30 September 2023

Endre Gömöri: Die Wahrheit über Trebitsch – Roman eines großen Abenteurers

Das Leben übersteigt die kühnsten Phantasien, sagt man. In diesem Buch wird ein Mann vorgestellt, auf den diese Redewendung zutrifft: Ignaz Trebitsch-Lincoln. Ein Mann, in Ungarn geboren, um die Welt gereist, in der Welt herumgetrieben. In vielen Ländern hat er gelebt, in keinem war er zu Haus. In Ungarn, Deutschland, Rumänien, in Belgien, England, Kanada, den USA, in China, in... Die Stationen sind nicht zu zählen.
Ein Agent von Format, der überall Vertraute hatte, sich in Vertrauen schleichen konnte. Der sein. Wissen verkaufte an die Gegner dieses Landes, der sein Wissen zwei-, dreimal verkaufte. Ein Doppelagent also. Agenten leben gefährlich, Doppelagenten erst recht. So arbeitet er in England für Deutschland, in Deutschland für England während des ersten Weltkrieges, vor beiden Geheimdiensten flieht er in die USA. Dort muß er untertauchen, wird verhaftet, ausgeliefert, verurteilt, ist auf der Flucht, immer auf der Flucht. Und ist Geheimnissen auf der Spur, Wirtschaftsgeheimnissen und Staatsgeheimnissen und handelt. mit ihnen. Ein Weltenbummler, könnte man sagen, aber einer ohne Lebensversicherung. Ein Abenteurer schon eher. In vielen Ländern sind seine Dossiers noch Verschlußsache, manchen ist sein Name bekannt.
Vielleicht ist die Mata Hari stärker in Erinnerung. Aber sie war eine schöne Frau. Und sie wurde erschossen.
Trebitsch soll in China gestorben sein, in den vierziger Jahren – da hieß er Tschao Kung –, als Mönch und – als Spion für Japan. Niemand weiß, wo er bestattet wurde. Agenten setzt man selten Grabsteine, Doppelagenten schon gar nicht.
Endre Gömöri hat die Spuren Trebitschs aufgenommen und zeichnet dieses bewegte Leben nach. Er orientiert sich an Aufzeichnungen des Spions, an Informationen über ihn, er geht an die Quellen, hat aufgearbeitet, was er finden konnte und läßt schriftstellerische Freiheit walten. So ist ein Bericht entstanden über einen Mann, der der Welt noch heute Rätsel aufgibt.

Originaltitel: Az igazi Trebitsch
Aus dem Ungarischen von Hans Skirecki
Einband- und Umschlagentwurf: Anneliese Ernst

Verlag Das Neue Berlin, Berlin

1. Auflage 1988

27 September 2023

Natur und Heimat

Natur und Heimat war eine monatlich erscheinende populärwissenschaftliche Zeitschrift in der DDR.

„Natur und Heimat“ wurde im April 1952 im Auftrag des Kulturbundes der DDR gegründet und im Oktober 1962 mit der Zeitschrift "Wissen und Leben" vereinigt.

Inhalte der Zeitschrift waren:
Heimatkunde, Ur- und Frühgeschichte, Geschichte, Wirtschafts- und Kulturgeschichte, Denkmalpflege, Museen, Volkskunde, Dichtung, Literatur und Kunst, Landschaft, Siedlung und Industrie, Landeskultur und Naturschutz, Geologie, Mineralogie, Zoologie, Ornithologie, Botanik[4] sowie Meteorologie, Klimatologie und Völkerkunde[5]. Zudem enthielt die Zeitschrift Buchbesprechungen und Abdrucke von Gedichten bzw. Auszügen aus Prosawerken.

Format     17 x 24 cm
Heftpreis    1 DM
Herausgeber    DEUTSCHER KULTURBUND – Kommission Natur- und Heimatfreunde des Präsidialrates
Verlag:     Urania-Verlag, Verlag für populärwissenschaftliche Literatur, Leipzig

In dieser Ausgabe Nr. 2/1961 sind folgende Beiträge enthalten:
• Johann Wolfgang Goethe: Die Ilme
• Dr. Heinrich Gemkow: Paul Singer vom bürgerlichen Demokraten zum Führer der deutschen Sozialdemokratie
• J. A. Hauf: Wer schreibt die Ortschronik?
• Curt Meißner: Vom Handpuppenspiel
• Dr. Albrecht Krummsdorf: Landeskultur und Agrarlandschaft
• Siegfried Diener: Zeugen des Eiszeitalters im mittleren Brandenburg
• Dr. Gerhard Hofmann: Die Eibe in Mitteldeutschland
• Dieter Weber: Es war einmal ein Riesenfaß... Zur Geschichte des Königsteiner Weinfasses
• Dr. Fritz Kühnlenz: Ilmwanderung
• Dr. H. Schiemenz: Vom Aussterben bedroht: Der Uhu
• Dr. Wolfgang Crome: Conrad Gesner der „Deutsche Plinius“
• Harry Lehmann: Die Europäische Sumpfschildkröte - eine Kostbarkeit unserer heimischen Tierwelt
• Dr. Hanns Kreisel: Zunderschwämme am „Faulen Ort“
• Dr. Hugo Weinitschke: Das schöne sozialistische Dorf und der Naturschutz
• Kritik
• Aus der deutschen Heimat
• Neue Bücher
• Walter von Fritschen: Alte Bauten im neuen Dorf: Kaditz und sein Dorfplatz.
• Bach im Schnee

Niko Grafenauer: Spannelang

Spannelang

Spanne-Hemdchen, Spanne-Höschen,
Spanne-Schuhchen, Schleifchen dran,
ein Stück riesengroßen Kuchen,
daß man es kaum halten kann.

Wie zwei Onkel, die sich streiten,
nach den Seiten stehn die Ohren;
dieser Zeigefinger will doch
immer in der Nase bohren.

Und die Haare wie ein Besen –
so ein Kamm macht sie ganz krank!
Beide Grübchen lachen drüber –
das ist unser Spannelang.

Originaltitel: Pedenjped
Originalverlag: Mladinska Knjiga, Ljubljana 1980
Aus dem Slovenischen von Astrid Philippsen
Illustrationen von Manfred Bofinger

Der Kinderbuchverlag, Berlin

1. Auflage 1989  

26 September 2023

Charles Dickens: Londoner Skizzen

Charles Dickens, einer der liebenswürdigsten, humorvollsten und empfindsamsten Erzähler der Weltliteratur, begann seine Laufbahn mit Skizzen, die er unter dem Pseudonym Boz in Londoner Zeitungen und Magazinen veröffentlichte. Der zweiundzwanzigjährige Parlamentsreporter überraschte die Leser mit einem humoristisch-kritischen Mosaik von Charakteren und Episoden. In diesen Szenen aus dem Leben der Großstadt um 1830, an der Schwelle der viktorianischen Ära, lächelt der junge Dichter übermenschliche Schwächen und gesellschaftliche Übel, die zum englischen Alltag gehörten. Die Wahl des Gemeindebüttels, das Gebaren der Honoratioren, die Zustände im Gefängnis und in Gin-Kneipen, das Treiben in den Vergnügungsstätten, der feierliche Aufzug einer öffentlichen Kinderspeisung und die Launen von Leuten verschiedenen Schlages, besonders die jener Ärmlich-Feinen, die in bürgerlicher Respektabilität beflissen hochstapeln, während sie das Schicksal schon aus dem Kreise der Wohlhabenden ausgestoßen hat - diese Skizzen entwerfen eine lebendige zeitgenössische Typologie und verraten die Hand des späteren Meisters, der die Kunst der Menschenliebe beherrscht.

Eulenspiegel Verlag Berlin

1. Auflage 1980

DDR 5,40 M

 

Gerhard Dallmann: Logbuch und Agende

Ostsee, Bodden, Haff und Achterwasser ... Sehnsucht des Binnenländers, der sich Wind und Wellen erträumt, dunkle Wolkenfetzen darüber, das unruhige Kreckern der Bleßhühner, Kranichzug...

Klaus Wehrmann ist hier zu Hause. Doch auch ihm bleibt diese Sehnsucht - Tag für Tag. Seine Romantik ist rein, ein wenig schwärmerisch wohl, aber nicht sentimental - herb ist sie wie der Geruch von Tang und Algen, wie die salzigen Güsse, die hoch ins Segel gischen und in grün-weißem Schaumquirl von Lee über Deck seiner "Kehrwieder" kriechen. Wohin der Weg ihn führt, auf Jahre oder auch Stunden nur, nach Dänemark in die Desertation aus der Hitler-Wehrmacht, nach Belgien in harte Kriegsgefangenschaft mit Zwangsarbeit untertage, in kirchlichen Dienst zu Lande (fernab des großen Meeres), in die Ferien nach Oberwiesenthal oder zum Einkauf auf den Alexanderplatz - Klaus Wehrmann blickt zum Himmel, folgt dem Lauf der Wolken und spürt den lockenden "raumen" Wind, der kräftig an Mast und Verstagung schiebt und wie eine geheimnisvolle Kraft sein Schiff vorantreibt. Steifer Wind in den Segeln, das ist gerade das rechte im Leben eines jungen Menschen, wenn es sich mit grenzenlosem Horizont gleich der schillernden See vor ihm ausbreiten will.

