31 Januar 2023

Kurt Vonnegut: Schlachthof 5 oder der Kinderkreuzzug

Der desorientierte und kranke amerikanische Soldat Billy Pilgrim wird als Kriegsgefangener in einem provisorischen Gefängnis im Keller eines stillgelegten Schlachthofes in Dresden festgehalten. Für Billy gerät aus unerklärlichen Gründen „die Zeit aus den Fugen“, und nach dem Zufallsprinzip besucht er unterschiedliche Abschnitte seines Lebens – so auch seinen Tod. Er begegnet Außerirdischen vom Planeten Tralfamadore, die ihn kidnappen und zusammen mit einer irdischen Frau in einem tralfamadorischen Zoo ausstellen. Die Tralfamadorianer sehen in vier Dimensionen, deren vierte die Zeit ist. Sie haben jeden Augenblick ihres Lebens bereits gesehen; vermögen nichts zu entscheiden, ihr Schicksal nicht zu ändern, können aber die Zeit in jedem möglichen Moment ihres Lebens zubringen, den sie wünschen. 

Der Roman ist stark autobiographisch geprägt und hat die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 zum Thema, die Vonnegut als Kriegsgefangener der Deutschen selbst miterlebte; der Titel bezieht sich auf den Städtischen Vieh- und Schlachthof, in dessen Keller Vonnegut mit rund 100 anderen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern den Feuersturm überlebte, der die Stadt in Trümmer legte. Der Roman kombiniert dabei realistische Schilderungen des Kriegsgeschehens mit Schwarzem Humor, Science-Fiction-Elementen wie Fliegenden Untertassen oder Zeitreisen und gilt nicht zuletzt wegen seiner ausgeprägten Metafiktionalität als eines der Hauptwerke der amerikanischen Postmoderne.

Verlag Volk und Welt Berlin 

1. Auflage 1976
2. Auflage 1983 (1. Auflage Broschur)

Wladimir Shelesnikow: Sbanduto, der große Denker

 Borja aus der 6 b hat es nicht leicht. Seit er eine Gruppe angehender Oktoberkinder betreut, schlägt er sich mit den kniffligsten Fragen herum: Wie schlafen die Giraffen in Afrika? Kann man mit Tinte einen Rock färben? Bin ich ein unberechenbares Geschoß? Es macht Vergnügen zu lesen, wie Borja, der "große Denker", mit alledem fertig wird.

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1976
Illustrationen: Karl-Heinz Appelmann

Gyula Krúdy: Schlemmergeschichten

"Der Magen ist der getreueste Gefährte des Herzens bei der Erhaltung unseres Lebens", meint Gyula Krúdy, Der Verfasser der hier gesammelten Erzählungen, und er lädt ein zu einem kulinarischen Streifzug durch das Ungarn der Habsburgermonarchie. Wir sind zu Gast bei Meistern der Küche und des Kellers, die ungezählte Gaumenfreuden bereithalten und hin und wieder sogar das Geheimnis ihrer Zubereitung lüften. So kann der neugierige Leser erfahren, was ein Einspänner in Soße ist, warum in eine richtige Kohlsuppe auch Strünke gehören oder was es mit der ungarischen Variante des Scholet genannten jüdischen Bohnengerichts auf sich hat. Daß die Beschäftigung mit diesem Buch nicht nur den Appetit anregt, sondern auch die Phantasie beflügelt, zeigt das Beispiel unserer Mitarbeiterin E. M.: "Sie tat fünf Pfund Sauerkirschen in ein großes Glas, streute etwa ein Kilo Zucker darüber und stellte das gut verschlossene Gefäß für einige Tage in die Sonne. Sobald sich Bläschen zeigten, versetzte sie die gezuckerten Früchte mit einem halben Liter Primasprit und verbannte das Ganze in eine dunkle Ecke. Acht Wochen bei einer zufälligen Kostprobe stellte sich heraus, daß ihr pikante Sonnenkirschen in Likör gelungen waren. Mit diesem Gratisrezept seien Krúdys Schlemmergeschichten all denen empfohlen, die Spaß an gutem Essen und Trinken und an vergnüglicher Lektüre haben.

Gyula Krúdy (1878-1933), der einer alten Adelsfamilie entstammte, ist in der ungarischen Literatur des 20. Jahrhunderts eine herausragende Persönlichkeit, ein Sprachkünstler mit unverwechselbar eigenem Stil. In seinem umfangreichen Werk - es zählt mehr als sechzig Romane, weit über dreitausend Erzählungen und vieles andere mehr -, das geprägt ist vom Zwiespalt zwischen kritisch-ironischer Distanz zur untergehenden Gentry und wehmütigem Abschied von der "guten alten Zeit", schuf er eine künstliche Traumwelt, die er seiner Gegenwart als Ideal entgegenhielt und deren Held fast immer er selbst war: der wegen seiner vornehmen Zurückhaltung, seiner galanten Abenteuer und nicht zuletzt wegen seiner legendären körperlichen Kräfte in der Budapester Künstlerwelt außerordentlich populäre "Einsame Ritter".

Verlag Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1978
3. Auflage 1982
Schutzumschlag: Irmhild und Hilmar Proft
 

30 Januar 2023

Martin Selber: Salz und Brot und gute Laune

Alltagsgeschichten haben es manchmal in sich. Unsere fängt damit an, daß Mittwoch früh, ausgerechnet als Heidelore ihren Haushaltstag hat und Rainer in der Stadt unterwegs ist, ein amtliches Schreiben durch den Briefschlitz rutscht. Herrn Rainer Gößwein ... Absender: Staatliches Notariat. Erst neugierig, dann voller Mißmut starrt Heidelore den Umschlag an. Was mag da wohl drin sein - eine Alimentenklage? Doch als Rainer den Brief endlich öffnet, ist alles ganz anders. Er hat ein Häuschen geerbt, in Kleinsiehstemichnicht, drei Meilen hinter dem Mond, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. So meint er jedenfalls, bis ihn die Wirklichkeit eines Beßren belehrt. Engeleben entpuppt sich als modernes Dorf mit einer freundlichen Bürgermeisterin und hilfsbereiten Nachbarn. Aber das Häuschen ist alt und muß renoviert werden. Das junge Ehepaar schlägt wahre Schlachten zwischen Maurerdreck und Unkrautfeldern, und als Rainer seine knappe Freizeit auch noch dazu benutzt, einem alten Hobby, dem Amateurfunk, nachzugehen, läuft ihm Heidelore kurz entschlossen davon. Da sitzt unser Held nun, kriegt Ärger mit den Handwerkern und zu allem Übel auch mit dem Leiter der Sektion Nachrichtensport. Denn in der GST von Engeleben ist beileibe nicht alles so, wie es sein sollte. Die Funkstation ähnelt einem besseren Bastelklub, spannende Fuchsjagden und vergnügliche Wochenenden mit Lagerfeuer und Bockwurst am Spieß kennen die jungen Leute nur vom Hörensagen. Erst als Rainer ihr Ausbilder wird, ändert sich manches - auch für den Feldwebel d. R. Gößwein...
Heiter, mit Augenzwinkern, erzählt Martin Selber von pfiffigen Bauern, redseligen Frauen, einem dicklichen Schulmeister und ehrgeizigen Sportlern. Zwischendurch tippt er vergnüglich auf die Morsetaste: de emm drei ge we ... Was das heißt? - Na, Sie werden schon sehen!

Info von Petra Stibane

Wisst ihr, warum Martin Selber so heißt? Sein Familienname ist eigentlich Martin Merbt, aber alle in seinem Heimatdorf haben immer gesagt : "Das hat der Martin selber (selbst) geschrieben" und so war sein Schriftstellername "geboren". Sein interessantestes Buch war neben anderen "Die Knechtschronik", wo er über die vergangene Zeit schrieb, als es noch das Recht der ersten Nacht gab.

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin
1. Auflage 1977
3. Auflage 1983
Illustrationen: Peter Muzeniek
 

Karl Bruckner: Sadako will leben

Sadako ist müde. Ihr ist angst, so eingekeilt in der Schlange der Menschen, die auf die Lebensmittelzuteilung warten. Shigeo wird Sadako nach Hause tragen. Im Park wird er rasten und im Teich baden. Er legt die Schwester unter eine riesige Weide. Schnell zieht er sich aus, läuft zum Teich und springt ins Wasser. Als er gerade untergetaucht ist, blendet ihn ein greller Blitz, und ein gewaltiger Sturm reißt ihn wieder aus dem Wasser.
Karl Bruckner erzählt vom Schicksal Sadakos, die die Explosion der ersten Atombombe am 6. August 1945 über Hiroshima erlebt.

