04 März 2021

Peter Kaiser, Norbert Moc und Heinz Peter Zierholz: Das Richtschwert traf den falschen Hals – Ein brandenburgisch-preußischer Pitaval

 Helle Aufregung herrschte, als die schöne Charlotte Ursinus aus einem ihrer glanzvollen Empfänge, auf denen sich die vornehme Berliner Welt traf, verhaftet wurde. Wie ein Lauffeuer ging es durch die Straßen der Stadt: Die schöne Geheimrätin soll ihren Ehemann und ihren Geliebten vergiftet haben. Auch das alte Fräulein Witte, ihre Erbtante, soll keines natürlichen Todes gestorben sein, und der Diener Benjamin Klein, der um viele Geheimnisse im Hause Ursinus wusste, schwebt zwischen Leben und Tod.

Charlotte Ursinus, die mehrfache Mörderin, wird von der königlich-preußischen Justiz zu lebenslanger Festungshaft verurteilt und nach dreißig Jahren begnadigt. Wie härter sahen die Strafen in anderen Fällen aus! Bei Doris Ritter zum Beispiel, die das Pech hatte, dem Kronprinzen zu gefallen, oder bei Luise Schmol, die sich des Verbrechens schuldig gemacht hatte, einen Silberteller aus dem Königsschluss entwendet zu haben. Bereicherungsstreben und kleinliche Gewinnsucht, die unerbittliche Verfolgung politisch Andersdenkender und die juristische Beihilfe für Dunkelmänner, die im Dienste der herrschenden Klasse mordeten, sind nur einige Momente der preußisch-deutschen Strafrechtspflege.

Dieser Pitaval enthält interessante Kriminalfälle aus rund vier Jahrhunderten brandenburgisch-preußischer Gerichtsbarkeit. Er macht deutlich, wie willkürlich die herrschende Klasse Recht und Rechtsprechung handhabte und wie oftmals aus Gründen der Staatsräson Recht zu Unrecht und Unrecht zu Recht umgemünzt wurde.

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, 1. Auflage, 1979
Illustrationen von Werner Ruhner

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