29 September 2021

2000 Beiträge

 


Am 20. April 2020 haben wir diesen Blog gestartet. Dies nun ist der 2000. Beitrag.

 Danke an alle, die daran mitwirken, die Bücher, die in der DDR gelesen wurden, nicht

 dem Vergessen preiszugeben. Und danke auch an die Leserinnen, die uns hier immer

 wieder besuchen. Wir wünschen euch weiterhin viel Spaß beim Stöbern und beim

 Erinnern.

Ursula Hörig: Timmes Häuser

Mönkebude, „ganz lustiges Nest“ am Haff. Usedom nicht weit. Zurück liegt für eine Weile die Stadt mit dem Warenhaus, in dem die Frau arbeitet. Und zurück liegt die Schule für Claudia, endgültig, nach den Ferien wird sie Bauzeichnerlehrling sein.

Gemeinsame Urlaubswochen für Mutter und Tochter. Beide erzählen im Wechsel: von der Landschaft, den Leuten hier, von sich.

Und die Frau erzählt von dem Tiefbaubrigadier Timme, auf den sie wartet. Der nachts aufsteht und Neubaustädte entwirft, der Detektiv spielt und so einen Kleingärtner stellt, der in seinem Stammlokal sitzt, nicht nur um Bier zu trinken, der eine Straßenbahn stoppt und gern in sein Heimatdorf fährt. Doch Timme kommt nicht, auf seiner Baustelle ist ein Kind verunglückt. Also wird sie zu ihm gehen müssen.

Claudia indessen begegnet Rainer. Der kennt sich aus bei schnellen Maschinen, geisternden Mönchen und mancherlei Dingen. Das Mädchen weiß, nach diesem Sommer wird sie an der Strecke stehen bei seinen Rennen oder auch im Fahrerlager auf ihn warten.

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1975

 

Josef Bor: Theresienstädter Requiem


 Im Sammellager „Ghetto Theresienstadt“ gelangt unter der Stabführung des jüdischen Dirigenten Raffael Schächter das Requiem von Giuseppe Verdi zur Aufführung. Die von leidenschaftlicher Parteinahme für den geknechteten und um seine Befreiung ringenden Menschen erfüllte Musik soll die jüdischen Lagerinsassen stärken und ihnen zeigen, daß die Gerechtigkeit noch auf dieser Welt triumphieren wird. Zum vollen Verständnis der tiefen Symbolik der kunstvollen Novelle ist die Kenntnis des Requiemtextes, der im Buch enthalten ist, und der Musik notwendig.

Buchverlag Der Morgen Berlin 1975
Übersetzung: Elisabeth Borchardt

Mark Twain: Bummel durch Europa

Erste Station Heidelberg

Studentenleben

Gesichter und Köpfe zerhackt

Eichelhäher in Denkerstellung

Vorzüge der Wagner-Oper

Skelett zweimal verschachert

Großes französisches Duell

Die Heimat der Kuckucksuhren

Deutsche Sitten und Sagen

Überspanntheit der Ameise

Liebesgeflüster am Mont Blanc

Aus dem Acker gefallen

Besteigung des Riffelberges mit 154 Regenschirmen

Barometersuppe

Dutzende springender Gemsen am Leibe und im Bett

Per Gletscher gefahren

die streitsüchtigen Italiener

Moses in Nöten

Tizians „Fellkoffer“

Die schreckliche deutsche Sprache


Humorvoll und nachdenklich beschreibt Mark Twain seine Reise als „argloser“, unverbildeter Amerikaner durch Süddeutschland und die Schweiz nach Oberitalien und würzt den Bericht mit Anekdoten und satirischer Kritik.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1981

 

28 September 2021

Dietmar Beetz: Späher der Witbooi-Krieger


 Als Pieter Koopgaard seine Herde heim nach Rehoboth treibt, ist die Straße menschenleer. Der Hund wittert unruhig. Sollte ein Leopard in der Nähe sein? Im Westen steht eine dunkle Wolkenmauer. Vielleicht hat sie die Leute vertrieben.

Dann erfährt Pieter, daß Deutsche im Dorf sind, daß sie den Boten Hendrik Witboois gefangen haben. Pieter fühlt sich schuldig. Er hat dem Boten gesagt: „Die Schnurrbärte? Die sind weit weg.“

Pieter muß versuchen, den Nama zu befreien. Und wenn es nicht gelingt, wird er an seine Stelle treten.

Verlag Neues Leben Berlin, 1978
Spannend erzählt 145

1. Auflage 1978
2. Auflage 1980
3. Auflage 1983
4. Auflage 1987

P. Ignatow: Partisanen

 Eine Partisanenabteilung im Gebiet Krasnodar kämpft gegen die faschistischen Okkupanten. Die Abteilung besteht zum größten Teil aus hoch qualifizierten Arbeitern und Angehörigen der technischen Intelligenz. Was bewegt sie, freiwillig das gefahrvolle Leben als Partisanen zu führen?
Der Autor, Kommandant dieser Truppe, schildert ergreifend die Entwicklung und den Kampf dieser Menschen, ihr selbstloses, opferbereites Heldentum im Großen Vaterländischen Krieg.

Buchbeginn

Ich bin nicht Schriftsteller von Beruf. Ich griff zur Feder aus dem Gefühl der Pflicht meinem Volk gegenüber, um zu erzählen, wie das Sowjetvolk in den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges heroisch gegen einen hinterhältigen und bösartigen Feind kämpfte und ihn besiegte. Ich habe an diesem heiligen Kampf des Sowjetvolkes um seine Unabhängigkeit, um seine Freiheit teilgenommen, und es schien mir notwendig, den Sowjetmenschen, in erster Linie unserer Jugend, all das zu erzählen, was ich in diesem gemeinsamen Volkskampf sah und erlebte…

VVN – Verlag GmbH Berlin
1. Auflage 1952

Wolf Spillner: Taube Klara


 So kannte Hannes seine Mutter noch nicht: Opas Lieblingstaube Klara hing tot in ihrer Hand. Sicher, resolut war Mutter schon immer, der Kapitän zu Hause, obwohl doch Vater auf großen Schiffen zur See fuhr. Aber Mutter war auch verständnisvoll, lieb und vor allem: hilfsbereit. Nicht einen Augenblick hatte sie gezögert, mit dem Schlitten in der Weihnachtsnacht durch Kälte und Schnee zu ziehen, um den hilflosen Nachbarn Pinkau zu holen, dem andere die Hilfe verweigerten. Doch Klara töten? Omas einzige Gefährtin nach Opas Tod? Gewiß, Mutter hatte sich vor ihr geekelt, vor dem Taubendreck in der Küche, sie fürchtete um Omas Gesundheit und würde Oma am liebsten mit nach Berlin nehmen. – Zwei Weihnachtstage zu Besuch am Jammerfeld – Hannes wird sie nie vergessen.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Illustrationen: Bernhard Nast

Rolf Weber: Land ohne Nachtigall

Land der Hoffnung – Amerika zwischen 1777-1886. Sie überqueren den Ozean, Bauern, Handwerker, Intellektuelle. Im internationalen Strom die Deutschen, auf der Suche nach einer neuen Heimat, nach Brot und Freiheit. Europa scheint ihnen alt und verrottet wie seine feudalen Verhältnisse, Amerika jung und unbelastet vom Erbe der Geschichte. Doch da beklagt sich einer, in diesem Lande gäbe es keine Nachtigallen. Für den Poeten Nikolaus Lenau ist das ein Symbol. „Bruder, diese Amerikaner sind himmelstinkende Krämerseelen. Tot für alles geistige Leben, mausetot.“

Nörgelei eines, der es nicht geschafft hat, reich zu werden?