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1987
ATB-Buch Nr. 120
 

Sagen der Welt

José Maria Rocafuerte lebt mit seiner Familie in dem kleinen Fischerdorf Muisne an der ecuadorianischen Küste des Pazifischen Ozeans. Er erzählt von seinem Leben im Elternhaus, von den Menschen und Ereignissen in seinem Heimatdorf. Doch Muisne wird zu klein für José. Er muß Geld verdienen. Und so beginnt eine abenteuerliche Reise ins Erdölgebiet von Ancón.
Episoden aus dem Alltag des Volkes vermitteln ein farbiges und eindringliches Bild von diesem südamerikanischen Land und darüber hinaus von der reizvollen Natur am Äquator.

Inhalt
Gilgamesch
Die Argonauten
Beowulf
Androklus und der Löwe
Die Gudrunsage



Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1983
ATB-Buch Nr. 93
 

27 Januar 2023

Johannes Tralow: Roxelane

Roxelane, die berühmte Favoritin Solimans II. (1495-1566), ist die Heldin dieses historischen Romans aus der Blütezeit des osmanischen Reiches. In der Steppe wächst das kleine, zarte, elternlose Tatarenmädchen Rosska heran, wegen ihrer Häßlichkeit von den Gleichaltrigen gemieden und gequält. Sie entflieht ihrer Umgebung, gelangt als Dienerin in des Padischahs Harem, wird als Roxelane die Lieblingsfrau des Herrschers und schließlich Kaiserin und Mitregentin. Dieser außergewöhnliche Aufstieg, den sie ihrer eigenartigen tatarischen Erscheinung, ihrer Klugheit und ihrem aufrechten Wesen verdankt, ihre Liebe zu ihrem Mann und ihren Söhnen, ihr unermüdlicher Kampf gegen die Haremscliquen bestimmen den Inhalt dieses fesselnden Romans. Vor den Augen des Lesers entsteht ein groß angelegtes farbiges Gemälde des mittelalterlichen Orients mit einer Treue der historischen Details, die Johannes Tralow in allen seinen Büchern auszeichnet.

Verlag der Nation Berlin
 

Dragutin M. Malovic: Roter Kater

Gräfin Aloisia Christina von Lehner-Hofmansthal hat allergnädigst geruht, der Familie Malovic einen Kater zu schenken. Fuchsrot ist er und aus vornehmem Hause, ein Baron oder Vizegraf unter den Katern.
Nicht so vornehm hingegen ist Familie Malovic, sie zieht mit einem Planwagen kreuz und quer durch das Land: Vater, Mutter und fünf Kinder, unter ihnen der Junge Dragan. Nun also gehört auch Roter Kater zu ihnen. Er wird für Dragan zum liebsten Spielgefährten, gemeinsam mit ihm erlebt er Freudiges und Trauriges. In der Stadt Subotica muß Dragan sich für immer vom Roten Kater trennen. Doch er findet hier auch einen guten Freund, den Ungarn Pista.
Vor dem Auge des Lesers ersteht ein bewegendes Bild vom Schicksal einer Familie. "Roter Kater" spielt in Jugoslawien, in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Illustrationen: Sabine Kahane
RBB Robinsons Billige Bücher 181

 

Mao Dun: Schanghai im Zwielicht

Eine glanzvolle, innerlich zerrissene Welt beschwört Mao Dun in diesem vielschichtigen Roman herauf, in dem wesentliche Züge der literarischen Überlieferung Chinas und der realistischen Literatur Europas vereint sind. Man schreibt das Jahr 1930. In der Villa des Großindustriellen Wu Sun-fu in Schanghai hat sich eine erlesene Trauergesellschaft eingefunden, um dem alten Herrn Wu die letzte Ehre zu erweisen. Die anwesenden Unternehmer, Bankiers, Politiker und Militärs nutzen die Gelegenheit und plaudern über Geschäfte, Weiber, den Krieg. Nicht einmal der Sohn trauert um den Vater, der an seinem Unvermögen, sich dem modernen Leben anzupassen, zugrunde gegangen ist. Er, Wu Sun-fu, hält mit der neuen Zeit Schritt. Er hat die Stufenleiter des Erfolgs bis zu schwindelnder Höhe erstiegen. Sein Wunschtraum scheint der Verwirklichung nahe: seine Fabriken werden zu einem Wald von Schornsteinen anwachsen, seine Produkte die fernsten Landstriche des Riesenreichs erobern, seine Schiffe alle großen Häfen der Welt anlaufen. Aber Wu Sun-fu hat seine Gegner unterschätzt. Obwohl er seine ganze Energie, seine Intelligenz und Skrupellosigkeit in die Waagschale wirft, scheitert er. Die neue Zeit, in die er so große Hoffnungen setzte, hat auch ihn - wie vor wenigen Monaten seinen Vater - zugrunde gerichtet.

Verlag Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1966
Schutzumschlag: Werner Klemke
Nachwort: Fritz Gruner 
Aus dem Chinesischen: Johanna Herzfeldt, Ernst Schwarz, Wolfgang Schlee, Evegret Meitz

26 Januar 2023

Fritz Haenchen: Rosen im Garten

In diesem Buch wird die Vielgestaltigkeit des Werkstoffes Rosen übersichtlich dargestellt. Nach allgemeinen Ausführungen zur Verwendung der Rosen bei der Gestaltung der Gärten und Grünanlagen werden die Rosenklassen und ihre Untergliederung sowie eine Auswahl bewährter schöner Sorten aus dem DDR-Sortiment beschrieben.

Der Gartenfreund wird außerdem über die Bodenvorbereitung, das Pflanzen, die Pflege einschließlich der Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen sowie über die Anzucht der Unterlagen aus Samen und das Veredeln informiert.

 

Rudi Strahl: Robinson im Müggelwald

Eine abenteuerliche Berliner Dschungelgeschichte, in der ein Hund, ein Reh, ein Menschenkind das tollste Donnerwetter und vieles andere erleben.

Der Kinderbuchverlag Berlin
4. Auflage 1990
Illustrationen: Eberhard Binder
 

Stendhal: Rot und Schwarz


Teil 1
Julien Sorel ... mußte Priester werden, wenn auch ohne an die Religion zu glauben, denn ein Bürgerlicher konnte nur so auf hohe Stellen gelangen. Er mußte der Sekretär eines hohen Ministers sein und haßte das herrschende System. Er hatte ein aussichtsloses, aber stürmisches Liebesverhältnis mit der Tochter des Ministers. Sozial genommen war er für sie ein Domestik. Er liebte, in anderem Stil, aber auch mit seiner vollen Natur, die sanfte Frau eines Industriellen in der Provinz. Für diesen war er ein Bettler. Er begehrte alles, was über ihm stand, und seine Leidenschaft war jedesmal vermischt mit Haß. Er war feurig, mußte verschlagen sein, haßte sein Geschick und darum alle anderen. Er kämpfte in der allein zulässigen Form, er wühlte. Verzweifelnd wühlend, hatte er die Selbstachtung schon verloren, als er endlich auch mordete. Es war eine Art freiwilligen Todes, in den er die sanfte Rènal nur mitnahm. Dann endete er unter dem Fallbeil. - Heinrich Mann

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1978
Aus dem Französischen: Rudolf Lewy, bearbeitet von Elisabeth Schneider
Nachwort: Manfred Naumann
TdW - Taschenbuch der Weltliteratur
Abbildung: Claude Monet "Frau im Garten" (Ausschnitt)


Teil 2
Stendhal ging es um eine Alternative zur bürgerlichen Gesellschaft. Da keine vorhanden war, war er gezwungen, seine Helden allein, auf sich gestellt, in eine ihnen feindliche Welt hinauszuschicken. Sie scheiterten, mußten scheitern, weil Stendhal klarblickend genug war, zu erkennen, daß das Duell des einzelnen mit der Gesellschaft nur mit der Vernichtung des einzelnen enden konnte. Der Bauernsohn Julien Sorel wird hingerichtet, weil "er sich gegen die Niedrigkeit des Schicksals empört hat". Die Frage nach einer Form der gesellschaftlichen Ordnung, die Julien vor einem solchen Leben und vor einem solchen Tode hätte bewahren können, blieb unbeantwortet. Die Größe Stendhals aber besteht darin, daß er diese Frage überhaupt stellte. - Manfred Naumann

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1978
Aus dem Französischen: Rudolf Lewy, bearbeitet von Elisabeth Schneider
Nachwort: Manfred Naumann
TdW - Taschenbuch der Weltliteratur
Abbildung: Claude Monet "Frau im Garten" (Ausschnitt)

