27 November 2021

Pause

 

Bild von Melk Hagelslag auf Pixabay 


Moin ihr Lieben,

für dieses Jahr macht der Blog Schluss. Wie immer, wird es für mich keine absolute Pause sein, da die Arbeit mit den DDR-Büchern kein Ende zu nehmen scheint. 

Gerade erst habe ich zwei Bücherpakete aus meinem Lieblingsantiquariat "Windlicht" bekommen. Das werden die ersten Bücher sein, die ich dann hier ab Januar vorstellen werde. 


Für einen Weihnachtsgruß melde ich mich aber noch einmal. Bis dahin habt eine schöne Zeit und passt auf euch auf.

Einen schönen 1. Advent.

Liebe Grüße
Anne-Marit

Rabindranath Tagore: Sandkörnchen im Auge

"Sandkörnchen im Auge" - so nennen sich zwei Inderinnen zum Zeichen ihrer Freundschaft. Asha betrachtet die sonderbare Anrede als einen geistreichen Scherz der bewunderten Freundin, der sie gern alle Ereignisse ihrer jungen Ehe anvertraut. Sie bemerkt dabei nicht, daß Binodini auf dem Wege ist, sich den Kosenamen in seiner wörtlichen Bedeutung zu verdienen. Denn für Binodini, die nach kurzer, unbefriedigender Ehe zu lebenslangem Witwenstand verurteilt ist, ist Ashas Liebesglück zu einer Quelle ungestümer Leidenschaften geworden. Da sie bei ihren Bemühungen ihre weiblichen Reize als wirkungsvolle Waffe einzusetzen versteht, stürzt sie eine orthodoxe Hindufamilie in große Verwirrung.

In diesem frühen Roman des indischen Nobelpreisträgers entfaltet sich eine verwickelte Liebesgeschichte unter den Bedingungen der Kastengesellschaft, deren Gefüge bereits um die Jahrhundertwende von Erschütterungen betroffen war. Das psychologisch einfühlsam gestaltete Dreiecksverhältnis wird zu einem Brennpunkt, in dem überlieferte Moralvorstellungen und Fortschrittsgedanke aufeinandertreffen.

Verlag Volk und Welt Berlin

Benito Wogatzki: Romanze mit Amélie

Erzählt wird aus dem Leben des Hirten Jürgen Siebusch, der bei seinen Schafen vielleicht ein alter Mann geworden wäre, hätte er sich nicht in die Gutsherrntochter Amélie von Kamecke verliebt. Die Liebe beginnt im September 1944, als die Front näher rückt..., und endet bald nach der Befreiung. Doch die Romanze hinterläßt "schmerzliche Einkerbungen". Siebusch gesteht: "... Es war eine große Liebe, und ich wäre gern daran zugrunde gegangen, wenn man mich gelassen hätte." - Neue Zeit, Berlin

Wogatzkis Roman-Pärchen, das in den Frühlingstagen 1945 in einem Schuppen sein scheinbart unausbleibliches Ende erwartet, will sich vor dem Leben einfach verbergen. Doch das Leben, die gesellschaftliche Realität, macht um beide keinen Bogen. Es fordert Entscheidungen heraus. - Neues Deutschland, Berlin

Verlag Neues Leben, 3. Auflage

 

Orazio Curti: Schiffsmodellbau - Eine Enzyklopädie

 


Diese umfassende Darstellung wendet sich vor allem an die große Zahl der Schiffsmodellbauer. Sie vermittelt umfangreiche theoretische Kenntnisse über die Geschichte des Schiffbaus, erläutert den Bau historischer Schiffe und deren Ausrüstung und enthält die ausführliche Beschreibung der technischen Details und ihres Zusammenwirkens.
Gleichzeitig gibt der Autor - Vizepräsident der italienischen nationalen Schiffmodellbauvereinigung "Navimodel" - praktische Hinweise, wie und aus welchem Material Schiffsmodelle am besten gefertigt werden können, vom Standmodell bis zum ferngesteuerten Rennmodell. Ausgehend von langjährigen Erfahrungen der Schiffsmodellbauer aus aller Welt schildert er die verschiedenen Techniken und die einzelnen Bauverfahren der wichtigsten Bauteile.
Das Buch ist ein unentbehrlicher Helfer für alle Modellbauer.