Während die einen mit den fortschrittlichen Kräften des Landes für die Republik kämpfen, regieren im Hintergrund rigoroser Geschäftsgeist und politische Korruption das Land.

Carl Schurz spricht vom „Zeitalter der Abenteurer und Emporkömmlinge“ und vom „Zeitalter der Männer von Gewissen“.

Deutsche Emigranten und Amerikabesucher, Demokraten und Sozialisten, berichten in Tagebüchern, Briefen, Memoiren und anderen Selbstzeugnissen von ihren Erlebnissen und Erfahrungen in der alten und neuen Welt.

Friedrich Wilhelm von Steuben

Charles Sealsfield

Friedrich Gerstäcker

Julius Fröbel

Hermann Körner

Heinrich Hilgard-Villard

Otto von Corvin

Friedrich Kapp

Heinrich Börnstein

Franz Sigel

Friedrich Haase

Wilhelm Liebknecht

und andere


Buchverlag Der Morgen Berlin, 1981
2. Auflage 1985

 

Hans Fallada: Kleiner Mann, was nun?

Auf den letzten beiden Seiten dieses wunderbaren Buches von meinem Lieblingsschriftsteller Hans Fallada habe ich fast das Atmen vergessen. Wahnsinn, wie er schreiben konnte.

Dieses Buch wurde erstmals 1932 im Rowohlt-Verlag veröffentlicht und schon ein Jahr später verfilmt. Es gibt sogar eine amerikanische Verfilmung von 1934.

Fallada schaffte mit diesem Roman den Durchbruch als Schriftsteller. Dabei erhielt er von seinem Verleger Ernst Rowohlt Hilfe. Der verschaffte ihm eine Halbtagsbeschäftigung in seinem Verlag, sodass er ohne finanzielle Sorgen an dem Roman arbeiten konnte.

Und was für eine Geschichte das war. Sie beginnt Anfang der 30er-Jahre. Pinneberg und Lämmchen lernen sich kennen, heiraten und bekommen ein Kind, den kleinen Murkel. Wir erfahren die genauen Lebensumstände, in denen die drei leben. Wie das war mit der Arbeitslosigkeit in der Weltwirtschaftskrise, was für Verdienste es gab für Angestellte oder für Frauen, die die Wäsche anderer Leute besorgt haben. Wie viel Geld sie im Monat zur Verfügung hatten, wie viel sie für die verschiedenen Posten ausgeben mussten. Ein Haushaltsplan wurde aufgestellt. Reichte das Geld überhaupt? Blieb am Monatsende gar etwas übrig?

Anfangs hatte Pinneberg noch einen guten Job. Er hatte seinen Verdienst. Obwohl es dann, so verheiratet und mit dem Murkel schon eng wurde. Doch dann musste er Akkord arbeiten, verlor schließlich seine Arbeit und erhielt Krisengeld.

Genauso spannend beschreibt Fallada aber auch das Zwischenmenschliche. Wie kommen die Kollegen miteinander aus? Oder das Ehepaar mit Pinnebergs Mutter, die es faustdick hinter den Ohren zu haben scheint. Und zwischen Pinneberg und Lämmchen selbst. Wie zärtlich wird da Falladas Sprache. Schon alleine, dass Lämmchen ihren Pinneberg immer „Mein Junge“ nennt.

Biografisches über Fallada könnt ihr hier nachlesen: Peter Walther: Hans Fallada – Die Biographie

 

ohne AutorIn: Neue finnische Prosa – Erzählungen


 Achtzehn Autoren melden sich zu Wort, erteilen Auskunft über Gegenwärtiges und jüngst Vergangenes:

Mit trockenem Humor führt Veijo Meri den Krieg ad absurdum. Pentti Saarikoski verdichtet seine Erfahrungen mit einer feindlichen Umwelt in einem Märchen. Psychologisch feinfühlig gestaltet Anders Cleve die Probleme eines Doktoranden, der über Enttäuschungen zu sich selbst findet. Antti Hyry erzählt zart und verhalten die Geschichte einer Liebe zwischen zwei jungen Menschen, während Jukka Pakkanen sich jenen Jugendlichen zuwendet, die ihr Leben mit Alkohol und Drogen zerstören.

Unterschiedliche Erzählweisen offenbaren die Suche nach neuen literarischen Ausdrucksmöglichkeiten, knüpfen jedoch auch bewußt an Traditionen der finnischen Volksdichtung an. In Weiterführung der Anthologie „Finnen erzählen“ will dieser Band einen Eindruck von der neueren finnischen Literatur vermitteln und damit auch eine Reihe jüngerer Autoren erstmalig in der DDR vorstellen.

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1978

27 September 2021

Hans Fallada: Jeder stirbt für sich allein


 „Jeder stirbt für sich allein“ war mein erstes Buch von Hans Fallada

Generell lese ich über den Zweiten Weltkrieg nicht gerne Romane. Lieber Dokumentationen.

Und ich bin wieder entsetzt, zu was Menschen bereit und fähig sind, sobald sie die Macht dazu erhalten. Wie kaltherzig und menschenverachtend sie sich benehmen.

Und mit was für einer Angst die Menschen leben, die mit dem System nicht einverstanden sind. Wie auf viele von den Mitmenschen Druck ausgeübt wird, der „Partei“ beizutreten. Was mit ihnen geschieht, wenn sie austreten wollen.

In den Dokumentationen, die ich bisher geschaut habe, kommen einem die Menschen nicht so nahe. Da geht es meist mehr um das große Ganze. Hier bei Fallada ist man ganz nah dran an den Menschen, an ihren Sorgen und Ängsten, an ihren üblen Taten.

Erstmals erschien das Buch 1947 im Aufbau-Verlag. Fallada schrieb das Buch anhand der authentischen Geschichte des Ehepaars Otto und Elise Hampel. Sie hatten von 1940-42 in Berlin Postkarten gegen Hitler verteilt und wurden verraten. Allerdings wurde diese Ausgabe aus politischen Gründen stark gekürzt. Ich kann mir vorstellen, welche Kürzungen da stattfanden. Sicher viele derbe und rohe Sätze und auch das Verhalten der Jungkommunisten, mit denen Trudel Baumann eine Widerstandszelle gründen wollte.

Fallada hat sehr gut die Angst beschrieben, die die Menschen, die sich gegen das System auflehnten, gefangen hielt. So beklemmend habe ich das noch nie gelesen. Und die Darstellung der Machthaber, ich hatte das Gefühl, beim Lesen immer kleiner zu werden.

Das Buch ist aufgeteilt in drei Bücher. Gerade im ersten Buch, als es hauptsächlich um die kleinen Ganoven Enno Kluge und Emil Barkhausen ging, habe ich das Buch kurz für einen Krimi abgebrochen und auch danach musste ich öfter Pausen einlegen. So einige Seiten habe ich nur quer gelesen, um dann doch wieder zurückzublättern und genau nachzulesen. Mit welcher Selbstverständlichkeit diese beiden Typen auf Kosten anderer gelebt, sich bereichert haben. Obwohl der Barkhausen ja dann glücklicherweise zum Ende hin mehr Pech hatte und Enno Kluge ein unrühmliches Ende gefunden hat.

