04 November 2025

Ilse Korn (Hrsg.): Königin im Leinenkleid – 34 Märchen von den klugen und liebenswerten Frauen

Buchanfang:
Königin im Leinenkleid
Ein Märchen aus Vietnam
Auf einer kleinen Insel oberhalb des Mekong-Deltas lebte vor langer Zeit der Fischer Ha-Thi-Trinh mit seiner Familie. Er war bitter arm wie alle Inselbewohner und war doch einer der fleißigsten. Lange bevor der erste Sonnenstrahl seinen hellen Finger auf das graue Meer legte, machte er mit seinem unverheirateten Bruder und seinem Sohn das Boot fertig, um mit den anderen Fischern zum Fang auszufahren. Hatte es lohnende Beute gegeben, segelten sie zum Festland hinüber und verkauften die Fische. Doch meistens war ihre Mühe vergeblich, und der Erlös lohnte nicht den weiten Weg.
„Die Sonne steht schon hoch, wir haben am frühen Morgen bei unseren Fischern gekauft“, sagten die Frauen der Stadt. Die Inselfischer verdroß es, daß die Fischer vom Festland ihnen immer zuvorkamen, doch konnten sie daran nichts ändern.
Ha-Thi-Trinhs Frau war im letzten Jahr gestorben. Das harte Klima und die schwere Arbeit auf dem steinigen Boden der Insel hatten ihre Kräfte vorzeitig erschöpft.
Oft blickte Ha-Thi-Trinh auf seine Tochter Ha-Tien, die mit ihren sechzehn Jahren das ganze Ebenbild der Mutter war. Würde sie dem Plan zustimmen, den er seit langem erwog?
Tages sprach er zu ihr: „Höre, meine Taube, ich will mit deinem Bruder Pham-Dong und unserem Oheim fortfahren, um Land zu suchen, auf dem wir als Bauern leben können, ohne zu hungern. Der Fischfang, den wir seit Jahren betreiben, hat uns immer ärmer gemacht. Noch habe ich Kraft in den Armen und könnte ein neues Leben beginnen. Hier ist ein großer Sack Reis, er reicht für einige Monate. Mit dem, was unser Garten einbringt, wird er dich ernähren, bis ich komme, um dich zu holen.“
„Und was wird aus mir, wenn du nicht zurückkehrst?“ fragte das Mädchen erschrocken.
„Ich komme bestimmt wieder!“ gab der Vater zuversichtlich zur Antwort. „Und unsere Nachbarn werden dir helfen.“
Doch entschlossen sprach Ha-Tien: „Nehmt mich gleich mit. Zwei Hände mehr können auf dem Boot nicht schaden. Und kommt ein Unglück über uns, so trifft es uns gemeinsam. Ich habe der Mutter vor ihrem Tode versprochen, dich nicht zu verlassen, bitte zwinge mich nicht, mein Wort zu brechen.“
Der Vater beugte sich schließlich ihrem Willen. Er veräußerte, was er an Hausrat besaß und nicht auf dem Sampan unterbringen konnte, verabschiedete sich von Freunden und Bekannten und begab sich mit seinem Bruder und seinen beiden Kindern auf die Reise in eine ungewisse Ferne.
Sie segelten an der Küste entlang immer nach Süden. Tage, Wochen, Monate vergingen. Endlich erreichten sie die Südspitze des Landes und beschlossen, einen Hafen aufzusuchen, um sich nach Siedlerland zu erkundigen. Doch bevor sie ihre Absicht verwirklichen konnten, packte der Sturm das nicht allzu große Boot und trieb es weit ins Meer hinaus. Genauso plötzlich drehte der Wind, fuhr in das Großsegel und schob den Sampan mit rasender Geschwindigkeit in eine breite Bucht. Mit letzter Kraft zogen sie das Boot auf den Schwemmsand des Ufers und legten sich erschöpft zur Ruhe.
Am nächsten Morgen weckte heller Sonnenschein Ha-Thi-Trinh und seine Angehörigen. Sie meinten, im Paradies gelandet zu sein. Vor ihnen breitete sich ein liebliches Land, sanft stieg es zu beiden Seiten der Bucht an, während aus fernen, hohen Bergen ein Wildbach herabstürzte und sich seitlich eines Bambuswaldes ins Meer ergoß. Das Ufer war mit dem Holz gestrandeter Schiffe bedeckt, das sammelten sie und besahen sich dabei die hügelige Landschaft. Zwischen zahlreichen Bäumen und Sträuchern lagen einige Hütten verstreut, doch kein Mensch, kein Tier war zu erblicken. Beim Anstieg entdeckten sie einen Bananenbaum mit einem reifen Fruchtbüschel. Nie vorher hatten die Geschwister so einen Baum gesehen und nur selten eine reife Banane genossen. Voller Glück aßen sie sich satt und begannen dann, aus dem herumliegenden Holz und den überall wachsenden Bambusrohren in der Nähe ihres Sampans eine Unterkunft zu bauen. Der Fischer blickte voller Sorge auf die fernen Berge, ob nicht Bewaffnete kämen und ihnen den Verbleib auf diesem Boden verwehrten. Doch nichts geschah. Eine Woche verging, eine zweite, niemand zeigte sich.
Eines Tages – sie hatten sich in ihrer kleinen Hütte schon häuslich eingerichtet und saßen gerade bei einem gebratenen Süßwasserfisch, den Pham-Dong, der Sohn des Fischers, geangelt hatte – hörten sie eine zarte Musik näher kommen. Ein weißhaariger Berghirt, gefolgt von zwei Ziegen, stieg flöteblasend zu Tal und blieb verwundert vor ihrer Behausung stehen. Er verneigte sich tief und hieß sie in dieser Gegend willkommen. Von ihm erfuhren die Weitgereisten, daß hier noch vor dreißig Jahren Siedler gelebt hatten, Handwerker aus einem weiter nördlich gelegenen Lande.
„Doch es gab in dieser Einöde für ihre kunstvollen Arbeiten keine Käufer“, erzählte der Alte. „Also bauten sie sich ein Schiff und segelten in die große Stadt im Osten. Keiner ist zurückgekehrt.“
„So haben sie in der Stadt ihr Glück gefunden?“ fragte Pham-Dong, und seine Augen begannen zu leuchten.
Der Hirt zuckte die Schultern.
„Man erzählte, sie hätten goldene Götterstatuen aus ihrer Heimat mitgebracht. Mit ihnen sind sie dorthin gefahren.“ Seine Hand wies in die Richtung, aus der das Fischerboot gekommen war. Und da er in dem Gesicht des Jünglings den heißen Wunsch erkannte, Abenteuer zu erleben, legte er Pham-Dong bedächtig die Hand auf den Arm und sprach: „Mein Sohn, das Glück kann man überall finden, wenn man die Augen offenhält. ......“