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1. Auflage 1972
Aus dem Italienischen: Intertext Erfurt

Wolfram Mondfeld: Die Galeere vom Mittelalter bis zur Neuzeit


 Wolfram Mondfeld schildert die Geschichte der Galeere, untersucht die vielfältigen Konstruktionsmethoden und erläutert Bauformen, Ausrüstung, Bewaffnung und technische Besonderheiten. Die beigefügten Risse der französischen Galeere "La Dracène", 1675, ermöglichen den Bau eines originalgetreuen Modells.

VEN Hinstorff Verlag Rostock, 2. Auflage 1977
64 Seiten Text mit 16 Zeichnungen, 24 Kunstdrucktafeln und 4 Tafeln mit Rissen

Werner Jaeger: Das Peller-Modell von 1603


 Das sog. PELLER-Modell von 1603 ist wahrscheinlich das älteste deutsche Schiffsmodell. Werner Jaeger hat mit großer Sachkenntnis eine Dokumentation erarbeitet, die dem historisch wertvollen Modell ebenbürtig ist. Mit außerordentlicher Gründlichkeit gibt der Autor eine ausführliche Darstellung der Lebensgeschichte des Modells, eine umfassende Modellbeschreibung, das Aufmaß des Modells und eine Rekonstruktion der Takelage.

VEB Hinstorff Verlag Rostock, 1973
ca. 96 Seiten Text mit 24 Zeichnungen, 24 Kunstdrucktafeln und 12 Tafeln mit Rissen

26 November 2021

Wolfram und Joachim Adolphi: High-Tech im Land der Samurai - Erlebnisse im Umfeld eines "Wirtschaftswunders"

Spitzentechnologien. In Verkürzung des englischen "high technology" haben die Japaner da für ein knappes Wort parat - "Haitek".

Atemberaubend hat sich Japans Wirtschaft entwickelt: auf das Dreißigfache stieg die Industrieproduktion von 1950 bis 1985. Japan als größter Roboterproduzent und -anwender in der Welt, als größter Hersteller numerisch gesteuerter Werkzeugmaschinen, größter Exporteur von mikroelektronischen Schaltkreisen und PKW, als Inbegriff modernster Computer-, Audio- und Videotechnik - lang ist die Reihe der Superlative.

Ist Japan besonders High-Tech-begnadet? Die Suche nach Antworten führt hin zu geographischen, historischen und wirtschaftsstrukturellen Entwicklungsfaktoren, berührt wichtige politische Zusammenhänge, und sie führt vor allem und immer wieder in die Lebens- und Arbeitsweise derer, auf deren Leistung all dieser Erfolg beruht– der japanischen Werktätigen.

Die Samurai sind auch in Japan nur noch Legende. Aber ihre Lebensformen haben Spuren hinterlassen: Spuren, die sich wenngleich vermischt mit vielen anderen Einflüssen vielerorts an wichtiger Stelle im Alltag wiederfinden.

Was hier aufgeschrieben ist, ist keineswegs "Das Japan-Buch". Es ist ein Diskussionsbeitrag. Aus dem persönlichen Erleben dort und hier.

Buchanfang

Das Maxiwunder Minifax und andere Alltagsgeschichten

Nehmen wir doch zunächst einen ganz normalen journalistischen Arbeitstag. Aber was heißt denn das, einen ganz normalen"? So viel hat sich verändert zwischen 1980, dem Beginn, und 1985, dem Ende unserer Arbeit in Japan, und manches wird heute selbst im Verhältnis zu 1985 schon wieder so überraschend anders sein ... Fixieren wir ihn also, diesen normalen Arbeitstag des Korrespondenten in Tokio, und zwar auf den Anfang des Jahres 1985.