Gerhard Dallmann, in Wieck bei Greifswald Pfarrer und begeisterter Wassersportler (geb. 1926 in Stettin) berichtet in sechs poesievoll gestalteten Abschnitten von einzelnen Lebensstationen eines erstaunlichen Menschen, für den die Harmonie von Gott, Natur und Geschöpf trotz schwerer Anfechtungen unversehrt geblieben ist bis auf den heutigen Tag. "Einkehr zu sich selbst" findet er in seinem Schiffstagebuch, dem Logbuch. Zum Gleichnis für das regelmäßige, im Rundlauf der Jahre nie endende Zwiegespräch mit Gott wird für ihn die Agende, jene gottesdienstliche Ordnung, die den Pfarrer von Woche zu Woche begleitet. Das eine ohne das andere wäre nur eine armselige Hälfte seines Lebens...

Wie es übrigens heißt, sind nicht alle Personen und Handlungen dieser Geschichte frei erfunden.

Evangelische Verlagsanstalt Berlin

3. Auflage 1980

 

Hermann Sudermann: Litauische Geschichten

Hermann Sudermann, einer der erfolgreichsten Dramatiker der Jahrhundertwende, läßt uns in seinen "Litauischen Geschichten" die steife Brise spüren, die von der Ostsee her über die Kurische Nehrung ins Haff weht. Es riecht nach Teer und Tang und Fisch und landeinwärts nach Sumpf und Moor und Torf. Diese herbe Landschaft mit ihren unübersehbaren Wasserläufen, Weiden- und Erlenwäldern, einem Paradies für Elche und Wasservögel, ihren saftigen, mit Sumpfdotterblumen, Wiesenfuchsschwanz Rohrschwingel und Glatthafer bestandenen Wiesen prägt die Menschen zwischen Haff und Memel, die als Bauern oder Fischer - meist aber sind sie beides - durch harte Arbeit ihr Leben fristen und manchmal bescheidenen Wohlstand erlangen. Zu den "Antrininkas", den Knechten der Knechte, dürfen sie allerdings nicht gehören wie Jons und Erdme Baltruschat, die Helden der nach ihnen benannten Geschichte, die sich auf der Moorvogtei an der Szlaszner Brücke, zwischen Heydekrug und Ruß gelegen, als Moorsiedler eintragen lassen und ein Leben lang gegen die jährlichen Schmelzwasser der Memel und die scharfkantigen Eisschollen der großen Sturmfluten ihr Hab und Gut verteidigen müssen.

Litauen sieht heute freilich ganz anders aus: viele Sümpfe sind trockengelegt und haben sich in blühendes Weideland verwandelt. Dämme wurden gegen das Hochwasser gebaut, und die begehrten Aale, Welse, Zander, Stinte und Neunaugen werden gemeinsam gefischt. In Sudermanns volkstümlich-realistischen Erzählungen, nach wahren Begebenheiten 1916/17 niedergeschrieben, spiegelt sich ein Stück Geschichte dieser reizvollen Landschaft und ihrer einfachen, liebenswerten Menschen.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar

1. Auflage 1979

bb-Reihe Nr. 423, Aufbau-Verlag, 1979
DDR 2,95 M

 

Willy Walther: Der andere Krieg – Geiselnehmer und Animiermädchen in Weiss, Grau und Schwarz

Inhalt
Kapitel I
Manipulation nach innen - Diversion nach außen ....... 7
Giganten der Macht ....... 8
Instrumente des Klassenkampfes ....... 10
Vor sechzig Jahren ....... 11
Die Mahnung Albert Einsteins ....... 14
Ohne Molotow-Cocktails und Maschinengewehre ....... 17
Krieg gegen Denken, Vernunft und Gefühle ....... 19
Herr Köpcke hält es für ausgeschlossen ....... 23
Nervenkitzel und Gerüchte ....... 28
Geschäft mit der Angst ....... 32
Launen des Ministers ....... 35
Krieg im Äther ....... 39
Falsche Schlüsse aus Helsinki ....... 45

Kapitel il
Spielarten imperialistischer Propaganda ....... 53
Weiße, graue und schwarze Propaganda ....... 54
Druck aufs Knöpfchen ....... 68
Vier Paukenschläge und später: Lügen aus dem Bush ....... 74
Animiermädchen »Radio Luxemburg « ....... 77
Ohne Glacéhandschuhe ....... 82
Ätherkrieg öffentlich-rechtlich ....... 88

Kapitel III
Das Abc imperialistischer Propaganda ....... 97
Psychologische Bomben ....... 98
Entstellende Kommentierung ....... 106
Vorlauf mit vergifteten Wörtern ....... 109
Korrespondenten auf Abwegen ....... 117
Konfrontation und Kampagnen ....... 120
Krieg ohne Ende? ....... 124

Anhang der Dokumente ....... 126
Quellenverzeichnis ....... 160
Verzeichnis der Dokumente ....... 162

Urania-Verlag Leipzig,Jena,Berlin

25 September 2023

Eva Strittmatter: Der Zwergenriese – sieben Erzählungen

Buchanfang
Brüderchen Vierbein
Es lebte einmal ein kleines Mädchen mit seiner Mutter in einer Hütte, das hatte nicht Bruder noch Schwester, und weil seine Mutter tagsüber ihrer Arbeit nachging, war das kleine Mädchen oft allein.
Tagaus, tagein spielte es mit einem Kloben Holz, wickelte ihn in bunte Lappen und nannte ihn sein hölzernes Söhnchen. Eine alte Kiste und ein wenig Heu nahm es zum Bett für den Kloben. Das war sein ein und alles.
Weil der Kloben aber so steif und stumm war, sang das Mädchen, wenn es ihn wiegte, oft:
          Hölzernes Söhnchen mein,
          hätt ich ein Lebelein,
          Zweigebein, Viergebein,
          sollt es mein Bruder sein.
Eines Tages, als das Mädchen mit dem Kloben ausging, fand es einen Kater, dem der Jäger den Pelz mit Schrotkörnern zerlöchert hatte. Das Mädchen redete freundlich mit dem Kater und streichelte ihn.
Da lief der Kater dem Mädchen nach, lief durch Straßen und Gassen bis zum Hüttchen, in dem das Mädchen wohnte.
Das Mädchen bekam vor Freude rote Bäckchen und fragte den Kater: »Viergebein, willst du mein Bruder sein?«
Der Kater maunzte. Da verband das Mädchen dem Kater die Wunden, so gut es konnte, gab ihm zu essen und zu trinken, setzte ihn zum Kloben in die Kiste und nannte ihn Brüderchen Vierbein.
Als die Mutter von der Arbeit heimkam, schalt sie: »Haben wir nicht Sorgen zuviel und Essen und Trinken zuwenig? Was soll uns ein Kater?«
Als sie aber sah, wie lieb das Mädchen den Kater hatte, und als sie hörte, daß es den Kater Brüderchen Vierbein nannte, tat der Mutter das einsame Kind leid. Sie ließ den Kater in ihrer Hütte wohnen und gab ihm von ihrem kargen Brot zu essen.

Inhalt
Brüderchen Vierbein ....... 5
Vom Kater, der ein Mensch sein sollte ....... 16
Großmütterchen Gutefrau und ihre Tiere ....... 26
Der Igel ....... 32
Der Knabe im Walde ....... 41
Jetzt wolln wir mal ein Liedchen singen ....... 46
Der Zwergenriese ....... 53

Illustrationen von Barbara Schumann

Der Kinderbuchverlag, Berlin

1. Auflage 1987
2. Auflage 1989

Gisela Steineckert: Einfach Zuneigung – 22 Beispiele in Prosa

„Gesichter in meinem Spiegel“ hieß der erste Porträtband Gisela Steineckerts. Was sie dort begann, setzt dieser Band fort: Aus flüchtiger Begegnung oder dauernder Auseinandersetzung entstehen Überlegungen zum Tun und Lassen der Mitmenschen, zu den eigenen Ansprüchen und denen anderer, entstehen einfühlsame Zeichnungen von Lebensläufen und -haltungen und oftmals herausfordernde Gedanken zur Kunst und zu Fragen des Alltags. Was die Texte über die Malerin Frida Kahlo und den Autor Charles Bukowski, über die Antifaschistin Marischa und die in der Not lebensklug gewordene Theresia, über das Scheitern einer jungen Liebe und gar ein „Abendbrot bei Nachbars“ eint, ist die selbst im Widerspruch noch von Verständnis und Zuneigung getragene Sicht.

