19 Januar 2025

Ruth und Max Seydewitz: Unvergessene Jahre - Begegnungen

Klappentext:
Fünfundzwanzig Jahre leben und arbeiten wir gemeinsam, haben viele Menschen kennengelernt und Mitstreiter gefunden. Blicken wir zurück, dann scheint unklar, ob diese oder jene Begegnung selbst erlebt oder nur durch Erzählen bekannt wurde. In dieser langen Arbeitsgemeinschaft ist aus dem „ich“ ein „wir“ geworden.
Und wenn wir in diesem Buch über Erlebnisse mit Freunden berichten, so soll dahingestellt sein, wer von uns diese Begegnung hatte.
Es gibt Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind und die uns lange Strecken unseres Lebens begleitet haben. Über Begegnungen mit ihnen zu erzählen erfordert, sie auch in ihrer Herkunft und in ihrer Entwicklung vorzustellen. Daß dabei eine Gruppierung und Auswahl getroffen werden mußte, bedeutet für den einzelnen keine Wertung. Sie alle eint, daß jeder in vorderster Reihe stand, als es galt, die Grundlage für unser sozialistisches Vaterland zu schaffen, daß jeder auf seine Weise und zu seiner Zeit am Kampf um das heute Erreichte teilgenommen hat. Über Kontakte mit Freunden zu schreiben heißt jedoch auch, sie in ihrem Wirken im jeweiligen Zeitgeschehen darzustellen und damit zugleich ein Stück Geschichte von der Weimarer Republik bis in die Gegenwart wiederzugeben.

Buchanfang:

                                                            Ein Wort voraus
Solange wir es nicht lernen, den Menschen als die schönste und wunderbarste Erscheinung auf unserem Planeten zu bewundern, solange werden wir nicht frei werden von der Niedertracht und Lüge unseres Lebens. Mit dieser Überzeugung bin ich in die Welt gegangen und werde die Welt mit ihr verlassen. Und wenn ich gehe, werde ich unerschütterlich daran glauben, daß die Welt einmal erkennen wird: Das Allerheiligste ist der Mensch.
                                                           Maxim Gorki


Es ist wahrlich nicht alltäglich, daß ein Mann im einundneunzigsten Lebensjahr noch Bücher schreibt. Nehmen wir diese erfreuliche Tatsache und ergänzen sie durch eine Bemerkung von Volkskammerpräsident Johannes Dieckmann, der mit uns freundschaftlich verbunden war und meinem Mann zu einem Geburtstag einen Brief schrieb, in dem er seine Arbeit würdigte und hinzufügte: «Man müßte jetzt darstellen, was es für den Jubilar bedeutete und bedeutet, daß er in Ruth Seydewitz eine Lebensgefährtin zur Seite hat, die ihn auf das wunderbarste ergänzt und deren kluger Rat und tätige Hilfe der Rundung und Erhöhung seines Persönlichkeitswertes groß gedient haben. Als Gemeinschaftswerk entstanden auch viele wertvolle Bücher.»

Fünfundfünfzig Jahre lang leben und arbeiten wir gemeinsam, haben viele Menschen kennengelernt und Mitstreiter gefunden. Blicken wir zurück, dann scheint unklar, ob diese oder jene Begegnung selbst erlebt oder nur durch Erzählen bekannt wurde. In dieser langen Arbeitsgemeinschaft ist aus dem «ich» ein «wir» geworden. Und wenn wir in diesem Buch über Begegnungen mit Freunden erzählen, so soll dahingestellt sein, wer von uns diese Begegnungen hatte.

