26 Februar 2023

Paul Gratzik: Transportpaule


 Wenn man über den Hund kommt, kommt man auch über den Schwanz, sagen die Leute - glückliche Menschen, wie Transportpaule meint. Und er fragt sich selbst: bin ich nun rüber oder nicht? Da kommt er ins Erzählen und ins Nachdenken: Wie regiert man eine Stadt? Wie zieht man eine Schwalbe groß? Wie bekommt man eine Prämie? Wie baut man einen Turm mit sieben Etagen in einer Woche? Kann man, selber über dreißig und umgetrieben von Bottrop bis Berlin, von Mecklenburg bis zur Stadt am Fluß, ein Mädchen, kaum sechzehnjährig, richtig lieben?
Transporter - was ist das schon? Aber Paule ist kein gewöhnlicher Transporter: Der spielt im Tröpfchen Skat mit Willy, der seine Macht in dieser großen Stadt Verantwortung nennt, und Fred, dem berühmten Schauspieler, der im Zuschauerraum seines Theaters randaliert. Und Paule redet und denkt und schimpft und quasselt nicht und meckert nicht und bewegt nicht einfach nur seine Kisten den lieben langen Tag. Der geht ins Theater, aber dann auch gleich zur Premierenfeier für den Dichter M. auf spiegelglattem Parkett.
Und er läßt sein Schwälbchen fliegen und landet selber auf einem ausrangierten Torpedoboot. Da hat er sich schon eine Woche lang nicht gewaschen. Den Löffel gibt er trotzdem nicht ab, denn schließlich kann er uns seine ungewöhnliche Geschichte selbst erzählen.
Kein gewöhnlicher Transporter und der allernatürlichste - einer von heute und einer von uns.

VEB Hinstorff Verlag Rotock
1. Auflage 1977

Charles Sealsfield: TOKEAH oder die Weiße Rose

Sealsfields Indianergestalten sind von tiefem Realismus durchdrungen. Tokeah, ihr Repräsentant, ist hart, grausam, mißtrauisch, engstirnig zuweilen. Aber Sealsfield zeigt nicht nur diese Außenseite, das Erscheinungsbild. Er legt die Wurzeln bloß, durch welche die negativen Charaktereigenschaften gespeist werden: die Habgier der weißen Siedler, die Tokeah - auch hierin Repräsentant der nordamerikanischen Indianer in ihrer Gesamtheit Zeit seines Lebens verfolgt haben.

Verlag Neues Leben

Illustrationen von Uwe Häntsch

1. Auflage 1968 (Spannend erzählt ; Bd. 79) Ill. von Gerhard Grossmann
2. Auflage 1977
3. Auflage 1978
4. Auflage 1980 | Paperback
5. Auflage 1983
6. Auflage 1989

auch erschienen bei
•Buchclub 65 - Auflage 1968
•Verl. d. Ministeriums f. Nationale Verteidigung - Auflage 1957, Ill. von Gerhard Grossmann

Einband der Paperbackausgabe 1980


Einband der Ausgabe im Militärverlag 1957 und der 1. Auflage 1968 mit Illustrationen von Gerhard Grossmann





 

 

Reinhard Geng: Treffpunkt Räuberweg

Nein, denkt Olli, wenn ich mir selbst einen Vater aussuchen kann, dann muß es schon einer sein, der alles zusammen hat: Schatzinsel, Handwerkszeug - eben alles. Auch mein Freund muß er sein. Zum Beispiel: Wenn ich mal im Unterricht nicht richtig aufgepaßt habe und Herr Braune schreibt mir etwas ins Schülertagebuch, dann muß er nicht gleich einen Fünfziger vom Taschengeld abziehen oder die "Schatzinsel" verbieten oder mir eine Backpfeife geben, wie Torstens Vater das macht, nein, so nicht. Mein Vater muß mich immer verstehen...
Reinhard Geng erzählt von den Sorgen und Schwierigkeiten eines siebenjährigen Jungen, der einen neuen Vater bekommt.

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1980
Reine Buchfink-Bücher
Illustrationen: Inge Görtzig 
 

Michail Sostschenko: Tintenfässer aus Brot

Argwöhnisch beobachtet der Wärter den Inhaftierten. Er späht durch das Guckloch, untersucht seine Bücher und Schriftstücke, kann aber nichts Verdächtiges entdecken. Als er nach dem Tintenfaß greifen will, steckt es der Gefangene blitzschnell in den Mund. Der Aufseher traut seinen Augen nicht: Kann man denn Tintenfässer essen? Der sowjetische Schriftsteller Michail Sostschenko erzählt sechzehn Geschichten aus dem Leben Wladimir Iljitsch Lenins. Episoden aus seiner Kindheit und Jugend, aus der Zeit der Verbannung und Emigration und den ersten Jahren der Oktoberrevolution lassen ein einprägsames Bild des großen Führers der Arbeiterklasse entstehen.

Der Kinderbuchverlag Berlin
2. Auflage 1977
Illustrationen: Elisabeth Shaw
Reihe Buchfink-Bücher

Horst Beseler: Tiefer blauer Schnee

An einem dunklen Wintermorgen warten die Kinder wie üblich auf den Schulbus. Aber dann verläuft der Tag ganz anders als sonst. Er wird zum langen und wechselvollen Abenteuer einer Rettungsaktion. Ungewisser Fährte folgend, müssen sich die Kinder durch Eis und Schnee kämpfen, durch tief verwehte Ebenen, sturmgepeitschten Hochwald und einsame Schonungen. Da gibt es Wagnis und Gefahr, Hoffnung und Niederlage, Schwäche und tapfere Tat. So wird dieser Tag zu einem Leben für sich. Zum Abenteuer einer großen Bewährung, in dem keiner ohne die anderen hätte siegen können.

Kinderbuchverlag Berlin 1976
Illustrationen Bernhard Nast
 

Irma Emmrich: Tintoretto

Tintoretto (1518-1594), der eigentlich Jacopo Robusti hieß und in Venedig zu Hause war, gehört zu den größten italienischen Malern seiner Zeit. Es war das Jahrhundert von Reformation und Gegenreformation, großer geistiger, politischer und ökonomischer Umbrüche, als die Kunst neue Wege suchte und sich scheinbar Gesichertes, "Klassisches", Festgefügtes aufzulösen begann. Manierismus heißt diese eigenständige, eigenwillige und faszinierende Epoche zwischen Renaissance und Barock, in der sich die Rolle des Künstlers und die Bedeutung der Kunst für die Menschen radikal veränderte. Tintoretto gab ihr mit seinen großen Bildern wesentliche Impulse. Aber seine Wirkung reicht weit über die Stadt an der Lagune und sein Leben hinaus: noch die Impressionisten des neunzehnten Jahrhunderts und die Surrealisten des zwanzigsten konnten sich auf ihn berufen. Irma Emmrich betrachtet und beschreibt diese Bilder, ihre Figuren, Formen, Farben, ihre tiefe Religiosität und ihre Menschlichkeit. Erkennbar wird, "was Malerei über Sinnenhaftes und Geistiges, über Sichtbares und Verborgenes, über Erfahrenes und Erahntes auszusagen imstande ist". 

Reclams Universal-Bibliothek


 

25 Februar 2023

Winfried Völlger: Theater mit Zwecke

Elke ist schüchtern und wird von den anderen oft nicht für voll genommen. Sie liest viel, vor allem Hundegeschichten, und hätte selbst gern so einen vierbeinigen Gefährten. Denn auch zu Hause fühlt sie sich oft allein. In einem Puppenspielzirkel findet das Mädchen eine Aufgabe, die interessant ist und Spaß macht. Ihr Entwurf eines Hundes wird gebilligt, sie hilft beim Basteln dieser Puppe und lernt, sie zu führen. In ihren Händen gewinnt der Hund Purzel Leben. Elke erfährt die Befriedigung, die geglückte Arbeit verschafft, und entdeckt in sich neue Fähigkeiten: Sie gewinnt eine Freundschaft und fühlt sich anerkannt in der Gemeinschaft. Aus Sorge um "ihren" Purzel entwendet sie eines Tages den Hund...

