28 Februar 2021

Rainer Arnold: Osanyin überlistet die Schildkröte – Märchen aus Nigeria


 Geschichten von schönen Prinzessinnen, tapferen Helden, bösen oder guten Dämonen, schlauen Händlern und klugen Richtern stehen in diesem Band neben einer auffallend großen Zahl von Erzählungen, in denen Tiere die handelnden Personen sind. Sie beschäftigen unsere Phantasie oder amüsieren uns, wir können Bekanntes neu entdecken und Fremdes vergnüglich kennenlernen.

Zum ersten Mal wird hier in deutscher Sprache eine Auswahl der überaus reichen Märchenüberlieferung verschiedener nigerianischer Völker geboten: Geschichten der vorwiegend im Norden des Landes lebenden Hausa, der Yoruba, die zu den wichtigsten Völkern im Süden Nigerias zählen, aber auch Überlieferungen kleinerer Völkerschaften wie der Efik, Ful und Kanuri. Die Auswahl gibt einen Überblick über die wichtigsten Erscheinungsformen und Eigenschaften einer auch im Nigeria von heute noch sehr lebendigen mündlichen Erzähltradition. Einst vorwiegend Bestandteil kultischer oder sonst bedeutsamer Vorgänge im Leben der Gemeinschaft, sind Märchen im modernen Nigeria natürlich inzwischen vor allem Gegenstand der Unterhaltung. Uns aber geben sie Einblick in eine Welt, die uns noch allzu wenig vertraut ist. Wir erfahren interessante Einzelheiten aus dem Leben und der Kultur der nigerianischen Völker, lernen ihre alten Glaubensvorstellungen, ihre Sitten und Bräuche und nicht zuletzt ihren Humor und ihren Witz kennen.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 1. Auflage, 1984

Rainer Arnold: Der Streit mit Kalunga – Märchen aus Angola


 Auf vergnügliche Weise neuen Märchenstoffen, neuen Themen und Motiven zu begegnen und dabei zu entdecken, dass sich im fremden Gewand oft genug auch Vertrautes verbirgt, das verspricht dieser Band mit angolanischen Märchen. Von den elf großen Völkerschaften, die auf dem Territorium des heutigen Angola zusammen leben, wurde aus dem umfangreichen Märchenschatz der Bakongo, der Tschokwe und Lunda, der Ambundu, Ovambo und Ovimbundu eine kleine Auswahl getroffen. Die ersten Aufzeichnungen dieser noch heute lebendigen mündlichen Überlieferungen datieren aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Unsere Übertragungen beruhen zum großen Teil auf solchen frühen, meist zweisprachig niedergeschriebenen Texten. Animistische Vorstellungen, nach denen Mensch und Kosmos, Belebtes und Unbelebtes eine Einheit bilden, bestimmen die ideelle Grundhaltung vieler Märchen. Daneben haben aber auch soziale und kulturelle Wandlungen, die während der Kolonialherrschaft der Portugiesen nicht ausbleiben konnten, ihre Spuren hinterlassen. Eine reiche Phantasie, Humor und Optimismus zeichnen all diese naiv-realistischen Spiegelbilder der Wirklichkeit aus, ganz gleich, ob es Tiererzählungen sind, von denen auch bei den angolanischen Völkern eine große Zahl bekannt ist, oder ob Zauber und Magie, Ungeheuer und Dämonen des Geschehen bestimmen. Einst magisch-rituellen Zielen untergeordnet, übernahmen sie es bald, Lebenserfahrungen und die ungeschriebenen ethischen Normen der Völker von Generation zu Generation weiterzugeben. Ihr gedanklicher Reichtum und die ästhnische Vielfalt der Märchen wirken weiter, auch wenn sie längst nicht mehr in erster Linie belehren, sondern vor allem unterhalten.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 2. Auflage, 1988

Rainer Arnold: Vom gestohlenen Perlhuhn – Märchen aus Tansania


 Dämonen, Vampire, Geister, der schlaue Hase oder die listige Schildkröte und viele andere Gestalten begegnen uns in diesen Märchen tansanischer Völker. Ob wir erfahren, wie Lerwa ein reicher und mächtiger Mann wurde, oder von der Heirat des Nashornmädchens hören, ob wir die Geschichte von Xyari lesen, die im Land der Geister lebte, oder ob von den geizigen Mädchen berichtet wird und wie sie bestraft wurden – Handlungen und Motive, die fremd und reizvoll zugleich scheinen, stehen neben solchen, die uns aus den Märchen anderer Länder schon vertraut sind. Von sach- und sprachkundigen Forschern ohne Verwendung einer Mittlersprache aufgezeichnete Geschichten geben dem Leser Einblick in eine alte, reiche und ursprüngliche Volkskultur, sie vermitteln Kenntnisse über die Vorstellungswelt und das alltägliche Leben im alten Afrika.

Bei der Bearbeitung der Texte stand das Bemühen um Nähe zum Original im Vordergrund, wurde versucht, den Besonderheiten einer über Jahrhunderte noch heute lebendigen mündlichen Erzähltradition gerecht zu werden, von der das Spezifische des afrikanischen Märchens wesentlich bestimmt wird. Das Nachwort bietet nicht nur Informationen zu den tansanischen Völkern, es versucht außerdem, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen, die den Zugang zu den Märchen einer uns noch wenig bekannten Welt erschweren könnten.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 1. Auflage, 1984

27 Februar 2021

Bibliothek deutscher Klassiker

Mit der "Bibliothek deutscher Klassiker" soll eine Volksbibliothek der lebendigen und weiterwirkenden Literatur deutscher Sprache vom Zeitalter des Bauernkrieges bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts geschaffen werden, die einem breiten Leserkreis die bedeutenden Werke unseres literarischen Erbes in Auswahlausgaben auf wissenschaftlicher Grundlage vermittelt.

Die Werke der großen Dichter und Schriftsteller sollen Liebe und Verständnis für die schöne Literatur wecken und fördern und ein fortschrittliches Welt- und Geschichtsbild vermitteln. Auf diese Weise wollen Herausgeber und Verlag bei der sozialistischen Kulturrevolution in der Deutschen Demokratischen Republik mitwirken.

Die "Bibliothek deutscher Klassiker" wurde von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar unter Mitwirkung von

Nationalpreisträger Prof. Dr. h. c. Reinhard Buchwald, Heidelberg; Nationalpreisträger Louis Fürnberg, Weimar; Helmut Holtzhauer, Weimar; Prof. Dr. Leopold Magon, Berlin; Nationalpreisträger Prof. Dr. Hans Mayer, Leipzig; Prof. Dr. Joachim Müller, Jena; Wilhelm Rücker, Weimar; Dr. Heinz Stolpe, Weimar und Prof. Dr. Hedwig Voegt, Leipzig begründet und erscheint seit 1955 in zwangloser Folge.

Quelle: aus einem Goethe-Buch


Insgesamt wurden mehr als sieben Millionen Bände in der DDR, aber auch in Westdeutschland verkauft. Der Germanist Hans Mayer schrieb 1991: „Die Bibliothek der Deutschen Klassiker, die in Weimar herausgegeben wurde, ist sensationell gewesen … In allen germanistischen Seminaren der Bundesrepublik hat man sich der Weimarer Ausgaben bedient. …“

Im Ganzen sind es 74 meist mehrbändige Werkausgaben (in insgesamt 165 Bänden) von Texten, die original zwischen 1488 und 1916 erschienen sind. Davon sind sieben Briefausgaben. Insgesamt wurden 62 Autoren und Autorinnen veröffentlicht, wovon sieben aus Österreich und fünf aus der Schweiz stammen. Lediglich zwei Autorinnen wurden im Rahmen der 'Bibliothek deutscher Klassiker' veröffentlicht.

Quelle und weitere Infos inkl. Auflistung aller Titel gibts hier.

