31 Januar 2022

Irmtraud Fessen-Henjes; Fritz Gruner; Eva Müller: Erkundungen - 16 chinesische Erzähler

"Erkunder" nannte sich 1957 eine Gruppe junger chinesischer Schriftsteller, die das Anliegen vertrat, die Wirklichkeit in ihren positiven wie negativen Erscheinungen zu erkunden. Die chinesische Literatur nach 1976 führt diese Tendenz weiter. Im Bewußtsein ihrer traditionellen erzieherischen Funktion setzt sie sich mit Problemen der Gegenwart und Vergangenheit auseinander.

Die sechzehn Erzählungen dieses Bandes wurden zwischen 1979 und 1981 publiziert. Den Autoren - Debütanten der zwanziger bis siebziger Jahre - ist bei aller Unterschiedlichkeit der Erfahrung, des Temperaments und der Handschrift eines gemeinsam: ihr Engagement für die sozialistische Gesellschaftsordnung in China, das sie befähigt, Themen von aktueller Bedeutung aufzugreifen und konstruktive Kritik an Mißständen und moralischem Fehlverhalten zu äußern. Auf dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte schildern sie die wechselvollen Schicksale von Bauern, Arbeitern, Gewerbetreibenden, Künstlern und Gelehrten. Sie berichten von Leid und Schuld und von den Schwierigkeiten derer, die neu beginnen, sie registrieren die Einsamkeit von Auslandschinesen oder gestalten die Konflikte von Jugendlichen in der Liebe, in der Familie, im Beruf. So vermitteln die realistischen Texte nicht nur einen Einblick in die zeitgenössische chinesische Kurzprosa, sie geben in vielfältiger literarischer Form Auskunft über das Leben in China seit den vierziger Jahren.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1984
 

Bertolt Brecht: Die Gewehre der Frau Carrar

BERTOLT BRECHT (1898-1956). Im Juli 1936 rief Dolores Ibárruri das spanische Volk über den Rundfunk zum Kampf gegen die Franco Putschisten auf: "Antifaschisten, werktätiges Volk! Erhebt euch alle! … Mit dem Ruf: 'Der Faschismus kommt nicht durch – die Henker des Oktober kommen nicht durch!' zerschmettern Kommunisten, Sozialisten, Anarchisten und Republikaner, die Soldaten und alle dem Willen des Volkes treuen Kräfte die aufrührerischen Verräter … Das ganze Land zittert vor Empörung angesichts der Handlungen dieser Schurken, die das demokratische Volksspanien mit Feuer und Schwert in eine Hölle des Terrors und der Folter verwandeln wollen … Frauen, heldenhafte Frauen des Volkes! Erinnert euch des Heldentums der asturischen Frauen! Kämpft auch ihr an der Seite der Männer, verteidigt gemeinsam mit ihnen das Brot und die Ruhe eurer Kinder, deren Leben in Gefahr ist …"

Brechts Stück von den Wandlungen der Mutter Carrar, 1937 geschrieben, ist ein Beitrag zu diesem Kampf und zu allen Kämpfen, in denen das Brot und die Ruhe der Kinder verteidigt werden müssen.

 Reclams Universal-Bibliothek Band 140
18. Auflage

Aljonna und Klaus Möckel: Erkundungen - 16 vietnamesische Erzähler

"Uhrmacherwerkstatt, Linie Nr. 1, Dien Bien Phu. Reparaturen kostenlos." Zwischen Bombentrichtern und Flakgeschützen entdeckt der Politkommissar dieses kleine, sorgfältig gemalte Schild. Mit einem Bambussplitter befestigt, hängt es am Eingang eines Unterstandes. Während der Feuerpause verrichtet hier Uhrmacher Phong seine Arbeit. Aus Beutestücken und Stacheldraht hat er sich das notwendige Werkzeug zusammengestoppelt. Als der Kommissar nach vier Tagen zurückkehrt, findet er seine reparierte Uhr vor, nicht aber Phong - bei dem Versuch, ein Geschütz zu bergen - hat der Uhrmacher von Dien Bien Phu den Tod gefunden.

Der Krieg ist das große, doch nicht ausschließliche Thema der vorliegenden Erzählungen. Dreißig Jahre lang war er grausame Realität in Vietnam. Diese zu erkunden, das Antlitz der Menschen zu zeigen, die sich unter so schweren Bedingungen behaupten mußten - das ist das Anliegen der in dieser Anthologie vereinten sechzehn Prosaschriftsteller aus dem Norden und Süden des Landes. Ihre vorwiegend im letzten Jahrzehnt entstandenen Texte machen deutlich, daß sich die Menschen Vietnams auch inmitten eines mörderischen Krieges ihre Träume, ihre Güte und Warmherzigkeit zu bewahren vermochten, jene moralische Größe, dank der es ihnen gelang, einen übermächtigen Gegner zurückzuwerfen und ihr Land wieder zu vereinigen.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1977, 1979

28 Januar 2022

Gunnar Ekelöf: Der Weg eines Außenseiters. Erzählungen und Essays

Gunnar Ekelöf (1907-1968). Seine "Tradition reicht weit in Zeit und Raum, von der öden Lappmark bis Indien und China, vom Prediger, dem Hohenlied und den Schöpfungsmythen bis zum Experiment Finnegans Wake; im gleichen Maße, wie er der orientalischen und mittelalterlichen Mystik nachforschte auf der Suche nach dem Einen - der Unio Mystika der Gegensätze - zog ihn Casja Warg mit ihren gastronomischen Greifbarkeiten an". (Reidar Ekner)
Man nannte Ekelöf den modernsten Lyriker Schwedens, denn er hat der schwedischen Sprache des zwanzigsten Jahrhunderts eine Modernität, Flexibilität und Ausdruckskraft gegeben wie kein anderer. Stand Lyrik auch immer im Vordergrund seines Schaffens, so ist es doch die kleine Prosa, die dem Leser wohl am ehesten den Zugang zum Werk des Dichters ermöglicht. Ihre sehr konkrete, durchsichtige Sprache ist von einer ebensolchen "verhaltenen Expressivität" wie die seiner Lyrik. Die Beiträge unserer Auswahl entstanden in den dreißiger und vierziger Jahren: Die Machtergreifung der Faschisten in Deutschland, spanischer Bürgerkrieg, zweiter Weltkrieg, Nachkrieg bilden den Hintergrund der Überlegungen, provozieren den Dichter zu ständiger Neubefragung des eigenen Lebens.

Reclams Universal-Bibliothek Band 1015, 1. Auflage 1983

Manfred Otto: Berliner Küche - Mit 200 Berliner Rezepten

Vorwort

Die erste Auflage dieses Buches fand großes Interesse. Deshalb haben sich die Berlin-Information und der Autor entschlossen, eine weitere Auflage der "Berliner Küche" herauszugeben. Für alle neuen Leser dieser nunmehr dritten Auflage sei aus dem Vorwort zur ersten zitiert:

Manches, was hier beschrieben wird, ist weitgehend unbekannt oder im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. Einiges davon in Erinnerung zu rufen und die Traditionen der Berliner Küche wieder beleben zu helfen, dazu sollen die nachfolgenden Seiten einen Beitrag leisten. Ich möchte all denen danken, die dieses Vorhaben unterstützt haben, besonders der Berliner Ratsbibliothek, dem Theodor-Fontane Archiv der Deutschen Staatsbibliothek in Potsdam, dem Bertolt-Brecht-Haus der Akademie der Künste der DDR und dem Interhotel "Stadt Berlin". Dem Zentralinstitut für Ernährung der Akademie der Wissenschaften der DDR Potsdam-Rehbrücke und dem Berliner Stadtarchiv möchte ich für die wertvollen Hinweise in ihren Gutachten danken. - Manfred Otto

Buchbeginn

Was ist die Berliner Küche?
Die Berliner Küche ist so alt wie die Siedlungen, aus denen die Stadt hervorgegangen ist, und hat ihren Ursprung bei den germanischen und slawischen Stämmen, die Cölln und Berlin besiedelt haben, lange bevor es Städte wurden. Den Bewohnern von Cölln sagt man nach, daß sie sich an den Ufern der Spree vorwiegend vom Fischfang ernährten, während ihre Nachbarn im wahrsten Sinne des Wortes ihr Brot durch Feldarbeit verdienten, denn sie begannen mit dem später berühmt gewordenen Roggenanbau. Zur Berliner Küche gehört aber auch das, was auf den kargen Feldern der frühen Mark Brandenburg - zwischen Elbe und Oder, zwischen Prenzlau und Spreewald - angebaut, verarbeitet, gekocht, gegessen und getrunken wurde. In seinem Gedicht "Das Land Gosen" spricht Theodor Fontane von Dill, Morchel und Teltower Rüben aus märkischen Fluren, von Krebsen in der Oder, Fetthammelherden auf dem Barnim, Gerste, Graupen und Malz aus dem Oderbruch, Honig aus Kienbaum, Milch aus dem Havelland sowie von Werderschen Kirschen und Aprikosen...

Inhaltsverzeichnis

- Vorwort

- Was ist die Berliner Küche?