25 Januar 2023

Icchokas Meras: Remis für Sekunden

Zart und verhalten ist die aufkeimende Liebe zwischen Isaak und Esther. Isaak träumt davon, mit Esther über eine weite Wiese zu wandern, Esther sehnt sich nach Blumen inmitten des engen Gettos, in dem kein einziger Grashalm wachsen darf. In schroffem Gegensatz zu ihren Träumen steht die Wirklichkeit. Von den sieben Kindern, die Abraham Lipman zeugte, ist nur Isaak noch am Leben. Jedes seiner Geschwister, sei es Ina, die gefeierte Sängerin, oder Kasriel, der Philosophiestudent, oder Riwa, die Partisanin, oder gar die leichtlebige junge Bassja, sie alle verabscheuten es, an sich selbst und ihrem Volk zum Verräter zu werden. Von Schoger, dem sadistischen Lagerkommandanten, zu einer Partie Schach gezwungen, sieht auch Isaak sich vor die Entscheidung gestellt, seine Menschenwürde aufzugeben oder das Leben einzusetzen. Und nicht allein um sein eigenes, um das Leben der Gettokinder geht es bei diesem Spiel. Schoger will nicht nur die Macht über Leben und Tod der Juden, er will die Unterwerfung des Verstandes, der Persönlichkeit. Zu spät begreift er, daß seiner Brutalität Grenzen gesetzt sind.

Icchokas Meras wurde 1934 in der litauischen Stadt Kelme geboren. Seine Eltern fielen gleich zu Beginn der faschistischen Okkupation Sowjetlitauens den Judenverfolgungen zum Opfer. Nur durch Zufall entgingen Meras und seine Schwester dem Tod. Eine litauische Familie hielt die Geschwister bis zur Befreiung des Landes 1944 versteckt.
Meras absolvierte die Mittelschule und das Polytechnische Institut in Kaunas; seit 1958 arbeitet er als Ingenieur für Funk- und Fernmeldetechnik in Vilnius. 1960 und 1963 veröffentlichte er die Erzählbände "Der gelbe Stern" und "Die Erde lebt". Den Roman "Remis für Sekunden" schrieb er 1964.

Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin
2. Auflage 1967
Aus dem Litauischen von Irene Brewing
 

Rekorde - Einmaligkeiten - Kuriositäten in der DDR

Vorwort

Hier haben Sie etwas in der Hand, das in seiner Art so einmalig ist wie sein Inhalt. Die DDR in Superlativen: das erste, einzige, größte, kleinste, höchste, älteste, längste und vieles mehr waren wir bemüht zusammenzutragen und anzureichern mit Kuriositäten in unserem Land. Unterstützung erhielten wir dabei vom Rundfunk der DDR und von der Redaktion "Außenseiter - Spitzenreiter" des Fernsehens der DDR. Besonderer Dank gilt Dr.-Ing. Dietrich Hunger aus Karl-Marx-Stadt für seine Mitarbeit und all den vielen, die uns schrieben und damit halfen, die 2. Auflage zu vervollständigen und zum 40. Jahrestag der DDR fertigzustellen. Wir sind sicher, daß Sie beim Lesen ebensoviel Spaß haben werden wie wir beim Sammeln und Zusammenstellen der knapp 1000 Fakten.
Sie erfahren viel Wissenswertes, Einmaliges, Kuriosen aus der DDR, lernen Land und Leute noch besser kennen. Das Buch liefert auch unerschöpfliche Anregungen für Wissenstoto oder Quizfragen. Es erhebt allerdings keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und auch nicht auf ewigen Bestand der Rekorde. Ganz sicher gibt es vieles mehr, was in dieses kleine "Lexikon der Rekorde, Einmaligkeiten und Kuriositäten" gehört. Schreiben Sie uns, helfen Sie mit, die nächste Auflage zu vervollständigen. Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit. Und wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Ihre Redaktion Neues Deutschland
Franz-Mehring-Platz 1
Berlin
1017
Kennwort: Buch der Rekorde 

Verlag Neues Deutschland
2., erweiterte Auflage 1989

Jack London: Der Ruf der Wildnis und andere Erzählungen

Unter diesem berühmten Titel sind hier die Meisternovellen des atemberaubenden Erzählers aus allen seinen Erlebnisbereichen und Themenkreisen gesammelt: seine hervorragendsten Goldgräber-, Tramp-, Tier- und Südseegeschichten, die bisher über viele Bände verstreut waren und in denen seine männlich-herbe Kunst, seine faszinierende Darstellung von Menschen- und Tierschicksalen in arktischer oder tropischer Landschaft, ihr Stärkstes gab.

Enthält: "Der Ruf der Wildnis", "Die Liebe zum Leben", "Der Sohn des Wolfes", "Wie vormals Argus...", "Der Bund der Alten", "Der Feuerspender", "Odyssee des Nordens", "Das Gesetz des Lebens", "Die Goldschlucht", "Schwarzfahrer", "Mapuhis Heide", "Der Walzahn", "Der Heide", "Die furchtbaren Salomoninseln", "Der Rote".

Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung Leipzig
Sammlung Dieterich Band 334
Aus dem Amerikanischen von Elli Berger, Werner Beyer, Reinhard Kilbel, E. Helmut List und Günter Löffler
Mit Nachwort von Prof. Dr. Karl-Heinz Wirzberger
 

24 Januar 2023

Hans Christian Andersen: Reise nach Dresden und in die Sächsische Schweiz

Nachwort

Hans Christian Andersens Reise nach Dresden und in die Sächsische Schweiz fand im Sommer 1831 statt. 
In seinen "Gesammelten Werken. Vom Verfasser selbst besorgte Ausgabe", die im Jahre 1847 erschienen ist, bildet die Reise einen Teil des 17. Bandes mit dem Untertitel: "Reiseschatten von einem Ausfluge nach dem Harz, der Sächsischen Schweiz im Sommer 1831 von H. C. Andersen."
Als Sonderveröffentlichung wurde sie in einer illustrierten Ausgabe vom Verlag zum ersten Male 1941 dargeboten. Bescheidenen Sinnes und in der Art des Märchentones, den wir an dem Dichter immer wieder bewundern, bekennt Andersen im Eingangskapitel des oben genannten Bandes, daß er nur sein Herz öffnen und die bunte Reihe von Bildern zeigen wolle.
"Wir spannen kein Tuch an der Wand aus, das verursacht so viele Umstände, wir haben die weißen Blätter, auf diesen stehen nun die Bilder, freilich nur in leichten Umrissen, aber man wird sich daran erinnern müssen, daß es auch nur Schatten der Wirklichkeit sind."
Andersens Ruhm wurde neben seinen Märchen, die in viele Sprachen übersetzt sind, in dem "Bilderbuch ohne Bilder" begründet. Ein neues Bilderbuch könnte man wohl mit Recht diesen kleinen Band nennen. Denn Andersens Schilderungen sind immer bilderreich, von poetischem, gemütvollem Zauber und erfüllt von Andacht auch vor der geringsten Erscheinung. Er verliert sich dabei nicht ins Kleinliche. Wohl weht hin und wieder leise ein wehmütiger und sehnsuchtsvoller Zug durch die Blätter, aber er gehört zu dem Stimmungsbild wie eine matte, verblichene Farbe in einem alten Pastellbild. Und es entspricht der Zeit, als man noch mit der Postkutsche fuhr. Daneben hat der Dichter wieder hohe, schwingende Töne, und vor der weiten Landschaft in der Sächsischen Schweiz, die von hohen Punkten wie traumhaft in fernste Ferne sich auszudehnen scheint, erhebt er sich in tiefer Versunkenheit zu einer Sprache, die zu einem Hymnus auf die Schönheit der vor ihm ausgebreiteten Natur gesteigert wird.
Diese Landschaft, die Andersen in seltenem Grade dichterisch zu deuten wußte, die Caspar David Friedrich als Maler in ihrem großen Stimmungsreiz in höchster Form wiederzugeben vermochte, ist vor ihm und später der künstlerische Vorwurf für viele Maler geworden.
Die vorliegende Neuauflage bringt an Stelle der Zeichnungen und Radierungen von Adrian Zingg, deren Originale bei der Zerstörung Dresdens vernichtet worden sind, andere zeitgenössische Ansichten, die in gleicher Weise Stadt und Landschaft widerspiegeln, wie Andersen sie gesehen hat.

