29 April 2023

Gerhard Vogel : Marlies und Gerlinde - Geschichte einer Mädchenfreundschaft

Buchanfang:
Die neue Freundin
Langenthal trägt seinen Namen durchaus zu Recht. Unendlich lang und in ein schmales Tal eingebettet, erstreckt sich das Dorf zu beiden Seiten des Sprottenbaches. Die Häuser an seinen Ufern stehen weit auseinandergezogen, als wollten die Einwohner jede Berührung mit den Nachbarn vermeiden. Aber der Schein trügt! Und seit sich auch die letzten von ihnen der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft „Helle Zukunft“ angeschlossen haben, sind sich alle noch nähergekommen.
Die Alten erzählen jedem Fremden mit wichtiger Miene, daß ihr Ort der längste des ganzen Bezirkes sei. Die Pioniere aber finden das nebensächlich und unwichtig. Für sie sind die neuen MTS-Bauten, die RS 30, die „Brockenhexen“, die Raupenfahrzeuge, die „Maulwürfe“, die Mähdrescher, die Mählader und Mähhäcksler und die riesenhaften Ackerpflüge der MTS-Brigade, aber auch die großen, modernen LPG-Viehställe, die Geflügelställe, der Mistkran und nicht zuletzt ihr Schulmaisfeld mit dem fast reifen „Bernburger Astra“ tausendmal interessanter als die Länge ihres Dorfes, die tatsächlich fünftausendzweihundert Meter beträgt. Ginge es nach den Pionieren, würde Langenthal jetzt „Neuleben“ heißen oder „Fortschrittshausen“ oder so ähnlich. Das paßt viel besser. Dann würde den Klassen drei und vier auch nicht mehr die dumme Geschichte mit dem th passieren. Das ist nämlich so: Weil Langenthal mit th geschrieben wird, schreiben viele von ihnen Tal auch mit th. Und das bringt dann Ärger. Lehrer Deutschmann erklärt immer wieder, daß das th in Ortsnamen ein Überbleibsel der alten Schreibweise ist, das man nicht eigenmächtig ändern darf. Gut – doch so etwas begreift man nicht von heute auf morgen. Schneller begreifen kann man dagegen die Sache mit dem Jammern und Wehklagen, das sich an bestimmten Tagen am Windmühlenberg hören läßt. Einige Unbelehrbare, Alte glauben noch an Geister. Die Jungen, die Klugen und Gebildeten aber wissen, daß das nur der Sturm ist, der um die Mühle fegt und an ihren klapprigen Flügeln zerrt. Mit dem Junker von Zehnewitz, der vor zweihundertsiebzehn Jahren wegen seiner Trunksucht die Mühle verkaufen mußte und ihr seitdem angeblich nachweint, hat das geradesoviel zu tun wie – wie ein Füllfederhalter mit dem neuesten Wetterbericht.


Geb. Knabe Verlag, Weimar
Knabes Jugendbücherei
Illustrationen und Umschlagentwurf von Hans Wiegandt

Auflagen:
1. Auflage 1959
2. Auflage 1960
3. Auflage 1961
4. Auflage 1963
5. Auflage 1965

Wilhelm Adam: Der schwere Entschluß

Der Autor, dessen Schicksal in entscheidenden Jahren mit dem des Generalfeldmarschalls Paulus verflochten war, berichtet aus eigenem Erleben spannend über jene dramatischen Ereignisse im Verlauf des zweiten Weltkrieges, die sich von Mitte Januar 1942 bis Ende Januar 1943 zwischen Poltawa und Stalingrad (Wolgograd) abspielten. Dabei gewinnt der Leser interessante Aufschlüsse auch über interne Vorgänge besonders in der Führung der 6. Armee und über deren Pläne, Maßnahmen und Operationen zu der Zeit, da die grundlegende Wende im Kriegsverlauf sich abzuzeichnen begann.
Wie sich auch in Adams Denken durch tiefe innere Konflikte und Widersprüche die Wandlung anbahnt, wie schwer der Entschluß für ihn gewesen ist, sich von eingewurzelten Anschauungen zu lösen, zeigen vor allem die Kapitel über die sowjetische Kriegsgefangenschaft und das Nationalkomitee "Freies Deutschland".
Der Schlußteil, in dem der Autor über sein Wirken für das neue Deutschland in unserer Deutschen Demokratischen Republik und seine Wiederbegegnung mit Paulus berichtet, beweist, daß in der Tat aus dem einst irrenden, gehorsamen Diener des kriegslüsternen deutschen Imperialismus und Militarismus ein bewußter, aktiver Streiter für eine konsequente Friedenspolitik geworden ist.
Das Buch soll helfen, die historische Wahrheit zu erkennen und zu verbreiten, aus ihr zu lernen und dementsprechend verantwortungsbewußt im echten nationalen Interesse zu handeln.

Verlag der Nation Berlin
1. Auflage 1965
23. Auflage 1987
Umschlag: Generalfeldmarschall Paulus, Oberst Adam und General von Seydlitz bei der Unterzeichnung eines Aufrufs an das deutsche Volk im Nationalkomitee "Freies Deutschland" (auf dem Foto links nach rechts).

 

Alfred Könner: Deppel Seppel



Hahn Deppel Seppel lief vom Hof, er scharrte gern am Straßenrand.
Er pickte hier und pickte dort sich gute Körnchen aus dem Sand.
.....
Ein Glück, daß wir nicht Deppel sind, die niemals nach den Autos sehn.
Wir schaun nach links erst, dann nach rechts, bevor wir auf die Straße gehn.

Abel & Müller Verlag, Leipzig
12-seitiges Pappkinderbuch
Illustrationen: Karl-Heinz Appelmann


Auflagen:
1. Auflage 1980
2. Auflage 1981
3. Auflage 1982
4. Auflage 1983  | Postreiter-Verlag, Halle
5. Auflage 1984  | Postreiter-Verlag, Halle
6. Auflage 1987  | Postreiter-Verlag, Halle
7. Auflage 1989  | Postreiter-Verlag, Halle

Eulenspiegel-Kinderbuchverlag
1. Auflage 2010 

28 April 2023

Ernst Z. Ichenhäuser: Erziehung zum guten Benehmen

Was hat gutes Benehmen von klein auf mit der Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes zu tun? Wie erzieht man Kinder zum guten Benehmen?

Die Beantwortung dieser Fragen ist das Anliegen dieser Schrift, mit der sich der Autor besonders an die Eltern wendet. Ausgehend von Beobachtungen über den Umgang von Eltern und Kindern in der Familie, von Erwachsenen und Kindern in der Öffentlichkeit und von Kindern und Jugendlichen untereinander in der Schule und in der Jugend- und Kinderorganisation verdeutlicht er die wichtigsten pädagogisch-psychologischen Sachverhalte bei der Erziehung zum guten Benehmen, zum Anstand als einer moralischen Qualität der Persönlichkeit. Das wird an solchen Formen des Umgangs veranschaulicht wie Begrüßung und Gastfreundschaft, Schenken und Beschenktwerden, Hilfsbereitschaft und anderen im Zusammenleben zu beachtenden Normen, die das Leben miteinander angenehm machen und für jeden einzelnen in seiner Persönlichkeitsentwicklung förderlich sind.


Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin
1. Auflage 1983
3. Auflage 1988

 

Gerhart Hauptmann: Der Schuß im Park - Erzählungen

Gerhart Hauptmann galt in seinem langen Dichterleben als der erfolgreiche Dramatiker. Und auch heute noch, lange nach seinem Tod, sind viele der Schauspiele, Tragödien und Komödien unvermindert bühnenwirksam. Daß er von Anfang an ebenfalls Meister in der Erzählkunst war, bewies der Sechsundzwanzigjährige mit den Frühwerken "Fasching" und "Bahnwärter Thiel", beide in der märkischen Landschaft um Hauptmanns damaligen Wohnort Erkner angesiedelt. Dem jungen, geselligen Segelmacher Kielblock, einem so sympathischen Ausbund an Lebensfreude, der in Faschingslaune ein bißchen den toten Mann spielt, scheint es undenkbar, daß ein Jux Vorgriff auf die Wirklichkeit sein kann. Gleichsam blind saust er in Vollkraft seines Lebens einem schrecklichen Ende zu.

Ganz anders ist der brave Sonderling Thiel veranlagt. Sein dumpfer Sinn kann sich nicht bewußt machen, in welchem Zwiespalt er lebt. Thiel ist der neuen, zweiten Frau sexuell hörig und haßt sie doch als die lieblose Stiefmutter seines Söhnchens. Auch hier strebt alles, diesmal mit bedächtiger Unerbittlichkeit, zur Katastrophe.

Eine völlig traumhafte, scheinbar friedvoll harmonische Lösung findet der junge Priester Francesco, der 'Ketzer von Soana', im Kampf seiner natürlichen Leidenschaft gegen die christliche Entsagungspflicht, gegen Sitte und Gesetz. Die rauschhafte Liebe zu dem ausgestoßenen Hirtenmädchen Agata, das aus einer "blutschänderischen" Verbindung hervorgegangen ist, wird ihm zur Befreiung: Nun selbst aus Kirche und Dorfgemeinschaft verbannt, baut er sich und seinem Weib eine weltferne Bergidylle, "auf Gnade und Ungnade ausgeliefert" dem Walten der erhabenen Natur.