Ganz neu waren zu diesem Zeitpunkt ein paar der insgesamt etwa ein Dutzend Telefonzellen, an denen wir auf unserem täglichen zehnminütigen Weg von der Wohnung ins Büro vorbeikamen. Man hatte die leuchtend gelben Apparate durch ebenso leuchtend grüne ersetzt, und deren besonderer Clou war zuvor in kurzen Werbefilmen im Fernsehen ausführlich angekündigt und erklärt worden: Es sollte nun auch beim Telefonieren das Kreditkartensystem Einzug halten. Auf Kleingeld, so hieß es, könne man künftig ebenso verzichten wie auf die komplizierten Tarifberechnungen im Falle eines Ferngesprächs. Jeder könne eine mit Personenkennzahl markierte Plastkarte in dem bei den Banken schon seit langem üblichen Kleinformat erwerben, brauche sie nur in den dafür vorgesehenen Schlitz im Telefon zu schieben, und alle weitere Berechnung, Abbuchung und Kontostandsbenachrichtigung übernehme der Zentralcomputer der Telefongesellschaft.

Die Hauptstädter nahmen das Angebot unternehmungslustig an mit unübersehbarer Freude am "Spiel mit dem Unbekannten". Sofort schnellte die Zahl der Telefonkarteninhaber in die Hunderttausende...


Über die Autoren

Wolfram Adolphi, geboren 1951 in Leuna, studierte am Institut für Internationale Beziehungen der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR in Potsdam-Babelsberg Außenpolitik. 1980 Promotion an der Humboldt-Universität Berlin mit einer Arbeit zu Fragen der internationalen Beziehungen in Ostasien.

Von 1980 bis 1985 Korrespondent des "horizont" in Japan. Seither erneut wissenschaftliche Tätigkeit an der Sektion Asienwissenschaften der Humboldt-Universität.

Zwischen 1977 und 1982 publizierte Wolfram Adolphi Aufsätze zu Themen der Außenpolitik in Ost- und Südostasien in den Zeitschriften "Asien-Afrika-Lateinamerika" und "Deutsche Außenpolitik". Neben den "horizont"-Berichten aus Tokio schrieb er auch Artikel für die "Berliner Zeitung", die "Junge Welt" und andere.

Seit 1985 gehört er zu den Autoren der Wochenzeitschrift "Die Weltbühne". Viele seiner dort veröffentlichten Beiträge haben Problemstellungen des vorliegenden Buches zum Gegenstand.


Joachim Adolphi, Jahrgang 1948, ebenfalls in Leuna aufgewachsen, ist als promovierter Physiker im Kombinat "robotron" in Dresden tätig.

Seine im fünfjährigen Familienbriefwechsel entwickelten Fragen an die japanische Wirtschaftsentwicklung, seine kritische Reaktion auf die Tokio-Artikel des Bruders und sein Bemühen, dessen Japan-Erfahrungen in einen faßbaren Bezug zu unserem Heute in der DDR zu setzen, bildeten den Ausgangspunkt dafür, daß die Autoren dieses für sie beide erste Buchprojekt in Angriff nahmen.

Verlag Neues Leben, Berlin 1988
nl-konkret Nr. 84

 

Heinz Ufer: Freiberg

Einführung

Die alte Bergstadt Freiberg liegt am Fuße des Erzgebirges zwischen den Bezirksstädten Dresden und Karl-Marx-Stadt. Vielgestaltig war ihr Schicksal im Laufe der Jahrhunderte. Der Bergbau, dem sie ihre Gründung gegen Ende des 12. Jahrhunderts verdankt, gibt der Landschaft bis in unsere Zeit hinein das Gepräge. Doch aus der ehrwürdigen Bergstadt der Vergangenheit ist eine vorwärts strebende Hochschul- und Industriestadt geworden, in der alt und neu zu sinnvoller Einheit verwachsen sind.

Vielleicht sind es gerade die Kontraste, die die Stadt, in der Vergangenheit und Gegenwart auf vielfältige Weise innig miteinander verknüpft sind, so anziehend machen.

