21 Juli 2020

Sommerpause



Moin, liebe Freunde der DDR-Literatur,

ich benötige eine kleine Auszeit. Euch täglich mehrere Bücher vorzustellen, macht viel Arbeit. Die mach ich mir zwar gerne, aber die Batterien müssen mal aufgeladen werden. 

Am 1. September geht es hier weiter. Habt bis dahin eine schöne Zeit und bleibt vor allem gesund.

Liebe Grüße,
Eure Anne-Marit

Das Reclam-Buch

Ich freue mich ganz besonders, dass mir der Reclam-Verlag gestattet, euch dieses Reclam-Buch vollständig zu präsentieren. Recht herzlichen Dank.
Viel Spaß bei der Lektüre.






















20 Juli 2020

Anatoli Rybakow: Der Bronzeadler



Es tut sich was in Karagajewo, einem ehemaligen Grafensitz in der Nähe von Moskau. Zwei Pioniere verlassen heimlich das Zeltlager, um „nach Italien zu ziehen“, ein Bauer wird ermordet, finsere Gesellen haben sich im Wald versteckt und wühlen in der Erde. Drohend und unheimlich thront in einer Mauernische des Gutshauses ein bronzener Adler… Er birgt ein großes Geheimnis.

Mischa, Genka und Slawa, drei mutige Komsomolzen, die die Ausreißer zurückholen wollen, entdecken verdächtige Spuren, denen sie auf eigene Faust nachgehen. Ohne sich von den Machenschaften der „Gräfin“, des Mannes im grünen Anzug, des Kulaken Jerofejew und ihrer Komplicen beirren zu lassen, enträtseln sie nach vielen gefährlichen Abenteuern das Geheimnis des Bronzeadlers.

Spannend erzählt Nr. 30
Verlag Neues Leben Berlin 1959
Illustrationen: Erhard Schreier

Dreiteiler
Der Marinedolch
Der Bronzeadler
Der Schuß

Götz Gode: Nik



Nik Tynck ist der Sohn eines ehrbaren Kölner Fuhrmanns, der beim reichen Kaufmann Overkamp tief in der Kreide steht. Als Pfand zur Tilgung der Schulden muß Nik beim Kaufmann Dienste tun: zunächst auf einer Wasserburg unweit der Stadt und dann auf dem Landgut Overkamps. Das ist übel. Jedoch – Nik ist ein pfiffiger Bursche und so leicht nicht unterzukriegen: Er besteht alle Prüfungen und Abenteuer, die auf ihn warten. Das gefällt dem reichen Overkamp, und er holt den Jungen in sein Haus nach Köln. Dort gibt es neue Proben zu bestehen…

Die spannenden Geschichten von Nik erscheinen hiermit in neuer Bearbeitung und gesammelt in einem Band.

Der Kinderbuchverlag Berlin, 1987
Illustrationen: Gerhard Goßmann

Johannes R. Becher: Abschied



Hier wird die Geschichte eines jungen Menschen in der „guten alten Zeit“ erzählt. Wie viele andere hofft in der Silvesternacht 1900, als das 20. Jahrhundert beginnt, auch Hans Gastl, der Sohn eines Münchener Staatsanwaltes, daß es nun „anders“ werde. Auf der Suche nach dem neuen, Möglichen, Notwendigen gerät er in Opposition zur strammstehenden, verlogenen Welt des Bürgertums; die vom Kaiser und vom Kapital als gottgewollt angepriesene Ordnung erweist sich als brüchig. Erlebnisse im Haus der Eltern und in dem verbotenen „gefährlichen“ Umgang mit dem Arbeiterjungen Hartinger lassen Hans Gastl allmählich unter vielen Widersprüchen die Wirklichkeit, die wahren Triebfedern der gesellschaftlichen Entwicklung erkennen.

Aufbau-Verlag Berlin, 1981






Johannes R. Becher (1891-1958) "hat seine eigene Entwicklung bis zum ersten Weltkrieg im Roman ,Abschied' verdeutolicht. Dieser Roman ist 1940 geschrieben, also aus der Sicht des reifen Mannes. Er ist mehr als eine Autobiographie... Becher nimmt sich die dichterische Freiheit, bestimmte Züge der späteren eigenen ideologischen Entwicklung zur vollen Klarheit über sein Verhältnis zur Arbeiterklasse und zum Sozialismus verstärkt nachzuzeichnen und sie zeitlich konzentriert vorzuverlegen in die letzten Jahre vor Ausbruch des Weltkrieges von 1914... Es macht die Stärke der Schilderung aus, daß die Zeit durch die Gestaltung von sozial charakterisierten, in ihren Zwiespältigkeiten enthüllten Menschen dargestellt wird. Zwischen ihnen spielt die Geschichte dieser Jugend, die dem Strammstehen und der sturen Enge des bürgerlichen Vaterhauses ausgeliefert ist. In dem jungen Hans Gastl entwickelt sich verworrend tastend, unklar suchend ein Traum, der sich als Hauptgedanke durch Bechers Dichtung und Leben ziehen soll: der Traum von Anderswerden, der Traum vom ,vollendeten Menschen'". (Alexander Abusch.)


Reclams Universal-Bibliothek Band 339
7. Auflage 1974

Hans Jürgen Geerdts: Hoffnung hinterm Horizont



Am 9. März passiert ein junger Mann bei Weißenburg die französische Grenze. Doch seine Reise gleicht eher einer Flucht, deren Ziel Straßburg ist. Zu den wenigen Habseligkeiten, die er mit sich führt, gehören der „Hessische Landbote“ und ein handschriftliches Exemplar des von ihm verfaßten Dramas „Dantons Tod“.

Hans-Jürgen Geerdts gestaltet in seinem historischen Roman um Georg Büchner die letzten Lebensjahre dieses großen deutschen Vormärzdichters. Es ist dem Autor gelungen, über das literarische Schaffen hinaus auch dem revolutionären Wirken Georg Büchners gerecht zu werden.

Anläßlich des 150. Todestages von Georg Büchner gibt der Verlag diesen Roman der erstmals 1956 im Volksverlag Weimar erschien, in einer überarbeiteten Fassung neu heraus.