Auch Lorenz Lubota bricht aus: von seinen Wünschen getrieben, jagt er einem 'Phantom' von Liebe, Glück und Reichtum nach. Wie er dabei an die Grenze der Bewußtseinsspaltung getrieben wird, wie er in das Halbwelt- und Ganovenmilieu einer großen Stadt hinabsinkt und gar an einem Raubmord mitschuldig wird, das bringt er selbst nach vielen Jahren zu Papier, um endlich mit dem "Dummkopf, Narren und Verbrecher" in sich fertig zu werden.

"Der Schuß im Park" schließlich ist fast eine Abenteuergeschichte. Baron Degenhardt, ein hochangesehener adliger Großgrundbesitzer, vermag lange seine Doppelexistenz zu verschleiern. Erst jener verhängnisvolle Schuß zwingt ihn, zu verschwinden und ein neues, drittes Leben zu beginnen. Der sechsundsiebzigjährige Gerhart Hauptmann hat hier in der Spannung zwischen Altersnostalgie und rüstiger Lebenszugewandtheit eigene Sehnsüchte eingebracht: Noch der Phantasie des Greises wurde es "zu eng im Schloß", sie wünschte sich "ins Weite".

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1987
Ausgewählt von Paul-Gerhard Wenzlaff
bb

 

Hannes Hüttner: Der Schatz

Daniela nimmt aus der Wohnung ihrer Freundin Manja Geld mit. Als sie die Papierrollen in der Schule öffnet, stellt sie fest, es sind zweihundertfünfzig Mark. Zweimarkstücke und Fünfmarkstücke. Jetzt erst begriff sie, daß sie gestohlen hat. Wohin mit dem Geld? Was geschieht, wenn der Diebstahl bemerkt wird? Daniela weiß nicht mehr weiter. Sie zieht ihre ehemalige Freundin Kathi in die Sache hinein, der sie erzählt, sie habe das Geld in einer alten Gartenlaube gefunden. Kathi teilt die Neuigkeit anderen Schülern mit. Plötzlich sind fünf Kinder in diese Geschichte verwickelt. Und als sie zusammen auf dem Weihnachtsmarkt einen Teil des Geldes ausgeben, ahnt allein Daniela, daß sie eines Tages zur Rechenschaft gezogen werden...

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1980
Illustrationen: Heinz Handschick
Buchfink-Bücher
 

Günter Görlich: Der Schwarze Peter


 


Peter schließt Blutsbrüderschaft mit Bruno; der treibt ihn in schlimme Verbrechen. Er findet eine Freundin; die verkauft sich. Soll er immer der Schwarze Peter bleiben?


Verlag Neues Leben Berlin 1957

Illustrationen: Ingo Kirchner

Neue Edition für junge Leute

27 April 2023

Dietmar Beetz: Der Schakal im Feigenbaum

"Wachse, Feigenbaum, werde groß." Von Hunger getrieben, wiederholt der Schakal den Zauberspruch. Ein Rauschen geht durch die Zweige, der Stamm streckt sich höher und höher. Die Äste biegen sich unter der Last der Früchte. Doch der Schakal frißt und schlingt und ruft immer wieder: "Wachse, Feigenbaum..." Die verschiedensten Lebewesen aus Urwald und Savanne bevölkern die Märchen dieses Bandes: der gierige Schakal, die bedächtige Schildkröte, der übermütige Affe, so kleine Tiere wie Hase, Sittich und Chamäleon, aber auch große wie das Flußpferd und der mächtige Panther. Dietmar Beetz war in Guinea-Bissau als Arzt tätig, er hat die Märchen im Land selbst gehört und für unsere Kinder nacherzählt.

Der Kinderbuchverlag Berlin
3. Auflage 1979
Illustrationen: Ute Hipfel
Buchfink-Bücher

 

Nathaniel Hawthorne: Der scharlachrote Buchstabe

Neuengland Mitte des 17. Jahrhunderts erwählt Nathaniel Hawthorne zum Schauplatz seines 1850 erschienenen Romans. Die junge, hübsche Hester Prynne steht am Pranger. Auf der Brust ein leuchtender Buchstabe, der sie als Ehebrecherin brandmarkt. Aber die aufgeputschte Menge vermag es nicht, ihr den Namen des mitschuldigen Mannes zu entlocken. Hesther bekennt sich zu ihrer Liebe, zu ihrem Kind. Nicht so Roger Chillingworth, der plötzlich aufgetauchte, verschollen geglaubte Ehemann der Verurteilten. Er erfährt, wer der Vater von Hesters Töchterchen ist. Von satanischem Haß besessen, trachtet er Hesters Glück und das Leben jenes unglückseligen Dritten auszulöschen. Mit dem ,Scharlachroten Buchstaben', der Abrechnung mit einem unter den Siedlervätern weitverbreiteten, fanatisch-rigorosen Puritanismus, schuf Hawthorne einen der klassischen Schuld-und-Sühne-Romane der Weltliteratur.

Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung Leipzig
8. Auflage 1989
Sammlung Dieterich, Band 140
 

Luise Dornemann: Jenny Marx

Was eine solche Frau, mit so scharfem und so kritischem Verstande, mit einem politisch so sicheren Takt, mit solch einer leidenschaftlichen Energie, solch großer Kraft der Hingabe, in der revolutionären Bewegung geleistet, das hat sich nicht an die Öffentlichkeit vorgedrängt, ist niemals in den Spalten der Presse erwähnt worden. Was sie getan hat, wissen nur die, die mit ihr gelebt haben. Aber ich weiß, daß wir oft ihre kühnen und klugen Ratschläge vermissen werden – kühn ohne Prahlerei, klug, ohne der Ehre je etwas zu vergeben. Von ihren persönlichen Eigenschaften brauche ich nichts zu sagen. Ihre Freunde kennen diese Eigenschaften und werden sie niemals vergessen. Wenn es jemals eine Frau gab, die ihr größtes Glück darin gesehen hat, andere glücklich zu machen, so war es diese Frau.

Friedrich Engels

Vorwort:
Die Zeit, in der Jenny Marx lebte und wirkte, ist nicht arm an bedeutenden Frauen. Erweckt und begeistert durch den Ruf des revolutionären Bürgertums nach Freiheit und Gleichheit, begannen die besten Frauen sich aufzulehnen gegen die jahrhundertelange Unterdrückung des weiblichen Geschlechts und stürmisch ihr Recht auf Teilnahme am gesellschaftlichen und politischen Leben zu fordern. Den großen Bannerträgern der Französischen Revolution, wie Olympe de Gouges und Théroigne de Méricourt, und den Tausenden namenloser Frauen und Mädchen, die an den Erhebungen ihres Volkes teilnahmen und sich in revolutionären Frauenklubs organisierten, folgten andere hervorragende Frauen: amerikanische Vorkämpferinnen für die Negerbefreiung wie Harriet Beecher-Stowe und Lucy Stone, Reformerinnen wie die Engländerinnen Florence Nightingale – beiläufig Jenny Marx' Lieblingsgestalt unter den Frauen – und Elizabeth Fry, Kämpferinnen für soziale Gerechtigkeit wie die Französin Flora Tristan und nicht zuletzt die Kommunardinnen und die russischen Revolutionärinnen der Volkstümlerbewegung.
Auch in der deutschen Revolution von 1848 haben Frauenpersönlichkeiten eine Rolle gespielt. Die Freiheitskämpferinnen Emma Herwegh und Amalie von Struwe, die Demokratin und Humanistin Malwida von Meysenbug sind ebenso wie Luise Otto-Peters, die Vorkämpferin der deutschen bürgerlichen Frauenbewegung, unvergessen.
Jenny Marx hat nicht auf den Barrikaden gekämpft und auf keiner Rednertribüne gestanden; sie hat nicht selbständig in das gesellschaftliche Leben eingegriffen. Sie hat als Gattin und Kampfgefährtin des Begründers des wissenschaftlichen Kommunismus an der Seite ihres großen Mannes in der Stille gewirkt. Doch sie war die erste Frau in der Geschichte, die die Gesetze der gesellschaftlichen Entwicklung verstand, von der Kraft und der historischen Sendung der Arbeiterklasse überzeugt war und bewußt ihr Leben mit dem revolutionären Kampf für den Sozialismus verband. Als geschulte Marxistin stand sie auf der Höhe der geschichtlichen Erkenntnis ihrer Zeit. Darum gehört sie zu den großen Frauen der Geschichte und steht uns von den Frauen des 19. Jahrhunderts als Wegbereiterin einer neuen Zeit am nächsten. Bescheiden und zutiefst verbunden mit den einfachen Menschen, hat Jenny Marx nie ein Wesen davon gemacht, was sie als Mitarbeiterin ihres Mannes und als Mitstreiterin für die sozialistische Bewegung leistete. Dabei war ihr Anteil am Kampf um die Herausbildung und Entwicklung der marxistischen Bewegung beträchtlich. In der „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ wird sie mit vollem Recht als eine der bedeutendsten Vorkämpferinnen der revolutionären Arbeiterbewegung bezeichnet.
Es kann uns nicht wundern, daß die aus bürgerlicher Feder stammende Literatur über die Frauen des 19. Jahrhunderts der Kommunistin Jenny Marx keine Lorbeeren geflochten hat. Bedauerlicherweise ist aber das Leben und Wirken dieser großen deutschen Frau und Sozialistin, die von ihren Mitkämpfern hoch verehrt wurde, lange Zeit auch in der Arbeiterbewegung nur wenig beachtet worden. Wohl haben ihr Franz Mehring und Clara Zetkin in verschiedenen Arbeiten ehrenvolle Denkmäler gesetzt. Ihnen folgte 1933 die sowjetische Autorin P. Winogradskaja. Doch der mit dem Imperialismus aufkommende Revisionismus, der die Lehre von Marx und Engels entstellte und die Leistungen der Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus herabsetzte, hat auch das Bild der Lebensgefährtin von Karl Marx verdunkelt.
Heute, da die Lehre von Karl Marx auf einem Drittel der Erde verwirklicht wird und die Namen Marx, Engels und Lenin heller denn je der Menschheit voranleuchten, hat das Wirken von Marx' Gattin und Kampfgefährtin volle und gerechte Würdigung gefunden. Hunderttausende Frauen in allen Ländern lieben und verehren Jenny Marx als Vorkämpferin unserer neuen, sozialistischen Gesellschaft, als große Humanistin, edle Frau und Vorbild einer sozialistischen Gattin und Mutter.
Die Verfasserin konnte bereits im Jahre 1953 ein kleines Buch über das Leben von Jenny Marx vorlegen, das weit über die Deutsche Demokratische Republik hinaus viele Freunde fand. Möge diese auf der Grundlage umfangreichen, zum Teil neuen Materials geschriebene Biographie helfen, weitere Kreise namentlich unserer Frauen und Mädchen mit dem Leben dieser großen Deutschen bekannt zu machen.
Ich möchte allen denen meinen herzlichen Dank aussprechen. die mir bei der Arbeit kameradschaftliche Hilfe, Beratung und Unterstützung zuteil werden ließen. Er gilt in erster Linie der Leitung und den Mitarbeitern des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, insbesondere den Genossen Oskar Hoffmann und Richard Sperl. Ebenso danke ich den Mitarbeitern des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU, namentlich denen des Zentralen Parteiarchivs.
Berlin, im September 1967
Luise Dornemann

