid.
Um das gleich zu sagen, wenn ihr mir auf die Schliche kommen wollt, müßt ihr etwas früher aufstehen! ......

Illustration, Schutzumschlag, Einbandgestaltung: Rolf Köhler

Hinstorff Verlag, Rostock
1. Auflage 1984
2. Auflage 1984
3. Auflage 1985
4. Auflage 1988

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2010 erschien im Hinstorff Verlag, Rostock eine Neuauflage

Klappentext:
Es ist doch wohl logisch, dass eine gute Gutenachtgeschichte langweilig sein muss, wenn sie ihren Zweck erfüllen soll. Kein Mensch kann bei einer spannenden oder aufregenden oder lehrreichen Geschichte einschlafen, folglich auch kein Kind. Gerade bei einer lehrreichen Geschichte kann man einschlafen, sagt Ihr Das möchte ich nicht gehört haben!' Da erzählt einer eine Geschichte, die im Grunde gar keine Geschichte ist - und erzählt doch eine. Warum er nämlich keine Geschichte erzählt, diese Geschichte erzählt er. Und wer jetzt verwirrt ist, sollte sie einfach lesen, die Geschichte, die eigentlich keine Geschichte, und doch eine Geschichte voller Geschichten ist.

Illustration und Einband: Stefanie Harjes

1. Auflage 2010

23 Oktober 2025

Ade nun zur guten Nacht – Abend- und Gute-Nacht-Lieder mit Geschichten zur Nacht

Vorwort
Wie oft noch zum Abend, vor dem Schlafengehen oder am Bett des Kindes ein Lied zur Nacht gesungen oder eine kleine Geschichte erzählt wird, vermag wohl niemand zu sagen.
Daß das Abend- und Gute-Nacht-Lied wieder mehr gepflegt wird, soll durch die Herausgabe dieser Edition angeregt werden.
Es kam uns bei der Zusammenstellung darauf an, die Abend- und Wiegenlieder aus mehr als drei Jahrhunderten auszuwählen; Lieder, die sich durch die Schönheit der Sprache und Melodie auszeichnen. Darunter ist sehr altes, lebendig gebliebenes Liedgut wie «Wer hat die schönsten Schäfchen?», «Die Blümelein, sie schlafen» u.a. zu finden. Und es sind Lieder dabei, die es wert sind, wieder belebt zu werden. Gleichbedeutend neben den Liedern der Vergangenheit stehen die Melodien zeitgenössischer Komponisten. Die Thematik ist so vielfältig wie die Abend- und Nachtstimmungen, wie die Gedanken und Gefühle der Menschen aus vielen Generationen sind. Sei es das Naturerlebnis im «Über allen Gipfeln ist Ruh'», die Liebe zwischen Mutter und Kind im «Mein Kind ist nun zur Ruh' gebracht» oder der Gute-Nacht-Wunsch in «Gute Nacht, Kinder!».
Einige Gute-Nacht-Geschichten sind ergänzend zum Liedgut aufgenommen. Um die Erlebniswelt unserer Kinder zu bereichern, schuf die Grafikerin Renate Totzke-Israel die thematisch bezogenen reizvollen Farbzeichnungen.
Von leicht bis mittelschwer sind die Klaviersätze angelegt, die in gut sangbaren Tonarten stehen. Gleichzeitig entspricht die Melodiestimme der Singstimme. Ebenso kann die Melodie auf einem C-Instrument (Blockflöte, Violine u. a.) mitgespielt werden. Das Klavier übernimmt dann die Begleitfunktion. Die Abend- und Gute-Nacht-Lieder können schon von Kindern ab dem 4. Lebensjahr mitgesungen werden. Das Kind soll mitsingen, zuhören und auch neue Lieder erlernen. Für Schulkinder der oberen Klassen sind dem Alter entsprechende Lieder und Kanons enthalten. Natürlich eignet sich die Sammlung zum Vorspielen und Vorsingen durch Eltern oder Erzieher. Überhaupt sollte das abendliche Singen wieder zu einer guten Gewohnheit werden. «Ade nun zur guten Nacht» wird dabei ein ständiger Wegbegleiter sein.
Die Herausgeber