- Kulinarische Memoiren der Familie Fontane

- Heinrich Heine besang die Erbsensuppe

- Die Hugenotten und das Gemüse

- Mißtrauisch gegenüber Kartoffeln

- Fischnahrung seit Jahrtausenden

- Von Eisbein bis Gänsebraten

- Der Rübenzucker kam aus Kaulsdorf

- Von Brezeln, Schrippen und Schusterjungen

- Das Berliner Bier und seine Geschichte

- Wein vom Prenzlauer Berg

- Königliches Kaffeeverbot

- Kneipen, Budiken, Weinstuben und anderes

- Den Berliner zieht's ins Grüne

- 200 Berliner Rezepte

- Suppen

- Kalte Speisen

- Gemüse

- Kartoffeln, Klöße und ähnliches

- Eierspeisen

- Fischgerichte

- Fleischgerichte

- Wild und Geflügel

- Süßspeisen und Desserts

- Kuchen und Gebäck

- Kalte und warme Getränke

- Alphabetisches Rezeptregister


Berlin-Information, 3. Auflage

 

Heinrich von Kleist: Der Zweikampf. Erzählungen

Der Begriff des "Spannenden" ist mit dem der Erzählung eng verbunden. Mit Recht: erzählen heißt spannen, und des Erzählers Kunst ist, zu unterhalten noch mit dem, was eigentlich langweilig sein müßte, zu spannen selbst mit dem der Sache nach Altvertrauten, dessen Verlauf und Ausgang jeder schon kennt. Nicht dieser Art ist die Spannung, die Kleist, der Erzähler, erzeugt. Er hält es mit dem Wortsinn des Namens "No velle", der "Neuigkeit" heißt.

Was er mit unbeweglicher Miene vorbringt, sind Neuigkeiten, unerhört; und die Spannung, in der sie den Leser halten, hat etwas unheimlich Spezifisches. Sie ist Besorgnis, Schrecken, das Grauen vor dem Rätselhaften, Zwiespalt der Vernunft, der ängstliche Eindruck, daß Gott sich irrt - "Verwirrung des Gefühls". Es ist nicht zuviel gesagt: Er weiß auf die Folter zu spannen - und es fertigzubringen, daß wir's ihm danken. - Thomas Mann (1954)

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1983
Abbildung: "Das Turnier mit dem Simsonteppich" von Lucas Cranach (Detail)
Taschenbibliothek der Weltliteratur (TdW)
Anmerkungen von Peter Goldammer

 

27 Januar 2022

Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Von jeher hatten Schriftsteller ihren Spaß daran, lebenskluge Männer darzustellen, die, sich am Rande der Gesellschaft herumtreibend, es mit der Moral nicht allzu genau nehmen und sich aus dem großen Kuchen Welt ihr bescheiden oder auch unbescheiden Teil herausschneiden. Dem Erzspitzbuben Autokylos des Homer, den liebenswerten Picaros der großen Spanier, dem Gil Blas des Lesage, dem Simplicius des Grimmelshausen hat jetzt Thomas Mann seinen Felix Krull zugesellt...
Das Buch ist rimantisch im besten Sinne des Wortes... Es sind einmalige, unvergeßliche Seiten; sie werden, wenn einmal in hundert Jahren ein Literaturkenner das Beste zusammenstellt, was die Prosa unserer Generation hervorgebracht hat, kaum fehlen. - Lion Feuchtwanger

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1984
Abbildung: M. Dudovich, "Mondäne Heilgymnastik" (Detail)
Taschenbibliothek der Weltliteratur

 


Insel-Bücherei Nr. 312, 1950
Insel-Verlag Anton Kippenberg, Leipzig
Insel-Bücherei Nr. 312
Auflage: Auflage / 1932
Auflage / 1948 - 21.-30. Tsd.
Auflage / 1950 - 31.-40. Tsd.
4. Auflage / 1999


Apuleius: Amor und Psyche

Apuleius (um 124 bis um 180) aus Madaura in Afrika ist einer der bedeutendsten Dichter der Antoninenzeit, Zeitgenosse des Lukian aus Samosata. Er studierte in Karthago, dem wiedererblühten Handelszentrum an der nordafrikanischen Küste, später in Athen. Reisen vervollkommneten sein Weltbild, sie führten ihn auch nach Rom, wo er als Anwalt eine Zeitlang wirkte. Danach lebte er als Wanderredner in seiner afrikanischen Heimat.
Von seinem Werk sind erhalten Auszüge aus Reden und philosophische Schriften. Berühmt sind die "Metamorphosen", ein Roman, vermutlich mit autobiographischen Zügen, der auch unter dem Titel "Der Goldene Esel" bekannt ist. "Amor und Psyche" ist eine längere Geschichte aus dem Roman. Sie beginnt: "Es waren einmal in einer Stadt ein König und eine Königin..." - ein Märchen, übrigens das einzige aus der Antike überlieferte. Mit ihm will ein altes Weib ein von Räubern an ihrem Hochzeitsfest entführtes Mädchen trösten. Es handelt von der unvergleichlich schönen Königstochter Psyche, der sich Amor, Sohn der Venus, in Liebe verbindet.

Reclams Universal-Bibliothek Band 486
4., dritte zweisprachige und illustrierte Auflage
Erzählende Prosa
Mit Abbildungen
Überarbeitung der Übersetzung und lateinischer Text nach: Apulei Platonici Madaurensis Metamorphoseon libri XI, ed.
R. Helm, 4 Leipzig 1955

 

Hans Joachim Richter: Zwergbuntbarsche


 133 Arten werden in präzisen Zeichnungen und 240 Farbfotos vorgestellt.

34 Gattungsumrißschlüssel und gegliederte Artbeschreibungen gestatten eine rasche Zuordnung und exakte wissenschaftliche Benennung.

Der bekannte Zierfischfotograf Hans Joachim Richter widmet sein neues Buch den Zwergbuntbarschen, den farbenprächtigen Kleinoden des Aquariums.

Neumann Verlag Leipzig – Radebeul 1988

26 Januar 2022

Cecil Scott Forester: Zahlungsaufschub

Cecil Scott Forester ist einem großen Leserkreis bekannt als der Schöpfer des Kapitäns Hornblower, eines fiktiven englischen Seeoffiziers der napoleonischen Zeit, dessen Taten und Abenteuer er in elf Romanen beschrieb. Diese und seine anderen kriegs- und zeitgeschichtlichen Romane zeichnen sich nicht nur durch eine spannende Handlung aus, sondern auch – wie seine historischen Arbeiten – durch sachkundige Detailschilderung und meisterhafte psychologische Durchdringung der Charaktere. Das hebt sie weit über die bloße Unterhaltungsliteratur hinaus. Die Grundlage der Popularität Foresters war sein gediegenes schriftstellerisches Können.

Das offenbart sich auch in dem Kriminalroman „Zahlungsaufschub“, der zu seinen frühen Werken gehört und zu den Klassikern dieses Genres in England gezählt wird. Forester erzeugt eine bedrückende Spannung, ohne sich dabei der bewährten Mittel literarischer Kriminaltechnik zu bedienen: Weder Polizei noch Detektive treten auf, und die Frage „Wer war der Mörder?“ spielt auch keine Rolle. Der Mord passiert zwar hinter der Szene, aber der Leser weiß, woher das Geld kommt, mit dem der kleine Bankbeamte Mr. Marble plötzlich seine Schulden, seine Miete und seinen Whisky bezahlen und sogar das Haus und neue Möbel dafür kaufen kann – aber er weiß auch, weshalb Mr. Marble den ungepflegten Garten hinter diesem Haus am liebsten gar nicht mehr aus den Augen lassen möchte, obwohl niemand daran denkt, dort nachzugraben. Die Spannung ergibt sich aus der folgerichtig einsetzenden Auflösung einer ganzen Familie, die unaufhaltsam einer Katastrophe entgegentreibt. Das Ende sieht jedoch ganz anders aus, als es sich Mr. Marble in seinen whiskygeschwängerten Angstträumen vorgestellt hatte.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1980
Aus dem Englischen übersetzt von Fortunat Weigel
bb-Reihe Nr. 452

 

Sergej Klementjew: Welle Moskau – Berlin

„Zu zweit kein Problem“, „Ganz in Familie“, „Gemeinsam macht’s Spaß“, das sind nur einige Titel von Unterhaltungssendungen des DDR-Fernsehens, in denen Sergej Klementjew mitgewirkt hat. Der sowjetische Gast gewann die Herzen der Zuschauer sofort durch sein hervorragendes Deutsch. In Berlin geboren, in Moskau aufgewachsen, während des Krieges Kundschafter und Dolmetscher der Sowjetarmee, bis 1947 Mitarbeiter des SWA-Verlages in Berlin und Leipzig, wurde er Zeuge der komplizierten Entwicklung des deutsch-sowjetischen Verhältnisses bis zur unverbrüchlichen Freundschaft zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Sowjetunion. Rückhaltlos erzählt der Autor von den Widersprüchen, die er im persönlichen Leben zu überwinden hatte, die sich aber wesentlich auch aus den Konflikten im Zusammenleben unserer Völker ergaben. Im Krieg immer wieder vor die Frage gestellt: Wie konnte es zum Überfall Hitlerdeutschlands auf den ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat kommen?, wurde Klementjew später als Mitarbeiter des sowjetischen Rundfunks und Fernsehens zum aktiven Mitgestalter sowjetisch-deutschen Zusammenwirkens.

Verlag der Nation Berlin 1976

 

Heinz Kruschel: Zwei im Kreis


 Habuck schafft sich eine Bleibe in einer alten Mühle, um mit seinem Mädchen Torcky zusammen sein zu können. Er glaubt ihr damit eine große Freude zu machen. Aber Torcky stellt sich Glück anders vor.

Verlag Neues Leben 1979

25 Januar 2022

Joachim Herrmann: Spuren des Prometheus – Der Aufstieg der Menschheit zwischen Naturgeschichte und Weltgeschichte

Prometheus – Kulturheros der Griechen, mythischer Titanensohn, der den Menschen das Feuer vom Himmel brachte. Die jahrhundertestarke Symbolkraft dieser Figur läßt sie zum Sinnbild menschlichen Schöpfertums überhaupt werden, zur Verkörperung historischen Fortschritts im Prozeß der Arbeit, der Kultur und Menschwerdung. Die Spuren dieses menschlichen Prometheus zu verfolgen, heißt Auskunft zu geben über Herkunft und Weg des Menschen, über die Entfaltung seiner Wesenskräfte, über den Werdegang der menschlichen Gesellschaft. Für den gewaltigen historischen Raum zwischen Naturgeschichte und Weltgeschichte bietet das vorliegende Buch einen solchen Überblick.