Inhalt:
Vorwort .....5
Karl und Jenny Marx .....9
Jugendjahre .....12
Die Braut .....30
Die junge Kampfgefährtin .....52
An der Seite der Arbeiterklasse .....71
In der Revolution von 1848 .....103
„...ich ließ den Mut nicht sinken" .....140
Von Liebe, Freundschaft und Solidarität .....192
Die Lehre von Marx beginnt die Welt zu erobern .....224
„O Deutschland, meine ferne Liebe“ .....241
Noch einmal im Sturm .....255
Ruhigere Jahre .....290
Noch im Todesringen unbesiegt .....318
Quellen- und Literaturnachweis .....327

Dietz Verlag Berlin 

Auflagen:
1. Auflage 1968
2. durchges. Auflage 1969
3. durchges. Auflage 1970
4. Auflage 1971
5. überarb. u. erg. Auflage 1975
6. Auflage 1976
7. überarb. u. erg. Auflage 1978
8. Auflage 1980
9. Auflage 1982
10. Auflage 1984



Ein Buch über Jenny Marx, der Frau und besten Kameradin des größten deutschen Wissenschaftlers und Revolutionärs. Es stellt die erste zusammenhängende Veröffentlichung über Jenny Marx dar, jener großen Frau, deren Leben bisher nur wenigen Menschen bekannt wurde. Die Schrift ist durch ihr reichhaltiges, authentisches Material besonders wertvoll.

Deutscher Frauenverlag Berlin 1953



26 April 2023

Manfred Küchler: Der Planet ohne Sonne

Manfred Küchler, 1931 in Ziegenrück (Saale) geboren, Germanist, Nordist und Anglist, seit 1970 im Verlagswesen tätig, ist bekannt geworden als Autor von Reisereportagen, Kinderbüchern, utopischen Geschichten und einem Kriminalroman, als Übersetzer und Herausgeber. In seinem spannenden wissenschaftlich-phantastischen Roman schildert er, wie Kosmonauten zu einer riskanten Expedition aufbrechen. Zum Ziel hat sie einen rätselhaften, rosarot schimmernden Planeten, der anscheinend unbewohnt ist. Doch dann wird das Raumschiff von einer mächtigen, gezielten Kraft erfaßt.

Verlag Neues Leben Berlin
1. Auflage 1989
2. Auflage 1990
Illustrationen (incl. Umschlag): Rolf Xago Schröder

 

F.C. Weiskopf

Was alles hat Weiskopf getan, um Dichter zu fördern, die er als Dichter erkannt hatte. Sein eigenes dichterisches Werk war reich genug, ein Leben zu füllen, seine Lehrtätigkeit füllte ein Leben. Ihn trieb es, darüber hinaus Mittler zu sein zwischen den Völkern und ihren Literaturen. Selber Lyriker von Rang, versagte er sich oft und abermals, das eigene Gefühl in Veren auszudrücken, um seine Gabe in den Dienst anderer zu stellen.

Lion Feuchtwanger


F. C. (Franz Carl) Weiskopf, geboren am 3. April 1900 in Prag. Sohn eines deutschen Bankkaufmanns; Gymnasiumsbesuch; 1918 Einberufung zum Militärdienst bei der k. u. k. österreichisch- ungarischen Armee; nach Kriegsende Studium der Germanistik und Geschichte in Prag; Anschluß an die sozialistische Studentenbewegung, mit Julius Fucik in der Redaktion der linkssozialistischen Studentenzeitschrift ,Avantgarde'; 1919 Mitglied der linken Gruppe der Deutschen Sozialdemokratischen Partei in der Tschechoslowakei, die sich bald als Sektion der Kommunistischen Internationale konstituierte und 1921 mit der KPC vereinigte; 1923 Promotion zum Dr. phil.; erneuter Militärdienst in der tschechoslowakischen Armee; 1923/24 wiederholt angeklagt wegen literarischen Hochverrats; 1927 und 1930 Teilnahme an der I. und II. Internationalen Konferenz revolutionärer Schriftsteller in Moskau und Charkow; 1928 Übersiedlung nach Berlin, Mitglied des ,Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller'; Feuilletonredakteur; 1932 mit Alex Wedding Reise durch die Sowjetunion; 1933 Emigration: Prag, New York; ab 1947 Botschaftsrat, Gesandter und Botschafter der CSR in Washington, Stockholm und Peking; 1953 Übersiedlung in die DDR; zusammen mit Willi Bredel Chefredakteur der ,Neuen Deutschen Literatur'; Mitglied der Deutschen Akademie der Künste; F. C. Weiskopf starb am 14. September 1955 in Berlin. Gedichtband: Es geht eine Trommel (1923); umfangreiche Nachdichtungen, u. a.: Tschechische Lieder (1925), Das Herz - ein Schild, Lyrik der Tschechen und Slowaken (1937), Gesang der gelben Erde, Nachdichtungen aus dem Chinesischen (1951). Gesammelte Werke in acht Bänden (1960).

Verlag Neues Leben
Poesiealbum 119

Antonis Samarakis: Der Reisepaß

Antonis Samarakis ist ein Prosaschriftsteller par excellence. Seine Bücher liegen in über dreißig Sprachen vor. Ein knappes Dutzend Fernseh- und Spielfilme wurden nach seinen Geschichten gedreht. Der Roman "Der Fehler" (1965), der während der Zeit der Militärjunta in Griechenland verboten war, machte ihn weltweit berühmt. Samarakis kennt die Sorgen und Nöte der einfachen Leute; er weiß von ihren Lebensumständen, von ihren erfüllten (und unerfüllten) Sehnsüchten zu erzählen, von ihrem Denken und Handeln. Im Alltäglichen entdeckt er das Außergewöhnliche, und immer wieder erscheint - in Geschichten und Interviews, indirekt oder direkt - ein bestimmtes Wort: Hoffnung.

Seit 1954 der Erzählungsband "Suche Hoffnung" publiziert wurde, zieht sich dieses Motiv durch das Schaffen des Autors bis in die unmittelbare Gegenwart. Es ist Hoffnung nach Frieden, nach einem erfüllten Leben, das vielen seiner Helden vorenthalten wird, nach einer, wie er einmal sagte, "weniger inhumanen Menschheit". Bei Samarakis sind gesellschaftliche Aktivität, Literatur und Kunst eine unzertrennliche Einheit. In seinen Geschichten setzt er Satire ein, Ironie; und er spart nicht mit Sympathie, wenn er bestimmte Gestalten besonders mag. Samarakis will verändern, in den Köpfen der Leser und im täglichen Leben. Er tut dies zurückhaltend, doch unverkennbar. Er läßt die Geschichten sprechen, die Menschen in ihnen und die Geschehnisse, in die sie verwickelt werden. Und immer wieder heißt der Schauplatz Athen.

Antonis Samarakis wurde 1919 in Athen geboren. Er studierte Jura und war als Angestellter bis 1940 im Arbeitsministerium tätig. Nach dem Einmarsch der faschistischen deutschen Truppen schloß er sich der griechischen Volksbefreiungsront EAM an und kämpfte im Untergrund gegen die Okkupanten. Im Sommer 1944 wurde er in Mittelgriechenland verhaftet und von einem Militärgericht zum Tode verurteilt; durch Flucht konnte er sich der Vollstreckung entziehen. Nach dem Krieg arbeitete er bis 1963 wieder im Arbeitsministerium, danach freischaffend als Schriftsteller.

Bekannteste Werke: Suche Hoffnung (1954), Im Zeichen der Gefahr (1959), Ich weigere mich (1961), Der Fehler (1965) Der Dschungel (1966), Der Reisepaß (1975), Die Notbremse (1977).

