"Mehr als alles andere wünschte ich mir einen Kinematographen. Ein Jahr zuvor war ich zum erstenmal im Kino gewesen und hatte einen Film über ein Pferd gesehen, ich glaube, er hieß ,Der schöne Rappe' und war nach einem berühmten Kinderbuch gedreht worden. Der Film lief im Sture-Kino, und wir saßen im ersten Rang in der ersten Reihe. Für mich war es der Anfang. Mich packte ein Fieber, das mich seitdem nie mehr losgelassen hat. Die lautlosen Schatten wenden mir ihre bleichen Gesichter zu und sprechen mit unhörbaren Stimmen mein geheimstes Gefühl an.
Sechzig Jahre sind vergangen, nichts hat sich verändert, es ist das gleiche Fieber."
"Ich kenne die Person nicht, die ich vor vierzig Jahren gewesen bin. Mein Unbehagen ihr gegenüber ist so tief, und die Verdrängungsmechanismen sind so effektiv gewesen, daß ich mir das Bild nur mit Mühe vor Augen führen kann. Nach so langer Zeit sind Photographien von geringem Wert. Sie zeigen lediglich einen maskierten Menschen, der sich verschanzt hat. Wenn ich mich angegriffen fühlte, biß ich zu wie ein ängstlicher Hund. Ich vertraute niemandem, liebte niemanden, vermißte niemanden. Ich war von einer Sexualität besessen, die mich zu ständiger Treulosigkeit und Zwangshandlungen trieb. Ich war ständig geplagt von Begierde, Furcht, Angst und schlechtem Gewissen."
Ingmar Bergman wurde am 14. Juli 1918 in Uppsala geboren. Er wuchs in Stockholm auf, wo sein Vater Pastor einer lutheranischen Gemeinde im Stadtteil Östermalm war. 1937-1940 studierte er Literaturgeschichte und Theaterwissenschaften in Stockholm. Schon während dieser Zeit führte er Regie am Studententheater und an einigen Laienbühnen. 1940 erhielt er die Stelle eines Regieassistenten an der Königlichen Oper. Ab 1943 arbeitete er als Drehbuchautor für Svensk Filmindustri. 1944 wurde "Die Hörige", sein erstes Drehbuch, von Alf Sjöberg verfilmt. Bergman fungierte als Regieassistent. 1946 gab er sein Regiedebüt mit dem Film "Krise". Von diesem Zeitpunkt an trat er immer häufiger als Regisseur seiner eigenen Drehbücher an die Öffentlichkeit. Auf dem Festival von Cannes 1956 gelang ihm mit "Das Lächeln einer Sommernacht" der internationale Durchbruch.
Parallel zur Filmarbeit widmete er sich immer auch dem Theater. 1944 übernahm er die Leitung des Stadttheaters in Helsingborg. 1946 wurde er als Regisseur an das Stadttheater von Göteborg berufen, das damals das beste Ensemble des Landes hatte. Hier inszenierte er auch zwei eigene Stücke. 1953-1960 war er als Regisseur am Stadttheater in Malmö tätig. Von dort aus ging er ans Königliche Schauspielhaus in Stockholm, wo er von 1963 bis 1966 die Intendanz innehatte. Im Januar 1976, mitten in den Proben zu Strindbergs "Todestanz", wurde Bergman wegen angeblicher Steuerhinterziehung zum Verhör geholt. Aus Protest gegen die demütigende Handhabung der Angelegenheit verließ er Schweden und ging schließlich ans Residenztheater in München. 1984 kehrte er nach Schweden zurück, wo er weiterhin am Königlichen Schauspielhaus inszeniert.
Verlag Volk und Welt Berlin, 1. Auflage 1988
Aus dem Schwedischen von Hans-Joachim Maass
Bücher und Schriftsteller, die in der DDR gelesen wurden. Schaut bitte nicht nur danach, ob hier jeden Tag Beiträge auflaufen, nutzt diesen Blog auch wie ein Lexikon. Er ist ein Langzeitprojekt, da ist es sicherlich verständlich, wenn zwischendurch immer mal wieder pausiert wird. Sei es, um nicht die Lust daran zu verlieren, aber auch, weil die Beiträge auch regelmäßig vorbereitet werden müssen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Stöbern und Erinnern oder neu entdecken.
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