Roland Beer: Die sieben Töchter – Indische Märchen aus dem Bergland von Orissa


 In den Bergen und dichten Dschungeln Indiens leben bis heute zahlreiche Stämme in verschiedenen Stufen urgesellschaftlichen Zusammenlebens als Sammler, Jäger oder Ackerbauer. Alte Vorstellungen und Bräuche der indischen Urbewohner sind in ihrem reichen mündlichen Erzählschatz bewahrt. Die Märchen der Kuwi-Khond, eines dravidischen Bergstammes im indischen Unionsstaat Orissa, sind interessante Zeugnisse dieser vorliterarischen mündlichen Überlieferung. Auch außerhalb Indiens bekannte Märchenmotive, wie sie in unseren Märchen „Hänsel und Gretel“, „Schneewittchen“ oder „Die beiden Brüder“ vorkommen, finden sich hier in eigentümlich abgewandelter Form neben vertrauten Motiven indischer Märchen, wie etwa das vom Prinzen, der in einen Papagei verwandelt wird, vom menschenfressenden Dämon, der eine Stadt bedroht, oder vom Kleiderraub an den in einem Teich badenden Feen. Mehrere Märchen tragen allerdings ganz eigene, nur für die Kuwi-Khond typische Züge.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 1. Auflage, 1987

Wilfried Bonsack: Dschuhas Abenteuer – Tunesische Volkserzählungen und Märchen


 Die Märchen und Schwänke dieser Sammlung zeichnete der Leipziger Orientalist Hans Stumme nach mündlicher Überlieferung Ende des vorigen Jahrhunderts in der Originalsprache in Tunis auf. So wie für alle arabische Volkspoesie die schier unerschöpflich scheinende Phantasie charakteristisch zu sein scheint – denken wie beispielsweise an die „Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht“ -, so auch für die Geschichten der erzählfreudigen Stadtaraber Tunesiens. Ein spezifischer Erfahrungsbereich, resultierend aus sozialer Realität, lokalen Sitten und Gebräuchen sowie der Eigenart der maghrebinischen Landschaft, prägte die nicht selten gutmütigen, gewitzten und letztendlich immer liebenswürdigen Helden dieses Buches.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 1. Auflage, 1979

Rainer Arnold: Der Wolkenschmaus – Märchen aus Namibia


 Märchen und Geschichten der wichtigsten Völker Namibias erscheinen in einer solchen Zusammenschau zum ersten Mal in deutscher Sprache. Die Härte der Lebensbedingungen, denen sich die Bewohner des Landes seit Jahrhunderten anzupassen wussten, spiegelt sich auch in den mündlich weitergegebenen Geschichten. Anschaulich, weil voller Einzelheiten aus dem Alltagsleben, reich an genauen Naturbeobachtungen, geben sie uns einen Eindruck vom Denken und Fühlen der Menschen in alter Zeit. Mythologische Vorstellungen oder von magisch-religiösem Denken bestimmte Anschauungen, Felsen, Berge, Flüsse, in denen Dämonen leben, Ahnengottheiten, die dank ihrer übernatürlichen Kräfte in die Geschicke der Menschen eingreifen können, Tiere in menschlicher Gestalt und Menschen, die sich in Tiere verwandeln – all das begegnet uns, fordert mitunter unser Einfühlungsvermögen. Dem eigenartigen Reiz der Erzählungen können wir uns nicht entziehen.

Frühe Aufzeichnungen der Märchen und Geschichten, die seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts erfolgten, lieferten das Material für unsere Auswahl. Die Bearbeitung der Texte geschah in der Absicht, dem, was tatsächlich erzählt wurde, so nahe wie möglich zu bleiben. Die einzigartige Atmosphäre, in der Geschichten dieser Art, von einem Erzähler vorgetragen und mitgestaltet von kundigen Zuhörern, eigentlich erst und jedesmal gleichsam neu entstehen, ist nicht übertragbar. Dennoch vermag die in den Überlieferungen enthaltene Weisheit auch uns zu berühren.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 1. Auflage, 1987

26 Februar 2021

Joachim Reichow, Michael Hanisch: Filmschauspieler A-Z


 

950 Filmschauspieler werden in dem Lexikon vorgestellt. Man erfährt Geburtstag, -jahr und -ort und erhält Angaben über die Ausbildung sowie über die Tätigkeit der Schauspieler bei Film und Bühne. Die Filme werden mit genauem Premierenjahr aufgeführt. Es wurden vor allem Schauspieler aufgenommen, deren Wirkungszeit nach 1945 liegt; das Lexikon enthält aber auch viele Schauspielernamen aus der Stummfilm- und ersten Tonfilmzeit, die in die Filmgeschichte eingegangen sind.
Das Nachschlagewerk wurde so angelegt, daß es einerseits die Informationsbedürfnisse breiter, namentlich junger Leserschichten berücksichtigt, andererseits - durch die genauen, meist vollständigen Filmografien - die Ansprüche er4füllt, die an ein Handbuch für Filmwissenschaftler, Filmpublizisten und Filmschaffende gestellt werden.

So ein Nachschlagewerk hat schon lange gefehlt und dürfte in seiner ausführlichen Art das erste im deutschsprachigen Raum sein. Rund 950 Filmschauspieler werden ausführlich vorgestellt, teils mit vollständiger, teils mit sehr ausführlicher Filmografie. Als Nachschlagewerk wird es dem interessierten Filmbesucher wie dem Filmwissenschaftler und -journalisten gleichermaßen unentbehrlich sein, zumal es alle ausländischen Filmtitel auch im Original angibt.
Liberal-Demokratische Zeitung, Halle...

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin, 2. Auflage 1982

Horst Knietzsch: Filmgeschichte in Bildern


 Die Geschichte des Films in unserem Jahrhundert ist durch dramatische Gegensätze gekennzeichnet. Die Leinwand sah Großes und Häßliches, Erhabenes und Nichtiges, Kämpferisches und Komisches. In diesen siebzig Jahren hat sich der Film vom schockierenden Jahrmarktsvergnügen zur Kunst entwickelt.
Dieses Buch lädt ein zu einer Wanderung durch die Filmgeschichte. Die Welt des Films ersteht vor den Augen des Lesers und Beschauers: 626 Bilder berichten vom Geschehen auf der internationalen Leinwand. Bilder aus den Flegeljahren der jungen Kunst stehen neben Szenen aus Werken, die uns tief und nachhaltig beeindruckt haben. Die Fülle dieses reichen und anschaulichen Bildmaterials von Filmszenen und Porträts umfaßt das Jahrmarktkino um die Jahrhundertwende, die großen Darsteller der Stummfilmzeit im europäischen Film, die ersten Chaplin-Filme, die Erfindung des Tonfilms und künstlerische Höhepunkte des französischen und amerikanischen, des englischen und sowjetischen Films. Es erzählt von Filmen, die im Schatten des Krieges entstanden sind, von den Meisterwerken des italienischen Neorealismus und von unserer sozialistischen Spielfilmproduktion, von den Experimenten in relativ jungen Filmländern bis zu Filmerfolgen unserer Gegenwart. Das Buch gibt einen Begriff davon, unter welchen Bedingungen Filme entstanden und künstlerische Gestalt annahmen.
Der vorangestellte Textteil zu jedem Bildkapitel zeigt die wesentlichen Eckpfeiler der Filmgeschichte. Es wird auf Zusammenhänge, charakteristische Entwicklungslinien, thematische Komplexe hingewiesen, filmkünstlerische Leistungen werden gewürdigt, und im Rahmen der chronologischen Gesamtanordnung werden einzelne Strömungen und große Regisseure hervorgehoben.
Nach langjähriger Sammel- und Auswahlarbeit legt der bekannte Filmpublizist und Kritiker Horst Knietzsch hier ein Bildwerk vor, das auch durch die Veröffentlichung seltener und oft unbekannter Filmbilder für alle Liebhaber und Freunde des Films Wohlbekanntes und Neues bietet. Die Filmgeschichte wird unter diesem bildhaften optischen Aspekt zum lebendigen erregenden Erlebnis.
Das Kino unserer Zeit hat uns Freude gebracht, hat uns lachen und weinen lassen, hat Einfluß auf unser Leben genommen und dazu beigetragen, unser Bild von der Welt und von den Menschen zu formen.

Henschelverlag 1971

J. B. Frédéric Ortoli: Die Steinsuppe – Volksmärchen und Erzählungen aus Korsika


 Was französische Schriftsteller wie Mérimée, Balzac oder Maupassant im vorigen Jahrhundert an Korsika faszinierte, waren nicht so sehr das exotische Milieu und die Räuberromantik allein, sondern vielmehr das urwüchsige Menschentum, das dort konserviert war. Auf Korsika lebte ein Menschenschlag, der sich infolge der geographischen Abgeschiedenheit neben seinen patriarchalischen Traditionen auch die Kunst des Erzählens bewahrt hatte.

Einen Einblick in die Folklore dieses Inselvolkes bieten die außerhalb Frankreichs nur wenig bekannt gewordenen Märchen, von denen der Band einen repräsentativen Querschnitt vorstellt.