Der Verlag, 1947

Wolfgang Jess Verlag Dresden
2. Auflage 1947

 

Wilhelm Ludwig Wekhrlin: Anselmus Rabiosus Reise durch Oberdeutschland

Rückblickend schrieb 1794 Ludwig Schubart, der Sohn des Gefangenen von Hohenasperg, der Anselmus Rabiosus habe »wie ein Komet« auf die
»friedlichen Gegenden« Süddeutschlands gewirkt. In der Tat meinten die einen, als er veröffentlicht wurde, sein Autor »habe sich durch seine Reise des Aspergs würdiger gemacht als Schubart«, während die anderen ihm gleich den Krieg erklärten: »Wer unseren Fürsten oder unser Vaterland antastet, der ist unser Feind.« Jedoch erhoben sich auch andere Stimmen von Lesern, die für die Bedeutung der Schrift und den Rang des Autors empfänglicher waren. In Wielands Teutschem Merkur hieß es: »Der Verfasser sagt viel Wahres und sagt es sehr gut«, und in den Frankfurter Gelehrten Anzeigen gab man zu: »Bei aller Frechheit seiner Raisonnements sagt er manches Neue, manches, das Beherzigung verdient, sagt es auffallend und kräftig.«

Gustav Kiepenhauer
Bibliothek des 18. Jahrhunderts

Ingrid und Lothar Burghoff: Reisen zu Goethe

Wenn Johann Wolfgang Goethe einmal das reizvolle Wort prägte: "Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen", dann soll der Tourist oder der Urlauber im entgegengesetzten Sinne des Dichterwortes gerade einmal angeregt werden, nicht nur zu reisen, sondern vor allem anzukommen - einen Tag oder ein Wochenende zu nutzen, um jene Stätten zu besuchen, die auf ganz besondere Weise mit dem Leben und Wirken des Dichters und Denkers aus Weimar, des Naturforschers, des Staatsmannes oder schlicht und einfach des Menschen Goethe verbunden sind. Also Goethes Spuren zu folgen, vieles mit seinen Augen zu sehen und damit Landschaften, Städte und Dörfer - Thüringen, das Erzgebirge oder den Harz, Weimar, Erfurt, Ilmenau, selbst Waldeck oder Oberroßla - aus der ganz eigenen Sicht Goethes zu erleben. Viele der Orte, Landschaften und Baulichkeiten, die dem Reisenden begegnen werden, sind mehr als nur Erinnerungsstätten an die Aufenthalte und die Schaffenskraft Goethes. Museal hergerichtet und hervorragend geführt von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar, machen sie darüber hinaus vertraut mit den Leistungen bei der Pflege und Erforschung des klassischen Literaturerbes in der DDR.

VEB Tourist Verlag Berlin Leipzig o. J.
 

23 Januar 2023

Alfred Kerr: Trotz alledem - es hat gelohnt!

Heitere Verse und deftige Lieder

Zum 100. Geburtstag des Dichters 1967 soll dieser Band das poetische, heiter-satirische Werk des berühmten Kritikers dem deutschen Leser zum ersten Mal vor Augen führen. Kerrs Gedichte und Chansons sind volkstümlich und waren deshalb beliebt im Kabarett und auf der Vortragsbühne; es sind Verse mit Musike, berlinerisch in ihrer Schnoddrigkeit und Schlagfertigkeit.

Die Verwandtschaft

Horch, wie die Verwandtschaft piepst,
   Wenn Du eine Tochter liebst;
Wie sie lungert, wie sie lauert:
   Ob es wohl noch lange dauert.
Wie sie wispert, wie sie zischt:
   "Wird es was? ... Wird es nischt?"

Henschelverlag 1970

Arthur Schnitzler: Reigen - Dramen und Erzählungen

Arthur Schnitzler (1862-1931) ist als Autor des "Reigen" weit über die Grenzen Österreichs berühmt geworden. Genaue Beobachtung menschlicher Psyche ließ ihn Gestalten schaffen, die "allen Schmelz, alle Geschmackskultur, alle Liebenswürdigkeit des Österreichertums" besitzen, "aber als ihr besonderes Charakteristikum erscheint ... eine gewisse Lebensstrenge, die weh tut - und die wohl eigentlich nicht österreichisch ist..." (Thomas Mann).
Die eigentliche Welt seiner Schöpfungen ist die des intellektuellen Bürgertums, das sein inneres Leben, seine Aspirationen, Egoismen und Resignationen entschleiert. So wird hinter dem äußeren Glanz um die Jahrhundertwende der Untergang der Gesellschaft sichtbar, der sich auch auf Moral und Sittlichkeit auswirkte.
Seine meisterhaften Novellen und Dramen haben ihren Reiz bis heute bewahrt. "Anatol", "Fräulein Else", "Leutnant Gustl" sind zum Begriff geworden und haben viele andere Autoren beeindruckt und beeinflußt. So auch Gerhart Hauptmann: "Der Sinn für Schnitzler, heißt Kultur besitzen, und sich von Schnitzler angezogen fühlen, heißt die Kultur suchen."


Reclams Universal-Bibliothek Band 804
1. Auflage 1979
Belletristik
 

Frank Wedekind: Ich liebe nicht den Hundetrab

Gedichte, Bänkellieder und Balladen

Der Band bringt eine umfassende Auswahl der spöttischen Lieder und amourösen Verse, der berühmten Lautenlieder und aggressiven Simplicissimus-Gedichte Frank Wedekinds. Seine das Spießertum schockierende Lyrik begeisterte Bertolt Brecht und Heinrich Mann; sie hat die deutsche Vortragsbühne auf das nachhaltigste beeinflußt.

Xanthippe

Die böse Frau Xanthippe heißt,
Die ihren Mann am Halstuch reißt.
Sie goß das volle Nachtgefäß
Hinunter über Sokrates.
Da sprach der Weise sehr verlegen:
"Aufs Donnerwetter folgt der Regen."



Henschelverlag
1. Auflage 1967
2. Auflage 1969
 

22 Januar 2023

Alfred Klein: Wirklichkeitsbesessene Dichtung

Zur Geschichte der deutschen sozialistischen Literatur
Der Band enthält Arbeiten des Leipziger Literaturwissenschaftlers, Ergebnisse langjähriger Forschung zu Entwicklungsproblemen, Themenwahl, künstlerischer Gestaltung und damit Profilierung, zu Leistungen in Lyrik, Dramatik und Prosa sozialistischer deutscher Literatur in den 20er und frühen 30er Jahren: Becher, Brecht, Bredel, Braune, Ginkel, Gotsche, Grünberg, Kisch, Glöber, Lorbeer, Marchwitza, Petersen, Renn, Scharrer, Seghers, Tkyczyk, Toller, Weinert, Weiskopf u. a.

Reclams Universal-Bibliothek Band 683
 

Kurt Steiniger: Rausch

Der Bauunternehmer Norbert Fehrenbach ist von einer Party im Hause seines Konkurrenten Birk nicht zurückgekehrt. Unfall, Verbrechen, Flucht?
Kommissar Hochwälder, ein im Dienst nicht nur grau gewordener, sondern auch verbitterter Beamter, muß den Fall übernehmen. Seine Vorgesetzten erleben, was in dem Sonderling steckt, und der junge Assistent Monkert kann viel von ihm lernen.

Greifenverlag zu Rudolstadt
1. Auflage 1978
2. Auflage 1983 Paperback
 

Schönfelder, Wirzberger: Literatur der USA im Überblick

Literatur der USA im Überblick gibt in knapper, allgemeinverständlicher Form eine Darstellung der wesentlichen literarischen Entwicklungslinien von den Anfängen amerikanischer Literatur bis zur Gegenwart. Von der Frühzeit über den Romantizismus und den kritischen Realismus eines Mark Twain und Howells, den psychologischen Roman eines Henry James und den Naturalismus eines Crane und Norris bis hin zu der "Verlorenen Generation" nach dem ersten Weltkrieg, den großen bürgerlichen Realisten unseres Jahrhunderts und den vielfältigen heterogenen Strömungen der jüngsten von Bürgerrechtsbewegungen und Vietnamkrieg bestimmten Zeit entsteht das Bild einer reichen Nationalliteratur von Weltgeltung. Dabei werden aus der neueren Zeit neben so bekannten Autoren wie London, Dreiser, Hemingway, Steinbeck, Wolfe, Arthur Miller, Wilder, O'Neill, Faulkner, Williams, Salinger eine Fülle anderer, uns z. T. weniger vertrauter genannt und wie die ersteren in einer Interpretation ihrer Hauptwerke kritisch gewürdigt. Ein Register erleichtert die Orientierung. Eine Auswahlbibliographie gibt Hinweise zur weiteren Beschäftigung mit dem Gegenstand.