Die Besucher besichtigen den spätmittelalterlichen Stadtkern, den Obermarkt mit den ihn umgebenden alten Patrizierhäusern und stehen nachdenklich vor den alten, gedrungenen Bergmannshäuschen der sogenannten Sächsstadt. Sie machen ihnen ein Stück Geschichte der Stadt lebendig und verdeutlichen auf ihre Weise die Jahrhunderte hindurch in der Stadt herrschenden großen sozialen Gegensätze, von denen frühere Geschichtsschreiber nur wenig zu berichten wußten. In Grünanlagen eingebettete Wallgräben, Stadtmauern und alte, trutzige Befestigungstürme zeugen von der einstigen Wehrhaftigkeit der reichen Silberbergbaustadt.

Ergriffen stehen wir vor der "Goldenen Pforte", dem einzigartigen romanischen Figurenportal des Doms, eines Kunstwerkes aus der Frühzeit des Freiberger Bergbaus, die Kunstsinn und Repräsentationsbedürfnis des aufstrebenden Stadtbürgertums dokumentiert.

Vor den Toren der Stadt prägen alte Bergbauhalden und Fördertürme das Gesicht der Landschaft und künden die rauchenden Schornsteine der Hüttenwerke, der Erben einer 800jährigen Berg- und Hüttentradition, vom heutigen Leben.

Viele bedeutende Männer fühlten sich in der Vergangenheit von der Stadt angezogen, weil hier Theorie und Praxis des Bergbaus und Hüttenwesens stets eng miteinander verbunden waren...


Inhalt

Einführung

Aus Vergangenheit und Gegenwart der Stadt

- Gründung der Stadt

- Entwicklung des Bergbaus

- Gründung der Bergakademie

- Entwicklung der Arbeiterbewegung - Niedergang des Bergbaus

Freiberg seit 1945

Aus der 800jährigen Geschichte des Freiberger Erzbergbaus

- Geologische Grundlagen

- Die technische Seite des Bergbaus

- Freibergs Bergbau und Hüttenwesen seit 1945

Freiberg als Stätte von Wissenschaft und Technik

Sehenswürdigkeiten

- Durch die Freiberger Altstadt

- Die Ringgrünanlagen mit den alten Stadtbefestigungen.

Wanderungen

1. Das Bergbaugebiet im Osten der Stadt

2. Durch die Bergbaulandschaft im Süden der Stadt

3. Auf den Spuren des Bergbaus im Muldental

4. In das Landschaftsschutzgebiet ,,Grabentour".

Zur schnellen Information

- Hotels - Speisegaststätten - Cafés - Kulturstätten - Wichtige Anschriften - Hinweise für Fotofreunde

Literaturhinweise

Abbildungen

- Der Donatsturm (Umschlagbild)

- Der Freiberger Obermarkt

- Freiberg, Kreuzgasse mit dem Dom

- Bergakademie Freiberg, Institut für Brikettierung

- Am Konstantinschacht im alten Zuger Bergbaugebiet

Stadtplan


VEB A. Brockhaus Verlag Leipzig 1970
Brockhaus Wanderheft Nr. 1, 3. überarbeitete Auflage, 1970
Fotos: Heinz Ufer, Freiberg (Sachsen)

 

Arthur Conan Doyle: Sherlock Holmes. 17 Detektivgeschichten

Buchbeginn

 Das gefleckte Band
Blättere ich meine Notizen zu den über siebzig Fällen der letzten acht Jahre durch, bei denen ich die Methoden meines Freundes Sherlock Holmes studieren konnte, so stoße ich auf viele tragische, manche komische, eine Vielzahl von befremdlichen, aber nicht einen banalen Fall, denn da er eher aus Liebe zu seiner Kunst als des Honorars wegen arbeitete, lehnte er jeden Auftrag ab, der nicht zum Ungewöhnlichen, ja sogar Phantastischen tendierte. Von all den unterschiedlichen Fällen ist mir jedoch keiner erinnerlich, der einzigartigere Züge aufweist als die Sache mit einer wohlbekannten Familie aus Surrey, den Roylotts von Stoke Moran...