Inhalt:
5 .. .. .. Königin im Leinenkleid
                          Ilse Korn
17 .. .. .. Chusnobod, die keinen Reichen zum Mann wollte
                          Ilse Korn
31 .. .. .. Sieben Söhne und sieben Töchter
                          Ilse Korn
41 .. .. .. Das Federkleid
                          Ilse Korn
47 .. .. .. Ein Vogel - weiß wie Mondsilber
                          Ilse Korn
57 .. .. .. Die schöne und kluge Farischtamoch
                          Nach einer Übersetzung aus dem Russischen von Margarete Spady
70 .. .. .. Der Fleißige ist auch klug
                          Ilse Korn
77 .. .. .. Slawa (Auszug)
                          Vladimir Colin
                          Aus dem Rumänischen von Alfred Margul-Sperber

86 .. .. .. Der Mann, der das Haus beschicken sollte
                          Peter Christen Asbjörnsen und Jörgen Moe
                          Aus dem Norwegischen von Friedrich Bresemann

89 .. .. .. Wie die Indianergroßmutter den Hunger bannte
                          Ilse Korn
95 .. .. .. Eine tüchtige Frau
                          Nach einer Übersetzung aus dem Russischen von Margarete Spady
101 .. .. .. Das Binsenmädchen
                          Ilse Korn
107 .. .. .. Das singende, springende Löweneckerchen
                          Brüder Grimm
114 .. .. .. Wassilissa und das Püppchen
                          Karnauchowa
                          Aus dem Russischen von Hans Bruschwitz

123 .. .. .. Anaſt
                          Ilse Korn
134 .. .. .. Das kluge Mädchen aus den Bergen
                          Božena Němcová
                          Aus dem Tschechischen von Günther Jarosch

141 .. .. .. Die mutige Häuptlingstochter
                          Ilse Korn
148 .. .. .. Die Kluge
                          Aus dem Russischen von Lisa Ossig
153 .. .. .. Vom Mädchen, das nur einen Klugen heiraten wollte
                         Ilse Korn
159 .. .. .. Die kühne Tulganoi
                          Nach einer Übersetzung aus dem Russischen von Margarete Spady
166 .. .. .. Wie Katenge das Feuer gewann
                          Ilse Korn
172 .. .. .. Das Mädchen und der Löwe
                          Mohamed Dib
                          Aus dem Französischen von Hildegard Müller und Josef-Hermann Sauter

175 .. .. .. Das Glockengespenst
                          Ilse Korn
178 .. .. .. Die vertriebenen Gäste
                          Willi Meinck
182 .. .. .. Der Lastträger und der Hodscha
                          Nacherzählt von Lieselotte Remané
188 .. .. .. Fin MacCumhail und der Riese Far Rua
                          Ilse Korn
195 .. .. .. Katica der Schelm
                          Ilse Korn
205 .. .. .. Der Tabak
                          Ulrich Jahn
207 .. .. .. Die tanzenden Teufel
                          Käthe Altwallstädt
213 .. .. .. Der Rumpelschmied und der Teufel
                          Ilse Korn
216 .. .. .. Sieben Leuchter auf einem Katzenschwanz
                          Ilse Korn
225 .. .. .. Die neun Mönche
                          Zlata Černá/Miroslav Novák
                          Aus dem Tschechischen von Ingrid Kondrková

232 .. .. .. Die Geschichte von Schehrezad, die tausend Märchen erzählen konnte
                          Ilse Korn
238 .. .. .. Die Geschichte von den zwei neidischen Schwestern
                          Ilse Korn
261 .. .. .. Nachwort
                         Ilse Korn
265 .. .. .. Worterklärungen
267 .. .. .. Nachdruckvermerk

