10 März 2021

Anton Tschechow: Ein Drama auf der Jagd

Anton Pawlowitsch Tschechow, der 1884 als junger Arzt am Kreiskrankenhaus der mittelrussischen Kleinstadt Woskressensk praktizierte, dort Verhandlungen vor dem Landgericht besuchte, Leichen sezierte und bei Prozessen als medizinischer Gutachter auftrat, hatte ein Hobby, bei dem ihm seine ärztlichen und juristischen Erfahrungen sehr zustatten kamen: er schrieb Geschichten. Bereits als Student hatte er unter dem Pseudonym Antoscha Tschechonte Moskauer und Petersburger humoristische Blätter regelmäßig mit Produkten seiner Feder beliefert - nicht ahnend, daß eine spätere Zeit befinden werde, die besten dieser komisch-tragischen Kurzgeschichten aus dem russischen Alltagsleben seien bereits literarische Meisterwerke. Anton Pawlowitsch, bescheiden und äußerst selbstkritisch, hielt nicht allzuviel von ihnen; es drängte ihn, sich in einem, wie er meinte, anspruchsvolleren Genre zu versuchen, und das Ergebnis war "Ein Drama auf der Jagd", sein erster und einziger Roman.
Erzählt wird ein Kriminalfall. Der gutaussehende, intelligente, leichtlebige Sergej Kamyschew, Untersuchungsrichter im Kreise S., verbringt einen großen Teil seiner reichlich bemessenen freien Zeit im Schloß seines einstigen Studiengefährten, des häßlichen, degenerierten, aber steinreichen Grafen Alexej Karnejew. Gemeinsam bekämpfen sie die Langeweile durch Saufgelage und Liebeleien mit Zigeunerinnen. Kamyschew zeigt sich empfänglich für die erotischen Reize der neunzehnjährigen Olga, die zu aller Erstaunen den ältlichen gräflichen Gutsverwalter Urbenin geheiratet hat, doch auch der Graf erhebt Anspruch auf die junge Frau ... Bei einem Jagdausflug, an dem Kamyschew und Olga teilnehmen, geschieht im Wald ein Mord - wer ist der Mörder?

Anton Tschechow, geboren 1860 in Taganrog als Sohn eines Kolonialwarenhändlers, besucht von 1869 bis 1879 das Gymnasium, studiert danach Medizin in Moskau; veröffentlicht 1880 die erste Kurzgeschichte in der humoristischen Zeitschrift "Die Libelle"; ist ab 1884 als praktischer Arzt in der Nähe von Moskau tätig; reist 1890 durch Sibirien nach der Sträflingsinsel Sachalin; gibt 1892 wegen eines beginnenden Lungenleidens seine Arztpraxis auf; erwirbt ein Landgut in Melichowo bei Moskau, wo in der Zeit von 1892 bis 1898 die meisten seiner Erzählungen und Dramen entstehen; siedelt 1899 nach Jalta; heiratet 1901 Olga Knipper, Schauspielerin am Moskauer Künstlertheater; stirbt am 15. Juli 1904 während eines Kuraufenthalts in Badenweiler.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1982
bb-Reihe Nr. 496
Einbandgestaltung: Gabriele Hirsch

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