Inhalt:
Ein Wort voraus .. .. .. 5
Ein Meister des Feuilletons | Walther Victor .. .. .. 7
Kinderspeisung statt Panzerkreuzer | Karl Garbe .. .. .. 13
«Du Lump hängst zuerst!» | Dr. August Siemsen .. .. .. 16
Freundschaft ist härter als Stahl. | Dr. Kurt Rosenfeld .. .. .. 22
Anwalt der Verfolgten | Dr. Ernst Eckstein .. .. .. 32
Er war in Cattaro dabei | Max Rausch .. .. .. 39
Der rote Lord | Lord Fenner Brockway .. .. .. 46
Ich stehe zu dem, was ich getan habe! | Dr. Maria Grollmus .. .. .. 51
Für die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei | Klement Gottwald .. .. .. 57
Kommunist und Internationalist | Wilhelm Koenen .. .. .. 63
«Unser Budzi» | Prof. Dr. Hermann Budzislawski .. .. .. 70
«Ein Dichter – ganz groß» | Kurt Barthel (Kuba) .. .. .. 76
Vertrauensmann seiner Klasse | Herbert Warnke .. .. .. 84
«Eine paradoxe Tatsache» | Dr. Fritz Bauer .. .. .. 91
Der Partisanen-Richard | Richard Stahlmann .. .. .. 96
Von Bornholm bis Pasewalk | Alexander Krasnow .. .. .. 104
Geliebt und unvergessen | Wilhelm Pieck .. .. .. 110
«Das Heer des Friedens zieht vorbei...» | Johannes R. Becher .. .. .. 120
Für die Einheit der Arbeiterparteien | Otto Grotewohl .. .. .. 128
Im Ringen um die Erneuerung der deutschen Kultur | Alexander Abusch .. .. .. 138
General des friedlichen Aufbaus | Prof. Dr. Sergej Iwanowitsch Tulpanow .. .. .. 144
Was eine «Zupfmaschine» vermag | Otto Buchwitz .. .. .. 153
Ein unentbehrlicher Helfer | Max Heidler .. .. .. 160
Als Antifaschist im «Himmelfahrtskommando» | Walter Kresse .. .. .. 163
Vom adligen Gardeoffizier zum Kommunisten | Ludwig Renn .. .. .. 168
Vom Pfarrerssohn zum Volkskammerpräsidenten | Prof. Dr. Johannes Dieckmann .. .. .. 174
Ein verläßlicher Bündnispartner | Prof. Dr. Manfred Gerlach .. .. .. 184
Es gibt keine Landstraße für die Wissenschaft | Prof. Dr. Kurt Schwabe .. .. .. 190
Worauf wir stolz sein dürfen | Prof. Dr. Theodor Frings .. .. .. 198
Kinderaugen können nicht lügen | Emil Graf von Wedel .. .. .. 204
In Männerstiefeln, die so schwer waren | Natalia Sokolowa .. .. .. 208
Ein Theater wird «schwarz» gebaut | Marschall Wassili Tschuikow .. .. .. 213
Der «Karneval» in Gelb und Blau | Hans und Lea Grundig .. .. .. 216
Mit Kanonen schießt man nicht nach Spatzen! | Eva Schulze-Knabe .. .. .. 224
Zwei Künstler – zwei Antipoden | Wilhelm Rudolph und Bernhard Kretzschmar .. .. .. 228
Ein Meister der proletarischen Kunst | Otto Nagel .. .. .. 239
«Der große Krieg der weißen Männer» | Arnold Zweig .. .. .. 245
Ein Fels, der allen Stürmen widerstand | Martin Andersen Nexö .. .. .. 251

Buchverlag Der Morgen, Berlin
1. Auflage 1984
 

Jurij Brezan: Ausgewählte Werke in Einzelausgaben


Verlag Neues Leben, Berlin
Werkausgabe in 8 Bänden
Alle in dieser Ausgabe Erschienene Bände:

Band 1: Der Gymnasiast. (Teil 1 der Felix Hanusch Roman-Trilogie)

Band 2: Semester der verlorenen Zeit. (Teil 2 der Felix Hanusch Roman-Trilogie)

Band 3: Mannesjahre. (Teil 3 der Felix Hanusch Roman-Trilogie)

Band 4: Krabat oder die Verwandlung der Welt.

Band 5: Bild des Vaters.

Band 6: Eine Liebesgeschichte. Reise nach Krakau.

Band 7: Erzählungen.

Band 8: Ansichten und Einsichten.

Jurij Brezan: Felix Hanusch Roman-Trilogie


Teil 1: Der Gymnasiast

Als Felix in geliehenen Lederhosen auf der Geburtstagsgesellschaft der Landratstochter Grit erscheint und von ihren Freundinnen verspottet wird, da packt ihn jugendlicher Trotz, da bäumt er sich auf gegen sein Schicksal. Es ist in den dreißiger Jahren, Felix erlebt diese Zeit als Schüler eines humanistischen Gymnasiums. Er will nicht länger benachteiligt und zurückgesetzt sein, er möchte so werden wie Bodo, der Arztsohn, oder wie Winfried, Grits Bruder. Seinen Eltern entfremdet er sich, er kränkt das Aschemädchen Agnes, und obwohl er sich nach ihr sehnt, verrät er sie wegen der Gunst der anderen.

