Auch in seinem Roman "Kinder vom Paraná" spiegelt sich eindrucksvoll das Erlebnis dieser zauberhaften exotischen Welt, zugleich aber wird die tiefe Enttäuschung des Autors über ihren beklagenswerten Zustand sichtbar, über das Verelenden der Urbevölkerung, die Verrohung menschlicher Sitten und das Ausmaß kapitalistischen Profitstrebens auf allen Gebieten. Die Freundschaft zwischen Cayrú, dem Sohn eines Krebsfischers an der Bai des Paraná, und der Tochter des Farmers Coßmann erscheint zunächst von diesen grausamen Realitäten unberührt. Die Kinder machen täglich abenteuerliche Streifzüge und Eroberungen am Fluß und auf einer noch unberührten Insel. Durch Cayrú lernt das Mädchen Anne-Marie Pflanzen und Tiere des Urwalds kennen, den schweren Alltag der Indios, die Lebens- und Weltauffassung dieser Menschen, die sich in Legenden und Mythen ausspricht und von ihrer innigen Verbindung mit der Natur zeugt. Den abfälligen Worten und Beschimpfungen des alten Kolonialsoldaten Heinrich Goßmann stellt seine Nichte darum bald Achtung und Verständnis für die Indianer gegenüber, seiner Geringschätzung für Cayrú eine tiefe Liebe zu dem Indiojungen. Die aufkeimenden Wünsche und Hoffnungen der jungen Liebenden aber werden in ihrer Umwelt erstickt und tragisch zerstört.
Paul Zech (1881-1946); Sohn eines Lehrers; wuchs im Industriegebiet an der Wupper auf; nach dem Studium zwei Jahre Bergarbeiter in Deutschland, Frankreich und Belgien; ab 1910 in Berlin Kommunalbeamter, später Redakteur, Dramaturg und Bibliothekar; Freundschaft mit Else Lasker-Schüler, Peter Hille, Georg Heym; 1918 Kleist-Preis für seine lyrischen Dichtungen, die erfüllt sind von Anklage und Aufbegehren des Proletariats gegen das Elend im Industriekapitalismus; Verurteilung des Krieges und der kapitalistischen Ausbeutung sind auch Themen der Prosa und der dramatischen Versuche Zechs; 1933 fristlos entlassen und interniert; 1934 Emigration; ab 1937 in Südamerika in verschiedenen Berufen tätig, Mitarbeiter der "Deutschen Blätter", Sammlung von Legenden der Indios; Tod in Buenos Aires.
Neben seiner Lyrik hinterließ Paul Zech ein umfangreiches, heute zum Teil vergessenes episches und dramatisches Werk sowie einfühlsame Nachdichtungen (Rimbaud, Villon, Balzac).
Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1981
bb-Reihe Nr. 465
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