Buchanfang
Marischa, meine Liebe
Es war ein fast unerträglich heißer Sommer, und ihm folgte „der schönste September, an den ich mich erinnern kann“. Freilich war es auch ein Sommer voll der beängstigenden Nachrichten, auf die hin manche das Notwendigste einpackten, um sich in das Innere des polnischen Landes zurückzuziehen, weg von der Grenze. Die Familie Wollenberg war es gewohnt, mit einem gewissen Unbehagen zu leben. Als Atheisten gehörten sie nicht zu den gläubigen Juden, hatten nicht teil an deren Zusammenhalt, aber Juden blieben sie für die katholischen Mitbürger dennoch. Marischa, die Tochter des Zollangestellten, wäre in der Schule gern geblieben, wenn die Religionsstunde begann, nicht wegen der Belehrung, sondern wegen der Gemeinschaft. Für ein kleines Mädchen war es fast zu viel des Mutes, daß sie nach dem Willen des Vaters jedesmal aufstehen und gehen mußte.
Dafür war es zu Hause warm, ein gutes Zuhause. In jenem Jahr war Marischa eben achtzehn Jahre alt geworden, da fühlt man sich bei guten Verhältnissen den Eltern noch nahe wie ein Kind, das Herz ist befaßt mit allerlei Händeln und Träumen und der Kopf voll von Gedanken an die eigene Zukunft. Es war herauszufinden, was man aus einem Abitur, den eigenen Gaben und der Anregung durch Literatur, unter anderem Majakowski, Ehrenburg, wohl machen kann.
Zukunft, Hoffnungen, Träume, damit hat ein junger Mensch ausreichend zu tun. Marischa hatte zwei Geschwister, den kleinen Bruder und den älteren, der wegen seiner Zugehörigkeit zur KP Polens schon Jahre im Zuchthaus hatte zubringen müssen. Eben war er entlassen worden, er emigrierte bei Ausbruch des Krieges in die Sowjetunion. .....

Inhalt
Marischa, meine Liebe ....... 5
Ein Moment ....... 16
Raimund und Susanne ....... 19
Selma Meerbaum-Eisinger ....... 24
Die alten Frauen ....... 31
Theresia ....... 41
Warum ich keine Märchen schreibe ....... 49
Schönhauser Allee ....... 59
Bożena ....... 76
Drei Atemzüge Zeit ....... 82
Herbert, 54, Betriebsökonom ....... 85
Ein Paar ....... 90
In meiner Erinnerung ....... 98
Leutnant J. B. ....... 106
Hermann und Lenchen in E. ....... 111
Ich habe mich ihm zugewandt ....... 120
Charles Bukowski ....... 126
Gäste ....... 134
Folgen ....... 142
Lieber Herr K. ....... 145
Es kam alles ganz plötzlich ....... 156
Zugfahrt ....... 161

Schutzumschlag und Einband: G. Ruth Mossner

Verlag Neues Leben, Berlin

1. Auflage 1986
2. Auflage 1987
3. Auflage 1989

23 September 2023

Peter Hacks, Hans Ticha: Das musikalische Nashorn

„Wenn du mir ein Märchen erzählst, lasse ich dich laufen“, sagte der Storch zum Ochsenfrosch; denn er war schon satt genug. Was glaubt ihr, wie dem Ochsenfrosch die Reime aus dem Maul flossen?

An einem heißen Ort der Erde,
Da lebte eine Nashornherde.
Sie gingen schläfrig auf der Weide.
Sie waren stark, doch ohne Zorn.
Sie taten keinem was zuleide,
Und nur dem Räuber droht ihr Horn.

Nun aber wuchs in ihrer Schar
Ein Jüngling auf, der anders war.
Er schwärmte früh für alles Schöne,
Insonderheit die Kunst der Töne,
Und stellte eines Tages fest,
Daß auf dem Horn sich blasen läßt.

Gedicht Peter Hacks
Zeichnungen Hans Ticha

Der Kinderbuchverlag, Berlin

1. Auflage 1978
2. Auflage 1978
3. Auflage 1979

Margarita Stāraste: Eichelmännchen

Buchanfang
EICHELMÄNNCHEN LERNT LAUFEN
Maichen, ein kleines Mädchen, sitzt unter einer mächtigen Eiche und macht aus Eicheln allerlei Tierchen.
Da ist schon ein stupsnäsiger kleiner Hund, eine Katze und ein Häschen. Hier hockt ein Eichhörnchen mit einem Rispengras als Schwanz, dort essen ein Ferkel und ein Entlein gemeinsam aus einem Trog.
Am niedlichsten ist wohl das kleine Männlein. Es hat kurze Arme, an den Füßen Tonpantoffeln, auf dem Kopf eine kleine, runde Kappe. Protzig steht es da mit vorgestrecktem Bauch. Wie sollte es auch nicht stolz sein – es hat sogar einen Namen: Eichelmännchen. Den hat ihm Maija gegeben.
Bald ist Mittagszeit. Maija rafft ihr Eichelspielzeug zusammen, drückt es an die Brust und eilt nach Hause.
Eichelmännchen ist neugierig. Es steckt den Kopf zwischen Maijas Finger, schaut in die Runde und entgleitet unversehens Maijas Händen. Maija jedoch bemerkt das gar nicht. Sie läuft weiter.
Nun liegt Eichelmännchen auf einem glatten Wegerichblatt und betrachtet die hohen Grashalme und Wermutstengel ringsum. Eine Biene surrt mit duftender Honigtracht vorbei.
„Wer schläft denn da am hellichten Tage?“ summt sie. „Arbeiten muß man! Die Kannen müssen gefüllt werden!“
„Arbeiten?“ überlegt Eichelmännchen leise. „Halt, wozu habe ich denn meine Beine? Ich will mich auf den Weg machen und sehen, was andere tun.“
Eichelmännchen richtet sich auf und versucht zu gehen. Anfangs will ihm das gar nicht gelingen. Es fällt bald auf die Nase, bald auf den Rücken, purzelt und taumelt einher. Nach einer Weile geht es jedoch schon ganz gut. Nun trippelt es fröhlich der Sonne entgegen.

Illustriert von Margarita Stāraste
Aus dem Lettischen von Sigrid Plaks

Verlag "Liesma", Riga

Auflagen
 1969
 1982
 1986
 1990

Einband der Ausgabe von 1969

 

21 September 2023

Wil Lipatow: Ermittlung zur Person

Menschen wie Jewgeni Stoletow dürfen nicht sterben!"
Doch der das sagt, hat seinen Tod mitverschuldet. Nicht nur ihm war Jewgeni im Weg, Störenfried seiner geheiligten Ordnung. Auch anderen war dieser Neunzehnjährige ein Ärgernis. Sie hielten ihn für unreif, aufwieglerisch, hitzköpfig, unbequem und vor allem für unmoralisch.
Wie war er wirklich, dieser Jewgeni? Untersuchungsrichter Prochorow, betraut mit der Aufklärung des Falles Stoletow, muß diese Frage stellen. Durch Verhöre und Ermittlungen wird das Leben von Jewgeni nachvollzogen, ergibt sich das Bild einer widersprüchlichen und doch faszinierenden Persönlichkeit

Über den Autor
Wil Lipatow wurde am 10. April 1928 in Tschita (Transbaikalien) geboren. Studium am Pädagogi- schen Institut in Tomsk. Danach acht Jahre Tätigkeit als Journalist. Die ersten Kurzgeschichten erschienen 1956. Heute lebt Lipatow als freiberuflicher Schriftsteller in Moskau.
In der DDR wurde er bekannt mit „Viktoria und die Fischer“ (1964) und „Die Mär vom Direktor P.“ (1971). Für den Roman „Ermittlung zur Person“ erhielt Lipatow 1975 den Ostrowski-Preis Erster Klasse.

Titel des russischen Originals: И это все о нем
Ins Deutsche übertragen von Ruprecht Willnow, Ingrid Göhringer und Heinz Kübart
Schutzumschlag und Einband: Michael de Maiziere

Verlag Neues Leben, Berlin

1. Auflage 1976

auch erschienen
1978  im Buchclub 65

Carlos Rasch: Asteroidenjäger

Das Radar schrillt seine Meteoritenwarnung durch alle Kabinen der Rakete. Schreckensbleich klammert sich die Kosmonautin Sagitta an ihren Sessel. Ist ihr Bruder wahnsinnig geworden? Warum schreit er dem heranrasenden Meteoriten über Funk Anfrage auf Anfrage entgegen? Da erkennt Sagitta einen V-förmigen Schattenriß auf dem Radarschirm. Sollte das ein Raumschiff sein? Auf der Erde baut man keine V-förmigen Raumschiffe. Woher kommt es? Warum schweigt es? Und über die Hälfte der Besatzung befindet sich außerhalb des eigenen Raumschiffes, auf einem Planetoiden!
Diese und andere Gefahren haben die Kosmonauten des Asteroidenjägers AJ-408 zu bestehen. Als Teil eines umfassenden Weltraum-Flugsicherungsdienstes suchen sie zwischen Mars- und Jupiterbahn zusammen mit anderen Raumschiff-Flottillen der Erde nach Asteroiden und Meteoritenschwärmen, um sie entweder zu vernichten oder mit Funkwarnfeuern zu bestücken. Die Meteoriten sind noch immer, vierhundert Jahre nach dem ersten Sputnik, die größte aller Gefahren für den Menschen im Weltraum.