Unschwer wird nicht nur der Kenner von Volksliteratur in vielen der Geschichten den motivischen Zusammenhang mit den südeuropäischen Märchen entdecken, besonders mit denen aus dem benachbarten Sardinien, Italien und Sizilien, doch sind die vielfältigen Motive in einer ungewohnten Art verarbeitet. Auffällig besonders der für das herkömmliche Märchen ungewöhnliche Realismus. So entfällt oft das übliche „happy end“, oder die Märchenhelden treten für konkrete soziale oder politische Ziele ein, Reaktion eines Volkes auf seine bitteren historischen Erfahrungen.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 1. Auflage, 1979

Robert Merle: Ein vernunftbegabtes Tier


 Robert Merle steht in der Tradition der großen französischen „Moralisten“, der bürgerlichen Aufklärung. Wie für die Philosophen des 18. Jahrhundert, ist für ihn die Vernunft eine Göttin, von der sich das Menschengeschlecht Heil erwarten darf. Auch in der Frage Krieg oder Frieden, die in unserem Zeitalter die Frage nach Sein oder Nichtsein der Menschheit bedeuten kann.

Robert Merle will ins Bewusstsein rücken, dass die Entscheidung, ob der dritte Weltkrieg stattfindet oder nicht, von einer vernunftgemäßen Regelung des Zusammenlebens der Menschen auf ihrer Erde abhängt. Ob „ein vernunftbegabtes Tier“ nicht nur die Schätze der Erde zu beherrschen vermag, sondern imstande ist, den Planeten, den es sich nach seinem Maß einrichtet, auch zu bewohnen, ist nicht den Delphinen, sondern den Menschen anheimgestellt. (Eduard Zak)

Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar, 1. Auflage, 1986
Übersetzung von Eduard Zak.

Paul Kanut Schäfer: Ein Junge segelt um die Welt


 Buchbeginn
Er war zehn Jahre alt, ein kleiner Junge mit großen, ernsthaften Augen und einem trotzigen Mund. Sein Gesicht war über und über mit Pockennarben bedeckt. Sein Haar war im Nacken mit einer Schleife zopfartig zusammengebunden.
Doch trotz Zopfes und Schleife war er ein richtiger Junge. Er konnte barfuß über den Stoppelacker laufen, auf Bäume klettern und andere Kunststücke vollbringen. Es ist eben nur schon sehr lange her, fast zweihundert Jahre. Der Engländer James Watt erfand gerade die Dampfmaschine. Damals trugen sogar Männer noch Zöpfe.
Ihr wollt trotzdem darüber lachen? Aber wenn ihr hört, daß dieser Junge drei Fremdsprachen beherrschte und im Begriff war, auf seine erste große Forschungsreise zu gehen? Und daß er ein paar Jahre später dreimal rund um die Erde segelte? Jetzt staunt ihr, wenn auch ein bißchen ungläubig, wie es scheint. Vielleicht denkt ihr, da will euch jemand einen Bären aufbinden.
Gar nicht. Dieser Junge ist kein Märchenheld, er hat tatsächlich gelebt. Er hieß Georg.
Ihr sollt erfahren, wer er war.

Kinderbuchverlag, 6. Aufl., 1974
Der II. Teil des Buches, Georg Forster: Reise um die Welt, wurde von Paul Kanut Schäfer ausgewählt und zusammengestellt aus Georg Forsters Bericht von der "Reise um die Welt in den Jahren 1772-1775".
Illustrationen von Ernst Jazdzewski
Für Kinder von 12 Jahren an

Lore Mallachow: Es war einmal - Aus dem Leben der Brüder Grimm


 
Die Märchen der Brüder Grimm - wem klingt nicht das "Es war einmal" im Ohr als Auftakt vieler poetischer Geschichten von armen Leuten, die mit List den Reichen ein Schnippchen schlagen, vom immer siegreichen Kampf kluger und guter Menschen gegen die geizigen, grausamen, bösen. Jacob und Wilhelm Grimm haben sie aus der Tiefe des Vergessens hervorgezogen und für die Gegenwart bewahrt. Waren die Brüder Grimm nur Märchenerzähler? Sind sie, vergraben hinter dicken Folianten, in Bibliotheken und Archiven am Leben vorübergegangen?
Lore Mallachow begleitet in dieser Erzählung die beiden Brüder über annähernd 50 Jahre und gibt die Antwort: Die Brüder Grimm sind nicht Statisten auf der politischen Bühne ihrer Zeit gewesen. Sie haben in den Wirren der Napoleonischen Fremdherrschaft , in den Befreiungskriegen und in der darauf folgenden besonders finsteren Zeit der Fürstenwillkür auf der Seite des Fortschritts gestanden und den einfachen Menschen mit ihren von der Schöpferkraft des Volkes zeugenden Veröffentlichungen ein neues Selbstbewußtsein schaffen helfen.
Ihr wissenschaftliches Werk und ihr Wirken in der Öffentlichkeit stellt sich dar als eine Einheit, in der sich das Wort Goethes bewahrheitet: "Darin bewährt sich jede echte Poesie, daß sie niemals ohne Beziehung auf das Leben sein kann."

Kinderbuchverlag Berlin 4. Auflage 1985
Schutzumschlag: Paul Rosié



25 Februar 2021

Otto Nagel: Die weiße Taube oder Das nasse Dreieck


 "Liebe Festjemeinde! Unsa lieba Willem und sein vielliebet Minnekin - der olle schwarze Deibel! - habn heute den Stand ihrer Ehe beschritten un wolln von jetzt an zusammen durch den dicksten Dreck klettern..." Auf der bescheidenen Hochzeitsfeier von Wilhelm Thiele und der schwarzen Minna - alles Stammgäste der Kneipe "Das nasse Dreieck" - bringt der dicke Stern diesen Toast aus und wünscht den beiden Eheleuten Glück auf ihrem ungewissen Weg.
Alle diese Menschen - Deklassierte und aus der Bahn geworfene - gehören zur Masse der Opfer der Weltwirtschaftskrise von 1929. "Das nasse Dreieck", eine Kneipe im Berliner Bezirk Wedding, ist ein Sammelpunkt für die Stadtstreicher, die Fechter und Stromer. Hier finden sie Verständnis, Geborgenheit und einen warmen Kaffee, ehe sie ausziehen, um ihren Lebensunterhalt zu "stoßen". Sie verlangen vom Leben nicht mehr als ein Butterbrot.
In dem Roman erzählt Otto Nagel die Geschichte einer Berliner Kneipe und die wechselvollen Erlebnisse dieser Fallengelassenen mit Sympathie und Klassensolidarität. ,Einer geht vor die Hunde', Wilhelm Thiele, die Zentralfigur des Buches rutscht auf der sozialen Stufenleiter immer tiefer, bis er - allen Bemühungen zum Trotz - an den unerträglichen Verhältnissen scheitert.
Der Roman des bekannten proletarisch-revolutionären Malers wurde 1930 bis 1932 verfaßt. Das Manuskript erfuhr ein wechselvolles Schicksal. Von dem Verleger Bruno Cassirer zum Druck angenommen, wurde das Manuskript bei der Emigration Cassirers 1933 mit ins Ausland genommen. Dort konnte es nicht publiziert werden. Erst 1940 erreichte es auf abenteuerlichen Wegen wieder den Verfasser. Er mußte es bei Freunden verstecken, um es vor dem Griff der Gestapo zu bewahren. 1945, nach der Befreiung tauchte es wieder auf. Jetzt wurde das Manuskript von der Witwe Otto Nagels der Akademie der Künste übergeben, die es unserem Verlag für die Publikation zur Verfügung stellte.
"Die weiße Taube oder Das nasse Dreieck" vermittelt ein faszinierendes Bild der skizzierten Zustände im Berlin der Weltwirtschaftskrise. Der Roman besticht durch seinen Wahrheitsgehalt, seine spannende Handlung und seine poetische Intensivierung.

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1978, 4. Auflage
Stilistische Eigenheiten des Autors und stellenweise Uneinheitlichkeit in den Termini sind aus dem Manuskript unverändert übernommen worden.

Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften


 Goethes Wahlverwandtschaften: In der Neigung löst der Mensch von der Leidenschaft sich ab. Es ist das Wesensgesetz, welches diese wie jede Ablösung aus der Sphäre des Scheins und den Übergang zum Reiche des Wesens bestimmt, daß allmählich, ja selbst unter einer letzten und äußersten Steigerung des Scheins sich die Wandlung vollzieht. So scheint auch im Heraustreten der Neigung die Leidenschaft mehr noch als früher und völlig zu Liebe zu werden. Leidenschaft und Neigung sind die Elemente der scheinhaften Liebe, die nicht im Versagen des Gefühls, sondern einzig in seiner Ohnmacht von der wahren sich unterschieden zeigt. Und so muß es denn ausgesprochen werden, daß nicht die wahre Liebe es ist, die in Ottilie und Eduard herrscht. Die Liebe wird vollkommen nur, wo sie über die Natur erhoben durch Gottes Walten gerettet wird. So ist das dunkle Ende der Liebe, deren Dämon Eros ist, nicht ein nacktes Scheitern, sondern die wahrhafte Einlösung der tiefsten Unvollkommenheit, welche der Natur des Menschen selber eignet (Walter Benjamin).