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1978
Illustrationen: Petra Wiegand
Reihe Buchfink-Bücher
 

Sigmar Schollak: Thaddäus und der verhexte Tag

Wer kennt sie nicht, die Tage, an denen alles schiefgeht? Schon beim Aufstehen lauert eine Reißzwecke vor dem Bett, um sich hinterhältig in die Fußsohle zu bohren. Ausgerechnet an der Kreuzung vor der Schule findet eine Verkehrskontrolle statt. Dann spöttelt der Lehrer auch noch über das Zuspätkommen, und Janine, diese Hexe, kichert schadenfroh. Sanft ruhen die vergessenen Wohnungsschlüssel auf dem Küchentisch, nebst Geld und Einkaufszettel; der sehnlichst erwartete Maler will schon wieder umkehren... 
Doch wäre es wenig heldenhaft, sich vor solch einem Tag ins Mauseloch zu verkriechen. Thaddäus jedenfalls nimmt die Herausforderung an. Abgekämpft, aber als ein Sieger tritt er abends an sein Bett und - auf die Reißzwecke!

Der Kinderbuchverlag Berlin
4. Auflage 1980
Illustrationen: Thomas Schallnau
Buchfink-Reihe
 

Emile Zola: Thérése Raquin

Emile Zola (1840-1902), Hauptvertreter des französischen Naturalismus, schuf 1867 mit "Thérése Raquin" seinen ersten bedeutungsvollen Roman. Exakt beschreibt er in ihm die stickige kleinbürgerliche Misere, in der sich eine nach Leben hungernde junge Frau und ihr egoistischer Geliebter durch Mord ungestörte Ausschweifung und Müßiggang zu sichern trachten. Aber nach der Untat reiben sich die in Schuld aneinandergeketteten Komplizen in Ausbrüchen von Verfolgungswahn und gegenseitigen Verdächtigungen bis zum physischen Ende auf. Bei der Schilderung dieses Falles fühlt sich der Autor mehr als sachlich konstatierender Beobachter eines faktischen Vorganges, des verabsolutierten fatalen Ausgeliefertseins des Menschen an seine biologischen Gegebenheiten und sein Milieu, denn als literarischer Gestalter. Sicher liegen hier die Grenzen des Zolaschen Realismus. Doch die zeitgenössischen Kritiken, das zeigt der beigefügte Dokumentenanhang, waren selten gerecht wertendes Urteil, viel häufiger Ausbrüche des Hasses auf eine Literatur, die das hinter der Fassade bürgerlicher Wohlanständigkeit verborgene Abscheuliche rücksichtslos offenbarte.
 

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig
1. Auflage 1973
Reclams Universal-Bibliothek Band 519
Erzählende Prosa, Roman, Dokumente

19 Februar 2023

E.R. Greulich: Tamtam um die Geisterburg

Bolle schwitzt. Der Campingbeutel ist schwer. Wenn ich nur erst da wäre, denkt Bolle. Aufatmend schwenkt er zum Autobahntunnel ein. In dem Halbdunkel ist es kühl. Dann scheint die Morgensonne Bolle ins Gesicht. Nun geht er den Schlackeweg mit den Löchern, über die Onkel Konrad immer schimpft, wenn er im Wartburg sitzt. Onkel hat's gut. Hätte Bolle einen Wartburg, brauchte er jetzt nicht zu schwitzen. Drei Minuten von zu Haus bis hier und keine zwei Minuten vom Grundstück Onkel Konnis bis zur Geisterburg. Noch schneller wäre allerdings ein fliegender Teppich.

Eine blütengesprenkelte Wand, Liguster auf dem Eckgrundstück: Ferien! Die Meisen piepsen: Ferien: Eine Drossel flötet: Ferien!

....und die werden spannend, so rund um die Geisterburg!

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1968
Illustrationen von Heinz Rodewald

 

 

E.W. Tarlé: Talleyrand

"Ich bin immer an der Macht oder am Vorabend der Macht gewesen", sagte der greise Talleyrand kurz vor seinem Tode, und von Zar Nikolaus I. ist der Satz überliefert: "Wenn sich auch immer Herr von Talleyrand an eine neue französische Regierung bindet, muß diese Regierung notwendigerweise Chancen der Dauer haben."
In der Tat hat Charles Maurice Herzog von Talleyrand-Périgord (1754-1838) allen französischen Regierungen seiner Zeit an exponierter Stelle gedient: der Revolution, dem Direktorium, dem Konsulat und dem Kaisertum Napoleons, der Restauration und schließlich der bürgerlichen Monarchie Louis-Philippes. Der Leningrader Historiker E. W. Tarlé, der Fachwelt durch hohe Sachkenntnis der Zeit der Französischen Revolution und der Napoleonischen Ära bekannt und vor allem an deren wirtschaftsgeschichtlicher Erforschung maßgeblich beteiligt, zeichnet ein realistisches Bild jenes Mannes, dessen Wirken nicht nur für Frankreich, sondern für die gesamte europäische Politik seiner Zeit bedeutungsvoll war und der im Urteil der Zeitgenossen und der Nachwelt entweder als der skrupelloseste Verräter oder der größte Diplomat aller Zeiten angesehen wurde, weil es ihm immer gelang, rechtzeitig auf die Seite des Siegers überzugehen.
E. W. Tarlé, 1955 verstorben, schrieb sein Buch bereits 1939; zweimal wurde es auf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht. 1950 erschien es zum erstenmal in deutscher Übersetzung. Seine solide Quellenbasis und seine überzeugende Darstellungsweise sichern ihm noch heute einen Platz in der Wissenschaft und bei einem breiteren interessierten Leserpublikum.

Koehler & Amelang, Leipzig
3. Auflage 1989
Aus dem Russischen von Richard Ullrich
Die Bildvorlage für den Schutzumschlag - Herzog Talleyrand-Périgord nach einem Gemälde von F. Gérard - stellte freundlicherweise die Bildredaktion des VEB Bibliographisches Institut, Leipzig, zur Verfügung.
 

Kolma Maier-Puschi: Teepetepee

Es geschieht an einem Dienstag, dem 11. September, vormittags, bei hellem Sonnenschein: Da verschwinden vor den Augen der verblüfften Besucher im Tierpark zu Berlin ein Mädchen, ein Junge und ein riesengroßer Hornfrosch. Eine echte Prinzessin fällt in Ohnmacht; der Baron von Oeckersteen erzählt wahre Geschichten, die ihm keiner glaubt; der Intendant Klückerwitz verliert die Fassung angesichts eines brennenden Streichholzes; Gelehrte des 21. Jahrhunderts kommen ins Grübeln, und der Enkel der zehnjährigen Peggi wird für den Vater seiner Großmutter gehalten.
 

Kinderbuchverlag Berlin 1957

Illustrationen Erich Schmitt

ATB Buch Nr 83

15 Februar 2023

In eigener Sache

 

Bild von AnnetteG auf Pixabay 

Liebe DDR-Buchliebhaber*innen,

eigentlich wäre es für mich an der Zeit, den Blog in jüngere oder zumindest andere Hände zu geben. Aus vergangenen Versuchen weiß ich allerdings, dass das äußerst schwierig ist. Zudem kenne ich - obwohl ich in zwei entsprechenden Gruppen bin - niemanden so gut, dass ich das einfach so übers Knie brechen möchte. 

Falls jemand Interesse hat, erst einmal als Autor mitzumachen und zu schauen, ob es das Richtige ist, melde sich bitte per Mail an mich. 

Ich selbst poste jetzt nur noch am Wochenende ein paar Bücher.


Liebe Grüße

Eure Anne-Marit


J. Hanzelka, M. Zikmund: Südamerika - Zwischen Paraná und Rio de la Plata

 

Buchbeginn

Zwischen Afrika und Amerika



Der chinesische Obersteward in blauer Uniform heftete den Auszug aus dem Logbuch an das Anschlagbrett und zog lächelnd einen Bleistift aus der Tasche.
"Wollen Sie sich das nicht notieren?"
Ein Gewirr von Pfeilen, an denen die Windstärke angegeben war, bedeckte das Schachbrett der Meridiane und Parallelkreise, die Linien prallten, wie eine Billardkugel vor der Bande, an der westafrikanischen Küste zurück.
"Heute früh passierten wir den Greenwicher Meridian", fuhr der Obersteward fort und wies auf eine neue Linie, die zu der gestrigen und vorgestrigen hinzugekommen war. "Um neun Uhr fünfzehn."
Unter uns dröhnten die Maschinen.

