19 März 2024

Ludwig Renn: Camilo – Eine ungewöhnliche Geschichte aus Kuba, von einem tapferen kleinen Jungen und seinem Großvater

Buchanfang:
Der Marktjunge
Eine schwere Zeit lastete um das Jahr 1959 auf Kuba. Sechs Jahre war Camilo alt. Er war barfuß und mit nichts bekleidet als mit einem schäbigen Hemd und einer ganz zerfransten Hose. Ab und zu sprach er auf dem Markt eine gutgekleidete Frau an und fragte, ob er den Korb mit den Einkäufen nach Hause tragen dürfte. Damit verdiente er sich ein paar kleine Münzen.
Beim Ansprechen der Damen mußte er aber gut aufpassen, daß er nicht unerwartet einen wohlgezielten Schlag von einem Polizisten erhielt und als Betteljunge vertrieben wurde. Damals herrschte auf Kuba ein gewisser Batista. Er war beim ganzen Volk verhaßt. Man sagte von ihm, er hätte aus der Insel eine Kolonie der Yankis gemacht. In ihrem Auftrag unterdrückte er das spanisch sprechende Volk.
Manchmal hockte er auch vor der Hütte, die sein lahmer und einäugiger Großvater aus Brettern und Blech zusammengebaut hatte. Daß sie ganz schief war, störte nicht so sehr. Schlimmer war, daß es bei Tage vor Hitze kaum drin auszuhalten war. Nur zum Schlafen ging die Familie hinein, Großvater, Mutter, Vater und Camilo. Vor dieser elenden Hütte hockte der Junge deshalb, weil gegenüber in einem weißen Hause Yankis wohnten. So nennt man auf Kuba die Nordamerikaner. Die Yankifrau nahm ab und zu den noch recht schmalen, aber anstelligen Camilo zum Einkaufen mit. Bei ihrer Rückkehr durfte er mit in das weiße Haus, um den Marktkorb abzusetzen. Während er darauf wartete, daß sie aus ihrer Handtasche die Münzen ........

Inhalt:
  5 ..... Der Marktjunge
  6 ..... Wo sind Vater und Mutter?
  8 ..... Die dicke Frau
13 ..... Aufregung bei den Yankis
15 ..... Eine Demonstration
17 ..... Der Einzug
21 ..... Das Schicksal der Eltern
23 ..... Juana
27 ..... Schädlingsarbeit
31 ..... Um die Schule
34 ..... Der erste Schultag
36 ..... Wieder müssen die Eltern fort
37 ..... Der Großvater will etwas
40 ..... Die geheime Zusammenarbeit
44 ..... Der zerbrochene Federhalter
46 ..... Pionier werden
49 ..... Eine große Dummheit
51 ..... Beim Lehrer
55 ..... Eine große Überraschung

Illustrationen von Kurt Zimmermann
Für Leser von 9 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
Reihe:
Buchfink Bücher
1. Auflage 1963
2. Auflage 1964
3. Auflage 1971
4. Auflage 1973
5. Auflage 1973 | Buchfink-Bücher
6. Auflage 1974 | Buchfink-Bücher
7. Auflage 1976 | Buchfink-Bücher
8. Auflage 1977 | Buchfink-Bücher
9. Auflage 1978 | Buchfink-Bücher
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Der Kinderbuchverlag, Berlin
Reihe:
Alex-Taschenbücher ; 53
1. Auflage 1979
2. Auflage 1986
3. Auflage 1988

Illustrationen von Erich Gürtzig
Für Leser von 9 Jahren an

18 März 2024

Werner Krauss (Hrsg.): Der verliebte Teufel – Französische Erzählungen des 18. Jahrhunderts