Von einer Karriere träumend, instinktiv sich immer wieder den Menschen seiner Heimat zuneigend, sieht er sich ratlos einer Welt gegenüber, die, voller Widersprüche und drohender Gewalt, auch von einem Schüler verantwortliches Tun verlangt. Aber was ist richtig, was ist falsch? Er flieht vor der inneren Bedrängnis in der Liebe. Und diese Liebe ist Glück und Rausch – und ist doch keine rettende Insel. Der Entscheidung kann man nicht ausweichen: Er wird sich der Prüfung stellen müssen, und es wird eine schwerere sein als die der Abiturienten.


Teil 2: Semester der verlorenen Zeit

Felix Hanusch, Beinahe-Abiturient, politischer Häftling der Nazis, Gelegenheitsarbeiter, Ochsenkutscher, Gutsverwalter, Lagerarbeiter, Rittergutsinspektor, Soldat der Hitlerarmee und schließlich ganz am Ende Sieger über sich selbst und über die braune Barbarei, weil er zum ersten Male Partei ergreift mit äußerster Konsequenz, ist ein Mensch auf dem schweren Weg der Menschwerdung…


Teil 3: Mannesjahre

Es geht um große Dinge in „Mannesjahre“. Um den Weg der Partei nach 1945, um ihre Stellung im Leben, um den Wert und die Würde der Menschen, die, aus einer dunklen Vergangenheit kommend, die antifaschistisch-demokratische und die sozialistische Gesellschaft auf deutschem Boden errichten.

Felix ist … aktivster Vertreter des Neuen im Dorf. Er heiratet die Magd Uschka, hat eine Anzahl wichtiger Aufgaben und Funktionen inne, bevor die Genossenschaft ihn zum Vorsitzenden wählt. Er kämpft mit den Menschen und um sie, selbst und besonders dann, wenn sich ihr Zorn und ihre Ungeduld gegen ihrer eigenen Hände Werk richtet… Zweifellos ist „Mannesjahre“ der reifste, der schönste Teil der Trilogie, ihr Höhepunkt und Abschluß.


Verlag Neues Leben Berlin

Jurij Brezan: Der Gymnasiast

Cover der 17. Auflage, 1981
Klappentext:
Als Felix in geliehenen Lederhosen auf der Geburtstagsgesellschaft der Landratstochter Grit erscheint und von ihren Freundinnen verspottet wird, da packt ihn jugendlicher Trotz, da bäumt er sich auf gegen sein Schicksal. Es ist in den dreißiger Jahren, Felix erlebt diese Zeit als Schüler eines humanistischen Gymnasiums. Er will nicht länger benachteiligt und zurückgesetzt sein, er möchte so werden wie Bodo, der Arztsohn, oder wie Winfried, Grits Bruder. Seinen Eltern entfremdet er sich, er kränkt das Aschemädchen Agnes, und obwohl er sich nach ihr sehnt, verrät er sie wegen der Gunst der anderen. Von einer Karriere träumend, instinktiv sich immer wieder den Menschen seiner Heimat zuneigend, sieht er sich ratlos einer Welt gegenüber, die, voller Widersprüche und drohender Gewalt, auch von einem Schüler verantwortliches Tun verlangt. Aber was ist richtig, was ist falsch? Er flicht vor der inneren Bedrängnis in die Liebe. Und diese Liebe ist Glück und Rausch und ist doch keine rettende Insel. Der Entscheidung kann man nicht ausweichen: Er wird sich der Prüfung stellen müssen, und es wird eine schwerere sein als die der Abiturienten.