Reclams Universal-Bibliothek Band 373
Kunstwissenschaften
 

21 Januar 2023

Maxim Gorki: Italienische Märchen

Wer ein fremdes Land kennenlernen will, tut gut daran, einen zuverlässigen "Reiseführer" zu erwerben. Es muß keine Statistik sein und kein Baedeker. Es müßte etwas ganz anderes sein: ein Reiseführer in das Herz des Volkes, und wer Italien kennenlernen will, sollte Maxim Gorkis "Italienische Märchen" lesen. Er wird in fünfundzwanzig Erzählungen, Berichten und Skizzen das südliche Land und seine Bewohner erleben: lärmende Städte, staubige Straßen und den hellen Himmel über den Olivenhainen, quecksilbrige Neapolitanerjungen, heißblütige kalabrische Bauern und die Korallenfischer von Siziliens Küsten. Er wird von den streikenden Straßenbahnern Neapels und den tapferen Kindern Parmas vernehmen, von den Passagieren der ersten Klasse und den Erbauern des Simplontunnels, von Priestern, Mönchen, Arbeitern, Fischern und Bauern. Er wird in diesen alten Sagen und neuen Geschichten Märchen eigener Art erkennen, Märchen, die den Vorzug haben, wahr zu sein, so "wahr wie ein Maientag".

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1960
bb-Reihe Nr. 62
Aus dem Russischen von Alexander Stein und Erich Boehme
 

Per Olof Sundman: Ingenieur Andrées Luftfahrt

1897: Der Wettlauf um die Bezwingung des Nordpols hält die Welt in Atem. Fridtjof Nansen hat mit der "Fram" für sensationelle Schlagzeilen gesorgt. In mehreren Ländern sind Wissenschaftler fieberhaft mit der Vorbereitung von Expeditionen beschäftigt. Einer von ihnen, der schwedische Aeronaut Andrée, hofft, das Ziel mit Hilfe eines Ballons zu erreichen. Sein erster Versuch mißlingt, doch er ist bereit, ein zweites Mal das Leben und seinen Ruf als Forscher einzusetzen. Nach mehreren Probeaufstiegen treten er und zwei Begleiter auf Danskö bei Spitzbergen die Luftfahrt an; 33 Jahre später findet man auf New Iceland ihre Leichen. Was war geschehen?

Per Olof Sundman hat diesen Roman nach den Tagebüchern der Forscher geschrieben. Er läßt den Leser den erschütternden und erregenden Kampf nacherleben, den die Männer während der zwei Monate langen, qualvollen Wanderung durch die Eiswüste durchstehen mußten. Jeder Tag brachte ihnen neue entmutigende Erfahrungen, forderte Selbstüberwindung und höchste Opferbereitschaft, ließ sie ständig schwanken zwischen aufglimmender Hoffnung und verzweifelter Mutlosigkeit - und doch gaben sie nicht auf.

Über dieses Buch schrieb eine der führenden Zeitungen Schwedens: "Per Olof Sundmans Roman über die drei, die mit einem Ballon zum Nordpol fliegen wollten, ist ein meisterhafter Abenteuerroman - und  nicht nur das. Er vermittelt ein Mitgefühl, das bewundernswert ist, ein Verständnis dafür, wie eine Situation entstehen kann, in der der Mensch vollkommen hilflos wird und die Situation alle Macht besitzt."

Aber eben davor will Per Olof Sundman (1922 geb.), der heute zu den bedeutendsten Autoren der schwedischen Nachkriegsliteratur gehört, warnen! [...] Dieses Buch, 1967 erschienen, wurde im vergangenen Jahr mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates und dem Großen Romanpreis ausgezeichnet. Es wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt.

Verlag Volk und Welt Berlin
1. Auflage 1969
Aus dem Schwedischen von Udo Birckholz

 

Denis Diderot: Jaques der Fatalist und sein Herr

In "Jaques der Fatalist" erkennt sich Diderot der Philosoph als Diener und träumt davon, daß er der Herr seiner Herren würde, daß alle Diener Herr der Herren würden und er infolgedessen zu einer Welt vordringt, in der es weder Herren noch Diener mehr gibt; er träumt davon, daß er mit seinem Leser machen könne, was er wolle, und er mit ihm in eine Welt gelange, in der jeder ein Liebhaber und Philosoph ist, in eine Welt, die sich endlich lesbar wie ein Buch zeigt, eine große Schriftrolle, die sich entrollt, über deren Abschnitte wir unseren Blick schweifen lassen und in der wir von der Schrecknis des Todes befreit würden, weil wir in der Lage wären, die "Adresse" zu lesen, die nach den Worten Jacques' und seines Hauptmanns ... jede Kugel trägt, die aus einem Gewehrlauf kommt. - Michel Butor

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1980
TdW - Taschenbibliothek der Weltliteratur
 

20 Januar 2023

José Maria Rocafuerte: Im Schatten des Chimborazo

José Maria Rocafuerte lebt mit seiner Familie in dem kleinen Fischerdorf Muisne an der ecuadorianischen Küste des Pazifischen Ozeans. Er erzählt von seinem Leben im Elternhaus, von den Menschen und Ereignissen in seinem Heimatdorf. Doch Muisne wird zu klein für José. Er muß Geld verdienen. Und so beginnt eine abenteuerliche Reise ins Erdölgebiet von Ancón.

Episoden aus dem Alltag des Volkes vermitteln ein farbiges und eindringliches Bild von diesem südamerikanischen Land und darüber hinaus von der reizvollen Natur am Äquator.

Kinderbuchverlag Berlin1964

ATB Buch Nr 61

 

Hanna-Heide Kraze: Im Regentropfen spiegelt sich die Welt

Tipp von Ilona Dahlmann:

"Die Welt ist herrlich für den, der das Große wie das Kleine liebt", versichert die Autorin und öffnet uns die Augen und die Herzen für Kostbarkeiten, die wir manches Mal in unserer Emsigkeit nur allzu flüchtig war nehmen. Sie lehrt uns erneut, in die Wolken zu schauen, über die Dächer einer Stadt, in das eigene Gesicht, sie führt uns ins Museum, in Landschaften, in Regentage; ihre Gedanken kreisen um das erste Licht des Advents, um die Erhabenheit von Steinen, sie träumt Eisblumenträume, freut sich an einer Möwenfeder, einen Ebereschenzweig; sie vermittelt Erkenntnisse aus Dichterworten und fordert viele Male zum Lesen auf.

Union Verlag Berlin 

3. Auflage 1980 

Schutzumschlag ist von Horst Bartsch

 

Alma Johanna Koenig: Gudrun

Das Gudrun-Epos ist Bestandteil einer drei Generationen umfassenden Heldensage aus dem 13. Jahrhundert, der Periode der höfischen Heldendichtung, deren drei große Ideale Ehre, Treue und Minne sind. Doch wird zu dieser Zeit bereits das Eindringen und der Einfluß christlicher Moralauffassungen deutlich. Gudrun ist die Tochter des Königs Hettel von Hegelingen und seiner Frau Hilda, die einst von einem Greifen entführt wurde. Die moderne, in gehobener Sprache geschriebene Nacherzählung beginnt mit dieser Vorgeschichte und führt die Handlung dann fort mit der Verlobung Gudruns mit Herwig von Seeland, ihrer Entführung, schmachvollen Gefangenschaft und Befreiung.

Verlag Neues Leben Berlin 1963
 

19 Januar 2023

Eva Görsch: Im Tierkindergarten





Rudolf Arnold Verlag Leipzig
2. Auflage 1970

Im Feuer vergangen - Tagebücher aus dem Ghetto

Diese Tagebücher aus dem Warschauer, Krakauer und Lemberger Ghetto sind den Archiven des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau entnommen und werden zum erstenmal außerhalb Polens veröffentlicht. Ob es die erschütternden Erinnerungen einer Zwölfjährigen sind oder der grausige Bericht über die "Todesbrigade" - jedes einzelne dieser Dokumente bewegt nicht nur durch die Darstellung der ungeheuerlichen Verbrechen der Faschisten, sondern auch durch die heldenhafte Haltung, mit der die Opfer ihre Mörder besiegten.