Illustrationen von Bernhard Nast
Für Leser von 10 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
Leinen mit Schutzumschlag
1. Auflage 1977
2. Auflage 1981
Hardcover
1. Auflage d. Ausg. 1982
2. Auflage d. Ausg. 1986

Johannes Bobrowski: Levins Mühle – 34 Sätze über meinen Großvater

 Klappentext:
Johannes Bobrowski dessen allzu  früher Tod am  2. September 1965 der deutschen Literatur einen ihrer großen Dichter entriß, war zuerst bekannt geworden durch seine Gedichte, die er in den Bänden »Sarmatische Zeit» und »Schattenland Ströme« veröffentlicht hatte. Das einhellige Urteil der Literaturkritik anerkannte Bobrowiki sogleich
Als einen der bedeutendsten deutschen Lyriker unterer Zeit – ein Urteil, das 1962 durch die Verleihung des österreichischen Alma-Johanna-Koenig-Preis sowie des Preises der westdeutschen Schriftstellervereinigung »Gruppe 47« bekräftigt wurde. Den  beiden  Gedichtbänden ließ der Autor 1964 seinen ersten, hier bereits im 21.–30. Tausend vor liegenden Roman folgen, der gleichzeitig als Lizenzausgabe im S. Fischer Verlag Frankfurt/Main erschienen und von dem Übersetzungen in der CSSR, in Polen, Ungarn, Frankreich, Italien, Spanien, Dänemark, Norwegen und Finnland in Vorbereitung sind.

Buchanfang:
1. KAPITEL
Es ist vielleicht falsch, wenn ich jetzt erzähle, wie mein Großvater die Mühle weggeschwemmt hat, aber vielleicht ist es auch nicht falsch. Auch wenn es auf die Familie zurückfällt. Ob etwas unanständig ist oder anständig, das kommt darauf an, wo man sich befindet – aber wo befinde ich mich? –, und mit dem Erzählen muß man einfach anfangen. Wenn man ganz genau weiß, was man erzählen will und wieviel davon, das ist, denke ich, nicht in Ordnung. Jedenfalls es führt zu nichts. Man muß anfangen, und man weiß natürlich, womit man anfängt, das weiß man schon, und mehr eigentlich nicht, nur der erste Satz, der ist noch zweifelhaft.
Also den ersten Satz.
Die Drewenz ist ein Nebenfluß in Polen.
Das ist der erste Satz. Und da höre ich gleich: Also war dein Großvater ein Pole. Und da sage ich: Nein, er war es nicht. Da sind, wie man sieht, schon Mißverständnisse möglich, und das ist nicht gut für den Anfang. Also einen neuen ersten Satz.
Am Unterlauf der Weichsel, an einem ihrer kleinen Nebenflüsse, gab es in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein überwiegend von Deutschen bewohntes Dorf.
Nun gut, das ist der erste Satz. Nun müßte man aber dazusetzen, daß es ein blühendes Dorf war mit großen Scheunen und festen Ställen und daß mancher Bauernhof dort, ich meine den eigentlichen Hof, den Platz zwischen Wohnhaus und Scheune, Kuhstall, Pferdestall und Keller und Speicher, so groß war, daß in anderen Gegenden ein halbes Dorf darauf hätte stehen können. Und ich müßte sagen, die dicksten Bauern waren Deutsche, die Polen im Dorf waren ärmer, wenn auch gewiß nicht ganz so arm wie in den polnischen Holzdörfern, die um das große Dorf herum lagen. Aber das sage ich nicht. Ich sage statt dessen: Die Deutschen hießen Kaminski, Tomaschewski und Kossakowski und die Polen Lebrecht und Germann. Und so ist es nämlich auch gewesen.
Nun steht noch an, glaubhaft zu machen, daß die Geschichte erzählt werden soll, weil es anständig ist, sie zu erzählen, und Familienrücksichten keine Rolle spielen. Ob es anständig ist, sagte ich vorhin, hängt davon ab, wo ich mich befinde, das muß ich also vorher noch feststellen, und dann muß ich die ganze Geschichte eben erzählen, sonst bekommt man kein Urteil darüber.
Feste Urteile hat man schon gern, und vielleicht ist es manch einem egal, woher er sie bekommt. mir ist es jetzt nicht egal, deshalb werde ich die Geschichte auch erzählen. Man soll sich den klaren Blick durch Sachkenntnis nicht trüben lassen, werden die Leute sagen, denen es gleich ist, woher ihre Urteile kommen, und das hat schon etwas für sich, die Kunst zum Beispiel wäre ohne dieses Prinzip nicht so heiter, wie Schiller sich das denkt, aber wir werden doch lieber Sachkenntnis aufwenden und genau sein, das heißt also, uns den klaren Blick trüben.
          Immer trübe, immer trübe,
          nur man ja kein' Sonnenschein,
hätte Prediger Feller gesungen, der Glaubensheld, doch das führt jetzt zu weit. Wir fischen hier im Trüben diesmal, wir fangen etwas, ohne vorgreifen zu wollen, etwas, was uns ganz wunderbar leicht eingeht, es sind ein paar Figuren dabei, von denen wenigstens eine ganz so schön aussicht wie wir, aber sicher noch ein paar mehr.
Ich sitze – das ist die Beantwortung der Frage: Wo befinde ich mich? – einige hundert Kilometer Luftlinie westlich von jenem Weichseldorf. Ich weiß nicht, ob es das Dorf noch gibt; es ist unerheblich. Die Leute von damals gibt es nicht mehr, nur uns, Enkel und Urenkel. Und es könnte ja sein, daß es völlig nutzlos wäre, die ganze Sache jetzt zu erzählen, genauso nutzlos, wie wenn ich sie damals meinem Großvater aufgetischt hätte – später, als er in Briesen saß und noch immer genug hatte, als alter Mann, dasaß in drei Zimmern und Küche, mit seiner Frau allein, mit den Kindern entzweit, die auch alle genug hatten für sich und ihrerseits die Entzweiung mit den Enkeln betrieben. Mit Erfolg, wie ich weiß. Und hier, wo die Einleitung zu Ende ist, abgeschlossen mit der Andeutung einer Besorgnis, ......