Teil 1 der Felix Hanusch Roman-Trilogie

Verlag Neues Leben, Berlin
1. Auflage 1958
2. Auflage 1959
3. Auflage 1960
4. Auflage
5. Auflage 1960
6. Auflage 1962
7. Auflage 1965
8. Auflage 1966
9. Auflage 1967
10. Auflage 1968
11. Auflage 1969
12. Auflage 1970
13. Auflage 1974
14. Auflage 1975
15. Auflage 1977
16. Auflage 1979
17. Auflage 1981
18. Auflage 1983
19. Auflage 1986


Neuauflage 2006










Im selben Verlag:

Jurij Brezan  Ausgewählte Werke in Einzelausgaben (8 Bände)
Band 1: Der Gymnasiast
1. Auflage 1986
2. Auflage 1988

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Taschenbuchausgabe


Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
Reihe:
bb-Reihe, Nr. 347
1. Auflage 1976

17 Januar 2025

Leuchtend wie Kristall – Eine Anthologie


Klappentext:
Glas ein uralter Werkstoff, unentbehrlich für den Menschen und selbstverständlicher Teil seiner Umgebung. Und dabei geheimnisvoll durch seine Schönheit, Verwandlungsfähigkeit und seine mannigfachen Eigenschaften. Zu allen Zeiten ist Glas nicht nur als Gegenstand zum Gebrauch verwendet worden, sondern als Material zu künstlerischer Gestaltung. Farbige Pokale, bunte Kirchenfenster, geschliffenes Kristall – sie begleiten die Menschen seit Urzeiten. Bis in die Gegenwart hinein finden sich Künstler, die, von diesem Stoff fasziniert, ihn für ihre Arbeiten verwenden. Und auch schon seit Jahrhunderten machen sich Menschen Gedanken um den Symbolwert des Glases. Klar, kalt, durchscheinend, funkelnd und leuchtend im Licht, Kälte und Wärme isolierend, in Farben sprühend, Licht widerspiegelnd, ist das Glas für Dichter, Philosophen und Theologen oft Sinnbild für die menschliche Seele oder auch für göttliche Wahrheit und Klarheit gewesen, etwas, das den Abglanz des Ewigen in einem kleinen Bruchstück symbolisieren kann.
Dieses Buch bringt eine Auswahl von Erzählungen, Betrachtungen, Gedichten und Liedern zur Schönheit, Vieldeutigkeit und Aussagekraft des Glases. Lieder und Erzählungen aus dem schweren Leben der Glasmacher und Glasbläser in früheren Zeiten sind enthalten, dazu Märchen und Sagen, Betrachtungen über das Wesen des Glases und seine Eigenschaften. Worte aus biblischen Büchern, Glasgleichnisse, Aussprüche frommer Männer der Kirchengeschichte, ja auch eine alte „Glaspredigt“ zeigen die Bedeutung, die Glas und Glaskunst in der christlichen Gedankenwelt haben. Fotos ergänzen den Band und geben Zeugnis von der Schönheit des Glases, „leuchtend wie Kristall“.

Zusammengestellt von Ursula Beer-Noetzel und Fritz Otto Barth
Nur zum Vertrieb in der DDR und im sozialistischen Ausland

Evangelische Verlagsanstalt Berlin
1. Auflage 1978
2. Auflage 1985

16 Januar 2025

E. A. Stepanowa: Friedrich Engels – Sein Leben u. Werk

Buchanfang:
Kindheit und Jugend
Friedrich Engels wurde am 28. November 1820 als Sohn eines Textilfabrikanten in Barmen geboren.
Engels’ Heimat, die preußische Rheinprovinz, war zu jener Zeit das industriell entwickeltste Gebiet Deutschlands. Während im übrigen Deutschland noch die Manufaktur, das Handwerk und die Handarbeit weit verbreitet waren, zeigten sich hier bereits die ersten Maschinen und entstanden Fabriken. Von der Rheinprovinz trat die kapitalistische große Industrie, die zuerst in England aufgekommen war, ihren Siegeszug durch Deutschland an.
Das findet seine Erklärung darin, daß in der Rheinprovinz die Entwicklung der Industrie durch das Vorhandensein von Bodenschätzen, Eisenerz- und Kohlevorkommen, begünstigt wurde: andererseits hatte sich hier stärker als im übrigen Deutschland der Einfluß der französischen bürgerlichen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts ausgewirkt. Am linken Rheinufer waren die Feudalverhältnisse, war die Leibeigenschaft beseitigt. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der kapitalistischen großen Industrie hatte sich in der Rheinprovinz bereits ein Stamm von Industrieproletariern herausgebildet und traten die der kapitalistischen Gesellschaft eigenen Widersprüche zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie immer krasser zutage.
Das kapitalistische Fabriksystem brachte den werktätigen Massen neue schwere Leiden, noch größere Not und verstärkte Ausbeutung. Die Maschinen ermöglichten es den Fabrikanten, in einem früher nie dagewesenen Ausmaß Frauen- und Kinderarbeit zu verwenden; die Konkurrenz der schlechtbezahlten Frauen- und Kinderarbeit drückte den Lohn der männlichen erwachsenen Arbeiter. Die Entwicklung des Kapitalismus war – wie überall – auch am Rhein von einem Ruin der Bauernschaft, der Handwerker und des städtischen Kleinbürgertums begleitet.

