17 November 2020

Christa Wagner: Die durchs Feuer liefen


 Leseprobe: 

Wald, Berge – Erzgebirge. Auf den Wiesenhängen am Waldrand brütet die Julisonne. Männer, Frauen und Kinder, die beim Heuwenden sind, kehren eher träge als emsig Unterstes zuoberst. (…) Plötzlich wird die drückende, lähmende Stille zerrissen. Ein heftig knallendes Geräusch dringt aus dem Wald herüber. „Ein Schuss? War das nicht ein Schuss?“

Kurz nach dem ersten Schuss fiel ein zweiter, dann ein dritter. Das vielfache Echo war weithin zu hören, und die Menschen auf den Abhängen und in den nahen Orten fragten teils ängstlich, teils neugierig, teils aufgebracht, was da wieder einmal los sei, jetzt, in der Schonzeit, da kein Jäger auf Pirsch sei. Anderntags legte ein Gestapokommissar aus dem Gau Dresden ein Protokoll zu den Akten: „Der Geflüchtete spricht sächsischen Dialekt, er nennt sich Jan, ist ungefähr 1,80 m groß, schlank, dunkelhaarig .“ Dass der Gesuchte Stefan Winkler hieß und bereits seit über einem Jahr als Kurier von der CSR in das faschistische Deutschland geschickt wurde, wusste die Gestapo nicht.

Gestützt auf tatsächliche Erlebnisse, erzählt die Autorin die Geschichte eines jungen Arbeiters, der bis 1933 und danach in der Illegalität als Kommunist lebte und kämpfte

Der Klappentext sagt Folgendes:

Sie hatten schon einiges hinter sich, damals im Jahre 1934. Aber wusste Stefan Winkler genau, was geschehen sollte, als gegen ihn und seine beiden Freunde das ausgesetzte Gerichtsverfahren wieder aufgenommen wurde und sie lange vor Prozessbeginn wegen Fluchtverdacht unter Polizeiaufsicht standen? Ganz junge Burschen waren sie noch. Stefan mit einundzwanzig der Älteste. Was hatten sie verbrochen? Wessen beschuldigte man sie, hatten sie sich überhaupt einer Straftat schuldig gemacht?

Der Prozesstermin rückte immer näher, und am ersten Verhandlungstag sieht sich das Gericht außerstande, den Prozess durchzuführen, denn die Anklagebank blieb leer. Von den drei Jugendlichen fehlte jede Spur. Natürlich wird sofort nach ihnen gefahndet. Aber nirgends ein brauchbarer Fingerzeig, wohin sie verschwunden sind, oder wer ihnen zur Flucht verholfen hat. Wo Stefan Asyl fand; warum er seine Heimat verließ; welche Straßen er ging; durch wieviel Länder und Städte er kam; was ihm dabei begegnete an Glück oder Unglück; ob er alleine oder mit Gefährten auszog; wieviel Hoffnung und Kraft in ihm steckte, qualvolle Stunden, harte Schläge und Niederlagen zu überwinden – das und anderes mehr ist in diesem Buch festgehalten. Es sei noch gesagt, dass her nichts übertrieben wurde, sondern alles auf Tatsachen beruht.

Stefans Werdegang vom Arbeiterjungen zum kommunistischen Funktionär hat sich so vollzogen, wie geschildert, und ist den mit dramatischen Begebenheiten reich angefüllten Erlebnisberichten eines ehemaligen Widerstandskämpfers nacherzählt.

VEB Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, 1. Auflage, 1975

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