Ich bin froh, dass das Buch, obwohl man es nicht erwarten kann, dann doch mit einem optimistischen Hauch endet.

Aufbau-Verlag 1960

Wolf Spillner: Gänse überm Reiherberg


 „Was ist das schon, so’n Hund, gar nichts ist das. Der rennt dir bloß hinterher, weil er Kohldampf hat und Fleisch haben will. Gar nichts ist das!… Eine Wildgans ziehe ich mir auf, daß ihr’s wißt. Und die wird zahm und fliegen. Hinter mir her. Die kommt sogar wieder, im nächsten Jahr – verlaßt euch drauf! Und nicht weil sie Kohldampf hat.“

Knuppe läßt diese Idee nicht los, eine Idee, für die er nur bei wenigen Verständnis findet. Er lebt in einem Dorf am See, und dieser See ist eine der selten gewordenen Brutplätze der Graugänse. Aber bis alle im Dorf das begriffen haben, gibt es Streit zwischen den LPG-Bauern und den Naturschützern, bei den Jägern und Anglern, Krach mit Freund Kalle und – tatsächlich – Ohrfeigen vom Vater.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1989
Illustrationen: Volker Pfüller

Klaus Günzel: König der Romantik – Das Leben des Dichters Ludwig Tieck in Briefen, Selbstzeugnissen und Berichten

„Tieck blieb die zerstückelte Leiche im Koffer der Literaturgeschichte“, stellte noch vor einigen Jahren ein namhafter französischer Tieck-Biograph fest. Für die hier vorgelegte dokumentarische Biographie zumindest trifft dieser Vorwurf nicht zu; Klaus Günzel, dessen E.T.A. Hoffmann-Buch große Anerkennung fand, ist im Gegenteil darum bemüht, die Persönlichkeit Tiecks umfassend und in ihrer lebendigen Beziehung zu den Zeitverhältnissen zwischen Aufklärung und Restauration zu erfassen. Nicht nur der Dichter Tieck, der Novellist, Romancier, Lyriker, Herausgeber, Übersetzer, Essayist – dessen Entwicklung als ein kontinuierlicher Werdegang aufgezeigt wird – steht im Blickpunkt, sondern auch der Mensch mit seinen liebenswerten, faszinierenden sowie mit seinen problematischen Seiten. Der von den Brüdern Schlegel auf den Schild erhobene „König der Romantik“, der die „mondbeglänzte Zaubernacht“ beschwor, begeisterte die Jüngeren noch viele Jahre danach, als er selbst über diese Phase seiner künstlerischen Entwicklung längst hinausgelangt war. Nicht minder groß aber war, wie wir von vielen Augenzeugen wissen, die Wirkung des schauspielerisch hochbegabten Vorlesers, zu dem man von weit her pilgerte.

Klaus Günzel wendet sich mit diesem fesselnden Lebensbild an einen großen Kreis literarisch und kulturgeschichtlich interessierter Leser und bietet auch dem Fachmann manches Neue.

Verlag der Nation Berlin 1981

 

25 September 2021

John Cheever: Die lieben Wapshots und Die schlimmen Wapshots


 John Cheever schildert in diesen beiden zu einem Band zusammengefaßten Romanen die Geschichte vom Leben und allmählichen Zerfall einer typischen, kleinbürgerlichen amerikanischen Familie. Die Wapshots leben ihren relativ ruhigen Alltag an der Küste Neuenglands. Ihre Sorgen und Freuden unterscheiden sich kaum von denen jeder anderen Durchschnittsfamilie. Aber nach dem Auszug der Söhne beginnt sich das Leben der Familie radikal zu ändern… Was im ersten Buch als heiter-besinnlicher Kommentar zu Vergangenheit und Gegenwart begann, endet im zweiten als trübe, hoffnungslose Bilanz amerikanischen Lebens. Harmlos anmutende Karikierung neuenglischen Traditionsdenkens wandelt sich in erbarmungslose Sezierung einer dem Zerfall ausgelieferten Profitgesellschaft.

Volk und Welt
Der Verlag für internationale Literatur

Alois Jirásek: Die Hundsköpfe


 Von alters her erfreuen sich die Choden – an der bayrisch-böhmischen Grenze zu Hause – besonderer Rechte, weil sie diese Grenze schützen. Sie sind frei, nur dem König untertan, brauchen keine Frondienste zu leisten und haben ihre eigene Gerichtsbarkeit. Nach ihrer Fahne, die ein Hundekopf ziert, werden sie allgemein die Hundsköpfe genannt. Doch am Ende des 17. Jahrhunderts ändert sich das, denn diese Freiheit ist dem allgegenwärtigen Grundherrn Lamminger seit langem ein Dorn im Auge. Mit kleinen Sticheleien beginnt er die Choden zu drangsalieren, die Hundsköpfe wehren sich, die Kämpfe weiten sich aus, und während der Anführer der Choden beim Kaiser ihrer aller Rechte sucht, aber verhaftet wird, bricht zu Hause der offene Aufstand aus, der niedergeschlagen wird. Der Anführer der Choden wird zum Tod verurteilt. Unterm Galgen prophezeit er Lamminger dessen baldiges Ende.

Verlag Neues Leben Berlin, 1985
Illustrationen: Hans-Christoph Rackwitz
Spannend erzählt 198

Bjørnstjerne Bjørnson: Es flaggen Stadt und Hafen

Ein unbekannter deutscher Seemann von adliger Herkunft taucht eines Tages in einer kleinen norwegischen Hafenstadt auf. In seiner Heimatstadt wegen verübter Gewalttaten verfolgt, verschafft er sich mit dem vermeintlichen Recht des Stärkeren alles, was er begehrt: das größte Gut des Ortes und die reiche Hofbesitzertochter Ingeborg. Er wird zum Stammvater eines Geschlechts, das sich durch Trunk und andere Laster dann allmählich selbst zugrunde richtet.

Von diesem dramatischen chronikartigen Prolog, in dem der Dichter längst vergangene Zeiten heraufbeschwört, wird durch den letzten Sproß der Familie, Tomas Rendalen, die Verbindung zum 19. Jahrhundert geschaffen, einer Epoche, deren Gegensätze und Widersprüche Bjørnstjerne Bjørnson immer wieder zur dichterischen Gestaltung und auch zum aktiven Eingreifen drängten.

So ist der Roman eine Art Sammelbecken für eine Fülle von Problemen, um deren Bewältigung der Dichter in den Jahren vor 1884 gerungen hatte.

Der Nobelpreisträger Bjørnstjerne Bjørnson hat uns mit diesem Werk einen breit angelegten Erziehungs- und Bildungsroman hinterlassen, der den Geist der Blütezeit norwegischer Nationalliteratur beschwört und zugleich die Dimensionen eines Historiengemäldes besitzt.

VEB Hinstorff Verlag Rostock 1982

 

24 September 2021

Ruth und Max Seydewitz: Das Mädchen mit der Perle – Geschichten um Bilder


 Die Autoren berichten vom größten Kunstraub des Jahrhunderts, den die Machthaber des Dritten Reiches organisierten. Besonders bei jungen Lesern fördert das Buch ein historisches Denken. Es ist, wie Anton Ackermann in einem Brief an die Autoren schreibt, „auf speziellem Gebiet mit spezifischem Stoff und entsprechenden Mitteln angewendeter und popularisierter historischer Materialismus“.

