Die elegante schwarze Limousine fuhr langsamer, bog rechts in die Marienstraße ein und blieb mit leisem Summen vor einem Altwarenladen stehen. Lachende, rotgoldene Herbstsonne hüllte alles hell und warm ein; sie wirkte wie eine Liebkosung, die alles umfängt, um von der kommenden Kälte und Leere des nördlichen Winters abzulenken und die Menschen froh und heiter zu stimmen.
Einige der Häuserfronten waren von unten bis oben mit Weinlaub bedeckt, das der vergehende Sommer mit Purpurfarbe übergossen hatte und das jetzt in der Sonne aufglühte. Sogar in diesem Großstadtviertel ließ die herbstliche Farbensymphonie, diese schön-traurige Melodie der Vergänglichkeit, die hastenden Menschen aufsehen und besinnlich in das tiefe und reine Blau des Himmels schauen. Wenn sich hier mit dem Geruch des Hafens, einem Durcheinander von Tang, Fischen, Motorenöl und Teer, der Rauch der Holzfeuer aus den Kaminen der Altstadt mischt oder von weiter her der eigenartige Geruch der Kartoffelkrautfeuer auf den Äckern vor der Stadt die Luft erfüllt, dann ist der Sommer vorbei, dann bereitet man sich auf den Winter vor…
Verlag Das Neue Berlin
2. Auflage, 1956
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