Reclams Universal-Bibliothek Band 420, 2. Auflage 1981

Gerd Bieker: Dorflinde


 Für andauernde Unruhe in Greifenhübel, einem erzgebirgischen Dorf, in dem er geboren und aufgewachsen ist, sorgt Michel Mai. Er, der für Sicherheit und Ordnung verantwortlich ist, verdrischt bei einer Tanzveranstaltung randalierende Jugendliche. Er, der die Erfahrungen der Alten beim Pflügen am Abhang nutzen will, kippt mit dem Traktor um und hat zu dem Schaden noch den Spott. Die uralte Dorflinde, in die der Blitz eingeschlagen hat, rettet er, indem er sie zusammenflickt, vor den unzähligen Hobbyschnitzern. Selbst seine Suche nach der Frau fürs Leben erregt die Gemüter. Er ist verliebt in die alleinstehende Lore, die Inhaberin der Fahrradreparaturwerkstatt, fühlt sich immer wieder zu Gisa, seiner Jugendliebe, die ein Kind von einem Araber hat und deshalb von seiner Mutter nicht akzeptiert wird, hingezogen, und er liebt aber auch die Generalstochter Stefanie, die im Ort ihren Start als Lehrerin haben wird ... Wie schon in seinem viel gelesenen Roman "Eiserne Hochzeit" erzählt Gerd Bieker mit verschmitztem Humor, und er verbirgt nicht, daß ihn mit den Leuten und der Landschaft, über die er schreibt, vieles verbindet.

Verlag Neues Leben Berlin 2. Auflage 1988
Illustriert von Albrecht von Bodecker

Willi Bredel: Die Vitalienbrüder


 In die Zeit der ersten Auflehnung der rechtlosen Volksmassen in den Hansestädten gegen die Macht der allgewaltigen Patrizier, in die Jahre des letzten Ringens um die Vorherrschaft in den nordischen Ländern führt uns Willi Bredels Roman "Die Vitalienbrüder". Er stellt den legendären Piraten Klaus Störtebeker, den Freund der Armen und Entrechteten, in den Mittelpunkt eines farben- und gestaltenreichen Geschehens, zeichnet ein bewegtes Bild der hansischen Welt in ihrer Größe und ihren verhängnisvollen Schwächen und schildert das abenteuerfreudige, kampferfüllte Leben der Vitalienbrüder in einer spannenden Erzählhandlung.

Ein gehaltvolles, fesselndes Buch, das als gelungener Versuch, eine volkstümliche Legendengestalt der Vergangenheit mit Leben zu erfüllen und auf Grund eingehender historischer Studien ein interessantes Zeitbild zu gestalten, nicht nur den erwachsenen, sondern auch vor allem den jugendlichen Leser fesseln wird.

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 4. Auflage 1971
Zeichnungen von Herbert Bartholomäus

Maj Sjöwall Per Wahlöö: Die Terroristen

 

Ein übelbeleumdeter amerikanischer Senator wird zu Besuch in Stockholm erwartet. Die Regierung befürchtet Mißfallensbekundungen durch die Bevölkerung, aber auch einen Anschlag der internationalen Terroristenorganisation ULAG. Ein operatives Kommando der Polizei wird gebildet und Inspektor Larsson als Beobachter zu einem angeblich perfekt abgesicherten Staatsbesuch nach Südamerika entsandt. Von einem Balkon an der Protokollstrecke aus wird er Zeuge des jüngsten Attentats der ULAG. Den Männern um Kommissar Martin Beck stellt sich nun die Aufgabe, ein ähnliches Fiasko zu verhindern und zugleich Übergriffe der sich hysterisch gebärdenden Sicherheitspolizei abzuwehren.

Wieder einmal stellt das schwedische Autorenpaar Maj Sjöwall (geb. 1935) und Per Wahlöö (1926-1975) anhand der geschilderten grotesk anmutenden Vorkommnisse die Frage nach Moral und Ethos des Polizeiberufs, nach dem Widerspruch zwischen der Überzeugung des einzelnen und den Forderungen einer Ordnung, die nur die kleinen Leute zur Verantwortung zieht. Mit diesem Werk schlossen die Autoren ihre Serie von Kriminalromanen ab, die ein treffendes Bild der schwedischen Gesellschaft von 1965 bis 1975 zeichnet.

Bei Volk und Welt erschienen bisher:

Die Tote im Götakanal (1965, VuW 1981)

Der Mann auf dem Balkon (1967, VuW 1982)

Der lachende Polizist (1968, VuW 1973)

Alarm in der Skölgatan (1969, VuW 1984)

Das Ekel aus Säffle (1971, VuW 1980)

Der verschlossene Raum (1972, VuW 1977)

Der Polizistenmörder (1974, VuW 1985)


Verlag Volk und Welt Berlin 1986
Aus dem schwedischen von Eckehard Schultz

Sputnik, Sputnik, kreise


 Ein Liederbuch für die Vorschulerziehung





VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig 1970

24 Februar 2021

Graham Greene: Die Reisen mit meiner Tante


 Inhalt
Tante Augusta, etwa 75, hat meerestiefe blaue Augen, feuerrotes Haar sowie einen jungen schwarzen Liebhaber, und sie ist in ihrem recht bewegten Leben kein Kind von Traurigkeit gewesen. Der ehrenwerte Henry Pulling, ihr 55jähriger Neffe, ein unverheirateter, vorzeitig pensionierter Bankbeamter, begegnet ihr nach vielen Jahren bei der Begräbnisfeier für seine soeben eingeäscherte Mutter wieder. Noch am selben Tag muß er erfahren, daß es nicht einmal seine leibliche Mutter war, die er da in der Urne nach Hause trägt, um sie zwischen seinen geliebten Dahlien aufzustellen. Tante Augusta wird er nun so schnell nicht wieder los. Mit sanfter Gewalt macht sie ihn zu ihrem Begleiter auf recht merkwürdigen Reisen, die von London über Istanbul und Paris bis nach Paraguay führen. Und bevor sich Henry über seine neue Situation klargeworden ist, muß er mit äußerst gemischten Gefühlen feststellen, daß er von seiner ungewöhnlichen Tante und ihren Frivolitäten und Gaunereien, von der Welt der Hippies, Ganoven und trottligen Polizisten nicht mehr loskommt, und er begreift, daß das Leben seit über 50 Jahren an ihm vorbeigegangen ist.

Ausschnitt
Unsere Zimmer im "Albany" hatten Fenster auf die Tuilerien hinaus. Meine Tante hatte eine ganze Zimmerflucht genommen, unnötigerweise, da wir hier nur eine Nacht verbringen wollten, bevor wir den Orient-Expreß bestiegen. Als ich darüber eine Bemerkung machte, wies sie mich jedoch scharf zurecht. "Das ist heute schon das zweite Mal", sagte sie, "daß du vom Sparen sprichst. Du hast immer noch die Mentalität eines Bankbeamten, trotz Ruhestand. Nimm ein für allemal zur Kenntnis, daß ich fürs Sparen nichts übrig habe. Ich bin über fünfundsiebzig, und es ist unwahrscheinlich, daß ich noch mehr als fünfundzwanzig Jahre zu leben habe. Mein Geld ist mein Geld, und ich habe nicht die Absicht zu sparen, einem Erben zuliebe. Ich habe mich in meiner Jugend oft eingeschränkt, und es war nicht weiter schlimm, denn jungen Menschen bedeutet Luxus nicht so viel. Sie haben andere Interessen als Geldausgeben, und die Liebe ist schön bei einer Coca-Cola, einem Gebräu, das im Alter Brechreiz bewirkt. Wahre Lust kennen sie kaum: Selbst ihr Liebesspiel ist häufig überstürzt und unvollkommen. Glücklicherweise lernt man in mittleren Jahren die Lust, die Lust an Liebe, Wein und gutem Essen."

Graham Greene, einer der bedeutendsten englischen Gegenwartsschriftsteller, wurde 1904 in Berkhamsted, Hertfortshire, als Sohn eines Schuldirektors geboren. Nach Beendigung des Studiums an der Oxford-Universität war er als Journalist, Zeitungsverleger und Verlagsdirektor tätig. Zahlreiche Reisen in fast alle Teile der Welt regten ihn zu spannungsvollen Romanen an. Sein literarisches Werk, für das ihm verschiedene Literaturpreise verliehen wurden, umfaßt außerdem Kurzgeschichten, Bühnenstücke, Drehbücher, Essays, Reise- und Kinderbücher. Graham Greene lebt seit vielen Jahren in Antibes, Südfrankreich.

Verlag Volk und Welt Berlin 1984

Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W.