Verlag Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1956
Illustrationen: Fr. Prikryl

Lilo Hardel: Susanne in Märzdorf

Aus der "Lustigen Susanne", der Schulanfängerin, ist in diesem Buch ein tüchtiges, zuverlässiges elfjähriges Mädchen geworden. Zwei Jahre nun soll Susanne mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern ohne Vater auskommen - nein, meint Susannes Mutter, eine Familie gehört zusammen. Und sie schafft es, in der Nähe von Vaters neuer Arbeitsstelle ein halbverfallenes Bauernhaus zu finden, es ein wenig herzurichten und schließlich zu beziehen. Das bedeutet Verzicht auf viele gewohnte Bequemlichkeiten, doch für die Kinder wird es ein großes Abenteuer, das Leben in ihrem Traumhaus.

Der Kinderbuchverlag Berlin
ATB Alex Taschenbücher
 

Walter Nachtigall / Dietmar Werner (Hrsg.): Der schweigsame Fischer und andere Volkssagen um Stände und Berufe

Ein Schuster macht mit ein paar gefundenen Lederstücken sein Glück, ein Trompeter bläst Totengerippen zum Tanz auf, ein Bauer schleppt mit letzter Kraft die Pest von seinem Dorf fort; Holzleserinnen begegnen im Grau der Morgendämmerung spukenden Förstern und Aufsehern, ein Müller läßt sich vom Teufel helfen und bringt ihn am Ende mit List um den fest versprochenen Lohn ...
Wir empfinden mit ihnen, den Knechten und Mägden, den Schäfern, Schmieden und Fuhrleuten, mit all jenen einfachen Helden der jahrhundertealten Volkssagen, die uns einen Einblick in das Leben zu jenen Zeiten vermitteln. Denn meist geben ja die Sagen nicht einfach nur heitere oder ernste Begebenheiten wieder, sondern schmücken sie mit „Beiwerk“ aus und lassen dadurch auf recht drastische Weise Anschauungen erkennen, die damals im Volk tief verwurzelt waren.
Das gilt auch für das weite Gebiet von Handwerk und Gewerbe. Die Volkssagen liefern uns viel Wissenswertes über das frühere Verhalten der Leute in Beruf und Gesellschaft, über ihre Arbeits- und Lebensbedingungen, über typische Werkzeuge und Arbeitsregeln. Darüber hinaus verstärkt sich aber – vielleicht als Reaktion auf unsere von technischen Neuerungen schier überladene Zeit – das Interesse für die Volkssage als ursprüngliche, unterhaltende Erzählungsform. Der anhaltenden Nachfrage nach seiner Edition von Volkssagen um Stände und Berufe aus historischen Siedlungsgebieten auf dem Territorium der DDR – aus dem Sächsischen, dem Thüringischen, dem Mecklenburgischen, dem Brandenburgischen (gebundene Erstausgabe Herbst 1989) und dem Anhaltischen (gebundene Erstausgabe 1990) - kommt der Verlag mit einer kompletten Paperbackausgabe nach.

Einleitung
Nachdem unsere beiden illustrierten Sagenanthologien um Stände und Berufe aus dem Sächsischen und aus dem Thüringischen so großes Interesse gefunden haben, legen wir nunmehr – gewissermaßen als dritten Band, aber doch als eigenständige Publikation – eine entsprechende Sagenauswahl aus dem Mecklenburgischen vor. Mecklenburgisch wollen wir aber in dieser Publikation nicht allzu wörtlich verstanden wissen. Im wesentlichen stammen die Sagen aus dem Gebiet der drei Nordbezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. Die Sagen der Uckermark haben wir geschlossen für den nächsten Band, Volkssagen um Stände und Berufe aus dem Brandenburgischen, vorgesehen.
Wie wir bereits früher betonten, wollen wir in der leichten Sprache der Volkssagen einen unterhaltsamen und zugleich lehrreichen Einblick in die Arbeitswelt der Menschen vergangener Zeiten vermitteln. Die Aspekte, die bei einer Wertung des Sagenschatzes zu beachten sind, haben wir schon in den erschienenen Bänden, vor allem in »Der böse Advokat ...«, ausführlich dargelegt.
Dasselbe gilt für unsere Bearbeitung der Sagen. In den Volkssagen dieses Buches werden des öfteren Aussprüche im Dialekt wiedergegeben. .....

Weitere Bände:
Der böse Advokat (Sachsen)
Der pfiffige Bauer (Thüringen- bereits hier von Siegfried Seidel vorgestellt)
Der listige Schmied (Brandenburg)
Der mutige Köhler (Anhalt)

Verlag die Wirtschaft Berlin
1. Auflage 1988
2. Auflage 1989
Illustrationen Erhard Bauch

14 Februar 2023

Klara Moissejewa: Suche nach einem versunkenen Reich

1932 fand der Kolchoshirt Dshur-Ali beim Hüten der Schafe in den Bergen des Serawschan einen Brief, der zwölfhundert Jahre alt war. Mit diesem Fund begann auf dem Boden der Tadshikischen Sozialistischen Sowjetrepublik eine systematische archäologische Forschungsarbeit, die zur Entdeckung der versunkenen Stadt Pendshikent führte.
Was im Laufe dieser Forschungsarbeit entdeckt wurde, welche Schwierigkeiten auftauchten, worüber die Funde Auskunft gaben und wie sie einander ergänzten - davon berichtet dieses Buch

Der Kinderbuchverlag Berlin
Illustrationen Heinz-Karl Bogdanski
RBB 176

Viktor Trichmanenko: Start und Landung

Der Roman erzählt von sowjetischen Flugzeugführern, die unter allen Bedingungen ihren Dienst versehen. Sie haben keine Zeit, die Schönheiten des Himmels zu genießen. Sie steigen mit ihren Maschinen auf, weil sie eine Aufgabe zu erfüllen haben. Sie fliegen über Regionen ewigen Eises oder über den Weiten der Taiga. Ihr Dienst ist verantwortungsvoll und mit Gefahren verknüpft. Zwischen Start und Landung ist ihnen über elektromagnetische Wellen sowohl mit Bodenstationen als auch mit dem Genossen in der Luft eine Verständigung möglich, aber in der Kabine sind sie auf sich allein gestellt. Und doch wünscht sich keiner einen anderen Beruf als eben den des Fliegers.
Der Autor entwirft am Beispiel seiner Hauptgestalten Sossimow, Bulgakow und Rosinski das Bild einer sowjetischen Fliegergeneration. Von 1941 bis 1943 lernen sie an der Fliegerschule. In der letzten Phase des Krieges haben sie Gelegenheit, sich in Luftkämpfen auszuzeichnen.
Im dritten Teil des Romans wird der Lebensweg der Hauptgestalten bis in die sechziger Jahre hinein verfolgt. Ihre Entwicklung ist verschieden wie ihre unterschiedliche persönliche Individualität.
Bulgakow wird Kommandeur eines Verbandes der sowjetischen Luftstreitkräfte, Sossimow schlägt nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Flugdienst die Laufbahn eines Lehrers an der Offiziershochschule ein, und Rosinski wird Pilot bei der Aeroflot.
Der Autor schöpft bei der Gestaltung dieses Romans aus eigenem Erleben. Viktor Trichmanenko war als Jagdflieger bei der Verteidigung Leningrads eingesetzt. Später führte ihn der Dienst in den Fernen Osten nach Belorußland und zur Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Hier arbeitete er als Korrespondent der sowjetischen Armeezeitung "Krasnaja Swesda". Er hat mehrere Bücher geschrieben, die zumeist im Fliegermilieu spielen, und ist Mitglied des sowjetischen Schriftstellerverbandes. 

Militärverlag der DDR
1. Auflage 1976
Aus dem Russischen von Dr. Wolfram Umlauft

Kurt Finker: Stauffenberg und der 20. Juli 1944

 Der Titel des vorliegenden Buches bestimmt den Rahmen des behandelten Gegenstandes. Es ist zunächst eine Biographie des Obersten Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 unter Einsatz seines Lebens versucht hat, Hitler in die Luft zu sprengen und das fluchbelastete Naziregime beseitigen zu helfen. Aber es musste dem Autor zugleich um mehr gehen: Das Thema war in den Zusammenhang des Wirkens jener Antifaschisten aus der deutschen Arbeiterbewegung zu stellen, die von der ersten Stunde an gegen den Faschismus auftraten, die in dunkelster Zeit diesem Kampf treu blieben und ihn nach der Wende an der Wolga konsequent und siegreich zu Ende führen halfen - mit dem Blick auf ein neues, demokratisches, sozialistisches Deutschland. Nur eine solche Betrachtungsweise vermag die Grenzen, aber auch das Singuläre an Stauffenbergs Tat und am patriotischen Handeln seiner Freunde deutlich zu machen. Denn diese Männer nehmen einen hervorragenden Platz unter jenen Gegnern des Nazismus ein, die aus christlich-konservativer Grundhaltung heraus den Anschluss an die progressiven antifaschistischen Kräfte suchten und fanden und die in ihren Einsichten in das historisch Notwendige die Anschauungen ihrer Herkunft schließlich weit hinter sich ließen. Als nach dem Ende des Krieges die aufgefundenen Quellen es gestatteten, die Hintergründe der Verschwörung vom 20. Juli aufzudecken, sollte es sich bald zeigen, dass die Beurteilung dieses Ereignisses zu einem Prüfstein für die Beurteilung vieler Grundfragen der deutschen Geschichte der jüngsten Zeit wurde. Der besondere Wert der vorliegenden Stauffenberg-Biographie liegt darin, dass der Autor sie immer wieder ausweitet zu einer prinzipiellen Untersuchung über die Polarisierung der gesellschaftlichen Kräfte im Kreis der Männer des 20. Juli.