Ganzleinen mit illustriertem Schutzumschlag und bedrucktem Cellophanumschlag

Union Verlag, Berlin
1. Auflage 1964
2. Auflage 1965
3. Auflage 1965
4. Auflage 1966
5. Auflage 1967
6. Auflage 1969
7. Auflage 1980
8. Auflage 1990  

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Im gleichen Verlag
erschien 1975 eine
von Anatoli Lwowitsch Kaplan
illustrierte Ausgabe.








weitere Ausgaben

Einbandtext:
JOHANNES BOBROWSKI (1917-1965) sagte über diesen seinen Romanerstling:
Ich stamme aus einer Gegend, in der die Deutschen mit ihren Nachbarn durcheinander und miteinander gelebt haben, an der früheren deutschlitauischen Grenze. Ich habe einiges an Kenntnissen und Erfahrungen mitbringen können für dieses Thema, und sonst ist die Wahl dieses Themas so etwas wie eine Kriegsverletzung. Ich bin als Soldat der Wehrmacht in der Sowjetunion gewesen, Ich habe dort das noch vor Augen geführt bekommen, was ich historisch von der Auseinandersetzung des Deutschen Ritterordens mit den Volkern im Osten und von der preußischen Ostpolitik aus der Geschichte wußte. Ich habe nur wegen dieses Themas angefangen zu schreiben. Ich habe schreiben wollen seit etwa 41 und habe dann 51 damit angefangen. Dieses Thema betrachte ich als mein Thema, als ein Generalthema... Ich habe das versucht in Gedichten zu gestalten, und ich bin jetzt dazu übergegangen, das auch in der Prosa zu behandeln, in einer ganzen Reihe von Erzählungen und eben auch in diesem Roman...

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
Reihe:
Reclams Universal-Bibliothek ; Bd. 501
1. Auflage 1971
2. Auflage 1981
3. Auflage 1988


29 Oktober 2025

Tatmotiv Angst (1976) / Ich bitte nicht um Verzeihung (1984)

Barbara Neuhaus (29. Oktober 1924 - 28. Februar 2007) schrieb eine ganze Reihe von Kriminalromanen, von denen einige in der DDR-Reihe "DIE – Delikte Indizien Ermittlungen" erschienen. Zudem schrieb sie für den Hörfunk Kriminalhörspiele und für die vom Rundfunk der DDR ausgestrahlte langlebige Familienserie "Neumann, 2x klingeln".

Tatmotiv Angst (1976) / Ich bitte nicht um Verzeihung (1984)

Buchinfo

Tatmotiv Angst
Die Vermißtenanzeige scheint Leutnant Grimmer nicht begründet. Er kennt Doris Kubascha seit langem; sie war immer sprunghaft, dickschädelig und irgendwie schwierig. Sie wird sich wieder einfinden. Grimmer, ABV von Hainshof, muß seine Augen jetzt überall haben: Das Dorf wird geräumt, es macht einem Braunkohlentagebau Platz. Als er im Staub des verwaisten Gasthofsaales ganz unbegreifliche Spuren und ein beklemmendes Indiz entdeckt, verständigt er die MUK, hofft aber noch, daß sich der Fund als harmlos erweisen könnte. Doch die Untersuchungsergebnisse sind eindeutig. Doris Kubascha ist ermordet worden.

Ich bitte nicht um Verzeihung
Eva Bertram, Ehefrau und Mutter von drei Kindern, ist auf die schiefe Bahn geraten. Weder die Ihren noch Außenstehende können das Unmögliche begreifen. Sie, deren Leben sich zwischen Kindern und Küche unauffällig abspielte, sitzt wegen verbrecherischen Diebstahls auf der Anklagebank.
Kleptomanie, das ist der Strohhalm, an den sich ihr Mann klammert, damit wäre alles zu erklären...
Doch das ärztliche Gutachten läßt keinen Zweifel aufkommen. Die Angeklagte ist gesund und für ihre Verfehlungen verantwortlich. Hier beginnt die eigentliche Geschichte. Die Geschichte einer Frau, die in der Strafanstalt anfängt, über sich und ihre Familie nachzudenken, und die nur allmählich begreift, daß es für ihr Versagen noch andere Ursachen als die eigene Unzulänglichkeit gibt.
 