Sächsische Zeitung, Dresden
Buchverlag Der Morgen, 1974

Walther Victor: Becher – Ein Lesebuch für unsere Zeit


 „Johannes R. Becher ist derjenige Schriftsteller der Deutschen Demokratischen Republik, in dessen Werken sich die Entwicklung der sozialistischen Nationalkultur widerspiegelt. Bei ihm empfindet man am stärksten diese innere Einheit der Tradition der klassischen deutschen Literatur mit den neuen Problemen der sozialistischen Revolution der Deutschen Demokratischen Republik.“ (Walter Ulbricht)

Dieses Lesebuch bringt neben einleitenden Essays von Walter Ulbricht, Alexander Abusch und anderen eine Auswahl aus dem umfangreichen Schaffen Johannes R. Bechers, die repräsentativ und volkstümlich zugleich ist. Das Buch enthält u. a. über 100 der schönsten Gedichte; den Roman „Abschied“ (gekürzt) und dessen Fortsetzung „Wiederanders“; Erzählungen; das Schauspiel „Die Winterschlacht“; Ausschnitte aus den theoretischen Schriften („Bemühungen“) sowie Reden und Aufsätze zu aktuellen Ereignissen.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1972

Horst Bastian: Die Brut der schönen Seele


 Ein heikler Fall für Carla Wall: Wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauch wird die Kommissarin zu der 13-jährigen Antje ins Krankenhaus gerufen. Doch das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen ist schwer und es will die Identität des vermeintlichen Täters nicht preisgeben. Als trotz aller Sicherheitsmaßnahmen ein grauenvolles Verbrechen geschieht, fragt sich Carla Wall verzweifelt, was sie falsch gemacht hat. Neue Anhaltspunkte führen die Ermittlerin schließlich immer dichter an den Täter heran…

Verlag Das Neue Berlin, 1976
DIE – Delikte Indizien Ermittlungen

Joachim Novotny: Hexenfeuer


 Der neunzehnjährige Zimmermann Jan Scholz ist der anerkannte Prügelheld, Suffkopp und Mädchengenießer des kleinen Lausitzdorfes Weida. Hier gibt es freilich auch mancherlei, was zum Dazwischenhauen reizt. Doch muß er deshalb gleich kündigen oder sich bei der schönen Eva verkriechen, so daß die Leute ihn für tot halten?

Verlag Volk und Welt Berlin 1973
Roman-Zeitung 304

Anna Dora Miethe: Gedenkstätten – Arbeiterbewegung, Antifaschistischer Widerstand, Aufbau des Sozialismus


 Dieser Band stellt ein Novum in der Geschichtsliteratur dar. Erstmals wurde der Versuch unternommen, mit größter Sorgfalt alle Gedenkstätten in den Bezirken, Kreisen, Städten und Gemeinden zu erfassen. Aufnahme fanden alle durch Tafeln, Gedenksteine – auch Grabsteine – und Denkmale gekennzeichneten Objekte, die mit einer Person oder einem Ereignis des 19. und 20. Jahrhunderts direkt verbunden sind. So vermittelt diese Zusammenstellung eine erstaunliche Vielfalt und erfreuliche Breite ehrenden Gedenkens.

Urania-Verlag Leipzig, 1974

Bohus Chnoupek: Kennwort „Weiße Frau“

„Bücher haben ihre Schicksale“, schreibt der Autor in den Schlußbemerkungen zu dem vorliegenden Band. In der Tat, dieses Buch hatte sein Schicksal. Es begann in den fünfziger Jahren, als der Journalist und spätere Außenminister der CSSR Chnoupek vor dem 10. Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstands den Spuren folgte, die französische Patrioten mit ihrer Teilnahme am Aufstand hinterlassen hatten. Was für seine Kollegen, die über die bulgarischen, polnischen oder ungarischen Aufstandsteilnehmer schreiben sollten, kein Problem war, für Chnoupek war es wohl eins. Wo fand er den Faden, an dem er das ganze Knäuel aufrollen sollte? Er bekam ihn schließlich in einem Archiv in Bratislava zu fassen, und Schritt für Schritt enthüllten sich ihm Menschenschicksale, geprägt von der Zeit und verknüpft durch die Umstände, aber auch bestimmt durch die individuellen Erfahrungen und Kenntnisse, durch Ansichten und Haltungen, vor allem jedoch durch das tatkräftige Handeln in diesen für die Slowakei – und nicht nur für sie – so bestimmenden Herbstmonaten des Jahres 1944. Der Autor läßt diese Schicksale vor uns lebendig werden und bedient sich dabei sowohl journalistischer als auch belletristischer Mittel, die er kontrastierend einsetzt. Damit gewinnt er den Leser immer aufs neue, ihm auch auf zunächst verschlungen anmutenden Pfaden zu folgen. Es ist schon staunenswert, welche Fülle da vor uns ausgebreitet wird, wie Kleines zu Großem wächst, wie eins sich zum anderen fügt und ein Bild entsteht, das Zusammenhänge deutlich macht und gleichzeitig den Wert des Details hervorhebt. Sage keiner, über den Slowakischen Nationalaufstand sei vierzig Jahre danach kaum noch etwas Bewegendes zu veröffentlichen. Es ist wie mit manch anderem historischem Ereignis: Neue Blickwinkel, einfühlsame und eindringliche Suche, Sichtung und Verdichtung bringen Erstaunliches zutage. Das Thema „Französische Freiwillige in der Slowakei“ ist dank Bohus Chnoupek ein tief berührendes Zeugnis vom Leben, Kämpfen und Leiden, aber auch von kleinen und großen Freuden vieler Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, die ein Ziel zusammengeführt hatte, dem sie mit vollem Einsatz dienten; nicht wenige bezahlten den höchsten Preis, sie gaben ihr Leben.

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik 1984

 

23 September 2021

Henrik Stangerup: Der Mann, der schuldig sein wollte


 Ein Mann klagt sich des Mordes an. Torben, der einstmals erfolgreiche Schriftsteller, hat seine Frau umgebracht – im Affekt zwar und unter der Einwirkung von Alkohol, aber er will seine Schuld sühnen. Doch niemand nimmt ihn ernst, denn den Begriff der „persönlichen Verantwortung“ gibt es nicht mehr. Er ist frei und soll weiterleben wie bisher – ein Angepaßter und Manipulierter, der seine Aggressionen durch Gruppentherapie abreagiert und ansonsten einen unbefriedigenden Job versieht. Das Erziehungsrecht für seinen Sohn büßt er jedoch ein, denn wer sich nicht normgerecht verhält, dem wird das „Kinderzertifikat“ entzogen. So verzweifelt sich Torben auch nach einem Menschen sehnt, der ihm den Mord glaubt und ihn somit als ein für sein Tun verantwortliches Individuum akzeptiert, seine Suche bleibt erfolglos. Erst im „Glückspark“, der Spezialabteilung einer psychiatrischen Anstalt, findet er eine Möglichkeit, sein Ich zu realisieren.

