30 Juni 2023

Pablo Neruda: Gedichte 1923-1973

PABLO NERUDA (1904-1973):

Ich bin nur ein Dichter: ich liebe euch alle,
umherirrend geh ich durch die Welt, die ich liebe:
in meinem Vaterland kerkern sie die Kumpel ein,
und Soldaten befehlen den Richtern.
Aber ich liebe die Wurzeln sogar
meines kleinen kalten Landes.

Müßte ich tausendmal sterben,
immer dort wollte ich sterben:
würde ich tausendmal geboren,
immer dort wollt ich geboren sein,
nah der wilden Andentanne,
dem Toben des Südwinds nah
und den kürzlich gekauften Glocken.

Niemand denke an mich.
An die ganze Erde wollen wir denken,
auf den Tisch voll Liebe hämmernd.
Ich will nicht, daß wieder Blut
das Brot aufweiche, die Bohnen,
die Musik: ich will, daß
der Bergmann, das Kind,
der Anwalt, der Seemann,
der Puppenfabrikant mit mir gehen,
daß wir ins Kino gehn und herauskommen,
den Wein zu trinken, den rotesten Wein.

Ich komme nicht, um etwas zu lösen.
Ich kam hierher, um zu singen
und auf daß du mit mir singst.

Inhalt
Link zum Download des Inhalsverzeichnisses (PDF).

Umschlaggestaltung: Friederike Pondelik
   unter Verwendung einer Reproduktion nach einer Grafik von José Venturelli
   zu „Der große Gesang“ von Pablo Neruda

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
Reclams Universal-Bibliothek Band 589
VERSDICHTUNG | Lyrik

1. Auflage 1973
2. Auflage 1975
3. Auflage 1979
4. Auflage 1990

E.T.A. Hoffmann: Nachtstücke

E. T. A. Hoffmann (1776-1822) hat seine Gespenster beschworen, um den Alltag zu fassen, die ganze Wirklichkeit des Alltags draußen auf dem Markt und drinnen im Herzen, die volle Realität des Lebens, die er gerade auch als Richter erfahren, die Gesamtheit dieses seltsamen Menschentreibens, zu dem unabdingbar auch das gehört, was der Verstand allein schlecht erklären kann, weil es offensichtlich außerhalb der Vernunft liegt, all dieses nicht so recht Geheure, das lächerlich sein kann und erhaben, dieses Spukhafte, dieses Koboldische, das Alpträume herwälzt, das verstört und verrückt macht, das kichert und wispert und schnauft und zischelt und keift und flüstert und girrt und kreischt und im Wahnsinn der Mordlust wie der Liebesgier aufbrüllt und das man eben „das Gespenstische“ nennt und bei Hoffmann auch so nennen könnte, wollte man es nur mit allen Gespenstern, von den Hexen über die MückenKolonne und die MaschinenMenschen bis zu den lieblichen Elfen, verstehn, und immer als einen Realitätszug.
Franz Fühmann

Mit einer Studie „Anatomie des Sandmanns" von Günter Hartung
Mit 15 Zeichnungen von Wolf Leo

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
Reclams Universal-Bibliothek, Band 1039
Belletristik | Mit Illustrationen

1. Auflage 1984

Gustav Schwab: Die Sagen von Troja

Gustav Schwab (1797 - 1850) hatte die antiken Troja-Sagen nacherzählt, hier erschienen sie in einer beeindruckend sprachgewaltigen Bearbeitung von Johannes Bobrowski.

"Ilias" und "Odyssee", Homers weltberühmte griechische Nationalepen ließ Gustav Schwab aufleben in seinem literarischen Werk. 

Die Sagen von Troja schildern die Heerfahrt der Griechenstämme gegen das westlich gelegene Troja, das Reich des Priamos. Und zumindest das sprichwörtlich gewordene Trojanische Pferd ist jedem von uns bekannt.


Inhalt

Die Sagen von Troja
Trojas Erbauung
Priamus und Paris
Der Raub der Helena
Das Bündnis der Griechen
Botschaft an Priamus
Agamemnon und Iphigenie
Abfahrt der Griechen - Aussetzung des Philoktetes
Die Griechen in Mysien
Paris kehrt zurück
Die Griechen vor Troja
Ausbruch des Kampfes
Der Tod des Palamedes
Taten des Achilles und des Ajax
Polydoros
Der Zorn des Achilles
Versuchung des Volkes durch Agamemnon
Paris und Menelaos
Pandaros
Die Schlacht - Diomedes
Hektor in Troja
Hektor und Ajax im Zweikampf
Waffenstillstand
Sieg der Trojaner
Botschaft der Griechen an Achilles
Dolon
Zweite Niederlage der Griechen
Kampf um die Mauer
Kampf um die Schiffe
Der Tod des Patroklus
Der Jammer des Achilles
Achilles erhält neue Waffen
Achilles und Agamemnon versöhnen sich
Die Schlacht der Götter und Menschen
Kampf des Achilles mit dem Stromgott Skamander
Die Schlacht der Götter
Achilles und Hektor vor den Toren
Der Tod Hektors
Die Leichenfeier des Patroklus
Priamus bei Achilles
Hektors Leichnam in Troja
Penthesilea
Memnon
Der Tod des Achilles
Leichenspiele zu Ehren des Achilles
Der Tod des großen Ajax
Eurypylos
Neoptolemos
Philoktetes auf Lemnos
Der Tod des Paris
Sturm auf Troja
Das hölzerne Pferd
Die Zerstörung Trojas
Menelaos und Helena
Polyxena
Abfahrt von Troja

Altberliner Verlag 1989

 

29 Juni 2023

Estebanillo González: Sein Leben und seine Taten aufgeschrieben von ihm selbst

Estebanillo González an den Leser: „Ich halte es für ausgeschlossen, daß ich nicht deinen Beifall finde, so du nicht etwa von allem guten Geschmack verlassen bist oder dir die Geringschätzung im Gesicht geschrieben steht und du mit Lob geizest, wenn etwas gut ist, um so einen Beweis von Verständigkeit zu geben. Hier wird der Wißbegierigen Neugier sinnreiche Sprichworte finden, der Soldat Feldschlachten und Reisen zur Levante; der Liebende Liebesverwicklungen; der Fröhliche mannigfaltige Späße und vielfältige Narreteien; der Schwermütige düstere Grabinschriften auf die rührend fehlgeschlagenen Hoffnungen des Kardinalsinfanten, der Königin von Spanien und der Kaiserin Maria; der Dichter neue Stilübungen und ridiküle Romanzen; der in seiner Klause Zurückgezogene die Kunstkniffe des Falschspielens, die Gesetze der Leute aus der Unterwelt, die Vorrechte der Schelme bei ihren Fischzügen, die Verschlagenheit der Küchenjungen, die Pfiffigkeit der Marketender und zu guter Letzt die wundersamen Ereignisse meines Lebens, die mehr Wege und Windungen gegangen sind, als sie das Labyrinth auf Kreta hat. Welchselbe du, hast du sie gelesen und dich dabei staunend öfter bekreuzigt, als hättest du den Gottseibeiuns erblickt, für würdig und wert erachten wirst, ans Licht gekommen zu sein...“

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
Reclams Universal-Bibliothek, Band 318
Belletristik

1. Auflage 1967
2. Auflage 1985

Wolfgang Leonhard: Die Revolution entläßt ihre Kinder

 "Gerne gebe ich zu, daß ich anfangs enthusiastisch an die Möglichkeit eines unabhängigen demokratischen Weges zum Sozialismus glaubte, die Hoffnung einer antifaschistischen demokratischen parlamentarischen Republik mit allen Rechten und Freiheiten für das Volk und einen allmählichen Übergang zu einem demokratischen Sozialismus. Aber schon seit Anfang 1947, mit der zunehmenden Sowjetisierung und Stalinisierung, wurde es für mich deutlich, daß dies eine Illusion gewesen war. ...
In diesem Buch versuche ich bewußt, die Begegnungen und Diskussionen, Ereignisse und Erlebnisse so zu schildern, wie ich sie damals gesehen und empfunden, damals gefühlt und gedacht habe. Nur dadurch, so scheint mir, wird dem heutigen, oft jüngeren Leser verständlich, warum nicht wenige von uns damals diese Ideologie glaubten und sich diesem System verpflichtet fühlten, wann und wie die ersten kritischen Gedanken auftauchten und was der Bruch mit dem Stalinismus für einen Menschen bedeutet hat, der in dieser Lehre aufgewachsen war. Die Entscheidung ist das Ergebnis eines jahrelangen qualvollen Prozesses des Zweifelns und der Rechtfertigung, der Gewissensqualen und der konstruierten Theorien zu ihrer Beruhigung." (Wolfgang Leonhard)

Reclams Universal-Bibliothek
Philosophie, Geschichte, Kulturgeschichte

Wolfgang Leonhard (geb. 1921) berichtet von seinem zehnjährigen Aufenthalt in der Sowjetunion 1935 bis 1945, dem Leben im Kinderheim (die Mutter wurde verhaftet und eingesperrt), dem Studium, der Deportation nach Karaganda, seiner Schulung zum Funktionär der Komintern und von seiner Arbeit im "Nationalkomitee Freies Deutschland". Leonhard beschreibt den Prozeß seiner Lösung vom Stalinismus und seine Erfahrungen in der sowjetischen Besatzungszone als Mitglied der "Gruppe Ulbricht", beim Aufbau des neuen Staates und der Gründung der SED, als Parteifunktionär und Hochschullehrer. Die Hetzkampagne gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der jugoslawischen Kommunisten veranlaßt ihn zu seiner spektakulären Flucht nach Belgrad.
"Seit meiner Flucht im März 1949 habe ich auf Reformen, auf eine Liberalisierung und Demokratisierung in den Ländern Mittel- und Osteuropas und der Sowjetunion gehofft. So bekannt mein Buch in allen westlichen Ländern geworden ist - auf eine Veröffentlichung in der Sowjetunion und der DDR mußte ich sehr lange warten." (Wolfgang Leonhard 1990)