Illustration von Hans Räde

Verlag Neues Leben, Berlin
Spannend erzählt, Band 122

1. Auflage 1963
2. Auflage 1965
3. Auflage 1966
4. Auflage 1969
5. Auflage 1974

Auch erschienen bei

    
1965 im Buchclub 65
als Lizenz d. Verl. Neues Leben, Berlin
    
1961 "Kompass-Bücherei", Bd. 35
Mit Illustrationen von Wolfgang Würfel

20 September 2023

Siegfried Maaß: Lindenstraße 28

Hier, in einem kleinen ehemaligen Lagerhaus, wohnt Vera, Stucks Freundin. Als Stuck erfährt, daß sie von ihren Eltern weggezogen ist und es auf keiner Arbeitsstelle lange aushält, steht er zu ihr. Er liebt sie und traut sich zu, ihr zu helfen.


Verlag Neues Leben Berlin 1980

 

Johanna Braun, Günter Braun: Lieber Kupferstecher Merian - Wahre Begebenheiten

Von einem Bürgermeister, der sparsam mit der Zukunft umgeht - Von einem Deichhüter, der kein Schimmelreiter ist - Von einem Chefdramaturgen, der nach dem Genuß von Rotwein sauer wird - Von einem Doktor, der mit seiner Frau zum Schwimmen reitet - Von Rindern, die sich in Produktionshüllen wohl fühlen - Von einem Elitebullen, der Achill heißt - Von einem Fisch, der Schlick und Schlamm verzehrt - von Landleuten, die früher auf Stelzen liefen - Von einem Denkmal, das ein Double bekommt - Von einem Konrektor, dem ein seltsamer Lebensstil nachgesagt wird - Von einem Reichsgrüner, der etwas gegen moderne Orthographie hatte - Von einem Sonderling, der sich seine Tempel selbst baute - Von all diesem und anderem mehr berichten die Autoren in Briefen an fiktive Partner - auf Grund von Begebenheiten, die sie erlebt, von Gesprächen, die sie geführt, von Informationen, die sie erhalten haben. So entsteht eine Topographie der Landschaft zwischen Elbe und Arendsee, zwischen Stendal und der Wische - eine Topographie der Altmark.


Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
Edition Neue Texte

Joseph Ruederer: Linnies Beichtvater - Tragikomische Erzählungen

Joseph Ruederer gehörte zu der 1892 gegründeten Künstlervereinigung, die scherzhaft "Nebenregierung" genannt wurde. Die illustre Gesellschaft, die gegen den herrschenden Kulturbetrieb opponierte und zu der auch Max Halbe, Frank Wedekind und der Maler Lovis Corinth zählen, traf sich regelmäßig im Café "Minerva" in München. Damals war Ruederer, der später zu Unrecht in Vergessenheit geriet, ein ebenso gefeierter wie geschmähter Autor. Häufig wurde die Aufführung seiner Theaterstücke verboten, obwohl sich bedeutende Künstler für ihn einsetzten. Gegen Widerstände inszenierte 1904 Max Reinhardt mit großem Erfolg im Theater am Schiffbauerdamm die Komödie "Die Morgenröte". Thomas Mann schätzte den Schriftsteller und verpaßte keine seiner Premieren. Alfred Kerr schrieb glänzende Kritiken und lobte ihn als "den besonderen, humorhaften deutschen Entlarver gebirglicher Biederkeit; den gesunden Menschenverächter ohne Haß, zu dem man ein ganzes, menschliches Zutrauen faßt".

In seinen mitunter boshaften Geschichten bedient sich Ruederer grotesk-satirischer Mittel und bringt damit die unheldischen Helden in tragikomische Situationen. Genaue Menschenbeobachtung liegt den rigorosen Charakterstudien seiner Erzählungen zugrunde. Mit Sympathie sind die Figuren in ihrem oft verzweifelten Ringen um Würde und ein bißchen Glück gezeichnet: Blindwütig um sich schlagend, versucht sich der Totengräber seine Sehnsucht nach einem sinnvollen Dasein und nach Anerkennung in der Dorfgemeinschaft zu erfüllen; trickreich und gewitzt bemüht sich das lebenslustige Münchener Mädel Linni, das weder ohne Beichtvater noch ohne Liebhaber leben kann, um den Ausgleich zwischen Seelenfrieden und Sinnenglück; wohldurchdacht, aber vergeblich sind die Anstrengungen des neureichen Wurstfabrikanten Schefbeck, Einzug in die "bessere Gesellschaft" zu halten...

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar

1. Auflage 1988

Ausgewählt von Sabine Horsch
bb-Reihe Nr. 615

19 September 2023

Krystyna Siesicka: Liebe auf den dritten Blick

Aus einer Laune heraus macht Kuba in seiner Klasse die Wandzeitung; die Freundschaft mit Anka und die Beziehung zu Ewa sind mehr als eine Laune. Liebe auf den ersten Blick gibt es bei ihm nicht.


Verlag Neues Leben Berlin 1970

 

Kurt Biesalski: Letzte Liebe - Novellen

Aufrichtig offenbart Bettina ihrer Familie die plötzlich aufbrechende Zuneigung zu dem bekannten Frauenarzt Dr. Lewitz. Obwohl sie weiß, dass ihr Anspruch auf Glück sich nicht verwirklichen lässt, gibt sie sich dem neuen Gefühl rückhaltlos hin. Ihre fast erwachsenen Söhne wenden sich zwar verstört von Bettina ab, doch der Ehemann erweist sich unter der schweren Zerreißprobe letztlich als verständnisvoller und zartfühlender Gefährte, denn er spürt, es ist nicht nur Bettinas erste, sondern zugleich letzte Liebe ...

In den Erzählungen dieses Bandes gestaltet der Autor das uralte, ewig junge Thema zwischenmenschlicher Beziehungen. Seine Gestalten sind schlichte, mitunter unauffällige und bescheidene Menschen unseres Alltags, die, auf ihre Weise, zurückhaltend oder aufopferungsvoll, zögernd oder mit letztem Einsatz, um den eigenen Glücks- oder Lebensanspruch ringen. Liebe, Tod und Sehnsucht nach Gemeinsamkeit sind Grundthemen, die der Autor in kleinen Geschichten variiert.

VEB Hinstorff-Verlag, Rostock, 1986, 1. Auflage

 

Lieber Freund Tobik - Geschichten über Hunde

"... Im Leben eines jeden Menschen sollte es einen Hund geben. Einen Hund, der ihn aus einer Gefahr errettet, der ihn von der Einsamkeit befreit oder auch nur die in ihm verborgenen Kräfte weckt, die zarten, leicht verletzbaren Kräfte der Liebe zu allem Lebendigen..." Diese Gedanken bewegen Juri Jakowlew, wenn er mit seinem Dingo durch die Straßen geht und den freundlichen oder mißbilligenden Blicken der Leute begegnet. Mit seiner Geschichte möchte er, wie auch die anderen Autoren in diesem Band, dem guten Freund des Menschen, dem Hund, ein Denkmal setzen.

Kinderbuchverlag Berlin 1982
ATB Buch Nr 76
 

18 September 2023

Evelyn Aissá Maadaoui: Die Stadt der Jaguare

Als sich die Indios 1847 in Nordyucatán erheben und die Haziendas der Kreolen niederbrennen, gerät Isabel, Tochter eines Hazienderos, in Gefangenschaft der Aufständischen, die sie mit auf ihren großen Marsch durch den Urwald nach Chan Santa Cruz nehmen. Dorthin wollen sich die Indios zurückziehen, um sich zu sammeln und neue Führer zu wählen. Isabel findet Freunde in der Stadt. Da bemerkt sie eines Tages, daß einige Männer die Machtstreitigkeiten der Indios ausnutzen, Verbindungen mit den Kreolen aufnehmen und Lagepläne weitergeben wollen. Sie setzt ihr Leben aufs Spiel, um den Verrat zu verhindern, obwohl sie weiß, daß es dann für sie keinen Weg zurück gibt. Die Stadt der Jaguare, eine verlassene Tempelstadt, wird zum Schauplatz eines erbitterten Kampfes zwischen Indios und Kreolen.