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1986
Ausgewählt von Thomas Nicolaou
bb-Reihe 583

25 April 2023

Francisca Stoenescu: Hü, Pferdchen, lauf!

Buchanfang:
DER KRANICH
Ein Junge, der am Ufer eines Sees entlangging, blieb verwundert stehen, als er einen Kranich im Grase hocken sah.
„Ich bin sehr müde“, seufzte der Kranich. „Heute früh noch bin ich über den schweigsamen Wald geflogen. Weil er in dichten Nebel eingehüllt war, bin ich etwas höher geflogen, vielleicht zu hoch. Sicherlich waren die Wolken für meine Flügel zu schwer. Bis zum Abend muß ich meine Kameraden wieder einholen. Wir sind nämlich auf dem Flug in ein wärmeres Land.“
„Wenn ich groß bin, baue ich mir ein weißes Schiff und mache auch eine weite Reise“, sagte der Knabe und hockte sich nachdenklich neben den Kranich ins Gras.
„Es ist schwer, allein zu reisen; ich fliege mit den andern Kranichen im Zug, und auch das ist nicht leicht.“
„Ich dachte immer, im Herbst verstecken sich die Vögel irgendwo in den Wolken und im Frühjahr regnet es dann Vögel. Ist das nicht lustig?“ lachte der Junge. „Das habe ich aber nur geglaubt, solange ich klein war. Bei mir zu Haus gibt's Vorhänge mit roten Fransen, die rauschen manchmal so, wie das Gras jetzt rauscht.“
Der Wind tanzte fröhlich durchs Gras, wirbelte um beide herum und lachte.
„Voriges Jahr war ich auch noch klein, ich hatte kaum fliegen gelernt. Ich war noch so dumm, daß ich mich an jeder Wolke stieß, und wenn der Nebel kam, schloß ich vor Furcht die Augen.“
„Der Nebel hat dich sicher erschreckt, du warst ja noch klein. Zu Haus hab ich einen Schmetterling in einer Schachtel. Den will ich mit auf die Reise nehmen, er ist so schön bunt.“
Das Gras raschelte, als stiege eine große Heiterkeit daraus auf, und die Wörter klangen wie das Rauschen der roten Fransen im Haus des Jungen.
„Seit ich groß bin, fliege ich am liebsten ganz hoch. Ich breite meine Flügel aus, so daß ich den Wind spüren kann, und lasse mich treiben... Ich muß an deinen Schmetterling denken; so in einer Schachtel gefangen zu sein... Dann könnte ich gar nicht mehr fliegen.“
„Tatsächlich, mein Schmetterling kann nicht mehr fliegen', dachte der Junge, 'dabei war er so leicht, daß er beim kleinsten Windhauch aufflatterte.'
„Ich lasse gern Drachen steigen. Wenn ich zuschau, wie er ganz oben in den Wolken schwebt, spüre auch ich den Wind, so als ob er mir ins Gesicht bliese. Ich kenne ein Spiel mit dem Drachen, wenn du willst...“
„Ich muß leider zurück zu meinen Kameraden, sie sind schon im Aufbruch.“
Die Sonne streute Lichtflecken auf das vom Wind zerzauste Gras. Ein kühler Lufthauch wehte vom See den herben Geruch von Wucherblümchen herüber.


Inhalt:
Der Kranich .....5
Der Unfall .....8
Ein Mädchen schneidet eine Rose aus .....11
Die Schaukel .....13
Hü, Pferdchen, lauf! .....15
Das Tor blieb offen .....19
Zehn Züge fahren in die Ferien .....22
Ein Korb voll Kuchen .....25
Vor dem Fernseher .....29
Das Mädchen und die Schatten .....30
Das Fröschlein und die Wasserratte .....32
Der Drache .....33
Das neue Spiel .....36
Fabrikbesichtigung .....39
Die Vergeßlichen .....41
Seltsame Berufe .....45
Das Mäuschen .....46
Ein bißchen Traurigkeit .....48
Die Glasscherbe .....51
Goldschuppe .....54
Ein königlicher Berater für den Löwen .....56
Der Töpfer .....57
Der Störenfried .....58
Frühjahr .....59
Der Freundschaftsbeweis .....62
Der Apfel .....65
Die scharfe Schere .....66
Der Wundervogel .....67
Ein kostbares Geschenk .....70
Die Mauer .....72
Ein kleiner Handel .....73
Die Nachtigall singt .....77
Die optische Täuschung .....78
Eins, zwei, vier .. .....80
Der Fuchs, der so schlau sein wollte .....82
Der Schatten .....85
Das Kind rief die Sonne .....87
Die Seifenblase .....87
Das weiße Täubchen .....88
Ein Bärchen, ein Eichkätzchen und ein Fuchs .....89
Das Geheimnis .....91
Freunde .....94
Das Ende einer Geschichte .....97
Fahrräder .....100
Der Start .....103
Der Ausflug .....106
Eine Entdeckung .....109

Illustrationen und Einbandgestaltung: GYÖRGY MIHÁLY
Aus dem Rumänischen von Gudrun Bossert
Originalausgabe: Francisca Stoenescu, Aleargă, minzule; Editura Ion Creangă,Bucureşti, 1977

Auflage 1982, ION CREANGA VERLAG, BUKAREST


Kito Lorenc

Das Gedicht wird getragen von einem Raum des Menschlichen, der abgemessen und erfüllt ist von der Wesenhaftigkeit und Dichte der Konflikte, die sich in ihm entfalten. Diese Erfahrungen sammelt der Lyriker im läuternden, klärenden Filter des Gedichts, durch das er sich mit beharrlicher, kathartischer Selbstbesinnung seinem Ausgangspunkt stellt.

Kito Lorenc


Kito Lorenc hat etwas von einer Weinbergschnecke, die sich auf den Weg macht, aber ihr sorbisches Haus stets mit sich trägt, aus dem hervor sie ihre Fühler in die Welt streckt und in welchem sie Schutz findet, nächtigt, überwintert. Entsprechendes gilt für seine Dichtung, die zu erneuerndem Sprachbewußtsein vordringt, aber unrodbar in der Poesie seines Volkes wurzelt.

Richard Pietraß


Kito Lorenc, geboren am 4. März 1938 in Schleife (Lausitz). Sohn eines Holzkaufmannes; 1952 bis 1956 Besuch der sorbischen Internatsoberschule in Cottbus, anschließend Studium der Slawistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig; 1961 bis 1972 Mitarbeiter am Institut für sorbische Volksforschung in Bautzen, danach Dramaturg am Staatlichen Ensemble für sorbische Volkskultur; lebt in Wuischke bei Bautzen. Gedichtbände: Neue Zeiten - neue Hochzeiten (sorbisch, 1961), Struga - Bilder einer Landschaft (sorbisch und deutsch, 1967), Schlüssel und Wege (sorbisch, 1971), Flurbereinigung (deutsch, 1973), Sorbische Poesie 7 (sorbisch, 1979).

Verlag Neues Leben Berlin
Poesiealbum 143
 

César Vallejo

Vielleicht wird man eines Tages sagen, daß einzig in den Gedichten von César Vallejo, insbesondere seinen ,poemas humanos', die moderne Kunst ihre Entsprechung zur bewegenden Legende des kleinen Mannes mit dem Spazierstock, der Melone und den zu großen Schuhen gefunden hat ... Damit ist natürlich auch gesagt, daß dies keine Dichtung der Bilder oder gefundener Worte sein kann ... sondern von Situationen.

Roberto Fernández Retamar


Er hinterließ ein einzigartiges poetisches Werk, das die jüngere Dichtung Lateinamerikas maßgeblich beeinflußt hat. Vallejo gehört nicht zu den Dichtern, deren Sprache sich erst durch einen Kommentar erschließen läßt. Die Originalität seiner Dichtung beruht auf einem ironischen Selbsthaß, einer Trauer aus tiefer indianischer Vergangenheit und einem empfindlichen Bewußtsein für die Zustände des Menschen in der Welt.

Fritz Rudolf Fries


César Abraham Vallejo, geboren 1892 im 3500 m hohen Andendorf Santiago de Chuco (Peru). Zehntes Kind eines niederen Verwaltungsbeamten; Enkel spanischer Priester und indianischer Großmütter vom Stamm der Quechua; 1911 Studium der Rechte und Literatur in Lima und Trujillo; nebenher Arbeit als Abendschullehrer und Buchhalter einer Zuckerrohrplantage; 1913 Promotion über die romantische Dichtung Spaniens; 1920 Rückkehr in sein Heimatdorf, Verstrickung in lokale Händel, Inhaftierung, nach vier Monaten Freilassung wegen erwiesener Unschuld; 1923 rückkehrlose Reise nach Paris; journalistische Arbeit für das ,Bureau des Grands Journaux Latino-Americains'; Begegnung mit Picasso, Gris, Tzara, Diego, Huidobro und Neruda; 1928 und 1929 Reisen in die Sowjetunion; Bekanntschaft mit Majakowski; 1929 Ausweisung durch die Tardieu-Regierung wegen Zugehörigkeit zu kommunistischen Kreisen; 1931 in Madrid Erlebnis der Ausrufung der Republik; Freundschaft mit Lorca, Bergamin, Alberti, Machado, Salinas und Cernuda; 1936 Rückkehr nach Paris, wo ihn die Nachricht vom Franco-Putsch erreicht; Teilnahme am ,Internationalen Kongreß zur Verteidigung der Kultur' in Madrid und Valencia; in den Kämpfen wieder verlorengegangener Druck seiner Spaniengedichte in einer Frontdruckerei; elendes Hoteldasein am linken Seineufer, Matratzengruft. Im März 1938 starb César Vallejo in Paris an Hunger. Gedichtbände: Die schwarzen Boten (1918), Trilce (1922), Menschliche Gedichte (1939), Spanien, laß diesen Kelch an mir vorübergehen (1939), Sämtliche Gedichte (1949); deutschsprachige Ausgaben: Gedichte (1963), Funken wie Weizenkörner (1971).