 Edgar Wibeau, siebzehnjährig, bricht aus von Zuhause, will sich erproben. Gerät an Goethes Werther , mit dem er widerstreitet und an dem er sich mißt. Trifft auf Charlie, die einem anderen zugehört, findet Aufnahme in einer Gemeinschaft. Sucht sich zu beweisen und erkennt zu spät, daß ihm sein Alleingang zum Verhängnis wird.

VEB Hinstorff Verlag 1973, 3. Auflage 1974
Satz und Druck: Druckerei "Franz Maecker", Neuruppin
Einband: Kunst- und Verlagsbuchbinderei Leipzig
Einbandillustration: Manfred Butzmann



VEB Hinstorff Verlag Rostock 1977

Herbert Nachbar: Die Millionen des Knut Brümmer


 Eine Kleinstadt, unweit vom Meer und, so scheint es, fern vom großen Geschehen. Eine Kleinstadt, dazu geschaffen, daß Knut Brümmer, auch Millionen-Brümmer genannt, in ihr leben kann. Ein feiner Kerl meinen die einen, ein Spinner meinen die anderen, ein Philosoph würden die dritten sagen, wenn sie wüßten, was das ist. Und dabei ist Kurt nur ein Korbflechter, aber zugleich Erbe von Millionen, die, genaugenommen, beim König von Schweden liegen. Und die Millionen sind es, die ihm die schweren Zeiten überleben helfen, aber sie hindern ihn nicht, wohlbedacht und listig der Macht ein Schnippchen zu schlagen und dem entlaufenen Soldaten, den er stracks in einen Hauptmann verwandelt, ein Obdach zu bieten.
Als die großen Zeiten vorbei sind und es mit der Macht, die regulär von dem Luftschutzwart Baresel vertreten wird, ein Ende hat, als das Neue beginnt und die Erbschaft hinreicht, eine ganze kleine Stadt aufzukaufen, da verschenkt Brümmer seine Millionen, verschenkt sie ohne Vorbehalt - und der entlaufene Soldat, der nicht mehr Hauptmann zu sein braucht, lacht, und auch Knut Brümmer kann wieder lachen.
Die reizvoll erzählte Titelgeschichte von einem liebenswürdigen Phantasten, der seine Menschenfreundlichkeit über alle Drangsal hinweg rettet, steht neben drei anderen Erzählungen, in denen der Autor vor dem Hintergrund norddeutscher Landschaft lebensvolle Figuren in außergewöhnliche Situationen führt.

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 3. Auflage 1978
Mit Zeichnungen von Brigitte N. Kröning

Robert Merle: Die Insel


 Am Ende des 18. Jahrhunderts entflohen einige Meuterer der „Bounty“ von Tahiti, wo es der britischen Admiralität allzu leichtgefallen wäre, sie aufzuspüren. Mitten im Stillen Ozean entdeckten sie eine verlassene und durch die Gestaltung ihrer Küsten nahezu unzugängliche kleine Insel: Pitcairn …

In diesem Buch wird nicht erzählt, was sich auf Pitcairn zugetragen hat. Es ist ein frei erfundener Roman, nur durch seine eigene Lebenskraft und alles das gerechtfertigt, was ich ihm, mit Willen und ohne es zu wollen, zweifellos von meinem eigenen Leben anvertraut habe, aber auch von dem Bangen um das Dasein der Menschen auf unserem gefährdeten Planeten. (Robert Merle)

Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar, 1. Auflage, 1986
Übersetzung von Eduard Zak.

Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werther


 Im Rückblick von "Dichtung und Wahrheit" schreibt GOETHE 1813: "...von unbefriedigten Leidenschaften gepeinigt, von außen zu bedeutenden Handlungen keineswegs angeregt, in der einzigen Aussicht, uns in einem schleppenden, geistlosen bürgerlichen Leben hinhalten zu müssen, befreundete man sich in anmutigem Übermut mit dem Gedanken, das Leben, wenn es einem nicht mehr anstehe, nach eigenem Belieben allenfalls verlassen zu können, und half sich damit über die Unbilden und Langeweile der Tage notdürftig hin. Diese Gesinnung war so allgemein, daß eben ,Werther' deswegen die große Wirkung tat, weil er überall anschlug und das Innere eines kranken jugendlichen Wahns öffentlich und faßlich darstellte." - Und 1824 heißt es gegenüber Eckermann: "Das ist auch so ein Geschöpf, daß ich gleich dem Pelikan mit dem Blute meines eigenen Herzens gefüttert habe... Es sind lauter Brandraketen! Es wird mir unheimlich dabei, und ich fürchte, den pathologischen Zustand wieder durchzuempfinden, aus dem es hervorging... Ich hatte gelebt, geliebt und sehr viel gelitten!" Und dann: "...es müßte schlimm sein, wenn nicht jeder einmal in seinem Leben eine Epoche haben sollte, wo ihm der ,Werther' käme, als wäre er bloß für ihn geschrieben."

Reclams Universal-Bibliothek Band 67, 14. Auflage
Belletristik

23 Februar 2021

C. U. Wiesner: Die Geister von Thorland


III. von Bernd A. Chmura 
Anfang Juli 1985 brachten verschiedene Zeitungen folgende Notiz: "Dem Fährschiff Saßnitz, das an den Wochenenden zwischen Saßnitz (Rügen) und Rönne (Bornholm) verkehrt, fiel östlich des 14. Längengrades und südlich des 55. Breitengrades aus ungeklärten Gründen die Radarortung aus. Die Radarantenne fuhr Karussell. Ebenso ungeklärt sind eine dichte Nebelwand trotz starken Hochdrucks sowie eine unbekannte Wellenfront." Märchen? Sience-fiction? Wirklichkeit? Der einzige, der vielleicht Auskunft geben könnte, liegt nach einem überstürzten Bad in der gewitterschäumenden Ostsee noch leicht benommen auf einer paradiesisch anmutenden Wiese und überlegt, warum die Leute, die ihn auffordern mitzukommen, so merkwürdige Operettenuniformen tragen und aussehen, als hätten sie ein Jahrhundert verschlafen. Bald wird sich herausstellen, wie recht er mit dem letzten Eindruck hat und daß dieses kleine Inselreich Thorand so manches Geheimnis birgt, hinter das er - ob er will oder nicht - kommen wird. Dafür sorgt schon das verhexte Weib Parduina, das ihn auf der Ostseeinsel Gellenthin ausgesucht und viel mit ihm vorhat. Kanzler soll er werden, die Thorländer von ihrem Egoismus und ihrer Selbstgerechtigkeit befreien, auf daß die Insel nicht noch einmal, dem Fluch Gott Thors folgend, für 100 Jahre im Meer versinke. Ausgerechnet er, Klemens Klingsporn, der etwas müde Unterhaltungsschriftsteller ohne Ambitionen, soll den Helden spielen. Frage: Was macht ein gelernter DDR-Bürger 1985 - oder etwa doch 1885? - mit besten, nun ja, fast besten Absichten in einer solchen Situation? C. U. Wiesner beschreibt dieses märchenhafte Abenteuer mit sicherem Sinn für Pointen.

Eulenspiegel Verlag Berlin 1. Auflage 1989

Loh Kwan Tschung: Die drei Reiche


 

Dieser erste aller chinesischen Romane - sein Verfasser lebte im 14. Jahrhundert - macht uns mit einer der wesentlichsten Epochen des alten China bekannt, die überdies viele Parallelen zur Gegenwart ziehen läßt. Auch damals war die Aufgabe gestellt, ein politisches Chaos, das das Reich in drei Teile gespaltet hatte, zu überwinden und die Einheit wieder herzustellen. Drei aufrechte Männer - die sogenannten Schwurbrüder vom Pfirsichgarten, schwören sich, nicht eher zu ruhen, bis daß dieses Ziel erreicht ist und Gerechtigkeit im ganzen Land herrscht. Wie sie dieses große Werk trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten vollbringen, ist mit dem ganzen Zauber alt-östlicher Fabulierkunst erzählt. Eine Dichtung für alle Freunde Chinas und seiner Kultur.

Gustav Kiepenheuer Verlag GmbH Weimar 1952
Aus dem Chinesischen übersetzt von Dr. Franz Kuhn
Mit 24 Holzschnitten nach alten Vorlagen

Ehm Welk: Die Gerechten von Kummerow

 Zwar ist dieses Buch ein in sich geschlossenes Werk, aber der Leser begegnet den bekannten Figuren aus den „Heiden von Kummerow“ wieder: dem naiv-klugen Martin, dem jungen Dorfplebejer Johannes, dem gütig-weisheitsvollen Kontor, dem tumultuarischen Nachtwächter. Und auch die Art des Erzählens von Ehm Welk hat sich nicht verändert: die feinsinnige Schilderung kindlicher Psyche, der schalkhafte Humor, eine zuweilen derbe Komik, kurz: der unverwechselbare „Kummerow“-Stil.