Verlag der Nation Berlin, 1987

Horst Wenzel: Die große Fahrt des Christoph Kolumbus

„Pinta“, „Nina“ und „Santa Maria“ heißen die Segelschiffe, die Christoph Kolumbus nach langem Warten endlich von der Königin Isabella zur Verfügung gestellt werden für seine große Fahrt. Die Seeleute muß er selbst anwerben, aber das ist nicht so einfach in der kleinen spanischen Hafenstadt Palos. Es soll ins Unbekannte gehen, immer nach Westen – und wer weiß, ob die Erde wirklich rund ist. Am 3. August 1492 ist es soweit: Die drei Schiffe lichten die Anker, setzen die Segel und begeben sich auf große Fahrt nach Indien. Viel später als erwartet sichten die kühnen Seefahrer Land, von dem sie glauben, daß es Westindien sei – reich an Gold und anderen Schätzen. Doch die „Indianer“, denen sie auf den vielen Inseln, die sie anlaufen, begegnen, können nur wenig Gold zum Tausch anbieten. Durch einen Schiffbruch verliert Christoph Kolumbus sein Flaggschiff, die „Santa Maria“; der habgierige Kapitän Martin Pinzon verläßt ihn mit der „Pinta“, um auf eigene Faust Gold zu suchen – allein kämpft sich die „Nina“ über den Atlantik durch Sturm und Wetter nach Europa zurück.

Verlag Neues Leben Berlin 1966
Spannend erzählt Band 68

Alexander Kröger: Die Kristallwelt der Robina Crux



Wie ein gewaltiger Spiegel ragt plötzlich die Fläche eines Riesenkristalls vor Robina auf. Und obwohl die junge Kosmonautin das Höhenruder zurückreißt, erfolgt Sekundenbruchteile später ein schmetternder Aufprall. Das Beiboot ist auf jenem geheimnisvollen Kristallboliden havariert, den die Besatzung der REAKTOM auf der Heimreise zur Erde entdeckt hat. Bestürzt sucht Robina Kontakt zum Raumschiff, um die Bergung zu veranlassen, doch die Funksignale bleiben ohne Antwort. Etwas Unfaßbares ist geschehen. Die REAKTOM ist verschwunden, und Kernstrahlung deutet auf eine Katastrophe. Niemand wird Robina retten können; sie ist allein in dieser unwirtlichen Kristallwelt, viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Tiefe Verzweiflung ergreift die junge Kosmonautin, der nur ein Hoffnungsschimmer bleibt: Da ist jenes fremde Funkfeuer, dessen kalte Lumineszenz den Boliden in rhythmischem Abstand aus der Schwärze des Alls reißt…

buchclub 65
Verlag Neues Leben Berlin, 1977
Spannend erzählt, Band 137

Hugh Lofting: Doktor Dolittle



Aufgeregt stürmt der Affe Tschi-Tschi ins Zimmer. Die Schwalbe hat schlimme Nachricht aus Afrika gebracht: zu Hunderten sterben Affen an einer bösen Krankheit. Viele Abenteuer muß Dr. Dolittle bestehen, ehe er zu den Tieren gelangt und sie heilen kann. Jip, der Hund, Papagei Polynesia und viele andere stehen ihm zur Seite. Um seine vierbeinigen Freunde verstehen zu können, erlernt der Doktor die Sprache der Tiere…

Liebevoll erzählt Hugh Lofting die Geschichte von Doktor Dolittle und zeigt, wie wichtig es ist, einander zu helfen und Solidarität zu üben.

ATB Buch Nr 58
Kinderbuchverlag Berlin 1980

Ludwig Renn: Nobi

Klappentext
:
Ludwig Renn erzählt hier die Geschichte eines kleinen Jungen im fernen Afrika. Nobi gewinnt durch sein Lachen Mensch und Tier zum Freund. Da ist der wilde Affenjunge Mafuka und sein mächtiger Papa – ein riesiger Gorilla; da sind Schlange und Elefant und Flußpferd.
Nobi ist bereits ein großer Junge geworden, als weiße Sklavenhändler ins Land eindringen. Der mächtige Zauberer Kassab holt ihn, um bei ihrer Vertreibung zu helfen. Und Nobi kommt. Alle Tiere sind bei ihm, ja, der ganze Urwald kämpft gegen die frechen Räuber.
Einen herrlichen Spaß gibt es, als Nobi später am Königshof die Krönung von König Fußsohle erlebt. Auch jetzt gibt es immer neue und aufregende Abenteuer, und es geht gar nicht anders: Man kann nicht aufhören zu lesen, ehe man alle Erlebnisse Nobis kennt.

Inhalt:
ERSTES ABENTEUER - DIE TIERE DES URWALDS
Nobis gute Gabe 5
Gingu, die Giftschlange 7
Mafuka, das Gorillakind 9
Pongu, das Flußpferd 14
Bei der Wahrsagerin 17
ZWEITES ABENTEUER - DER JUNGE SCHMIED
Der böse Meister 20
Die Sklavenjäger 24
Der Urwald kämpft 28
DRITTES ABENTEUER - DAS BRENNENDE DORF
Nobi will treu bleiben 31
Kassab, der Zauberer 32
Über den Fluß 35
Pegu, der Elefant 37
Die Schmiedeprobe 39
Der Kriegstanz 41
Die Löwenfamilie 42
Vor dem brennenden Dorf 43
Der Hammer 45
Siegestanz 48
VIERTES ADENTEUER - DIE ZAUBERSCHLANGE
Die Trommeln schlagen 51
Am Affenbrotbaum 52
Die Schlange 54
Bei den Sklaven 58
Wieder am Affenbrotbaum 59
Der Schwur 61
FUNFTES ABENTEUER - AM KÖNIGSHOF
Ein heimtückischer Plan 64
Der Empfang 65
Fest beim König 67
Nobi zicht zurück 69
SECHSTES ABENTEUER - DER NEUE KÖNIG
Nächtliche Besprechung 71
Der neue König 73
Der König wütet 76
In der Grassteppe 78
Der König schwört 80
Vergeltung 81
LETZTES ABENTEUER - NOBI MIT SEINEN TIEREN
Krönung der Fußsohle 84
Nobis Traum 85
Die Burgruine 87

Illustrationen: Hans Baltzer
Für Leser vun 8 Jahren an

Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1955    | 12. Auflage 19??
2. Auflage 1957    | 13. Auflage 1965
3. Auflage 1958    | 14. Auflage 1966
4. Auflage 1959    | 15. Auflage 1967
5. Auflage 1960    | 16. Auflage 1968
6. Auflage 1961    | 17. Auflage 1970
7. Auflage 1961    | 18. Auflage 1972
8. Auflage 1962    | 19. Auflage 1973
9. Auflage 1963    | 20. Auflage 1974
10. Auflage 19??   | 21. Auflage 1976
11. Auflage 1964 
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Einbandtext:

Der starke Schmied Nobi kommt aus seinem Dorf im Urwald, die Sklavenjäger zu vertreiben. Mit seiner Kraft und der Gabe, jedermann froh und freundlich zu machen nur durch einen Blick, kann er die Weißen bezwingen. Aber sie werden wiederkommen, und dann wird Nobi sie zusammen mit seinen Freunden Mafuka, dem Gorillakind, Pegu, dem wilden Elefanten, und Gingu, der schwarzen Schlange, nicht mehr aufhalten können. Deshalb läßt er die Trommeln sprechen. Und schon am nächsten Tag antworten ihm dumpfe Trommelschläge, die verkünden, wohin die Weißen ziehen…

Illustrationen: Hans Baltzer

Der Kinderbuchverlag, Berlin
Reihe:
Alex-Taschenbücher; 23
1. Auflage 1978
2. Auflage 1980
3. Auflage 1987
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Ausgabe für die Schulen der DDR
Textillustrationen: Hans Baltzer
 
Verlag Volk und Wissen, Berlin
(Lizenz d. Kinderbuchverl., Berlin)
1. Auflage 1960
2. Auflage 1961
3. Auflage 1961
4. durchges. Auflage 1963
5. Auflage 1964

17 Juli 2020

Ernest Hemingway: 49 stories – 2



Gut schreiben heißt die Wahrheit schreiben. Wenn sich jemand eine Geschichte ausdenkt, hängt ihre Wahrheit von seiner Lebenskenntnis und seinem Gewissen ab. Wenn er sich etwas ausdenkt, so muß es sein, als gäbe es das wirklich. Wenn er nicht weiß, was in den Köpfen vieler Leute vorgeht und was sie tun, wenn sie etwas tun, so kann er vielleicht eine Weile Glück haben, oder er schreibt aus der Phantasie. Aber wenn er fortfährt, über Dinge zu schreiben, von denen er nichts weiß, wird er merken, daß er ein Fälscher ist. Nach ein paar Fälschungen wird er nie mehr ehrlich schreiben können… Wenn man etwas beschreibt, was gerade jetzt erst geschehen ist, hilft die Erlebnisnähe den Leuten, es sich vorzustellen. Einen Monat später ist diese Wirkung nicht mehr vorhanden. Der Bericht ist verflacht, und keiner erinnert sich mehr oder malt es sich aus. Wenn Sie das Ereignis dagegen ,machen‘ und nicht bloß beschreiben, wenn Sie es wahr machen, dann entsteht etwas Rundes und Festes und Ganzes, das anfängt zu leben. Es ist ,da‘, nicht beschrieben. Es ist so wahrhaftig da, wie Ihre Fähigkeit, es wahr zu machen, und Ihre Kenntnis ausreicht…
                                                                                                        Ernest Hemingway

Abbildung: Pablo Picasso „Das Journal“ (Ausschnitt)
TdW Taschenbibliothek der Weltliteratur
Aufbau-Verlag 1977
Übersetzung: Annemarie Horschitz-Horst
Nachwort: Karl-Heinz Schönfelder

Ernest Hemingway: 49 stories – 1



Über diese Geschichten ist nicht viel zu sagen. Die ersten vier sind die letzten, die ich geschrieben habe. Die anderen folgen in der Reihenfolge, in der sie ursprünglich veröffentlicht worden sind.

Die erste, die ich schrieb, war „Oben in Michigan“ – 1921 in Paris geschrieben. Die letzte war „Alter Mann an der Brücke“, im April 1938 von Barcelona aus durchtelegrafiert. Ich schrieb „Die Killer“, „Heute ist Freitag“, „Zehn Indianer“, einen Teil von „Fiesta“ und das erste Drittel von „Haben und Nichthaben“ in Madrid. Es war immer ein guter Ort zum Arbeiten. Paris auch und auch Key West, Florida, in den kühlen Monaten; die Ranch bei Coke City, Montana; Kansas City; Chikago; Toronto und Kavanna, Kuba.

Einige andere Orte waren nicht so gut, aber vielleicht waren wir auch nicht so gut in Form, als wir da waren.

In diesem Buch sind vielerlei Geschichten. Ich hoffe, daß Sie einige finden, die Ihnen gefallen. Wenn ich sie jetzt durchlese, sind die, die ich am liebsten mag – mit Ausnahme von denen, die eine gewisse Anerkennung erlangt haben, so daß Schullehrer sie den Sammelbänden einverleiben, die ihre Schüler für die Literaturkurse kaufen müssen, und man immer leise verlegen wird, wenn man sie liest und sich überlegt, ob man sie wirklich geschrieben hat oder ob man sie vielleicht irgendwo gehört hat -, folgende: „Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber“, „In einem andern Land“, „Hügel wie weiße Elefanten“, „So, wie du niemals sein wirst“, „Schnee auf dem Kilimandscharo“, „Ein sauberes, gutbeleuchtetes Café“ und eine Geschichte, die „Das Licht der Welt“ heißt, die niemand sonst je gemocht hat.

Es sind auch noch einige andere. Denn wenn sie keinem gefallen würden, würde man sie nicht veröffentlichen.
                                                                                    Ernest Hemingway

Abbildung: Pablo Picasso „Stilleben mit Stierschädel“ (Ausschnitt)
TdW Taschenbibliothek der Weltliteratur
Aufbau-Verlag 1977
Übersetzung: Annemarie Horschitz-Horst
Nachwort: Karl-Heinz Schönfelder

Fernando Arrabal: Brief an General Franco / Zwei Einakter


Inhalt: Brief an General Franco/Picknick im Felde/Guernica

F. Arrabal (geb. 1932): "Ich werde Ihnen, wie gesagt, eine Lebensgeschichte erzählen, jene, die ich am besten kenne: meine eigene.
Meine Familie sollte die Tragödie des Bürgerkriegs und der darauffolgenden Jahre in zusammengedrängter Form, aus dem Blickwinkel der armen Leute, erleben. In diesem Klima der Unterdrückung erstickte ich buchstäblich. Da mein Geist nicht atmen konnte, bekam ich schließlich Probleme mit meiner Lunge und erkrankte zuletzt an Tuberkulose. Unsere Lungen füllten sich mit alten Fetzen und durstigen Baggern.
In jenen Jahren faßte ich den Don-Quijote-haften Beschluß, in Spanien Schriftsteller zu werden, ohne auf meine Unabhängigkeit und meine Freiheit zu verzichten. Ein Vorhaben, das ich niemals verwirklichen konnte.
Nachdem ich nun 20 Jahre schreibe ... habe ich niemals Schriftsteller in meiner Heimat werden können. Und ich bin nur ein Beispiel unter so vielen!"
(Aus: Brief an General Franco)