Verlag Neues Leben Berlin
Poesiealbum 140

24 April 2023

José López Portillo y Pacheco: Quetzalcóatl - Roman eines Mythos

Montezuma: Die Verheißung melde mir!
Der Priester: Die Verheißung, die der Gott seinen Priestern hier zurückließ, lautet: wenn dreitausend Sommer auf der Winter Schnee gefolgt sind, kehre er zu euch zurück, um die lang verbannten Kinder heimzuholen in den Glanz.

Gerhart Hauptmann, "Der weiße Heiland"

Wohl kaum eine Gestalt aus der Mythologie Amerika ist so faszinierend und zugleich so umstritten wie der mexikanische Gott Quetzalcóatl ("Gefiederte Schlange"), Schöpfer des fünften Weltalters, der als Gott des Morgensterns und des Windes, doch vor allem als der große Kulturbringer Verehrung genoß, dem die Menschen den Mais, alle Weisheiten und alle Künste verdankten. Sein Wirken verband sich mit der Vorstellung von einem Zeitalter des Wohlstands, des Überflusses. Wie uns die Mythen überliefern, verlor er durch die magischen Praktiken seiner Gegner die priesterliche Reinheit und Tugend und somit seine Herrschaft über die Tolteken. Als betagter Mann verschwand er ebenso geheimnisvoll, wie er erschienen war. Auf einem Schlangenfloß verließ er das Land Mexiko mit dem Versprechen, in einer fernen, unbestimmten Zeit wiederzukehren.
Der mexikanische Autor López Portillo stützt sich bei seiner Nacherzählung jener indianischen Mythen, die sich um den Heros Quetzalcóatl ranken, auf frühe spanische Chroniken. Ungewöhnlich, kraftvoll ist die Sprache, die den Leser in den Bann der Legende zieht.

José López Portillo Pacheco, geboren 1920 in Mexiko-Stadt. Entstammt einer Lehrerfamilie. Studierte Jura und Sozialwissenschaften. Seit 1947 Professor für Staatsrecht und politische Wissenschaften. Mitglied der PRI (Revolutionär-Institutionelle Partei). Seit Ende der fünfziger Jahre mit wichtigen Regierungsämtern betraut. Von 1973 bis 1975 Finanzminister. Seit 1976 Staatspräsident von Mexiko.
Verfaßte eine Reihe staatsphilosophischer und finanzwissenschaftlicher Schriften. Veröffentlichte 1959 "Quetzalcóatl", den Roman eines Mythos.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1980
Edition Neue Texte

Mark Twain: Querkopf Wilson

Er ist schon ein sonderbarer Mensch, dieser "Querkopf" Wilson, der gern die Hälfte eines Hundes kaufen möchte, dessen Gebell ihn stört, um damit die andere Hälfte zum Schweigen zu bringen. Und seine Angewohnheit, von allen möglichen Menschen Fingerabdrücke zu sammeln wie andere Leute Briefmarken, macht ihn den übrigen Einwohnern des kleinen Südstaaten-Städtchens Dawson auch nicht sympathischer. Aber am Ende erweist sich sein Tick doch als nützlich. Die Stadt wird von einer ganzen Einbruchsserie beunruhigt, ohne daß die geringste Spur zu finden ist. Und als schließlich auch noch der Mord an einem geachteten Mitbürger hinzukommt, als es fast einen Justizirrtum gibt, kann "Querkopf" Wilson die Tat aufklären und den Täter überführen.

Verlag Neues Leben Berlin 1966
Kompaß-Bücherei Band 93


 

22 April 2023

Valerian Tornius: Wolfgang Amadé - Ein Mozart-Roman

In diesem Mozart-Roman sind die biographischen Darstellungen aus der Mozart-Forschung und die einschlägigen Briefsammlungen das inhaltgebende Fundament der dichterischen Gestaltung. Das Leben und Wirken Mozarts wird in erzählender Form nachgezeichnet, ohne durch hinzugefügte dichterische Motivierungen der Historie Gewalt anzutun und durch psychologische Deutungen die Gestalt Mozarts in eine fremde literarische Welt zu verpflanzen. Nur eine einzige Hauptperson der Romanhandlung ist erfunden: ein an den Rand von Mozarts Lebensgeschichte gestellter Beobachter, der hauptsächlich in Briefen an ihm vertraute Personen Vorgeschichten und biographische Abschnitte, die aus Gründen künstlerischer Konzentration nicht zu lebendigen Romanszenen aufgelöst wurden, mitteilt. Diese freie dichterische Einfügung bleibt aber nur Ergänzung und verfälscht nicht die historische Realität des Romans. Das gleiche gilt für die einzige frei erfundene Szene: die Schilderung eines Ausflugs Wolfgangs mit der eigenen Schwester und den drei Schwestern von Barisani. Es ist eine mit leichten Strichen gezeichnete Rokoko-Episode um eine in der Mozart-Biographie nur erwähnte Liebelei. Die einzige in romantisches Zwielicht gerückte Szene, die traumhafte Erscheinung des toten Vaters in der gewitterschwülen Nacht im Garten eines Prager Landhauses, ist dichterisch so zwingend herbeigeführt, daß sie das reale Geschehen des Romans nicht verwischt. Valerian Tornius ist in seiner phantasievollen dichterischen Einfühlung durch seine kritische Stoffbeherrschung vor einer romanhaften Idealisierung oder Verniedlichung der Gestalt Mozarts geschützt. Er zieht alle historischen Tatsachen heran, um die tragischen Kurven im Lebensweg des Meisters, die Daseinsnöte und die künstlerischen Enttäuschungen nachzuzeichnen. Auch bei der psychologischen Erhellung von Mozarts Schaffensprozeß vermeidet der Autor romantische Poetisierungen. Dichtung und Wahrheit stehen nirgends im Widerstreit. Darum kann dieser Mozart-Roman in beschränktem Umfang eine volkstümliche Mozart-Biographie ersetzen.

 

UND SO REGT ER SICH GEBÄRDEND,
SICH ALS KNABE SCHON VERKÜNDEND
KÜNFTIGEN MEISTER ALLES SCHÖNEN,
DEM DIE EWIGEN MELODIEN
DURCH DIE GLIEDER SICH BEWEGEN;
UND SO WERDET IHR IHN HÖREN,
UND SO WERDET IHR IHN SEH'N
ZU EINZIGSTER BEWUNDERUNG

 Goethe, Faust II. Teil, 3. Akt, Euphorionszene

 Breitkopf & Härtel Musikverlag Leipzig 

 Auflagen:
 1. Auflage 1957
 2. Auflage 1958
 3. Auflage 1958
 4. Auflage 1959
 5. Auflage 1959
 6. Auflage 1960
 7. Auflage 1961
 8. Auflage 1962
 9. Auflage 1962
10. Auflage 1963
11. Auflage 1964
12. Auflage 1965
13. Auflage 1967
14. Auflage 1968
15. Auflage 1969
16. Auflage 1970
17. Auflage 1971
18. Auflage 1972
19. Auflage 1973
20. Auflage 1986
21. Auflage 1989

Konstantin Biebl

Als der tschechische Zahnarzt Konstantin Biebl 1926 auf einem Frachtschiff nach Indonesien reist, wird er, der mit seinen ersten lyrischen Versuchen kaum Aufmerksamkeit erregt hat, ein großer Dichter: Er entdeckt im javanischen Dschungel "Böhmen, ein schönes und exotisches Land", und nach Böhmen zurückgekehrt, entdeckt er in den Lattichgründen um den Dorfplatz Java. Das Nächste verschmilzt in seiner Poesie zu einer traumhaften Einheit aus Liebe, Zärtlichkeit und Rebellion. Er gehört zu den Großen der tschechischen Moderne.

Franz Fühmann


Konstantin Biebl, geboren am 26. Februar 1898 in Slavetin bei Louny. Sohn eines Zahnarztes, der als Militärarzt im ersten Weltkriegsjahr bei Grodek Selbstmord verübte; selbst Soldat an der Balkanfront, Verwundung, Gefangenschaft, Verurteilung zum Tode, Flucht; enge Freundschaft mit Jiri Wolker, mit dem er 1922 nach Dalmatien reiste; Studium der Medizin in Prag; 1926/27 Schiffsreise mit einem Kaffee- und Teedampfer nach Ceylon, Sumatra und Java; ab 1931 mehrere Semester Philosophiestudium in Prag; seit 1934 Mitglied der Surrealistengruppe; während der Okkupation Leben auf dem Lande, in der Nähe seines Freundes Karel Konrád; vereinzelte Rundfunk- und Filmbeiträge, in denen er, ähnlich Frantisek Halas, den Heimatgedanken wachhielt; nach 1945 Mitglied des ,Filmrates'; schon frühzeitig Erkrankung an Tuberkulose, die ihn gegen Lebensende sehr quält; Kur in Karlovy Vary, wo noch einmal zahlreiche Gedichte entstehen; am 12. November 1951 Selbstmord in schweren Depressionen. 