Menschliche Prometheusgeschichte – das sind Zehntausende Generationen von Affenmenschen und Neandertalern, Tausende Generationen des Homo sapiens, das ist tägliche Nahrungsbeschaffung, Werkzeugherstellung, Bändigung des Feuers, Zähmung von Tieren, Pflanzenanbau, Erzeugung von Kunstwerken, Städtegründung u. a. m. Ihre Spuren finden sich in der Menschheitswiege Afrika wie in den Stromtalkulturen des Neolithikums, in der antiken Mittelmeerwelt wie in den Feudalstaaten der Erde; sie markieren den langen und widersprüchlichen Weg menschheitsgeschichtlichen Aufstiegs: Zeugen von menschlicher Schöpferkraft wie von klassengesellschaftlicher Fesselung des Prometheus.

Urania-Verlag 1975

 

L. M. Krutschkow: Schüsse im Tiergarten

Der General dachte nach. Sein Blick glitt über die schon im Dunkel liegenden kahlen Sträucher am Parkrand, wo sich nach Annahme Kudrjawzews der Provokateur verborgen gehalten hatte. Er erkannte einige Westberliner Polizisten. Aus dem schwachen Laternenlicht stachen ihre weißen Regenumhänge. Die Uniformierten stöberten suchend in den Sträuchern herum. In einiger Entfernung stand ein Volkswagen und noch irgendein geschlossenes Fahrzeug. Dem General wurde klar, daß er jetzt dort nichts tun konnte. „Sollen sich die Westberliner Polizei oder die Engländer damit befassen“, antwortete er Kudrjawzew. „Wie geht es dem Posten?“
Er wird sofort operiert, Genosse General. Die eine Wunde, die am Arm, ist nicht so schwer, aber die andere ist gefährlich.“

Militärverlag der DDR Berlin 1980
Tatsachen 228

 

Sturm läutet das Gewissen

Briefe von Robert Blum und Johann Jacoby, Fontane, Virchow, Käthe Kollwitz und Albert Einstein; Tagebuchaufzeichnungen Varnhagen von Enses, Bertha von Suttners und Paul von Schoenaichs; politische Publizistik von Börne, Heine und Büchner bis Hellmuth von Gerlach, Ossietzky und Thomas Mann, Denkschriften der Deutschen Friedensgesellschaft, des Bundes Neues Vaterland und des NKFD; Flugblätter der Revolution und des Widerstandes; Erinnerungen, Erlebnisberichte, programmatische Erklärungen, Reichstagsreden – viel Persönlichkeiten, demokratische Organisationen und Parteien aus der Zeit zwischen 1830 und 1945 kommen in dieser Dokumentensammlung zu Wort.

Sechs namhafte Historiker der DDR haben Zeugnisse vom politischen Engagement und Kampf jener nichtproletarischen Demokraten ausgesucht, die in komplizierter Entwicklung zu wachsender Einsicht in den Geschichtsprozeß fanden und sich schrittweise den Positionen der revolutionären Arbeiterbewegung annäherten.

Verlag der Nation 1980

 

24 Januar 2022

Hans A. Richter: Reise nach Los Alamos

„Chef, genehmigen Sie ein Flugticket nach San Fé und zurück sowie die Reisespesen für etwa eine Woche?“ Mit diesem Ansinnen überfällt Ghantus seinen Vorgesetzten in der Redaktion.
„Das soll wohl ein schlechter Witz sein? Ich denke, Sie bereiten sich auf die Kongreßdebatte vor?“ erwidert der verständnislos dreinblickende Chefredakteur.
„Das tue ich ja, ich bin mittendrin.“ Ghantus erklärt nun in Umrissen die Absicht seiner Reise und daß es ihm keineswegs darum gehe, einige vergnügliche Tage im „Land of Echantment“ zu verbringen oder alten indianischen Kulturen nachzuspüren.
„Eine etwas aufwendige Vorbereitung auf eine Kongreßdebatte, das hatten wir noch nie“, meint der noch immer nicht ganz beruhigte Chef. Aber er begreift schnell, daß Ghantus hier einer Sache auf der Spur zu sein scheint, die vielleicht ein Knüller für die Zeitung werden könnte. „In Gottes Namen, fahren Sie! Aber bleiben Sie ja nicht in irgendeinem Pueblo hängen…“

Militärverlag der DDR Berlin 1979
Tatsachen

 

Dieter Flohr: Raketenstart

Mit Wucht schiebt sich das RS-Boot über die Wogen, steht auf dem Kamm und stürzt plötzlich tief in ein Wellental. Ruckartig stoppt der Wellengrund die Fahrt, Gischtschwaden wälzen ums Boot. Da erzittert der Stahlkörper von dumpfem Stoß – der nächste Wellenberg. Und wieder erhebt sich das Boot, von der Woge getragen, verharrt auf ihrem Kamm und stürzt erneut hinunter ins Tal. Die Männer auf der Brücke wippen sich in den Knien, fangen so Sturz und Stoß ab, ihre Körper vor größeren Erschütterungen bewahrend.

Koepke spürt, daß er diesen hammerähnlichen Schlägen nicht mehr lange gewachsen sein wird; das flaue Gefühl im Magen will nicht vergehen, Kopfschmerzen plagen ihn, kalter Schweiß steht auf seiner Stirn. Aber er will sich nicht unterkriegen lassen. Forsch greift er zum Mikrofon…

Deutscher Militärverlag Berlin 1980
Tatsachen 227

 

Heinz Glogau: Rufe aus dem Schützengraben

Wer hätte das vor zwei Monaten gedacht? Als ich an jenem Septembervormittag des Jahres 1943 um die Grabenecke schielte, erblickte ich zwei Gestalten in erdbraunen Uniformen, grünen, kugelartigen Stahlhelmen, die Maschinenpistolen im Anschlag. Ich prallte zurück. So dicht hatte ich noch keinen Gegner gesehen, vor allem nicht in voller Montur. Der Schreck war groß und der Abstand so winzig. Beides lähmte. Plötzlich sah alles um mich her so unwirklich aus: die sandige Erde, das wenige Grün, die Sonnenstrahlen. Ist das das Ende? Siehst du das zum letztenmal? Anstatt an die Flugblätter zu denken, die im August in unseren Graben geflattert waren, faßte ich den Karabiner fester und sprang in den frischen Granattrichter neben mir. Obwohl es in meinen Ohren von den Handgranatenexplosionen und Granatwerfereinschlägen klingelte, hörte ich hinter mir rufen. Ich drehte mich um und hatte die schwarzen Mündungen zweier Maschinenpistolen direkt vor mir. Ich ließ mein Gewehr auf den Trichterrand fallen, warf das Koppel mit den vollen Patronentaschen dazu und stieg in den Graben zurück.

Militärverlag der DDR, Berlin 1987
Tatsachen 306

 

21 Januar 2022

Gerhard Brendler: Martin Luther – Theologie und Revolution

„Und wenn die Welt voll Teufel wär, und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es muß uns doch gelingen“ – mit diesen Verszeilen aus dem Lied „Ein feste Burg“ prägte der Bergmannssohn und Bauernenkel, der Mönch, Priester und Gelehrte Martin Luther das befreiende Lebensgefühl der ersten revolutionären Epoche in der deutschen Geschichte. Dies Lebensgefühl und das Werk des Mannes, der ihm Ausdruck verlieh, sprechen uns noch immer an, obwohl seither fast ein halbes Jahrtausend vergangen ist und Europa mehrere Revolutionen und tiefgehende gesellschaftliche Wandlungen erlebt hat.

In dem vorliegenden fesselnd und anregend geschriebenen Buch wird das Leben und Wirken des Initiators der Reformation umfassend und auf einem gründlichen Quellenstudium basierend aus historisch-materialistischer Sicht gewürdigt. Der Historiker Gerhard Brendler vermittelt dem Leser ein geschlossenes und zugleich differenziertes Bild von der geistigen Entwicklung, der Persönlichkeit und dem Gesamtwerk Martin Luthers, das er beziehungsreich in die geschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge einordnet. Anhand einer tiefgründigen Analyse seiner Bibelinterpretation, der Kritik Luthers an den Mißständen in der Papstkirche und der damit in den verschiedenen Klassen und Schichten verbundenen politischen, ökonomischen und sozialen Forderungen zeigt der Autor Luthers Rolle für die frühbürgerliche Revolution, wobei er sowohl dessen progressive geschichtliche Leistung als auch die aus seiner Klassenposition und gesellschaftlichen Stellung erwachsenen tragischen Widersprüche überzeugend deutlich macht. Der Leser erkennt: Mit seiner Auslegung der Bibel beantwortete Luther Grundfragen seiner Zeit in einer Weise, durch die er den Weg frei machte für eine revolutionäre Bewegung, die bald über ihn hinausging und durch die er zugleich der nachfolgenden historischen Entwicklung auf politischem, ethisch-sozialem und geistig-kulturellem Gebiet gewaltige weiterwirkende Impulse verlieh.

VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1983

 

Herbert Nachbar: Keller der alten Schmiede


 An diesem schönen Septembertag war nach der zweiten Stunde schulfrei. Aber Theo konnte sich nicht freuen. Es war der erste Tag des Krieges. Er wußte es noch nicht, aber er fühlte: Mit jeder Kugel, die aus einem deutschen Gewehr jagte und ein Leben auslöschte, wurde seine Kindheit getroffen. Einfühlsam und gedankenreich zeichnet Herbert Nachbar die Entwicklung des jungen Theo Olafson vom Beginn des zweiten Weltkrieges bis zur Gründung unserer Republik.