VORWORT (Auszug)
Immer wieder drängte sich mir, der ich seit fünfzig Jahren die europäische Literatur lesend durchforscht hatte, nach Kenntnisnahme der fünf Tagebücher dieses Buches die Überzeugung auf, ihr Inhalt und menschliches Gewicht lasse sich nur vergleichen mit jenem schon sechshundert Jahre lang lebendigen literarischen Denkmal, das als Dante Alighieris „Göttliche Komödie“ am Anfang unserer modernen Literatur leuchtet, und zwar mit dessen erstem Teil, der Hölle. Um aber die damalige von der heutigen schriftstellerischen Aussage zu unterscheiden, stellen wir nur nebeneinander die Inschrift über Dantes Höllentor: „Laß, wer hier eintritt, alle Hoffnung schwinden!“ und den schlichten Prosasatz der Gusta Draenger geborene Dawidsohn: „Das war es, das einzig wollten wir nicht: uns ergeben.“
So also halten wir in Händen Zeugnisse des Widerstands jüdisch-polnischer Jugend gegen die unwahrscheinliche, bis zu ihrem Ende nicht geglaubte fürchterliche Unterwelt, in welche fünf Jahre Alleinherrschaft hitlerisch geleiteter und umgeschulter Mörderheere deutschsprechender Soldateska polnische und ukrainische Stadt- und Landschaften verwandelt hatte, bis auch hier die Rote Armee rettend einbrach. Man erwäge nun, daß sich all diese Ereignisse in unserer Lebenszeit abspielten, in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, und daß Leidende wie Täter aus Umgebungen kamen, die unsere tägliche Umwelt bilden: aus Straßen großer oder kleiner Städte mit elektrischem Licht, Wasserleitung und Kanalisation, mit Fußböden aus poliertem Holz in den Häusern, mit großen Fenstern, Telefonen, wärmenden Kachelöfen oder Zentralheizungen. An modern aufgebaute und geleitete Schulen waren sie gewöhnt, an ebensolche Krankenhäuser, Universitäten. All die Opfer der Barbaren, die in die finsterste Sklaverei der Antike zurückgestürzt wurden, erweisen sich in ihren Aufzeichnungen als Menschen gleich uns. Wir, aufgewachsen in der Nachbarschaft jener polnischen Grenzbezirke, die den Westen des zaristischen Rußland darstellten, kannten sie als Schulkameraden, als Verkäuferinnen auf unseren Wochenmärkten, als Verwandte unserer Zimmerherren, als Freundinnen unserer Schwestern und Töchter. Innerhalb der zionistischen oder sozialistischen Jugendorganisationen tauchten immer Namen auf wie jene. die dem Leser dieser Tagebücher begegnen. In allen Orten unserer Emigration zwischen Holland und Palästina bezeichneten sie Menschen unseres alltäglichen Umgangs, Handwerker, Ladenbesitzer, Chauffeure, Ärzte, Funktionäre. Auch in Amerika hatten sich diese Namen kaum verändert, und nicht wenige entstammten der habsburgischen Monarchie, auf welche ja Städtenamen wie Krakau und Lemberg immer wieder hinweisen, heute Kraków und Lwów. Und wenn sich Leon Weliczker schließlich nach Gliwice in Schlesien begibt, um dort neu aufzuleben, hätte er ebensogut die Stadt Katowice nennen können, in deren Straßen ich als Schüler daheim war.
Wer immer unser Buch aufschlägt, wird wohl mit dem Wunsche kämpfen müssen, der sich ebenfalls bei Dante findet an diesem Tage nicht weiterzulesen. Mit diesen fünf Berichten hält er in der Hand fünf Proben des Abgrunds, über welchem unsere Zivilisation wie eine Brücke schwebt. Sie sind jenen Tiefenloten zu vergleichen, mit denen Naturforscher Schlamm und Erdproben aus den Meeresgründen heraufholen. Und die Gestalten, die auf solchem Meeresgrunde als Herren umherwandeln, haben samt und sonders menschliche Gesichter, wurden von deutschen Eltern erzogen, lernten schon als Kinder lesen und schreiben. Die Hölle, die sie in sich trugen und als echte Untermenschen über die Reichsgrenzen verbreiteten, ist das Inferno der kapitalistischen Wirtschaftswelt in ihrer letzten Phase, die wir Imperialismus und Faschismus nennen, ohne daß uns mit diesen Worten stets auch das Geläute der Todesglocke und das Geheul Gefolterter und Ermordeter im Ohr klingt. Und gerade weil wir in diesen fünf Dokumenten immer wieder auf die Entschlossenheit zum Widerstand treffen, der wir vorhin einen Satz entlehnten, dürfen wir uns nicht von der Erkenntnis abwenden, die der Lateiner in die Worte faßte: tua res agitur – deine Angelegenheit wird hier abgehandelt. Als deutscher Schriftsteller jüdischer Abkunft bin ich auf beiden Ebenen daheim, der großartigen des unbrechbaren Mutes wie auf der mit blinder Pflichterfüllung rasender Uralstürmerei. Und ich glaube, jeder Leser dieser Blätter, nichtjüdischer oder jüdischer Herkunft, muß irgendwie dies Gefühl teilen. .....

Inhalt
Leon Weliczker – Die Todesbrigade
Gusta Dawidsohn-Draengerowa – Tagebuch der Justyna
Janina Hescheles – Mit den Augen eines zwölfjährigen Mädchens
Dorka Goldkorn – Erinnerungen an den Aufstand im Warschauer Ghetto

Titel der polnischen Originalausgaben:
BRYGADA ŚMIERCI
OCZYMA DWUNASTOLETNIEJ DZIEWCZYNY
PRZEMINELO Z OGNIEM
PAMIĘTNIK JUSTYNY WSPOMNIENIA UCZESTNICZKI POWSTANIA W
GETCIE WARSZAWSKIM

Übertragen von Viktor Mika
Mit einen Vorwort von Arnold Zweig
Einbandentwurf: Wolfgang Brock

Verlag Rütten und Loening Berlin

 1. Auflage 1958
2. Auflage 1959
3. [7.]  Auflage 1960
4. Auflage 1960
5. Auflage 1960
6. Auflage 1961
7. Auflage 1962


 

Camil Sijaric: Im Schatten des Urahnenbaums

Beschirmt von der mächtigen Krone des Ahornbaums, den ein Urahn gepflanzt hat, wohlbehütet unter dem breiten Dach des Hauses mit den Schwalbennestern wachsen sie auf, die Enkel des alten Agan, im entlegenen muselmanischen Balkandorf. Wie die Schwalben verlassen sie ihre Heimstatt: Saltan zieht mit seinem Vater in die Ferne und bleibt jahrelang verschollen, Amar verliert sich an die Wunderwelt des Geistes, und Ruska verkauft ihre Jugend und Schönheit an einen wohlhabenden greisen Aga in der benachbarten Kleinstadt. Die Schwalben kehren zurück, die Söhne und Enkel hat Agan verloren: die Söhne an den Tod, die Enkel an ein neues, fremdes Leben. Im Schatten des Urahnenbaums bleibt der bäuerliche Patriarch allein zurück und sieht im Wechsel der Zeiten seine alte Welt untergehen, eine exotische Welt der Blutrache, der Kaufheirat und des finstersten Aberglaubens.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1966
Aus dem Serbokroatischen von Werner Creitziger

Frank Weymann: Im glühenden Rachen des Sonnengottes - Bilder aus Tunesien

Wer kann schon vor einer Reise ruhig schlafen? Vor allem dann, wenn es nach Afrika gehen soll! Gehen ist mit Sicherheit nicht der richtige Ausdruck. Afrika ist ein riesengroßer Erdteil. Wer dorthin will, geht nicht, der fliegt. Wer allerdings vorhat, ein Land an der afrikanischen Küste zu besuchen, der käme auch mit einem Schiff dorthin. Von Rostock nach Tunis, der Hauptstadt Tunesiens, wären das rund fünftausend Kilometer, also eine Woche auf See. Mit dem Flugzeug schafft man die eintausendsiebenhundert Kilometer in wenigen Stunden. Seid ihr reisebereit? Wir landen in Tunis...

Der Kinderbuchverlag Berlin

1. Auflage 1989

Illustrationen: Peter Uhde

 

18 Januar 2023

Herbert Friedrich: Im Eis

Sie sind mit ihrem Hundeschlitten in der Tundra unterwegs. Da überfällt sie ein Schneesturm, wie ihn Jakow noch nicht erlebt hat. Tagelang irren sie hungrig und erschöpft umher. Schnee und Sturm scheinen nie mehr aufzuhören. Auch wenn es so aussieht, als gäbe es keine Rettung mehr: Jakow läßt sich nicht unterkriegen, er trotzt dem Schrecken und der Todesgefahr.