Buchanfang:
Denis Diderot
DAS IST GAR KEINE ERZÄHLUNG
Wenn man etwas erzählt, so ist es immer für einen be- stimmt, der zuhört, und so kurz die Erzählung ist, so wird doch meistens der Erzähler von seinem Zuhörer ein paar mal unterbrochen werden. In dem Bericht, den man nachher lesen wird und der eigentlich gar keine Erzählung oder allenfalls nur eine schlechte Erzählung ist, habe ich darum eine Persönlichkeit eingeführt, die ungefähr die Rolle des Lesers zu spielen hat – ja, und damit beginne ich.
„Und was schließen Sie daraus?“
„Daß ein so interessanter Stoff uns bewegen müßte, Mund und Nase aufzusperren, daß er einen Monat lang die Unterhaltung aller Kreise in der Stadt bilden müßte, daß er bis zur Erschöpfung beredet und zerredet werden, für tausend Diskussionen, mindestens zwanzig Broschüren und einige hundert Gedichte dafür und dawider herhalten müßte. Wenn der Autor mit all seiner Feinheit, mit seinen Kenntnissen und seinem Geist durch sein Werk nicht eine heftige Bewegung hervorrufen konnte, so ist es eben eine mittelmäßige, äußerst mittelmäßige Sache.“
„Aber ich meine, wir verdanken ihm doch einen sehr an- genehmen Abend, und diese Vorlesung hat uns dazu geführt...“
„Wie? Eine Litanei von hier und dort aufgegriffenen, längst gehörten Geschichtchen, die einem nichts weiter sagen konnten, als was man schon seit aller Ewigkeit wußte: Mann und Frau sind zwei bösartige Geschöpfe.“
„Aber die Epidemie hat auch Sie angesteckt, und Sie haben Ihren Teil bezahlt wie jeder andere.“
„Was blieb einem anderes übrig, als sich auf den Gesprächston abzustimmen. Wenn man in eine Gesellschaft ......“

Inhalt:
Denis Diderot
     Das ist gar keine Erzählung ..... 5
Marie-Josephine Montbart
     Die beiden Neger ..... 29
Voltaire
     Mikromegas ..... 50
Mademoiselle Uncy
     Die erkannte Unschuld ..... 74
     Die durchs Los gezogene Frau oder Der lächerliche Prozeß ..... 88
Jacques Rochette de la Morlière
     Geschichte des Mylord Douglas ..... 94
Jacques Cazotte
     Der verliebte Teufel ..... 133
     Der Lord aus dem Stegreif ..... 197
Louis-Sébastien Mercier
     Die glückliche Welt ..... 332
     Die Brillen ..... 339
     Königswürde und Tyrannei ..... 353
Cousin Jacques
     Dachkammerngespräche ..... 369
Anhang
     Bemerkungen zu unserer Auswahl ..... 393
     Übersicht über die französische Novellistik im 18. Jahrhundert ..... 394
     Bio- und bibliographische Anmerkungen ..... 425


Einbandgestaltung Harry Jürgens/Gerhard Kruschel

Verlag Rütten & Loening Berlin
1. Auflage 1963
2. Auflage 1965
3. Auflage 1980


Buchclub 65

1. Auflage 1980

17 März 2024

Brüder Grimm: Frieder und Katerlieschen – Viele lustige Märchen der Brüder Grimm

Einbandtext:
»Es war ein Mann, der hieß Frieder, und seine Frau, die hieß Katerlieschen. Die hatten einander geheiratet und lebten zusammen als junge Eheleute.« Gern möchte Katerlies ihrem Frieder alles recht machen, doch was sie anpackt, geht daneben. Nicht einmal das Geheimnis von den gelben Gickelingen kann sie für sich behalten. Pfiffiger ist da das Bäuerlein, das sich ein Kalb aus Holz zurechtzimmern läßt, dafür eine Kuh und am Ende sogar dreihundert Taler bekommt. Auch die kluge Bauerntochter weiß sich zu helfen, als sie auf recht sonderbare Weise beim König erscheinen soll – »nicht gekleidet, nicht nackend, nicht geritten, nicht gefahren, nicht in dem Weg, nicht außer dem Weg«. Vom gescheiten Hans und von der Else, von der schönen Katrinelje und Pif Paf Poltrie, von Doktor Allwissend, Meister Pfriem und den sieben Schwaben, von Läuschen und Flöhchen, Strohhalm, Kohle und Bohne und von den Streichen des Lumpengesindels wird in diesen Grimmschen Märchen erzählt. Ganz gleich, wer im Mittelpunkt steht – es geht immer um menschliche Verhaltensweisen, die voller Humor und mit viel Phantasie vorgeführt werden.