Reclams Universal-Bibliothek, Band 671
Aus dem Spanischen und Französischen von U. Kunzmann und L. Kornell
Nachwort von K. Barck

J. I. Kraszewski: Aus dem Siebenjährigen Krieg



Dieser dritte Band der "Sachsen-Trilogie" ist eine wertvolle Ergänzung zu den Romanen "Gräfin Cosel" und "Brühl" von Kraszewski. Er gibt weniger eine Deutung der "großen" Persönlichkeiten wie Friedrichs II. und Augusts III., sondern zeigt vor allem die geschichtlichen Zusammenhänge im Kleinen und im Großen, die Intrigen der Hofschranzen, die Prunkentfaltung am sächsischen und den Militarismus am preußischen Hofe. Er schildert das Leid des von der maßlosen Verschwendungssucht ausgesogenen sächsischen Volkes, die Not der einfachen Menschen, die die Hauptlast des Krieges zu tragen haben. Zwei Einzelschicksale stehen im Vordergrund der Handlung: das des Schweizers Simonis, der sich einmal als Spion für die Preußen und ein andermal für die Sachsen hergibt und der schließlich - das übliche Los der Verräter - von beiden Seiten fallengelassen wird; zum anderen das des polnischen Patrioten Maslowski, der einen unablässigen Kampf gegen die fremden Unterdrücker führt. So gibt Kraszewski mit diesem Roman das bunte Gemälde einer vergangenen Zeit.

In ebenso fesselnder, kritischer Weise wie im vorliegenden Band schildert J. I. Kraszewski in den beiden anderen Romanen seiner "Sachsen-Trilogie" den Hof Augusts des Starken, dem in leichtfertigem Taumel das Geld des Volkes durch die Finger rinnt, und seines ängstlichen Nachfolgers. Im Mittelpunkt stehen eine Frau und ein Mann, die dabei eine weltbekannte Rolle spielten:

Gräfin Cosel
Durchtriebene Höflinge haben dem König eine schöne, stolze Frau zugespielt, um durch sie Einfluß zu gewinnen. Aber sie irren sich. Bis zu ihrem ebenso verdienten wie tragischen Sturz beherrscht diese ungewöhnliche Frau den König und das Land im Guten und im Bösen.

Brühl
Im zweiten Band ist der schwindelhafte Aufstieg des Grafen Brühl vom kleinen, bescheidenen Pagen zum gefürchteten Minister in wechselvoller Handlung geschildert. Die Gesellschaft der gepuderten Adligen, die ganze Welt des großen Hofes wird in ihrem Verfall lebendig.

Greifenverlag, 3. Aufl., 1966

G. Zinserling: Abriß der griechischen und römischen Kunst



In den Jahren von 447 bis 432 v. u. Z., zur Zeit der größten Machtentfaltung des Perikles, wurde unter der Oberleitung des Phidias der Parthenon auf der Akropolis zu Athen geschaffen. Dieses Bauwerk bezeichnet einen Höhepunkt der griechischen Kunstentwicklung, es wurde zum Zeitlosen Symbol für alle in der Antike wurzelnden progressiven Traditionen.
Der Parthenon und vor allem sein reicher Skulpturenschmuck sind Bezugspunkte bei einem ÜBERBLICK ÜBER DIE GRIECHISCHE UND RÖMISCHE KUNST- An zahlreichen Beispielen - angefangen bei den Zeugnissen der ältesten europäischen Hochkulturen auf Kreta und in Mykene im 2. Jahrtausend v. u. Z. bis hin zu den Leistungen der römischen Kaiserzeit des 4. Jh. u. Z. - wird eindrucksvoll gezeigt, wie parallel zum gesellschaftlichen Prozeß und abhängig vom Grad der künstlerischen Freiheit die Gestaltung des Menschenbildes immer mehr zum zentralen Thema der bildenden Kunst wurde und wie die Fähigkeit, den Menschen realistisch zu erfassen, wuchs. Auf diese Weise wird die Bekanntschaft mit den bedeutendsten Künstlern und wichtigsten Kunstwerken der Antike vermittelt, die Beschäftigung mit ihnen dient so zur Selbstverständigung über die Situation der Kunst in unserer Zeit.

Reclam Universal-Bibliothek, Band 435
4. Auflage 1982
Geschichte und Kultur, Kunstgeschichte

S. Kleinschmidt: Walter Benjamin - Allegorien kultureller Erfahrung. Ausgewählte Schriften 1920 - 1940




Walter Benjamin (1892-1940) hat in Frontstellung zur akademisch-sterilen Universitätsgermanistik seiner Zeit neue, bis heute richtungsweisende Denkwege beschritten. Literatur- und Kulturkritik nicht als Demonstration dogmatischer Urteile, sondern als dialektischer, philosophisch-philologischer Prozeß einer Wahrheitsfindung. Benjamin, ein Meister der deutschen Sprache, ein Essayist aus Inspiration, gehört in der Literaturwissenschaft unter die philosophischen Denker, in der Kulturkritik unter die revolutionären Strategen und in der Geschichtsbetrachtung unter die wenigen, welche die vom Vergessen bedrohten Elemente der Überlieferung in einem Sprung der Aktualisierung als rettende Vergegenwärtigung des Vergangenen an die Seite der Zukunft bringen.
Ein Benjamin-Lesebuch, das viele und sehr unterschiedliche Texte zu vier Gruppen ordnet: "Phänomene" (philosophische-poetische Kurzprosa), "Labyrinth der Ideen" (u. a. die Thesen "Über den Begriff der Geschichte"), "Physiognomien der Werke" (Essays zur Literatur: Proust, Kafka, Brecht, Eduard Fuchs), "Hellsicht und Konstruktion" (u. a. der "Wahlverwandtschaften"-Aufsatz und "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit").

Reclam Universal-Bibliothek, Band 1060

B. Scheller: Dylan Thomas - Arbeit am Wortwerk



Der walisische Dichter Dylan Thomas (1914-1953) brachte Neues in die britische Lyrik ein: Surrealistische und symbolistische Elemente, traditionelle Einflüsse der alten Verskunst seiner Heimat und die bitteren und freudvollen Erfahrungen eines Menschen dieses Jahrhunderts verdichteten sich in seinem Werk. Der Band enthält neben ausgewählter Lyrik und der Gedichtsammlung "Tode und Tore" wenig veröffentlichte Prosatexte: Erinnerungen, Geschichten, Abenteuer sowie "Unter dem Milchwald", ein Spiel für Stimmen, in dem Dylan Thomas einen Tag im Leben seiner Dorfnachbarn einfängt.