Union Verlag Berlin
5. Auflage, 1975

13 Februar 2023

Hanna-Heide Kraze: Steinchen Schmeißen - Kindergeschichten für Erwachsene

Sie heißen Kathrinchen, Jakob und Manuela, Mücke, Manfred, und es sind viele. Sie alle haben eine Geschichte, manchmal nur eine kleine. Anton zum Beispiel hat bloß fünf Molche gefangen. Aber die fünf in einer Wohnung mit einer schreckhaften Oma... Da fällt fast die Welt vom Sockel. Bis die glatten, weichen Dinger eingefangen sind oder im Sprungtuch der Feuerwehr landen, kriegt Oma einen Krampf vor Angst und der Leser einen vor Lachen. „Steinchen schmeißen“ dagegen ist ernst. Wahre Trümmerbrocken sind dabei. Ein Tier wird getötet, ein Mensch verletzt. Ort der Abhandlung: Polizeikommissariat.
Von kleinen und großen Kindern, kleinen und großen Sorgen handelt das Buch. Aber auch von der Freude. Voller Überzeugung behauptet Kathrinchen, daß ihre Puppen wachsen. Nur wenn sie einen Sprung haben, wachsen sie nicht mehr. Deshalb läßt Kathrinchen keine Puppen mehr fallen. Aus dieser Szene schlußfolgert Hanna-Heide Kraze: „Und wir? Passen wir auf, daß sie keinen Sprung kriegen, die Kleinen, die zu Menschen heranwachsen sollen?“ Dieser Satz umreißt ihr Anliegen, dem sie in den dreizehn Geschichten des Bandes „Steinchen schmeißen“ Gestalt gegeben hat. Kinder und Jugendliche sind ihre Helden.

Union Verlag Berlin
1. Auflage 1969
6. Auflage 1976

C.U. Wiesner: Spuk unterm Riesenrad

Ferien in der Gespensterbahn! Die beiden Brüder Umbo und Tammi fahren voller Erwartung gemeinsam mit der kleinen Schwester nach Berlin; hier im Kulturpark steht die Geisterbahn ihrer Großeltern, denen sie helfen wollen. Doch schon am zweiten Tag finden die Kinder alles ziemlich öde, denn die Arbeit ist anstrengend und eintönig.
Aus Langeweile treiben die Jungen Unfug mit drei der hölzernen Figuren, werfen sie gar ins Wasser und müssen dann fassungslos mit ansehen, was passiert: Hexe, Riese und Rumpelstilzchen werden lebendig und schwimmen munter davon.
Eine abenteuerliche Verfolgungsjagd beginnt. Die Polizei ist ratlos. Wird es den Kindern gelingen, die drei Geister wieder einzufangen?

Der Kinderbuchverlag Berlin
2. Auflage 1986
Illustrationen: Wolfgang Freitag
 

Eduard Ullmann (Hg.): Spur und Schatten

"Ein heißes Herz, einen kühlen Kopf und saubere Hände" zu haben, verlangte Feliks Dzierzynski von den Mitarbeitern der Tscheka, der Außerordentlichen Kommission zur Bekämpfung von Sabotage und Diversion, die 1918 zum Schutz gegen die ausländische Konterrevolution geschaffen worden war. Wie die Tschekisten unter komplizierten politischen Bedingungen arbeiten - in der Sowjetunion, in England, Frankreich, Holland, im faschistischen Deutschland -, zeigt diese Auswahl von Erzählungen.
Auf der Grundlage authentischen Materials und der Kenntnis einer Fülle von Details gestalten bewährte Autoren ein farbiges Stück Geschichte der Tätigkeit der Tschekisten. Stets ging es dabei um die Sicherung der Errungenschaften der Volksmacht, auch unter schwierigsten Vorzeichen. Die Mitarbeiter der "unsichtbaren Front" bewährten sich im Bürger- und Interventionskrieg, in den Jahren der ersten sozialistischen Fünfjahrpläne, während des Großen Vaterländischen Krieges und in der schweren Nachkriegszeit.
Die Handlung der ersten Erzählung ist noch zur Lebenszeit Lenins angesiedelt - die der letzten Erzählung könnte gestern oder vorgestern passiert sein, einem Nachbarn oder einem nahestehenden Freund.

Militärverlag der DDR, Berlin
1. Auflage 1987
 

10 Februar 2023

Gerhard Niese: Spiele und Experimente

Einband der Auflage von 1981

Warum schwimmt eine Nähnadel auf dem Wasser? Warum wird man auf der Waage schwerer oder leichter, wenn man Freiübungen macht? Was fällt schneller, ein Brikett oder eine Briefmarke? Wie kommen die "lebenden" Bilder des Films zustande?

Diese und viele andere Fragen könnt ihr beantworten, wenn ihr die Spiele, Kunststücke und Experimente ausführt, die in diesem Buch beschrieben und physikalisch erläutert sind. Was euch bisher unverständlich war, werdet ihr näher kennenlernen, und was ihr kanntet, wird von neuem interessant, wenn ihr es selbst ausprobiert und neue Zusammenhänge entdeckt. Jeder kann diese Versuche ausführen, denn Apparate oder Instrumente sind nicht notwendig.

VORWORT
„Ein Bleistift balanciert auf der Fingerspitze.“
Wohl jedes Mädchen und jeder Junge hat schon dieses Kunststück versucht, und wie groß waren die Freude und der Stolz, wenn es gelang! Darüber will unser Buch noch hinausführen. Vom Können will es zum Verstehen hinleiten. So wird Interesse für die Frage nach dem Warum geweckt. Die Gründe für das Gelingen solcher Kunststücke werden aufgedeckt. Gleichsam spielend werden mit einfachsten, von jedem Leser sofort auszuprobierenden Versuchen die Gesetze der Physik erläutert. Sicher nicht alle Gesetze. Diese Seiten ersetzen kein Lehrbuch der Physik. Nur die einfachsten und dabei interessanten Versuche werden genannt. Damit dringen wir in vier wichtige Teilgebiete der Physik ein: Am Beginn stehen Versuche aus der Mechanik. Wir beobachten Kraftwirkungen (oder: Wirkungen der Kräfte). Warum fällt der Kreisel nicht um? Warum schwimmt ein Körper? Wie kann man mit Hilfe des Pendels die Erdumdrehung nachweisen? Mit diesen und anderen Fragen lernen wir Kräfte und Bewegungen bei festen, flüssigen und gasförmigen Körpern kennen.
Die Wärmelehre ist ein weiteres interessantes Gebiet der Physik. Kältemischungen von -18°C, Dämpfe und Nebel, Eis und rotglühende Herdplatten lernen wir auf ihre Eigenschaften hin untersuchen. .......