Inhalt:
Lieder

Abendlied .. .. .. 7
Ade nun zur guten Nacht .. .. .. 8
Abendlied (Der Mond ist aufgegangen) .. .. .. 10
Abendlied (Über allen Gipfeln ist Ruh') .. .. .. 12
Abendgesang auf der Flur .. .. .. 14
Kein schöner Land .. .. .. 15
Das Lied vom Monde (Wer hat die schönsten Schäfchen?) .. .. .. 16
Abend wird es wieder .. .. .. 18
Schlaf, mein Kindchen .. .. .. 19
Ich hab' mir mein Kind'l fein schlafen gelegt .. .. .. 20
Puppenwiegenlied (Schlaf, Püppchen, schlaf) .. .. .. 22
Der Sandmann ist da .. .. .. 25
Kindlein mein .. .. .. 26
Wiegenlied (Schlaf, Kindchen, schlaf) .. .. .. 28
Schlaf, Kindchen, balde .. .. .. 30
Schlafe, mein Püppelein .. .. .. 32
Sandmännchen (Die Blümelein, sie schlafen) .. .. .. 34
Wiegenlied (Schlafe, mein Prinzchen) .. .. .. 36
Guten Abend, gut' Nacht .. .. .. 38
Sandmann, lieber Sandmann .. .. .. 44
Mutti, nur noch fünf Minuten .. .. .. 46
Pitti-Platsch-Schlaflied .. .. .. 47
Jeden Abend nach dem Essen .. .. .. 48
Traumliedchen vom Mond .. .. .. 50
Kinderlied vom Trecker .. .. .. 51
Es war ein kleiner Teddybär .. .. .. 52
Gute Nacht, Kinder (Leka noscht, deza) .. .. .. 54
Der Mond ist krank .. .. .. 56
Strampelchen (Still, wie still) .. .. .. 58
Zwei Augen, Nase, Mund .. .. .. 60
Wiegenlied (Ljultschina pessen) .. .. .. 62
Zwischen acht und Mitternacht .. .. .. 63
Schlaflied für mein Schaf .. .. .. 64
Schlafe, Entlein .. .. .. 66
Puppenschlaflied .. .. .. 67
Schlaf, mein liebes, kleines Kindchen .. .. .. 68
An der Wiege (Nad ljulkata) .. .. .. 70
Seht, meine Kindlein schlafen schon .. .. .. 71
Der Abend deckt sein blaues Tuch .. .. .. 76
Wolln heimgehn .. .. .. 78
Abendlied (Die Sonne geht vor die Stadt) .. .. .. 80
Der Abend (Wječor) .. .. .. 82
Abendlied (Schlaf in guter Ruh') .. .. .. 83
Abendlied (Nun trabt der Wolkenschimmel) .. .. .. 84
Meine Augen sind schon müde .. .. .. 86
Auf dem Turm der Gockelhahn.. .. ..  88
Leise, Wind, blase leise .. .. .. 90
Schlafe, schlafe .. .. .. 91
Wiegenlied (Mond steht überm Walde) .. .. .. 92
Schlaflied (Wo schlafen die Hasen?) .. .. .. 94
Gute Nacht (Siehst du den Mond dort am Himmel stehn?) .. .. .. 100
Lagerfeuerlied (Löscht das letzte Lagerfeuer) .. .. .. 102
Neigt der Tag sich .. .. .. 105
Eines milden Abends Bläue .. .. .. 106
Es wird ganz stille in jedem Haus .. .. .. 108
Als der Mond spazieren ging .. .. .. 110
Traumschimmel .. .. .. 112
Wiegenlied (Mein Kind ist nun zur Ruh' gebracht) .. .. .. 114
Schlaf, Kindlein, du .. .. .. 116
Einer Mutter Schwur .. .. .. 118
Kanons
Abendkanon .. .. .. 120
Sonne schlafen geht .. .. .. 120
Vollmond .. .. .. 120
Das Lagerfeuer (Lagernijat ogyn) .. .. .. 121
Schlaf, Kindlein, schlaf .. .. .. 121
Gute Nacht .. .. .. 122
Zum Beschluß .. .. .. 122
Geschichten
Warum die Nacht schwarz ist .. .. .. 40
Die nächtliche Reise .. .. .. 41
Die Sterne .. .. .. 42
Der Tag und die Nacht .. .. .. 72
Vom Matthias, der gar nicht müde ist .. .. .. 74
Das Traummärchen .. .. .. 96
Sally Palme .. .. .. 98
Das weiße Sternchen .. .. .. 123