Reclam Universal-Bibliothek, Band 1077

Sophokles: Antigone



Sophokles (496-406 v. u. Z.). Nur sieben von 123 Stücken, die dem Klassiker des griechischen Dramas zugeschrieben wurden, sind auf uns gekommen, nämlich "Aias", "Antigone", "Trachinierinnen", "König Ödipus", "Elektra", "Philoktet", "Ödipus aus Kolonos". Mit vierundzwanzig Siegen im Wettkampf der Tragödiendichter war er zu Lebzeiten der Erfolgreichste auf der antiken Bühne. Sein Ruhm besteht fort bis in unsere Zeit, er gründet sich ganz besonders auf die das Schicksal des thebanischen Königsgeschlechtes der Labdakiden darstellenden Tragödien.
In der 44 v. u. Z. in Athen aufgeführten "Antigone" ist der tragische Konflikt zwischen der Titelheldin und dem Tyrannen Kreon mit eindringlicher Meisterschaft gestaltet. Unerbittliche Notwendigkeit führt die Katastrophe herbei, die durch Antigones leidenschaftliches Eintreten für Menschenrecht und göttliches Gebot und durch den Frevelmut und Starrsinn des Tyrannen ausgelöst wird. Sind auch menschlichem Tun fast keine Grenzen gesetzt, kann doch selbstzerstörerische Willkür alles Errungene vernichten.
Es ist ein Drama von großer Erhabenheit und Würde.

Reclams Universal-Bibliothek, Band 659
21. Auflage 1983

16 Juli 2020

Johannes R. Becher: Als namenloses Lied - Gedichte



Johannes R. Bechers Lyrik ist von einer Fülle, die wir wahrhaftig allseitig nennen müssen. Neben dem Kampfaufruf steht der Preis der Landschaft, neben strafenden und richtenden Strophen das stille, verträumte Lied. Für Bechers Schaffen ist charakteristisch, daß er die große Linie weiterführt, die von den Gipfeln klassischer deutscher Lyrik herkommt, von Goethe und Hölderlin. Sein Gedicht ist wieder strömender Gesang und hat jenen hinreißenden Mut zum Gefühl, zur Inbrunst und zur Leidenschaft, eben weil das Herz des Dichters inbrünstig und leidenschaftlich bewegt ist vom Neuen unseres Jahrhunderts.

Reclams Universal-Bibliothek, Band 19 (Sonderreihe)
7. Auflage 1981

Joseph Starobin: 1000 km durch Vietnam



Joseph Starobin besuchte im Frühjahr 1953 als erster Amerikaner das freie Vietnam. Durch dichten Dschungel und über gefahrvolle Gebirgspfade, an Bambushainen und Reisfeldern vorbei reiste er zu Fuß, im Sattel, mit dem Lastwagen. Er lernte die Menschen kennen als Bauern und als Soldaten, beim nächtlichen Straßenbau und in den Fabriken; er traf mit Ho Tschi Minh zusammen, war im Hauptquartier der Befreiungsarmee und fand bestätigt, daß das ganze Volk hinter seiner Regierung und ihrem Führer Ho Tschi Minh steht. Er unterhielt sich mit vietnamesischen Patrioten aus allen Gesellschaftsschichten, vom ehemaligen Sekretär des Kaisers Bao Dai bis zum ungelernten Arbeiter, vom buddhistischen Mönch bis zum Bauern, der sich in dieser Zeit des Kampfes noch selbst vor die Pflugschar spannen muß, um den Acker aufzubrechen. Er sah die ungeheuren Schwierigkeiten, die täglich überwunden werden müssen, sah aber auch die Stärke dieser Menschen, die alles für ihre Freiheit und nationale Unabhängigkeit opfern.
Fünfundachtzig Jahre lang stand Vietnam unter französischer Kolonialherrschaft, und nichts geschah in dieser Zeit, um den Menschen zu helfen. Die Regierung des freien Vietnam hat es trotz der Anspannung aller Kräfte im Kampf gegen die Fremden erreicht, daß ein großer Teil der Bevölkerung jetzt lesen und schreiben kann, daß die Ernteerträge gestiegen sind, daß eine einheimische Industrie entsteht.
Aus eigener Anschauung schildert der Verfasser die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und historischen Verhältnisse des Landes. Er fordert Frieden für Vietnam, für ein Volk, das durch seinen heldenmütigen Kampf vor aller Welt sein Recht auf Unabhängigkeit bewiesen hat.

Deutsch von Roswitha Czollek
Verlag Volk und Welt GmbH, Berlin, 1. Auflage 1954


Claus Nowak: Zahl bar, wenn du kannst



Gerhard Eisner läuft davon, Katja Leuner schaut ihm nach und weiß, daß er nicht zurückkommen wird. Sie sei schuld, hat er gesagt. Es ist eine Lüge.
Als Eisner an diesem Abend das Haus betritt, verlassen seine Frau und sein Sohn die Wohnung. Auf dem Tisch findet er die Scheidungsklage. Der Kreis scheint sich zu schließen... Aber Eisner rechnet, rechnet bis zum Morgengrauen. Die Millionen der havarierten Anlage sollen ihn nicht länger belasten. Sein Direktor hatte ihm freie Hand gelassen. Hat sich dessen Zurückhaltung gelohnt? Hat er das bessere Pferd gesattelt?
Claus Nowak stellt seine Figuren vor schwerwiegende berufliche und persönliche Entscheidungen, die sie zum Nachdenken über sich selbst und zur Auseinandersetzung zwingen.
Mit Engagement und Sachkenntnis erzählt der Autor in seinem ersten Roman vom Anspruch des Gerhard Eisner an das Leben und das Glück.

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig, 3. Auflage 1981

Edith Zenker: Wir sind die Rote Garde - Sozialistische Literatur 1914 bis 1935 Band I/II



In Beiträgen von nahezu 100 Autoren spiegeln sich zwei Jahrzehnte deutscher Geschichte, dokumentiert sich die fortwirkende Leistung deutscher Arbeiterschriftsteller und ihrer Verbündeten. Die Fülle des Materials, instruktive Kurzbiographien und eine allgemeine literaturhistorische Würdigung machen die Anthologie zu einer lebendigen Geschichte der sozialistischen deutschen Literatur im ersten Drittel unseres Jahrhunderts.
Die beiden Bände erhalten Beiträge von Abusch, Bauer, Becher, Brecht, Bredel, Catilina, Walter Dehmel, Eggerath, Eisner, Fürnberg, Ginkel, Gotsche, Graf, Grünberg, Herzfelde, Ilberg, Kast, Kisch, Kläber, Kurella, Lask, Leonhard, Liebknecht, Luxemburg, Mühsam, Nagel, Reissner, Renn, Rück, Seghers, Slang, Toller, Tucholsky, Turek, Gustav von Wangenheim, Alex Wedding, Weinert, Weiskopf, Friedrich Wolf, Zinner, Zur Mühlen und anderen.

