23 Juni 2021

Erhard Agricola: Tagungsbericht

 1931 gelingt es einem verkrachten Deutschlehrer in Wernigerode, ein Medikament zu entwickeln, das müheloses Verstehen fremder Sprachen ermöglicht, sich jedoch als nervenschädigend erweist. Der genialische Außenseiter wird zum Opfer eines Verbrechens, des skrupelloser Profitgier entspringt. Elemente der Science Fiction, des Kriminalromans und breitgefächerter Gesellschaftskritik sind mit funkelndem Witz auf höchst originelle Weise verschmolzen. Der Autor, trotz ironischen Augenzwinkerns sehr ernsthaft engagiert, führt den Leser auf zahllose Um- und Nebenwege, die bis nach Samoa reichen, amüsiert und schockiert mit scheinbar völlig zweckfremden Details, ersetzt so ganz nebenbei einen Reiseleiter durch den Harz – und hat den spannenden „Fall Dr. Heinrich Oldenbeck“ dennoch minutiös gebaut und fest im Griff. Seine Erzählweise ist unüblich, man darf vielleicht an Laurence Sterne und Jean Paul als Anreger denken, und setzt einen Leser voraus, der mit Muße zu schmökern bereit ist. Aber dieser Leser wird reichlich belohnt durch ein Buch, das schmunzeln lässt und nachdenklich stimmt.

Dr. habil. Erhard Agricola, Jahrgang 1921, wirkt am Zentralinstitut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR. In Fachkreisen ist er als Linguist durch zahlreiche Veröffentlichungen bekannt, als Romancier hingegen ein noch völlig unbeschriebenes Blatt: „Tagungsbericht“ ist sein erstes belletristisches Werk. 

Greifenverlag zu Rudolstadt 1976, 2. Auflage 1978

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