Inhalt:
Der Frieder und das Katerlieschen ..... 5
Die Wichtelmänner ..... 13
Der faule Heinz ..... 18
Die Schlickerlinge ..... 21
Die schöne Katrinelje und Pif Paf Poltrie ..... 22
Meister Pfriem ..... 24
Läuschen und Flöhchen ..... 30
Der gescheite Hans ..... 32
Die kluge Else ..... 37
Die sieben Schwaben ..... 42
Der Riese und der Schneider ..... 46
Der arme Müllerbursch und das Kätzchen ..... 50
Das Bürle ..... 54
Die kluge Bauerntochter ..... 62
Katze und Maus in Gesellschaft ..... 66
Der Hase und der Igel ..... 69
Strohhalm, Kohle und Bohne ..... 75
Daumesdick ..... 77
Das Dietmarsische Lügenmärchen ..... 85
Doktor Allwissend ..... 86
Das kluge Gretel ..... 88
Der Bauer und der Teufel ..... 91
Das Lumpengesindel ..... 94
Sechse kommen durch die ganze Welt ..... 96

Entnommen aus:
Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1962
Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, Band 1, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1956,
ausgewählt und bearbeitet von Anneliese Kocialek

Illustrationen von Klaus Müller
Für Leser von Jahren an 7

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1985
2. Auflage 1986
3. Auflage 1988
4. Auflage 1989

Günter Radczun: Und sie bewegt sich doch

Buchanfang:
NIKOLAUS KOPERNIKUS (1473-1543)
Ein Student zweifelt, daß die Erde stillsteht
Die Halle der altehrwürdigen Krakower Universität betrat ein junger Mann. Er schritt zur Tafel mit den Vorlesungsankündigungen und las sie aufmerksam durch; er suchte den Namen des berühmten Mathematik- und Astronomieprofessors Brudzewski. Doch so genau er auch die großen und kleinen Zettel mit den verschnörkelten Buchstaben studierte, diesen Namen fand er nicht.
Neben ihm stand ein Student, der mit den Verhältnissen an der Krakower Universität vertraut zu sein schien. Er fragte ihn, besorgt, den bekannten Gelehrten nicht mehr hier anzutreffen, und erhielt die Antwort: „Brudzewski lehrt nicht mehr an der Universität, denn er hatte es satt, das Horoskop für das Schicksal der Stadt Krakow zu stellen, zu dem er als Astronomieprofessor verpflichtet war.“
Stolz über den verehrten Professor klang aus seinen Worten.
„Wo kann ich ihn treffen?“ wollte der Neuling wissen.
Der Student sah ihn neugierig an. Woher mag er kommen, dachte er und fragte ihn.
„Ich komme aus Toruń und heiße Nikolaus Kopernikus. Mein Oheim Watzelrode schickt mich hierher, damit ich mich auf das Studium der Rechte vorbereite.“
„Und ich bin aus Regensburg und heiße Martin Semper“, sagte der Student. „Ich studiere Medizin, aber das ist langweilig, viel mehr beschäftigt mich die Astronomie und die Mathematik, deshalb gehe ich jeden Freitagnachmittag zu Brudzewski in die Florianigasse. Dort lehrt er die Astronomie des Ptolemäus.“

Inhalt:
Nikolaus Kopernikus (1473-1543)

Ein Student zweifelt, daß die Erde still steht 5
Der gefälschte Aristoteles 16
Verbrennen, verbrennen soll man sie! 23
Der Mensch ist ein Riese 25
Ptolemäus wird berichtigt 28
Wie der Gedanke der Erdbewegung neu geboren wurde 34
Die Hauptsätze des Kopernikus 40
Der Theologie wird der Fehdehandschuh hingeworfen 46
Giordano Bruno (1548-1600)
Ein ketzerischer Mönch 54
Gott verliert seinen Thron 62
Ein Streiter für die Wissenschaft findet keine Heimat 69
Zum Feuertod verurteilt 78
Johannes Kepler (1571-1630)
Die Gesetze des Himmels werden entdeckt 94
Der Kalendermacher ist kein Fürstendiener 109
Galileo Galilei (1564-1642)
Die Sache mit dem Fernrohr 114
Der Mond wird untersucht 116
Die Mediceischen Sterne 118
Der Jupiter hat vier Monde 122
Der Saturn wird unter die Lupe genommen 127
Die wechselgestaltige Venus 132
Gefahr droht in Rom 133
Denunziert 142
Das Heilige Offizium schläft nicht 147
350 Jahre später
Und dennoch siegt die Wissenschaft 160

Illustrationen von Karl-Heinz Birkner
Für Leser von 13 Jahren an

Cover der 8. Auflage 1981

Der Kinderbuchverlag, Berlin

1. Auflage 1961
2. Auflage 1962
3. Auflage 1962
4. Auflage 1963
5. Auflage 1969
6. Auflage 1972
7. Auflage 1975
8. Auflage 1981

