11 Februar 2021

Sibylle Hentschel: Umklammerung


Gisel, Anfang Dreißig, alleinstehend, Bibliothekarin, ohne wirkliche Freunde, treibt schon lange auf die unausbleibliche Krise zu, die dann, an einem einsamen Weihnachtsabend mit ihrer Mutter, nicht mehr aufzuhalten ist. Anfangs in scheinbar unbedeutenden Details, später mit immer größerem Nachdruck werden Ursachen dieses Zusammenbruchs ins Licht gerückt: die dominierende Stellung der Mutter, die mit aller Macht die Tochter nach ihrer Vorstellung formen will und dabei auch der Jugendlichen gegenüber vor dem Gebrauch des Ochsenziemers nicht zurückschreckt. Aber auch die von Gisel nicht wahrgenommene Verantwortung für ihr Leben, ihre Bindung an die Mutter, die sie teils nicht aufgeben kann, teils aus Bequemlichkeit nicht aufgeben will, werden ohne Beschönigung beschrieben. Gisels Abhängigkeit von Alkohol und Tabletten lassen sie am Neujahrstag auf der Straße zusammenbrechen.
Es hätte nicht so weit kommen müssen, wenn Gisel eher das getan hätte, was danach geschieht.

Sibylle Hentschel, geb. 1938, Abitur, Filmhochschule, von 1963-1967 Dramaturg beim Fernsehen der DDR, seit 1967 freischaffend, schrieb Kinder- und Jugendhörspiele, Kinderbücher und Filmszenarien.

Buchverlag Der Morgen, Berlin 1990
Mit einer Nachbemerkung von Anette Simon

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