Kinderbuchverlag Berlin 1981
Illustrationen: Brigitte N. Kröning

Helga Talke: Matti

Matti hörte deutlich das Winseln. Und da sah er auch Bims weißes Fell unter dem Zaun. Das Halsband hatte sich in einer Drahtschlaufe verhakt. „Ach, du Dummer“, schimpfte Matti. „Darf man denn hinter Hasen herlaufen?“ Er öffnete die Schnalle des Halsbandes, um den Hund zu befreien. „Wenn ich nun nicht gekommen wäre!“

Die Mutter war ärgerlich, als Matti im Dunkeln zu Hause anlangte. „Warum bist du nicht zu mir gekommen? Wir wären gemeinsam Bim suchen gegangen.“ „Ja“, sagte Matti. „Aber allein habe ich es auch geschafft.“

Matti ist stolz. Lange Zeit glaubte er dümmer zu sein als andere Kinder. Und weil er das glaubte, traute er sich nichts zu und war oft ungeschickt. Aber jetzt hat er seinen Freund gerettet. Jetzt wird alles anders.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1986
Illustrationen: Gertrud Zucker

 

Hans Bergmann: Wanted: President Ronald Reagan und die Monopole - ein Fallbeispiel

Wie und mit welchem Auftrag wird einer Präsident der Vereinigten Staaten? Welche Hintermänner fördern ihn und was fordern sie nach der Wahl von ihm? Welche engen Bande bestehen zwischen dem Weißen Haus und dem Militär-Industrie-Komplex? Warum möchte Ronald Reagan als "Friedenspräsident" in die Geschichte der USA eingehen, und wie will er das erreichen? Welchen Schirm möchte er aufspannen, was soll darunter passieren und wer sind die Konstrukteure dieses Vehikels? Was bestimmt das "Küchenkabinett" und wer hat Sitz und Stimme im "Kabinett der fetten Kater"?

Der Autor bietet keine vollständige Biografie des 40. USA-Präsidenten, sondern eine Studie der gegenwärtigen Machtverhältnisse in den Vereinigten Staaten von Amerika.


Buchanfang

Gespenst oder Geist von Genf?

Wanted: President - gesucht: ein Präsident. Und die ihn suchten, fanden ihn. Sie glaubten nun, mit einem starken Mann ihren Besitzstand gegen alle Gefahren nicht nur verteidigen, sondern auch ausbauen und mehren zu können. Sie wollten totale Konfrontation, um verlorenes ökonomisches und politisches Terrain durch eine Politik der Stärke wiederzugewinnen. Doch wie so oft in der Geschichte, ist der Morgen klüger als der Abend ...

Fünf Jahre später, genau Ende November 1985, bestieg Präsident Reagan ein Flugzeug, das ihn nach Genf trug - zum Treffen mit dem Generalsekretär der KPdSU, Michail Gorbatschow. Vor Jahren äußerte der Präsident einmal, daß die Gefahr einer Invasion außerirdischer Wesen die UdSSR und die USA schneller eine gemeinsame Sprache finden ließe. Doch nicht das Nahen dieser gepanzerten Männchen à la Hollywood war der Anlaß zu dieser Reise, sondern Bedrohungen ganz realer Art. Gerechtigkeitshalber muß gesagt werden, daß nicht die US-Administration oder gar jene Kreise, die Reagan zum Präsidenten gekürt haben, den längst ausstehenden Flug forderten. Im Gegenteil, der Geist von Genf schreckte sie wie ein Gespenst.

Es mutete wie absurdes Theater an, daß der erste Mann im Pentagon, Caspar Weinberger, sozusagen mit fliegenden Rockschößen dem Präsidenten einen Brief als Reiselektüre nachreichte. Dieses Schriftstück war so schlimm, daß die "Washington Post" bekannte: "Selbst einer Stadt (gemeint ist Washington - H. B.), die schockierende Enthüllungen gewohnt ist, verschlug die gezielte Indiskretion in Form des Briefes von Verteidigungsminister Weinberger an Präsident Reagan die Sprache. Da erfährt man, daß ein einflußreicher Kabinettsminister den Präsidenten davor warnt, sich mit Michail Gorbatschow über mehrere der entscheidensten Probleme zu einigen, die vorgeblich als Themen für die Genfer Verhandlungen in Betracht gezogen werden ... Wenn Reagan den in dem Schreiben enthaltenen Ratschlag annimmt, riskiert er, als Handlanger des 'militärisch-industriellen Komplexes' ... hingestellt zu werden. Ignoriert der Präsident den Rat, dann wird es so aussehen, als habe er einen getreuen Mitarbeiter und einen bedeutenden Teil seiner Wähler vor den Kopf gestoßen. Sicherlich hat die Indiskretion der Öffentlichkeit ein Licht aufgesteckt. Gleichzeitig hat sie dem Präsidenten den Weg zum Gipfel erschwert." .....

Inhalt

Gespenst oder Geist von Genf?

Reagans Kapital

Mit Seife getestet

Der Bastard und die "Bastarde"

"I love You, America"

Der rechte Glaube

Eine "konservative Renaissance"?

Der Dollar auf seltsamen Wegen

Die Millionäre und der Hunger

"Das Fenster der Verwundbarkeit"

"Sieg ist möglich"

Im Himmel wie auf Erden

Der Trick mit den "Tauschobjekten"

Die "Ethik der Macht"


Über den Autor

Stationen:

Geboren am 15. 2. 1937 in Moskau, absolvierte Hans Bergmann in Berlin die Oberschule und beendete 1963 ein Philosophiestudium. Nach kurzer wissenschaftlicher Arbeit an der Universität begann er 1966 eine journalistische Tätigkeit an der Zeitschrift FREIE WELT.

Die Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Weltanschauung und dem Antisowjetismus wurde zum Hauptfeld seiner Arbeit.

Publikationen:

Zahlreiche Dokumentationen, Kommentare und Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften

"Die Eingreifer", Urania-Verlag Leipzig - Jena - Berlin.

 

Verlag Neues Leben, 1986
nl-konkret Nr. 72

Justas Paleckis: In zwei Welten

Total- und Detailaufnahmen von fast sechs Jahrzehnten turbulenter Geschichte des Baltikums. Früher ein politischer Wetterwinkel Europas, gefiltert durch die subjektive Erfahrung eines Autodidakten, eines Journalisten und Pädagogen, eines Dichters und Staatsmannes, das bieten die vorliegenden Memoiren. Als Paleckis 1899 geboren wird, sind Lettland, Estland und Litauen vergessene Provinzen des Zarenreiches. Der Sohn eines litauischen Dorfschmiedes, der sich durch immensen Fleiß das Lehrerexamen erarbeitet, erlebt bewußt die Oktoberrevolution, die Konterrevolution und die Etablierung der baltischen bürgerlichen Nationalstaaten, an die er große Hoffnungen und Erwartungen für jedermann knüpft. Der empfindsame, sich sozial stark engagierende Moralist muß jedoch bald erkennen, daß das Grundgesetz der Bourgeoisie „friß oder stirb“ auch für die Politiker Litauens gilt. Tapfer schwimmt er gegen den Strom des zunehmenden Chauvinismus und Nationalismus und läßt sich auch durch das einflußreiche Amt eines Vorsitzenden der regierungsamtlichen Nachrichtenagentur nicht korrumpieren. Er wirkt als parteiloser Publizist aktiv in der sich entwickelnden Volksfront gegen den litauischen Faschismus. Er bezahlt dafür mit Haft in einem Arbeitslager. Als 1940 der Faschismus gestürzt wird, leitet er die erste Regierung Volkslitauens. Es folgen Jahrzehnte verantwortlicher Arbeit in hohen und höchsten Ämtern. Der Rapport seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Obersten Sowjets der Litauischen SSR und als Stellvertretender Vorsitzender des Obersten Sowjets der UdSSR in Vilnius und Moskau ist ein unvergleichliches Zeugnis Leninscher Nationalitätenpolitik, aufgezeichnet von einem litauischen Patrioten.

Verlag der Nation Berlin 1976

 

Fanny Lewald: Italienisches Bilderbuch

Buchanfang

Übergang über den Simplon und Eintritt in Italien

Wenn die goldenen Tore der Märchenwelt sich vor der wunderdürstenden Phantasie des Kindes schließen, wenn die Feenkönigin mit ihrem Zauberstabe sich für immer in das Reich der Träume zurückzieht und der Glaube an ihre Macht verschwindet, so tritt die Wirklichkeit urplötzlich in ihre Rechte ein, und die Jugend sehnt sich nach der Schönheit der Welt, die sie noch nicht kennt, wie das Kind sich gesehnt hat nach den Wundern der Märchenwelt, von denen man ihm erzählte.

Alles nimmt nun eine festere Gestalt an, die Nebelbilder konzentrieren sich, man möchte das geträumte Eldorado auf einen bestimmten Punkt der Erde versetzen, und für all die farbigen Blüten, für die goldenen Früchte jenes Fabellandes bietet der kalte, farblose Norden keinen Raum. Da wendet das Auge sich sehnsuchtsvoll nach Süden! Nach dem Süden, wo im dunkeln Laub die Goldorange glüht, wo ein lauer Wind vom blauen Himmel weht, die Myrte schlank und hoch der Lorbeer steht! Der Süden wird die Sehnsucht des Lebens, Italien das Ziel, nach dem fast jeder Nordländer strebt.