Seltsame Anschauungen vertritt Kummerows heidnischer Dorfphilosoph Gottlieb Grambauer. Er meint: Wer für die Armen stiehlt, tut nichts Böses! Damit entschuldigt er die kleinen Betrügereien des unersättlichen Armenhausjungen Johannes Bärensprung. Pastor Breithaupt und Junker Runkelfritz, die trotz anmaßenden Auftretens zu Einflusslosigkeit verurteilt sind, mögen es ahnen, dass religiöse und gesellschaftliche Ketzerei, Heidentum und Gerechtigkeit zusammengehören.

Und weiterhin hütet Kummerows Dorfjugend das Prinzip der Gerechtigkeit. Wenn auch beide, die Pastorstochter Ulrike und der Nachwächterenkel Johannes, auf das ihnen von elterlicher Seite eingeschärfte Privileg pochen, bei den Kindern wiegen Intelligenz und Mut schwerer als Besitz und Herkommen. Auch die Luftbüchse des jungen Grafen und die vornehmen Hosenträger des würdigen Gymnasiasten vermögen die Aussichten des Kleinbauernsohnes Martin Grambauer bei Ulrike nicht ernsthaft zu gefährden.

Seitdem die Kummerower Jungen für ihr Vorgehen gegen einen protzigen Pferdeschinder öffentlich belobigt wurden, seitdem sie den Sektenprediger Rodewald der Heuchelei und Brandstiftung überführt haben, steigen sie im Ansehen der Gemeinde und führen stolz den Beinamen die „Gerechten von Kummerow“. Allzu verständlich nur, dass Martin, der die höhere Schule in der Kreisstadt besuchen soll, und Johannes, dem ein Unterkommen als Hütejunge im Nachbardorf zugewiesen wird, die Stätte ihres Ruhmes, das Paradies heidnischer Gerechtigkeit, nicht verlassen wollen.

Auch in diesem Buch spiegelt sich mehr als das Schicksal von Dorfkindern. Zum Erkennen setzt der Dichter nur eins voraus: ein junges Herz.

VEB Hinstorff-Verlag, Rostock, 14. Auflage, 1973



Robert Merle: Der Tod ist mein Beruf


 Rudolf Lang hat existiert. Er hieß in Wirklichkeit Rudolf Höß und war Lagerkommandant von Auschwitz.

Man möge sich nicht täuschen: Rudolf Lang war kein Sadist. Der Sadismus wucherte in den Todeslagern, aber auf der unteren Ebene. Weiter oben war eine ganz andere psychische Ausrüstung vonnöten.

Es hat unter der Naziherrschaft Hunderte, Tausende Rudolf Langs gegeben, moralisch innerhalb der Immoralität, gewissenhaft ohne Gewissen, kleine Kader, die dank ihrer Zuverlässigkeit und dank ihren „Verdiensten“ zu den höchsten Ämtern aufstiegen. Alles, was Rudolf Lang tat, tat er nicht aus Grausamkeit, sondern im Namen des kategorischen Imperativs, aus Treue zum Führer, aus Respekt vor dem Staat. Mit einem Wort, als ein Mann der Pflicht: Und gerade darin ist er ein Ungeheuer. (Robert Merle)

Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar, 1. Auflage, 1986
Übersetzung von Curt Noch.

ohne Autor: Blücher – der Held des Volksheeres – Schriften von und über Blücher


 „In der Geschichte gibt es wohl Männer, die eine Epoche verkörpern, aber nur wenige, die der Urbegriff einer Nation sind und die, wenn sie die Erde verlassen, als lebendige Verkörperung der natürlichen Gefühle, der Leidenschaften und der patriotischen Gesinnung eines ganzen Volkes weiterleben.“ Diese Einschätzung Blüchers durch einen Franzosen hat ihre volle Berechtigung.

Als Napoleon im Sommer 1807 den Frieden von Tilsit schloss, hatte er sein System der Unterdrückung Deutschlands vollendet. Schon damals hatten gewissenlose und ehrvergessene Deutsche, Fürsten und Junker, Höflinge und Spekulanten, ihre Interessen mit denen des fremden Unterdrückers verbunden. Indem sie Napoleons Willen erfüllten, indem sie die deutsche Jugend auf die Schlachtbank der Napoleonischen Raubkriege trieben, hofften sie auf Landerwerb und Beute. Die Polizeischergen Napoleons arbeiteten mit den Denunzianten und Verrätern, den Höfen und Kabinetten, Hand in Hand, um jeden Versuch, der aus der Tiefe des Volkes kam und das Napoleonische Joch abschütteln wollte, zunichte zu machen. Schon zu dieser Zeit bildete Blücher gegenüber den meisten seiner Klassengenossen, den ostelbischen Junkern, eine Ausnahme: er stand auf der Seite des Volkes und nahm an den Bestrebungen der Volksmassen, mit Napoleon und seinen deutschen Helfershelfern fertig zu werden, den größten Anteil; mehr noch: seine Person bildete in gewisser Beziehung den moralischen Mittelpunkt der patriotischen Kräfte; sie gab den Volksmassen die Gewähr, dass eines Tages die Stunde der nationalen Freiheit schlagen würde.

Mit der Niederlage, die Napoleon in Russland hinnehmen musste, war auch für Deutschland die Befreiung nahe gerückt. Das Volk, das siegreiche Beispiel des russischen Volkes vor Augen, erhob sich und zwang seine Machthaber, sich der Bewegung anzuschließen. Die deutschen Fürsten taten jedoch alles, um den gerechten Kampf der Volksmassen zu hemmen, ihn unter ihre Kontrolle zu bringen. Durch die Haltung der Fürsten, die sich mit Napoleon aussöhnen wollten, weil sie die Erhebung des Volkes fürchteten, ging viel kostbare Zeit verloren …

Rütten und Loening, Berlin, 1. Auflage, 1953
Historische Schriftenreihe

Peter Jilemnicky: Der Wind dreht sich


 Eine Chronik vom slowakischen Aufstand 1944

Wie ein Volk um sein Leben kämpft, wird hier durch den Mund eines slowakischen Försters berichtet. Der erbitterte Aufstand der Slowaken gegen den Faschismus, der Widerstandes eines Landes gegen Unterdrückung und drohende Verwüstung wird deutlich am Schicksal eines kleinen, abgeschiedenen Bergdorfes. In den Wäldern sammeln sich Gruppen von Partisanen, um Frauen, Kinder, ihre Heimat und die Freiheit zu schützen. Als im letzten Kriegswinter geschlagene, zurückflutende Hitlertruppen das gefährdete Dorf zu überschwemmen drohen, kommt es zu einer Schlacht. Gemeinsam mit Abteilungen der Sowjetarmee wehren die slowakischen Patrioten die Eindringlinge ab.

Peter Jilemnicky, dessen Bücher längst über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus bekanntgeworden sind, hinterließ als letztes Werk die "Chronik" vom Kampf dieser kleinen Berggemeinde. Sie ist mehr als eine einfache Schilderung von Ereignissen, sie ist ein realistisches Abbild des slowakischen Aufstandes, ein Ausschnitt aus großem Geschehen. Die Liebe zur Heimat und ihren Menschen und die Zuversicht des endlich erfolgten Neubeginns spiegeln sich in diesem an dramatischen Episoden reichen Roman wider.

Aufbau Verlag Berlin 1952

22 Februar 2021

Fred Reinke: Anton und der Puppendoktor Paul


 Puppendoktor Paul fährt zum kranken Teddy Tatz. Das Auto heißt Anton und ist schon ganz alt. Anton schnauft und rattert den großen Berg hinauf. „Komm, ich ziehe dich“, sagt der Traktor, „damit du schneller oben bist.“ Auf dem hohen Berg liegt dicker, weißer Schnee. „Ich schiebe den Schnee von der Straße“, sagt der Schneepflug, „damit du schnell zum Teddy Tatz fahren kannst.“ Nun fahren Paul und Anton wie der Blitz den Berg hinab bis an den grünen Wald. Kein Weg und keine Straße führen durch den Wald. „Steig ein!“ ruft da der Hubschrauber Brumm. „Ich trage dich über den Wald.“ In der großen Stadt, hinter dem Wald, wohnt Teddy Tatz. Auf dem Dach eines Hochhauses landet Hubschrauber Brumm. Da kommt die rote Feuerwehr. Puppendoktor Paul klettert die lange Leiter hinab und geht zu Teddy Tatz. „Da bin ich schon“, sagt der Puppendoktor, „weil mir der Traktor, der Schneepflug, der Hubschrauber und die Feuerwehr geholfen haben.“ Er gibt dem Teddy einen Löffel Hustensaft und bindet ihm einen dicken Schal um. „Morgen kannst du wieder spielen“, sagt der Puppendoktor, „morgen bist du wieder gesund.“

VEB Postreiter-Verlag, Halle, 6. Auflage, 1981
Gestaltung: Hans Hoppe.