Verlag Neues Leben Berlin 1982
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Reinhard Hillich
Illustrationen: Eberhard Binder-Staßfurt

25 November 2021

Joachim Kupsch: Eine Sommerabenddreistigkeit

Fremde Mächte greifen ein in das Schicksal unseres Helden Alexander, der, armer Leute Kind, aufgezogen wurde bei den Schäfersleuten vom Berg und nun nach bedrängender Fährnis unvermutet zu einem Vater, zugleich aber auch nach dem Erlebnis lieblicher Nacktheit zu einer heimlichen Braut gelangt. Abenteuer treiben ihn durch die Lande und sogar in den Krieg mit der sächsischen Majestät, die er schließlich dank seiner List und einer angemessenen Portion Glück ernsthaft besiegt.

Dreist, heiter und frivol gibt sich die Geschichte vom armen Alexander, und nicht weniger dreist ergeht sich der Aufschneider und Lügenbaron Münchhausen, dessen Liebes-, Lust- und Bettgeschichten einschließlich seiner Lobpreisung des schönen Reizes der Autor als Zugabe gewissermaßen beizufügen sich erlaubt – in der Hoffnung, daß der Leser an allem seine Freude habe und dennoch überm Vergnügen am Amüsanten ein wenig das ernsthafte Nachsinnen nicht vergessen.

Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale)
1. Auflage 1972
2. Auflage 1976
Illustrationen: Max Schwimmer

 

Václav Rezác: Die ersten Schritte

 Mit dem Jahr 1945 fängt auch für das tschechische Volk ein neues Leben an. Die dunkle Zeit der Okkupation ist vorüber, die Nazis haben das Land räumen müssen, auf freiem Boden soll eine neue, bessere Ordnung erstehen. Aller Anfang ist schwer, besonders schwer inmitten der von Krieg und Faschismus hinterlassenen Trümmer und Wirrnisse, aber stärker als alle Schwierigkeiten sind die Kräfte eines befreiten Volkes.

Die Besiedlung der Grenzgebiete, die vorher in der Hauptsache von Deutschen bewohnt waren, gehört zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Aufbaus. Eine kleine Völkerwanderung aus dem Inneren nach den Randgebieten setzt ein. Eine allumfassende soziale und nationale Umschichtung hebt an. Der staatliche und wirtschaftliche Apparat mußte völlig neu aufgebaut werden. Es gilt, Bauernhöfe, Dörfer, Fabriken und Städte vor dem Verfall zu bewahren. Die neuen Siedler sind von verschiedenster sozialer Herkunft. Neben den besten Söhnen des tschechischen und slowakischen Volkes gibt es auch Glücksjäger, Gewinnsüchtige und Abenteurer aller Art, die sich in das große Experiment der Besiedlung stürzen. Konflikte zwischen diesen zwei grundverschiedenen Neusiedlertypen können nicht ausbleiben. Das Gute, Zukunftsträchtige muß sich im Kampf gegen das Alte durchsetzen. Dabei geschieht es notwendigerweise, daß die Frontlinie des Kampfes die Grenze zwischen den Nationalitäten kreuzt.

Václav Rezác entwirft ein überaus buntes und plastisches Bild des gewaltigen gesellschaftlichen Umwälzungsprozesses, wobei er nicht etwa beschreibt oder predigt, sondern konkrete Menschenschicksale schildert. Seine Männer und Frauen – nicht am Schreibtisch erdacht, sondern aus dem Leben gegriffen – werden dem Leser bald so vertraut, daß er sich sagt: „Ja, so war es, so muß es gewesen sein, mir ist’s, als wäre ich selber dabeigewesen.“

Der Roman von Václav Rezác macht uns nicht nur mit einem wichtigen Kapitel aus der Geschichte unseres Nachbarvolkes bekannt, er fördert auch das Verständnis und die Freundschaft zwischen Tschechen und Deutschen.