Gedichtbände
Reise zu den Menschen (1923, gemeinsam mit seinem Onkel Arnost Ráz)
Die treue Stimme (1924)
Der Bruch (1925)
Der Dieb von Bagdad (1925)
Mit goldenen Ketten (1926)
Blaue Schatten (1926)
Mit dem Transporter für Kaffee und Tee (1927)
Der neue Ikaros (1929)
Himmel Hölle Paradies (1931)
Spiegel der Nacht (1939)
Ohne Furcht (1951)

Verlag Neues Leben Berlin
Poesiealbum 117 

Emanuel Poche: Porzellanmarken

Als Ursprungsland des Porzellans gilt China. Im 14. Jahrhundert gelangten erstmals einige Stücke chinesischen Porzellans nach Europa. Zu handelsmäßigen Importen kam es im 16. Jahrhundert. In Europa gab es bis dahin nur die primitive Töpferei, die mit porösem, meist unglasiertem Ton arbeitete. Das chinesische Porzellan war demgemäß so kostbar, daß europäische Herrscher - wie die Medici in Florenz und Ludwig XIV. - "Alchimisten" an ihre Höfe holten, um das Porzellan nachzuahmen. Auch der sächsische Kurfürst und König von Polen, August der Starke, nahm Alchimisten in seinen Dienst. Ein glücklicher Zufall führte Johann Friedrich Böttger zum Erfolg. Bei einem seiner Versuche verwendete er Kaolin, das zum Pudern der Perücken benutzt wurde. Das Porzellan in Europa war entdeckt!
Die wirtschaftliche Bedeutung des Porzellans wurde dermaßen groß, daß bald viele europäische Herrscher Porzellanmanufakturen errichteten. Zum Schutz der eigenen Leistung und auch gegen mißbräuchliche Benutzung der hergestellten kostbaren Ware wurde die deutsche Kennzeichnung des Porzellans eingeführt, die Porzellanmarken. Diese im Detail nach einiger Zeit jeweils wechselnden Marken erlauben uns heute, Herkunft und Alter zu bestimmen. Auch im alten China wurde Porzellan schon mit Markierungen versehen. Die Alters- und auch Herkunftsbestimmung ist jedoch wesentlich komplizierter.
Emanuel Poche, Kunsthistoriker und langjähriger Mitarbeiter im Kunstgewerbemuseum, Prag, führt hier neben den europäischen auch die chinesischen Porzellanmarken an.

ARTIA
 

21 April 2023

C. F. Meyer: Plautus im Nonnenkloster - Fünf Novellen

Conrad Ferdinand Meyer ist einer der fesselndsten Erzähler seiner Zeit. Der sensible Künstler fühlte sich abgestoßen von der Profitgier und der kunstfeindlichen Betriebsamkeit der bürgerlich-kapitalistischen Welt. "Da ist nur ein Gott: das Geld und der Erfolg", resümierte er die Eindrücke seiner Reise nach Paris. Dieses Unbehagen und die Unfähigkeit, sich den Normen bürgerlichen Lebens anzupassen, trieben Meyer in die Isolierung. Als Schriftsteller wandte er sich mit Vorliebe großen Ereignissen und Persönlichkeiten der Renaissance und Reformation zu.
Vier Novellen Meyers nehmen einen tragischen Ausgang. Erschütternd ist der Untergang eines jungen Adligen in der Novelle "Das Leiden eines Knaben", in der zugleich der Machtmißbrauch jesuitischer Geistlicher zur Zeit Ludwigs XIV. angeprangert wird. Aus dem Gegensatz zwischen moralischer Integrität der Helden und historischer Realität erwächst zumeist der novellistische Konflikt. Doch dem Dichter stehen auch andere Darstellungsmöglichkeiten zu Gebote: In der Titelnovelle erweist er sich als geistreicher Satiriker, in seinem volkstümlichsten Werk, "Der Schuß von der Kanzel", als humoriger, seine Schweizer Landsleute liebevoll schildernder Erzähler. Kein Geringerer als Gottfried Keller bestätigte ihm: "In der Form der einbändigen historisch-poetischen Erzählung oder Novelle haben Sie nun ein treffliches Mittel gefunden, wieder ein eigentliches Kunstwerk herzustellen und einen Stil zu ermöglichen."


 

Leonid Jachnin: Platz der Kartonuhr

Buchbeginn

Ein Mann in großen Stiefeln und mit einem grünen Hut auf dem Kopf kam die braune Waldstraße daher. "Quitsch-quitsch", knirschten Steinchen unter seinen Absätzen. "Schwirr-schwirr", zwischen den biegsamen Zweigen, wenn sie der hohe Hut berührt. Der Mann sang ein lustiges Liedchen vor sich hin. Es war der Hutmachermeister Krempe, der vom Jahrmarkt zurückkehrte. Auf seinem Rücken klapperten leise farbige Hutschachteln. Sie waren leer. Und das erfreute den Meister sehr...

Schöne kurze Geschichten mit ausdrucksstarken Illustrationen.

Zeichnungen von Jewgeni Monin

Raduga Verlag Moskau 1988 2. Auflage

 

Angela und Karlheinz Steinmüller: Pulaster - Roman eines Planeten

Angela und Karlheinz Steinmüller, sie Mathematikerin, er Physiker und promovierter Philosoph, beide freischaffende Schriftsteller aus Berlin, schildern in ihrem neuen Roman die Abenteuer des Weltraumtechnikers Fabius Grosser, den es in die faszinierende Sumpfwelt Pulasters verschlagen hat. Hart treffen hier die Gegensätze aufeinander; vernunftbegabte Saurier, deren Entwicklung in der Steinzeit stagniert, und die irdische Raumflotte ringen um die Zukunft des Planeten.

Verlag Neues Leben
 

20 April 2023

Astrid Lindgren: Pippi Langstrumpf

In der Villa Kunterbunt lebt Pippi Langstrumpf ganz allein mit ihrem Affen, Herrn Nilsson, und ihrem Pferd. Oft kommen die Nachbarskinder, und sie haben immer viel Spaß miteinander. Wunderbares und Aufregendes kann man mit Pippi erleben. Niemand verbietet oder befiehlt ihr etwas. Und außerdem ist Pippi furchtbar stark. Ein ganzes Pferd kann sie hochheben, unfreundliche Menschen einfach durch die Luft wirbeln und Einbrecher mit dem kleinen Finger umschubsen. Deshalb braucht selbst Kapitän Langstrumpf nicht besorgt zu sein um seine Tochter.

Der Kinderbuchverlag Berlin
2. Auflage 1989
ATB Buch Nr. 128
 

Ji Yun: Pinselnotizen aus der Strohhütte der Betrachtung des Großen im Kleinen

"Ich bin der Geldbaum meiner Bordellmutter", stellt sich ein Singmädchen einem reichen Geizhals vor und listet ihm dann sein gehortetes Korn ab, um es an die Hungernden zu verteilen ...
In den ,Pinselnotizen' hielt Ji Yun (1724-1805), ein faszinierend gebildeter kaiserlicher Hofredakteur, Erzählungen von Zeitgenossen aus den verschiedensten Schichten der Bevölkerung fest. Zu den beliebtesten Gesprächsstoffen zählten merkwürdige, wundersame Begegnungen mit Gespenstern, Göttern, vor allem aber mit den zauberhaft schönen, verführerischen Fuchsfeen. Pikante Erlebnisse mit den ,Puderlarven der grünen Türme', das schwere Los der Konkubinen und Mägde, die Tugend der treuen Ehefrauen und die heimliche, zumeist unglückliche Liebe der Jugend waren natürlich für jede Unterhaltung ein unerschöpflicher Quell. Einfache Menschen mit dem Herz auf dem richtigen Fleck werden bewundert, weil sie mit bloßen Händen Dämonen in die Flucht schlugen oder eine Räuberbande gefangensetzten.
Weitsichtige Gelehrte ziehen die scheinheilige Moral der verknöcherten Konfuzianer und der korrupten Mandarine ins Lächerliche. Eine Reihe von Notizen führt den hohen Entwicklungsstand des Handwerks, der Künste, der Literatur und der Lebenskultur im damaligen China vor Augen. So setzt Ji Yun ein reich nuanciertes, einem Mosaik vergleichbares Bild der chinesischen Gesellschaft des 17. und 18. Jahrhunderts zusammen und entlarvt mit der Hartnäckigkeit eines Aufklärers ihren sittlichen Verfall.

Kiepenheuer
1. Auflage 1983

Hildegard u. Siegfried Schumacher: Der Junge mit dem großen schwarzen Hund

Als Ulf dem großen schwarzen Hund begegnet, schließt er ihn sofort in sein Herz. Nepomuk nennt er das zutrauliche Tier – und nimmt es mit nach Hause. Doch in der kleinen Neubauwohnung kann der große Schwarze nicht bleiben ... Um Nepomuk zu retten, weiß Ulf eines Tages keinen anderen Ausweg mehr, als mit ihm zu fliehen. Unterwegs lernt er den alten Oscar kennen, einen kauzigen, gutmütigen Mann, der vor der Stadt in einer Laube wohnt. Oscar ist bereit, Nepomuk aufzunehmen – aber er stellt Bedingungen. Diese Abmachungen haben es in sich, sind für Ulf gar nicht so einfach zu erfüllen. Eine aufregende Zeit beginnt für den Jungen. Dann kommt ihm auch Sabine noch auf die Schliche aber das ist eigentlich etwas recht Erfreuliches.