Peter Abraham: Pianke


 Diethelm Krüger alias Andreas Groß wird Pianke gerufen - weil sein Haar so gelb leuchtet wie der Schwindelweizen auf den Kornfeldern. In die fernnahe Vergangenheit der letzten Kriegsjahre führt diese fast abenteuerliche Geschichte über Pianke und seinen Vater, der halb illegal in einer Siedlung am Rande Berlins lebt und auf seine Art mithilft, dem Faschismus ein Ende zu bereiten.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Illustrationen von Gertrud Zucker
Für Leser von 10 Jahren an

Hermann Winter: Aus der Geschichte der St.-Veits-Kirche zu Wünschendorf an der Elster


 

Festschrift zum 1000jährigen Kirchenjubiläum

Zum Geleit

In Veitsberg, einem Ortsteil von Wünschendorf an der Elster, steht auf einer Anhöhe in der Nähe über der Mündung der Weida in die Elster die St.-Veits-Kirche. In ihrem Nordostteil ist eine romanische Kapelle aus dem 10. Jahrhundert enthalten, die auf eine tausendjährige Geschichte zurückblickt und das älteste Gotteshaus Ostthüringens ist.
In großer Dankbarkeit und Freude feiert die Ev.-Luth. Kirchgemeinde Wünschendorf (Elster)-Veitsberg das Jubiläum ihrer weit über die Grenzen Wünschendorfs hinaus bekannten Kirche, die zu ihrem Festtag drei neue Glocken und eine neue Orgel erhielt und in ihrem Innern von Grund auf erneuert wurde....

Evang.-Luth. Kirchgemeinde Wünschendorf (Elster)

21 Februar 2021

Barbara Kühl: Martin oder Zwei linke Hände


 Alles ist wichtig, immer ist alles gerade besonders wichtig, denkt Martin. Nur mich, mich nehmen sie nicht wichtig, Vater nicht und Mama auch nicht. Ich bin ihnen egal. Ich kann glücklich sein oder traurig – sie merken es gar nicht. Warum ist das so, warum haben sie sich so verändert? Es steht was in der Zeitung von mir. Ich hab’s Vater gesagt. Aber er hat mir nicht einmal zugehört.

Martin hat Kummer in seiner Familie, und obendrein wird ihm auch noch ständig seine ältere Schwester Evelin als Vorbild hingestellt. Ein Glück nur, daß es Tante Wally gibt, die „Pfefferschote“, wie sie der LPG-Vorsitzende wegen ihres losen Mundwerks nennt. Und sie ist es schließlich auch, die ein großes Unglück verhindern hilft.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1982
Illustrationen: Ingolf Neumann
Für Leser von 10 Jahren an

Gianni Rodari: Zwiebelchen


 Als Zwiebelchen seinen Vater besucht, der vom Stadthalter Zitrone ins Gefängnis geworfen wurde, gibt ihm der Alte zum Abschied den Rat: Pack deine Siebensachen, zieh in die Welt hinaus und studiere die Schurken! Noch weiß Zwiebelchen nicht, wobei ihm ein solches Studium helfen könnte. Doch eins schwört er: Den Vater und all die anderen unschuldig Eingekerkerten wird er eines Tages befreien.

Die Geschichte von Zwiebelchen und seinen Freunden, die mutig gegen Ungerechtigkeit und Grausamkeit kämpfen, ist vielen Lesern bereits zu einem Lieblingsbuch geworden.

Der Kinderbuch Verlag Berlin 4. Auflage 1990

Claus Nowak: Alaska-Trip


 

Zwei Männer sind unterwegs in der Tundra Alaskas: Carter, Sohn einer Indianerin, der Reiseführer, und der amerikanische Forscher David Hertzberg, der seine Karriere der Entwicklung und Beobachtung chemischer Kampfstoffe verdankt, den seine Erinnerungen nicht mehr loslassen. Er war beim Contergan-Prozeß dabei, sah die Vernichtung von Urwaldlandschaft in Vietnam, protokollierte die Seveso-Ereignisse, hörte von geheimnisvollen Lagern in Israel. Es beunruhigen ihn diese Tage, die gedacht waren als harmloser Urlaub, durch das allmähliche Begreifen von Schuld immer mehr. Da ereignet sich, weiter im Norden, eine schreckliche Explosion. Carter und Hertzberg versuchen sich zurückzuschleppen - bis es zur letzten Abrechnung kommt, als Breadlaw erscheint, der sie als Versuchsobjekte betrachtet...

Dieses Buch, ebenso spannend wie aufschreckend, will Stellung beziehen zu den uns alle bewegenden Fragen von Krieg und Frieden, zu der Frage: Was wäre, wenn?, aber auch: Was ist schon?

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig, 4.Auflage 1987

20 Februar 2021

Albert Wendt: Das Hexenhaus


 

Der kleine Kunze will eine Bibliothek einrichten. Der Bürgermeister schenkt ihm ein Häuschen. Die Köchin schenkt ihm Bücher. Der kleine Kunze beginnt mit der Arbeit. Er gruselt sich ein wenig, aber wenn aus dem Hexenhaus eine Bücherstube werden soll, darf man nicht so zimperlich sein. Dann ist die Arbeit getan. Die Bücher stehen in ihrem Regal, der kleine Kunze sitzt an seinem Tisch - so warten sie auf die vielen Leser. Doch die bleiben aus! Keiner will Bücher vom kleinen Kunze. Da helfen sich die Bücher eben selber.

Kinderbuchverlag Berlin 1989
Illustrationen Gertrud Zucker
Trompeterbuch Nr 181

Günter Görlich: Das Liebste und das Sterben


 Im Mai 1939, zum sechzigsten Geburtstag des Vaters, sind noch einmal alle zusammen, aber das Beisammensein ist nur scheinbar friedlich, der Streit läßt sich nicht vermeiden, und die Wege führen auseinander: Arthur, der Älteste, und seine Frau Maria, die ihr lang ersehntes Kind bekommt, halten tapfer zu der Gruppe um Erich Fischer, umlauert vom ängstlichen Verrat in der nächsten Verwandtschaft. Willi Wegener, der jüngere Bruder, läßt sich korrumpieren, nimmt voll verzweifelter Wut die Untreue seiner Frau hin und sinkt auf die Stufe erbärmlicher Feigheit; er wird schuldig, ist schuld an der tödlichen Gefahr, die über Maria hereinbricht.
Görlich erzählt das Schicksal einer Berliner Arbeiterfamilie in den Jahren des Krieges. Die Feindschaft der Brüder, ihr Konflikt, der das Zentrum dieses handlungsreichen, weitverzweigten Romans bildet, gibt dem Ganzen seine ungewöhnliche Spannung und Eindringlichkeit.

Verlag Neues Leben Berlin, 5. Auflage 1980
Schutzumschlag: Rainer Klaunick

Das Nibelungenlied


 Das Nibelungenlied ist ein höfischer Roman, höfisch-ritterliches Verhalten, Zucht und Maße, adlige Schönheit und Pracht der Erscheinung beherrschen das ganze Gedicht... Das Nibelungenlied weiß von dem Fest als dem Gipfel höfischer Existenz. Es entfaltet sich in allen Höhepunkten der Handlung mit höchster ritterlicher Pracht, verschwenderischem Reichtum und ungemessener Freigebigkeit, wie sie zum höfischen Fest gehören... Hinter jedem dieser freudig lärmenden Feste tönt der dunkle Schicksalston: Brünhilds Tränen beim Hochzeitsmahl; die beschämende Hochzeitsnacht Gunthers mit der trügerischen Hilfe Siegfrieds im Ehebett; der verhängnisvolle Streit der Frauen, der den Mordplan gegen Siegfried zur Folge hat... Auch die Jagd ist die bis ins letzte ausgenützte Möglichkeit, strahlende Lust zu entfalten und Siegfried noch einmal in seiner ganzen ahnungslosen Herrlichkeit erscheinen zu lassen, aber nur, damit sein Tod um so erschütternder in dieses Freudendasein einbricht. Das Fest erhält einen ganz anderen Sinn: es wird exemplum für den Leitsatz des Werkes, daß alle Freude zuletzt Leid gebiert. - (Newald - de Boor)

Reclams Universal-Bibliothek Band 642, 9. Auflage
Belletristik
Hochdeutsche Prosafassung von Manfred Bierwisch und Uwe Johnson
Nachwort von Manfred Bierwisch

16 Februar 2021

Robert Merle: Malevil, Band 1 und 2


 Aus „Sorge um die Zukunft unseres Planeten“ hat Robert Merle 1967 seinen Roman „Ein vernunftbegabtes Tier“ geschrieben, aus der gleichen Sorge 1972 den vorliegenden Roman, der die Folgen einer Atomkatastrophe darzustellen versucht: „Malevil“ entstand so als direkte Fortsetzung des „Vernunftbegabten Tiers“.

