„Jettchen Gebert“, ein Roman aus dem Berlin der Biedermeierzeit, erschien 1906 und wurde der erste große Erfolg des deutschen humanistischen Schriftstellers Georg Hermann. Er schildert das Leben der angesehenen Kaufmannsfamilie Gebert. Henriette verbringt im Hause ihres Pflegevaters Salomon ihre Jugend unbeschwert und in gesichertem Wohlstand. Erst als sie dem geistvollen und träumerischen Literaten Dr. Kößling begegnet und sich zu ihm hingezogen fühlt, spürt sie die Enge und Beschränktheit des Elternhauses. Aus Zuneigung entwickelt sich eine große Liebe, die sich aber nicht vollenden kann, weil beide nicht die Kraft aufbringen, die entstehenden Schwierigkeiten zu überwinden. Kößling – wurzellos und schwankend – hat nicht den Mut, um sein Glück zu kämpfen, und Jettchen bringt es aus falsch verstandener Dankbarkeit nicht übers Herz, sich den Planen der Familie Gebert zu widersetzen.
Der Realist Georg Hermann hat es meisterhaft verstanden, am tragischen Schicksal der beiden Liebenden die Unentschlossenheit und Kompromißbereitschaft des deutschen Bürgertums in der Periode des Vormärz sichtbar zu machen.
Mit dem Roman „Henriette Jacoby“ hat der Autor die Geschichte von Jettchen Gebert auf Drängen des Publikums fortgesetzt. Die erste Auflage erschien 1909.
Verlag Das Neue Berlin, 1974
Georg Hermann: Henriette Jacoby
Georg Hermann war durch sein Jettchen Gebert, den Roman aus der Biedermeierzeit, der das Leben der angesehenen Kaufmannsfamilie Gebert und die Liebesgeschichte zwischen der Pflegetochter Jettchen und dem unentschlossenen, träumerischen Literaten Dr. Kößling schildert, sozusagen über Nacht berühmt geworden. Auf Drängen des Publikums schrieb er die Fortsetzung dazu, die als in sich abgeschlossener Roman unter dem Titel „Henriette Jacoby“ 1908 erschien.
Der Autor erzählt die Geschichte des jungen Mädchens weiter, das „in jener windklaren, sternhellen Novembernacht des Jahres 1839 ihrer Hochzeit den Rücken gekehrt“ und die Ehe mit dem ungeliebten Mann abgebrochen hatte, bevor sie je begann.
Henriette Jacobys mutiges Aufbäumen gegen das herzlose Gebot der Familie findet seine Rechtfertigung, denn der energische, selbstbewußte Julius Jacoby entpuppt sich als skrupelloser Emporkömmling – moralisch und geistig ohne Substanz.
Die Konflikte und Widersprüche hätten sich harmonisch lösen können, wenn sich Jettchen nicht auf unheilvolle Weise wieder an die Geberts verloren hätte und wenn der junge Kößling es vermocht hätte, sie aus ihrer Verstrickung zu befreien. So aber neigt sich die Tragödie der Entschlußlosigkeit ihrem bitteren, unausweichlichen Ende zu.
Das Neue Berlin, 1987
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