Ein ebenso unterhaltsamer wie kritischer Science-Fiction-Roman, der die Vision von einer harmonischen monopolistischen Zukunftsgesellschaft ad absurdum führt.

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1976

Ruth und Max Seydewitz: Der verschenkte Herkules


 Man lese nach, wie erfolgreich Bilderfahndung sein kann, lese vor allem das, was die Verfasser über die Beziehung von Kultur und Volk im Sozialismus sagen. Geschichten über Geschichten – und doch am Ende die eine: Wie Schätze der Weltkultur Teil unserer, der sozialistischen Kultur geworden sind. Für diese letzte Geschichte vor allem sollte man den Verfassern Dank wissen.

Prof. D. Jürgen Geerdts

Buchverlag der Morgen Leipzig 1970

ohne Autor: Der Fotograf des Unsichtbaren


 Phantastische Erzählungen: 


Wladimir Sawtschenko – Der Algorithmus des Erfolgs 

Alexander Shitinski – Der Brumm-Effekt 

Stanislaw Lem – Die Maske 

Marek Pakcinski – Das Duell 

Jana Moravcova – Grüner Kümmel 

Jaroslav Veis – Vom Ursprung der Hoskovec-Hunde 

Gyula Hernadi – RNS 

Gyula Hernadi – Paradoxon 

Gyula Hernadi – Homo prothesiensis 

Lajos Mesterhazi – Sempiternin 

Jossif Perez – Das Ende der achten Basis 

Swetosar Slatarow – Der Fall Proteus 

Vladimir Colin – Der Fotograf des Unsichtbaren 

Gheorghe Sasarman – Motopia 

Antun Soljan – Das Schiff in der Flasche 

Alojz Majetic – Männerlogik

Jorge Amado: Gabriela


 Verlockend für die Mul*** Gabriela, jene nach Nelken duftende Frau mit der zimt­farbenen Haut, ist die sexuelle Fessel, die da Ehe heißt: einen Ehering tragen – wie wunderbar. Der Ehealltag aber dann sieht anders aus als vorgeträumt. Also wirft Gabriela das Ehejoch ab und hat die alte Freiheit wieder. Somit ist der Erziehungsversuch des Gatten gescheitert. Gabriela steigt nicht in die besseren Kreise auf. Jorge Amado schreibt: „Gabriela ist gut, großzügig, impulsiv und rein. Man kann ihre guten und schlechten Eigenschaften aufzählen, erklären kann man sie nicht. Sie tut das, was ihr Freude macht; sie weigert sich, das zu tun, was ihr keine Freude macht.

Verlag Volk und Welt Berlin 1962

Erich Kästner: Fabian


 Berlin 1930: Jakob Fabian, Doktor der Philosophie, 32 Jahre, herzkrank seit dem Kriege, arbeitet als Reklamefachmann in einer Zigarettenfabrik – er lebt ziellos in einer Welt voller Unordnung, Lüge und Korruption. Am Ende verliert er seine Stellung, den einzigen Freund, das gerade gefundene Mädchen Cornelia und schließlich sich selbst.

Roman Volk und Welt Berlin 1981
Roman-Zeitung 375

Stanislaw Lem: Eden


 „Eden“ gehört zu den spannendsten utopischen Romanen des weltbekannten polnischen Autors. Nach der Notlandung erkundet die fünfköpfige Besatzung, während sie ihr Schiff wieder startklar macht, den bisher unerforschten opalenen Planeten und stößt dabei auf eine seltsame Zivilisation, die sich scheinbar im Zerfall befindet.

Verlag Volk und Welt Berlin 1973
Roman-Zeitung 275

22 September 2021

Peter Abraham: Die Schüsse der Arche Noah


 Buchbeginn

Der Erwachsene von normaler Statur paßt nicht mehr ins Kinderbett. Versucht er sich trotzdem hineinzuzwängen, muß er sich wie ein Fragezeichen verbiegen. Im Kinderbett greift er zur Klapper. Er bringt sie zum Rasseln. Aber es macht ihm keinen Spaß. Und dabei hat er doch früher mit Leidenschaft Stunden hintereinander gerasselt…

Verlag Neues Leben Berlin 1971
Buchclub 65

Sawwa Dangulow: Diplomaten


 Sawwa Dangulow, selbst jahrelang Diplomat, berichtet in seinem neuen Buch über das erste, schwere Jahr der sowjetischen Diplomatie. Ausführlich gestaltet er den ersten und bedeutenden Sieg der jungen Diplomatie, den Brester Friedensvertrag. Der bekannte Schriftsteller Boris Polewoi schreibt über das Buch: „Dangulow ist die Gestalt Lenins besonders geglückt. Das gründliche Studium von Lenins Leben gestattet dem Autor, ihn ohne rhetorisches Pathos und ohne sich im Alltäglichen zu verlieren zu zeichnen. Er schildert ihn nicht mit Hilfe seiner eigenen Sentenzen, sondern er läßt ihn in seinen Beziehungen zu den Menschen lebendig werden.“

Verlag Kultur und Fortschritt Berlin 1969
Buchclub 65

Georg Piltz: Kunstführer durch die DDR


 Kennen wir die Kunstschätze unserer engeren Heimat, die Bürger- und Rathäuser, die Bauern- und Herrenhäuser, Kirchen und Friedhöfe, Burgen und historischen Gedenkstätten? Wissen wir um den Reichtum an Kunstdenkmalen in unserer Republik, um die Schlösser und Parkanlagen, die Dome und Museen, die historischen Stadt- und Befestigungsanlagen, die neuen Straßenzüge und Platzensembles, die nationalen Mahn- und Gedenkstätten sowie die Gedenkstätten der deutschen Arbeiterbewegung? Haben wir andererseits nicht schon bewundernd vor manchen dieser Kunstdenkmale und ihrer reichen Ausstattung gestanden, ohne näheren Aufschluß über sie erhalten zu haben?

Das vorliegende Buch will uns ein Kunstführer durch die Deutsche Demokratische Republik sein, ein Handbuch und Nachschlagewerk, ein ständiger Begleiter und Ratgeber im Urlaub, auf Reisen sowie auf Fahrt- und Wanderrouten. Diesem Anliegen und einer schnellen und fachlich gesicherten Information tragen der klar gegliederte Aufbau des Buches nach Bezirken und Kreisen sowie das Orts-, Sachwort- und Spezialregister der historischen Gedenkstätten in hohem Maße Rechnung.

Urania-Verlag Leipzig Jena Berlin 1979

21 September 2021

Hartmut Mechtel: Auf offener Straße


 Auf offener Straße wird der Berliner Klempnermeister Erich Butzke erschossen. Hauptmann Wolfgang Krüger, Chef der Morduntersuchungskommission in Ostberlin, steht vor einem komplizierten Fall:

Handelt es sich bei der Tat um ein Verbrechen aus Eifersucht seiner enttäuschten Ehefrau oder wurde der Mann zum tragischen Opfer eines kaltblütig berechneten Raubmordes?