Reclam Universal-Bibliothek, Band 68/69

Maria Krüger: Warum die Fische singen



Es geht in diesem Märchen darum, das auf der Welt jedes Tier seine Stimme erhalten sollte. Die Fische kamen viel zu spät zu dieser Versammlung und einigen konnten sie sich auch nicht darauf, welche Stimme sie denn nun eigentlich haben wollten. Mal wollten sie klappern wie der Storch oder quaken wie der Frosch. Alle Tiere waren schon zufrieden... nur die Fische nicht. Am Ende hätten sie so gerne die Stimme einer Nachtigall... Dem Löwen platzte der Kragen... er entschied, daß die Fische in der Tiefe des Wassers singen dürfen... dort, wo niemand sie hört....

Ill. v. Danuta Imielska-Gebethner
Nasza Ksiegarnia Warszawa 1989 1. deutsche Auflage

Rudolf Chowanetz: Vor Verdun verlor ich Gott - Geschichten von Menschen im Krieg



Dreiundfünfzig Autoren deutscher Sprache aus Vergangenheit und Gegenwart  kommen hier zu Wort und sprechen von ihren Erlebnissen im Krieg,  erzählen von Menschen im Krieg, zeigen, daß Kriege von Menschen gemacht  werden, weisen nach, wer an ihnen verdient, und stellen vor allem dar,  wer darunter zu leiden hat. Die Handschriften unserer Autoren sind  unterschiedlich, wie auch das Herangehen an das Thema unterschiedlich  ist: Grimmelshausens Schilderung 'des Dreißigjährigen Krieges ist ganz  anders, als es die Szenen Fontanes sind, die Auszüge aus Kafkas Tagebüchern stehen neben der ans Mark gehenden Erzählung Leonhard Franks, Wolfgang Borchert betont andere Aspekte als beispielsweise  Hermann Kant oder Hans Erich Nossack oder Stephan Hermlin. Eines jedoch wird aus allen diesen Beiträgen bedrückend deutlich: von Mal zu Mal sind  die Kriege grausamer geworden, ist die Zahl der Opfer gewachsen. Ein  Buch über den Krieg - ein Buch aber, das den Frieden will.

Mit zeitgenössischen Grafiken und einem Geleitwort von Hermann Kant
Verlag Neues Leben 1984

Hans Siebe: Unternehmen Heidschnucke



Eine kleine pyrotechnische Fabrik in der Lüneburger Heide produziert neben Feuerwerkskörpern eine Blendhandgranate. Der Chef des Unternehmens will ins Rüstungsgeschäft einsteigen. Am Ende muß er begreifen, daß er den ausgeklügelten Praktiken der großen Rüstungskonzerne nicht gewachsen ist.

Militärverlag der DDR 1. Auflage 1983

15 Juli 2020

Harry Thürk: Verdorrter Jasmin



Ein Mann kehrt nach Deutschland zurück. Lange Zeit hat er im subtropischen Süden Chinas als Ingenieur am Bau eines neuen Werkes gearbeitet. In Deutschland wartet die nächste Aufgabe auf ihn, der Bau eines Stausees, für den er den Entwurf geschaffen hat.
Und dieser Mann sagt: "Die Leute, die einmal später in ihren Segelbooten über den See fahren, werden sich kaum dafür interessieren, daß ein sehr trauriger Mann daran gebaut hat."
Das Erlebnis Asiens brachte für Ludwig Bergmann gleichzeitig das Erlebnis der Chinesin Sun, einer stillen, mutigen und zu tiefer Liebe fähigen Frau. Aber es brachte auch das Wiedersehen mit Lydia, jener Deutschen, die Bergmann als Student einmal liebte und die heute in Hongkong lebt, der zwielichtigen Wegscheide zwischen den zwei Welten des gegenwärtigen Asiens.
Zwischen diesen beiden Frauen fand sich Bergmann plötzlich in einem Konflikt, der über sein weiteres Leben entscheiden sollte. Der Autor, der selbst lange in China arbeitete, hat in diesem Buch ein Stück echter Exotik des Fernen Ostens eingefangen. Im Vordergrund der Handlung aber stehen Ludwig Bergmann und die sympathische Chinesin Sun, deren Lebenswege sich am Ort der Handlung, im Tale des Tungkiang, zum ersten Mal berühren.
Ein Buch, das nur den traurig stimmen wird, der vergißt, daß die selbstlose Aufopferung für den anderen höchster Ausdruck menschlicher Größe ist.

Volksverlag Weimar, 1961

Florian Osburg, Manfred Tunn: Überall Geschichte



Wie verhalte ich mich, wenn ich einen Gegenstand aus urgeschichtlicher Zeit entdecke? Was können Namen und Bauwerke über die Geschichte erzählen? Wie befrage ich Erwachsene nach ihren Erlebnissen mit der Geschichte? Was berichten Museen in ihren Sammlungen und Ausstellungen über die Vergangenheit? Wie lege ich mir ein Archiv zu historischen Themen an?
Auf solche und andere Fragen gibt dieses Buch Auskunft. Es enthält zahlreiche Anregungen, wie man sich in seiner Freizeit mit Geschichte beschäftigen und dabei manches Neue für sich und andere entdecken kann. Den Spuren der Vergangenheit folgend, lernt der Leser historische Quellen zu erkunden und zu sammeln.

Der Kinderbuchverlag Berlin, 1985
Illustrationen Lutz Lüders
Freizeitreihe

Sibylle Durian: Tagebuch eines Raubritters



In der kleinen Stadt Ritterburg ist so allerhand los. Daran sind die Mädchen und Jungen der 7a nicht ganz unschuldig. Sie haben sich etwas vorgenommen, wozu Tatendrang und Abenteuerlust gehören. Selbst der alte Ritter Lüdecke Wronz muß sein Scherflein dazu beitragen, damit die Kinder ans Ziel ihrer Wünsche gelangen.