Für Leser von 12 Jahren an

Der Kinderbuchverlag Berlin
Freizeitreihe

 


Mit Illustrationen von Erwin Wagner und
Techn. Zeichnungen von Edgar Leidreiter

1. Auflage 1952 [1.-20. Tsd.]
2. Auflage 1952 [21.-30. Tsd.]
3. Auflage 1953
4. Auflage 1955
5. Auflage 1956




Mit Illustrationen von Heinz-Karl Bogdanski

1. Auflage 1969
2. Auflage 1973
3. Auflage 1975
4. übearb. Auflage 1981

 

Isabel Allende: Von Liebe und Schatten

Sie haben sich durch einen Zufall kennengelernt: die Journalistin Irene Beltrán aus wohlhabendem bürgerlichem Haus und der Psychologe und Fotograf Francisco Leal, dessen Eltern 1939, nach dem Spanischen Krieg, ihr Land verlassen mußten und in Chile eine zweite Heimat fanden. Ganz unterschiedliche Welten stoßen aufeinander: Francisco, der sich seit langem der Verfolgten annimmt und dabei sein eigenes Leben aufs Spiel setzt, und Irene, die jenseits und unberührt von der Wirklichkeit für ihre Zeitschrift auf Sensationsjagd unterwegs ist. Doch das schon zum chilenischen Alltag gehörende Gespenst des Schreckens führt beide auf einen Pfad, den sie nur gemeinsam beschreiten können. Als sie das stillgelegte Bergwerk entdecken und dort ihre Ahnung bestätigt sehen, müssen sie, nun selber Verfolgte, fliehen. Ihr Ziel ist Spanien, das Land, das vor vierundvierzig Jahren Franciscos Eltern ins Exil zwang.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1987
 

Martin Walser: Stücke

Martin Walser (geb. 1927): Jetzt kann man wissen, daß es keine nennenswerten Erfahrungen gibt, die einer allein macht. Also die Kunst hat keine subjektive Wurzel. Erfahrungen machen alle; erleiden alle. Wie man aber vom Erleiden zum Ausdruck, von der Wut zum Wissen kommt, das wiederum ist nicht damit beschrieben, daß man sagt, wer die Begabung hat, wer schöpferisch ist, der kann das eben... Ausarbeitenswert wäre vielmehr die Erkenntnis, daß künstlerische Arbeit von selbst durch und durch gesellschaftlich ist, Ausdruck einer Klassensituation...
Die sich vom Schreibenden entfernenden Sätze stehen ihm gegenüber. Je mehr von ihm selber da steht, desto mehr muß er sich in der Folge danach richten. Es gibt ein Hin und Her zwischen ihm und dem Geschriebenen. Er erfährt durch das Schreiben mehr von sich, als er wußte. Zum Beispiel über die Erfahrungen seiner Klasse. Er hatte das nicht so parat. Aber jetzt wird es aufgerufen, abgerufen, jetzt wird es anschaubar, nachprüfbar.
Stimmt es? hält es sich? ist es eine Antwort auf das, was ihm passiert ist?
Aus: "Wovon und wie handelt Literatur" (1972)

Reclams Universal-Bibliothek
 

09 Februar 2023

Hans Petersen (Hg.): Erkundungen - 23 englische Erzähler

Die in dieser Anthologie zu Wort kommenden englischen Erzähler gehören bis auf einige Ausnahmen — Dylan Thomas, oder etablierte Autoren wie Graham Greene und Angus Wilson — der jüngeren Generation an. Sie besichtigen in den vorgelegten Beispielen nicht das zerfallene britische Imperium, sie erkunden vielmehr das England unserer Tage. Jeder der zwischen 1950 und 1968 entstandenen Texte aus der Feder inzwischen berühmt gewordener, bei uns kaum bekannter Schriftsteller wie Edna O'Brien, Nell Dunn, Shelagh Delaney, William Trevor und William Sansom spiegelt auf charakteristische Weise ein Stück englischer Wirklichkeit wider. Neben realistischen stehen komische, skurrile und vor allem ironische Stories, neben grotesken solche mit romantischem Einschlag, symbolhafte neben solchen, die den Leser das Gruseln lehren. Hier wird der schäbige Wohlstand der bürgerlichen Mittelschicht transparent gemacht, hier läßt selbst die elegant dargebotene Liebesgeschichte die lauernde Unzufriedenheit ahnen, hier wird die Poesie im Alltag des englischen Arbeiters ebenso sichtbar wie das Rassenproblem oder die Auflehnung der jungen Generation gegen die Normen des Establishment. Diese Kurzgeschichten spüren psychologische und soziale Hintergründe, scheinbar am Rand liegendes individuelles Erleben auf und durchleuchten das Halbdunkel einer Welt, die auch durch ihre Literatur für uns begreifbar wird.


Inhalt

5 ... Graham Greene ... Josephines Rache Übersetzt von Walther Puchwein

16 ... Roald Dahl ... Die Wirtin Übersetzt von Wolfbeinrich von der Mülbe

25 ... Angus Wilson ... Rex Imperator Übersetzt von Gisela Petersen

39 ... Nell Dunn ... Das verlassene Haus Übersetzt von Hans Wollschläger

44 ... Alan Sillitoe ... Ehe der Schnee kommt Übersetzt von Gisela Petersen

66 ... William Trevor ... Raymond Bamber und Mrs. Fitch ... Übersetzt von Gisela Petersen

85 ... Michael Baldwin ... Hier kommt Jumba Übersetzt von Hans Petersen

92 ... Penelope Gilliatt ... Leben auf engem Raum Übersetzt von Helmut Heinrich

102 ... Shelagh Delaney ... Pavane für einen toten Prinzen Übersetzt von Wolf D. Rogosky

110 ... Margaret Drabble ... Eine Reise nach Kythera Übersetzt von Helmut Heinrich

124 Penelope Mortimer ... Eine hübsche Überraschung Übersetzt von Gisela Petersen

136 Dylan Thomas ... Eine Geschichte ... Übersetzt von Erich Fried und Enzio von Cramon

145 John Wain ... Bei uns zu Haus Übersetzt von Gisela Petersen

155 A. 0. Chater ... Der Wettkampf der Bogenschützen Übersetzt von Gisela Petersen

169 Rosemary Manning Der Siegespreis der Freundschaft Übersetzt von Helmut Heinrich

185 Stan Barstow ... Erstens kommt es anders ...Übersetzt von Gisela Petersen

196 Jim Hunter ... Requiescat Übersetzt von Gisela Petersen

208 Brian Glanville ... Torhüter sind alle verrückt Übersetzt von Gerhard Böttcher

221 Muriel Spark ... Die Schwarze Madonna Übersetzt von Peter Naujock

242 William Sansom Ausbruch Übersetzt von Iris und Rolf Hellmut Foerster

251 Edna O'Brien ... Bindungen Übersetzt von Elisabeth Schnack

263 Julian Mitchell ... Der Verkäufer Übersetzt von Gisela Petersen

280 Ted Hughes ... Das Regenpferd Übersetzt von Hans Petersen

290 Nachwort

295 Biographische Notizen

303 Anmerkungen


Verlag Volk und Welt, Berlin
1. Auflage 1971


 

Arthur Schnitzler: Spiel im Morgengrauen - Erzählungen

Andere Tote hinterlassen den noch Lebenden den Eindruck des verehrungswürdigen, der Größe, zuweilen des Furchtbaren. Was Arthur Schnitzler zurückläßt, ist Liebe. Sein Werk kann nur geliebt werden. Sein Andenken kann nur geliebt werden. Er hat zwei großen Mächten des Lebens seine Erkenntnis und seine Kunst dargebracht. Die großen Mächte sind die Liebe und der Tod, und sie sind verbündet... Niemand in der Welt und im Jahrhundert hat die Gebrechlichkeit und die Kostbarkeit unserer wahrhaft erlebten Stunden fühlbar gemacht wie Schnitzler. Bei keinem anderen ist das Glück so sehr Glück, das heißt vergänglich und unschätzbar... Er hatte Anmut, und er hatte Kraft. Die Schicksale der Menschen standen auf und sprachen, sooft er es wollte. Er beschwor unsere Teilnahme an ihnen, der Atem des Menschentums strömte zwischen uns und ihm. - Heinrich Mann

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1982
TdW Taschenbibliothek der Weltliteratur
Abbildung: Egon Schiele "Vier Bäume" (Ausschnitt)
Nachwort: Eduard Zak und Rudolf Walbiner

 

Anne Philipe: Nur einen Seufzer lang

Anne Philipe, Journalistin und Mitarbeiterin an einem Museum für Völkerkunde, schrieb ein Buch über ihren Mann, Gérard Philipe. Aber nicht der gefeierte Filmstar steht im Mittelpunkt, nicht Fanfan und Julien Sorel, sondern der geliebte, zuverlässige Lebensgefährte.
Dieses schmale Bändchen ist mehr als bloße Erinnerung. Es ist Meditation über die Begrenztheit des menschlichen Daseins, es ist Klage über eine Trennung für immer, und es ist zugleich Aufbegehren gegen einen übermenschlichen Schmerz. Ein Spaziergang, ein Spiel mit den Kindern, eine Taxifahrt durch Paris rufen unwiderruflich verlorene Stunden des Zusammenseins ins Gedächtnis, geben aber auch die Kraft und die Zuversicht, mit der Einsamkeit fertig zu werden. Anne Philipes Trauer ist tief und leidvoll, doch hat sie sich den Blick für das Leben nicht trüben lassen. Auf ganz persönliche Art kündet ihr Buch von einer Tapferkeit, die Welt zu sehen, wie sie ist, und sie dennoch zu lieben.
"Nur einen Seufzer lang" ist ein Zeugnis menschlicher Größe und Schlichtheit. Von einer Jury, der u. a. Louis Aragon, Michel Butor, Maurice Druon, Vladimir Pozner und Jean-Paul Sartre angehörten, wurde das Werk mit dem "Prix de l'Unanimité" ausgezeichnet, einem Preis, der nur nach einstimmiger Beschlußfassung vergeben werden kann.