Sieben Erzählungen, ob sie vor fast vierhundert Jahren oder in unserem Jahrhundert spielen, ob sie von einer Schiffsmeuterei berichten oder von einer Eskimofrau, die in Notwehr einen verkommenen Pelztierjäger tötet, alle sieben Erzählungen zeigen Menschen, die sich im Eis, unter den harten Bedingungen der Arktis bewähren.


Buchbeginn

Am 1. Juli 1596 trennten sich die beiden Schiffe. Der Tag war so hell wie die Nächte, die ihn einspannen, und Rijp hätte das andere Schiff noch sehr lange sehen können. Er aber schaute nicht mehr hin. Er blickte auch nicht mehr nach den Felsen der Bäreninsel, die besser den Namen Streitinsel verdiente. Oder Rijp-Insel. Da er sich doch dort gegenüber Barents behauptet hatte. Und das war kein Geringerer als der Leiter der Expedition! Mochte schwimmen, was da schwamm. Rijp spähte voran, den Blick dorthin gewendet, wohin nun die Fahrt gehen sollte. Klar kamen seine Kommandos, Kurs Nordnordost. Er atmete frei, als habe er einen Ring gesprengt, der seine Brust umspannt gehalten hatte.

Verlag Neues Leben Berlin 1976
Illustrationen: Karl Fischer
Kompaß-Bücherei Band 312

 

Bruno Retzlaff-Kresse: Illegalität - Kerker - Exil. Erinnerungen

In den Erinnerungen spiegeln sich der von der KPD geführte Kampf und das unermüdliche Tätigsein ihrer Mitglieder und Funktionäre gegen Imperialismus, Faschismus und Krieg überzeugend wieder. 


Dietz Verlag Berlin 

1. Auflage 1980 

mit 41 Abbildungen


 

Ulrich Berkes: Ikarus über der Stadt - Prosagedichte

 In den sensiblen kunstreichen Prosagedichten des Ulrich Berkes werden Arthur Rimbauds poèmes en prose eigenartig wiedergeboren. Berkes läßt uns wie Ikarus in die Sonne fliegen und Landschaft sehen, Weststrand, Winterdorf, Pferdekoppel und Hohe Tatra. Mit ihm erleben wir Schwimmen, Reiten, Bergsteigen, Kahnfahren. Er skizziert die Stadt als Bauwerk und Behausung des Menschen, porträtiert Hauptbahnhof und Rummelplatz, die Kneipe, die Brücken, Orte der Liebe. Wir begegnen bemerkenswerten Gestalten wieder, entdecken seltsame Gegenstände, außergewöhnliche und alltägliche Ereignisse neu.

1936 in Halle (Saale) geboren. Arbeitete als Dreher, Fräser, Gütekontrolleur, Hilfsarbeiter, Lehrer. 1967 bis 1970 Studium am Institut für Literatur "Johannes R. Becher" in Leipzig. Seitdem freischaffender Schriftsteller.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
Edition Neue Texte


Gottfried Herold: Ich sammle Spaß in meiner Mütze

Kinder sollen oft lachen
und möglichst nicht weinen.
Läßt sich das machen?
Ich möchte meinen.

Um diesem Spruch gerecht zu werden, wird hier Spaß gesammelt. Spaß, das heißt, es ist vergnüglich, der Hausmaus zuzuschauen, die dicke Ringeltaube und die dünne Tingelraube auf der Rieselwiese zu beobachten, eine Lämmerliebe kennenzulernen und lustige, phantasievolle Geschichten mitzubedenken. Bei alldem gibt es auch manch ernsten Fall, zum Beispiel den des Hundes, der brav an der Leine geht und doch glücklich sein könnte, oder den des Kindes, das einen Freund mit nach Haus bringt.

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1979
Illustrationen Petra Wiegand
Buchfink-Reihe

 

Ingerose Paust: Ich sage dennoch

Am Fuße des Erzgebirges, zwischen Zschopau und Flöha, liegt, weithin das Land beherrschend, die Augustusburg. Der Kurfürst August von Sachsen ließ dieses wuchtige Schloß in den Jahren 1556-72 errichten. Aus der nahen und weiteren Umgebung, aus dem Zschopau- und Flöhatal, ja selbst aus der Freiberger Mulde, wurden Bauern zu Dienstleistungen herangezogen. Denn der Bau stellte große Anforderungen: Es galt, Steine und Baumaterial den Berg hinaufzuschaffen, Wasser mußte von weit hergeleitet oder gebohrt werden - und schnell schnell, so wünschte der Kurfürst, sollte die Burg stehen. Im Mittelpunkt des Romans steht der Bauer Brosius Utmann. 

Mit seinen Gedanken erlebt der Leser den Bau der Augustusburg. Die Bauzeit bedeutet für ihn harte Zeit. Utmann, der seine Felder vor dem einbrechenden Wild schützen mußte, wird von den Jagdaufsehern des Kurfürsten als "Wilddieb" festgenommen. Er muß jahrelang mit vielen Schicksalsgenossen als Gefangener ohne Entgelt unter Tage an der Ausschachtung eines Brunnens arbeiten. Utmann meistert diese Zeit aus einem festen christlichen Glauben heraus. Seine Widerstandskraft kristallisiert sich hauptsächlich an einem Wort aus Psalm 73: "Ich bin geplagt täglich ... dennoch bleibe ich stets an dir!"

Evangelische Verlagsanstalt Berlin
4. Auflage 1970 

Bernd Wagner: Das Treffen - Erzählungen

Bernd Wagner, Jahrgang 1948, debütiert mit diesem Band, der die Vielseitigkeit seiner literarischen Begabung ausweist. Neben psychologisch genau und detailreich erzählten Kindheitsereignissen stehen Prosaarbeiten, die phantastische Mittel einsetzen, Alltagsgeschichten, Erzählungen von Künstlern und literarische Adaptionen. Thematisches Zentrum ist das Problem: die eignen Fähigkeiten zu entdecken und sich im Leben zu behaupten.


Aufbau-Verlag Berlin und Weimar

Mit einer Nachbemerkung von Friedemann Berger

Mit 4 Reproduktionen nach Bildern von Veronika Wagner

Edition Neue Texte

 

17 Januar 2023

Arno Holz: Lyrisches Porträt aus dem 17. Jahrhundert

Arno Holz (1863-1929) war - als 1903 die "Lieder auf einer alten Laute" erschienen - bereits ein namhafter Schriftsteller. Er gehörte zu den bedeutendsten Theoretikern und Praktikern im Naturalismus in Deutschland und stand im Mittelpunkt vieler literarischer Fehden. Holz liebte die Superlative - in seiner Sprache und in seinen Projekten. Der "Phantasus" enthält den längsten Satz der Weltliteratur, die "Blechschmiede" wuchs unter seinen Händen ins Unendliche. Hatten die "Lieder auf einer alten Laute" nur wenige Interessenten gefunden, so wurde die wesentlich erweiterte zweite Fassung "Dafnis. Lyrisches Porträt aus dem 17. Jahrhundert" (1904) zu einem großen Erfolg. In köstlichen Versen läßt Holz den Studenten Dafnis aus seinem Leben berichten. Während diesem die Lieder zum Lobe der Venus nur so über die Lippen sprudeln, weiß er von der Göttin der Gelehrsamkeit allerdings nicht viel mehr zu sagen, als daß sie das "Oliwen-Öl" erfunden haben soll - weil man zum Studieren die Lampe braucht.

Reclams Universal-Bibliothek
 

Ich bin das Land

Denkzettel:
die bisher umfassendste Bilanz politischer Lyrik aus der BRD und Westberlin.


Die Autoren: Lyriker, Liedermacher, Agitatoren, Laien. Rund hundert, darunter Astel, Bartock, Bingel, Börn, Born, Bredthauer, die Conrads, Degenhardt, Delius, Enzensberger, Floh de Cologne, Fried, Fuchs, Herburger, Hüfner, Jansen, Karsunke, Kittner, Kuhnke, Lerryn, Limpert, Meckel, Moßmann, Rauner, Reinfrank, Rühmkorf, Schütt, Semmer, Stütz, Süverkrüp, Timm, Törne, Vesper, Walser, Wandrey.


Die Themen: Die nächste Vergangenheit, Tödliche Sicherheit, Für bare Münze, Rechte im Rechtsstaat, Märchen und Zeitungen, Mitlaufpaß, Inbetriebnahme, Frieden auf Amerikanisch, Die Gegenwart der Zukunft u. a.