28 Oktober 2025

Marianne Bruns: Die Lichtung – Erzählungen aus neun Jahrhunderten

Cover 5. bis 7. Auflage / Ausgewählte Werke
Klappentext:
Vom Jahre 1150 – als noch menschenleerer Urwald das Bergland zwischen Sachsen und Böhmen bis nach Pirna hinab bedeckte – bis in unsere Zeit führt Marianne Bruns den Leser. Sie läßt uns die Schicksale von Menschen jener Gegend miterleben: Das Land wird besiedelt; die Hussiten brechen ein; mit den großen Silberfunden entbrennt der erste Streik; im 30jährigen Krieg rauben und morden die Schweden; immer sprengen Jagdzüge durch das Dickicht und über die Felder; die verschwenderischen Machtkämpfe August des Starken und seiner Mätressen wirken sich bis in Dörfer und Wälder aus; Napoleons Marschall verliert eine entscheidende Schlacht; Revolutionäre flüchten über die Grenze; Geschäfte werden getätigt; das Sozialistengesetz knebelt den kleinen Mann; Hitler bedroht und vernichtet Leben und Liebe; Bauern von heute gründen ihre Genossenschaften.
Immer geht es hier um Menschen, wie sie leidend, liebend, aufbegehrend und kämpfend ihre Einzelschicksale zu bestehen suchen und damit bewußt oder unbewußt auch das allgemeine Menschenschicksal mitgestalten. Lebensfülle und Spannkraft dieses Buches werden jeden Leser fesseln und zugleich sein historisches Wissen vertiefen.

Buchanfang:
Ein Abschied fürs Leben.
Der Lokator, der die Franken angeworben hatte, im Gau Daziane zu siedeln, gab das Zeichen, und sie brachen auf.
Zur Seite des ersten Wagens, der unter seiner derben Plane Vorräte, Saatgut und Hausrat barg, schritt eine sehr junge Frau. Sie hatte unter ihren vielen Kleidern kräftige, gerade Schultern, ein breites Becken, Beine und Hüften aus festem Fleisch und unter der Weiberhaube armstarke Zöpfe.
Sie lachte. Sie lachte auch, als sie an einem Burschen vorüberkam, der hinter dem Wegkreuz stand und ihr den Rücken kehrte, um ihr später nachzublicken. Wer nicht weinen will, muß lachen können.
Auch ihr Mann war jung und stark: jüngster Sohn aus einem Hofe, der ohne Schaden nicht mehr geteilt werden konnte. Von seinen sechs Brüdern waren zwei mit dem Kaiser auf dem Wege nach Jerusalem. Ihm, dem Jüngsten, hatte der Vater das stärkste Mädchen im Dorfe erworben. Sie hatte einen Ochsen eingebracht, Kleinvieh, Leinen, Wolle und Hausrat. Der Sohn war zufrieden.
Es war bestimmt worden, daß sie siedeln sollten. Weit weg. In einem Wald an der Grenze, wo Böhmen lag. Es war ihm recht.
Zwölf Wagen krochen langsam, von Ochsen gezogen, über Straßen, in denen Steine lagen und Löcher sich breiteten. Es wurde oft haltgemacht. Das Vieh mußte weiden, eine Frau gebar, Zoll mußte entrichtet werden, ein Wagen fiel um, eine bewaffnete Begleitung wurde angeworben und später entlassen. Entlaufene Kriegsknechte, die einen Überfall versuchten, wurden in die Flucht geschlagen.
Bei diesen Kämpfen zeigte sich, daß es dem jungen Bauern Heribert zwar an Zornmut und Körperstärke nicht fehlte, aber daß er im Waffenhandwerk weniger geschickt war als mit Pflug und Axt.
Er war es, der schon beim Auszug gefragt hatte, ob man werde Wein bauen können, dort, im fernen Lande Daziane. Es kommt auf euch an, sagte der Lokator, warum nicht! Als der Wein im Schlauch zur Neige ging, fragte er dringlicher: Werden wir Wein bauen? Mäßige Berge, sagst du, breiten sich. Es wird Südhänge geben... Erst rodet! war die Antwort.
Die Welt, durch die sie zogen, war sehr weit, sehr geräumig: viel ausgedehnter, als irgendein Mensch in der Heimat es sich vorstellen konnte. Warum nicht bleiben, wo die Wiesen fett sind?
Aber alles Land war schon vergeben: Klosterland, Königsland, Herrenland, Bauernland. Bestellt oder brach – alles Land eignete irgendwem und wäre verteidigt worden, hätte man es besiedelt.
Nach Wein fragte der Bauer nicht mehr, als sie ankamen in ihrer künftigen Heimat. Da war keine Sonne für Wein; da war kein Platz für Wein, heut nicht und nicht in den Jahren zwischen heut und dem Grabe.