Reclams Universal-Bibliothek
Philosophie, Geschichte, Kulturgeschichte


William Godwin: Caleb Williams oder Die Dinge wie sie sind

William Godwin (1756-1836) war 1793 mit der aufsehenerregenden Publikation „An Enquiry Concerning Political Justice“ (Untersuchung, die politische Gerechtigkeit betreffend) hervorgetreten, in der er – wie vor ihm Thomas Paine – eine radikale Reform der Gesellschaft forderte. Der spannende Roman „Caleb Williams“ war von Godwin als massenwirksames Mittel zur Propagierung seiner Gesellschaftskritik geplant. Er handelt von einer Verfolgung, die in exemplarischer Weise illustriert, wie der „Mensch zum Zerstörer des Menschen“ wird. Was durch private Neugier beginnt und zu privater Verfolgung führt, verstrickt die beiden Kontrahenten, den mächtigen Grundherrn Falkland und den Bauernsohn Caleb Williams, in die korrupte Maschine der Klassenjustiz und endet mit dem Untergang beider. Der Roman vermittelt, wie der bürgerliche Staat und seine Institutionen die Mitglieder aller Gesellschaftsschichten deformiert, und dies für ein Publikum, das – nach Worten des Autors von 1794 – „von Werken der Philosophie und Wissenschaft kaum erreicht wird“. In der Propagierung philosophischen Gedankengutes durch die populäre Form des Romans stand Godwin nicht allein. Vor ihm hatten auch Diderot und Rousseau diesen Weg beschritten.

Übersetzung aus dem Englischen von Rudolf Rocker
Mit einem Nachwort von Ingrid und Peter Kuczynski
Originaltitel: William Godwin, Things as they are; or, The Adventures of Caleb Williams

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
Reclams Universal-Bibliothek Band 1024
Belletristik

1. Auflage 1962 (RUB Nr. 9116/20)
2. veränd. Auflage 1985
 

28 Juni 2023

3000 Beiträge

© Foto: Ilona Dahlmann, Antiquariat "Windlicht", Stölln


Am 20. April 2020 entschlossen wir uns aus einer extra für die DDR-Bücher gegründeten Facebook-Gruppe, diesen Blog zu beginnen. Damals noch bei WordPress. Doch ich dachte, für unsere Zwecke ist hier der bessere Platz. Das System kannte ich schon von meinem eigenen Bücherblog und wir haben hier durch die Labels so viele Möglichkeiten, nach speziellen Sachen zu suchen. Sind es nun Autorinnen*, Buchtitel, Schlagworte, Reihen, Illustratorinnen* und so weiter.

Ich danke all den Fleißigen, die in der Gruppe Cover, Inhaltsangaben usw. posten, damit wir hier richtige Beiträge draus machen können.

Auf dem Foto seht ihr, woher wir all unsere Schätze bekommen: liebevoll verpackt von der Bücherfee Ilona, die immer wieder versucht, uns unsere Wünsche zu erfüllen.

Einen riesengroßen Dank aber auch an euch Leseratten, die ihr seit gut einer Woche den Blog stürmt. Wir wünschen euch weiterhin viel Spaß beim Stöbern und hoffen, dass wir dazu beitragen können, dass ihr das ein oder andere Schätzchen entdeckt oder auch wiederentdeckt.

Isaak Babel: Die Reiterarmee - Erzählungen

Als Majakowski im April 1924 im Großen Saal des Preußischen Herrenhauses einen Autorenabend für die Berliner russische Kolonie veranstaltete, wußte er, daß auch Weißgardisten und andere Sowjetfeinde im Saal anwesend waren. Ganz bewußt eröffnete er den Abend mit einer Ehrung für Isaak Babel. "Werte Herrschaften", hob er an, "bevor Sie wieder mal über die Union der Sowjets losziehen, sollten Sie sich erst anhören, wie bei uns geschrieben wird. Also - spitzen Sie die Ohren!" Er zog bedruckte Blätter aus der Tasche und brachte mit meisterhaftem Ausdruck Babels Erzählung "Salz" zu Gehör, die zum Zyklus der kommenden "Reiterarmee" gehörte. Viele der Anwesenden haben später bezeugt, daß der Eindruck von diesem kleinen Prosawerk das Publikum überwältigte. Man hatte das Gefühl, einem großen literarischen Ereignis beigewohnt zu haben.

(Aus einem Beitrag von Hugo Huppert, 1966)

Verlag der Nation Berlin
Aus dem Russischen von Dmitri Umanski, Karl-Heinz Jähn, Thomas Reschke
Nachwort: Nyota Thun
Roman für alle, Band 246/247 

Horst Wandrey: Wolfgang Amadeus Mozart - Briefe

Das klare Bild des aufrechten Künstlers, der seine Mitmenschen immer liebte, erhellt aus den Briefen ebenso wie Mozarts hohe schöpferische Geisteskraft. Neben Zeitgeschichtlichem steht Persönliches, das den kindlichen Schalkgeist des Wiener Klassikers in herzerfrischender Weise erkennen läßt. Horst Wandrey hat eine instruktive, abgewogene Briefauswahl vorgelegt. Die Beibehaltung der originalen Diktion gibt einen authentischen Eindruck. Die wertvolle Ausgabe dürfte allen Mozartfreunden willkommen sein.

Neue Zeit, Berlin


Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin
Illustriert von Heiner Vogel
50 Vignetten
 

Voltaire: Korrespondenz aus den Jahren 1749 bis 1760

VOLTAIRE (1694-1778) führte in den Jahren 1749 bis 1760 eine umfangreiche Korrespondenz, vor allem mit seinen Verlegern und den jüngeren Aufklärern. Mit d'Alembert korrespondiert er über die Enzyklopädie, über deren Anlage und über einzelne Artikel, über das klügste taktische Vorgehen gegenüber der Zensurbehörde, über das angemessene Verhalten angesichts der Verleumdung der Enzyklopädisten im jesuitischen Journal de Trévoux oder in Palissots Stück „Les philosophes“. Mit Diderot erörtert er dessen „Brief über die Blinden“ und die darin angelegte Möglichkeit einer atheistischen Weltsicht. Gegenüber Helvétius äußert er sich wohlwollend zu dessen materialistischem Buch „Vom Geist“. Rousseau verübelt er, daß er die Daseinsberechtigung der Wissenschaften und Künste in Frage stellt, und diesen wiederum befremdet an Voltaire, wie rigoros er sich von christlichen Gottesvorstellungen losgesagt hat. Wie unterschiedlich die weltanschaulichen Positionen von Voltaire und seinen einzelnen Korrespondenten auch sind, der Patriarch der Aufklärung will sie überbrücken. Seine Briefe gipfeln in dem Aufruf, zusammenzustehen, um gemeinsam den Sieg der Vernunft über die Unvernunft zu erwirken.

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
Reclams Universal-Bibliothek, Band 733
PHILOSOPHIE | GESCHICHTE

1. Auflage 1978

Wilhelm Fraenger: Die Radierungen des Hercules Seghers

Wilhelm Fraenger (1890-1964) begegnet den Radierungen des holländischen Malers und Graphikers Hercules Seghers (um 1590 bis nach 1635) mit unmittelbarer Betroffenheit. Kühn den formalen Befund mit dem Seelenzustand und Weltverhältnis des Künstlers verklammernd, rückt Fraengers "Physiognomischer Versuch" das Ethos der Form in den Mittelpunkt einer Analyse, die sich allein auf ihr Verständnis des anschaulichen Gehalts verlassen muß. Fehlen doch alle anderen Handhaben zur Deutung dieses rätselhaften Werks! Fraengers tiefgründige Interpretation, 1922 erstmals erschienen, hat bis heute nichts von ihrer Eindruckskraft verloren und nichts von ihrer Wahrheit. Auch wir müssen uns zu unserer Subjektivität bekennen, wenn wir diese Radierungen betrachten, und Fraengers Dialog mit Hercules Seghers, "dem Verwitterungsseligen, dem Bruder der Ruinen, dem Freund des Verfalles", ermutigt uns dazu. Er bildet und provoziert unsere Sensibilität durch eine eindringliche, konkrete, expressive Prosa, die uns in menschlich-umfassendem Sinn sehen lehrt.

Reclams Universal-Bibliothek
Kunstwissenschaften
Mit Abbildungen
 

Joachim Kupsch: Die Reise nach London - Ein Haydn-Roman

Dieser Roman um den Altmeister der Wiener Klassik darf als eine ebenso originelle wie künstlerisch reizvolle Huldigung Haydns gelten. Der Komponist nämlich ist - während der den Höhepunkt seiner Laufbahn bildenden ersten Londoner Reise - nur mittelbar Zentralgestalt des Buches. Sein Bild mit allen Zügen des Genies, aber auch des so liebenswert Menschlich-Unzulänglichen, sieht der Leser mit den Augen Percy Lambkins, eines jungen englischen Bildungsreisenden, den ein leichtfertiges Liebesverhältnis zu einer alternden Wiener Gräfin fast schicksalhaft an den großen Mann bindet.
Von Station zu Station reist er der Haydnischen Postkutsche nach, erfährt in Begegnungen, Gesprächen und Briefen immer mehr und Interessantes über den großen Kapellmeister, so daß sich ihm in London nun Gehalt und Wesen der bisher ungehörten, die Stimmung und Gefühle der Epoche so unvergleichlich ausdrückenden Musik ganz erschließen. Für Percy ist die Begegnung mit einer neuen Welt eine Läuterung zum Wesentlichen, die ihn später in den Byronschen Zirkel und auf die Schlachtfelder des griechischen Freiheitskampfes führen wird.

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin
9. Auflage 1973
 

27 Juni 2023

Arkadi Gaidar: Die Spur der Kühnen

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Geschichtensammlung. Viele von euch werden sie einzeln als ATB Alex Taschenbücher oder als Trompeterbuch kennen.