14 März 2024

Matthias Flügge (Hrsg.): Heinrich Zille

Klappentext:
Der Grafiker und Karikaturist Heinrich Zille (1858-1929) war schon zu Lebzeiten eine Berühmtheit. Wer Berliner Armeleuteviertel charakterisieren wollte, sprach von „Zille-Milljöh“, und die darin lebenden Kinder hießen „Zille-Jöhren“ und heißen auch heute noch so; denn sein Werk und seine Figuren sind lebendig geblieben.
Faßt man all das zusammen, was an Wahrem und Erdichtetem über sein Leben berichtet wurde, so spiegeln sich darin ganze Kapitel Berliner Geschichte von der Wilhelminischen Zeit bis zum Höhepunkt der Weimarer Republik.
Heinrich Zille hat diese für einen bildenden Künstler ungewöhnliche Berühmtheit nicht nur durch seine Bilder erreicht; sie ist auch Ergebnis seiner engagierten Teilnahme am Leben und Treiben der Millionenstadt Berlin. Unermüdlich war er mit Pinsel und Zeichenstift unterwegs, war auf Straßen, Rummelplätzen und Kneipen, in billigen Varietés und Freibädern zu Hause. Durch sein leidenschaftliches Interesse am Mitmenschen, seine Bemühungen um Kontakte zu allen Schichten der Bevölkerung wurde er gegen Ende seines Lebens selbst ein „Berliner Original“.
Seine Schlagfertigkeit, sein sicheres Gefühl für Pointen, das Zusammenklingen von Situationskomik und hintergründigem Humor verkörpern echt Berliner Mutterwitz – auch wenn er ein Zugereister aus Radeburg in Sachsen war. Die von Matthias Flügge zusammengestellte und kommentierte Auswahl berücksichtigt sowohl populäre Humorzeichnungen wie auch politische Karikaturen und selten veröffentlichte Kohle- und Kreideskizzen.

Inhalt:
Bildtafeln ..... 5-97
Nachwort ..... 99
Biographische und bibliographische Daten ..... 112
Abbildungsverzeichnis, Quellen und Anmerkungen ..... 115

Buchgestaltung: Gerhard Milewski

Eulenspiegel Verlag, Berlin
Reihe:
Klassiker der Karikatur
1. Auflage 1979
2. Auflage 1986
3. Auflage 1988

13 März 2024

Horst Kunze: Im Mittelpunkt das Buch

Klappentext:
Für diesen Sammelband haben die Herausgeber 32 Aufsätze des hervorragenden Bibliothekswissenschaftlers Horst Kunze ausgewählt, die im Zeitraum von 1937 bis 1978 erschienen bzw. entstanden sind; darunter befinden sich vier bisher noch unveröffentlichte Manuskripte sowie zwei im Ausland gehaltene Vorträge, deren Drucklegung in Fachzeitschriften der UdSSR und der ČSSR vorgesehen ist.
Die 32 Aufsätze sind in drei Sachgebieten jeweils chronologisch geordnet: Literatur und Literaturwissenschaft, Buchwissenschaft, Bibliothekswissenschaft. 17 Beiträge befassen sich vorzugsweise mit Problemen der Buchwissenschaft, die in letzter Zeit ein Arbeitsschwerpunkt des Autors war. Unter den Beiträgen zur Bibliothekswissenschaft befinden sich auch solche, die sehr aktuelle Probleme der internationalen Bibliothekswissenschaft behandeln, wie Kooperationsbeziehungen, Buchmuseen, Pflege und Erschließung des kulturellen Erbes, Nationalbibliotheken.
Die Aufsätze spiegeln den engagierten Standpunkt des Autors wider, sein Verantwortungsbewußtsein und sein intensives Bestreben, die persönlichkeitsbildenden und -fördernden Potenzen der Literatur voll auszuschöpfen, allgemein bewußt zu machen und in breiten Kreisen die Liebe zur Literatur und zum Buch zu wecken. Seine Bemühungen um die Entwicklung einer modernen und nicht exklusiven Bibliophilie und um Hebung der Buchgestaltung und Buchkultur, die in den Aufsätzen immer wieder anklingen, gelten im Grunde genommen dem gleichen Ziel. Kunzes Auffassungen fordern und fördern aber auch neue, auf die vorhandenen und die potentiellen Leserschichten orientierte Haltungen seitens der Mitarbeiter im wissenschaftlichen Bibliothekswesen. Zu den charakteristischen, in den hier vorliegenden Texten belegten Bestrebungen des Autors zählen ferner die Erschließung unseres Erbes auf literarischem, buchkundlichem und bibliothekarischem Gebiet und die Vermittlung und Weitergabe seiner Berufserfahrung und Kenntnisse an Fachkollegen, besonders an den bibliothekarischen Nachwuchs.