Es geht in „Malevil“ nicht eigentlich um eine Zukunftsvision, sondern darum, wie man heute die Zukunft der Menschheit sichert. Während utopische Schriftsteller wie Jules Verne oder H. G. Wells aufgrund der zu ihrer Zeit vorhandenen gesellschaftlichen oder technischen Möglichkeiten zu Zukunftsprognosen mit gewissem Wahrscheinlichkeitswert gelangen wollten, stellt Merle eine Hypothese auf, die nicht Zukunft werden darf. Sein Roman vermittelt dem Leser auf höchst spannende Art eine wichtige Lehre: Wenn nach einer Katastrophe, die Milliarden Menschenleben kostet und die Menschheit in eine graue Vorzeit zurückversetzt, die Überlebenden zu der Erkenntnis gezwungen werden, eine kommunistisch-kooperative Gesellschaft zu errichten, dann kann eine solche Alternative auch schon jetzt, da man über die unzerstörten hochentwickelten Kräfte der modernen Industrie verfügt, Wirklichkeit werden. (Hans-Otto Dill)

Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar, 1. Auflage, 1986
Übersetzung von Eduard Zak.

Konrad Herrmann: Reiskörner fallen nicht vom Himmel – Chinesische Sprichwörter


 Fernöstlicher Denk- und Lebensweise, wie sie bereits vor unserer Zeitrechnung von Konfuzius, Laozi und Buddha gelehrt wurde und über zwei Jahrtausende den Alltag in China nachhaltig geprägt hat, begegnen wir in diesen Sprichwörtern. Wir nehmen Einblick in das nach patriarchalischen Grundsätzen ausgerichtete Familienleben, lernen die Welt der Handwerker und Kaufleute kennen und Sitten des höflichen Umgangs mit Freund und Feind: „Wo du auch Gast bist, danke für Tabak und Tee.“ Aber auch die praktischen Erfahrungen der armen Reisbauern im Kampf gegen die Unbilden der Natur um die tägliche Handvoll Reis fanden in Sprichwörtern ihren Niederschlag: „Setzlinge pflanze aus, wenn die Frösche quaken.“ In Zeiten, da das Volk weder lesen noch schreiben konnte, dienten solche in eine einprägsame, bildhafte Sprache gefasste und über Generationen mündlich tradierte Erkenntnisse direkt der Wissensvermittlung oder der Anleitung zum richtigen Verhalten, beispielsweise auch gegenüber der Willkür kaiserlicher Beamter: „Fürchte einen Mandarin, der lacht.“ Aus einem umfangreichen schriftlichen Fundus wurde eine Auswahl getroffen, die charakteristische Eigenschaften des Chinesen wie Vorsicht, Geduld, Toleranz widerspiegelt, aber auch Erfahrungen, die die Menschen überall auf der Welt in ähnlicher Form machen. „Frühes Aufstehn – dreifach der Nutzen, spätes Aufstehn – dreifach die Hast.“

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 3. Auflage, 1989

Altajew: Unter dem Banner des Bundschuh


 Verträumt lagen die Gipfel des Harzes. Ruhig strichen die Wolken über sie hinweg. Golden und purpurn glänzten die Baumspitzen in den Strahlen der untergehenden Sonne. Langsam versanken die Berge im geheimnisvollen Dämmerlicht des Abends. Aus dem grünen Dickicht erklangen leise die Glocken einer heimkehrenden Herde. Wie helle Tupfen schimmerten die Tiere im Grün des Waldes. Traurig und süß sang die Schalmei des Hirten, der hinter der großen Herde herschlenderte und bisweilen mit der Peitsche knallte. Jetzt hielt er an und setzte sich auf einen Stein, um die Riemen seiner Schuhe neu zu binden. …

Die Geschichte beginnt in Stolberg, ca. 1505, mit Thomas Müntzer, handelt vom Unmut der Bauern und deren Aufbegehren. Luther, Florian Geyer, Götz von Berlichingen tauchen auch in dem Buch auf. Die Geschichte endet 1525 mit dem Tod von Müntzer und Florian Geyer, also mit dem Ende des deutschen Bauernkrieges.

Der Kinderbuchverlag, Berlin, 1960
RBB-Buch-Nr. 52
Illustrationen von Kurt Zimmermann.

15 Februar 2021

Wladimir Solouchin: Das Urteil


 Ein Mann verbringt einen Traumurlaub am Schwarzen Meer. Sonne, Strand, Wein, Gastfreundschaft und die Liebe einer schönen jungen Frau lassen den beliebten, berühmten Schriftsteller wieder jung werden. Da versucht ein neidischer Rivale ihm einzureden, eine Hautunebenheit an seinem Oberschenkel sei Krebs. Nach einigem Zögern begibt sich der Mann in Behandlung, und die unsichere Reaktion der Ärzte läßt ihn das Schlimmste befürchten.

Wladimir Solouchin, geb. 1924, von dem wir „Ein Tropfen Tau“ sowie den Erzählungsband „Und der Stern spricht mit dem Stern“ kennen, nennt sein autobiographisches Buch eine „lyrische Reportage“. Die brillant geschriebene Plauderei streift viele Bereiche aus dem Leben des Autors: die Moskauer Literaturszene, Erinnerungen an Erlebnisse und Zeitgenossen, amouröse Begegnungen, Arbeitsmethoden des Schriftstellers und Lyrikers, Behandlungsmethoden der sowjetischen Medizin und vieles andere mehr, und sie gewinnt philosophische Tiefe, wenn Solouchin auf Fragen von Leben und Tod zu sprechen kommt und seine eigenen Überlegungen zum unvermeidlichen Ende poetisch verallgemeinert. Ganz unversehens gerät ihm das Werk zu einem Selbstporträt, das die Stärken und Schwächen des Menschen und Dichters ungemein plastisch hervortreten läßt.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1. Auflage 1979
Spektrum

Georg Piltz: Burgen und Festungen


 Ein Führer zu den Burgen der ehem. DDR, Kapitel: Kyffhausen, Rudelsburg und Saalburg, Drei Gleichen, Im Tal der Zwickauer Mulde, Burg Falkenstein, Wasserburg Kapellendorf, im Werratal, Querfurt, sächsische Bastille, Stolpen, Petersberg.

VEB F.A. Brockhaus Leipzig, 2. Auflage 1981

Hans Fallada: Hoppelpoppel, wo bist du? – Kindergeschichten


 Hoppelpoppel ist sicherlich die anrührendste von Falladas Kindergeschichten. Der kleine Thomas zieht mit seinen Eltern um. In den Umzugswirren wird Hoppelpoppel, sein geliebter Plüschdackel auf Rädern, im Zug vergessen. Doch Thomas kann ohne seinen Hoppelhoppel nicht leben, denn „es war eine richtige Liebe“. So macht sich der Vater auf nach Berlin, um einen neuen Hoppelpoppel zu suchen, den er dann auch ganz richtig findet. Doch auf dem Weg zurück „verliebt“ sich ein anderer kleiner Junge in den Plüschhund und will ihn nicht wieder hergeben. Das bringt den Vater in eine Zwickmühle. Und am Ende siegt die Menschlichkeit.

Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 7314, 9. Auflage, 1960 (1. Auflage 1945)

13 Februar 2021

Hans-Ulrich Lüdemann: Das verflixte Rollenspiel


 Der vierzehnjährige Roman Moor und sein Vater erfanden das Rollenspiel, um problematische Ereignisse in ihrem Leben zu besprechen. In der Rolle imaginärer Personen fällt es ihnen leichter, über ihre Schwierigkeiten zu reden, kommen sie der Wahrheit am nächsten.

Ein solch fiktives Gespräch führen der querschnittsgelähmte Maler und Bildhauer Karl Moor und sein Sohn Roman. Es geht um familiäre Anliegen und ihre Lösungsfindung – anrührend und von innerer Spannung.

Eine Fülle von Episoden menschlicher Schicksale und interessanter Wirklichkeitsbeobachtungen sind in die Handlung einbezogen, schließen historischen Anspruch nicht aus. Anforderungen, die diese Erzählung an junge Leser stellt, werden durch erheblichen Gewinn an Erkenntnissen und Einsichten aufgewogen.

Der Kinderbuchverlag Berlin, 1. Auflage 1986