Ursula Bergmann: Hexeneinmaleins - Medien, Mythen, Manipulationen, Hintergründe des Aberglaubens

"Mach das Maul zu, du stinkst", mit dieser oder mit ähnlichen Beschimpfungen erschreckte Chopper, seines Zeichen Geist in einer bayerischen Zahnarztpraxis, von Zahnschmerz geplagte Patienten und unterhielt außerdem noch die Illustrierten-Leser in der BRD.
"Habt Freude am Erschlagen; tötet und martert, Erbarmen laßt beiseite", befiehlt "Bamphomet" seinen Gefolgsleuten - Höhepunkt einer schwarzen Messe mit Sex, Blut von Opfertieren und Sperma.
In Hannover können Frauen bei einer Hexe das "Hexeneinmaleins" erlernen, im Kurs für Anfänger "jeweils donnerstags, reiten, hüpfen und hocken die Lehrlinge dort im Kreis - im bunten Putz der Gaukler, im Bettlakenweiß der Gespenster, neben sich den Besen, auf dem sie ritten".
Drei Meldungen aus dem Westen. Gewiß zufällig, aber dennoch Symptom. Denn Hellseher, Wahrsager und Hexen haben wieder Hochkonjunktur. Die Existenzangst vieler Menschen ist Quelle für ihr profitables Geschäft. Wo die Zukunft Angst bereitet, bieten computergestützte Horoskope Trost und Lebenshilfe, befriedigen Supermärkte mit Hexenzubehör die Nachfrage nach Kräutern, Wurzeln, Pendeln, Wünschelruten oder Instant-Liebestrünken. Irrationalismus und Mystizismus, mittelalterlicher Hokuspokus und Pseudowissenschaft, damit die Menschen die Ursachen ihrer Lage nicht hinterfragen.
Endzeitstimmung für das Jahr 2000: Bevor und nachdem der "mächtige Schreckensherrscher im Juli 1999 über den Himmel kommt", heißt es in einem der vielen Panikbücher zur Jahrhundertwende, "wird Krieg herrschen zum Glück". Sterndeutung und Sternenkriegspläne - die Autorin beweist, es besteht ein Zusammenhang.

Urania-Verlag
2. Auflage 1988
Klartext-Reihe