Illustration von Günther Lück


Verlag Neues Leben, Berlin
Spannend erzählt, Band 212

1. Auflage 1988
2. Auflage 1990

Fritz Hennenberg: Leipziger Gewandhausorchester

Gewandhausdirektor Karl Zumpe gewidmet

Buchbeginn
Vom Wert der Tradition
Seit mehr als zweihundert Jahren werden in Leipzig öffentliche Konzerte veranstaltet. Weil sie lange Zeit in einem Saal des Gewandhauses, dem Handelsplatz der Woll- und Tuchhändler, stattfanden, heißen sie noch heute Gewandhauskonzerte. Aber der Name ist jünger als die Konzerte selbst. Ein Leipziger Konzertorchester bestand schon rund 50 Jahre lang, ehe es ins Gewandhaus übersiedelte. Die Geschichte des Gewandhausorchesters begann vor über zwei Jahrhunderten. Diese Tradition würde wenig bedeuten, wenn sie keine Höhepunkte einschlösse, an der sich Generation für Generation zu bewähren hatte. Eine große Vergangenheit ist eine beständige Mahnung, der einmal gesetzte hohe Maßstab weiterer Ansporn.
Die Persönlichkeit des Kapellmeisters prägt zum guten Teil den Charakter eines Orchesters. Die am Pult des Gewandhauses standen, waren tüchtige Musiker; einige aber waren Genies. Sie rissen das Orchester mit sich fort. Sie einzuholen und zu überholen war Aufgabe ihrer Nachfolger. Manche erfüllten sie, andere scheiterten daran, wobei nicht nur die unterschiedlichen Begabungen der Dirigenten, sondern oft auch die Gunst oder Ungunst der gesellschaftlichen Zeitumstände und nicht zuletzt die wechselnde Aufgeschlossenheit des Publikums fördernd oder hemmend eine Rolle spielten.
Das Orchester ist das Instrument des Dirigenten. Gutes Spiel braucht ein klangschönes Instrument. Zwar kann (und soll!) der Kapellmeister erziehen; doch seinem Ehrgeiz sind Grenzen gesetzt, wenn er das Vermögen der Musiker überfordert. Es ist Tradition im Gewandhausorchester, daß es immer höchste Ansprüche erfüllte, daß es, wenn es einen wahren Kapell-"Meister" an der Spitze hatte, dessen Erwartungen entsprach, ja, sie übertraf - daß es sich dann als ein Meisterinstrument erwies.
Die Kraft der Tradition wirkt in den Organismus dieses Orchesters. Es sieht darauf, daß das einmal Erreichte nicht wieder aufgegeben wird: daher die hohen Maßstäbe bei jedem Probespiel. Viele der Gewandhausmusiker waren und sind Lehrer. Die begabtesten ihrer Schüler sitzen später an ihren Pulten. Und aus den einstigen Schülern werden die Lehrer von morgen.

Bibliographisches Institut Leipzig, 1972
Mit 81 Abbildungen

Karel Capek: Leben und Werk des Komponisten Foltýn

Karel Capek begann seine schriftstellerische Laufbahn als Student: Er veröffentlichte kleine Prosastücke in Zeitschriften. Durch seine Mitarbeit in der Presse hatte er großen Anteil an der Entwicklung des tschechischen Geisteslebens. Seine Erzählungen und Romane machten ihn zu einem der populärsten Autoren, und mit seinem Drama RUR (Rossum's Universum Robots), in dem er den Begriff des Roboters prägte, erlangte er Weltruf.
In jungen Jahren vom Pragmatismus und Relativismus beeinflußt, löste er sich allmählich von diesen philosophischen Strömungen. Er wandte sich mehr und mehr der Wirklichkeit und Fragen seiner Zeit zu. Für ihre Gestaltung wählte er weiterhin häufig die Form der Utopie. Karel Capek war ein Schriftsteller, der das Ausgefallene, das Originelle liebte; er zeichnete sich durch eine reiche Phantasie und einen Humor aus, der sich bis zur Satire steigerte, die in seinem Spätschaffen gegen den Kapitalismus und den Faschismus gerichtet war.

Scheinbar fern jeder gesellschaftlichen Problematik steht das als Fragment hinterlassene "Leben und Werk des Komponisten Foltýn". Doch zeigt Karel Capek hierin zum ersten Mal, daß er seinen Zweifel an der Erkennbarkeit der Wahrheit überwunden hat. Wie schon in früheren Romanen läßt der Autor einen Menschen von verschiedenen Gestalten unter verschiedenen Aspekten betrachten, aber hier bezieht er Stellung und entlarvt seinen Helden, einen selbstgefälligen Betrüger. Karl Capek, der bis dahin nur liebenswerte Charaktere geschaffen hat, gibt einem Menschen mit den Auffassungen, wie sie ein Foltýn hat, keine Chance.
Diese Wandlung ist durch die Verhältnisse in den dreißiger Jahren zu erklären, die Capeks Blick für die Wirklichkeit geschärft haben. Nicht zufällig sagte der große Schriftsteller zwei Jahre vor seinem Tod: "Ich kann mir nicht helfen, aber eine Literatur, die die Realität nicht beachtet, die sich nicht darum kümmert und darauf nicht so reagiert, wie es Wort und Gedanken vermögen - eine solche Literatur ist nicht mein Fall."

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1967


Fritz Barthel: Letzte Abenteuer um Karl May

"Das kann man tun in Allemagne?" Monsieur Bonnefont vom Pariser ,Marin' ist tief erschüttert. Der Redaktionschef eines Berliner Weltblattes hat ihm - man schreibt das Jahr 1910 - den noch druckfeuchten Abzug eines Schandprozeß-Berichtes über Karl May zur Weitergabe nach Paris in die Hand gedrückt. Karl May vor den Schranken des Gerichts in Berlin-Charlottenburg! Ja, das konnte man tun! Damals. Kurz vor dem ersten Weltkrieg. Und heute? Haben wir etwas dazugelernt? - Darum dieses Buch.

Ein führender Pressemann aus den Schicksalsstunden Deutschlands hält eine glühende Abrechnung. Er schildert, wie er mit Karl May zusammentrifft. Echte Dramatik liegt darin, wie er den Weg zu seinem ,großen weißen Bruder' findet, dem er schon in der Tertia der Düsseldorfer Fürstenwall-Schule die Treue schwur: Der ,Winnetou' öffnete die lockenden Weiten der Prärie vor seinem geistigen Auge, und die tausend Abenteuer einer modernen Odyssee - jene herrlichen Bände von ,Durch die Wüste' bis zum ,Schut' - nehmen ihn in ihrer menschlich erhabenen Makellosigkeit gefangen. - Eine einmalige Kostbarkeit ist die packende Schilderung von Karl Mays letztem Vortrag 1912 in Wien, der großen Friedensrede "Empor ins Reich der Edelmenschen!"

Ein aufregendes Buch. Ein Stück Weltgeschichte. Große Namen geistern durch die Seiten. Es umspannt einen weiten Bogen: Vom Kaisersohn bis zum Droschkenkutscher, vom Rasenden Reporter bis zum Meister der Verleumdung, vom Chefredakteur bis zum Botenjungen. Und im Hintergrund das unvergessen schöne Berlin. Über allem spannenden Geschehen aber leuchten die Worte Karl Mays in Wien: "Güte ist größer als Gewalt! Milde ist mächtiger als Mord ... Das schönste Wort der Welt ist Liebe...!"

Ustad-Verlag Bamberg 1. Auflage 1955

Paul Keres: Vierspringerspiel bis Spanisch

Die Spanische Partie gehört seit eh und je zu den beliebtesten Eröffnungen. Es gibt kaum eine bedeutende Schachveranstaltung, wo diese in ihrem Ideenreichtum schier unerschöpfliche Spielweise nicht vorkommt. Angesichts der Fülle des über sie vorliegenden Materials wird die Spanische Partie in zwei selbständigen Bänden dargestellt. Während im vorliegenden Band die Systeme mit 3.... a6 eingehend untersucht werden, sind alle übrigen Abspiele in dem Band Klassisches Spanisch bis Französisch erläutert. Seit dem Erscheinen der vorigen Auflage wurden in den hier behandelten Varianten wiederum zahlreiche Neuerungen und Verstärkungen gefunden. Iwo Nei, Internationaler Meister und Hauptmitarbeiter des verstorbenen Internationalen Großmeisters Keres, hat diese in bewährter Weise gesichtet, ausgewertet und in die Darstellung eingefügt. Zusätzlich geprüft und ergänzt wurde das aktuelle Material von dem Exweltmeister und Spanisch-Experten Michail Tal. Auf diese Weise ist verbürgt, daß die Überarbeitung ganz im Sinne von Keres erfolgte und dem Leser den neuesten Erkenntnisstand vermittelt.