Vorwort
Mit Freude haben sich Herausgeber und Verlag der Aufgabe unterzogen, dem 1974 unter dem Titel »Alles für das Buch« ebenfalls im VEB Bibliographisches Institut veröffentlichten Sammelband kleinerer Schriften des führenden Bibliothekswissenschaftlers der DDR, Prof. Dr. Horst Kunze, einen weiteren Auswahlband überwiegend verstreut erschienener Aufsätze folgen zu lassen und können damit wiederum eine Gabe zu Ehren des Autors – diesmal zu seinem 70. Geburtstag – vorlegen.
Horst Kunze hat nicht nur über 25 Jahre lang als Generaldirektor an der Spitze einer so bedeutenden Bibliothek wie der Deutschen Staatsbibliothek Berlin gestanden, sondern hat darüber hinaus in verantwortungsvollen Funktionen, als Direktor des Instituts für Bibliothekswissenschaft und wissenschaftliche Information der Humboldt-Universität, als Initiator und erster Präsident des Bibliotheksverbandes der DDR, als Vorsitzender des Beirats für das wissenschaftliche Bibliothekswesen und die wissenschaftliche Information beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR und in vielen anderen Gremien, maßgeblich die Entwicklung des sozialistischen Bibliothekswesens in der DDR beeinflußt und mitbestimmt. Seine reiche Berufs- und Lebenserfahrung, seine umfassenden fachlichen Kenntnisse, die den jeweiligen Gegenstand stets dialektisch in seinen historischen und vielfältigen gegenwärtigen Bezügen sehen und behandeln, haben sich in seinen zahlreichen Veröffentlichungen niedergeschlagen. Wir sind überzeugt, daß auch die in diesem Band vereinten Arbeiten erkennen lassen, worum es dem Autor vordringlich ging: aus seinem gesellschaftlichen Verantwortungsbewußtsein heraus anderen Menschen das Buch und die Liebe zur Literatur nahezubringen, den persönlichkeitsbildenden und -fördernden Faktor der Literatur bewußt zu machen, den Zugang zum Buch zu erleichtern und die Freude am Buch zu wecken, gute Buchgestaltung zu fördern und damit wiederum der Buchvermittlung zu dienen. Neben der Förderung der sozialistischen Buchkultur zeichnet den Autor auch eine enge Bindung zum progressiven Erbe auf literarischem, buch- und bibliothekswissenschaftlichem Gebiet aus; er war stets bemüht, dieses Erbe für uns heute zu erschließen. Deshalb und nicht zuletzt durch die klare, verständliche und oft auch humorvolle Darstellungsweise des Autors wird der dem Buch verbundene Leser aus diesem Band Gewinn ziehen.
Eine ganze Generation heranwachsender junger Bibliothekare hat von Horst Kunze lernen dürfen. Im Namen aller, die durch die schriftliche oder persönliche Begegnung mit ihm bereichert wurden, gratulieren die Herausgeber dem Autor auf das herzlichste zur Vollendung des siebenten Lebensjahrzehnts und sind überzeugt, daß er weiterhin mit Rat und Tat und Anteilnahme das Buch- und Bibliothekswesen der DDR fördern und befruchten wird. Dazu wünschen wir ihm unverminderte physische und geistige Frische, Gesundheit und Lebensfreude.
Die Herausgeber