So etwas Ähnliches wie ein Vorwort
oder: Wie ich beschloß,
eine Raubrittergeschichte zu schreiben

Es war Herbst, als ich zum ersten Mal in das kleine Städtchen Ritterburg an der Knappe kam.
Ich hatte mich verfahren. Eigentlich wollte ich ganz woanders hin. Aber nun war ich in Ritterburg gelandet. Die Zeit drängte. Ich wollte mich nicht lange aufhalten. Schon lag die Hauptstraße hinter mir, da sah ich in der Ferne eine Ruine aufragen...
Vergessen waren Hast und Eile.
Ich stieg die verfallene Treppe hinauf und stand vor einer alten Burg mit hohen, finsteren Türmen.
Die Festungsmauer war eingefallen. Große, runde Feldsteine lagen umher. Herbstwind trieb bunte Blätter über den Burghof und pfiff mir um die Ohren.
Der Abend dämmerte herauf und hüllte die Burg in ein geheimnisvolles Halbdunkel.
Aus den hohlen Fenstern wuchsen Bäume in den Himmel. Seltsam gespenstisch sah das aus.
An jenem Abend beschloß ich, die Geschichte dieser alten Burg aufzuschreiben.
Ich dachte an eine Abenteuergeschichte, in der finstere Raubritter plündernd und raufend durch das Land ziehen, tollkühne Turniere ausfechten, dann aber von Bauern gefangen werden und in ihrem eigenen Burgverlies schmoren müssen... Aber - lest selbst!
Es ist nämlich eine ganz andere Geschichte geworden...

Der Kinderbuchverlag Berlin, 1975

Fritz Rudolph, Henry Lewenstein, Percy Stulz: Zu den Gipfeln Turkestans



„Hier Lager IV! Hallo Basislager! Haben mittags Pik Energie bestiegen. Sind bester Stimmung. Steigen jetzt in Sindonkessel ab und wollen Tschimtarga über Westflanke angreifen. Melden uns morgen wieder zur üblichen Sendezeit! Ende!“
So tönt es aus dem Sprechfunkgerät der deutsch-sowjetischen Pamiro-Alai-Expedition, und die Meldung ist für viele Sturmtage das letzte Lebenszeichen der Spitzengruppe.
Auf den Eisfeldern eines unerschlossenen Gebirgszuges in Tadshikistan, auf den westlichen Fünftausendern Turkestans, erlebt der Leser die Höhepunkte einer „Entdeckungsfahrt der Extreme“ beim Vorstoß in unbestiegene Höhen der Gebirge Mittelasiens und in unerforschte Tiefen der Urgeschichte.
Geheimnisvoll wie der Klang ihres Namens ist die Legende von der orientalischen Wunderarznei Mumijo. Ihr war die Expedition auf der Spur, sie entdeckte Fundstellen in schwer zugänglichen Gebirgshöhlen und folgte dem Weg des Heilmittels in moderne sowjetische Laboratorien und Kliniken.
Im Schatten der Minaretts und Moscheen von Buchara und Samarkand und in der Weite der kasachischen Steppe waren die Autoren Zeugen sensationeller Ausgrabungen von farbenfrohen Fresken der vorarabischen Zeit und prähistorischen Fundstücken.
Fritz Rudolph, Henry Lewenstein und Percy Stulz – das gleiche Autorenkollektiv, das vor Jahren von seiner ersten deutsch-sowjetischen Kaukasusdurchquerung berichtete – schildern ihren Lesern im fünfzigsten Jahr des Großen Oktober die spannenden Erlebnisse auf dem Weg zu den Gipfeln Turkestans.

Sportverlag Berlin, 1. Auflage, 1967
Gesamtherstellung im Karl-Marx-Werk Pößneck

Eduard Klein: Nächstes Jahr in Jerusalem



Für die Vertriebenen vom Rioseco-Tal hat er getan, was ihm möglich war, seine Artikelserie wird erscheinen. Jetzt kann er die Reise nach Europa antreten. Der Auftrag der „News Agency“ ist die Chance! Warum wollen Claudia und Pancho, der Sohn, das nicht begreifen?

Carlos Berger, der angesehene Journalist, der jüdische Emigrantenjunge von einst, soll zwanzig Jahre nach Kriegsende an Ort und Stelle prüfen, wie die Deutschen Wiedergutmachung leisten und alte Wunden heilen.

Er überquert den großen Ozean, er erlebt in der Erinnerung noch einmal die Kinderjahre, sucht in der Gegenwart Spuren der Vergangenheit. Er trifft in Frankfurt am Main, in Dresden, in Auschwitz und anderswo auf Menschen, die ihn mit ihren unterschiedlichen Haltungen beunruhigen und vieles in seinem bisherigen Leben in Frage stellen. Er sieht jetzt auch die Vorgänge in der lateinamerikanischen Heimat in einem anderen Licht. Auftrag und Abenteuer des Journalisten Berger finden ein unerwartetes Ende.

Eduard Klein, Autor erfolgreicher Romane und Erzählungen, hat hier eine beeindruckende Geschichte erzählt, von der gesagt wird, sie „ermöglicht und erfordert, nicht nur geistig und politisch, sondern auch geographisch und zeitlich umfassend Welt in die Handlung zu holen“.

Verlag Neues Leben Berlin 1976

14 Juli 2020

N. Petscherski: Tagebuch eines Lausejungen



Genka führt ein Tagebuch. Stoff zum Schreiben hat er genug, denn gerade ist er mit seinem Vater von Moskau nach Bratsk umgezogen, wo ein großes Kraftwerk gebaut wird. Gute Freunde hat er gefunden: die Jungen Stenka und Komar, waschechte Sibirier. Auch Lussja, die immer wie ein Lexikon redet, ist aus der Hauptstadt hierhergekommen. Aber bald schon verzankt Genka sich mit ihnen allen und will heimlich zurück nach Moskau. Ohne eine Kopeke steht er auf dem Bahnhof. Da gerät er einem üblen Gauner in die Fänge... Wie es weitergeht? Lest Genkas Tagebuch!

Der Kinderbuchverlag Berlin, 1960
Illustrationen Inge Gürtzig
ATB Buch Nr. 28

Roland Fiedler: Streifzüge durch die Mathematik



Wer Spaß hat am Knobeln und Denken, dem bietet dieses Buch ein reiches Betätigungsfeld. Mathematikaufgaben aus 4 Jahrtausenden harren ihrer Lösung. Sie ergeben sich bei Streifzügen, die der Leser durch die Mathematikgeschichte unternimmt. Er erfährt dabei von historischen Problemen der Mathematik, und er kann Lösungswege verfolgen, die berühmte Mathematiker beschritten haben, z. B. der Schreiber Ahmes bei den Haus-Rechnungen, Archimedes von Syrakus bei seinen Überlegungen zum Erhalten der Zahl π, Johannes Kepler bei der Berechnung der Planetenbewegungen. Er wird mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung und mit weiteren modernen Rechenmethoden bekannt gemacht.