Dietz Verlag Berlin 1955
Mit einem Nachwort von F. C. Weiskopf

Brockhaus-Reisehandbuch: Erzgebirge - Vogtland

Vorwort

Erzgebirge und Vogtland werden seit Jahren immer stärker in den Erholungsverkehr innerhalb unseres Staates einbezogen. Zu den traditionellen Kur- und Erholungsorten wie Oberwiesenthal, Bad Elster, Bad Brambach, Mühlleithen, Johanngeorgenstadt, Rechenberg-Bienenmühle traten neue: Antonsthal, Erlbach, Hartenstein, Mühlhausen, Steinbach, Thoßfell und viele andere.

Seit der Einführung des visafreien Reiseverkehrs zwischen der DDR und der ČSSR im Jahre 1972 hat sich die Bedeutung des Erz- und Elstergebirges auch als Naherholungsgebiet für den Wochenendausflugsverkehr wesentlich erweitert.

Im vorliegenden Reisehandbuch werden nicht nur ausgesprochene Urlauber- und Kurorte vorgestellt, sondern auch als Tagesziele geeignete Städte und Gemeinden, Naherholungsgebiete (Filzteich, Greifenbachstauweiher u. a.) und kulturgeschichtlich interessante Orte (Augustusburg, Schneeberger Bergbaulehrpfad, Rabensteiner Felsendome u. a.). Im Hinblick auf die ständig steigende Zahl der mit Pkw reisenden Urlauber werden neben den wichtigsten Eisenbahnstrecken alle bedeutenden Autorouten des Reisegebietes beschrieben.

Bei der Erarbeitung des Buches standen dem Verlagslektorat und den Autoren die Räte der Städte und Gemeinden, die Leitungen und Mitglieder des Deutschen Kulturbundes und Mitarbeiter verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen, darunter von der Karl-Marx-Universität Leipzig, der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg, der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt und der DHfK Leipzig zur Seite. Als Gutachter gaben Prof. Dr. Karl Czok, Stadt Leipzig, und Prof. Dr. Friedrich Klitzsch, Karl-Marx-Stadt wichtige Hinweise. Weitere Verbesserungsvorschläge erhielt das Lektorat von Dr. Siegfried Hoyer, Leipzig, zur Regionalgeschichte. An den Orts- und Streckenbeschreibungen arbeiteten zahlreiche Heimatkenner mit, die am Schluß des Textes genannt werden. Allen Mitarbeitern, die die schwierige Arbeit unterstützten, gilt der Dank des Verlages.

Die Herausgabe eines solchen umfangreichen Werkes erfordert eine längere Vorbereitungszeit. Sämtliche Angaben wurden mehrfach überprüft, aufeinander abgestimmt und auf den neuesten Stand gebracht. Eine bis ins einzelne gehende Genauigkeit ist allerdings kaum zu erreichen, weil die Entwicklung auf allen Gebieten heute schneller als je zuvor voranschreitet. Der Verlag ist deshalb für jeden Hinweis dankbar, der der Verbesserung des Buches dient... 

Brockhaus Verlag Leipzig, 1. Auflage 1.-20. Tausend 1973
Einwohnerzahlen nach dem Stand vom 31. 12. 1971
Mit 7 Farbkarten. 9 Schwarzweißkarten, 10 Stadtplänen, 1 Burgplan und 1 Rundblick

 

Erwin Nippert: Der Todesengel von Auschwitz

Das hat ihr geholfen, als sie im vergangenen Jahr in Paraguay seine Auslieferung forderte. Nun ist sie mit der überraschenden Meldung konfrontiert, daß der Gesuchte zum damaligen Zeitpunkt bereits tot gewesen sein soll. Das schien durch die Feststellungen der internationalen Untersuchungskommission eindeutig erwiesen. Fragen drängen sich auf: Wußte Montanaro nicht, daß der Stroessner-Schützling nicht mehr lebte? In welchem südamerikanischen Land hat er sich in den Jahren bis zu seinem Tode aufgehalten, wenn nicht in Paraguay? Und warum haben seine Angehörigen so lange geschwiegen? „Was hat die Untersuchungskommission im einzelnen festgestellt?“ unterbricht Serge den Gedankengang seiner Frau…

Militärverlag der DDR Berlin 1989
Tatsachen 324

 

Ruud Brouver: Flammen über Texel


 Was der ältere Herr, der am Straßenrand mit klammen Fingern an seinem Fahrrad baut, sieht, ist das 822. Georgische Infanteriebataillon. Wie er glaubt, eine Kolonne von Opfern, Feiglingen, Vaterlandsverrätern, Entwurzelten und überzeugten Faschisten.