Die Haltungen: Von Artikulationen des Unbehagens, kritischer Bestandsaufnahme, Protest und Anklage bis zu programmatischen Texten des Klassenkampfes, die den Sozialismus als Alternative begreifen. Allen gemeinsam: das Engagement für progressive Veränderungen des gegenwärtigen westdeutschen Gesellschaftssystems.

Reclams Universal-Bibliothek
 

Bernd Weinkauf: Ich nannte sie Sue

Der Mensch ist ein gesellschaftliches Wesen. Ja, und deshalb ist er manchmal verdammt allein. Die meisten tun etwas dagegen, manche sogar mit Erfolg. In den Geschichten dieses Bandes wird von Frauen und Männern erzählt, die ihr Leben mit und ohne Partner leben.
Der Hausmeister eines Studentinnenwohnheims hat es sich in den Kopf gesetzt, mit der Strenge eines Erzengels darauf zu achten, daß "seine Mädchen" in gute Hände kommen. Auch wenn seine Bemühungen nicht anerkannt werden, sind sie doch nicht umsonst.
Ein Lehrer verliebt sich in eine neue Kollegin, er nennt sie Sue. Solange sie Spaß macht, macht es auch ihm Spaß.
Pinack verliert seine Frau an seinen besten Freund. Um den nicht zu verlieren, leitet er "entsprechende Maßnahmen" ein.
Tiger-Lilly ist eine von den Frauen, von denen man glaubt, sie finden alles o. k., weil sie nicht ständig nölen. Sie erzählt einem, der das Leben kennenlernen will, ihre Geschichte. Er, der Geschichten schreibt, findet diese aber nicht nach seinem Geschmack, vielleicht 'n bißchen viel Leben auf einmal.
Paul Klee "bereist" die Stadt, in der er wohnt, möglich, daß er etwas sucht, von dem er noch nicht weiß, was es ist.
Woran merkt man eigentlich, ob man allein ist? Bestimmt ist das nur so ein modisches Gerede. Bestimmt können Sie der einen oder anderen Figur einen nützlichen Rat geben. Vielleicht erkennen Sie sich in einer Geschichte wieder, bestimmt aber den Nachbarn.

Bernd Weinkauf, Jahrgang 1943. Geboren in Küstrin. 1945 Umsiedlung nach Hettstedt (Bezirk Halle). Dort Schulbesuch bis zum Abitur, Teilnahme an Laienzirkeln für Literatur, Film und Theater. Arbeit als Horterzieher, anschließend vier Jahre Studium der Pädagogik, speziell Deutsch und Kunsterziehung, in Erfurt. Dort auch erste Kontakte zur Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren. Sechs Jahre Lehrer in den Kreisen Zossen und Leipzig-Land; Dienst bei der Nationalen Volksarmee. Von 1973 bis 1976 Studium am Institut für Literatur "Johannes R. Becher" in Leipzig. Erste Arbeiten: Szenarien über bildende Kunst für Filmessays, vor allem aber Gedichte und Geschichten. "Ich nannte sie Sue" ist Bernd Weinkaufs erste Buchveröffentlichung.

Mitteldeutscher Verlag Halle - Leipzig
1. Auflage 1978
2. Auflage 1980
 

16 Januar 2023

Marginalien - Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie

Erscheint viermal im Jahr in freier Folge
Jahresabonnement 24,- M; Ausland DM 32,- zuzüglich Versandspesen

Die "Marginalien" sind eine Zeitschrift für Freunde des guten Buches, für Bibliophile, Buchkundler, Kulturhistoriker und Sammler der Grafik.
Sie bringen Bibliographien wichtiger Verlage oder Buchkünstler, Untersuchungen über die Kunst der Illustration oder des Bucheinbandes, Studien zur Geschichte des Buches und der Schrift, Berichte über öffentliche und private Sammlungen, Aufsätze über Grafik.
Die "Marginalien" pflegen die wertvollsten Traditionen in der deutschen Buchkunst.
Die "Marginalien" werden herausgegeben von der Pirckheimer-Gesellschaft, der Vereinigung der Bibliophilen und Grafiksammler in der Deutschen Demokratischen Republik.
Jedes Heft hat 80 Seiten, eine typografische Beilage, wenigstens 12 Bildtafeln und zahlreiche Illustrationen im Text.

Rütten & Loening Berlin
 

Sinn und Form - Beiträge zur Literatur

Herausgegeben von der Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik

Erscheint mit sechs Heften im Jahr
Jedes Heft hat einen Umfang von 224 Seiten
Jahresabonnement 20,70 M; Ausland DM 51,- zuzüglich Versandspesen

"Sinn und Form" veröffentlicht Arbeiten von Mitgliedern der Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik und stellt ständig neue Werke namhafter Autoren aus der DDR vor.

"Sinn und Form" vermittelt dem Leser bedeutende Neuerscheinungen aus den sozialistischen Ländern.

"Sinn und Form" gibt Einblick in progressive und humanistische Literatur aus den kapitalistischen Ländern.

"Sinn und Form" veröffentlicht Literatur aus den afroasiatischen und südamerikanischen Staaten.

"Sinn und Form" bringt literarische Essays zu Problemen der Literatur und Kunst, der Literaturtheorie und Literaturkritik im In- und Ausland.

"Sinn und Form" läßt in Interviews namhafte Schriftsteller und Künstler zu Wort kommen und bespricht in einem Rezensionsteil wichtige Neuerscheinungen.

"Sinn und Form" veröffentlicht Materialien aus den Archiven der Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik.

Rütten & Loening Berlin
 

Helga Schubert: Schöne Reise - Geschichten

Helga Schuberts Geschichten sind von einer Unmittelbarkeit, als habe das Leben selbst sie geschrieben. Und tatsächlich "passieren" ihr diese Geschichten, bevor sie sie hin und her wendet, bis alle komischen oder bitteren Seiten bloßliegen. Erst dann kommen sie aufs Papier. So wie diese Reise ans Schwarze Meer zum Beispiel, die erst durch kleine Ausbrüche aus dem genormten Touristenalltag eine wirklich ,Schöne Reise' wird. Überhaupt sind es häufig Übertretungen, die Helga Schuberts Neugier reizen, und sie gesteht ihre Faszination für die Unangepaßten, die "nicht im Geschirr" laufen, für unverwechselbare Lebensläufe.

Fremdes Leben interessiert sie und die eigene Biographie, die eine Generation kennzeichnet, im Krieg geboren und aufgewachsen ohne Väter.

Die Autorin, Psychologin von Beruf und aus Berufung, ist begabt mit wachen Sinnen, lakonischem Witz und einem Instinkt für knappe, unpathetische Sätze. Sie kann traurig sein, aber nicht trostlos, ironisch, aber nicht bissig. Rechthaberei liegt ihr gar nicht.

Helga Schubert wurde 1940 in Berlin geboren. Abitur, danach ein Jahr Montiererin am Band. Studium der Psychologie in Berlin bis 1963. Danach Arbeit als Psychotherapeutin. 1981 Fachpsychologin der Medizin. Seit 1977 freiberufliche Schriftstellerin und Mitarbeiterin einer Ehe- und Sexualberatungsstelle.

Veröffentlichungen seit 1973 in Anthologien und Zeitschriften. Helga Schubert schreibt Hör- und Fernsehspiele, Filmszenarien, Kinderbücher und Geschichten.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1988
bb Nr. 614
Ausgewählt aus den Bänden "Lauter Leben" (1975) und "Blickwonkel" (1984)
 

12 Januar 2023

Klaus Schlesinger: Hotel oder Hospital

Ein modernes Krankenhaus gleich einem Hotel, präzis funktionierender Mechanismus. Der Kranke ein Gast, der wieder abreisen wird. Wirklich nur Hotel, tatsächlich nur Gast? Das Verhältnis Arzt - Patient ist anders, weit mehr: jede Minute ein Kampf um Leben, Gesundheit, ein gemeinsamer, und manchmal ein vergeblicher.

Hinstorff Verlag
2. Auflage 1974

 

Hans-Joachim Rafalski: Holzschutz im Garten

Holz besitzt neben seinem hohen Gebrauchswert und seiner Schönheit als Material den Nachteil, gegenüber Schädigungen durch Bakterien, Pilze und Insekten anfällig zu sein.

Der Autor behandelt Wesensmerkmale und mögliche Schädigungen des Rohstoffes Holz. Nach Hinweisen zum richtigen Umgang mit Holz und zu seiner Pflege werden die Holzschutzmittel und ihre Anwendung beschrieben.

Der Leser findet Anleitungen zur Beseitigung von Holzschäden sowie Arbeitsablaufpläne für den Erst- und Nachschutz.