Inhalt:
I. Kindheit und Jugend .. .. ..5
II. Beginn der politischen Tätigkeit – Engels, ein revolutionärer Demokrat .. .. ..11
III. Der Übergang zum Materialismus und Kommunismus .. .. ..23
IV. Das Bündnis mit Marx. Die Ausarbeitung der Grundlagen des wissenschaftlichen Kommunismus.
     Der Kampf für die Gründung einer proletarischen Partei (1844-1848) .. .. ..38
V. Engels in der Revolution 1848/49 .. .. ..67
VI. Engels in der Periode der Reaktion und des neuen Aufschwungs der bürgerlich-demokratischen
     Bewegungen .. .. ..114
VII. Engels in der Periode der I. Internationale und der Pariser Kommune .. .. ..138
VIII. Engels nach der Pariser Kommune und der I. Internationale. Marx’ Tod (1883) .. .. ..177
IX. Engels nach dem Tode von Marx (1883-1895) .. .. ..210

Russischer Originaltitel:
Е. А. Степанова Фридрих Энгельс, Второе, дополненное издание, Москва 1956
Übersetzt von Else Zaisser
Mit 9 Bildbeilagen und 9 Faksimiles

Dietz Verlag, Berlin
1. Auflage 1958 (1.-10. Tsd.)

Hans Weber: Sprung ins Riesenrad

Buchanfang:
Freilich: Es dreht sich nicht zurück, das vielzitierte Rad der Geschichte,
aber dürfen wir uns darauf verlassen, es werde sich schon vorwärts drehen?
   
Sicher: Es braucht Riesen, um dieses Rad zu drehen, die Riesenbabys aber schimpfen wir unförmig.
denn wir müssen sie formen.

Nach welchem Bilde?

Wir spielten in den Trümmern unserer Heimatstadt, und für uns waren Häuserruinen und ausgebombte Werke mit ihren Gefahren und mit ihren Geheimnissen ebenso aufregend und phantastisch wie für andere Kinder zu anderen Zeiten Wälder, Seen, Berggrotten.
Wir haben den Geruch verkohlten Holzes noch heute in der Nase und den säuerlichen Kalkdunst nasser, zerbröckelnder Mauern. Denn mittendrin saßen wir, spielten Räuber, Bomberbesatzung oder Bäcker; träumten uns ein Land, in dem es für jeden Menschen jeden Tag ein ganzes Brot gibt.
Unzerstörte Marktplätze alter deutscher Städte kennen wir von Abbildungen. Auf den Märkten unserer Kindheit waren zuerst Schutthalden, dann Grünflächen und später der Bockwurst-Kiosk der Handelsorganisation.
Als Mutter 1948 starb, hatte ich auf meinen kleinen Bruder aufzupassen. Ich nahm ihn mit, wenn ich mit meinen Altersgefährten in das zerschossene Preßstoffwerk zog.
Dort lagen mehrere Tonnen Hörer von Militärtelefonen. Für die Spiele der Älteren, bei denen wir über Feuerleitern, eingebrochene Dächer und durch den Säurekeller mußten, war er zu klein. Drum saß er auf der Telefonhörer-Halde und telefonierte mit allen Ländern, die ihm einfielen:
Australien, Rußland, Groß-Knöchern, Amerika, Berlin.
„Hallo, hier Rio Krause, wer da bitte?“ So ein Spinner war das.

Schutzumschlag und Einband: Ronald Paris

Verlag Neues Leben, Berlin
1. Auflage 1968
2. Auflage 1969
3. Auflage 1970
4. Auflage 1974

Auch erschienen im
Buchclub 65
Berechtigte Ausgabe des Verlag Neues Leben, Berlin
1. Auflage 1969