Verlag Das Neue Berlin, 1988

Horst Beseler: Auf dem Fluge nach Havanna


 Ein Tschaika fährt vor. Besuch von weit her. Aber Herr Engelke ist nicht zu Hause. Wilma, Vedder, Hampel und die anderen Kinder helfen ihn suchen. Und so gibt es doch noch ein Wiedersehen nach langen Jahren. Eine alte Freundschaft wird gefeiert.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1974
Illustrationen: Gertrud Zucker
Die kleinen Trompeterbücher Band 97

Otto Buchwitz: Brüder, in eins nun die Hände

Otto Buchwitz braucht den Lesern nicht vorgestellt zu werden. Durch seinen jahrzehntelangen, unermüdlichen Kampf für die Rechte und um die Befreiung der deutschen Arbeiterklasse ist er in ganz Deutschland und weit über die Arbeiterklasse hinaus bekannt. Bekannt ist er auch als Verfasser des vielgelesenen Buches „50 Jahre Funktionär der deutschen Arbeiterbewegung“, dessen Fortsetzung er hier vorlegt. Auch dieser Band trägt autobiographischen Charakter: In seiner sehr persönlichen Art berichtet Buchwitz von dem, was ihn in den vergangenen zehn Jahren erfüllte, worum er kämpfte, was er, an verantwortlicher Stelle stehend, verwirklichen half. Einer, der dabeigewesen ist, berichtet von dem schweren Anfang nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus, von den Heroentaten derer, die das Chaos überwinden halfen, von den Anfängen des politischen Lebens. Es galt, die Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit zu ziehen; die Kräfte, die zwei Weltkriege heraufbeschworen und an ihnen profitiert hatten, mußten entmachtet werden. Vor allem aber galt es, die verhängnisvolle Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung zu überwinden. Buchwitz, der ein Gutteil dazu beigetragen hat, berichtet von der Schaffung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, der Kraft, die seit ihrem Bestehen die entschiedenste Verteidigerin der Lebensrechte des deutschen Volkes ist. In ihrer Existenz sieht er die wichtigste Voraussetzung für die großen Erfolge, die die Werktätigen in der Deutschen Demokratischen Republik errungen haben. Hier fand der Kampf vieler Generationen deutscher Arbeiter seine Erfüllung. Sein Appell an die deutschen Arbeiter ist: „Brüder, in eins nun die Hände!“

Dietz Verlag Berlin, 1956

 

ohne Autor*in: 26 polnische Autoren: 32 Erzählungen


 Seit einigen Jahren ist in der ganzen Welt ein ständig wachsendes Interesse für polnische Kunst und Literatur zu verzeichnen. Bei dem Versuch, dem deutschen Leser ein möglichst umfassendes und vielseitiges Bild von dem literarischen Leben Polens wirksamen Kräften zu geben, bietet sich die Kurzform als ideale Vermittlerin an: Nur sie gestattet es, in einem handlichen Band eine anzehnliche Zahl sehr verschieden gearteter Persönlichkeiten zu versammeln, die in streitbarem Widerspiel die höhere Einheit der Nationalliteratur zu erringen trachten – eine Einheit und Einigkeit, die auf gemeinsamen politischen und kulturellen Traditionen beruht, auf der Gemeinsamkeit der Anliegen und Ziele…

Verlag Volk und Welt 1964

Schiffsjunge Pietro und andere Erzählungen


 In der DDR kannte sie jedes Kind: „Die kleinen Trompeterbücher“ aus dem „Kinderbuchverlag Berlin“ für Leser ab 8 Jahren. Sie waren weit verbreitet und in fast jedem Kinderzimmer anzutreffen. „Schiffsjunge Pietro und andere Erzählungen“ erschien als Band 2 dieser Kinderbuchreihe 1959 im „Kinderbuchverlag Berlin“. Das Buch enthält die Erzählungen: „Schiffsjunge Pietro“ / „Eule oder Albatros“ von Aleksandr M. Batrow (Übersetzung aus dem Russischen: Peter Weibel) und „Der kleine Iwanow“ von S. Georgijewskaja (Übersetzung aus dem Russischen: Nadja Ludwig).

Kinderbuchverlag Berlin 1959
Illustrationen: Hildegard Haller
Die kleinen Trompeterbücher 2

Joachim Lindner: Annettes späte Liebe – Erzählung vom Leben und Dichten der Annette von Droste-Hülshoff

Auf einer Bank im Park vor dem Rüschhaus sitzt Annette und hält Ausschau nach dem jungen Freund; ein wilder Strauch täuscht ihr in der Bewegung des Windes die Ankunft des Erwarteten vor. In diesem Bild, das sie selbst in einem Gedicht beschreibt, spiegelt sich das Leben der ersten bedeutenden deutschen Dichterin, Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848), deren Sehnsucht nach Liebe unerfüllt blieb. Sie wuchs auf dem Gute Hülshoff bei Münster in den Fesseln der harten Moral einer altadligen Familie streng katholisch auf. Was der Autor in seiner Erzählung hier von ihr berichtet, ist die Episode einer großen, verzichtenden Liebe zu dem siebzehn Jahre jüngeren Levin Schücking.

Die Sehnsucht nach der Gegenwart seiner Jugend bestimmt die letzten achtzehn Jahre ihres Daseins, beflügelt sie in ihrem Schaffen und nimmt ihr dennoch bei ihrer zarten und schwächlichen Konstitution allmählich die Kraft zum Leben.

Und Levin Schücking? Schmeichelt dem jungen Literaturwissenschaftler nur der Gedanke an den Umgang mit einer Dichterin und Adligen, oder weshalb sucht er die Verbindung zu ihr? Wir wissen von ihm nur, daß er 1862 die erste Biographie über sie schrieb und sich stets für die Pflege ihres Werkes einsetzte.

Ob er sie liebte? Vielleicht – gewiß aber nicht so, wie sie es sich insgeheim wünschte.

Verlag der Nation Berlin 1984
Illustrationen Hans-Eberhard Ernst

 

20 September 2021

Jürgen Höpfner: Karneval in Bio-Bio


 Eine Spreewaldfahrt wird für den Angestellten Thieme zur schicksalhaften Reise in die Vergangenheit, zurück zu Ruth, zu Lehdemanns Haus – zurück zu seinem Versagen.

Ein Ehepaar, das mit dem Tod des Vaters rechnen muss, rechnet mit dem Tod des Vaters.

Karneval spektakelt durch exotische Straßen, doch der grelle Maskenzug mündet in tödliche Gefahr. Im Sog von Brutalität und Ohnmacht, von faschistischer Machtgier und Untergang, dem Krieg entgegen.

Jürgen Höpfner, der 1982 den Roman „Gleisverwerfung“ vorlegte, beweist mit diesem Band erneut die Spannweite seines erzählerischen Vermögens; neben dramatisch zugespitzten Geschichten und Satiren steht die umfangreiche Kollage „Karneval in Bio-Bio“ – eine bestürzende Utopie.

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig, 1983

Dieter Georg, Reiner Voß: Judo, Kegeln, Volleyball


 „Mein kleines Lexikon“ war eine für Kinder herausgegebene Serie populärwissenschaftlicher Einführungen in verschiedene Wissensgebiete, die wesentliche Begriffe in alphabetischer Reihenfolge verständlich und unterhaltsam erklären. Sie war für Leser ab 9 Jahren und kostete 5,80 Mark. 
Mein kleines Lexikon „Judo, Kegeln, Volleyball“ war das erste Buch dieser Reihe. Die erste Auflage erschien 1972, die Illustrationen stammen von Klaus Segner. Dieses Buch betrachtet wichtige Sportarten und Sportgeräte. Außerdem gibt es Hinweise zur sportlichen Betätigung.