Vorwort
Ursprünglich waren die beiden umfangreichen Eröffnungen Spanisch und Französisch in einem Band der Modernen Theorie der Schacheröffnungen zusammengefaßt. Dies führte angesichts des ständig anwachsenden Materials dazu, daß bald nicht mehr alle Abspiele so eingehend untersucht werden konnten, wie es sich viele Schachfreunde wünschten. Darum wurden mit der 1976 erschienenen Neuauflage die beiden Eröffnungen dem Leser in zwei Bänden vorgelegt. Während in „Vierspringerspiel bis Spanisch“ alle Spielweisen der Spanischen Partie behandelt werden, in denen sich Schwarz mit 3.... a6 verteidigt, enthält der Band „Klassisches Spanisch bis Französisch“ die Systeme, bei denen sich Schwarz im dritten Zug für andere Fortsetzungen entscheidet. Die von Keres vorgenommene Neuaufteilung im großen wie auch innerhalb der einzelnen Systeme hat sich gut bewährt und wurde deshalb für die zweite Auflage beibehalten. Die für den vorliegenden Band notwendigen Aktualisierungen besorgte der Internationale Meister Iwo Nei, Hauptmitarbeiter und Freund des verstorbenen Autors. Durchgesehen und ergänzt hat das aktuelle Material über die Neuerungen und Verbesserungen der letzten Jahre Exweltmeister Michail Tal. Damit ist gewährleistet, daß die Darstellung wiederum den aktuellen Wissensstand in der komplizierten, aber höchst lehrreichen Spanischen Partie widerspiegelt.

Inhalt
Vorwort
Vierspringerspiel
Die Spanische Partie
Die Spanische Partie mit 3. ... a6
Abschnitt 1 - Die Abtauschvariante
Abschnitt 2 - Die Gambitvariante
Abschnitt 3 - Die Verteidigung 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 b5 5. Lb3 Sa5
Abschnitt 4 - Die aufgeschobene Steinitz-Verteidigung
Abschnitt 5 - Wenig gebräuchliche Fortsetzungen nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6
Abschnitt 6 - Die offene Verteidigung
Abschnitt 7 - Der Marshall-Angriff
Abschnitt 8 - Die geschlossene Verteidigung – Tschigorin-Variante
Abschnitt 9 - Die geschlossene Verteidigung – Verschiedene
                     Fortsetzungen im 9. Zug von Schwarz
Abschnitt 10 - Die geschlossene Verteidigung – Verschiedene
                       Fortsetzungen im 9. Zug von Weiß
Abschnitt 11 - Die Tschigorin-Verteidigung
Verzeichnis der Eröffnungen und Varianten

Einband und Schutzumschlag: Erika und Peter Baarmann

Sportverlag Berlin
Moderne Theorie der Schacheröffnungen

1. Auflage 1976
2. stark bearb. Auflage 1979

17 September 2023

Dieter Mucke: Laterna Magica

Kaum noch bekannt ist uns Heutigen die Laterna magica, ein früher von Schaustellern oft vorgeführtes Gerät, mit dem man farbige Glasbilder an die Wand projizieren konnte.
Der Jesuitenpater Athanasius Kircher hatte es im 17. Jahrhundert erfunden, um seine Mitmenschen zum Guten zu bekehren, indem er ihnen Bilder des Todes und der Hölle vorgaukelte.
Bilder des Todes und der Hölle unseliger vergangener Zeitläufte reflektiert in diesem Band der Autor Dieter Mucke (Jahrgang 1936).
Aus einer Kiste scheinbar harmloser alter Familienphotographien greift er wahllos einige heraus, kommentiert sie satirisch-naiv und wirft ein Panorama des Grauens an die Wand der guten Stube. Aber es geht dem Autor weniger darum, den Teufel an die Wand zu malen, als ihn zu bannen, indem er den Leser immer wieder zur Auseinandersetzung mit jener dunkelsten Epoche deutscher Historie herausfordert.
Dieter Mucke ist auch als Kinderbuchautor und Lyriker bekannt.
In unserem Verlag erschien 1979 der satirische Märchenband "Die Sorgen des Teufels".

Eulenspiegel Verlag
Schutzumschlaggestaltung: Egbert Herfurth / Detlef Ringer
 

Lars Lawrence: Lang ist der Tag

Im heißen New Mexico ist die Hölle los. Senator Mahoney hat Arturo Fernández verhaften lassen. Auch den klugen, in der Arbeitersiedlung La Cieneguita beliebten Raymón Arce, der Arturo helfen wollte, hat die Polizei mitgenommen. Die Arbeiter ziehen vor das Gerichtsgebäude der Stadt. Man verwehrt ihnen den Zutritt zu der Verhandlung. Plötzlich bemerken sie, wie der Sheriff und seine Helfer die Häftlinge durch den hinteren Ausgang entführen wollen. Die Menge rennt um das Gebäude in die Seitengasse. Schüsse fallen, eine Bombe wird geworfen. Als sich das Gas verzieht, liegen ein Arbeiter und der Sheriff tot am Boden; von Raymón fehlt jede Spur. Die Hexenjagd auf die Siedler beginnt. Die Bosse wittern in dem Tohuwabohu eine Chance für ihre privaten und politischen Intrigen, doch schlagen in diesen Mexikanern, Indianern, Anglos und eingewanderten Osteuropäern starke Herzen, die der Willkür verzweifelt und doch auf findige Art Trotz bieten.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1957
bb-Reihe Nr. 3/4
Aus dem Amerikanischen: Horst Höckendorf

Die Trilogie The Seed umfaßt die Romane:

Morning Noon and Night
Out of the Dust
The Hoax

Gerhard und Christiane Vogel: Leben nach der Uhr

Bruno erkrankt an Diabetes mellitus. Viermal am Tag muß er sich spritzen. Er darf seinen Traumberuf nicht ergreifen. Sein Mädchen trennt sich von ihm. Ohne die Hilfe seines Freundes Marcel hätte Bruno kaum sobald sagen können: Mir ist wieder so nach Leben.


Verlag Neues Leben Berlin 1987


 

16 September 2023

Götz R. Richter: Die Männer von der "Senegal"

Rudi Rotters Traum war es schon immer, Seemann zu werden. Und eines Tages ist es erreicht. Er geht auf große Fahrt nach Afrika. Nicht als Schiffsjunge zwar, wie er es ersehnt hat, sondern nur als Kajütenjunge, denn man hat ihn mit Schimpf und Schande vom Ausbildungsschiff gejagt. Aber der Ärger über diese Ungerechtigkeit verfliegt bald. Viel gibt es zu sehen, fremde Landschaften, fremde Menschen. Neue Bekanntschaften verdrängen die Erinnerung an die Kameraden. Besonders der Kapitän imponiert Rudi. Ein noch junger Mann, der zum erstenmal das Kommando führt. Dann kommt es zur Auseinandersetzung zwischen Kapitän und Mannschaft, und Rudi wird hineingezogen.

Verlag Neues Leben, Berlin
Spannend erzählt, Band 151


1. Auflage 1979
2. Auflage 1983
3. Auflage 1986
4. Auflage 1989

Illustrationen von Ralf-Jürgen Lehmann

Das Buch erschien 1956 im Paul List Verlag, Leipzig unter dem Titel „Schiffe, Menschen, fernes Land"

14 September 2023

Franz Hessel: Spazieren in Berlin – Beobachtungen im Jahr 1929


Ich darf in diesen „ernsten Zeiten“ das Spazierengehen getrost empfehlen. Es ist wirklich kein spezifisch bürgerlich-kapitalistischer Genuß. Es ist ein Schatz der Armen und fast ihr Vorrecht. Gegen den zunächst berechtigt erscheinenden Einwand der Beschäftigten: „Wir haben keine Zeit, spazierenzugehn!" mache ich dem, der diese Kunst erlernen oder nicht verlernen möchte, den Vorschlag: Steige gelegentlich auf deinen Wegen eine Station vor dem Ziel aus dem Autobus oder Auto und ergehe dich ein paar Minuten...
Es ist das unvergleichlich Reizvolle am Spazierengehn, daß es dich ablöst von deinem mehr oder weniger leidigen Privatleben. Du verkehrst, du kommunizierst mit lauter fremden Zuständen und Schicksalen ...
Der richtige Spaziergänger ist wie ein Leser, der ein Buch nur zu seinem Zeitvertreib und Vergnügen liest ein selten werdender Menschenschlag heutzutage, da die meisten Leser in falschem Ehrgeiz wie auch die Theaterbesucher sich für verpflichtet halten, ihr Urteil abzugeben (ach, das viele Urteilen! Selbst die Kunstrichter sollten lieber weniger urteilen und mehr besprechen. Schön wär's, wenn Kritiker, was sie behandeln, besprechen könnten wie Zauberer die Krankheiten). Also, eine Art Lektüre ist die Straße. Lies sie. Urteile nicht. Finde nicht zu schnell schön und häßlich. Das sind ja alles so unzuverlässige Begriffe. Laß dich auch täuschen und verführen von Beleuchtung, Stunde und Rhythmus deiner Schritte...
Aus: Franz Hessel, Die Kunst spazierenzugehn (1933).