Inhalt:
Die Lichtung im Urwald .. .. .. 5
Die Hilflosen .. .. .. 19
Stadt ohne Kinder .. .. .. 31
Der verlorene Sohn .. .. .. 57
Berggenossen .. .. .. 67
Die drei Versuchungen .. .. .. 81
Kein Halali .. .. .. 99
Lastträger .. .. .. 105
Schuldner der Gräfin Cosel .. .. .. 121
Der Dragoner mit dem Sprung .. .. .. 145
Die Sängerin und der Kammerdiener .. .. .. 163
Das verlassene Dorf .. .. .. 195
Tuffeln? .. .. .. 201
Brief aus der Verbannung .. .. .. 209
Sturmnächte .. .. .. 231
Auf dem Wege .. .. .. 267
Geschäfte .. .. .. 287
Der Kleine und der Große .. .. .. 295
Rote Schuhe .. .. .. 331
Über die Grenze .. .. .. 353
Liebe in dieser Zeit .. .. .. 371
Unser Land .. .. .. 391
Besuch .. .. .. 403
Das Bündnis .. .. .. 421
Nachbemerkung .. .. .. 447

** Schutzumschlag: Klaus Nitsch
** Illustration: Susanne Tischewski

Cover 1. bis 4. Auflage

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig

1. Auflage 1965 *
2. Auflage 1967 *
3. Auflage 1972 *
4. Auflage 1977*
5. Auflage 1980 **
6. Auflage 1983 **
7. Auflage 1987 **

*Einzelausgabe
**Ausgewählte Werke | Herausgeber Gerd Noglik

26 Oktober 2025

Ulrich Plenzdorf: Gutenachtgeschichte

Klappentext:
Was eine Gutenachtgeschichte ist?
Ja, wer weiß das schon?
Gutenachtgeschichten liest man Kindern vor, soviel steht fest. Hier steht gar nichts fest! Denn es ist ja doch sehr die Frage, ob eine gute Gutenachtgeschichte nun langweilig oder spannend zu sein hat. Adressiert jedenfalls ist diese Geschichte an solche, die bisweilen eine Gutenachtgeschichte vorlesen sollen. Kinder- und Erwachsenenwelt liegen hier sehr dicht beieinander: Ulrich Plenzdorf gibt den Blick frei auf diese Nahtstelle.

Buchanfang:
Seid ihr alle da, dann schreit mal alle ja, aber schreit nicht so laut, denn dies ist eine Gutenachtgeschichte, und ihr müßt im Bett liegen, und im Bett schreit man nicht.
Wißt ihr, was eine Gutenachtgeschichte ist? Ich auch nicht. Wißt ihr, wie eine Gutenachtgeschichte geschrieben wird? Ich auch nicht.
Es hat mir auch keiner sagen können. Es hat mich nur einer eines Tages angerufen und mich gefragt, ob ich nicht eine Gutenachtgeschichte schreiben will, und ich habe gesagt: Okay, geht in Ordnung, läuft, geht seinen Gang, ich schreibe eine Gutenachtgeschichte. Geschichtenschreiben ist schließlich mein Beruf, aber Moment mal, was ist denn das, eine Gutenachtgeschichte? Da hat er mich groß angesehen und gesagt: Tut mir leid, das müssen Sie schon wissen, Sie sind doch von Beruf Geschichtenschreiber, oder was? Da sah ich blaß aus, obwohl er das nicht sehen konnte. Richtig, am Telefon kann man nicht sehen. Folglich konnte der Mann mich auch nicht groß ansehen, und folglich habe ich gesponnen. Das hat aber ziemlich lange gedauert, bis ihr daraufgekommen seid.
Um das gleich zu sagen, wenn ihr mir auf die Schliche kommen wollt, müßt ihr etwas früher aufstehen! ......

Illustration, Schutzumschlag, Einbandgestaltung: Rolf Köhler

Hinstorff Verlag, Rostock
1. Auflage 1984
2. Auflage 1984
3. Auflage 1985
4. Auflage 1988

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2010 erschien im Hinstorff Verlag, Rostock eine Neuauflage

Klappentext:
Es ist doch wohl logisch, dass eine gute Gutenachtgeschichte langweilig sein muss, wenn sie ihren Zweck erfüllen soll. Kein Mensch kann bei einer spannenden oder aufregenden oder lehrreichen Geschichte einschlafen, folglich auch kein Kind. Gerade bei einer lehrreichen Geschichte kann man einschlafen, sagt Ihr Das möchte ich nicht gehört haben!' Da erzählt einer eine Geschichte, die im Grunde gar keine Geschichte ist - und erzählt doch eine. Warum er nämlich keine Geschichte erzählt, diese Geschichte erzählt er. Und wer jetzt verwirrt ist, sollte sie einfach lesen, die Geschichte, die eigentlich keine Geschichte, und doch eine Geschichte voller Geschichten ist.