Verlag Volk und Welt, Berlin
 

08 Februar 2023

Lew Nikolajewitsch Tolstoi: Späte Erzählungen

Lew N. Tolstoi (1828-1910) lesen "heißt heimfinden aus jeder Gefahr der Verkünstelung und kränklichen Spielerei zur Ursprünglichkeit und Gesundheit, zu dem, was in uns selbst gesund und ursprünglich ist...
Die erzählerische Macht dieses Werkes ist ohnegleichen, jede Berührung damit, noch dort, wo er Kunst gar nicht mehr wollte, sie schmähte und verschmähte und nur gewohnheitsmäßig sich ihrer als Mittel zur Erteilung zweifelhafter und gedrückter moralischer Lehren bediente, führt dem Talent, das zu empfinden weiß (aber ein anderes gibt es nicht), Ströme von Kraft und Erfrischung, von bildnerischer Urlust und Gesundheit zu...
Ach ja, die Meinungen Tolstois! Wenn man ihnen wie Offenbarungen lauschte, so zweifellos darum, weil sie wirklich dergleichen waren: autokratische Kundgebungen dessen, was man ,Persönlichkeit' nennt, gewalttätig ins Recht gesetzt durch jenen Naturzauber, der das Gutshaus im Gouvernement Tula zu einem Wallfahrtsort menschlicher Bedürftigkeit, einem in alle Welt strahlenden vitalen Kraftzentrum machte." - Thomas Mann
 

Reclams Universal-Bibliothek Band 652
2. Auflage 1982

Gerhard Harkenthal: Canal Story

An Bord des französischen Frachters "Bajadère" befindet sich die junge Pariser Journalistin Danielle Fauvart. Ihr Ziel: die ägyptische Hafen- und Handelsmetropole Alexandria. Der Auftrag ihrer Zeitung: Licht in die welterregenden Rauschgiftschmuggel-Affären zu bringen. Noch ahnt die verwöhnte Vertreterin der "Jeunesse dorée" nicht, in welche Wirren sie im Land der Pharaonen geraten wird. Die Warnungen ihres Verlobten hat sie leichtfertig in den Wind geschlagen, und nun stürzt sie von einem Abenteuer ins andere. Neue Fragen stürmen auf sie ein. Auf wessen Veranlassung werden Medikamente ins Meer geworfen? Wer ist der Mörder ihres jüngsten Bruders Pierre, eines Lotsen der Suezkanalgesellschaft? Vor dem welthistorischen Panorama der internationalen Suezkrise entrolle Gerhard Harkenthal eine erregende Kriminal- und Abenteuergeschichte, deren vielfarbige Schauplätze Kairo, Port Said, Alexandria, Zypern, London und Paris sind. 

Buchverlag Der Morgen, Berlin
4. Auflage 1969

Wera Mutaftschiewa: Spielball zwischen Kirche und Thron

3. Mai 1481. Die Kunde vom Tod des mächtigen Sultans Mehmed eilt durch die Lande, bis hin zu den Söhnen des Herrschers, die als Statthalter in weit entfernten Provinzen des Reiches regieren: zu Bajesid, dem älteren, beim Volke verhaßten, der seine Häßlichkeit hinter Schlauheit verbirgt, und zu dem "im Purpur geborenen" Dschem, dem beliebten und begabten Dichter und Beschützer der Musen. Umgehend hat sich Bajesid des Thrones bemächtigt. Und nach dem Gesetz der Osmanen wird das Reich nicht geteilt, nur einer kann Sultan sein, alle anderen Brüder werden umgebracht. Doch kampflos will Prinz Dschem sein Leben nicht lassen, er sucht Verbündete in Rumelien. Auf dem Wege dorthin bittet er bei den Johannitermönchen auf Rhodos um Schutz. Dieser Schritt wird ihm zum Verhängnis: nie mehr kann er den Klauen der katholischen Kirche entrinnen. Der Papst versucht, Dschem an die Spitze eines Kreuzzuges gegen die Türken zu stellen, die weltlichen Herrscher Europas feilschen jahrelang miteinander, jeder will den Prinzen als Geisel und Trumpf in seine Hand bekommen. Ungeheure Bestechungssummen werden für ihn geboten, zahllose Verbrechen seinetwegen begangen. Prinz Dschem, der einstmals strahlende Held, wird zum Spielball zwischen Kirche und Thron.

Im Vorwort steht zu lesen:
Die Zeugen dieser Geschichte haben längst das Zeitliche gesegnet, aber bei den heutigen gerichtlichen Ermittlungsmethoden ist es nicht schwierig, die Toten reden zu lassen, wenn es sich um einen bedeutenden Fall handelt. Sie werden die Aussage kaum verweigern, denn sie berührt das alles nicht mehr. Das einzige, was sie zu befürchten haben, ist die Verurteilung durch die Historie. Doch ein solchen Urteil schadet niemanden, da es in Abwesenheit gefällt und bedingt ausgesprochen wird.

Rütten Loening 1980
buchclub 65

07 Februar 2023

Rudi Chowanetz: So sind wir

Bunt und vielfältig wie das Pionierleben ist dieses Buch für den Thälmannpionier.
In Wort und Bild stellt sich die Pionierorganisation "Ernst Thälmann" vor.
Der Einblick in die Geschichte der sozialistischen Kinderorganisation und in die gegenwärtige Arbeit unseres Millionenverbandes ist gleichzeitig Anregung für weitere gute Pionierarbeit.
"So sind wir" ist für die Thälmannpioniere das große bunte Buch über ihre Organisation - Enzyklopädie und Geschenkband zugleich.

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1978
2., veränderte Auflage 1981
Herausgegeben im Auftrag des Zentralrates der Freien Deutschen Jugend, Abteilung Junge Pioniere
Zusammengestellt von Rudi Chowanetz
 

Valja Stýblová: Skalpell, bitte!

Valja Stýblová, selbst Professor für Neurologie, gibt in diesem Buch ohne Sentimentalität, ohne Beschönigung des "hehren" Arztberufs ein Bild von der harten Arbeit eines Mediziners mit all den Höhen und Tiefen, den Schwierigkeiten, die täglich in einer großen Klinik auftreten.
Ein junger Mann, Journalistikstudent, besucht einen bekannten Prager Neurochirurgen, um im Auftrag seiner Zeitung ein Interview mit ihm zu machen. Eigentlich hat er wenig Hoffnung, da er bei ähnlichen Gelegenheiten schon so oft abgewiesen wurde. Doch der vielbeschäftigte Arzt findet Zeit für den jungen Mann. Aus der Unterhaltung wird für den Älteren ein Erinnern an seine Jugend, seine Studentenzeit, seine Lehrjahre an der Neurochirurgischen Klinik, aber auch an besonders komplizierte oder tragische Fälle in seiner Praxis. An Fälle, die ihm sehr nahe gingen, wie die schweren Gehirnoperationen an seinem Freund und an dem kleinen Jungen, bei dem ein Erfolg wegen der Größe der Geschwulst zunächst aussichtslos schien. Der Charme des Kleinen hatte ihn aber so gefangen, daß er sich trotz aller Einwände seiner Kollegen zum Eingriff entschloß.