Inhalt:
Der Schwarze .....5
Keine ruhige Minute .....20
Ärger im Haus .....32
Bis ans Ende der Welt .....48
Futter für Nepomuk .....64
Tante Emma hat Geburtstag .....83
Der starke Lukas .....100
Der Weg nach Indien .....125
Kuckucksruf .....147
Paradies am Horizont .....164

Kinderbuchverlag, Berlin
Illustrationen: Erich Gürtzig
Für Leser von 10 Jahren an

1. Auflage 1980
2. Auflage 1981
3. Auflage 1983
4. Auflage 1984
5. Auflage 1987
6. Auflage 1989

 

 

19 April 2023

Jiri Marek: Panoptikum sündiger Leute

 Glauben Sie ja nicht, verehrter Leser, die Herren Detektive der berühmten Prager "Vier" hätten ein geruhsames Leben. Kaum haben sie sich bei einem kühlen Pilsner oder einer heißen Kuttelflecksuppe niedergelassen, schon treibt ein Befehl des Alten, wie Kriminalrat Vacatko respektvoll-vertraulich genannt wird, sie wieder an die Arbeit: Irgendwo brennt eine Autowerkstatt, entführen Schurken das heißblütige Töchterchen eines Fleischfabrikanten, wird eine Dame im Sonnenbad erschossen oder ein braver Archivar von einer Dachpfanne erschlagen.
Natürlich tappen die unauffällig gekleideten Herren mit der Melone auch mal daneben, doch den Schuldigen erwischen sie immer. Zumindest sind sie stolz darauf, den legendären Räuber des ungarischen Kronschatzes ums Haar dingfest gemacht zu haben. Und selbst der hartgesottenste Detektiv schnieft vor Rührung über die Liebesromanze des Geldschrankknackers Penicka, der Paraplui-Annchen, das Mädchen von der Straße, auf Händen trägt.
Schwere Jungs und leichte Mädchen, kleine Gauner und elegante Gentlemanverbrecher sind die Akteure dieser zwölf schnurrigen Geschichten, die gleich Moritaten eines Bänkelsängers ein skurriles Spiegelbild der k. u. k. Monarchie und der bürgerlichen Tschechoslowakei vermitteln.

Verlag Volk und Welt Berlin
4. Auflage 1982

Jiri Marek: Panoptikum alter Kriminalfälle

Gewiß werden Sie, lieber Leser, bei der Lektüre dieses Buches dazu neigen, diese amüsanten, manchmal gruseligen Geschichten für pure Erfindung des Autors zu halten. Der gesunde Menschenverstand gibt Ihnen da recht, denn welche feine Dame verschenkt schon aus Rachsucht Dynamitpatronen, wer gipst schon eine Leiche in einem Backtrog ein, und wo gibt es in unserem sachlichen Zeitalter Spione, die so zerstreut sind, daß sie Aktentaschen mit furchtbar geheimen Mobilmachungsplänen auf dem Flugplatz stehenlassen?
Aber der erste Eindruck täuscht. Alle diese Geschichten, so kurios sie auch anmuten, haben sich tatsächlich einmal zugetragen. Nicht genauso, versteht sich, denn Jiri Marek hat mancherlei dazu beigesteuert - die ironische Pointe zum Beispiel oder die verblüffende Lösung. Er hat diese alten Kriminalfälle beim Durchblättern vergilbter Zeitungen entdeckt, und er fand sie so ausgefallen und belehrend, daß er sie Ihnen, verehrter Leser, nicht vorenthalten wollte. Und bei genauerem Hinsehen stellt man fest, daß diese Geschichten so absonderlich gar nicht sind. Sie zeigen, wenn auch im Zerrspiegel, ein Stück wirklichen Lebens aus der k. u. k. Monarchie und aus der bürgerlichen Tschechoslowakei - eben so, wie sich der Alltag aus Polizeirevieren und in Kripokanzleien darbietet.

Jiri Marek, 1914 in Prag geboren, hängte den mehrere Jahre lang ausgeübten Lehrerberuf 1948 an den Nagel, um Redakteur beim Rudé právo und anderen tschechischen Tageszeitungen zu werden. Von 1954 bis 1959 war er Direktor des Tschechischen Staatsfilms und arbeitet seither als Dozent für tschechische Literatur an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Prag. Daneben ist er ein vielbeschäftigter Schriftsteller, der sich nicht nur als Romanautor einen Namen gemacht hat, sondern auch für Film und Fernsehen schreibt.
Schon während des Krieges begann Jiri Marek mit psychologischer Kurzprosa und verfaßte seitdem zahlreiche Prosawerke, wie den Partisanenroman "Männer gehn im Dunkeln" (1946), Erzählungen über die schwierigen Aufbaujahre, Jugendbücher und Reportagen, z. B. "Land unter dem Äquator" (1956). Seine Automärchen "Der Skoda und die Fee Waldine" (1966) und sein humorvoller Roman "Mein Onkel Odysseus" (1975) erschienen auch in der DDR, desgleichen seine ironisch-skurrilen Detektivgeschichten "Panoptikum alter Kriminalfälle" (1968), "Panoptikum sündiger Leute" (1971) und "Panoptikum der Altstadt Prag" (1979). Bücher von Jiri Marek wurden in mehrere Sprachen, u. a. ins Russische, Polnische, Ungarische, Rumänische und Bulgarische, übersetzt.

Verlag Volk und Welt Berlin
6. Auflage 1982

Ludwig Feuerbach: Philosophische Kritiken und Grundsätze

Ludwig Feuerbach (1804-1872) faßte seine geistige Entwicklung in dem Apercu zusammen: "Gott war mein erster Gedanke, die Vernunft mein zweiter, der Mensch mein dritter und letzter Gedanke." Diese Konsequenz des Feuerbachschen Weges von der Theologie über Hegels Idealismus zum anthropologischen Materialismus bezeugt vorliegende Auswahl von 13 kleinen Schriften, die sich chronologisch und inhaltlich um das 1844 erschienene Hauptwerk "Das Wesen des Christentums" gruppieren. Die Kernstücke des Bandes - "Zur Kritik der Hegelschen Philosophie" und "Grundsätze der Philosophie der Zukunft" - machten Epoche und enthuiasmierten auch die Jünglinge Marx und Engels. Sie zeigen Feuerbachs konstruktive kritische Methode, seinen scharfen dialektisch-thesenförmigen Stil, aber nicht minder die Schwächen seiner Endposition bereits in statu nascendi. Eine Reihe bisher kaum zugänglicher Rezensionen, deren Polemik dem Namen Feuerbach buchstäblich Ehre macht, sowie die autobiographisch bedeutsamen "Fragmente" vervollständigen diese neue, sorgfältig kommentierte Zusammenstellung.


 Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
Reclams Universal-Bibliothek Band 58
1. Auflage 1969
Philosophie

Gabriele Wohmann: Paarlauf - Erzählungen

Ich glaube, daß ich es früher zu einseitig gemacht habe, indem ich bloß das Schäbige und Miese beschrieben habe, weil da etwas gefehlt hat, weil das Schreckliche mehr Dimensionen, mehr Schrecken bekommt, wenn man auch das Schöne, das mögliche Schöne, wenn auch vergängliche Schöne, nicht unterschlägt. Das will ich nicht mehr tun. Das Schreckliche und Schöne haben eine Art Immanenz; sie gehören zusammen. Wenn ich nur das Schreckliche beschreibe, verfahre ich zu karg damit. Sein Gewicht bekommt es erst, wenn man weiß, daß es auch sein Gegenteil gibt. Wenn Trost vorkommt, dann bedeutet das einfach, daß ich selber sehr trostversessen bin. Vielleicht war ich früher noch nicht so darauf angewiesen, vielleicht ging es mir einfach besser, um das alles wegzulassen. Um das Schöne, um Glücksgefühle, Trostgefühle wegzulassen, muß es einem vielleicht ziemlich gut gehen.        

Gabriele Wohmann
 

Autorin
Gabriele Wohmann, geboren 1932. Studierte Germanistik und Musikwissenschaft. Ein Jahr Internatslehrerin auf einer Nordseeinsel. Seit 1960 Mitglied des PEN-Clubs. Lebt als freie Schriftstellerin in Darmstadt.

Im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar erschienen: "Alles für die Galerie/Erzählungen" (1972), "Nachrichtensperre/Ausgewählte Erzählungen 1957-1977" (1978), "Frühherbst in Badenweiler" (1979).

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1981

Heinz Wolter (Hg.) Otto von Bismarck - Dokumente seines Lebens

Otto von Bismarck (1815-1898) war ein Politiker und Staatsmann von Rang, wie ihn Junkerklasse und preußischer Staat nur selten hervorbrachten. Eine widerspruchsvolle Persönlichkeit, ebenso zu Bewunderung herausfordernd wie zu unnachgiebiger Anklage. Weder ein nationaler Messias noch ein dämonischer Einzeltäter, dem alle Verantwortung für den verhängnisvollen Verlauf der preußisch-deutschen Geschichte persönlich angelastet werden darf. Vielmehr ein klassenbewußter konservativer Junker, der mit der Errichtung des bürgerlichen Nationalstaates denkbar revolutionär handelte; ein Exponent des preußisch-deutschen Militarismus, der nach 1871 mit seiner das Erreichte bewahrenden Politik einen bemerkenswerten Beitrag zur Friedensstabilisierung in Europa leistete; ein Todfeind der Arbeiterbewegung und Initiator des Sozialistengesetzes; ein brutaler und rücksichtsloser Machtmensch und zugleich ein gewandter Gesellschafter. Theodor Fontane sah ihn so:
"Man mag Bismarck lieben oder hassen, so muß doch immer zugestanden werden, daß intellektuell dasselbe von ihm gilt, was in physischer Beziehung von ihm gesagt worden ist: ein gewaltiger Mann!"