Je tiefer Schnee und Eis die Erde bedecken, je fester sich der kristallene Reif um die Fenster des Hauses legt und je wilder der Wind es umbraust, je mehr zieht es die Seele nach Süden. Ich hatte oft in den eisigen Wintertagen meiner ostpreußischen Heimat zu den schneebedeckten Dächern der Nachbarhäuser geblickt, wenn die scheidende Sonne sie glänzend beleuchtete und sie hell hervortraten gegen den blauen, wolkenlosen Winterhimmel, und gedacht, wie ganz anders es doch sein müsse, wenn die Sonne hinter den Alpen zur Ruhe ginge und das wundervolle Alpenglühen die Gletscher röte unter dem Himmel einer südlichern Gegend. Von ganzem Herzen hatte es mich verlangt, diese fremde Welt zu kennen, aber der Wunsch war in meinen damaligen Verhältnissen anscheinend so unerfüllbar, daß ich ihn kaum mir selbst zu gestehen wagte, weil es mir von jeher töricht schien, das Unerreichbare zu begehren...

Rütten & Loening, Berlin, 1. Aufl., 1967

 

20 Januar 2022

Brockhaus-Reisehandbuch Thüringer Wald

Thüringer Wald

Thüringisches Schiefergebirge

Gotha, Arnstadt, Rudolstadt, Saalfeld, Hildburghausen,

Meiningen, Bad Salzungen


 VORWORT

Der Thüringer Wald sowie die angrenzenden Gebiete sind neben der Ostseeküste das bedeutendste Urlaubs- und Erholungsgebiet der DDR. Die erste Auflage des Reisehandbuches "Thüringer Wald", 1967 erschienen, ist seit langem vergriffen; der Bedarf an touristischer Literatur ist jedoch in den letzten Jahren ständig gestiegen. Der Verlag hat deshalb eine Neuauflage des Reisehandbuchs als dringliche Aufgabe angesehen. Alle Teile des Bandes wurden grundlegend überarbeitet, einige weniger wichtige Orte ausgeschieden, andere, besonders im Gebiet um Schmalkalden und Schleusingen, wurden neu aufgenommen. Insgesamt werden 128 Städte und Gemeinden im Bereich zwischen Eisenach, Meiningen, Hildburghausen, Saalfeld, Arnstadt und Gotha behandelt einschließlich einiger Orte in der Vorderhön.

Der Thüringer Wald und das sich südöstlich der Linie Gehren-Schönbrunn anschließende Thüringische Schiefergebirge sind die Hauptglieder des waldreichen Mittelgebirges im Süden Thüringens (Thüringer Gebirge). Vielfach wird gemeinhin das Schiefergebirge als südöstlicher Teil des Thüringer Waldes angesehen, was aber nicht richtig ist. In diesem Reisewerk werden ausnahmslos die zutreffenden Bezeichnungen verwendet.

Wichtige Hinweise zu den Texten erhielt der Verlag von den Bezirksleitungen Erfurt und Suhl des Kulturbundes der DDR, von den Planungsorganen der Bezirke und von Wissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Instituts für Landschaftsforschung und Naturschutz Halle (Saale) der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR, Zweigstelle Jena. Als Gutachter gaben der stellvertretende Abteilungsleiter der Abteilung Erholungswesen beim Rat des Bezirkes Suhl, Otto Bieber, der Stellvertreter des Direktors des Büros für Territorialplanung des Bezirkes Erfurt, Dr. Gerhard Rudolph, dem Lektorat wertvolle Hinweise. Die Ortsbeschreibungen wurden mit Unterstützung der Räte der Städte und Gemeinden von zahlreichen Heimatkennern erarbeitet, die am Ende der Ortsbeschreibungen namentlich genannt werden. Farbkarten stellte der VEB Landkartenverlag, Berlin, freundlicherweise zur Verfügung.

Die Herausgabe eines solchen umfangreichen Werkes erfordert eine längere Vorbereitungszeit. Sämtliche Angaben im Text wurden mehrfach überprüft und auf den neuesten Stand gebracht. Angesichts der raschen Aufwärtsentwicklung in unserer Republik ist allerdings eine den neuesten Stand berücksichtigende Genauigkeit bis in jede Einzelheit kaum zu erreichen. Der Verlag ist daher für jeden Hinweis zur Verbesserung des Reisehandbuches dankbar.

F.A. Brockhaus, 2. Aufl., 1975
Einwohnerzahlen nach dem Stand vom 31. 12. 1973
Mit 14 farbigen Wanderkarten, 1 Übersichtskarte, 6 Schwarzweißkarten, 10 Stadtplänen, 1 Rundblick, 1 Burgplan, 1 Textabbildung
2. Auflage 16.-35. Tausend
© VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig, DDR, 1967


Franz Jacobs: Schreckgespenst Rohstoffmangel? Weltressourcen und Weltprobleme

Milliarden Menschen brauchen die Rohstoffe zum Leben wie das tägliche Brot. Gehen uns eines Tages die Lichter aus und versiegen die Quellen, weil die Erde nichts mehr hergeben kann?

Bagger fressen Riesenlöcher in die Landschaft, schwimmende Inseln durchbohren den Meeresgrund, in kilometertiefen Schächten riskieren Bergleute Gesundheit und Leben. An den Börsen schreien sich die Makler heiser. Diplomaten und Gangster treten in Aktion, Soldaten und Banditen werden in Marsch gesetzt; denn Rohstoffe verkörpern auch Reichtum und Macht.

Dieses Buch beschreibt die vielen Gesichter des weltweiten Kampfes um die mineralischen Ressourcen. Und es zeigt zugleich, daß die Erde reich bleibt, wenn wir sie nicht zerstören.


Buchanfang

Ein Störfall

Berlin. ADN/BZ - In der Nacht zu gestern verschärfte sich der Frost in der DDR weiter. Die Temperaturen sanken von minus 10 bis minus 17 Grad Celsius am Dienstag auf minus 18 bis minus 25 Grad, wobei örtlich in Kamenz minus 30 Grad, in Leipzig minus 28 Grad und in Schönefeld minus 25 Grad erreicht wurden. In Berlin war es nicht nur die in diesem Winter bisher kälteste Nacht, sondern der kälteste 14. Januar dieses Jahrhunderts."¹

Als der Morgen graute - der Kalender zeigte den 14. Januar 1987 -, vermißten viele Menschen die vertraute wohlige Wärme aus den Heizkörpern ihrer Neubauwohnungen, blieben angeschaltete Leuchten dunkel. Wie in Halle-Silberhöhe - einem Wohngebiet mit 14000 Haushalten, Schulen und medizinischen Einrichtungen - fuhren mancherorts Lautsprecherwagen durch die Straßen und informierten die Bevölkerung. Auch Cottbus, Leipzig-Grünau, Magdeburg, Nordhausen, Großenhain und andere Städte meldeten kalte Heiztrassen infolge von Havarien oder fehlender Kohle. Helfer brachten Decken und Elektroheizer in Kindergärten und Feierabendheime.

Für die Frauenklinik der Berliner Charité begannen an jenem Mittwochmorgen die Notstromaggregate zu tuckern, da das Umspannwerk Koppenplatz Berlin-Mitte keinen Strom mehr weiterleitete. Der Dispatcher des Kraftwerks Hagenwerder (Bezirk Dresden) mußte 800 MW abschalten, weil ein Kohleförderband stillstand. Im Großkraftwerk Boxberg (Bezirk Cottbus) heulten die Sirenen. Feuerwehrleute eilten herbei, um einen Brand zu löschen, der nach einer Explosion im Maschinenraum den Block 13 in Flammen gesetzt hatte: weitere minus 1000 MW für unser Verbundnetz.

Am selben Vormittag stemmten sich wie in den Tagen und Nächten zuvor Kohlekumpel und Zehntausende von Helfern aus Kasernen, Hörsälen, Büros und Werkhallen - gegen die anhaltende arktische Kälte. .....


 Über den Autor

Stationen:

Geboren 1940 in Leipzig. Nach Studium der Geophysik wissenschaftlicher Mitarbeiter für Industrieforschung. 1967 Dissertation über Erkundung von Braunkohlenlagerstätten.

1977 Dr. sc. nat. mit Promotion B über geophysikalische Suche von Erdöl und Erdgas. Seit 1976 wissenschaftlicher Oberassistent an der Sektion Physik der Karl-Marx-Universität Leipzig.

Publikationen:

Über 40 Artikel in Fachzeitschriften und -büchern. Zahlreiche populärwissenschaftliche Beiträge in der Tagespresse. Mitautor des Buches "Erdbeben". Im Verlag Neues Leben bisher erschienen: "Immer wieder bebt die Erde" (1985), "Ewig leben die Vulkane" (1988).

Verlag Neues Leben 1989
nl-konkret Nr. 92

Helmut Welz: In letzter Stunde

Arno von Lenski, dem zehnten Kind eines ostpreußischen Rittergutbesitzers, war die Offizierslaufbahn bestimmt worden. Als Kavallerieleutnant zieht er in den ersten Weltkrieg, als Generalmajor kapituliert er im zweiten Weltkrieg mit einer Panzerdivision 1943 in Stalingrad gegen den Befehl des Kommandierenden Generals. Damit beginnt für Lenski ein neuer Lebensabschnitt. Er bekennt sich zur Bewegung des Nationalkomitees „Freies Deutschland“. Währenddessen nehmen die Faschisten in Deutschland seine Familie in Sippenhaft. In die DDR heimgekehrt, tritt er der NDPD bei und wird deren Volkskammerabgeordneter. Als er aufgefordert wird, am Aufbau der bewaffneten Kräfte unseres Staates mitzuarbeiten, ist er dazu bereit. Ein heute zwar nicht ungewöhnlicher, in seiner Konsequenz jedoch keineswegs alltäglicher Werdegang wird spannend erzählt.

Verlag der Nation 1985

 

V. Schklowski, J. Tynjanow u.a.: Sprache und Stil Lenins. Sechs Essays

Majakowski fand Lenins Forderung nach überlegtem Umgang mit der Sprache, nach exaktem Ausdruck, nach Synthese von Volkstümlichkeit und hohem Anspruch an Verstand und Gefühl des Hörers auch für die literarische Arbeit vorbildlich. Schon früh verkörperten Lenins Arbeiten die neue Qualität sozialistischer Literatur, "die Tatsachen zu entwirren, die Welt zu systematisieren". 1924 regte er sechs sowjetische Schriftsteller und Philologen zu einer Untersuchung der Sprache Lenins an.