Der Buchtitel passt irgendwie, die Geschichten spielen in schlechten Zeiten und so einige der jungen Kühnen werden zu kleinen Kämpfern.

Buchbeginn

Ferne Länder
Langweilig ist's hier zur Winterzeit. Die Bahnstation klein, ringsum nichts als Wald und immer wieder Wald. Alles mit Schnee bedeckt, vom Schnee verweht - man kommt gar nicht hinaus.
Ein Vergnügen allerdings ist es, von den Hügeln Schlitten zu fahren. Doch schließlich kann man ja nicht den lieben langen Tag Schlitten fahren. Einmal geht's die Hänge hinab, ein zweites Mal, zwanzigmal. Aber dann hat man genug davon und wird müde. Ja, wenn so ein Schlitten von selbst den Berg hinaufkäme! Das ließe man sich gefallen! Aber er fährt nur hinunter und niemals hinauf.
Wenige Kinder wohnen in der kleinen Siedlung bei der Station. Der Waska vom Schrankenwärter, der Petka vom Lokomotivführer und Serjoshka, der Sohn des Telegrafisten - mehr nicht. Die anderen sind noch zu klein. Eins ist drei Jahre alt, ein anderes vier. Was soll man schon mit denen anfangen!
Petka und Waska sind gute Freunde. Aber mit Serjoshka ist nicht gut Kirschen essen. Er prügelt sich so gern.

Inhaltsverzeichnis

Ferne Länder
Das Geheimnis
Unterstand Nr. 4
Die blaue Tasse
Der heiße Stein
Tschuk und Gek
Timur und sein Trupp

Von den Fronten des zweiten Weltkrieges

An die Gewehre, Komsomolzen!
Am Flußübergang
Die Brücke
Der Krieg und die Kinder
In der vorderen Linie
Raketen und Granaten

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1969
Übersetzung aus dem Russischen: Dr. Max Hummeltenberg
Herausgegeben von Gerhard Holtz-Baumert
Illustrationen: Kurt Zimmermann
Für Leser von 10 Jahren an

 

Manfred Oppermann: Thraker zwischen Karpatenbogen und Ägäis


Spartacus, der heldenhafte Führer des größten Sklavenaufstandes der Antike, war Thraker. Der römische Kaiser Maximinus mit dem Beinamen »Thraxe« – der Thraker – stammte aus dem thrakischen Siedlungsraum an der unteren Donau. Und selbst in den Adern des griechischen Historikers Thukydides floß thrakisches Blut. Beliebig ließe sich diese Aufzählung noch fortsetzen. Zur historischen Überlieferung kommt die mythologische und religiöse. Denn der sagenumwobene Sänger Orpheus war Thraker, und die Götter Ares und Dionysos hatten die Griechen in enger Beziehung zum Thrakerlande gesehen. Wer waren die Thraker, welche kulturellen Leistungen haben sie hervorgebracht? Auf diese Fragen soll das Buch Auskunft geben. In den Gebieten zwischen Karpaten und Ägäis, die als Siedlungsraum einer kompakten thrakischen Bevölkerung angesehen werden müssen, gelang es besonders bulgarischen und rumänischen Wissenschaftlern, in den letzten Jahrzehnten sensationelle archäologische Denkmäler zu entdecken. Auf der Grundlage dieser neuen Forschungsergebnisse wird der Leser bekannt gemacht mit den ältesten Kulturen von Ackerbauern und Viehzüchtern im Ostbalkanraum, der Herausbildung klassengesellschaftlicher Strukturen, der Entstehung früher Staatswesen und den wechselvollen Beziehungen der Thraker zu Griechen und Römern. Somit umfaßt die Darstellung einen Zeitraum von mehr als fünftausend Jahren, in denen beachtliche kulturhistorische Leistungen erbracht wurden, die heute zum unverzichtbaren Kulturerbe der Balkanvölker gehören.

Einleitung
Das Thraker Volk (griech. Ethnos) ist nach den Indern das umfangreichste unter allen Menschen; wenn es von einem beherrscht würde oder unter sich einig wäre, so würde es meiner Meinung nach unbesiegbar und bei weitem das stärkste unter allen Völkern sein. Aber dies ist ihnen nicht möglich und es ist auch nicht gegeben, daß dies jemals geschieht. Demzufolge sind sie schwach. Sie haben viele Namen, jeder Stamm nach seinem Gebiet, aber ähnliche Sitten haben diese alle in allen Bereichen außer den Geten, den Trausen und denjenigen, die oberhalb der Krestonier wohnen« (Herodot, V. 3).
Dieses Zitat des griechischen Historikers Herodot (um 454 bis 425 v.u.Z.) beleuchtet in recht anschaulicher Weise, wie die Griechen um die Mitte des 5. Jh. v.u.Z. ihre nördlichen Nachbarn sahen. Daß der geographische Terminus »Thrakien« bereits im 2. Jahrtausend v.u.Z. bekannt gewesen sein dürfte, läßt das in der kretischen Linear B-Schrift überlieferte Wort »Tre-ke-wi-ja« durchaus als wahrscheinlich erscheinen. Aber dieser Begriff kann sich damals nur auf die griechisch-thrakische Kontaktzone an der Nordküste des Ägäischen Meeres und im Bereich der Meerengen zwischen Europa und Asien bezogen haben. Auch in Homers Ilias und Odyssee werden Thrakien und Thraker genannt. Die Angaben spiegeln allgemein die Situation am Ende des 2. und zu Anfang des 1. Jahrtausends v.u.Z. wider. Und hier versteht man darunter ebenfalls nur jene Gegenden und ihre Bewohner im Bereich der nördlichen Ägäisküste und der ihr vorgelagerten Inseln.
Erst im Zuge der Großen griechischen Kolonisation (8.-6. Jh. v.u.Z.), als die Griechen an den Küsten Thrakiens Städte gründeten und somit in engere Kontakte zu den Stämmen des Hinterlandes traten, erweitert sich auch der griechische Thrakien- bzw. Thrakerbegriff. Als Thrakien faßte man nun entweder das Gebiet zwischen Balkan und Ägäisküste oder sogar jenen Ostteil der Balkanhalbinsel auf, der sich von der Donau im Norden bis zur Ägäis erstreckt. Allerdings muß sogleich hinzugefügt werden, daß die Donau keine kulturelle und ethnische Grenze gebildet hat. Dies war auch den Griechen bekannt. Denn die Geten, die ja schon Herodot richtig zu den Thrakern rechnet, siedelten zu beiden Seiten dieses großen Flusses. Wir müssen also als Kern des thrakischen Siedlungsraumes den weiten geographischen Komplex zwischen Transsilvanien und der nördlichen Ägäisküste definieren. Daß damit noch nicht das Siedlungsgebiet der thrakischen Stämme schlechthin umschrieben ist, beweisen archäologische und sprachwissenschaftliche Forschungen sowie vielfältige Angaben antiker Schriftsteller.
Eine recht bedeutende thrakische Bevölkerungsgruppe lebte im nordwestlichen Kleinasien. Hierzu gehören in erster Linie die Bithynier und die Mysier, die aus balkanthrakischen Gebieten stammten. Den Westteil der Balkanhalbinsel – also heute jugoslawische und albanische Gebiete – hatten illyrische Stämme inne. Doch läßt sich im Südosten Jugoslawiens auch ein thrakisches Bevölkerungselement nachweisen, so daß man dort von einer illyro-thrakischen Mischbevölkerung sprechen kann. Dies gilt vor allem für die Dardaner. Enger ist die Bindung zu den Thrakern bei den Paionen gewesen, obwohl sie am ehesten als eigener ethnischer Komplex aufzufassen sind. Unklarer als im Westen ist vorerst noch die Abgrenzung nach Norden hin. Eine eindeutige Grenzlinie läßt sich zur Zeit nicht ziehen, und es ist fraglich, ob dies jemals möglich sein wird. Zumindest haben neuere archäologische Forschungen eine kulturelle Ausstrahlung der Thraker in den Jahrhunderten um die Mitte des 1. Jahrtausends v.u.Z. bis in die Gegenden der heutigen Slowakei nachgewiesen. Reicht dies aber zur ethnischen Bestimmung der dort ansässigen Stämme aus? Ähnlich kompliziert ist das Problem der Begrenzung des thrakischen Siedlungsbereiches nach Nordosten hin. Archäologisches Fundmaterial, das man Thrakern zuschreibt, hat sich dort bis in die Gegenden östlich des Dnepr gefunden. In den weiten Steppen nordwestlich des Schwarzen Meeres stand das Thrakertum jedenfalls in engem Kontakt mit den Skythen.
Die Grenzen der von thrakischen Stämmen besiedelten Gebiete Südosteuropas und Nordwestkleinasiens sind niemals eine konstante Größe gewesen, sondern können nur in Zusammenhang mit den konkreten historischen Prozessen untersucht werden. Dies trifft auch für die uns durch griechische und römische Historiker überlieferten zahlreichen Thrakerstämme und den Umfang der von ihnen besiedelten Territorien zu. .....