Illustration und Einband: Stefanie Harjes

1. Auflage 2010

23 Oktober 2025

Ade nun zur guten Nacht – Abend- und Gute-Nacht-Lieder mit Geschichten zur Nacht

Vorwort
Wie oft noch zum Abend, vor dem Schlafengehen oder am Bett des Kindes ein Lied zur Nacht gesungen oder eine kleine Geschichte erzählt wird, vermag wohl niemand zu sagen.
Daß das Abend- und Gute-Nacht-Lied wieder mehr gepflegt wird, soll durch die Herausgabe dieser Edition angeregt werden.
Es kam uns bei der Zusammenstellung darauf an, die Abend- und Wiegenlieder aus mehr als drei Jahrhunderten auszuwählen; Lieder, die sich durch die Schönheit der Sprache und Melodie auszeichnen. Darunter ist sehr altes, lebendig gebliebenes Liedgut wie «Wer hat die schönsten Schäfchen?», «Die Blümelein, sie schlafen» u.a. zu finden. Und es sind Lieder dabei, die es wert sind, wieder belebt zu werden. Gleichbedeutend neben den Liedern der Vergangenheit stehen die Melodien zeitgenössischer Komponisten. Die Thematik ist so vielfältig wie die Abend- und Nachtstimmungen, wie die Gedanken und Gefühle der Menschen aus vielen Generationen sind. Sei es das Naturerlebnis im «Über allen Gipfeln ist Ruh'», die Liebe zwischen Mutter und Kind im «Mein Kind ist nun zur Ruh' gebracht» oder der Gute-Nacht-Wunsch in «Gute Nacht, Kinder!».
Einige Gute-Nacht-Geschichten sind ergänzend zum Liedgut aufgenommen. Um die Erlebniswelt unserer Kinder zu bereichern, schuf die Grafikerin Renate Totzke-Israel die thematisch bezogenen reizvollen Farbzeichnungen.
Von leicht bis mittelschwer sind die Klaviersätze angelegt, die in gut sangbaren Tonarten stehen. Gleichzeitig entspricht die Melodiestimme der Singstimme. Ebenso kann die Melodie auf einem C-Instrument (Blockflöte, Violine u. a.) mitgespielt werden. Das Klavier übernimmt dann die Begleitfunktion. Die Abend- und Gute-Nacht-Lieder können schon von Kindern ab dem 4. Lebensjahr mitgesungen werden. Das Kind soll mitsingen, zuhören und auch neue Lieder erlernen. Für Schulkinder der oberen Klassen sind dem Alter entsprechende Lieder und Kanons enthalten. Natürlich eignet sich die Sammlung zum Vorspielen und Vorsingen durch Eltern oder Erzieher. Überhaupt sollte das abendliche Singen wieder zu einer guten Gewohnheit werden. «Ade nun zur guten Nacht» wird dabei ein ständiger Wegbegleiter sein.
Die Herausgeber

Inhalt:
Lieder

Abendlied .. .. .. 7
Ade nun zur guten Nacht .. .. .. 8
Abendlied (Der Mond ist aufgegangen) .. .. .. 10
Abendlied (Über allen Gipfeln ist Ruh') .. .. .. 12
Abendgesang auf der Flur .. .. .. 14
Kein schöner Land .. .. .. 15
Das Lied vom Monde (Wer hat die schönsten Schäfchen?) .. .. .. 16
Abend wird es wieder .. .. .. 18
Schlaf, mein Kindchen .. .. .. 19
Ich hab' mir mein Kind'l fein schlafen gelegt .. .. .. 20
Puppenwiegenlied (Schlaf, Püppchen, schlaf) .. .. .. 22
Der Sandmann ist da .. .. .. 25
Kindlein mein .. .. .. 26
Wiegenlied (Schlaf, Kindchen, schlaf) .. .. .. 28
Schlaf, Kindchen, balde .. .. .. 30
Schlafe, mein Püppelein .. .. .. 32
Sandmännchen (Die Blümelein, sie schlafen) .. .. .. 34
Wiegenlied (Schlafe, mein Prinzchen) .. .. .. 36
Guten Abend, gut' Nacht .. .. .. 38
Sandmann, lieber Sandmann .. .. .. 44
Mutti, nur noch fünf Minuten .. .. .. 46
Pitti-Platsch-Schlaflied .. .. .. 47
Jeden Abend nach dem Essen .. .. .. 48
Traumliedchen vom Mond .. .. .. 50
Kinderlied vom Trecker .. .. .. 51
Es war ein kleiner Teddybär .. .. .. 52
Gute Nacht, Kinder (Leka noscht, deza) .. .. .. 54
Der Mond ist krank .. .. .. 56
Strampelchen (Still, wie still) .. .. .. 58
Zwei Augen, Nase, Mund .. .. .. 60
Wiegenlied (Ljultschina pessen) .. .. .. 62
Zwischen acht und Mitternacht .. .. .. 63
Schlaflied für mein Schaf .. .. .. 64
Schlafe, Entlein .. .. .. 66
Puppenschlaflied .. .. .. 67
Schlaf, mein liebes, kleines Kindchen .. .. .. 68
An der Wiege (Nad ljulkata) .. .. .. 70
Seht, meine Kindlein schlafen schon .. .. .. 71
Der Abend deckt sein blaues Tuch .. .. .. 76
Wolln heimgehn .. .. .. 78
Abendlied (Die Sonne geht vor die Stadt) .. .. .. 80
Der Abend (Wječor) .. .. .. 82
Abendlied (Schlaf in guter Ruh') .. .. .. 83
Abendlied (Nun trabt der Wolkenschimmel) .. .. .. 84
Meine Augen sind schon müde .. .. .. 86
Auf dem Turm der Gockelhahn.. .. ..  88
Leise, Wind, blase leise .. .. .. 90
Schlafe, schlafe .. .. .. 91
Wiegenlied (Mond steht überm Walde) .. .. .. 92
Schlaflied (Wo schlafen die Hasen?) .. .. .. 94
Gute Nacht (Siehst du den Mond dort am Himmel stehn?) .. .. .. 100
Lagerfeuerlied (Löscht das letzte Lagerfeuer) .. .. .. 102
Neigt der Tag sich .. .. .. 105
Eines milden Abends Bläue .. .. .. 106
Es wird ganz stille in jedem Haus .. .. .. 108
Als der Mond spazieren ging .. .. .. 110
Traumschimmel .. .. .. 112
Wiegenlied (Mein Kind ist nun zur Ruh' gebracht) .. .. .. 114
Schlaf, Kindlein, du .. .. .. 116
Einer Mutter Schwur .. .. .. 118
Kanons
Abendkanon .. .. .. 120
Sonne schlafen geht .. .. .. 120
Vollmond .. .. .. 120
Das Lagerfeuer (Lagernijat ogyn) .. .. .. 121
Schlaf, Kindlein, schlaf .. .. .. 121
Gute Nacht .. .. .. 122
Zum Beschluß .. .. .. 122
Geschichten
Warum die Nacht schwarz ist .. .. .. 40
Die nächtliche Reise .. .. .. 41
Die Sterne .. .. .. 42
Der Tag und die Nacht .. .. .. 72
Vom Matthias, der gar nicht müde ist .. .. .. 74
Das Traummärchen .. .. .. 96
Sally Palme .. .. .. 98
Das weiße Sternchen .. .. .. 123