Die faszinierenden politischen Analysen und Prognosen Lenins standen immer wieder im Zentrum der sowjetischen Lenin-Darstellung: von Majakowskis Poem und Gorkis Porträt bis zu Jutkewitschsw Film "Lenin in Polen" oder Schatrows Dokumentarstücken. Gorki empfand die materielle Gewalt seiner Argumentation und Polemik, als käme sie "nicht von ihm, sondern als spräche wirklich durch ihn die Geschichte".

Die sechs Essays untersuchen Sprachgewalt und rhetorische Kunst Lenins an Hauptwerken sozialistischer Programmatik und Gesellschaftsführung. Sie zeigen für Komposition, Satzbau und Wortwahl, was Tynjanow als Fazit seiner Arbeit formulierte: "Lenins polemische Prinzipien, die im revolutionären Kampf entstanden, waren eine Revolution auch auf dem Gebiet der Rhetorik und des Zeitungsstils."

Verlag Volk und Welt Berlin, 1. Auflage 1970
Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Fritz Mierau
Aus dem Russischen von Inge Bandoly, Leon Nebenzahl, Gerhard Neusser, Brigitta Schröder
Einbandentwurf: Lothar Reher
Spektrum

 

Toni Morrison: Solomons Lied

In der Verflechtung von Mythos und realistischer Alltagsschilderung, von biblischer Überlieferung und Folklore, von Tragik und Komik, Poesie und Sachlichkeit liegt der besondere ästhetische Reiz dieses vielschichtigen Romans. Am Beispiel einer afroamerikanischen Familie, deren Schicksal sie über drei Generationen verfolgt, zeichnet Toni Morrison ein psychologisch überzeugendes, authentisches Bild vom Leben und Denken ihres Volkes. Das mit einer Vielzahl unverwechselbarer Figuren ausgestattete Werk ist ein Bekenntnis zur Geschichte und Tradition des schwarzen Amerika. Der Traum vom Fliegen bildet sein zentrales Motiv. Macon Dead junior alias Milchmann erblickt das Licht der Welt, als sich ein Mitbürger auf selbstgebauten Flügeln von einem Turm geschwungen hat. Drei Jahrzehnte später fliegt Milchmann durch die Luft, um sich seinem Todfeind im Kampf zu stellen. Dieser symbolträchtige Akt ist Ausdruck seiner Selbstbefreiung von den Zwängen seines bisherigen Lebens. Die Entwicklung des jungen Schwarzen, der in materiellem Wohlstand und unter dem Fluch geistig-seelischer Verarmung aufgewachsen ist, verknüpft die Autorin mit seiner Suche nach der Vergangenheit. Erst mit der Entdeckung seiner Wurzeln kann er sich verwirklichen; denn Solomons Lied, ein verstümmelter Kindervers über Milchmanns fliegenden Urahn und die Befreiung von der Sklaverei, ist ein im Legendären verankerter Beweis, daß er, seine Familie und sein Volk nicht geschichtslos sind.

1. Auflage
Lizenzausgabe des Verlages Volk und Welt, Berlin 1982 für die DDR
© 1979 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
DDR 8,80 M

 

Max Steenbeck: Impulse und Wirkungen

Dieses so ganz persönliche Buch von Max Steenbeck beeindruckt allein schon durch die Vielfalt der vermittelten Impressionen und Einsichten. Der Autor möchte Verständnis wecken dafür, „was Menschen meiner Generation richtig und was sie falsch gemacht und gedacht haben und wieso das geschah“. Dabei verblüfft und besticht zugleich seine rückhaltlose Offenheit. So möchte der fähige Siemens-Wissenschaftler in der Zeit bis 1945 ein „Nurfachmann“ sein, im selbstgebastelten „Elfenbeinturm“ eifrig bedacht auf seine „Selbständigkeit“ und ein „gutes Gewissen“. Der Reiz des technischen Problems verführt ihn aber und lässt ihn zu einem Glied in der Kriegswirtschaft werden. Zur Wende wird der über zehnjährige Aufenthalt des Physikers in der Sowjetunion. Dort entschließt er sich, durch bewußte Mitarbeit ein erneutes Hiroshima unmöglich zu machen. Alte geistige Positionen geraten ins Wanken. Es ist ein schwerer Umdenkungsprozeß mit Höhen und Tiefen bis hin zu der Frage: Wie und wo wird der Neubeginn in der Heimat sein?


Das Erlebnis von Menschen im Sozialismus formt ein neues Weltbild, das künftig das Wirken des international geachteten Forschers, Hochschullehrers und Wissenschaftsorganisators bestimmen wird.

Verlag der Nation 1980

 

14 Januar 2022

Brockhaus-Reisehandbuch Sächsische Schweiz, Osterzgebirge mit Dresden, Meißen, Pirna und Sebnitz

VORWORT

Umfang und Bedeutung der Touristik haben in der DDR in den letzten Jahren, insbesondere seit der Einführung der 5-Tage-Arbeitswoche, erheblich zugenommen. Gleichzeitig sind die Nachfrage nach Literatur über die vielbesuchten Urlaubs- oder Ausflugsgebiete und -ziele sowie die Ansprüche an die Qualität dieser Literaturgruppe gewachsen. Der Verlag hat sich deshalb entschlossen, von dem 1965 erschienenen "Brockhaus-Reisehandbuch - Dresden - Sächsische Schweiz - Osterzgebirge" eine neubearbeitete, stark verbesserte Auflage herauszubringen, so daß über dieses wichtige Erholungsgebiet im Südosten unserer Republik dem Interessenten wieder ein umfassendes, sehr gedrängt dargestelltes Informationsmaterial zu Verfügung steht.

Bei der Neubearbeitung des Reisehandbuches konnte sich der Verlag größtenteils auf die bewährten Wissenschaftler, Fachleute sowie Gebiets- und Heimatkenner stützen, die bereits bei der ersten Auflage mitgewirkt haben. Teilweise wurden neue Mitarbeiter gewonnen. Sie alle werden im Inhaltsverzeichnis bzw. in der Aufstellung auf der gegenüberliegenden Seite namentlich aufgeführt. Außerdem wirkten die Räte der Städte und Gemeinden aller mit Ortsbeschreibungen vertretenen Orte wie auch andere Dienststellen mit. Als Gutachter gaben Dr. Hellmuth Barthel, Dresden, und zu den historischen Ausführungen Dr. Siegfried Hoyer, Leipzig, wertvolle Hinweise. Ihnen allen sei an dieser Stelle noch einmal dafür gedankt, daß sie ihr Wissen in den Dienst der Sache gestellt haben.

Die Herausgabe eines solchen umfangreichen neubearbeiteten Werkes erfordert eine längere Vorbereitungszeit. Sämtliche Angaben im Text wurden mehrfach überprüft und auf den neuesten Stand gebracht. Allerdings ist infolge der raschen sozialistischen Aufwärtsentwicklung in unserer Republik eine den neuesten Stand berücksichtigende Genauigkeit kaum bis in jede Einzelheit zu erreichen. Der Verlag ist daher für jeden Hinweis dankbar, der zur Verbesserung des Reisehandbuches beiträgt.

VEB F. A. BROCKHAUS VERLAG LEIPZIG

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Die erste Auflage dieses Brockhaus-Reisehandbuches erschien 1965 unter dem Titel ,,Dresden- Sächsische Schweiz - Osterzgebirge"

An den Ortsbeschreibungen arbeiteten mit:

Curt Anders, Dippoldiswalde; Hermann Beckert, Altenberg; Hans Förster, Papstdorf: Wolfgang Göthel, Dresden; Karl Grumpelt, Pirna; Heinz Grundig, Pirna; Konrad Grüttner, Rabenau; Hellmuth Heinz, Freital; Werner Hippe, Graupa; Herbert Hoyer, Holzhau; Franz Janich, Hohnstein; Walter Jobst, Liebstadt; Walter Klemmt, Stolpen (gest.); Herbert Koitzsch, Heidenau; Hermann Lemme, Dresden; Gerhard Liebschner, Schellerhau; Hans Manßhard, Dorf Wehlen; Werner Müller, Frauenstein; Gerhard Neumann, Stadt Wehlen; Otto Orlamünder, Rehefeld-Zaunhaus; Ulrich Patitz, Halle; Horst Polaski, Hartmannsdorf; Karl Porsche, Bad Gottleuba; Heinz Prasser, Glashütte; Helmut Reibig, Meißen; Karlheinz Röthig, Schönfeld; Harald Schurz, Königstein; Otto Schütze, Hermsdorf; Heinz Strohbach, Lohmen; Erhard Unger, Dippoldiswalde; Gerhard Walter, Krippen; Dieter Weber, Pirna; Hans Wittig, Schmiedeberg; Herbert Wotte, Dresden; Georg Zschocke, Kreischa


Mit 3 Übersichtskarten, 6 farbigen und 13 Schwarzweißkarten, 5 Stadt plänen, 3 Rundblicken und 7 Abbildungen
2., neubearbeitete Auflage, 16.-35. Tausend
Redaktionsschluß: 31.8. 1970
Einwohnerzahlen nach dem Stand vom 31. 12. 1970

 

Eric Westphal: Schwarzer Sommer


 "Atlanta Tribune" meldet: "Zwei Franzosen im Fall Burton kompromittiert. Einer schlief in der Mordnacht mit der Angeklagten." Als Eds Blick auf diese Schlagzeile fällt, weiß er sofort, daß Addie des Mordes angeklagt ist. Sein anfängliches Glück hat sich jäh gewandelt. Mit wie vielen Hoffnungen und Plänen hatte sich der junge Pariser nach einjährigem Studium an der Harvard-Universität auf seine Tramptour durch den Süden der USA begeben. Wie einfach war alles gewesen, wie hilfsbereit und aufgeschlossen waren ihm die Amerikaner entgegengekommen. Als er den Boden Atlantas betrat, lernt er ein anderes Amerika kennen, ein grausames, blutiges Amerika. Brutalität, heiße Leidenschaften, glühender Haß vergiften die Atmosphäre. Hart prallen die Gegensätze zwischen Schwarz und Weiß aufeinander. Inmitten der von einem Wahn erfaßten Menschen zögert Ed nicht eine Sekunde, für Addie, deren Alibi er als einziger bezeugen kann, einzutreten. Doch seine Aussage wird nie zu Protokoll genommen werden...