Valja Stýblová wurde als Tochter eines Ingenieurs 1922 in Charbin geboren; legte 1941 das Abitur in Prag ab; widmete sich danach dem Klavierstudium; nahm nach 1945 das Medizinstudium auf; seit 1973 Leiter des Lehrstuhls für Neurologie und Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität; seit 1974 Chefarzt einer neurologischen Klinik in Prag; 1977 Berufung zum Professor für Neurologie; erhielt 1976 den Titel "Verdiente Künstlerin" und wurde 1981 mit dem Nationalpreis ausgezeichnet.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar
1. Auflage 1987
bb Nr. 597

Hildegard und Siegfried Schumacher: Sommerinsel

Sind Stephan leichtfertig und Fine unmoralisch? Sie fahren, obwohl sie sich noch nicht lange kennen, gemeinsam zum Zelten an einen entfernten See und verleben dort herrliche Ferien. Als es bekannt wird, daß sie ein Kind haben werden, bleibt das Gerede nicht aus. Liebe fordert Bewährung. Fine und Stephan bestehen die Probe. Sie möchten keinen Tag des Jahres in Ellerstädt missen.


Verlag Neues Leben Berlin 1971

 

W. Somerset Maugham: Silbermond und Kupfermünze

"Silbermond und Kupfermünze" erzählt die Geschichte eines genialen Malers. Der vierzigjährige Londoner Börsenmakler Charles Strickland durchbricht unerwartet seinen bisherigen Lebenskreis, verläßt Frau und Kinder und gibt materielle Sicherheit und bürgerliche Existenz auf, um fortan nur noch zu malen. Von fanatischem Schaffensdrang besessen, alle künstlerischen und gesellschaftlichen Konventionen mißachtend, führt er erst in Paris, dann in Marseille ein armseliges Dasein. Auf Tahiti findet er schließlich, wonach er verzweifelt sucht: Schönheit und paradiesische Unschuld. Hier entstehen seine fremdartig-schönen Meisterwerke, bevor sich sein tragisches Schicksal vollendet.
In der Gestalt Stricklands spiegeln sich unverkennbar Züge des französischen Malers Paul Gauguin, obwohl es nicht Maughams Absicht war, einen Gauguin-Roman zu schreiben. Ihn interessierte vielmehr das Problem des künstlerischen Genies und seiner Durchsetzung in der bürgerlichen Gesellschaft, das er aus verschiedenen Blickwinkeln erhellt, ohne dem Leser eine bequeme Lösung zu präsentieren.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1973
bb 287

 

Alan Winnington: Silberhuf

Abenteuer ungewöhnlicher Art haben Mike Norton, der englische Journalist, und sein Sohn Jack zu bestehen. Im Himalaja-Gebirge, während sie nach dem Schneemenschen suchen, entdecken sie in einem Lamakloster Silberhuf, das Bronzepferd, welches sprechen und laufen kann. In vielen gefährlichen Situationen, auch auf der zweiten Expedition, die bis nach Laos führt, steht ihnen das wundersame Pferd Silberhuf tapfer zur Seite. 
Alan Winningtons beliebte Bücher "Silberhuf" und "Silberhuf zieht in den Krieg" erscheinen nun in einem Band unter dem Titel "Silberhuf".

Der Kinderbuchverlag, Berlin
ATB - Alex Taschenbücher Nr. 95
3. Auflage 1989
 

Sergej Antonow: Silberne Hochzeit

Ein Brückenau in der ostsibirischen Taiga wird zum Prüfstein menschlicher Bewährung. Er läßt den Jämmerling hinter dem Ministeriumsschreibtisch Zuflucht suchen und den Berherzten hinausziehen in die schneeige Ungewißheit. Den renommierten Bulygin, diesen etwas schrulligen, doch liebenswerten alten Mann, der stets seinen Hochzeitstag vergißt, trifft die Versetzung nach Sibirien wie eine Entlassung. Doch er hat zu hohe Begriffe von seinem Beruf, als daß er dieser neuerlichen Bewährung auswiche. Es ist wohl die härteste Prüfung seines Lebens, als er den unerhörten Schwierigkeiten an dem sibirischen Fluß, dem überharten Winter, der Abwanderung seiner Leute, bürokratischen Hemmnissen und nicht zuletzt den eigenen Unzulänglichkeiten begegnen muß.

Verlag Kultur und Fortschritt

 

06 Februar 2023

Hans Ahner: SOS in Himmelshöhen

"Die Fluggeschichte ist immer spannend, spannender als erfundene Abenteuerromane", behauptet der Autor, und er beweist es. Er denkt dabei an die Pioniere der Luftfahrt, an den "Wettlauf in den Himmel", so überschreibt er sein erstes Kapitel. Doch bald beginnt das "Geschäft mit dem Wagnis" - Flugzeugkatastrophen erregen die Öffentlichkeit. Das ist das Hauptanliegen des Autors: "Hinter die scheinbar natürlichen Ursachen einzelner Flugzeugkatastrophen zu blicken und die wirklichen Triebfedern der kapitalistischen Welt bloßzulegen." Es ist ein Widerspruch: Das Flugzeug gehört zu den sichersten Verkehrs- und Transportmitteln - aber was geschieht zwischen Himmel und Erde, wenn der Ruf ertönt "Achtung - wir stürzen ab". Oder was geschah, bevor das Flugzeug aufstieg? Was geschah nicht, was wurde versäumt? Hans Ahner schaut hinter die Kulissen und entdeckt üble Geschäftspraktiken. Er verfolgt die tragische "Straße der Katastrophen" und beobachtet Konkurrenzkampf und Profitsucht, das verbrecherische Spiel mit dem Leben vieler Menschen. Viele der hier beschriebenen Katastrophen und Skandale sind noch in Erinnerung, sie gingen in die Geschichte der Luftfahrt ein. Aber zum ersten Mal erfährt der Leser mehr als nur das, was nüchterne Zeitungsberichte aussagen können. Ein spannendes Buch also, spannend erzählt, aber auch ein nützliches und umfassendes - und ein aktuelles.

Buchverlag Der Morgen, Berlin
1. Auflage 1968
 

Werner Legère: Schwester Florence

Eindrucksvoll und mit tiefem Einfühlungsvermögen erzählt der Verfasser vom Leben und Wirken Florence Nightingales, der Bahnbrecherin der weiblichen Krankenpflege in England im 19. Jahrhundert. Er läßt vor uns das Bild einer Frau entstehen, die ihr Leben unter das Wort Johannes 13,15 stellte: "Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe."
Von diesem Wort ergriffen, beschließt Florence Nightingale, als sie von den katastrophalen Zuständen in englischen Lazaretten während des Krimkrieges 1854 hört, ihre Stellung als Leiterin eines Londner Hospitals aufzugeben und als Krankenpflegerin nach Skutati zu reisen. Die Not ist groß. Es fehlen die primitivsten Voraussetzungen für eine hygienische und zweckmäßige Behandlung der Kranken. Auf dem Papier ist alles in Ordnung. Doch die Verwundeten leiden, verkommen und sterben. Florence Nightingale schafft unter dem Einsatz aller ihrer körperlichen und seelischen Kräfte gründlich Abhilfe. Sie vergißt nichts: Wäsche und Kost, Sauberkeit der Räume und menschliche Behandlung, sorgfältige leibliche Pflege und geistige Betreuung. Ihrer aufopferungsvollen Hingabe gelingt die Überwindung des Widerstandes, den Borniertheit, Neid und Bosheit ihr entgegenstellen. Die Soldaten hängen mit glühender Verehrung an ihr. Auch in der Heimat wird ihr Werk anerkannt. Nach Beendigung des Krieges kehrt sie still und bescheiden zurück und weiß sich allen öffentlichen Auszeichnungen zu entziehen. Doch sie setzt ihr Werk in der Stille fort. Sie hilft mit Ratschlägen beim Ausbau des Sanitäts- und Krankenpflegewesens und gründet eine Schwesternschule. "Schwester Florence" ist nicht nur ein fesselndes, sondern zugleich ein aufrüttelndes und forderndes Buch, das sich vor allem an unsere reifere Jugend wendet.

Evangelische Verlagsanstalt
 

Von Scott bis Stevenson: Englische Kurzgeschichten

In einer sorgsam ausgewählten Reihe vollendeter und charakteristischer Stücke, die der Leser nie vergessen wird, ersteht in diesem Bande der ganze Reichtum und die erstaunliche Vielfalt englischer, schottischer und irischer Erzählkunst von Walter Scott bis zu Stevenson. Neben der tragischen Erzählung hat hier die Gespenster-, Verbrecher- und Abenteuernovelle, neben der bewegenden Familien- und Kindergeschichte der einzigartige Schwank seinen Platz; neben der Tiergeschichte stehen die kulturhistorische Novelle, die Erzählung von Sonderlingen und Verstoßenen, das Märchen und der Traum. Wer sich den Verlockungen und Reizen dieses Bandes überläßt, wird beglückt sein von der Fülle an Schönheit und Phantasie, von dem Reichtum an spannender Handlung und herzlichem Humor, der in ihm waltet, und zugleich seinen Gesichtskreis erweitern um ein gutes Stück Erkenntnis englischen Wesens.

Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung Leipzig
Sammlung Dieterich, Band 56
6. Auflage 1979

 

Wera und Claus Küchenmeister: Sie nannten ihn Amigo

Walter Meister liegt unter dem sechsten Wagen. Er tastet den Boden des Güterwagens ab und schiebt mit der Schulter eine schon von innen gelockerte Bohle hoch. Während ein Häftling in KZ-Kleidung sich herausgleiten läßt, springen Männer in hochschäftigen Stiefeln und schwarzen Uniformen von den Trittbrettern. Die beiden unter dem Zug pressen sich an den Schotter. Sie halten den Atem an...

Wera und Claus Küchenmeister erzählen spannend und bewegend von einer mutigen Tat im Kampf gegen den Faschismus in Deutschland.


Kinderbuchverlag Berlin 1966

ATB Buch Nr 57

 

Michail Scholochow: Sie kämpften für die Heimat

Leseprobe

Ist es die Möglichkeit?
Auf der Bank am runden Tisch wird eine Ecke frei. Ich setze mich neben das stramme Fräulein Massopust. Kubo schnipst mit den Fingern. "Eine Lage, Adolf! Wir haben einen Gast hier." Ehe ich mich umsehe, bin ich schon Mitglied einer Schnapsrunde. "Zum Wohl!" sagt Kubo. "Es leben die Stiefelputzer." In seinen Augen glitzern Lachfunken. Ich stürze den Schnaps hinunter und mime den Angetrunkenen. Unversehends umfasse ich die festen Hüften der Inspektorstochter. "Trink, Schatz! es ist bezahlt."
Jetzt funkelt in Kubos Augen die Eifersucht. Er war drauf und dran, das stramme Weibchen für sich einzunehmen. Ein kleiner, ungefährlicher Seitensprung, bitte sehr! Man hört so allerhand über die Qualitäten der Frau.
Daß ich ihm in die Quere komme, paßt ihm nicht ins Konzept. Eva Massopust thront wie eine zu Späßen aufgelegte Königin auf der Bank. Sie faßt meine Hand und löst sie vorsichtig von ihrer Hüfte. Sehr vorsichtig sogar. Ich muß ihren Rücken streicheln, ehe ich den heißen Fingern entschlüpfen kann.
"Gott!" sagt sie glucksend, "wie aufdringlich die jungen Kerle heutzutage werden, wenn sie bloß Schnaps riechen."
Sie fordert von Graupeter-Adolf eine neue Lage.
In dem Augenblick, da sich Kubo eine neue Zigarre ansteckt, blinzelt sie mir verheißungsvoll zu.
Mir wird heiß unter der Haardecke. Ist es die Möglichkeit? Oder bloß eine Schnapslaune? Sei es, wie es sei! Momentan habe ich Chancen hier. Der Räuberhauptmann macht sich. Er wird dem geleckten und geschniegelten Fuhrunternehmer vorgezogen. Für diese Gewißheit putze ich gern die Schuhe aller Dorfbewohner an einem Tag. Die nächste Runde geht auf mein Konto. "Was Süßes bitt' ich mir aus!"


Michail Alexandrowitsch Scholochow ist einer der bedeutendsten russisch-sowjetischen Schriftsteller, ein führender Vertreter des sozialistischen Realismus. Er wurde am 24. Mai 1905 in der Staniza Wjoschenskaja am Don (Gebiet Rostow) geboren und stammt mütterlicherseits von Kosaken ab, mit deren Tradition, Lebensweise und Folklore er eng verbunden ist. Bereits als Fünfzehnjähriger kämpfte er in der Roten Armee gegen weißgardistische Banden im Dongebiet. 1922 zog er nach Moskau, wo er als Arbeiter, Maurer und Lehrer tätig war, und wo er auch zu schreiben begann. Seine frühen Erzählungen, die den Kämpfen des Bürgerkrieges gewidmet sind, wurden in den Bänden "Flimmernde Steppe" und "Lazurfarbene Steppe" (beide 1926) zusammengefaßt. 1925 kehrte Scholochow nach Wjoschenskaja zurück, wo er heute noch lebt. Hier begann er mit der Niederschrift seines Hauptwerkes, des vierbändigen Romans "Der stille Don" (1928-1940). Das Schicksal des Kosaken Grigori Melechow, seine Liebe zu der schönen Aksinja, sein jahrelanges Schwanken zwischen den Fronten spiegeln meisterhaft und umfassend den schweren Weg der Donkosaken von 1913 bis in die Jahre des Bürgerkrieges. Nach dem dritten Band unterbrach Scholochow die Arbeit am "Stillen Don" und wandte sich mit "Neuland unterm Pflug" (I. Band 1932) dem aktuellen Thema der Kollektivierung der Landwirtschaft zu. 1959 erschien der abschließende II. Band. Während des Großen Vaterländischen Krieges seiner Heimat war Scholochow Frontkorrespondent. Neben Reportagen und Berichten begann er 1943 seinen Kriegsroman "Sie kämpften für die Heimat" zu schreiben, dessen 1959 erschienener Text 1969 um neue Kapitel erweitert wurde. 1957 veröffentlichte Scholochow die Meistererzählung "Ein Menschenschicksal", die wie fast alle seine Werke erfolgreich verfilmt wurde.
Michail Scholochow ist seit 1932 Mitglied der KPdSU und seit vielen Jahren Deputierter des Obersten Sowjets der UdSSR. Für sein in fünfundvierzig Sprachen übersetztes, weltweit verbreitetes Werk erhielt er mehrfach Staatspreise der Sowjetunion, 1960 den Leninfriedenspreis und 1965 den Nobelpreis. In der DDR erschienen Scholochows Bücher in zahlreichen Einzelausgaben und einer achtbändigen Werksausgabe.

Verlag Volk und Welt
Roman-Zeitung Nr. 303 (6/1975)
Aus dem Russischen von Hilde Angarowa

Michael Franz: Sieg der Sphinx

Unter einem Zug der Pariser Metro findet der Kunsthistoriker Wassmann den Tod. Wassmann, der eine krankhafte Furcht vor der Untergrundbahn hatte, verabredete sich dennoch auf diesem Bahnhof mit seinem Mörder. Barthes, ein waschechter Pariser Kriminalkommissar, steht vor einem Fall, der ihm viel abverlangt, sogar kunsthistorische Kenntnisse, um hinter des Rätsels Lösung zu kommen. Denn bald findet er heraus, daß Wassmann an einem Sphinx-Projekt arbeitete, für das sich ein Konzern und sein fast allgewaltiger Werbechef Roland interessieren. Wassmann scheint ein doppeltes Spiel getrieben zu haben. Doch gibt es noch andere Verdächtige: die Witwe, die durch den Tod ihres Mannes über Nacht wohlhabend wird, und ihren Geliebten Max Segal, der stets im Schatten Wassermanns lebte und arbeitete; und den Kunstmaler Achim Stein aus der DDR, der anläßlich einer Ausstellung in Paris den einstigen Schulkameraden Wassmann wiedertrifft und nicht unempfindlich ist für die Reize Helenes, dessen Frau. Spannend und vielschichtig erzählt der Autor diese handfeste Kriminalstory, ohne darüber zu versäumen, Pariser Milieu einzufangen und französische Verhältnisse zu schildern.

Mitteldeutscher Verlag Halle - Leipzig 

03 Februar 2023

Lew Kassil: Schwambranien

Vom Vater zur Strafe in die Ecke gestellt, entdecken Lew und Oska das Großreich Schwambranien auf dem Kontinent des Großen Zahns - ein Traumland, in das sie sich fortan flüchten vor den Ungerechtigkeiten dieser Welt: vor Verboten und Strafen, vor den strengen Lebensregeln der Arztfamilie, in der sie aufwachsen, und vor den unmenschlichen Erziehungsmethoden im zaristischen Gymnasium des Jahres 1914. Es kommt der Krieg. Es kommen große Umwälzungen im Land, um das wirkliche Leben wird aufregender als alle erdachten Abenteuer der beiden tapferen Ritter.

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1984
ATB Buch Nr. 102