Was er nicht sieht, nicht sehen kann, sind die Genossen, die in der verhaßten Uniform an ihm vorbeiziehen – zum Äußersten entschlossen…

Militärverlag der DDR
Tatsachen 307

Hannes Bahrmann: Die Erben des Hexers


 In seinem Zimmer standen tatsächlich alle Gepäckstücke säuberlich aufgereiht. Auf dem Tisch war die Ausrüstung aufgebaut: der Notizblock – leer, der Recorder – ohne Kassetten, der Fotoapparat – offen und die Filme aus der Spule gezogen. Daneben lag die Mittagsausgabe des „Diaro de Hoy“. Jemand hatte mit Filzstift eine Meldung rot umrandet:

„In den frühen Morgenstunden wurde am Stadtrand von San Salvador die Leiche einer jungen Frau gefunden. Sie wurde offensichtlich Opfer eines Gewaltverbrechens…“

Militärverlag der DDR 1986
Tatsachen 295

24 November 2021

Joseph Conrad: Taifun

Joseph Conrad (1857-1924), der Meister des englischen Seeromans, der selbst jahrzehntelang zur See fuhr, schuf in "Taifun" (1903) die einzigartige, atemraubende Geschichte vom Aufruhr der entfesselten Naturgewalten und von der Bewährung männlicher Charaktere allem zum Trotz. Der Kapitän MacWhirr steuert seinen Dampfer Nan-Shan auftragsgemäß in den Taifun hinein und wächst dabei mit seinen Untergebenen: dem jungen Obersteuermann Jukes und dem Ersten Ingenieur Rout, durch die Herausforderung des Letzten an Pflichterfüllung, menschlich weit über sich hinaus. Die Mitleidlosigkeit des Meeres ist wohl nirgends so erlebnisecht, großartig und mitreißend gestaltet worden wie in "Taifun".

Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung Leipzig, 3. Auflage 1975
Sammlung Dieterich Band 303

Jutta Schlott: Der Sonderfall

Die vier Geschichten in diesem Buch berichten von Kinderschicksalen, wie sie uns jederzeit im alltäglichen Leben begegnen können:
Martin wünscht sich einen anderen Namen;
Edgars Großvater stirbt;
Brunhilde muß sich um Geschwister und Haushalt kümmern;
Siegfried schafft das Schulpensum nicht.
Dies sind die Anlässe der Schwierigkeiten, die sich für die Kinder ergeben. Nichts Ungewöhnliches also! Und dennoch sind es ungewöhnliche Geschichten von eigenartigem Reiz, spannend und anrührend.
Man kommt diesen Kindern nahe, möchte gerne mehr von ihnen erfahren - denkt über sie nach. Ihr Schicksaol erweckt unsere Anteilnahme. 

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1981
3. Auflage 1985
Illustrationen: Helga Leue

Hildegard und Siegfried Schumacher: Der Brillenindianer


 Der 10jährige Otto, sehbehindert und dadurch ein wenig einsam, lernt die couragierte Antje kennen, die sich in vielen Situationen als eine verläßliche Freundin erweist.

Von dem komplizierten Entwicklungsweg, der den Jungen selbstsicherer werden läßt, auf dem er Freunde findet, ihn jedoch nicht nur mit Erfreulichem konfrontiert, erzählen die Autoren mit Phantasie, Humor und einfühlsamer Gestaltung.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1986
Illustrationen: Konrad Golz

23 November 2021

Heinz Kruschel: Tantalus

Die Legende erzählt von Tantalus, der die Götter versuchte. Sie straften ihn mit den sprichwörtlich gewordenen Tantalusqualen: Er leidet Hunger und Durst angesichts der verführerischsten Labsale.