Eric Westphal, geboren 1929 in Montpellier, von Beruf Nationalökonom, arbeitete als Journalist für die französischen Zeitungen "France-Soir" und "Le Monde" sowie für die britische Rundfunkgesellschaft B.B.C. Von 1963 bis 1964 hielt er sich als Stipendiat in den Vereinigten Staaten auf. In Frankreich wurde 1963 sein Hörspiel "Die Kurtisane aus Genua" gesendet. Für seinen Roman "Schwarzer Sommer", 1967 in Paris erschienen, wurde er 1968 mit dem Prix Vaillant-Couturier ausgezeichnet.

Rütten & Loenig Berlin, 1. Auflage 1969
Einband und Schutzumschlag: Sigrid Huß, Gerhard Kruschel

ohne AutorIn: Aufenthalte anderswo. Schriftsteller auf Reisen. Eine Anthologie

Fritz Rudolf Fries (Jahrgang 1935), Sarah Kirsch (1935), Fred Wander (1917), Otto Brandstädter (1927), Hermann Kant (1926), Helmut Baierl (1926), Christine Wolter (1939), Rolf Schneider (1932), Bernd Wagner (1948), Wolfgang Trampe (1939), Ulrich Berkes (1936), Wulf Kirsten (1934), Franz Fühmann (1922), Richard Christ (1931), Benno Pludra (1925), Karl-Heinz Jakobs (1929), Elke Erb (1938), Herbert Otto (1925), Günter Kunert (1929), Wieland Förster (1930), Horst Teweleit (1923), Kurt Stern (1907), Jeanne Stern (1908) und Willi Meinck (1914) teilen uns Ansichten über ihre Aufenthalte in sechzehn Ländern auf vier Kontinenten mit.

Wir erfahren Erregendes über das Wachsfigurenkabinett von Texas, die Stockholmer Autokadaververwertungsanstalt, den Rotterdamer Hafen, ein griechisches Theater im sizilianischen Siracusa, das Marx-Denkmal auf dem Highgate Friedhof, das schrecklichste Schlachthaus der Menschengeschichte in Auschwitz.

Moskau, Warschau, Prag, Budapest entdeckt, auch wer's schon kennt, anders durch den Schreibenden, der mit seinen charakteristischen Gefühlen und Gedanken reiste und heimkehrte.

Miterlebbar werden Empfindungen eines Malers im tunesischen Kairouan, Erfahrungen von Theaterleuten in der BRD, Gespräche in sibirischer Kälte und im fremden Land Georgien. Ferne Menschen kommen uns näher: die freundlichen Busfahrer Havannas, die Fischer aus Hemingways Cojimar und von der vietnamesischen Insel Tuan-Chau, indische Töpfer, rumänische Hirten, ein Kairoer Ustadh. Merkwürdiges liest man über einen Abstieg im Riesengebirge, über die Jagdzeit in der Provence und das klassische Reiseziel Paris.

Landschaften, Städte, Menschen anderswo, Exotik, sachliche Information und persönliche Impression verdichten sich in der Optik dieser vierundzwanzig Schriftsteller zu einem literarischen Bild von der Welt.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1976
Zusammenstellung und Redaktion: Helga Pankoke
Einbandgestaltung: Manfred Wunderlich, Erich Rohde
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13 Januar 2022

Annemarie Bostroem: Terzinen des Herzens


 Den zahllosen Zeugnissen männlicher Liebesleidenschaft stellen diese Gedichte eine weibliche Aussage gegenüber, die den Vergleich mit großen klassischen Vorbildern nicht zu scheuen braucht.

Insel-Verlag Leipzig, 5. Auflage 1965

Günter de Bruyn, Gerhard Wolf (Hg.): E.T.A. Hoffmann - Gespenster in der Friedrichstadt

E.T.A. Hoffmann (1776-1822) kam Ende September 1814 wieder und nun endgültig nach Berlin. Die Spaltung in den akkurat arbeitenden preußischen Kammergerichtsrat und in den Schriftsteller, der Wirklichkeit und Phantastik meisterhaft miteinander verband, blieb für den romantischen Erzähler lebensbestimmend. Das Doppelgängerische dieser Existenzweise ist vielfach in die literarischen Arbeiten der Berliner Zeit eingeflossen. Kräftige Bilder von merkwürdiger Verstellung und kurioser Veränderung bietet "Die Brautwahl": Der heiratslustige und weltfremde Kanzleirat Tusmann blickt nachts ins hellerleuchtete Rathausfenster und sieht drinnen die angebetete Albertine Voßwinkel mit einem jungen Maler tanzen. Plötzlich reißt ihm jemand beide Beine weg, rennt damit davon und wirft sie ihm später ins Gesicht.

Zauberer und Spukgestalten, Kanzleidiener, Marktfrauen und Kunsthändler bevölkerten berühmte Plätze, Straßen, Weinhäuser und Konditoreien. Geheimnisvolle Dinge ereignen sich auch in den "Abenteuern der Silvesternacht" oder im gespensterhaften Nachtstück "Das öde Haus". Turbulentes großstädtisches Treiben hat der Dichter in seiner letzten Erzählung "Des Vetters Eckfenster" geschildert. Der Blick auf den belebten Gendarmenmarkt war ihm nicht nur anregender Ausblick, sondern vor allem "ein treues Abbild des ewig wechselnden Lebens".

Neben sechs Berlinischen Geschichten steht das anschaulich-vermittelnde Nachwort von Günter de Bruyn: "Hoffmann in Berlin"; es zeigt die faszinierende Verbindung von Zeit- und Lebensgeschichte am Beispiel eines bedeutenden Romantikers.

Buchverlag Der Morgen Berlin, 1. Auflage 1986

Gisela Steineckert: Gesichter in meinem Spiegel. Porträts

Neugier auf den anderen und zugleich verständnisvolle Sympathie für den Freund, für den näher oder ferner stehenden Bekannten kennzeichnen die Porträts von Gisela Steineckert. Sie stellt Begegnungen dar, die sie berührt haben, sie ist nicht unbeteiligt, nicht neutraler Aufzeichner fremder Lebensläufe. Diese persönliche Nähe macht es ihr möglich, lebendig und reizvoll zu erzählen, sei es über die Kurzbekanntschaft mit dem Sänger Adamo oder die tiefere menschliche Beziehung zu dem Schriftsteller Peter Edel. So ist ein Band entstanden, der Menschen unterschiedlichster sozialer und geographischer Herkunft zeigt aus der Sicht einer Frau, deren eigenes Lebenskonzept sich in den Porträtierten spiegelt.

Verlag Neues Leben Berlin 1977, 2. Auflage 1979

 

12 Januar 2022

Eva Hoffmann-Aleith: Ellen Franz

Daß sich mitten im 19. Jahrhundert ein junges Mädchen aus gutbürgerlichem Hause, klug, gebildet, geistig aufgeschlossen, als Schülerin Hans von Bülows eine begabte Pianistin, plötzlich entschließt, Schauspielerin zu werden, war sicher ungewöhnlich, hatte dieser Stand doch schwer um seine gesellschaftliche Anerkennung zu ringen und litt unter dem Odium des Anrüchigen. Doch daß die junge Frau dann nach Jahren schöner beruflicher Erfolge einen leibhaftigen Herzog heiratet - das ist wohl noch ungewöhnlicher. Hier wird kein Märchen erzählt, in dem die arme Bettlerin am Ende Königin sein darf - nein, diese Geschichte ist anders verlaufen, und die Schauspielerin wird zwar die Gattin des Herzogs, dennoch nicht Herzogin. Eine Ehe, mancherlei Schwierigkeiten, Spannungen und Feindschaften ausgesetzt - und doch voller Glück und Erfüllung. Ein Leben, das von gemeinsamer Arbeit und gemeinsamer Bewältigung der Probleme bestimmt wird.

Ellen Franz, die Hauptgestalt des neuen Romans von Eva Hoffmann-Aleith, war eine Frau von ehrlichem, vorurteilslosem Charakter, klug und mutig, offen und unbefangen auf der Bühne wie im Leben. Später unter dem Namen Helene von Heldburg "morganatische" Ehefrau des "Theaterherzogs" Georg II. von Sachsen-Meiningen, hat sie an der Seite ihres Mannes großen Einfluß auf die Entwicklung des Meininger Theaters gehabt, dem sie als Beraterin und Dramaturgin immer verbunden blieb, wenn auch ihr Beitrag zum Erfolg dieses Theaters von den späteren Generationen bald vergessen wurde. Denn es ist nicht nur dem Herzog und einigen begabten Regisseuren, sondern auch ihr zu verdanken, wenn das Meininger Theater zum Vorbild für die übrigen Bühnen in Deutschland werden konnte. Die sorgfältige Regie, die erstmals eine wirkliche Konzeption für die Stücke voraussetzte und die sich nicht nur auf das Bühnengeschehen, sondern auf die gesamte Ausstattung und das Bühnenbild erstreckte, hatte eine große Wirkung auf das Publikum und die Kritik.

