Alle im Dorf haben Peter gern. Er ist stets freundlich und hilfsbereit. Begegnet er einem Bauern oder einer Bäuerin, dann wünscht er ihnen mit heller Stimme einen schönen guten Tag. Wenn die Sonne heiß brennt und durstig macht, bringt er den Männern der Getreidekombine eisgekühltes Selterswasser aus dem Dorfkrug. Für die Mutter holt er in einem Korb die Hühnereier aus dem Stall und aus dem Schuppen Holz für den Küchenherd. Peters Eltern sind Genossenschaftsbauern in Ährendfeld, einem kleinen Dorf in der Umgebung von Berlin. Peter hilft ihnen im Stall und auf dem Feld, denn die Genossenschaft will ja viele große fette Schweine mästen und auch Rinder züchten und Hühner. Viel Milch, viele Eier und Brathähnchen sollen die Kinder in der Stadt haben. Vater und Mutter sind stolz auf ihren Jungen. Doch sie wissen nicht, was Peter in seiner Hosentasche trägt. Peter macht seine Schulaufgaben ordentlich und kann gut Geschichten erzählen. Lehrer Braune hat ihn deshalb besonders gern. Aber auch Lehrer Braune weiß ja nicht, was Peter in der Hosentasche trägt. Außer seinen beiden Freunden Axel und Monika weiß das niemand im ganzen Dorf. Peters bester Freund aber ist der Büffel Boni. Wenn Peter in den Stall kommt, begrüßt ihn Boni mit einem freundlichen Brummen. Büffel Boni ist aber gar kein richtiger Büffel. Boni ist ein kleines Bullenkälbchen mit großen, dunkelbraunen Augen und einem schwarzen Schwanz mit einer blütenweißen Quaste am Ende, die aussieht wie ein großer Rasierpinsel. Büffel Boni ist erst im Frühjahr geboren worden und doch fast schon so groß wie Peter. Jeden Tag nach dem Mittagessen bringt ihm Peter eine große, dicke Rübe oder zwei Hände voll Hafer. Das schmeckt dem Bullenkälbchen so gut wie der schönste Kuchen. Dann macht Peter ihm das Lager sauber und streut frisches Stroh unter. Er bürstet und striegelt das schwarzweiß gefleckte Fell, bis es weich und seidig wird. Das gefällt dem Büffel Boni. Er hebt den Kopf und brummt vergnügt. Das bedeutet soviel wie: "Danke schön, lieber Peter. "Schon gut", sagt Peter und gibt ihm liebevoll einen Klaps. Und dann legt sich Büffel Boni in das frisch gemachte Bett, um sein Mittagsschläfchen zu halten. Peter zieht die Jacke aus und streckt sich neben seinen Freund ins Stroh. Den Kopf legt er auf den Hals des Büffels. Deutlich spürt er da unter dem Fell den warmen Pulsschlag. So liegt er, krault seinem kleinen Büffel das Fell und träumt von der weiten Prärie, über die er auf dem Rücken eines wilden Mustangs dahinjagt. Peter liest nämlich gern Indianergeschichten. Er ist der berühmte Krieger "Der im Rauche kommt". Und weil zu Indianergeschichten auch Büffel gehören, hat er dem Bullenkälbchen den Namen Büffel Boni gegeben. Jedesmal, wenn er in den Stall kommt, sagt er zu seinem Bullenkälbchen: "Guten Tag, Büffel Boni, du stärkster und mächtigster unter der Sonne der Schoschonen!" Aber auch der friedlich schnarchende Büffel Boni ahnt nichts von der Gefahr, die ihm von seinem besten Freund droht. Plötzlich spitzt Büffel Boni die Ohren und macht böse "Muuh". Die Stalltür ist einen schmalen Spalt weit geöffnet worden. Draußen schreit ein Käuzchen. Axel und Monika sind gekommen, um Peter zu holen. Peter reckt und streckt sich und reibt verschlafen die Augen. "Na", sagt er dann, "da seid ihr ja." Was gibt es zu tun für die großen Krieger und Jäger der Schoschonen?" fragt Monika..."
Der Kinderbuchverlag Berlin; 1973
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