Der Kinderbuchverlag Berlin, 1984
Illustrationen Elke Bullert
Freizeitreihe

Georg Piltz: Streifzug durch die deutsche Baukunst



Inhalt:
Von der Entwicklung des Bauens
Romanik
Gotik
Renaissance
Barock
Klassizismus
Vom Bauen im Kapitalismus
Baukunst des Sozialismus

Kinderbuchverlag Berlin 1973
Illustrationen Ruth und Rudolf Peschel
"Alte Freizeitreihe"

Irma Harder: Im Haus am Wiesenweg



Georg Glienke kommt zurück in die Heimat, die schweren Jahre des Krieges und der Gefangenschaft liegen hinter ihm. Er sucht seine Frau in jenem Dorf, wo sie Unterkunft fand, nachdem die Bomben Haus und Habe zerstört hatten. Sie ist nicht mehr dort; die Wirren des Krieges haben sie fortgetragen – unbekannt, wohin.

Inge Reimer fühlte ihr Herz im Halse schlagen, als einer im ausgeblichenen grauen Rock die Gartenpforte öffnet. Ihr Mann ist im Kriege vermißt… Könnte er es sein…?

„Ich suche ein Quartier für die Nacht.“ Inge hört die Stimme eines Fremden. Sie bietet ihm Unterkunft im Haus am Wiesenweg.

Voll innerer Spannung erlebt der Leser die Schicksale der beiden jungen Menschen. Ihre echte, leidenschaftliche Zuneigung überwindet die Intrigen mißgünstiger Dorfbewohner. Die Liebenden schöpfen die Kraft hierzu aus der festen Überzeugung, daß ihnen und einem neuen besseren Leben die Zukunft gehört.

Verlag Neues Leben Berlin 1956

Fortsetzung: „Wolken überm Wiesenweg“.

William Somerset Maugham: Julia, du bist zauberhaft



Dieser geistreiche Bühnenroman, dessen Filmfassung auch bei uns zu sehen war, erzählt von einer begabten Schauspielerin, die sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in einen nichtssagenden jungen Mann verliebt. Der frische Thomas Fennel scheint Julia, die an der Seite ihres geschäftstüchtigen Mannes der Liebe entwöhnt ist, ein Abenteuer wert zu sein. In der Verblendung der alternden Frau bemerkt sie erst spät, daß er mit ihrer Hilfe nur in die sogenannte gute Gesellschaft aufsteigen möchte. Allmählich wird ihr die Lächerlichkeit der Situation bewußt. Thomas bekommt den Laufpaß, und auch seine kleine Freundin bleibt von der Rache der beliebten Comédienne nicht verschont. Julia bringt auf diese Weise Ordnung in ihr Seelenleben und kann am Ende auch kulinarischen Genüssen frönen, denen sie bisher aus Eitelkeit entsagt hat. Befreit stellt sie fest: „Was ist die Liebe gegen ein Beefsteak mit Zwiebeln?“ Mit dieser Frage kehrt sie triumphierend auf den Boden der Wirklichkeit zurück, den ihr der ironische Erzähler Maugham um des literarischen Spaßes willen unter den Füßen weggezogen hat.

Verlag Volk und Welt, Berlin 1969

Bodo Uhse: Leutnant Bertram



Die Jahre 1935 bis 1937 erstehen noch einmal, die Jahre, in denen die deutschen Faschisten schon entscheidende Kriegsvorbereitungen treffen, ihre „Generalprobe der Waffen“ in Spanien abhalten. Auf Spaniens Boden bekämpfen sich Deutsche, durch innere Welten getrennt: Die Söldlinge Hitlers und deutsche Freiwillige, die selbstlos zu den Internationalen Brigaden kamen.

Zu den Söldlingen Hitlers gehört auch der Fliegerleutnant Bertram. Doch er ist unter seinesgleichen ein Einsamer, sein „soldatisch gerader Weg“ ist in wirklichkeit ein labyrinthischer Pfad durch die Irrtümer einer „soldatisch klaren Zeit“. Viele Wirrnisse durchlebt er, bevor er vom selbstgefälligen Ehrgeizling zum Wissenden wird.

Den uniformierten Verfechtern des sterbenden Gestern stellen sich die mutigen Soldaten des Heute, die Kämpfer für den Fortschritt, entgegen. Ihre Schicksale sind ein Stück Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung.

Wie damals der Faschismus im Frieden den Angriff auf den Frieden unternahm und wie jetzt der amerikanische Imperialismus einen neuen Weltkrieg vorzubereiten sucht – das ist oft von geradezu verblüffender Parallelität. Hier sind Lehren aus der Vergangenheit gezogen und anwendbar gemacht für den heutigen Tag.

Aufbau-Verlag Berlin 1954

13 Juli 2020

Marie Pujmanová: Spiel mit dem Feuer



Mit der Unbestechlichkeit eines Augenzeugen schildert Marie Pujmanová, eine der bedeutendsten tschechischen Schriftstellerinnen, in diesem Roman das letzte Jahrzehnt vor dem zweiten Weltkrieg. In Prag herrscht eine gespannte Atmosphäre, die eine für die Tschechoslowakei wie für die ganze Welt schicksalsschwere Entwicklung ankündigt, ein Unbehagen, das tiefer Besorgnis weicht, als 1933 der Berliner Reichstag in Flammen aufgeht.
Der liberale Rechtsanwalt Gamza aus Prag nimmt im Auftrag einer internationalen Juristenkommission am Reichstagsbrandprozeß in Leipzig teil. Beistehen darf er keinem der Angeklagten, da er nur als Beobachter zugelassen ist. Er ist so erschüttert über das Vorgehen der faschistischen Justiz, daß er nach seiner Rückkehr in die Heimat nicht müde wird, in Arbeiterversammlungen vor der Gefahr aus dem Nachbarland zu warnen. Diese überschattet mehr und mehr das Leben in der tschechoslowakischen Hauptstadt, das einem Tanz auf dem Vulkan gleicht. Es bedrückt Gamza daher besonders, daß sein Sohn Stána, ein Student, unter einer unglücklichen Affäre mit einer alternden Schauspielerin leidet und seine Tochter Helena, eine junge Ärztin, ausgerechnet jetzt, in den Tagen des Münchener Abkommens, mit Mann und Kind von einem mehrjährigen Aufenthalt in der Sowjetunion zurückkehrt.
Der Roman schließt mit der Katastrophe. Am 15. März 1939 rücken deutsche Truppen in Prag ein. Einer der ersten, die von der Gestapo verhaftet werden, ist Rechtsanwalt Gamza.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1976
Aus dem Tschechischen von Günther Jarosch