DINO BUZZATI (1906-1972) hat als Erzähler, Dramatiker und Maler die Konfrontation des Individuums mit einer auf magische Weise als undurchdringlich empfundenen Welt symbolhaft dargestellt. Am stärksten verdichtet und literarisch gestaltet wird seine spätbürgerliche Erfahrung in dem Roman „Die Tatarenwüste“ (1940, auch Verfilmung). Eine Festung in einer öden Landschaft ist der Ort, wo sich die Jahre des Offiziers Drogo entleeren. Wie seine Kameraden lebt er allein auf die kriegerische Auseinandersetzung mit dem imaginären Feind, den Tataren, hin, sie ist die einzige Motivation für das sinnlose Ausharren der Festungsmannschaft in ungastlicher Verlorenheit. Es reift wohl in Drogo die Erkenntnis, daß es den Feind gar nicht gibt, aber gleichzeitig verfällt er unrettbar der faszinierenden Illusion, das Ereignis könne doch noch schicksalsschwer eintreten. Er stirbt, wegen physischen Verfalls abgeschoben, gerade als es zu der lang ersehnten Bewährungsprobe zu kommen scheint. Ironie, Distanz und Mitgefühl prägen die Erzählerposition des Autors in Hinsicht auf dieses vergebliche Dasein.
Übersetzung aus dem Italienischen von Percy Eckstein und Wendela Lipsius
Umschlaggestaltung: Friederike Pondelik unter Verwendung einer Farbradierung von Manfred Kastner „Der Garten des Minotauros“, 1980
Reclams Universal-Bibliothek Band 914
BELLETRISTIK
Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
1. Auflage 1982
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