Inhalt
Einleitung ..... 7
1 Frühe Ackerbauer und Viehzüchter im Ostbalkanraum ..... 11
2 Bronzezeit und Protothraket ..... 28
3 Die thrakischen Stämme während der frühen Eisenzeit ..... 46
4 Aufstieg und Niedergang des Odrysenreiches ..... 76
5 Kultur und Kunst der Thraker im unteren Donauraum vom 6. bis zum 4. Jahrhundert v. u. Z. ..... 113
6 Thrakien im Zeitalter des Hellenismus ..... 146
7 Staatsbildungen der Geten und Daker ..... 173
8 Das thrakische Siedlungsgebiet auf der Balkanhalbinsel während der römischen Kaiserzeit ..... 212
9 Sprache und Aspekte des geistig religiösen Lebens ..... 231
Anhang
Zeittafel ..... 202
Aussprachehinweise ..... 256
Anmerkungen ..... 257
Ausgewählte Literatur ..... 258
Bildnachweis ..... 260
Register ..... 261

Autor: Dr. sc. Manfred Oppermann Dozent an der Sektion Orient- und Altertumswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg
Buchgestaltung und Illustrationen: Sonja Wunderlich

Urania-Verlag Leipzig / Jena / Berlin

1. Auflage 1984

Ben Jonson: Volpone oder Der Fuchs | Der Alchimist | Der Bartholomäusmarkt

BEN JONSON (1572-1637).
„Handlung und Reden, wie sie's wirklich gibt,
Figuren, wie die Lustspielkunst sie liebt,
Wenn sie ein Zeitbild darzustelln sich vornimmt
Und Dummheit nur, nicht Schlechtigkeit, aufs
Korn nimmt.“

In diesen Zeilen umreißt Ben Jonson, Zeitgenosse Shakespeares und nach diesem bedeutendster Vertreter des elisabethanischen Dramas, gewissermaßen das Programm seiner realistischen Sittenkomödie, die allerdings Schlechtigkeit ebenso aufs Korn nimmt wie Dummheit. Unser Band vereint drei Hauptwerke. Mit Shakespeare verglichen, ist Jonson Vertreter einer mehr klassizistischen Dichtung, doch sind seine Stücke in ihrem Gehalt, in der Deftigkeit der Figurengestaltung und Sprachgebung zugleich von starker Volksverbundenheit. Er arbeitet mit charakterlichen und sozialen Typen wie mit künstlerisch profilierten Schachfiguren und legt in ihrem Zusammenspiel mit bissiger Satire den ganzen Mechanismus der elisabethanischen Gesellschaft bloß. Noch heute, nach fast 400 Jahren, haben Jonsons beste Stücke nichts von ihrer Frische eingebüßt und vermitteln ein ungemein farbiges Bild seiner Zeit.

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
Reclams Universal-Bibliothek Band 537
DRAMATIK | Komödien 

1. Auflage 1973 

26 Juni 2023

Hanns Cibulka: Wegscheide – Tagebucherzählung

Die üblichen Reden, Dank, ein Händedruck. Das alles ist nun vorbei, die wichtigsten Jahre des Lebens sind durchschritten, und man ist an einem Punkt angekommen, wo jeder seine Situation neu überdenken muß. Nur nicht zurückschauen, sage ich mir, ein neues Ziel anvisieren, ob man es erreicht, ist eine andere Frage. Ein anderer Lebensabschnitt hat begonnen, der letzte, den man ausschreiten muß.

Da hat einer sein Leben lang verantwortungsvoll gearbeitet, nun das übliche Händeschütteln, Dank, und er ist sich selber überlassen. Cibulkas Tagebucherzähler hat sich auf den Hög nahe Tambach-Dietharz zurückgezogen, um sein bisheriges Leben in Ruhe überdenken und neue Ziele fassen zu können. Es bleibt die Zeit für lange schon aufgeschobene Lieblingslektüre und Musik. So entdeckt er den thüringischen Mystiker Meister Eckhart und findet immer wieder neue Geheimnisse in Franz Schuberts Spätwerk, besonders seiner »Winterreise«. Auch die Tage der Kindheit im Böhmischen werden wieder lebendig. Und bei allem ein wachsamer Blick auf die Gefährdungen von Natur und Menschsein in der Gegenwart.

Schutzumschlag: Peter Hartmann
Illustration: Hans Georg Annies

Mitteldeutscher Verlag, Halle-Leipzig
Kleine Edition

1. Auflage 1988
2. Auflage 1990

Christa Johannsen: Im Schatten des Minotaurus

Dieser äußerst flüssig geschriebene Gesellschaftsroman – man kann ihn fast einen Kriminalroman nennen – spielt in Rom, zu Anfang unseres Jahrzehnts, und berührt sich thematisch eng mit Fellinis Dolce-vita-Film. Die Affären der high society, Rauschgiftschmuggel, Kuppelei, kaum verborgen hinter einer Schauseite von festlicher Eleganz, erweisen sich zunehmend als Nebenerscheinungen einer über die Kontinente greifenden Verschwörung, für die Korruption, Giftmord, Rechtsbeugung selbstverständliche Mittel sind.
Daß Christa Johannsen es verstanden hat, auch die Gegenseite, Menschen aus dem Volk, ehrliche Kriminalisten, die sich zur Wehr setzen und deren Bestrebungen sich deutlich mit Gedanken der päpstlichen Enzyklika „Pacem in terris“ treffen, in eindrucksvollen Szenen vor Augen zu stellen, wird ihr der Leser besonders danken.
Hier haben wir ein Buch, das große Zusammenhänge mühelos in der verwirrend glanzvollen Szenerie erkennbar werden läßt – vor der Kulisse der „Ewigen Stadt“, die in eindringlichen Schilderungen vor dem Leser ersteht.

Schutzumschlagbild aus dem DEFA-Film „Ware für Katalonien“ Foto DEFA-Parthenheimer
Schutzumschlag und Einband: Artur Liebig

Union Verlag, Berlin

1. Auflage 1965
2. Auflage 1967

Klaus Freyer, Rainer Gaebler, Werner Möckel: Gut gedacht ist halb gelöst – 200 Knobeleien


„Köpfchen, Köpfchen!“ muß man auch bei der Beschäftigung mit diesem Buch haben. „Kniffliges“ für jung und alt wird hier in einer abwechslungsreichen, nach Sachgebieten geordneten Auswahl dargeboten. Und wer – vielleicht durch dieses Buch – Spaß am „Knobeln“ findet, wird sich auch einmal an schwierigere Aufgaben heranwagen, die am Schluß eines jeden Kapitels zu finden sind. Denn „Kopf und Zahl hilft allemal“, sagt ein altes Sprichwort. Nicht vergessen werden darf dabei aber die alte Weisheit: „Übung macht den Meister!“ Unterhaltsame Aufgaben aus verschiedenen Gebieten von Mathematik und Physik regen das logische Denken an. Vor allem aber wecken sie die Lust zum „Denksport“, die Freude an „Knobeleien“. Deshalb enthält diese Sammlung – in gewissem Sinne eine Weiterführung des sehr vielen Lesern bekannten Buches „Köpfchen, Köpfchen“ von Kordemski – eine Auswahl von Problemen, die vorwiegend durch logische Betrachtungen mit einem Minimum an Rechenaufwand gelöst. werden können. Mit den Aufgaben und den dazugehörenden Lösungen soll gezeigt werden, daß Physik und Mathematik nicht nur aus aufwendigen Rechnungen und langen, schwierigen Formeln bestehen, sondern daß logisches Denken – hier wie auf allen anderen Gebieten der Wissenschaft – zum Erfolg führt. Denn: Gut gedacht ist halb gelöst!

Vorwort
Im vorliegenden Buch sind eine Vielzahl unterhaltsamer Denkaufgaben aus verschiedenen Teilgebieten von Mathematik und Physik zusammengestellt worden. Es handelt sich nicht um ein Lehrbuch, sondern um eine Auswahl von Problemen, die vorwiegend durch logische Betrachtungen mit einem Minimum an Rechenaufwand gelöst werden sollen und auch gelöst werden können. Mit den Aufgaben und den dazugehörigen Lösungen soll gezeigt werden, daß Physik und Mathematik nicht nur aus aufwendigen Rechnungen und langen; schwierigen Formeln bestehen, sondern daß logisches Denken hier wie auch auf allen anderen Gebieten der Wissenschaft besonders wichtig ist. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben ist unterschiedlich und so gestaltet, daß Schüler des 5. bis 12. Schuljahres eine Fülle interessanter Probleme vorfinden. Innerhalb der einzelnen Abschnitte nach Sachgebieten im weiteren Sinne eingeteilt – wurde eine Abstufung nach dem Schwierigkeitsgrad der Aufgaben angestrebt. Dabei wurde berücksichtigt, daß Sachgebiete, die sowohl hinsichtlich des Denk- und Schlußfolgerungsvermögens als auch im Hinblick auf die formalrechnerischen Voraussetzungen keine großen Schwierigkeiten bereiten, als Einführung in schwierigere Zusammenhänge dienen können. Sie stehen deshalb am Anfang der beiden Hauptteile. Lösungen, die für den betreffenden Aufgabentyp charakteristisch sind, wurden im Lösungsteil durch einen roten Pfeil hervorgehoben. Hat sich der Leser mit einer derartigen Lösung gründlich vertraut gemacht, wird es ihm leichter fallen, die der betreffenden Aufgabe unmittelbar folgenden zu bewältigen. Im Inhaltverzeichnis sind die Seiten, auf denen sich die Lösungen befinden, durch rote Ziffern gekennzeichnet.
Die Grundgedanken vieler der hier zusammengetragenen Probleme, vor allem der mathematischen, sind zum Teil seit Hunderten von Jahren bekannt. In erster Linie jedoch wurde eine Auswahl von Aufgaben getroffen, die solche Gebiete der Mathematik vertreten, die für den heutigen Stand der mathematischen Wissenschaft besonders wichtig sind. Selbstverständlich kann dabei keinesfalls der Anspruch auf Vollständigkeit geltend gemacht. werden. Es liegen ja bereits zahlreiche Aufgabensammlungen vor, die dazu angetan sein können, Jüngeren Schülern den Weg zur Beschäftigung mit dem hier gebotenen Stoff zu ebnen. Auf jeden Fall aber waren die Bearbeiter dieser Aufgabensammlung bemüht, breitesten Kreisen gerecht zu werden und Probleme zu stellen, – die sieht man einmal von den durch die Altersstufen bedingten Unterschieden des Denk- und Schlußfolgerungsvermögens der Schüler ab – von jedem interessierten Leser gelöst werden können. Und gewiß wird es ihm auch eine innere Befriedigung bereiten, vom Einfachen zum Komplizierten vorzudringen.