Reclams Universalbibliothek Band 1172
1. Auflage 1986
Mit 79 Abbildungen
Umschlaggestaltung: Friederike Pondelik unter Verwendung einer Aufnahme Otto v. Bismarcks aus dem Jahre 1893
 

Klaus Hoffmann: Otto Hahn - Stationen aus dem Leben eines Atomforschers


 Immer wieder überprüften der Chemiker Otto Hahn und sein Mitarbeiter Fritz Straßmann Ende des Jahres 1938 die Ergebnisse ihrer Analysen. Die Resultate waren überraschend, ja fast unglaublich. Mit verbissenem Eifer wiederholten beide Forscher ihre Experimente, verglichen die Meßwerte erneut miteinander, suchten Rat bei der im Exil lebenden Physikerin Lise Meitner. Ein Irrtum war ausgeschlossen: Das Uranatom ist spaltbar. Otto Hahn hatte einen Weg gefunden, die unerschöpfliche Energie der Atome für die Menschheit nutzbar zu machen.
Tief erschüttert mußte er einige Jahre später erkennen, daß das von ihm entdeckte Prinzip der Kernspaltung den Bau schrecklicher Vernichtungswaffen ermöglicht hatte. Nach der Zerstörung der japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch zwei amerikanische Atombomben schwor er sich, unermüdlich und unbeirrt für die ausschließlich friedliche Anwendung der Atomenergie und damit für den Sieg menschlicher Vernunft einzutreten. Otto Hahn - dessen Geburtstag sich 1979 zum hundertstenmal jährt - gab hiermit ein Beispiel verantwortungsbewußten, humanistischen Handelns.

Verlag Neues Leben Berlin

18 April 2023

Erwin Strittmatter: Ole Bienkopp


 Anton Dürr ist tot. Eine stürzende Kiefer hat ihn erschlagen. Legte Sägemüller Ramsch Antons Frühstück absichtlich unter den Baum? Ole Bienkopp ist wie erstarrt. Von allen seinen Träumen war jener, den er schon vor der Herrschaft der Faschisten gemeinsam mit dem Freund träumte, der schönste: der Traum von der Gerechtigkeit. Gemeinsam begannen sie nach dem neuen Anfang 1945, ihn zum Leben zu erwecken. Nun muß Ole die Führung im kleinen Dorf Blumenau übernehmen. Der Weg bis in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft "Blühendes Feld" geht über Steine. Unvernunft und Feindschaft hindern oft mehr, als Vernunft und Freundschaft helfen können. "Es lebe Bienkopp!" sagen die einen; "Bienkopp hat dem Gegner Fraß gegeben!" sagen die anderen. Am schwersten hat es Ole mit seiner Frau, der stolzen Fischerstochter Anngret. Als er noch einmal mit ihr sprechen will, findet er den verhaßten Feind, den Sägemüller, bei ihr. Der Traum von der Liebe stirbt. Überhaupt machen die Frauen Ole das Leben sauer. Rosekatrin Senf versucht ihn zu angeln. Jan Bullert will in die Genossenschaft eintreten, wenn Ole das dünne Hertchen nimmt. Die dicke Hulda Trampel hätte nichts dagegen, wenn Ole sie verführte. Selbst Frieda, die strenge, ehrgeizige Bürgermeisterin, die ihm manchen Knüppel vor die Beine wirft, hat zeitweise ein Auge auf den Mann Ole. Aber erst das kleine Hühnermädchen Märtke läßt den über Fünfzigjährigen noch einmal jung und glücklich werden, gibt ihm neue Zuversicht und neue Kraft. "Her mit dem Leben!" ruft Ole, und alle Schwierigkeiten können ihm das Licht nicht verdunkeln, das ihm Anton gezeigt hat.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar

Chinua Achebe: Okonkwo oder Das Alte stürzt

Chinua Achebe, heute zu den herausragenden engagierten Schriftstellern der afrikanischen Welt gehörend, glückte mit diesem seinem ersten Roman ein großer Wurf, der seinen Namen weit über die Grenzen seiner nigerianischen Heimat und des ganzen afrikanischen Kontinents hinaustrug. Ihm gelang es, in diesem Prosawerk, das an die besten Traditionen der afrikanischen Erzählkunst anknüpft, ein Stück bewegter afrikanischer Geschichte aufzuzeichnen - den Beginn der territorialen Eroberung seines Landes durch die britische Kolonialmacht und den dadurch ausgelösten Zerfall der traditionellen Ibo-Dorfgemeinschaft gegen Ende des vorigen Jahrhunderts.

Mit großem Einfühlungsvermögen schildert Chinua Achebe die Tragik des Sippenältesten Okonkwo, eines heftigen Verfechters der traditionellen Lebensvorstellungen und Gebräuche, dessen Schicksal unlösbar mit dem seines Dorfes verknüpft ist. Von dem Gefühl der unbeugsamen Autorität besessen, menschliche Schwächen, ja sogar Gefühlsäußerungen verachtend, beschreitet er einen Weg, der ihn schließlich zum Außenseiter der Dorfgemeinschaft werden läßt. Ein tragisches Verhängnis zwingt ihn, sein Heimatdorf für sieben Jahre zu verlassen. Aus der Verbannung zurückgekehrt, muß er feststellen, in welch bedrohlichem Ausmaß die britischen Missionare und Kolonialadministratoren Einfluß auf die Dorfgemeinschaft genommen haben. Mit verzweifelter Kraft versucht er, die bereits gespaltene und innerlich zerrüttete Gemeinschaft neu zu beleben und zum Widerstand aufzurufen. Doch das Unternehmen scheitert, und für Okonkwo, der Revolte angeklagte, bricht eine Welt zusammen.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1976
Aus dem Englischen von Richard Moering
bb

 

Ruth Werner: Olga Benario

Olga Benario war eine Heldin. Ist sie uns deshalb fern und unnahbar? Sie war ein Mensch wie du und ich - wie wir sein sollen: heiter, hilfsbereit, leidenschaftlich und tapfer. Die jungen Kommunisten in Berlin lieben das schlanke Mädel aus München mit dem schwarzen Haar und den strahlenden blauen Augen. Eines Morgens klebt ihr Bild an allen Litfaßsäulen Berlins. 5000 Mark Belohnung sind auf ihre Ergreifung ausgesetzt. Die Polizei der Weimarer Republik nennt Olga eine Verbrecherin, die Arbeiter jubeln ihr zu wegen ihrer kühnen Tat, und niemand verrät ihr Versteck. Später kämpft Olga unter Lebensgefahr an der Seite des führenden brasilianischen Revolutionärs Luiz Carlos Prestes um die Befreiung seines Volkes, eine Heldin und eine Frau wie viele andere, ihrem Manne in großer Liebe zugetan. Eine Heldin, die sich weder in den Gefängnissen Brasiliens noch von den Faschisten in Deutschland zerbrechen läßt; eine Mutter wie Millionen Mütter, voller Glück über das erste Lächeln ihres Töchterchens, geboren hinter Kerkermauern.
"Unsere Olga", sagen ihre Freunde in vielen Ländern von ihr. "Unsere Olga" soll sie auch für die Leser dieses biographischen Romans werden.

Verlag Neues Leben Berlin
1. Auflage 1961
8. Auflage 1972



 

17 April 2023

O Lust, allen alles zu sein - Deutsche Modelektüre um 1800

"Allen edlen Lesern widm' ich dieses Buch, die beim Lesen mehr als bloß Befriedigung der Neugierde suchen ... Der Dichter besonders sollte hauptsächlich auf das Herz seiner Leser Rücksicht nehmen. Dadurch bahnt er sich am leichtesten den Weg zum Unterricht und zur Belehrung ... daher sollte er SOVIEL ALS MÖGLICH ALLEN ALLES WERDEN..."
Diese Maxime empfindsamer Lektüre steht in Millers "Siegwart" (1777); sie könnte auch von Schummel oder Salzmann stammen, Autoren, die in ihren Romanen Millionen Leser zu Zeugen unerhört gefühlvoller, trauriger, heiter-besinnlicher, geheimnisvoller, belehrender Ereignisse machen. Die Welt dieser Bücher duldet keinen ungelösten Widerspruch, keine ungerochene Missetat, keinen Sieg eines Ungerechten. Die Schicksale der Helden geben die unumstößliche Zuversicht, daß alles stets sich zum besten wendet und jede Prüfung nur näher zum Ziele endlicher Läuterung führt. Aktivitäten sind scheinbar; sie verlassen nicht den Kreis konventioneller Vorgaben. "Rücksicht" auf das Herz meint so die Übereinkunft aller Trivialliteratur: daß niemand Veränderung befürchten müsse von dieser Lektüre.

Reclams Universal-Bibliothek Band 756
2. Auflage 1981
Umschlaggestaltung: Friederike Pondelik unter Verwendung des Gemäldes "Wilhelmine Begas" (1828) von Karl Begas d. Ä. (Berlin, Nationalgalerie)
Belletristik