Der am 10. Februar 1898 geborene Bertolt Brecht war eine der größten dichterischen Kräfte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Er studierte zunächst Medizin und Naturwissenschaften, wandte sich jedoch bald dem Theater zu, wirkte als Dramaturg an den Münchener Kammerspielen, dann als Regisseur bei Max Reinhardt in Berlin. Am Morgen nach der Nacht des Reichstagsbrandes floh er ins Ausland. Die Stationen des Emigranten Bertolt Brecht waren Österreich, Dänemark, Schweden, Finnland, Russland, die USA und die Schweiz. 1948 kehrte er nach Deutschland zurück und leitete bis zu seinem Tode (14. August 1956) zusammen mit seiner Frau Helene Weigel das „Berliner Ensemble“.
1934 entwickelte er aus der „Dreigroschenoper“ eine „ins Epische transponierte Variation“, den „Drei Groschen Roman“. In dieser köstlich sarkastischen Gaunersatire auf den Kapitalismus um die Jahrhundertwende tauchen alle die unvergesslichen Gestalten der Oper wieder auf: Mac, der Verbrecherführer, der „Bettlerkönig“ Peachum und seine liebestolle Tochter Polly. Mac wächst sich zu einem makaber moralischen Großkaufmann aus, und Peachum lässt sich mit seinem Bettlerunternehmen in heikle staatliche Transaktionen ein, aus denen er dank der Korruption der Behörden unbeschädigt hervorgeht. Wie alle Geschichten, Gedichte und Dramen Brechts ist auch der mit den Songs der Oper gewürzte „Drei Groschen Roman“ eine moralische Dichtung. Die Maßstäbe dieser Moral bezog Brecht aus seiner politischen Weltanschauung, die ihn nach 1945 veranlasste, sein Domizil in Ostdeutschland aufzuschlagen. Aber wie seine anderen Werke erhält auch dieser Roman seinen Rang nicht durch eine politische Richtung, sondern durch die Fülle seiner Konzeption, den Glanz seiner Darstellung und die scharfsichtige Ausleuchtung der handelnden Charaktere. Dieser dichterische Reichtum hebt das Werk weit über die öden Bezirke ideologischer Befangenheit.
Verlag Neues Leben, Berlin, 1978
Mit Zeichnungen von Bernhard Heisig.
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