Illustrationen, Einband und Schutzumschlag: Eberhard und Elfriede Binder, Staßfurt

Urania-Verlag Leipzig / Jena / Berlin
Mathematische Schülerbücherei (MSB) Nr. 53

1. Auflage 1972
2. Auflage 1973
3. verb. Auflage 1975
4. durchges. Auflage 1976
5. unveränd. Auflage 1979
6. unveränd. Auflage 1981
7. unveränd. Auflage 1987  

B. Traven: Die Baumwollpflücker

Inhalt
Unter der erbarmungslosen Sonne Mexikos muß sich Gerard Gale als Baumwollpflücker, Petroleumdriller, als Bäcker und Viehtreiber sein tägliches Brot verdienen. Und welch ein merkwürdiger Zufall: Überall, wo Gale auftaucht, gibt es Unruhe unter den Arbeitern, bricht nach kurzer Zeit ein Streik aus. Doch er behauptet, nichts dafür zu können.


Leseprobe
"Baumwollpflücken? Ich denke nicht, daß Sie mich für einen solchen Dummkopf halten. Lieber stehlen oder krepieren. Haben Sie schon einmal einen armen Farmer gesehen? Ich nicht. In den ersten drei Jahren vielleicht, da geht es ihm etwas hart. Aber wenn er das Land erst einmal durch hat, dann ist es sicherer als eine Goldmine. Dann aber wollen sie auch gleich noch Diamantenminen daraus machen dadurch, daß sie die Arbeiter um den Lohn betrügen. Cabrones!"
Ich denke, daß Osuna durchaus recht hatte. Und ich nahm mir vor, meine Laufbahn als Baumwollpflücker für immer abzuschließen. Es kam nichts dabei heraus. Und es war so zwecklos. Was kümmert mich denn der Baumwollbedarf Europas? Wenn sie Baumwolle da drüben haben wollen, so mögen sie herüberkommen und sie sich selber abpflücken, damit sie einmal erfahren, was das heißt: Baumwolle pflücken. Mit dieser neuerkämpften Lebensweisheit belastet, verließ ich Osune und ging rüber zu der Kaffeebar, um Kaffee zu trinken und zwei Hörnchen zu essen.
Neben mir saß ein Amerikaner, ein älterer Mann, sicher ein Farmer. "Suchen Sie nach was?", fragte er, als ich über die Bar hin und her guckte.
"Ja, nach dem Zucker", sagte ich. Er reichte mir die emaillierte Zuckerbüchse.
"Das meinte ich eigentlich nicht, als ich fragte", sagte der Mann lächelnd. "Ich meinte vielmehr, ob Sie sich etwas verdienen wollen?"
"Das will ich immer", erwiderte ich.
"Haben Sie schon mal Rinderherden blockiert?" fragte er jetzt.
"Ich bin auf einer Viehfarm groß geworden."
"Dann habe ich Arbeit für Sie."
"Ja?"
"Eine Herde von tausend Köpfen, achtzig Stiere darunter, dreihundertfünfzig Meilen über Land bringen. Abgemacht?"
"Abgemacht!" Ich schlug in seine Hand. "Wo sehe ich Sie?"
"Hotel Palacio. Um fünf. In der Halle."

Verlag Volk und Welt Berlin 1986
Roman-Zeitung Nr. 439 - 10/1986
 

Michail Maschkin: Die Pariser Kommune - Chronik einer Revolution

"Als die Pariser Kommune die Leitung der Revolution in ihre eigne Hand nahm; als einfache Arbeiter zum erstenmal es wagten, das Regierungsprivilegium ihrer ,natürlichen Obern', der Besitzenden, anzutasten..., da wand sich die alte Welt in Wutkrämpfen beim Anblick der roten Fahne", schrieb Karl Marx 1871. 72 Tage dauerte die Epopöe der "Himmelsstürmer" von Paris, deren Verlauf mit einer Vielzahl von Fakten widergespiegelt wird. Doch nicht nur über die Tätigkeit des Zentralkomitees der Nationalgarde oder über das Leben in der Stadt erhält der Leser Auskunft, sondern auch über die Ereignisse in der französischen Provinz, über einen Volksaufstand in Frankreichs größter Kolonie Algerien, über die Aktivitäten der Versailler Konterrevolution und deren Komplott mit der deutschen Reaktion. Schlaglichtartig wird die internationale Solidaritätsbewegung mit der Kommune - geleitet vom Generalrat der Internationalen Arbeiterassoziation - verdeutlicht. Der Leser wird geradezu hineinversetzt in jene bewegten Wochen, die W. I. Lenin 1911 würdigte: "Die Sache der Kommune - das ist die Sache der sozialen Revolution, die Sache der völligen politischen und wirtschaftlichen Befreiung der Werktätigen, die Sache des Weltproletariats. Und in diesem Sinne ist sie unsterblich."


Dietz Verlag Berlin

Schriftenreihe Geschichte
 

Wolfgang Zeiske: Von Pferd und Reitern

Interessieren Sie sich für Pferdesport?
Schwärmen Sie für die Krone der Reiterei, für die vollendete Harmonie zwischen Reiter und Pferd, für die Dressur, oder begeistert Sie mehr die kraftvolle Eleganz, mit der Reiter und Pferd die schwierigen Hindernisse überwinden?
Gehört Ihre Liebe der großen Vielseitigkeitsprüfung, der Military, in der von Reiter und Pferd großes Können im Geländeritt, in der Dressur und beim Springreiten verlangt wird, oder sehen Sie in einem turniergerecht angespannten Sechserzug edler Schimmel die Schönheit des Pferdesports?
Sind Sie passionierter Stammgast auf den Galopprennbahnen in Leipzig, Berlin und Dresden, in Halle, Magdeburg und Gotha, oder schwören Sie auf die rassigen Traber, die in Berlin-Karlshorst ihre schnellen Runden drehen?
Was Sie auch immer an dieser schönen Sportart fesselt, in jedem Fall werden Sie in diesem Text-Bildband etwas nach Ihrem Geschmack finden.
Darüber hinaus erfahren Sie viel Wissenswertes über die Pferdesportdisziplinen, die Sie bisher vielleicht noch nicht so aufmerksam verfolgten.
Besonders ausführlich werden in Wort und Bild die olympischen Disziplinen erläutert. Neben einigen kurzen Biographien stehen lebendige Schilderungen der bedeutendsten Wettkämpfe der vergangenen Jahre, vor allem der Olympischen Spiele von Tokio und Mexiko-Stadt.
Aber nicht nur von den Spitzensportlern wird berichtet, sondern auch von den Freuden und Sorgen, die einen Anfänger erwarten, der entschlossen ist, sich in diesem schönen, heute jedem zugänglichen Sport die ersten Sporen zu verdienen und sich einer Anfängergruppe des DPV der DDR anschließt.

Geleitwort
Das Pferd hat in unserem Zeitalter viel von seiner einstigen wirtschaftlichen Bedeutung und seinen grundsätzlichen militärischen Wert verloren. Zucht, Rennsport und Turniersport haben jedoch ihre Aufgaben behalten, und alle pferdesportlichen Disziplinen gewinnen in unserem sozialistischen Staat eine sich ständig vermehrende Zahl von Aktiven und Liebhabern.
Das Buch will dazu beitragen, daß pferdesportlichen Veranstaltungen mit Verständnis und einer gewissen Sachkunde gefolgt werden kann. Nicht zuletzt will es zeigen, wie die fachliche und liebevolle Arbeit mit dem Pferd dem, der sie tut, reichen inneren Gewinn bringt.
Dem Verlag und dem Autor gebührt daher Dank, wenn nun den Lesern ein Werk übergeben wird, das dem Pferd und allen Freunden des Pferdes gewidmet ist.

Arno von Lenski
Ehrenmitglied des Präsidiums
des Deutschen Pferdesport-Verbandes
der Deutschen Demokratischen Republik


Vorwort
Der Pferdesport mit seinen unterschiedlichen Disziplinen zieht allein in der DDR 17 000 Aktive in seinen unmittelbaren Bann. Weitaus größer ist die Zahl der Liebhaber und Zuschauer bei reitsportlichen Ereignissen.
An sie alle wendet sich dieses Buch. Es möchte aber besonders jene ansprechen, die nicht selbst im Sattel sitzen, nicht selbst die Leinen eines Gespanns führen und doch wissen wollen. Der Verfasser hofft, daß darüber hinaus noch recht viele naturverbundene und tierliebende Menschen sich angesprochen fühlen, wenn von Reitern und Pferden in Wort und Bild berichtet wird. Dieses Buch wirbt vor allem um ein tiefergehendes Verständnis. Es möchte Zuneigung für reiterliche und fahrerische Kunst erwecken und Kenntnis geben von den wichtigsten Regeln und Normen, nach denen die Leistung des einzelnen oder der Mannschaft gewertet wird.
Dem, der Lust verspürt, aktiv den Pferdesport auszuüben, soll gezeigt werden, was er erwarten darf, aber auch, was von ihm erwartet wird.
Es wurde angestrebt, ein Ganzes zu geben, nicht zu verwechseln mit Vollständigkeit einer Enzyklopädie.
Der Verfasser ist vielen zu Dank verpflichtet, die ihm durch Rat und Tat halfen. Besonders herzlicher Dank sei gesagt Generalmajor a. D. v. Lenski, langjähriger Präsident des Deutschen Pferdesport-Verbandes der DDR; Heinz Breitsprecher, Generalsekretär des DPV; Sportfreund Erich Oese, Leiter des wissenschaftlichen Zentrums des DPV, der unermüdlich und mit großer Sorgfalt wichtige Abschnitte dieses Buches begutachtete.
Großen Dank schuldet der Autor Herrn Dr. med. vet. Schwieger, der die lebendigen Textzeichnungen schuf, Herrn Klaus Mihatsch, der einen großen Teil der Lichtbilder beisteuerte, und den Mitarbeitern der Berliner Staatlichen Museen, die bei der Beschaffung des Bildmaterials für den Abschnitt über das Pferd in der Kunst ihre Sachkunde und ihren Rat gern zur Verfügung stellten.
Die sehr freundliche Aufnahme, welche die erste Auflage des Buches fand, die wachsende Anteilnahme an den Problemen des Pferdesports und den internationalen Erfolgen unserer Pferdesportler berechtigen zu der Hoffnung, daß die nun vorliegende zweite Auflage gleiches Interesse finden wird.