Zusammengestellt und herausgegeben von Renate Trimolt und Werner Gorges
Illustriert von Renate Totzke-Israel
Gestaltet von Frank Schneider


Lied der Zeit, Musikverlag, Berlin
1. Auflage 1989

Manfred Jendryschik: Jo, mitten im Paradies. Geschichten einer Kindheit

Klappentext:
Drei Jahre Geschichten von Jo, dem Kind im Nachkrieg. Er lebt klug-empfindlich, dem Geschehen in seiner Umwelt folgend. Er stellt sich Proben oder beobachtet auch nur. Das Blickfeld füllt sich mit Gestalten, denen er sich zugesellt oder denen er sich entzieht. Da ist der Onkel, der Besitzer des "Paradieses" mit den Äpfeln, und der Vater, der die Welt nicht mehr versteht. Da sind die "Tscherkessen", die gegen die Faschisten zu Felde ziehen, jetzt schon im Spiel, und die Hebamme Koslowski, die durch eine Trümmerwelt schreitet, bis zum Ende. Da brennen Totenkerzen, und das Kind nimmt's wörtlich wie dereinst der kleine Simplicius und findet Wahrheit. Es gibt auch Krisen, da ihn die Sonne sticht und er Fingernägel knabbert und auf dem Friedhof nur vorsichtig schnieft. Doch da sind die Mutproben im Angesicht der anderen: in einem Milanhorst findet er nicht Eier, sondern Jungvögel. Überhaupt, der Junge muß ein Mann werden und Mensch.
Ein Band psychologisch genau pointierter Geschichten vor einem großen Hintergrund. Eine von ihnen reflektiert das damalige Erleben schon im Bewußtsein des Erwachsenen.

Inhalt:
AUSBLICKE .. .. .. 7
Was haben sie nui aus uns gemacht? .. .. .. 7
Ausblicke .. .. .. 9
Mitten unter der Sonne .. .. .. 18
Das Flugzeug im Sand .. .. .. 23
Die Soldaten .. .. .. 29
Der verbotene Garten .. .. .. 35
TSCHERKESSEN .. .. .. 41
Nein, gefährlich sind die Raubvögel nicht .. .. .. 41
Die Zigeunerin .. .. .. 43
Gitter .. .. .. 49
Mitten im September .. .. .. 53
Tscherkessen .. .. .. 62
Suche .. .. .. 70
Briefmarken aus Kuibyschew .. .. .. 76
Aufstieg .. .. .. 82
Nachtigallenfang .. .. .. 86
JO IM PARADIES .. .. .. 91
Das ist nun mein kleines Paradies geworden .. .. .. 91
Nach jeder Bescherung .. .. .. 93
Der Reichsbahnoberinspektor .. .. .. 97
Die Tauben .. .. .. 102
Paradies, links vom Ufer I .. .. .. 108
Paradies, links vom Ufer II .. .. .. 116
DIE INSEL, AUS TRÄUMEN GEBOREN .. .. .. 123
Und wer macht nun die Kinder? .. .. .. 123
Der Vorgang 125
Die Autofahrt .. .. .. 130
Akazienhochzeit .. .. .. 137
Verteidigungen .. .. .. 146
Das Tier im Wald .. .. .. 150
Vater und Mutter .. .. .. 154
DENK-MAL .. .. .. 159
Einmal erzählte der Vater .. .. .. 159
Die Vereinigung und ich .. .. .. 161
Paradies, links vom Ufer III .. .. .. 167
Denk-Mal .. .. .. 176
Periodicum II .. .. .. 182
AUF WIEDERSEHEN, GUTEN TAG .. .. .. 187
Einmal, erzählte der Vater .. .. .. 187
Der Sieg .. .. .. 189
Wasserfahrt .. .. .. 195
Aufbruch .. .. .. 201
Auf der Suche nach Anton .. .. .. 207

