05 Februar 2025

Jiri Salamoun: Das große pythagoreische Eisenbahnunglück – Eine ununterbrochene Kausalgesetzgeschichte mit leicht krimineller Tendenz in Bildern

ANSTATT EINER VORREDE*
Die Probleme, die im vorliegenden Buch dem hoffentlich wohlgeneigten Leser in vielen Bildern und allerlei Worten präsentiert werden, sind weiß Gott weder neu noch unbekannt.
Seit der Morgenröte der Menschheit wurden die grundlegenden Fragen von den besten Köpfen der Geschichte aller Völker unzählige Male aufgeworfen und mit unterschiedlichen Ergebnissen beantwortet. Die hier nun in 67, dem Leben entnommenen Bildern dargestellte Geschichte ereifert sich nicht und stellt sich auch nicht zum Ziel, vielleicht beim Lösen des Problems an sich – auf welche Weise auch immer – behilflich sein zu können oder es in einem ganz neuen Lichte erscheinen zu lassen. Vielmehr handelt es sich um einen bescheidenen Versuch, das bisher meist in Buchform nur literarisch verarbeitete Problem einmal vornehmlich bildlich zu betrachten und so auch denjenigen Mitgliedern der großen Menschheitsfamilie näherzubringen, die vor allem am Bildhaften und weniger am abstrakten Denken interessiert sind. Sollte diese Aufgabe nicht allzu langweilig erfüllt worden sein, so ist der Zweck dieses kleinen Büchleins völlig erreicht.
Es erübrigt sich gewißlich, extra zu betonen, daß es die Frucht jahrzehntelanger Erfahrung, manch bitterer Stunde und durchwachter Nacht ist. Man kann das, hoffe ich, bereits beim bloßen Durchblättern leicht erkennen. Der Verfasser
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* Der Widerspruch eines solchen Titels spiegelt im Grunde genommen das Paradox der Zwiespältigkeit des vorliegenden Buches und manches großen Autors (im gewissen Sinne jeglicher Literaturtätigkeit) wider: einerseits eine Vorrede oder sogar ein Buch schreiben zu wollen und andererseits das unangenehme Gefühl der völligen Oberflüssigkeit loswerden zu können. Doch der Widerstand gegenüber diesem zweifelhaften Verlangen birgt für den Verfasser das Risiko in sich, durch gewaltsame Unterdrückung des kategorischen Imperativs im Künstler einen geistigen Schaden, eine seelische Narbe das ganze, dann bestimmt nicht mehr lange Leben über mit sich herum schleppen zu müssen.

Inhalt:
Anstatt einer Vorrede .. .. .. S. 4
Erster Teil Das kausale Unglück
1. Die verborgene Fortsetzung des sowieso Vergangenen
    als der scheinbare Anfang des ohnehin Momentmentanen .. .. .. S. 5-12 .. .. Abb. 1-9
2. Über die praktische Unmöglichkeit einer anderen Verhaltensweise
    bei wirklich unvermeidbarem Pech .. .. .. S. 13-18 .. .. Abb. 10-13
3. Das Phänomen der Gewalt und die Inflation des Unglücks .. .. .. S. 19-23 .. .. Abb. 14-16
4. Die erotische Erfahrung als Teil einer geistigen Haltung der Frau .. .. .. S.24-26 .. .. Abb. 17-19
5. Das Problem des Engagements für eine rein literarische Figur
    unter wirklichkeitsnahen Verhältnissen .. .. .. S.27-33 .. .. Abb.20-24
6. Die Wahrscheinlichkeit des unglücklichen Zufalls als immanente
    Eigenschaft jeder Tätigkeit .. .. .. S.34-39 .. .. Abb. 25-27
7. Das Paradox der Allgegenwart des komischen Elements in jeglicher
    tragischen Situation als das persönliche Problem der ernsten Naturen. .. .. .. S.40-47 .. .. Abb.28-35
8. Die Verlassenheit einer der Lebensschablone nicht anpassungsfähigen
    Figur infolge ihrer seelenlosen Funktion innerhalb eines Mechanismus .. .. .. S.48-55 .. .. Abb.36-39
9. Das tatsächliche pythagoreische Eisenbahnunglück .. .. .. S.56-65 .. .. Abb.40-45
10. Das unaufhaltsame Scheitern eines eingefahrenen Denk- und
      Malprozesses als Übergang zum neuen Anfang .. .. .. S.66-67 .. .. Abb.46
Zweiter Teil Die zufälligen Folgen
11. Die scheinbare Diskontinuität als die typische Eigenschaft einer
      zuerst verborgenen logischen Fortsetzung .. .. .. S.68-71 .. .. Abb.47-49
12. Eine auf die Dauer unerträgliche Existenz als Halb-Mensch und
      Halb-Tier gleichzeitig .. .. .. S.72-76 .. .. Abb.50-52
13. Die unangenehme Tendenz der verwirrenden Wirklichkeit, sich
      auf eine ärgerliche Weise einer definitiven Beurteilung zu
      entziehen (Fortsetzung folgt) .. .. .. S.77-80 .. .. Abb.53-56
14. Fortsetzung: Die unangenehme Tendenz der verwirrenden
      Wirklichkeit, sich auf eine ärgerliche Weise einer definitiven
      Beurteilung zu entziehen .. .. .. S.81-86 .. .. Abb.57-60
15. Der Schnittpunkt der Kausalität und des Zufalls als der Augenblick
      einer außerrationalen Erkenntnis .. .. .. S.87-89 .. .. Abb.61-62
16. Apologie einer theoretischen Möglichkeit der Anwesenheit geheimer
      Gesetze hinter den Ungereimtheiten einer literarischen Andekdote .. .. .. S.90-94 .. .. Abb.63-66
17. Der zweite scheinbare Schluß: Die neue Aktualität einer universellen
      Einheit und das kosmologische Problem .. .. .. S.95 .. .. Abb.67

Konzeption, Zeichnungen und Text: Jiří Šalamoun
 
Eulenspiegel-Verlag, Berlin
1. Auflage 1983  

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