Hinrichshof, im Herbst 1969
Wolfgang Zeiske


Inhalt
Geleitwort ...... 5
Vorwort ...... 7
Das Pferd in unserer Zeit ...... 9
Pferderassen (R. Rudolf) ...... 13
Überall ist Pferdesport möglich ...... 36
Vom Anfänger im Sattel ...... 41
Ein alter Reiter erzählt ...... 47
Die olympischen Disziplinen des Pferdesports ...... 89
    Dressur
    Springreiten
    Military
Pferderennsport (H. Aurich) ...... 132
Fahrprüfungen ...... 155
Das Pferd in der künstlerischen Darstellung ...... 177
 
Textillustrationen: Dr. med. vet. Hans Schwieger
Einband und Schutzumschlag: Peter Baarmann

Sportverlag Berlin

1. Auflage 1968
2. überarb. Auflage 1970

25 Juni 2023

Friedrich Wolf: Die Nacht von Béthineville - Erzählungen

Eine Sommernacht des Jahres 1916. Der englisch-französische Angriff an der Somme hat begonnen. Im Jagdschloß von Béthineville ist die Tafel gedeckt. Pechfackeln brennen an den alten Platanen. Um den "Dianatempel" des Schlößchens rennen schreiend und kichernd junge Französinnen. Die Offiziere des Infanterieregiments sollen unmittelbar vor der Schlacht noch einmal das Leben kosten dürfen. Vizefeldwebel Rudolf, ausgezeichnet mit dem EK I, tapfer, pflichtgetreu, möchte sich davonschleichen, angewidert von dem Treiben. Doch der Befehl seines Oberleutnants und Barbe, die hübsche Maurerstochter aus Lille, lassen ihn nicht davon. In dieser Nacht von Béthineville erhält das Leben des Vizefeldwebels Rudolf einen Bruch. Zwei Jahre später wird er zu denen gehören, die gegen den Krieg aufstehen und die Unmenschlichkeit.
Zehn Episoden, in denen Friedrich Wolf vom ersten Weltkrieg, vom Widerstandskampf in Deutschland und Frankreich und von der Stalingrader Front erzählt.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1959
bb-Reihe Nr. 53
 

Robert Kündiger: Salzige Karrieren

Zwei Offiziere der Bundesmarine überdenken ihr Leben und erinnern sich an gemeinsame Erlebnisse. Ein dritter, Hans-Helmut Klose, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die Einflüsse, die er als Zerstörerkommandant und in anderen Funktionen auf das ihm unterstellte Offizierskorps ausübt, schildert der Autor unter dem Eindruck eigenen Erlebens und jahrelanger dienstlicher Kontakte mit ihm. Die Schauplätze der Handlung – Schiffe, Hafen, Stützpunkte und Stäbe wie auch die Ereignisse innerhalb des Jahrzehnts zwischen 1961 und 1971 sind authentisch. Als 1971 mit dem Einlaufen des ersten Raketenzerstörers der Bundesmarine „Admiral Lütjens“ in Kiel ein neues Konzept aggressiver Strategie seinen sichtbaren Ausdruck findet, steht eine Generation junger Bundeswehroffiziere an Deck, die im Geiste der Revanche erzogen worden ist. Hans-Helmut Klose, Admiral und späterer Flottenchef erntet damit die Früchte seiner systematischen Arbeit.
Es gibt Nachfolger für ihn und seine ostkriegserfahrenen Kameraden, deren Lebensaufgabe die Korrektur der Ergebnisse des zweiten Weltkrieges war.
Der Roman erfaßt einen wichtigen Ausschnitt bundesdeutscher Militärpolitik und gewinnt daraus seinen dokumentarisch-literarischen Wert.

Schutzumschlag und Einband: Erhard Schreier

Militärverlag der DDR, Berlin

1. Auflage 1979 | 1. - 15. Tsd.
2. Auflage 1981 | 16. - 25. Tsd.
3. Auflage 1983
4. Auflage 1986

Die Nachtigall und die Rose - Ein Märchenbuch für Verliebte


 

„Sie sagte, sie würde mit mir tanzen, wenn ich ihr rote Rosen brächte“, rief der junge Student; „aber in meinem Garten ist keine rote Rose.“ Das dauerte die Nachtigall, und sie wollte ihm helfen. Sie flog zu einem Rosenstrauch unter des Studenten Fenster, doch dort waren alle Rosen verdorrt. Ein Mittel nur wußte der Strauch, und er nannte es der Nachtigall: „Wenn du eine rote Rose haben willst, dann mußt du sie beim Mondlicht aus deinen Liedern machen und sie färben mit deinem eigenen Herzblut. Du mußt für mich singen, und der Dorn muß dein Herz durchbohren, und dein Lebensblut muß in meine Adern fließen und mein werden.“ Und weil die Nachtigall überzeugt war, die Liebe sei besser als das Leben, flog sie zu dem Studenten und rief:

„Freu dich, du sollst deine rote Rose haben!“ Als der Mond in den Himmeln schien, saß die Nachtigall schon in dem Rosenstrauch und preßte ihre Brust gegen den Dorn. Die ganze Nacht sang sie, die Brust gegen den Dorn gepreßt, und der kalte kristallene Mond neigte sich herab und lauschte. Die ganze Nacht sang sie, und der Dorn drang tiefer und tiefer in ihre Brust, und ihr Lebensblut sickerte von ihr. An der Spitze des Rosenstrauchs erblühte eine herrliche Rose. Blatt reihte sich an Blatt wie Lied an Lied. Und als der Dorn das Herz der Nachtigall berührte, durchzuckte sie ein bitterer Schmerz, wilder wurde ihr Lied, denn sie sang nun von der Liebe, die auch im Grab nicht stirbt. 

Volks- und Kunstmärchen aus aller Welt enthält unsere Sammlung, deren Thema die Liebe ist. Es geht um das Zueinanderfinden, um Treue, Untreue und Trennung; es geht um ein Thema, das den Menschen immer bewegt hat und immer bewegen wird.

Verlag Neues Leben 1. Auflage 1976
Schutzumschlag und Einband v. Klaus Ensikat
weitere farbige Illustrationen von
Manfred Butzmann, Klaus Ensikat, Renate Göritz, Carl Hoffmann und Renate Trotzke-Israel 

Verlag Neues Leben 2. Auflage 1988
mit Farbradierungen von Wolfgang Schedler


Harald Korall: Die Millionenlady - Sieben Kriminalfälle

Sie ist wohl tatsächlich erleichtert, als ihr Schwindel auffliegt: die Millionenlady, die sich diesen Namen wirklich verdient oder besser: ergaunert hat. Dagegen nehmen sich die unredlichen Versuche des flotten kleinen Schwarzen vorerst geradezu bescheiden aus: wer fälscht schon Zweimarkstücke?
Ein aus dem Strafvollzug entwichener Dieb meldet sich freiwillig zurück. Hat seine plötzliche Reue mit dem gewaltsamen Tod der Juwelierswitwe zu tun?
Wer war der letzte Gast des ruhigen Untermieters der Familie Queißer in diesem kalten Februar 1954?
Wieder - wie schon in seinem erfolgreichen Buch "Die Tote an der Waisenhausmauer" - geht Harald Korall authentischen Kriminalfällen aus vier Jahrzehnten nach, ergänzt er die Fakten mit erzählerischer Phantasie. So sind auch dieses Mal spannende Kriminalgeschichten entstanden, in denen dem Leser Zeitgeschichte begegnet.

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 
 

Lilo Hardel: Die lustige Susanne

Susanne ist sechs Jahre alt. Im Herbst wird sie in die Schule kommen. Vorher aber geht sie mit Freund Ralph zur Vorschule, und dann kommen noch die großen Ferien. Da darf Susanne zum Großvater fahren. Es werden herrliche Ferien, und Susanne fällt es schwer, vom Großvater, den Freundinnen und von Bella, Großvaters Hund, Abschied zu nehmen - hat sie sich doch schon lange ein Tier gewünscht, aber die Eltern sind dagegen. Eines Tages, Susanne ist endlich ein Schulmädchen geworden, geht ihr Wunsch in Erfüllung, wenn auch anders, als sich Susanne das je vorstellen konnte.


Der Kinderbuchverlag Berlin 1968

ATB Buch Nr 62






Der Kinderbuchverlag Berlin
17. Auflage 1968


 

Irma Harder: Die Nacht auf der Mädcheninsel



Wunderschön und erlebnisreich ist die Reise auf der Wolga. Am schönsten das Neptunfest auf der Mädcheninsel, als Andrej ihr sagt, daß er sie liebt. Aber Elke kann Rainer, von dem sie sich im Streit getrennt hat, nicht vergessen.