Illustrationen: Armin Münch
Schutzumschlag und Einband: Lothar Reher

VEB Hinstorff Verlag, Rostock
1. Auflage 1974
2. Auflage 1975
 

21 Oktober 2025

Gerhard Schultze-Pfaelzer: Kampf um den Kopf

Klappentext:
Ein Prozeß im Sommer 1944 vor dem Nazi-«Volksgerichtshof», der Gegenspieler des Hauptangeklagten ist der oberste Blutrichter Freisler diese spannungsgeladene Szene eröffnet den Erlebnisbericht Gerhard Schultze-Pfaelzers über seine Haftzeit in Gestapogefängnissen von 1943 bis 1945. Die braunen Machthaber wollen ihn und seine Mitstreiter aufs Schafott bringen. Weshalb? Der ehemalige Starjournalist im erzreaktionären Pressekonzern Hugenbergs hat durch die Konfrontation mit brutaler Barbarei das Verbrechen des faschistischen Krieges erfahren, er entwirft gegen das Hitlerregime gerichtete Umsturzpläne. Verrat bringt ihn und seine Freunde vor die Schranken dieses Gerichts, dessen Anklage auf Hoch- und Landesverrat lautet. Es geht um den Kopf. Gerhard Schultze-Pfaelzer steht zu seinem antifaschistischen Handeln. Eine geschickt genutzte Lücke in der Todesbürokratie ermöglicht das Überleben. In erregender Darstellung erleben wir diesen Kampf, der auch Zeugnis ablegt von historischen Vorgängen, so ein Zusammentreffen im Zuchthaus mit Beteiligten am fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli 1944. Der gleich nach der Befreiung verfaßte und 1948 erstmalig erschienene Erlebnisbericht des Autors ist für den heutigen Leser ein aufschlußreiches Zeitdokument.

Widmung:
Meiner Frau und Mitgefangenen
Marie Schultze-Pfaelzer
geb. von Kleist
zu ihrem ersten Geburtstag
in der neuen Freiheit
Geschrieben:
Juni 1945 bis Mai 1946
in Bayreuth und Berlin


Schutzumschlag: Gerhard Medoch
Mit einem Nachwort von Dr. Klaus Drobisch
Lizenz des A. Weichert-Verlages, Hannover