Eva Hoffmann-Aleith schildert das Leben der Ellen Franz von ihrer Jugend bis zum Alter. Sie zeigt sie als einen Menschen von großer Natürlichkeit und innerer Freiheit. In der Ehe steht sie trotz aller Anfeindungen selbstbewußt und treu an der Seite ihres Mannes. Viele damals bekannte Persönlichkeiten, vor allem aus dem Bereich der Kunst, spielen in dem Buch eine Rolle und lassen ein farbiges Bild der damaligen Zeit entstehen.

Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1. Auflage 1989
 

Max Burghardt: Ich war nicht nur Schauspieler

Mit liebenswürdiger Natürlichkeit erzählt der Autor, zuletzt Intendant der Deutschen Staatsoper Berlin, aus seinem Leben: von der Zeit als Schüler an der Schauspielschule Maria Moissis in Berlin und dem ersten Engagement am Bremer Stadttheater, über viele Theaterstationen, über die Haft in faschistischen Zuchthäusern, über seine Zeit als "roter Intendant" am Berliner Rundfunk und als Intendant in Leipzig und Berlin. Max Burghardt erinnert an Inszenierungen, berühmte Kollegen, Geschehnisse hinter den Kulissen und politische Aktionen um das Theater.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
 

Lenka Reinerová: Die Premiere

Erinnerungen an einen denkwürdigen Theaterabend und andere Begebenheiten

Das Prag der dreißiger Jahre war für viele deutsche Künstler und Intellektuelle erste Station eines langen Exils. Für Lenka Reinerová ist es die Stadt ihrer Jugend, eine Stadt von mitreißender Unruhe mit ihren Theatern, Konzerten, Kundgebungen, Versammlungen. Hier sind sie einander zum erstenmal begegnet, Hanns Eisler, Wolfgang Langhoff, John Heartfield, F.C. Weiskopf, Ludwig Renn und viele andere - junge Leute, geeint in ihrer Vorstellung von einer gerechten Welt. Sie waren fröhlich und hoffnungsvoll, und das Unheil eines drohenden Krieges ließ die Kräfte ins Unermeßliche wachsen. 

Heute lebt Lenka Reinerová als letzte deutschsprachige Autorin in Prag. Nachdenklich blickt sie zurück auf jene frühen Jahre, mißt den einstmals weltverändernden Anspruch an den Erfahrungen ihres Lebens und denen der einstigen Gefährten, und Erinnerungen stellen sich ein, die sie längst vergessen glaubte.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1989
 

Kalevala

das Nationalepos der Finnen

Runen und Lieder aus alter Zeit blieben durch Jahrhunderte in Finnland lebendig und wurden von Volkssängern vorgetragen und weitergegeben. Elias Lönnrot vereinigte sie im "Kalevala", das als Nationalepos der Finnen weit über die Grenzen seines Ursprungslandes hinaus bekannt wurde und zu den großen Volksdichtungen der Weltliteratur zählt. Die locker aneinandergereihten Sagen, Lieder, Märchen und Zaubersprüche zeugen von der naiven Fabulierkunst und poetischen Ausdruckskraft des finnischen Volkes: Wir lauschen dem weisen Sänger Väinämöinen, hören von der Kunstfertigkeit des Schmiedes Ilmarinen und erleben den Kampf um die lebens- und fruchtbarkeitsspendende Mühle Sampo. Waffentaten und Schlachten aber verstummen vor der menschlichen Klugheit und vor dem Gesang der Kantele. Stück für Stück fügt sich ein phantasievoll überhöhtes Bild des alten Finnland zusammen: ein Mosaik von zauberhafter Poesie und ein Zeugnis einer versunkenen Welt.

VEB Hinstorff Verlag
Nach der deutschen Übertragung von Anton Schiefner und Martin Buber
Neu bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Wolfgang Steinitz
Mit farbigen Illustrationen von Bert Heller
 

Ditte Cederstrand: Alle meine Kinder

Alles scheint auf einmal schiefzugehen für Erik Fenskov, den Chefingenieur einer dänischen Lebensmittelfabrik: der Sohn, in den die Familie so große Hoffnungen gesetzt hatte, versagt beim Studium und verläßt das Elternhaus, um bei seinen Gammler-Freunden zu leben; die Tochter verliebt sich in einen griechischen Arbeiter und will ihn partout heiraten: er selbst soll eine Stellung im Ausland annehmen, die er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann - seine Frau Gunvor sieht keinen Sinn mehr in ihrer Ehe und wirft ihm vor, er habe ihr Leben zerstört.

Wer trägt die Schuld an diesem scheinbar zufälligen Zusammentreffen der Ereignisse, an dem Zusammenstürzen einer Welt, deren äußerlich wohlgefügter Ordnung Ingenieur Fenskov nie recht vertraut hat und mit der er sich, wie sich herausstellt, nicht arrangieren kann? Diese Frage untersucht Ditte Cederstrand von vielen Seiten - es gibt viele Antworten und doch nur einen Ausweg: man muß sich gegen eine solche Gesellschaft zur Wehr setzen.

Für die Autorin, die in Dänemark bereits mit verschiedenen sozialkritischen Werken an die Öffentlichkeit getreten ist, gibt es keine "heißen Eisen". Sie greift triftige Probleme auf und gestaltet ein ungewöhnlich plastisches Bild vom Leben im dänischen "Wohlfahrtsstaat".

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1. Auflage 1969
Aus dem Dänischen von: Gisela Perlet
 

Olga Nekljudowa: Katja erobert junge Herzen

Festen Schritts geht die junge Lehrerin durch den langen Korridor und späht nach dem Schild mit der Aufschrift "9b". Es ist ihr erster Unterrichtstag. Wie werden sie sein, die Jungen der 9b, "ihre Jungen"?

In sich zusammengesunken, tappt sie nach Schluß des Unterrichts die Treppe hinunter. Sie hat eine bittere Enttäuschung erlebt. Die Jungen waren so abscheulich, wie ungezogene Sechzehnjährige zu einer jungen Lehrerin nur sein können. Woran liegt es bloß? Das fragt sich Katja, die Lehrerin, aber auch Wolodja, der sich für das Betragen der Klasse verantwortlich fühlt.  Liegt es an dem großspurigen Nikolai, in dem die Mitschüler eine "Autorität" sehen, oder an dem nichtsnutzigen Boris, der zwar einen ausgezeichneten Tenor hat, sich aber sonst aufs Vorsagen verlassen muß, oder ist Jura schuld, der alles auf die leichte Schulter nimmt und nur das Theater im Kopf hat? Oder ist es ausschließlich der Lehrerin zuzuschreiben, daß der zielstrebige Wolodja, der stets um Gerechtigkeit bemühte Stephan und der "Dichter" Grischa ihren guten Einfluß nicht geltend machen können?

Vor unseren Augen spielt sich das Schulleben mit all seinen Ereignissen ab. Wir nehmen teil am Unterricht, an Schüler- und Elternversammlungen und werden auf diese Weise mit den verschiedensten Erziehungsproblemen vertraut gemacht.

Besonders bei unseren jungen Lehrern wird dieses Buch großes Interesse finden. Den Eltern wird es die Fragen unserer neuen Schulordnung näherbringen; sie erhalten einen wertvollen Einblick in die oft so schwierige, aber auch schöne Arbeit der Lehrer.

Verlag Kultur und Fortschritt Berlin, 1. Auflage 1956
 

11 Januar 2022

Gisela Steineckert: Vor dem Wind

Im Repertoire beliebter Interpreten sind sie zu finden, die Lieder von Gisela Steineckert; sie sind populär und werden oft gehört. Das Thema der Liebe - Gefühle und Gedanken, Situationen und Stimmungen - durchzieht diese Lieder, von denen der Band bekannte und neue vereint. Das Spektrum der literarischen Arbeiten Gisela Steineckerts ist breitgefächert. Sie ist gleichermaßen als Lyrikerin und Prosaautorin bekannt geworden, schrieb Hörspiele, Filmdrehbücher, Reportagen, war als Herausgeberin tätig.

Verlag Neues Leben Berlin 1980
 

Gisela Steineckert: Mehr vom Leben. Gedichte

Schreibend suche ich mir einen Weg, der mich anderen nahebringt und zugleich erlaubt, daß ich bei mir bleibe.
Ich schreibe mir den Schreck von der Seele, noch immer: Über die ersten unwürdigen Zuhause, die Ausgesetztheit eines kindlichen Wesens in einer Zeit, da sich doch die Erwachsenen nicht helfen konnten. Die unablässigen Fragen nach dem Möglichen. Daß von der Liebe - sogar von ihr - so vieles ungelebt bleibt und daß es so schwierig ist, geliebt zu bleiben.
Nachdenken und Mitfühlen ist nicht angeboren, es muß erworben und am Leben gehalten werden.
Meine Gedichte sind Leben, gegen den Strich gebürstet. Ob ich darin gefalle, daran denke ich nicht. Ich mühe mich auch nicht, absonderlich zu wirken.
Daß ich Gedichte meiner Art schreibe, hilft mir leben und hilft mir, das nächste zu tun. Das eine kommt mehr und mehr aus dem andern.
Mit meinen Gedichten habe ich ein Gespräch angefangen. Das kann ich nicht einfach abbrechen. So sag ich, was ich weiß: über die Kinder, meine Vorstellung vom Leben, meinen Geliebten, der mich unterliegen und auferstehen läßt, über meinen Einwand gegen Vorhandenes, Überkommenes und Entstehendes, meine Liebe zu dem Modell Wirklichkeit, für das ich mich entschieden habe.
Ich bin darin streitbar, auch das ist zu bemerken, hoffe ich. Wenn das Leben eine Art Reise ist, dann sind meine Gedichte Depeschen von unterwegs. Nicht in aller Eile, aber in Dringlichkeit. - Gisela Steineckert

Verlag Neues Leben Berlin 1983, 2. Auflage 1985