Buchvorstellung von annarobert87
Sie waren allgegenwärtig in den Kinderzimmern: „Die kleinen Trompeterbücher“. Diese Kinderbuch-Reihe aus dem „Kinderbuchverlag Berlin“ für Leser ab 8 Jahren, erfreute sich großer Beliebtheit. Die Bücher im Format 15 x 10,5 kosteten 1,75 Mark bzw. 2,40 Mark für den Doppelband. Einige wurden sogar verfilmt.
„Der Neger Jim“ von Willi Meinck mit Illustrationen von Renate Jessel erschien 1961 als Band 14 im „Kinderbuchverlag Berlin“.
Peter Ramm, der von seinen Freunden Pitt genannt wird, wartet auf seine Freunde Siggi, Brigitte und Max, da kommen sie auch schon um die Ecke gerannt. Die Kinder sind ganz aufgeregt, denn Pitts Vater hat sie eingeladen, um ihnen die Geschichte von Jim zu erzählen. Aber die Familie erwartet noch einen weiteren Besucher: Pjär. Endlich biegt er um die Ecke und Pitt läuft voller Freude auf ihn zu. Pjär ist ein schwarzhäutiger, junger Mann, der von den Kindern mit großen Augen empfangen wird. Bei Kaffee und Kuchen wollen die Kinder endlich die Geschichte von Jim hören. Und was hat Pjär damit zu tun? Der Vater beginnt zu erzählen:
Der Vater erzählt von einem jungen Mann namens Peter. Er lebte in einer Stadt an der Elbe, und war Lehrling in einer Druckerei. Den geringen Verdienst gab er seiner Mutter, da sein Vater – wie viele andere Menschen in dieser Zeit – arbeitslos war. In seiner Freizeit spielte er Handball in einem Arbeitersportverein. Während dieser Zeit schrie Adolf Hitler fortwährend, dass er allen Leuten Brot und Arbeit verschaffen wollte. Peter und seine Genossen mahnten: „Passt auf! Wer Hitler wählt, wählt den Krieg“. Doch Hitler gewann 1933 die Wahl und die Lage eskalierte. Ein SA-Trupp drang in das Sportlerheim ein. Die Arbeitersportler wehrten sich und Peter warf einen SA-Schläger die Treppe hinunter. Doch es kamen immer mehr SA-Männer, die auch Knüppel und Pistolen hatten. Zwei Arbeitersportler wurden ermordet. Peter entkam mit einem Streifschuss am linken Arm. Auf dem Weg nach Hause wartete seine Mutter in einer Nebenstraße auf ihn. Sie berichtete aufgeregt, dass der Vater verhaftet wurde und die Nazis auch ihn suchten. Sie gab ihm ein wenig Geld und Peters Flucht begann.
Über verschiedene Stationen kommt er nach Paris. Tatsächlich erfährt er viel Hilfe in Frankreich, denn sein Mitgliedsausweis des Arbeitersportvereins zeigt, dass er kein Faschist ist. Denn misstrauisch sind die Franzosen, nach allem, was in Deutschland schon passiert ist. Zunächst schlägt er sich in Paris durch und trifft schließlich einen französischen Genossen, der ihn mit nach Marseille nimmt. Dort will er versuchen, im Hafen Arbeit zu finden. Mittlerweile geht es auf Weihnachten zu. Peter war erschreckend dünn geworden und krank war er auch. Die Tage und Nächte im Freien hatten ihre Spuren hinterlassen. Da sah er eine Hafenkneipe, in der ein Schwarzer Ziehharmonika spielt. Es war Jim. Die Matrosen und Hafenarbeiter liebten seine Musik und wenn der Wirt mal wieder meckerte, wurde er von ihnen mundtot gemacht. Er brauchte sie schließlich als Kundschaft. Jetzt drängten sie sich um Peter. Jim war Hafenarbeiter. Wenn viele Schiffe einliefen, gab es Arbeit für ihn. Wenn nicht, machte er Musik in der Hafenkneipe. Er nahm Peter mit in seine Wohnung und pflegte ihn tagelang, denn Peter war mittlerweile schwer krank. Die Männer in der Kneipe sammelten für Jim, der sein ganzes Geld in die Peters Pflege investiert hatte. Nachdem Peter gesund war, sorgte Jim dafür, dass Peter einen Ausweis bekam und nun offiziell zu den Hafenarbeitern gehörte. Am Anfang fiel Peter die Arbeit noch schwer, die Arbeiter halfen ihm, doch Peters Muskeln wurden stärker und er schaffte die Arbeit allein. Jim und Peter waren unzertrennliche Freunde. Eines Tages fuhr Jim mit einem Schiff in seine Heimat an der Westküste von Afrika. Lange hörte Peter nichts von seinem Freund. Nach Monaten bekam er einen Brief von Jim. Peter schrieb die Adresse in sein Notizbuch und bewahrte sie gut auf. Sooft es Peter möglich war, schrieb er an Jim. Doch er bekam nie mehr Antwort…wohl durch die Wirren des Krieges. Als die Naziherrschaft vorbei war, ging Peter zurück nach Deutschland. Als er nach Jahren in seinem alten Notizbuch blätterte, fand er die Adresse. Er versuchte es nochmal. Er schrieb an Jim einen Brief und bekam wirklich Antwort. Jim war inzwischen verheiratet und hatte einen Sohn, der Pierre hieß.
Wer ist nun der junge, schwarze Mann, der zu Besuch bei den Ramms war? Pjär ist Pierre, der Sohn von Jim. Er studiert in Leipzig. Und wer ist Peter, der den Kindern so gut gefällt? Es ist der Vater von Pitt, der wie sein Sohn Peter heißt.
Kinderbuchverlag Berlin 1961
Die kleinen Trompeterbücher, Band 14
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wichtiger Hinweis
Seit dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).
Mit der Abgabe eines Kommentars erklärt Ihr euch einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.
Beim Absenden eines Kommentars für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärt ihr euch ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.