Verlag der Nation, Berlin
1. Auflage 1977

18 Oktober 2025

Saul Bellow: Der Regenkönig

Klappentext:
Eugen Henderson, der Held und Ich-Erzähler dieses tragikomischen und sich in brillanten Einfällen überstürzenden Romans, befindet sich in einem Dilemma, das schwer zu lösen ist. Mit allen irdischen Gütern gesegnet, verheiratet mit einer hübschen Frau, Vater einer erklecklichen Zahl von Kindern, hat er sich vom Menschen entfernt und dürstet nach einem sinnvollen Leben. »Als ich aus dem Krieg zurückkehrte«, so bekennt er, »hatte ich vor, Schweinezüchter zu werden, und das veranschaulicht, was ich vom Leben im allgemeinen hielt.« Wie alles, was der robuste Millionär anpackt, gedeiht ihm auch die Schweinezucht, auf die er sich genauso vehement stürzt wie auf das Geigenspiel. Doch weder die einträgliche Viehzucht noch das Spiel auf einem Instrument, das in seinen riesigen Händen zerbrechlich wirkt, befriedigt ihn. Henderson beginnt, gegen seine mit pragmatischen Vorstellungen belastete Umwelt und gegen seine Gewohnheiten, Vorurteile, gegen die eigene Seele zu randalieren. Diesem heillosen Durcheinander ist er auf die Dauer nicht gewachsen. Sein gequälter Schrei »Ich darbe!« wird immer drängender, seine Sehnsucht wird zum alles beherrschenden Element, das leitmotivartig auch durch dieses Buch zieht. Der Lebensüberdruß, der Ekel vor dem amerikanischen Alltag treibt ihn nach Afrika, das bei Bellow keine reale Welt ist, vielmehr eine Art imaginärer pädagogischer Provinz, welcher der anthropologisch geschulte Autor einige realistische Züge verleiht. Ihre Funktion im Roman ist die eines Zauberberges, wo der Held neuen Eindrücken ausgesetzt wird und eine Wandlung erfährt. Beim friedlichen Arnewi-Stamm versagt Henderson und treibt ihn ungewollt in noch tieferes Elend. Bei den Wariri findet er in dem jungen König Dahfu einen Freund, der ihn mit fast burlesk zu nennenden Mitteln zu sich selber zurückführt. Hendersons erste konstruktive Tat im Leben ist die Teilnahme an den rituellen Feierlichkeiten, die den Regen herbeizaubern sollen. Er bewegt die zentnerschwere Statue der Regengöttin und wird zum Sungo, zum Regenkönig, ernannt. Und dann schließt er Freundschaft mit Dahfus Löwin; denn er soll, wie sein hochgebildeter Berater ironisch erklärt, erst über das Tierische das Menschliche neu entdecken. Dahfus kuriose pädagogische Bemühungen sind erfolgreich, Henderson kehrt mit dem festen Entschluß nach Amerika zurück, ein tätiges Leben zu führen und Medizin. zu studieren. In seiner Begleitung befinden sich ein Löwenbaby und ein persischer Waisenjunge. Auf einem schneeverwehten Flugplatz des amerikanischen Kontinents hält der hünenhafte Mann das Kind auf dem Arm und läuft, trunken vor Glück, durch den Schnee.
Bellows anspruchsvolles Buch vereint Elemente des Schelmenromans, des Entwicklungsromans und des Reiseromans. Die Prosa strotzt vor Ironie, Parodie, Witz und bizarren Gedanken, sie ist durchdrungen von philosophischen Erörterungen, eigenwilligen Symbolen und schwierigen Metaphern, die der literarischen Darstellung einer für den heutigen Amerikaner entscheidenden Problematik untergeordnet sind: der Suche nach dem Sinn des Lebens. Die individualistische Spiegelung amerikanischer Gegenwart durch das Bewußtsein einer Romangestalt entfernt sich nur scheinbar von der Wirklichkeit, wenngleich die Einengung des Blickfeldes bei Bellow genau wie bei anderen modernen amerikanischen Autoren deutlich wird. Trotz der Verschlüsselung, der auch die weitverzweigte Symbolik dient, kommt die humanistische Aussage stark und überzeugend zur Geltung. Bellow geht es letztlich um die Situation des Menschen in der modernen bürgerlichen Gesellschaft. Wenn die mit den Zügen des Anti-Helden ausgestattete Zentralgestalt am Ende ihres Weges feststellt: »Ich bin jetzt in dem Alter, in dem ich menschliche Stimmen und menschliche Intelligenz brauche. Das ist das einzige, was einem noch bleibt. Güte und Liebe«, so wird damit unterstrichen, daß seine Suche nach außen und nicht nach innen gerichtet ist. Hendersons Schlaf ist gesprengt, er ist zu sich selber gekommen und wird zu den »anderen« finden. »Der Dialog«, so schrieb der Erzähler Bellow, »nicht der Monolog ist die Grundlage des zivilisierten Lebens.« Diese entscheidende Erkenntnis liegt nicht nur dem Buch über Eugen Henderson zugrunde, sondern auch den anderen Prosawerken Bellows. Von diesem bedeutenden Romancier der amerikanischen Gegenwartsliteratur als literarische Monologe formuliert, sind sie ein Weg vom Monolog zum Gespräch.

Saul Bellow, 1915 in Lachine, Kanada, als Sohn russischer Einwanderer geboren, lebt seit 1924 in Chikago. Er studierte Anthropologie, Soziologie, Literaturwissenschaften an der Universität von Chikago und an der Northwestern University. Er war als Lehrer, Hochschuldozent und Professor tätig. 1944 erschien sein erster Roman, »Dangling Man«. Es folgten die Romane »Das Opfer« (1947), »Die Abenteuer des Augie March« (1953, National Book Award), »Das Geschäft des Lebens« (1956), »Der Regenkönig« (1959), »Herzog« (1964, National Book Award) sowie das Drama »The Last Analysis« (1964), Kurzgeschichten und Essays.