Zusammengestellt und herausgegeben von Renate Trimolt und Werner Gorges
Illustriert von Renate Totzke-Israel
Gestaltet von Frank Schneider


Lied der Zeit, Musikverlag, Berlin
1. Auflage 1989

Manfred Jendryschik: Jo, mitten im Paradies. Geschichten einer Kindheit

Klappentext:
Drei Jahre Geschichten von Jo, dem Kind im Nachkrieg. Er lebt klug-empfindlich, dem Geschehen in seiner Umwelt folgend. Er stellt sich Proben oder beobachtet auch nur. Das Blickfeld füllt sich mit Gestalten, denen er sich zugesellt oder denen er sich entzieht. Da ist der Onkel, der Besitzer des "Paradieses" mit den Äpfeln, und der Vater, der die Welt nicht mehr versteht. Da sind die "Tscherkessen", die gegen die Faschisten zu Felde ziehen, jetzt schon im Spiel, und die Hebamme Koslowski, die durch eine Trümmerwelt schreitet, bis zum Ende. Da brennen Totenkerzen, und das Kind nimmt's wörtlich wie dereinst der kleine Simplicius und findet Wahrheit. Es gibt auch Krisen, da ihn die Sonne sticht und er Fingernägel knabbert und auf dem Friedhof nur vorsichtig schnieft. Doch da sind die Mutproben im Angesicht der anderen: in einem Milanhorst findet er nicht Eier, sondern Jungvögel. Überhaupt, der Junge muß ein Mann werden und Mensch.
Ein Band psychologisch genau pointierter Geschichten vor einem großen Hintergrund. Eine von ihnen reflektiert das damalige Erleben schon im Bewußtsein des Erwachsenen.

Inhalt:
AUSBLICKE .. .. .. 7
Was haben sie nui aus uns gemacht? .. .. .. 7
Ausblicke .. .. .. 9
Mitten unter der Sonne .. .. .. 18
Das Flugzeug im Sand .. .. .. 23
Die Soldaten .. .. .. 29
Der verbotene Garten .. .. .. 35
TSCHERKESSEN .. .. .. 41
Nein, gefährlich sind die Raubvögel nicht .. .. .. 41
Die Zigeunerin .. .. .. 43
Gitter .. .. .. 49
Mitten im September .. .. .. 53
Tscherkessen .. .. .. 62
Suche .. .. .. 70
Briefmarken aus Kuibyschew .. .. .. 76
Aufstieg .. .. .. 82
Nachtigallenfang .. .. .. 86
JO IM PARADIES .. .. .. 91
Das ist nun mein kleines Paradies geworden .. .. .. 91
Nach jeder Bescherung .. .. .. 93
Der Reichsbahnoberinspektor .. .. .. 97
Die Tauben .. .. .. 102
Paradies, links vom Ufer I .. .. .. 108
Paradies, links vom Ufer II .. .. .. 116
DIE INSEL, AUS TRÄUMEN GEBOREN .. .. .. 123
Und wer macht nun die Kinder? .. .. .. 123
Der Vorgang 125
Die Autofahrt .. .. .. 130
Akazienhochzeit .. .. .. 137
Verteidigungen .. .. .. 146
Das Tier im Wald .. .. .. 150
Vater und Mutter .. .. .. 154
DENK-MAL .. .. .. 159
Einmal erzählte der Vater .. .. .. 159
Die Vereinigung und ich .. .. .. 161
Paradies, links vom Ufer III .. .. .. 167
Denk-Mal .. .. .. 176
Periodicum II .. .. .. 182
AUF WIEDERSEHEN, GUTEN TAG .. .. .. 187
Einmal, erzählte der Vater .. .. .. 187
Der Sieg .. .. .. 189
Wasserfahrt .. .. .. 195
Aufbruch .. .. .. 201
Auf der Suche nach Anton .. .. .. 207

Illustrationen: Armin Münch
Schutzumschlag und Einband: Lothar Reher

VEB Hinstorff Verlag, Rostock
1. Auflage 1974
2. Auflage 1975