Gesamtgestaltung: Heide Lüders

Buchverlag Der Morgen, Berlin

1. Auflage 1979  

Thor Heyerdahl: Kon-Tiki. Ein Floß treibt über den Pazifik

Auf den Namen des legendären Sonnengottes Kon-Tiki hatten die sechs Skandinavier das Balsa-Floß getauft - mit dem sie im April 1947 eine der abenteuerlichsten Reisen antraten, die die Geschichte der Seefahrt kennt: Humboldtstrom und Passatwind sollten das Floß von der peruanischen Küste zu den Tausende Seemeilen entfernten Inseln Polynesiens treiben. Die Experten warnten vor den Gefahren des Stillen Ozeans, den verheerenden Stürmen und gefürchteten Haien, und sagten der Expedition ein schreckliches Ende voraus. Noch wichtiger war für die Männer aber ein anderes Problem: Würden die Balsa-Stämme - wie allgemein angenommen - schon nach wenigen Wochen so viel Wasser aufgesogen haben, daß sie ihre Schwimmfähigkeit verloren? Doch Thor Heyerdahl, der heute weltbekannte Forscher, ließ sich nicht abschrecken. Er glaubte an die Seetüchtigkeit der "Kon-Tiki", die nach altem indianischem Vorbild gebaut worden war. Mit dieser Drift wollte er einen praktischen Beweis seiner These liefern, die von den Fachwissenschaftlern bisher abgelehnt wurde: daß die polynesischen Inseln von Südamerika und nicht von Asien aus besiedelt worden waren. Das Buch über die 101 Tage währende dramatische Fahrt, das 1948 erschien, wurde seitdem in 50 Sprachen übersetzt und der Dokumentarfilm "Kon-Tiki" 1951 mit dem "Oscar" ausgezeichnet. 

Verlag Volk und Welt Berlin

Franz Fühmann: Vom Moritz, der kein Schmutzkind mehr sein wollte

Tipp von Wally Seidel




"Es war einmal ein Kinderheim, das war außen gelb und innen violett. Und dort wohnten auch Moritz, Bärbel und Claus..."

So beginnt Fühmanns erstes Kinderbuch, wunderschön illustriert von Ingeborg Friebel. Kindergenerationen sind mit diesem Buch groß geworden, lernten es nicht nur kennen, sondern wirklich richtig lieben.


Der Kinderbuchverlag Berlin


1. Auflage 1959

2. Auflage 1960

3. Auflage 1961

5. Auflage 1965

7. Auflage 1974

8. Auflage 1976

9. Auflage 1979

10. Auflage 1987

 

Ruth Werner: Kurgespräche

Sie wiegt hundert Pfund und soll zunehmen, er wiegt zwei Zentner und erhält Reduktionskost. Sie kommt aus einer Professorenfamilie, denkt schnell und redet viel. Sein Vater fällte Holz und war ein Wilddieb; er denkt langsam und schweigt gern. Die Frau geht ihm auf die Nerven, aber er muß sie ertragen, denn die Kurverwaltung hat sie zusammen an einen Tisch gesetzt.
Wie es kommt, daß sie beide Freunde werden, daß er ihr wie niemand anderem  zuvor aus seinem Leben berichtet, daß sie ihre Meinungen austauschen über Kinder und Enkel, über Wichtiges und scheinbar Nebensächliches, über den Alltag ihres Landes und über die Sicherheit der Welt, erzählt Ruth Werner humorvoll und nachdenklich stimmend zugleich.

Verlag Neues Leben Berlin

1. Auflage 1988
2. Auflage 1989

13 September 2023

Peter Sebald: Verschollen in Afrikas Urwald – Die Abenteuer des Robby Krause

Im Sommer 1967 überfliegt Robby Krause in einem Transportflugzeug am Äquator den afrikanischen Kontinent. Über dem Kongo dem heutigen Zaïre wird die Maschine von Jagdfliegern putschender Söldner abgeschossen. Robby kann mit dem Fallschirm abspringen und kommt unver- letzt im afrikanischen Busch auf die Erde. Aber damit ist er noch nicht gerettet. Die Afrikaner, die ihn erst einmal mit in ihr Dorf nehmen, fürchten um ihre Sicherheit, wenn die Söldner den Bürger eines soziali- stischen Landes bei ihnen finden. Was hat man mit Robby vor? Wo befindet er sich? Wie weit ist es bis zur nächsten Landes- grenze? Er erhält jedoch vorläufig keine Antwort. Robby erkennt, daß ihn hier ein weit gefährlicheres Abenteuer erwartet, als er sich vorgestellt hatte.

Einband und  Illustrationen von Günther Lück

Verlag Neues Leben, Berlin
Spannend erzählt, Band 169

1. Auflage 1974
2. Auflage 1982

11 September 2023

Hans Weber: Vielgeliebter Belvedere

In ihren Träumen von einem harmonischen Zusammenleben ist sie das Goldkind Twini, dem nichts passieren kann. Und so schiebt sie die Entscheidung, ob sie mit ihren sechzehn Jahren ein Kind bekommen soll, immer weiter vor sich her, verläßt sogar ihr Elternhaus und zieht zu dem Schriftsteller Belvedere, dem sie das Lebens- und Romankonzept durcheinanderbringt.


Verlag Neues Leben Berlin 1988


 

Manfred Küchler (Hg.): Verse für Verliebte

Dieser Band soll nicht mehr - allerdings auch nicht weniger - sein, als sein Titel verspricht: ein Buch für Verliebte, mit Versen für Verliebte und Bildern für Verliebte, sowohl für junge als auch für jung gebliebene. Für sie alle wurde hier eine reiche Auswahl aus dem internationalen Lyrikschatz eines Verlages zusammengetragen, der seit über einem Vierteljahrhundert Literatur des 20. Jahrhunderts aus Ländern rund um den Erdball vorstellt. Verständlich, daß die Überfülle von Gedichten den Band zu sprengen drohte, denn was wäre das schon für ein Poet, der es versäumte, von der Liebe zu berichten: vom Lauf der Dinge und der Zeit, von der Freude, aber auch dem Leid, von Erfüllung und Entsagung, von Hoffnung und Enttäuschung und von all den Zwischentönen, die das Leben reicher machen. Überall singen Dichter von Verliebten, von solchen, denen Zeit und Gesellschaft günstig gestimmt sind, und anderen, die sich trotzdem liebten, von Ernst und Tragik und auch Humor, von Sinnlichkeit, Stille und Sturm, von Harmonie und Dissonanz. 59 Dichter aus 28 Ländern und 14 DDR-Graphiker spiegeln das ewig junge Thema aus stets neuem, mitunter überraschendem Blickwinkel, ohne daß deshalb der Band Anspruch auf Repräsentanz erheben möchte. Damit wäre auch schon angedeutet, für wen dieses Buch nicht gedacht ist: nämlich für all jene Kritikaster, die Literatur nur mit dem Seziermesser genießen können, die für jedes Gedicht das entsprechende Schubfach parat haben und alle die Dichter fein säuberlich sofort mit Daten und Schildchen versehen. Verdruß und Enttäuschung wird sicher auch all jenen bereitet, die längst herausgefunden haben, daß dieser Dichter nur mit ,diesem' und jener nur mit ,jenem' Gedicht vorgestellt werden dürfte, daß der eine Genius nicht entsprechend gewürdigt wurde und der andere nur mit einem Scherzgedicht vertreten ist, daß das eine Gedicht eigentlich gar nichts mit der Liebe zu tun habe und das andere vom Dichter eigentlich ganz anders gemeint sei. Doch all das wird den Leser nicht stören, den die Vielfalt der lyrischen Handschriften berührt und anregt, der das eine oder andere Gedicht vielleicht schon kennt und nun in anderer Umgebung anders liest und versteht, der Leiden nachempfindet und der Bewährung seinen Respekt nicht versagt, denn "die Liebe läßt sich nicht vertagen", zu keiner Zeit und erst recht nicht in der Gegenwart. Ein Buch für Verliebte. Zum Lesen und Anschauen, zum Freuen und zum Nachdenken, nicht mehr - allerdings auch nicht weniger. 