Titel der Originalausgabe: HENDERSON THE RAIN KING
Deutsch von Herbert A. Frenzel

Schutzumschlag, Einbandentwurf: Heidrun Hegewald

Verlag Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1966
2. Auflage 1976
3. Auflage 1984

04 Oktober 2025

Helga Stötzer: Hier spricht Berlin

Buchbeginn

"Volltreffer!", schreit der Junge und reißt begeistert die Arme hoch, so, als stünde er wieder in der Pause auf einer der hintersten Schulbänke, wenn nach wohlgezieltem Wurf der nasse Schwamm inmitten langer Zahlenkolonnen von Geschichtsdaten an der Wandtafel gelandet war. "Volltreffer!, will er noch einmal rufen, aber da haben die Flugzeuge neben der Maschine, die mit schwarzer Rauchfahne abtrudelt, schon die Bomben ausgeklinkt, um die Geschütze der Flakbatterie zum Schweigen zu bringen. Ein Splitter fährt ihm in den Hals. Er taumelt hilflos, stürzt. Langsam verrinnt das Leben des Flakoberhelfers Peter Öser.
Seinen Kameraden Horst Baumert packt das Grauen, lähmt das Entsetzen! Er steht, starrt, preisgegeben dem ringsum dröhnend berstenden Tod. Doch es ist eine lebendige, warme Hand, die er jetzt im Nacken fühlt, die ihn zu Boden reißt und in die schützende Erde des Wallgevierts drückt. So nahe ist der andere ihm, daß er außer dem eigenen flatternden Puls dessen kräftige Herzschläge spürt. Die Angst des Jungen löst sich in kindlichem Weinen.
 

Militärverlag der DDR
1. Auflage 1972
Umschlag: Harri Förster 
Reihe: Tatsachen 131 
 

02 Oktober 2025

Helga Schütz: Das Erdbeben bei Sangerhausen und andere Geschichten (1972)

Helga Schütz (2. Oktober 1937 geb.) arbeitete seit 1962 als freie Drehbuchautorin für die DEFA, anfangs vorwiegend im Dokumentarfilmbereich. Vereinzelt führte sie auch selbst Regie. In den 1970er-Jahren schreibt sie auch Prosa, in der sie teils eigene Kindheits- und Jugenderlebnisse in poetisch verfremdeter Form wiedergibt.


Buchinfo

Wenn erzählt wird, daß Kinder in einem Schloß wohnen, einem Bauwerk mit Türmen, Hallen, Portalen, Säulen, Salons und bunttapezierten Boudoirs, dann fühlt man sich an die Welt des Märchens erinnert. Wenn Brautleute im Pferdeschlitten zur Dorfkirche fahren und danach zum tanzumrahmten Festessen in der Kneipe, dann denkt man an Fröhlichkeit, Hochzeitsnacht und tränenfreudige Elterneintracht. Ein Erdbeben bei Sangerhausen freilich löst Verwunderung aus: in der Südsee vielleicht oder in Kleinasien! Indessen: Die Erde hat wirklich gebebt, wie bezeugt wird, die Kinder im Schloß sind keine Märchenfiguren, und die Hochzeitsfeier endet mit Zank und Streit und einem Toten...

Abseits also von Phantasterei, doch mit Phantasie und Sinn für poetische Details weiß Helga Schütz diese acht Geschichten zu präsentieren; es ist das zweite Buch einer Autorin, die schon mit dem Erstling "Vorgeschichten oder Schöne Gegend Probstein" ihr Talent unter Beweis stellte.


Leseprobe

Kannst du dir vorstellen, der Postfritze hat von nichts was gewußt. Er hatte heute morgen für Herrn Heinrich einen Brief und ist dort mit seinem Fahrrad vorgefahren, wie der Postfritze das immer macht, Brief schon in der Hand und Gedanken immer schon ganz woanders. Er steigt ab, lehnt das Fahrrad an die Kastanie, macht drei Schritte, hat die Hand schon in Briefkastenhöhe, hebt die Augen, rennt drei Schritte zurück und einen Schritt vor. Kein Haus mehr da, keine Türe und kein Briefkasten. Nur noch kaputte Trümmer. Also der hat Augen gemacht, dem blieb vielleicht die Spucke weg, sag ich dir, sagt der Kleine, und den Brief hat er in die Posttasche ins Fach für die nichtzustellbaren gesteckt.

Aufbau-Verlag
1. Auflage 1972
Illustrationen von Günther Lück