Kinderbuchverlag  Berlin 1972

Märchen von großen und kleinen Tieren


 Das Buch „Märchen von großen und kleinen Tieren“ erschien 1959 als Band 4 im „Kinderbuchverlag Berlin“ in der Reihe „Die Kleinen Trompeterbücher“. Es beinhaltet sechzehn der schönsten Tiermärchen, u.a. bekannte Märchen der Brüder Grimm, aber auch russische, bulgarische, österreichische, englische und französische Märchen von großen und kleinen Tieren.

Kinderbuchverlag Berlin 1959
Illustrationen von Bernhard Nast
Die kleinen Trompeterbücher 4

18 September 2021

Werner Hirte: Hammer, Zange, scharfe Zähne




 „Mein kleines Lexikon“ war eine umfassende Kinderbuch-Reihe aus dem „Kinderbuchverlag Berlin“ für Leser ab 9 Jahren. Jedes Buch behandelte ausführlich einen bestimmten Themenbereich. Die Bücher kosteten 5,80 Mark.

„Hammer, Zange, scharfe Zähne“ von Werner Hirte erschien 1973 im „Kinderbuchverlag Berlin“. Die Illustrationen sind von Günter Wongel.

Das Buch „Hammer, Zange, scharfe Zähne“ stellt die wichtigsten Werkzeuge vor und zeigt deren Formen und Funktionen. Außerdem macht das Buch mit einfachen Werkzeugmaschinen bekannt und berichtet über deren Geschichte.

Kinderbuchverlag Berlin, 1973
Mein kleines Lexikon

Georgi Jurmin: Globus, Heft und Zirkel


 „Mein kleines Lexikon“ war eine umfassende Kinderbuch-Reihe aus dem „Kinderbuchverlag Berlin“ für Leser ab 9 Jahren. Jedes Buch behandelte ausführlich einen bestimmten Themenbereich. Die Bücher kosteten 5,80 Mark. Die Bücher unterstützten den Schulunterricht und festigten dort erworbene Kenntnisse. Außerdem lernten die Kinder dadurch den Gebrauch von Nachschlagewerken. 

„Globus, Heft und Zirkel – Mein kleines Lexikon“ von Georgi Jurmin (Übers. aus d. Russ. von Ursula Egert) erschien 1973 im „Kinderbuchverlag Berlin“. Die Illustrationen stammen von Heinz-Karl Bogdanski.

Kinderbuchverlag Berlin 1973
Mein kleines Lexikon

Jochen Laabs: Jeder Mensch will König sein – Erzählungen


 Dieser neue Erzählband hat Anspruch auf einen beachtlichen Platz in unserer Literaturentwicklung. Die acht Erzählungen unterschiedlicher Themen und Erzählhaltungen behandeln eine Grundproblematik, die Laabs stark beschäftigt – die Problematik der Selbstverwirklichung. Es geht immer wieder um das, was Menschen brauchen, um Menschen zu sein.

Die Fragestellungen des Autors sind von zunehmender Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit. Seine Erzähl- und Philosophieart regen über den Lesegenuss hinaus zum kritischen Mit- und Nachdenken an.

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1983
Kleine Edition

Lina Haag: Eine Handvoll Staub

 „Ich war fast immer allein. Ich durfte nicht einmal unglücklich sein. Nur tapfer. Nur tapfer. Sie haben uns wie Hunde gehetzt. Sie haben uns immer wieder auseinandergerissen, dich in KZ gesteckt, mich durch die Gefängnisse geschleift. Wann waren wir beisammen, und wenn wir beisammen waren, waren wir froh?“

Im Mai 1944 beginnt Lina Haag ihr Leben aufzuzeichnen, um sich von dem freizuschreiben, was sie im „Dritten Reich“ erlitt und um ihrem Mann näher zu sein auf den sie seit 11 Jahren wartet. Ihr erschütternder Lebensbericht und ihre einsamen Zwiesprachen mit dem Geliebten muten an, wie ein unendlicher Liebesbrief. Ohne Pathos bringt Lina Haag das Grauen faschistischer Gefängnisse und Konzentrationslager ins Bewußtsein. Ein Höhepunkt des Buches ist ihr Gespräch mit dem Reichsführer SS Himmler, zu dem sie nach vielen vergeblichen Versuchen - ohne sich zu verleugnen - vorgedrungen war, um die Freilassung ihres Mannes aus dem KZ Mauthausen zu erwirken. Die 1947 zum erstenmal im Nest-Verlag Nürnberg, veröffentlichten Aufzeichnungen Lina Haags sind auch heute noch ein erregendes Buch einer mutigen, liebenden Frau.

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1980
(Lizenzausgabe des Röderberg-Verlag GmbH)

Louis Paul Boon: Die Jesses-Mädchen

 Louis Paul Boon (1912 – 1979) stützte sich weitgehend auf Gerichtsprotokolle, Zeugenaussagen und Pressemeldungen, als er das vorliegende Buch schrieb, in dem authentische Ereignisse zu einem parabelhaften Roman über die „aufsehenerregenden Morde in der Stadt Babylon“ verarbeitet sind. Der belgische Autor rekonstruiert aber nicht nur einen außergewöhnlichen Kriminalfall, der vor einigen Jahren die amerikanische Öffentlichkeit schockierte; er blickt hinter die blendende und gleichermaßen erschreckende Fassade dieses Babylon und entdeckt eine Stadt extremer Widersprüche: verschwenderischer Luxus und ausgestellter Überfluss auf der Seite der wenigen, entwürdigende Armut und Hoffnungslosigkeit für die vielen. Während die einen in Elendshütten hausen und sich von Abfällen ernähren, wetteifern millionenreiche Filmproduzenten, Leinwandstars und Scharen von Schmarotzern um neue Effekte der Kunst, der Mode und der Perversität. In diesem überhitzten Milieu schreiender Gegensätze, der Glücksritter und der Erfolglosen, der „Traumfabrikanten“ und Rauschgiftmörder wuchern Ausschweifungen und Gewalt, wird das Verbrechen geradezu provoziert.

Einer von denen, die durch die Herausforderung irregeleitet wurden und sich für ein chancenloses Dasein rächen wollten, war Jesses Cramer. Er machte sich zum Anführer entwurzelter Jugendlicher, nannte sich „Satan-Jesus“, predigte die blutige Zerstörung der Welt und verhieß eine Zukunft, die von LSD – Liebe, Sex, Desaster – bestimmt werden sollte. Seine „Lehre“ zog vor allem junge Mädchen an, die sich als „Apokalyptische Reiter“ barbarischer Formen der Kriminalität bedienten, um das Establishment in Panik zu versetzen.

Verlag Volk und Welt, 1977

Heinrich Böll: Ende einer Dienstfahrt / Die verlorene Ehre der Katharina Blum – Zwei Erzählungen

Heinrich Böll erweist sich auch in diesen beiden Geschichten als ein Erzähler von Rang. Er wurde in seiner inzwischen stattlichen Anzahl von Romanen nicht müde, immer wieder Faschismus, Krieg, Militarismus und inhumane Auswüchse der spätkapitalistischen Gesellschaft anzuklagen. Heinrich Böll geht in dieser Haltung von einem christlich-humanistischen Ethos aus, das nach Wirklichkeitserkenntnis, Wahrheit und Menschentum strebt.