Verlag Volk und Welt Berlin 1974
von 59 Dichtern aus 28 Ländern mit 31 Grafiken

 

Ottokar Domma: Vom braven Schüler Ottokar

Alle kennen Ottokar Domma! Wer aber kennt den Mann, der sich die Geschichten um diesen munteren Knaben ausgedacht hat? Er heißt Otto Häuser, wurde 1924 in Sankov, Kreis Karlovy Vary, als Sohn eines Bergarbeiters geboren. In der neunten Klasse wegen Aufsässigkeit gegenüber Nazilehrern von der Schule verwiesen. Soldat, sowjetische Kriegsgefangenschaft. 1946 übernimmt er als Neulehrer eine einklassige Dorfschule, wird Schuldirektor. Kommt nach Berlin. Ist seit 1958 beim "Neuen Deutschland". Häuser ist Diplompädagoge, Oberstudienrat, Verdienter Lehrer des Volkes.

Der Kinderbuchverlag Berlin

2. Auflage 1985

ATB Buch Nr 104

 

10 September 2023

Irma Harder: Verbotener Besuch


 Heimlich fährt Dörte zum Vater. Er soll ihr in dem Streit mit der Mutter helfen. Aber der Vater kann und will ihr die Entscheidung nicht abnehmen.


Verlag Neues Leben Berlin 1968


Rudolf Schramm: Venetianersagen von geheimnisvollen Schatzsuchern

Der Greizer Sagenforscher Rudolf Schramm lässt den Sagenkomplex geheimnisvoller Schatz- und Mineraliensammler des 15. und 16. Jahrhunderts wieder aufleben. Die Schatzsucher kamen aus der handelsmächtigen Lagunenstadt Venedig. In den Bergen und Tälern, Flussläufen und Quellen in unseren Mittelgebirgen waren sie auf der Suche nach Edelerzen, Halbedelsteinen und Flussperlen, um sie ihren heimischen Manufakturen zuzuführen. Der Sage nach kehrten sie mit großem Reichtum zurück. Thematisch den Goldsuchern der Sierra Nevada verwandt, nur kehrten die, falls überhaupt, selten so sagenhaft reich zurück. Die Zeit der Sagen war wohl da schon nicht mehr zeitgemäß? ( vgl. "Das Gold der Sierra Nevada" von Thomas W. Schmidt)

VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1985
Gesammelt und neu erzählt von Rudolf Schramm

 

Karl Heinz Berger: Verjährt, aber nicht vergessen

Wer tötete den Regisseur Manfred Malter? Eine Antwort auf die Frage schien einfach, jedenfalls für Hauptmann Streiter, damals, im Jahr 1961, als das Verbrechen geschah. Er war sicher, das Motiv und den Täter zu kennen, nur er fand keine Beweise, so beharrlich, ja geradezu verbissen er auch suchte.

Mehr als sechsundzwanzig Jahre später fällt dem jungen Kriminalisten Rolf Liebmann beim Studium der alten Akte auf, daß er an ebenjenem Tag geboren wurde, an dem Malter starb. Und wenngleich er nicht abergläubisch ist, hält er es doch für einen Wink des Schicksals, sich des ungeklärten Falles anzunehmen. Die Recherchen führen ihn mit Menschen zusammen, die - heute wie damals - meist nur ungern der Wahrheit die Ehre geben, und er muß erfahren: Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen. Und auch dem inzwischen pensionierten Hauptmann Streiter bringen die späten Erkenntnisse nicht nur die Befriedigung, endlich auf den richtigen Weg geraten zu sein.


Verlag Das Neue Berlin 1989
DIE Delikte Indizien Ermittlungen

 

Hans Scherfig: Der verschwundene Kanzleirat

Teodor Amsted, Kanzleirat im dänischen Kriegsministerium, ist ein Vorbild an Fleiß und korrekter Pflichterfüllung, ein untadeliger Ehemann und verständnisvoller Vater. Ehrgeizige, auf das künftige Wohlergehen des Sohnes bedachte Eltern führten ihn mit umsichtiger Strenge zu Abitur und Staatsexamen. Später, von einer liebevollen Gattin umhegt, widmet er sich völlig seiner Karriere, wartet geduldig auf die nächste Beförderung, die nur eine Frage der Zeit ist, und auf die wohlverdiente Pension.
Doch im Unterbewußtsein des Beamten gibt es eine schmale Dunkelzone, in der verdrängte Gedanken aus der Jugendzeit kümmerlich überlebt haben, diffuse Träume von einem andersartigen Dasein, ohne ständig drängende Pflichten und festgelegte Tagesabläufe. Als ihn der Abschiedsbrief eines verzweifelten Freundes erreicht, wuchern Teodor Amsteds geheime Gedanken über Nacht. Erwagt ein folgenschweres Abenteuer, das sich zu einem skandalösen Kriminalfall ausweitet, den selbst die versierten Polizisten der Kopenhagener Mordkommission nicht restlos aufklären können.

Der dänische Schriftsteller und Maler Hans Scherfig (1905-1979) wurde vor allem durch mehrere satirische Kriminalromane bekannt, die in Dänemark immer wieder nachaufgelegt werden und in viele Sprachen übersetzt wurden. Zu diesen populären Werken zählt auch der 1938 erschienene Band „Der verschwundene Kanzleirat“, eine spannende Tragikomödie, die nach der deutschen Erstveröffentlichung im Jahre 1949 nun in neuer Übersetzung vorgelegt wird.

Schutzumschlag: Johannes Karl G. Niedlich
Neuübersetzung; Aus dem Dänischen von  von Ruth Stöbling

Verlag Volk und Welt, Berlin

1. Auflage 1980  | Neuübersetzung

auch erschienen bei:
Buchclub 65  -  Auflage 1980


erste Ausgabe bei VuW i.d. Übersetzung von Walter Dehmel
(Volk-und-Welt-Reihe ; 13)
1. Auflage 1949

09 September 2023

Heinrich Ehlers: Königskinder - Sechs Liebesgeschichten

Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb...

So das Lied. Die Zeiten haben sich geändert, die Liebe ist geblieben: Johann, der angehende Arzt, trifft auf Jenny. Sie ist krank und kann doch geheilt werden.

Martina und Ali sind noch nicht erwachsen, aber sie sind auch keine Kinder mehr, und die Wasser sind überwindbar geworden.

Petra, die Schäferin, tritt nicht zurück und wartet geduldig ab, wie der Geliebte entscheidet, sie hat die Kraft für zwei, und das zahlt sich aus.

Wenn Leute alt werden, verändert sich die Welt mitunter. Die einen versuchen sie zu begreifen und das gelebte Leben produktiv fortzuführen. Die anderen bauen sich die Welt zurecht nach ihrem Willen, auch das geht: der scharfe Blick, der jede Waffe zu Boden sinken läßt.

Husman aber, der alte Husman, hängt sich auf.

Es waren zwei Königskinder... Ein uraltes Motiv wird in diesen Liebesgeschichten wieder aufgenommen und auf überraschende Weise interpretiert.


Inhalt

Jenny
Petras langer Tag
Beunruhigung
Seligmann und liebe Frau
Husman


Hinstorff Verlag 

1. Auflage 1981
3. Auflage 1986

Schutzumschlagentwurf: Rolf Xago Schröder
Mit Zeichnungen von Rolf Xago Schröder

 

Dieter Schubert: Die lahme Tänzerin - Zwei Erzählungen

Sie war eines Tages da - ein mageres, hinkendes Mädchen, angeblich auf der Durchreise in das umkämpfte Berlin, wo sie Tänzerin werden wollte. Sie hat alle, die ihr begegneten, bezaubert, vor allem Charly, der verwundert war, gequält von Gefühlen der Schuld und des Versagens.

Dieter Schubert erzählt zwei Geschichten, in denen viele andere enthalten sind, schlicht und aufrichtig, in einem Ton, der den Leser mit einbezieht und in dem sich die Ursprünglichkeit der Helden mit der Reife des Autors vereint.

Hinstorff Verlag

 

Joachim Wohlgemuth: Verlobung in Hullerbusch

Catharina hat ihren Kopf für sich, aber als ihr der Pflegevater vorschlägt, einen tüchtigen Schwiegersohn ins Haus zu holen, und zwar seinen Neffen Ewald Wagemühl, da sagt sie nicht nein, da setzt sie sich in den Mercedes und fährt los. Immer hat sie erreicht, was sie wollte - warum sollte es ihr nicht gelingen, den liebenswerten jungen Mann, als den sie ihn in Erinnerung hat, für sich zu gewinnen. An unseren Helden sind indes noch andere interessiert:

Die freundliche Wirtin Wally Fröhlich möchte den Untermieter nicht schon wieder ziehen lassen, das Institut hat den Examenskandidaten als Assistenten eingeplant, und der alte Freund Max Korn kann sich nichts Besseres vorstellen, als daß Ewald nach Hullerbusch zurückkehrt. - Nach Hullerbusch gehen und auf die attraktive Catherina nicht verzichten - das entspricht Ewalds Wünschen am meisten. In aller Heimlichkeit wird die Verlobung gefeiert. Wenn das man gut geht!

Verlag Neues Leben 1970
Schutzumschlag und Einband illustriert von Eberhard Binder-Staßfurt