Verlagstext:
Felipe Rivera, der eigentlich Juan Fernandez heißt, will für die mexikanische Revolution arbeiten. Seinen Namen hat er geändert, als er spürte, dass der Name Fernandez bei der Polizei und den Behörden verhaßt ist. Er musste erleben, wie sein Vater und seine Mutter von den Soldaten des Porfirio Diaz misshandelt und ermordet wurden.
Er kämpft im Boxring, um das dringend benötigte Geld für den Aufstand der mexikanischen Revolutionäre zu erringen.
Heftanfang:
Niemand kannte seine Geschichte, seine Mitverschworenen am allerwenigsten. Er war ihr „kleines Geheimnis“, ihr „großer Patriot“, und auf seine Weise arbeitete er ebensosehr an der kommenden mexikanischen Revolution wie sie. Es dauerte lange, bis sie das erkannten, denn nicht einer in der Junta konnte ihn leiden. An dem Tage, als er zum erstenmal ihre von geschäftigen Menschen überfüllten Räume betrat, hatten ihn alle im Verdacht, ein Spion – ein Spitzel im Geheimdienst des Diaz zu sein. Zu viele von seinen Kameraden saßen rings in den Vereinigten Staaten in Zivil- und Militärgefängnissen, und andere wieder waren gerade in dieser Zeit in Ketten über die Grenze geschafft und an die Wand gestellt worden.
Auf den ersten Blick machte der junge Bursche keinen guten Eindruck auf sie. Er war nicht mehr als achtzehn Jahre alt, nicht besonders groß und erklärte, Felipe Rivera zu heißen und für die Revolution arbeiten zu wollen. Das war alles – kein Wort mehr. Er blieb abwartend stehen. Kein Lächeln war um seinen Mund, keine Liebenswürdigkeit in seinen Augen. Den großen, schneidigen Paulino Vera schauderte es innerlich. Hier war etwas Furchtbares, Unergründliches in den schwarzen Augen des Jungen. Sie brannten wie Feuer und gleichsam in einer ungeheuren, geschliffenen Erbitterung. Von den Gesichtern der Verschworenen ließ er den Blick zu der Schreibmaschine schweifen, an der die kleine Frau Sethby, eifrig arbeitend, saß. Seine Augen suchten die ihren, aber nur für eine Sekunde – sie blickte zufällig auf –, und auch sie hatte ein unbestimmbares, seltsames Gefühl, das sie ihre Arbeit unterbrechen ließ. Sie mußte das Geschriebene noch einmal durchlesen, um den Brief, an dem sie arbeitete, fertigtippen zu können.
Paulino Vera sah Arrellano und Ramos fragend an, und die sahen sich gegenseitig ratlos an. In ihrem Blick war Unsicherheit und Zweifel. Dieser schmächtige Besucher war der Unbekannte, und alles drohende Unbehagen des Unbekannten umgab ihn. Man konnte aus ihm nicht klug werden, er war so ganz jenseits des Horizontes dieser Verschwörer. Ihr wilder Haß gegen Diaz und seine Tyrannei war der Haß ehrenwerter, schlichter Patrioten. Hier aber war etwas anderes und Stärkeres, sie wußten freilich nicht recht, was. Aber Vera, der stets der Entschlossenste und Tatkräftigste war, packte den Stier bei den Hörnern.
„Schön", begann er kühl, „Sie sagen, daß Sie für die Revolution arbeiten wollen. Ziehen Sie sich den Rock aus! Hängen Sie ihn dorthin. Ich werde Ihnen zeigen kommen Sie – , wo die Eimer und Wischlappen sind. Der Fußboden ist schmutzig. Sie können gleich anfangen, ihn hier und in den anderen Zimmern aufzuwischen. Auch die Spucknäpfe müssen gereinigt werden. Und außerdem die Fenster.“
„Ist es für die Revolution?“ fragte der Bursche. „Für die Revolution“, antwortete Vera.
Rivera sah sie alle kalt und mißtrauisch an und zog sich dann den Rock aus.
„Es ist gut“, sagte er.
Weiter nichts.
Tag für Tag kam er zu seiner Arbeit fegte, schrubbte und machte sauber. Er nahm die Asche aus den Öfen, holte Kohlen und Holz, machte Feuer und war der erste im Büro.
„Kann ich hier schlafen?“ fragte er einmal.
Aha! Das war es – die Hand Diaz' kam zum Vorschein. Wenn er in den Räumen der Junta schlief, bedeutete das, daß er Zutritt zu ihren Geheimnissen, zu den Namenslisten, zu den Adressen der Kameraden in Mexiko erlangte. Die Bitte wurde abgeschlagen, und Rivera kam nie mehr darauf zu sprechen. Er schlief, sie wußten nicht, wo und aß, sie wußten nicht, wo und was. Einmal bot Arrellano ihm ein paar Dollars an. Rivera lehnte das Geld ab. Als Vera hinzutrat und es ihm aufzunötigen versuchte, sagte er: „Ich arbeite für die Revolution.“ .....
Umschlagzeichnung: Heinz Rammelt
Verlag Neues Leben, Berlin
Reihe: Das neue Abenteuer, Nr. 20
1. Auflage 1953
Das neue Abenteuer, Nr. 8 [alte Serie]
1. Auflage 1950
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