In den Erzählungen „Ende einer Dienstfahrt“ und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann“ nimmt Böll ein weiteres Übel der imperialistischen Gesellschaft, in der er lebt, aufs Korn: Die enge Verstrickung von Politik und Medien, ihre Undurchschaubarkeit für die kleinen Leute und die hemmungslose Manipulation derer, die über diese Machtmittel verfügen. Haben die Gruhls gleichsam als „Ende einer Dienstfahrt“ einen Bundeswehr-Jeep in Brand gesteckt, wird dieser Protest aus Staatsinteresse in den Zeitungen wohlweislich bagatellisiert bzw. verschwiegen, damit er nicht Schule mache. Katharina Blum hingegen, die Titelgestalt der zweiten Erzählung, wird auf Grund von Mutmaßungen der Polizei und Verhören, in denen ihre unverdächtige Vergangenheit untersucht wird, das Opfer einer großangelegten Kampagne der Boulevard-Zeitung. In Sensationsberichten werden Beschuldigte als Überführte ausgegeben, Verdächtigungen ausgestreut, angeblich belastende Bildreportagen zurechtfrisiert, Katharina als „Räuberliebchen“ tituliert. Diesem Kesseltreiben, auch den anonymen Briefen und obszönen Telefonanrufen, nicht gewachsen, lehnt sich Katharina Blum gegen ihren Hauptpeiniger auf.

„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ ist ganz wie der Untertitel verspricht ein Beispiel dafür, „wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann“.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1976
Ausgabe für die Deutsche Demokratische Republik mit Genehmigung des Verlages Kiepenheuer & Witsch, Köln

bb-Reihe Nr. 348, 1976

17 September 2021

Jack Conroy: Die Enterbten

 An einem kühlen Herbsttag des Jahres 1929 steht der junge Arbeiter Larry Donovan in einer Großstadt in Ohio und hört einem Straßenredner zu. Unruhen an den Börsen, Bankkrachs, Konkurse und Aussperrungen deuten den wirtschaftlichen Zusammenbruch Amerikas an. Wieder droht die Not, der Larry zu entfliehen hoffte, als er vor Jahren die ärmliche Bergarbeitersiedlung in seiner Heimat Missouri verließ, um sich eine Existenz zu gründen. Landstraßen und Fabriken, Güterzüge und Großbaustellen wurden seine Universitäten. Viele Menschen, anständige und gleichgesinnte, aber auch korrupte, von der Macht des Dollars verdorbene, kreuzten seinen Weg. Die Freundschaft Ed Wardens, die Bekanntschaft mit Nat Moore oder Ben Haskin und seiner hübschen Tochter Bonny Fern ließen ihn die Beschwernisse dieser bewegten Lehr-und Wanderjahre leichter ertragen. Und wenn er in den kommenden harten Krisenwintern seine Hoffnung und seinen Optimismus nicht aufgibt, sondern gereift und entschlossen seinen Weg geht, dann ist das vor allem der Begegnung mit Helen und dem deutschen Sozialisten Hans zu verdanken. Das Leben des amerikanischen Arbeiters in den ersten drei Dezennien unseres Jahrhunderts hat in diesem autobiografischen Roman überzeugenden literarischen Ausdruck gefunden. Er gehört wegen seiner Authentizität, Unmittelbarkeit und Frische zu den hervorragendsten Werken der amerikanischen Arbeiterliteratur der dreißiger Jahre.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1967

Franz Fühmann: Der Jongleur im Kino oder Die Insel der Träume – Erzählungen

In einem Zyklus von vier Erzählungen wird Kindheit heraufgerufen, böhmische Kindheit um die Wende der zwanziger und dreißiger Jahre in einer kleinstädtischen Honoratiorenfamilie, in deren zerrüttetem Innern sich Führer und Reich schon einzunisten beginnen, bevor diese selbst noch drohend heranrücken.

Der Junge aber, sensibel und vereinsamt, eingesponnen in Spiel und Einbildungskraft, erfährt ein erstes Mal bei der Austreibung der Großmutter, daß das kindliche Ich mit seinem Traum und Spiel der höheren Gewalt der Eltern und einer gräßlichen Wirklichkeit unterworfen wird, auch wenn diese die eigentliche Unnatur bildet. Und er erfährt es ein andermal beim Indianergesang unter der Aufsicht des Herrn Kaplan und ein drittes Mal, als er den Jongleur im Kino erlebt, den bewunderten Künstler, der vor dem satt feixenden Publikum elend kapituliert, damit es sich am Traumkitsch des Lichtspiels erfreue. Schließlich aber nach dem letzten Flug, einem letzten Höhenflug aus Naivität und Phantasie, der mit einer Sturzlandung auf dem Boden der Tatsachen endet, weiß er um den Preis seiner Unschuld, wie er den Eltern begegnen muß.

Eine Rückschau in kunstvoller Prosa, die aber mehr ergibt als das Bild einer verleideten Kindheit, nämlich das, was der Untertitel ironisch ankündigt: „Studien zur bürgerlichen Gesellschaft“.

VEB – Hinstorff Rostock 1970

Carl Zuckmayer: Die Fastnachtsbeichte

 Carl Zuckmayer versteht es auch als Kriminalautor, im Leser jenes Vergnügen und jene Spannung zu wecken, die dieser vom Genre erwartet. Das erreicht er weder durch künstliche Effekte noch durch reißerische Szenen. Seine Meisterschaft zeigt sich vielmehr im Ersinnen und Ausspinnen der Fabel, in der kunstvollen Verknüpfung der Handlung, deren Ursprung in der ungeheuren Begebenheit liegt, die den kriminalistischen Spürsinn entfacht. Ist die Spur des Täters einmal gefunden, wird sie atemlos bis zum Ende verfolgt.

Während der tollen Tage der Mainzer Fastnacht bricht ein Unbekannter im Beichtstuhl tödlich verwundet zusammen. Ein sizilianisches Stilett ist die Mordwaffe. Die Ermittlungen führen vom Dom zum Freudenhaus, auf Fastnachtsbälle, in Villen und ärmliche Hütten. Auf ungewöhnliche Weise scheint der Faschingsprinz und reiche Mainzer Bürger Panezza mit dem Toten in Verbindung zu stehen. An der Untersuchung des Falles selbst als Armenpfleger beteiligt, stürzt ihn die Identifizierung des Toten im Leichenschauhaus in offensichtliche Verwirrung. Ahnt er vielleicht, wer der Mörder sein könnte?

Doch eine neue Spur weist auf die hübsche Italienerin, die sich in Begleitung eines geheimnisumwitterten Monsters befindet, das wie ein Hund die Fährte seiner Opfer aufspürt und sie unbarmherzig bestraft.

Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar, 1. Auflage, 1984
bb-Reihe Nr. 542

15 September 2021

Jens Köhn: Götter, Helden, Ungeheuer





 Mein kleines Lexikon "Götter, Helden, Ungeheuer" stellt berühmte, uns oft in Bildern und Bauwerken begegnende griechische Sagengestalten vor. Erzählt wird, wie sie in phantasievollen Geschichten von den alten Griechen erdacht wurden und welche Rolle sie im täglichen Leben der Menschen einst spielten.

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1988; 79 Seiten
Reihe: Mein kleines Lexikon
Illustration: Elfriede und Eberhard Binder