Inhalt:
Vorwort ...... 9
Literatur und Literaturwissenschaft
     Gutenberg in der schönen Literatur. 1937 ...... 15
     Man denkt so hin, man denkt so her ... 1947 ...... 35
     Warum schwieg Goethe? Eine Enthüllung. 1949 ...... 45
     Gedanken zum Kinderbuch und zu seiner Geschichte. 1967 ...... 50
     Über alte und neue Beispielsprichwörter. 1972 ...... 66
     Lothar Meggendorfer. 1974 ...... 76
     Otto Julius Bierbaum. 1975 ...... 82
Buchwissenschaft
     Rinaldo Rinaldini und die Nachdrucker. 1937 ...... 89
     Hans H. Bockwitz zum Gedenken. 1955 ...... 96
     Bibliophilie im Sozialismus. 1967 ...... 107
     Publikumsgeschmack und kulturelles Gewissen. 1967 ...... 139
     Vom Sammeln ohne Investitionsmittel. 1973 ...... 159
     Reprint – Nachdruck – Neudruck. 1973 ...... 179
     Was ist, was will, was soll Buchzier? 1973 ...... 186
     Leschilfen einst und jetzt. 1974 ...... 194
     Vom Glück des Büchersammelns. 1974 ...... 208
     Zu den Illustrationen der »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm. 1974 214
     Anregungen zur Kinderbuchgestaltung. 1975 ...... 232
     Wilhelm Bracke und wir. 1976 ...... 252
     Glanz und Elend der Buchillustration. 1976 ...... 263
     Vorläufige Bemerkungen zum Verhältnis von Buchwissenschaft und Kunstwissenschaft. 1977 ...... 292
     Über die Einflüsse des sowjetischen Kinder- und Jugendbuches auf die Entwicklung des Kinder- und                Jugendbuches in der DDR in den ersten Jahren nach 1945. 1977 ...... 298
     Der Schutzumschlag ist ein Werbeumschlag! 1978 ...... 309
     Die Auswahl »Schönster Bücher« ist gar nicht einfach. 1978 ...... 316
Bibliothekswissenschaft
     Warum in der Deutschen Staatsbibliothek cine Kinderbuchabteilung aufgebaut wurde? 1959 ...... 325
     Jaroslav Drtina zum Gedenken. 1967 ...... 336
     Lenin, die Bibliotheken und wir. 1970 ...... 344
     Der Bibliothekar gestern und heute. 1977 ...... 350
     Zur Bewahrung, Pflege, Erschließung und Verbreitung des kulturellen Erbes in Bibliotheken. 1977 ...... 354
     Kooperationsbeziehungen am Beispiel der Deutschen Staatsbibliothek. 1977 ...... 370
     Zur Funktion von Buchmuseen und ihr Verhältnis zu Bibliotheken. 1977 ...... 386
     Von nationalen Bibliothekssystemen und Nationalbibliotheken. 1978 ...... 397
Quellenverzeichnis ...... 410
Register ...... 417

Mit 36 Holzstichen von Werner Klemke
Herausgegeben von Friedhilde Krause und Renate Gollmitz

VEB Bibliographisches Institut Leipzig
1. Auflage 1980 

12 März 2024

Matthias Biskupek: Leben mit Jacke – Geschichten

Buchanfang:
LEBEN mit Jacke
Als Helmut sechsundzwanzig Jahre alt geworden war, heiratete er eine Lederjacke.
Sie war schwarz und gut geschnitten. Wenn er mit ihr durch das Städtchen ging, fiel ein Glanz von ihr auf ihn.
Natürlich wußte man im Ort, daß er nicht auf gewöhnliche Weise an sie gekommen war. Es war bekannt, was in den lokalen Textilläden zu haben war. Eine solche Lederjacke wäre sofort aufgefallen. Und vermutlich wäre Helmut dann niemals gerade an diese Jacke geraten.
Er hatte sie per Annonce kennengelernt. Sie war als NEUW. UNGETR. angezeigt worden. Die Adresse war eine Telefonnummer und eine andere Stadt. Helmut hatte sich sofort zur Staatsbank und anschließend auf die Reichsbahn begeben.
Das erste telefonische Vorsprechen blieb ergebnislos. Eine männliche Stimme hatte ihm mit brutaler Offenheit mitgeteilt, daß nichts mehr zu machen sei.

Inhalt:
Leben mit Jacke ...... 5
Wachstum ...... 13
Kleines Problem ...... 26
Nachbar Hümpe hat Vertrauen ...... 41
Unermüdlicher Arbeitseifer ...... 48
Platzkarte ...... 60
Liebhaber mit Hosenträgern ...... 69
Der Genuß des Betrogenen ...... 81
Sie saßen durchaus traulich beisammen ...... 93
Der Mann zwischen Tür und Nachtlager ...... 101
Die Frühstückspause ...... 107
Stumme Karte ...... 117
Die Nachmittage des Herrn Mosseldorf ...... 125
Staatsbesuch ...... 132

Illustrationen von Peter Laube

Eulenspiegel-Verlag, Berlin
1. Auflage 1985
2. Auflage 1988