Verlag Neues Leben Berlin 1974


 

24 Juni 2023

Edward G. Bulwer: Die letzten Tage von Pompeji

Das antike Pompeji war nur eine Kleinstadt. Als sie im August des Jahres 79 unserer Zeitrechnung bei einem der heftigsten Ausbrüche des Vesuvs, die diesem Berge nachzuweisen sind, durch einen zwei Tage andauernden Aschen- und Bimssteinregen, dessen Menge bis zu sieben Meter anstieg, verschüttet wurde, zählte sie nur 20.000 Einwohner, von denen etwa 2000 den Tod gefunden haben. Das Leben dort war aber trotzdem in vielem feiner und kultivierter als in der Großstadt Rom mit allen ihren gesellschaftlichen Auswüchsen und Vergröberungen kultureller Einrichtungen. Pompeji war zwar unter der Verschüttungsmasse so tief begraben, daß es allmählich aus dem Bewußtsein der Menschen schwand; andererseits hatte sich so vieles wohlkonserviert erhalten, daß seit der Wiederentdeckung der Stadt, ungefähr seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, vor allem aber erst seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine systematische Archäologie Stadt- und Kulturbild vor uns wiedererstehen lassen konnte. Als der englische Schriftsteller Edward Bulwer seinen Roman schrieb, 1834, mußten sich mit den empfangenden Eindrücken noch mancherlei poetische romantische Vorstellungen für den verbinden, der sich die Vergangenheit Pompejis und die Schreckenstage seines Untergangs vergegenwärtigen wollte. Die Phantasie und die kulturgeschichtlichen Kenntnisse Bulwers waren kühn und ausreichend genug, um ein solches Bild zu entwerfen.
Sein Roman "Die letzten Tage von Pompeji" war vom ersten Tage an eins jener Bücher, die man gelesen haben mußte, und ist es bis heute geblieben, wenn uns die wissenschaftliche Erforschung der berühmten Ruinenstadt am Golf von Neapel seither auch noch viel gültigere Beweise für die Zustände beim Ausgang des "Heidentums" und Erwachen einer neuen, der christlichen, Kultur geliefert hat.
Die menschlichen Schicksale, von denen Bulwers Roman auch handelt, haben die Archäologen begreiflicherweise weniger oder nur in anderen Zusammenhängen interessiert; eine breite Leserschaft möchte sie aber auch im Lichte der modernen Kunstgeschichte und Altertumskunde nicht missen, und darum dürfte eine Neuausgabe der "Letzten Tage von Pompeji" auch heute noch nicht überflüssig sein.

Verlag Der Morgen Berlin
 

Erich Rackwitz: Reisen und Abenteuer im Zeppelin – Nach Dr. Hugo Eckeners Erlebnissen und Erinnerungen

VORWORT

Mit Spannung sah ich dem Moment entgegen, da ich dem berühmten Pionier der Zeppelinluftfahrt gegenüberstehen würde. Schon als Knabe hatte ich davon geträumt, den Mann aus nächster Nähe sehen und bewundern zu können, der das silberglänzende Wolkenschiff so sicher und anscheinend mühelos über die Dächer unserer Stadt führte.
Wie viele Jahre waren seitdem vergangen....
Ja, das war die rechte Umgebung für einen Weltenumsegler, der alle Kontinente und Meere unserer Erdkugel gesehen hatte. Die breiten Glasfenster des in den See vorgeschobenen Uferhäuschens gestatteten einen weiten Blick über das „Schwäbische Meer“. Drüben erstreckten sich im Glanz der Nachmittagssonne die Schweizer Berge.
Dann kam Eckener. Ich war erstaunt, die Last der Jahre hatte diese hohe Gestalt kaum gebeugt. Die Augen, gewohnt, in die Weite zu schauen, waren immer noch klar, schlohweiß freilich sein charakteristischer Spitzbart und sein Haupthaar. Unser Gespräch wandte sich bald Fragen zu, die heute jeden Deutschen bewegen. Wir waren zwar durch Grenzen voneinander getrennt, aber um so freudiger berührte uns die Übereinstimmung in den brennenden Fragen gesamtdeutscher Politik. Als Eckener den eigentlichen Anlaß meines Besuches erfuhr, entstand eine spannungsvolle Pause, er wurde nachdenklich. „So, ein Zeppelinbuch wollen Sie herausgeben für unsere Jugend...“ Die Idee schien ihn zu interessieren. Er erwog die Möglichkeit, stellte viele Fragen. Dann ein Einwand: „Meine Kräfte werden nicht mehr ausreichen.“



Verlag Sport und Technik, Neuenhagen (bei Berlin)
 
1. Auflage 1955  | im Verlag Neues Leben, Berlin
2. verb. Auflage 1958
3. verb. Auflage 1960

Ferdinand May: Die letzten von U 189

Das U-Boot 189 ist verloren, liegt 40 Meter tief auf Grund, aber die Männer wollen leben, auch der Kommandant, der den wahnsinnigen Befehl gab, mit dem havarierten Boot den stark gesicherten Gleitzug anzugreifen. Ein Fünkchen Hoffnung haben die Matrosen noch, ein Fünkchen nur. Und - einige schaffen es. 1952 treffen sich die Überlebenden auf der Hallig ihres Retters wieder.

Deutscher Militärverlag
3. Auflage 1962 
 

Dieter Noll: Werner Holt

Die Abenteuer des Werner Holt


 Da marschierten sie zum Bahnhof der kleinen Stadt am Fluß, hungrig nach dem Abentuer und nach männlicher Bewährung, aber auch mit geheimer Furcht vor dem Ungewissen. Werner Holt ist unter ihnen, sechzehnjährig wie die anderen. Er fühlt sich dem Elternhaus und der Schulbank entwachsen, er hat mit seinen Freunden in den Bergen ein Räuberdasein voll Illusionen und falscher Romantik geführt. Und nun ist es soweit: er zieht in den Krieg, noch ganz erfüllt von seinem ersten Liebeserlebnis mit Uta. Er ahnt nicht, wie bald er sie vergessen wird über der schillernden, gewissenlosen Gertie Ziesche. Er weiß nicht, daß ihm eines Tages das Mädchen Gundel begegnen und zum Ziel seines Lebens werden wird. Er kann sich nicht vorstellen, wieviel endlose Nächte der Erschöpfung und der Angst am Flakgeschütz, welche qualvollen Stunden erniedrigenden Drills auf ihn warten. Erst wenn er dem Inferno der letzten Rückzugsschlachten entronnen ist, wird ihm bewußt werden, daß er auf der falschen Seite gekämpft hat.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar


Die Abenteuer des Werner Holt – Roman einer Heimkehr


Werner Holt – zwei Jahre folgten wir ihm durch die Hölle des Krieges, aus der er nun heimkehrt: die Stille der Friedhöfe empfängt ihn. Er lebt, aber er weiß nicht mehr, was das ist: Leben. Er kennt nur den Tod, aber er starb nicht. Er kehrt heim – zu Gundel, in das Haus des Vaters. Aber auch hier glaubt er in einer Welt zu sein, die sinnlos anmutet, weil er keinen Sinn in ihr findet. Er begegnet Menschen, die Zuchthäusern entkamen: Sie lehren Hoffnung. Er aber fühlt sich als Strandgut des Krieges, das ruhelos, ziellos durch diese Welt treibt – fort auch von Gundel, deren Liebe an seiner Kälte erfror.

In lärmenden, grellbunten Lokalen, wo das Vergessen mit geschminkten Mündern am Tisch sitzt, beginnt sein Irrweg. Auf Wegschildern: Namen von Städten und Mädchen. Hamburg: wo Biedermänner von einem Geschäft reden – sie meinen den Krieg. Die Einsamkeit blauschwarzer Wälder: wo Uta lebt, fern aller Kälte der Welt – fern aller menschlichen Wärme. Holt reißt sich los: er will einen Weg gehen, der zu seinem Vater, zu Gundel zurückführt. Er will seinen Weg gehen.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 



Buchbeginn
Vorspiel
Der Wecker rasselte. Werner Holt schreckte aus dem Schlaf, sprang aus dem Bett und stand ein wenig taumelig im Zimmer. Er fühlte sich nicht erfrischt, sondern matt und benommen. Sein Kopf schmerzte. In einer Stunde begann der Schulunterricht.
Durch die weitgeöffneten Fenster flutete Sonnenlicht. Der Mai des Jahres 1943 endete mit heißen, trockenen Tagen, mit prachtvollem Badewetter. Der Fluß, der bei der kleinen Stadt reißend durch die Berge brach, lockte mit seinen grünen Ufern weit mehr als das ziegelrote Schulhaus und seine muffigen Räume.
Mathematik, Geschichte, Botanik und Zoologie, dachte Holt, und dann zwei Stunden bei Maaß, Studienrat Maaß, Latein und Englisch. Die Übersetzungen aus dem Livius muß ich bei Wiese abschreiben, in der großen Pause. Wenn ich bei Zickel drankomm, meck-meck, dann gibt's ein Fiasko... Allmählich wich der dumpfe Schmerz, der hinter der Stirn saß. Er erinnerte sich jetzt, erregend und beängstigend geträumt zu haben, von der Marie Krüger und ihrem zigeunerhaft bunten Rock, und dann von einer Schlägerei mit Wolzow.
Ich bin krank, dachte er, als ihn bei der dritten Kniebeuge vor dem offenen Fenster ein Schwindelgefühl ergriff, ich geh nicht in die Schule, mir ist elend, ich bleib im Bett. Nein! Das ist unmöglich. Wenn ich heut fehle, dann hab ich verspielt, dann heißt es, ich hab Angst vor Wolzow. Bei diesem Gedanken wurde ihm noch elender. Es hatte gestern mit Wolzow Krach gegeben, es hatte vorgestern, es hatte jeden Tag Krach gegeben; und heute war die Prügelei fällig. Er fürchtete niemanden in der Klasse, aber gegen Wolzow hatte er keine Chance: und damit war er erledigt. Denn ein unbesiegter Held war, von Homer bis heute, so gewaltig wie sein Mundwerk, aber ein besiegtes Großmaul war nur noch lächerlich.
Es ist ein Jammer, dachte Holt, als er sich unlustig und frierend mit kaltem Wasser wusch und dabei in den Spiegel starrte: es ist ein großer Jammer: Wolzow und ich, wir würden die ganze Schule beherrschen, wenn wir Freunde wären, denn die älteren Jahrgänge sind beim Militär, wir sind die oberste Klasse.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1980



Werner Holt ging die Treppe hinab, eine Betntreppe zwischen getünchten Wänden, ging unsicher, beinahe schwankend, in der zerschlissenen feldgrauen Montur. Er dachte: Wer ist Schneidereit? Der Gedanke hatte ihn aus dem Bett getrieben: Wer ist Schneidereit?
In seinem Kopf mengte sich vieles durcheinander: Gestern, Heute, Gestalten, Ereignisse, Schauplätze, und da begreif doch einer, wo er ist, auch wenn er's weiß: Spremberg-AG, Chemische Fabrik, ehemals Sprengstoffe, Schwefelsäure, Medikamente, schwer zerstört; ja, jetzt in Trümmern Vater unterstellt und irgendeinem Manne namens Müller.
Das wußte Holt von Gundel, und Gundel hatte noch vieles erzählt, vom Werk, von den Leuten hier, von Müller, Hagen, Schneidereit und Bernhard. Hatte erzählt, wie Doktor Gomulka nach Nürnberg gegangen, sie aber über die Zonengrenze hierhergekommen war, wie sie auf Holt gewartet hatte und unterdessen und seither regelmäßig, und zwar des Mittwochs, des Sonnabends, irgendwo in irgendeiner Organisation mit diesem Schneidereit zusammen gewesen war. Das hatte Gundel selber erzählt. Wer ist Schneidereit?
Holt blieb auf dem Treppenabsatz stehen, ruhte sich aus, an den Fen-stersims gelehnt. Er nahm die Mütze ab, eine tarnfarbige Segeltuchmütze, und wischte sich den Schweiß von der Stirn: schwüler Septembertag, und immer noch Erschöpfung und Schwäche! Vor Wochen schon heimgekehrt, krank, todkrank, schwere Lungenentzündung, und sterbensmüde, und Gundel saß am Bett und erzählte, und ein Name tauchte auf und kehrte immer wieder: Schneidereit. Da war noch der Alptraum über Holts Leben, da spukten die Bilder des Krieges, des Zusammenbruchs noch in den Gedanken, da fühlte er in den Nächten noch immer die Angst, auch wenn er am Ziel war, auch wenn er bei Gundel war; denn war sie nicht fremd geworden, wer hatte sie ihm entfremdet, wer war da an ihre Seite getreten, während er auf den Äckern von Kreuznach im Schlamm verkam?

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 
1. Auflage 1980

Friedrich Knorr, Ingrid Seupel: Aufzucht von Hunden

Neben der Vermittlung wichtiger kynologischer Grundkenntnisse werden dem Hundehalter praktische Hinweise zur Fütterung, Haltung und Pflege des Hundes gegeben.
Die Autoren berichten über das Wesentliche zur Paarung, Geburt und Aufzucht sowie über die am häufigsten auftretenden Krankheiten des Hundes.
32 Schwarzweißfotos veranschaulichen die textlichen Ausführungen.


Vorwort
Im Jahre 1960 erschien zum ersten Male die kleine Broschüre "Aufzucht von Hunden". Wir hatten uns damals das Ziel gestellt, den Hundezüchtern einen kurzen Leitfaden in die Hand zu geben, der in knapper Form das Wichtigste über Paarung und Geburt sowie über Haltung und Fütterung unserer Hunde enthalten sollte. Vor allem dem Züchter, der sich erst kurze Zeit dem Hundesport widmete, wollten wir einen klar gefaßten Text, der frei von allem Ballast ist, als Anleitung für die praktische Arbeit übergeben. Wir glauben, daß die 1. Auflage dieses Ziel erfüllt hat, denn sie war bereits nach vier Monaten vergriffen, und wenn wir bei Geburten zur Hilfe gerufen wurden, haben wir unsere Broschüre oft griffbereit und aufgeschlagen auf dem Tisch des Besitzers liegen gesehen.
Heute können wir nun den Hundesportlern die 6., überarbeitete Auflage vorlegen. Wir haben wieder viele Anregungen berücksichtigt und danken allen, die uns ihre Vorschläge übermittelten. Alle Abschnitte wurden gründlich durchgesehen und eine Reihe von Einfügungen vorgenommen. Diese Neueinfügungen sind ebenso knapp gehalten wie die Abschnitte der vorangegangenen Auflagen. Wir hoffen, daß auch diese Ausgabe Anklang finden wird. Für Hinweise zur Verbesserung der "Aufzucht von Hunden" sind wir immer dankbar.

Die Verfasser


Buchbeginn
Spricht man von der naturgemäßen oder auch natürlichen Haltung und Aufzucht, so ist damit gemeint, daß der Hundezüchter und -halter sich bemüht, solche Bedingungen für das Leben des Vierbeiners zu schaffen, die für eine gesunde Entwicklung von Welpen bis zum zuchtreifen Hund notwendig sind. Dabei muß der Haltung im Freien, in einem zweckentsprechenden Zwinger, immer der Vorzug vor der Stubenhaltung gegeben werden.


VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin
6., überarbeitete Auflage 1984

BfK - Bücher für Kleintierfreunde

Fotos Friedrich Thielecke, Berlin
 

Helmut Baierl: Gereimte Reden

Gereimte Reden sind ehrliche, pfiffige und direkte Agitation. Sie sind für den Tag geschrieben und verheimlichen nicht, daß sie etwas Politisches wollen. Das muß man wissen, wenn man das Buch zur Hand nimmt. Daß sie außerdem vergnüglich sind, ist etwas, was ihre Sammlung rechtfertigt. Die meisten Stücke wurden von Hans Peter Minetti uraufgeführt, aber auch Wolf Kaiser, Ekkehard Schall und Karin Freiberg haben sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit für bestimmte Stücke eingesetzt. Ein voller Saal. Gespannte Stille. Und dann der Schauspieler, der die Geschichte vorspielte. Meist saß ich irgendwo hinter einem Pfeiler und zitterte mit ihm wie bei den Schauspielern meines ersten Stückes. Das liegt nun teilweise schon lange zurück. Und es war immer schön, wenn nur die richtigen Leute zuhörten. Und die hörten eigentlich immer zu, wohin wir auch kamen in unserem schönen Land.
H. B.


Aus dem Buch:
Zur Eröffnung des Palastes der Republik
So sind wir heute hier, ein Fest zu feiern,
Ein Fest des Volkes unserer Republik.
Denn dieses Haus, Palast der Republik,
Von den Erbauern für sich selbst und ihresgleichen
Errichtet mit dem Marmor des Erkämpften,
Dem Stahl der Konzentration in seinen Sälen,
Wird es Gedanken fördern wie ein Bergwerk Kohle
Zum Nutzen unseres Staats, der Menschen in ihm.
Die Transparenz im Glas der Foyers,
Sie schenkt dem Blick die Weite auf das Land
Und lädt ihn ein, von außen auch zu sehen,
Wie innen Menschen wandeln, denken, sich erholen.
Fertig ist es! Vollendet! Welch Begriff!
Materie geworden, Zukunft und Geschichte!
Bedenkt: Drei Jahre nur, seit vom Marx-Engels-Platz
Der Schlußruf der Fanfaren hier erscholl
Des großen Festivals. So gegen zwölf
Uhr nachts verliefen sich die Tausende,
Nach Haus zu gehn in ihre Kontinente.
Da zog nicht Stille ein wie anderswo,
Zog Lärm ein, anderer Lärm, nicht Jubel mehr
(Nicht Kampflärm, der in düsterer Zeit den Platz
So sehr erfüllte) – Nein! Der Lärm der Arbeit!
Preßlufthämmer stießen ins Gedärme
Des alten Kaiserschlosses – Halde unter Pflaster
Und Sprengung! Ausschacht! Pumpenstation,
Verbündeter der Spree und schließlich Herr ihr!
Erhob sich jahrs darauf das Filigran
Des Stahlskeletts. Fassade. Dach. Und Ausbau.
Wir, drin zur Arbeit, wir, die täglich
Vorbei am Platz zu unserer Arbeit gingen.
(Andere Arbeit zwar, doch trotzdem gleich
Im Ziel, im Kampf, im Denken, im Ideal!)
War es nicht so? Wir sahn den Bau mit Hoffnung,
In die sich auch die Spur von Bangen mischte:
Wird fertig unser Haus und zum Termin?
Und wird er schön sein, der Palast, und klug
Gebaut und praktisch und gemütlich, luftig
Und lustig? Ernst und Weitsicht nicht verwehrend?
Ja, ja! Ich sag es generell: Er ist!
Was die Gedanken unseres Volks ersehnten,
Die kenntnisreiche Kunst der Bauleute,

Inhalt
Prolog (1961) .......... 5
Worte an Tschekisten (1975) .......... 6
Überreichung eines merkwürdigen Geschenks (1971) .......... 12
Der zweite Herzschlag des Lebens (1976) .......... 14
An die Schauspieler meines ersten Stückes (1954) .......... 19
Befragung eines sowjetischen Meisters über sein Leben (1969) .......... 21
Lied vom Glück in unseren Breiten (1971) .......... 24
Aus«... stolz auf 18 Stunden» (1973)25
Das Essen einer Kartoffel 1945 (1967)31
Rede des Schauspielers H. P.M. an das P. P. Publikum der siebziger Jahre (1970) .......... 34
Rote Fahne (1956) .......... 36
Ein Wunsch frei (1972) .......... 37
Elegische Stimmung (1971) .......... 40
Menetekel (1968) .......... 41
Für Grimau (1963) .......... 42
Für Friedrich Wolf (1973) .......... 43
U-Bahn-Ballade (1971) .......... 44
Lied der Kinder (1969) .......... 45
Valentina (1969) .......... 46
Der eifrige Hahn (1957) .......... 48
Der Sündenbock (1958) .......... 49
Seelow – dreißigster Jahrestag (1975) .......... 51
Briefe an unsere Freunde in Vietnam (1966/1975) .......... 53
Es geht um die Erde ein rotes Band (1972) .......... 55
Zur Eröffnung des Palastes der Republik (1976) .......... 57
Träume und Beweis (1976) .......... 60
Epilog (1971) .......... 61

Militärverlag der DDR, Berlin

1. Auflage 1976