Heinz Kruschel erzählt in seinem ersten Kriminalroman von einem, der tötete, weil er seine Sehnsucht stillen wollte. Alles beginnt wie in einem richtigen Kriminalroman: Ein Toter wird aufgefunden. Doch es wird niemand vermißt. Ist der Tote Adolf Peters? Aber der schrieb Karten von jenseits der Grenze. Und wer hätte ein Motiv gehabt, ihn zu töten? Die attraktive, tüchtige Sonja Peters? Ihr erster Mann, der Architekt Thunberg? Sonjas Tochter Ute? Und Gerald, Utes Freund, ständiger Gast der Peters? Ein fremder Mann besuchte Peters im Wohnheim. Die Inventur in Sonjas Kiosk brachte Unregelmäßigkeiten ans Licht. Vielleicht hatte Peters mit dem Betrug zu tun.

Hauptmann Korsar und sein Mitarbeiter Franz klären den Fall auf. Für den Täter beginnen Tantalusqualen...

Nicht nur ein Kriminalfall wird in diesem Roman aufgeklärt, sondern in Lebensgeschichten werden die psychologischen Bedingungen des Verbrechens erhellt.

... "Tantalus" widerspiegelt die Originalität des Autors und damit die gesellschaftliche und historische Determiniertheit dieser Kriminalgeschichte. Es ist schön, daß Kruschel jeglichem Klischee entgeht, weder dem englischen noch dem klassischen "Krimi" verpflichtet ist, mit neueren schwedischen Romanen dieses Genres die Tendenz zur psychologischen Durchdringung gemeinsam hat und - darüber hinausgehend - das gesellschaftliche und soziale Umfeld einbezieht und Ursachen ergründet, Lösungen reflektiert. Bezeichnend ist, daß Kruschels Buch nicht mit der Aufklärung des "Falles" endet, sondern den Weg des Verurteilten zumindest skizzenhaft weiterverfolgt. - "Volksstimme"

Mitteldeutscher Verlag Halle - Leipzig, 1985, 2. Auflage
Schutzumschlag: Erhard Grüttner

 

Thornton Wilder: Theophilus North oder Ein Heiliger wider Willen

"Man tut gut daran, den Ambitionen, die in buntem Wechsel die Phantasie eines heranwachsenden Knaben oder Mädchens überfluten, Beachtung zu schenken. Sie hinterlassen tiefe Spuren." Theophilus North, der originelle Held dieses letzten Romans von Thornton Wilder, hatte im Verlauf seines bisherigen, knapp dreißigjährigen Lebens neun solcher Ambitionen aufzuweisen: Heiliger, Anthropologe, Archäologe, Detektiv, Schauspieler, Zauberer, Liebhaber, Schurke und schließlich ein freier Mensch. Fast alle diese Wünsche erfüllen sich auf amüsante Weise, als sich Theophilus, soeben dem Lehramt entflohen, an einem schönen Frühlingstag des Jahres 1926 aufmacht, das Städtchen Newport in Rhode Island zu erobern. Mit Witz, Phantasie, etwas Unverfrorenheit und dem entschiedenen Vorsatz, unabhängig zu bleiben, macht er sich den Bewohnern dieses mondänen Schlupfwinkels der New-Yorker Bourgeoisie bekannt und sehr schnell unentbehrlich. Er gewinnt dabei nicht nur die Herzen der kleinen Leute, der Dienstboten und Handwerker, sondern er erkennt gleichzeitig das inhaltlose Dasein der sogenannten besseren Gesellschaft, in der "übertriebene Verschwendung und Geiz miteinander verwandt sind - zwei Seiten derselben Hoffnungslosigkeit". Thornton Wilder hat seinem Helden viele autobiographische Züge gegeben und damit, über die kritische Gestaltung eines Gesellschaftsbildes vom Vorabend der großen Krise hinaus, sein Bekenntnis zu tätiger Liebe, Hilfsbereitschaft und sinnerfülltem Leben als Grundbedingungen menschlicher Existenz bekräftigt.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1977
Aus dem Amerikanischen von Hans Sahl
Schutzumschlag: Harald Metzkes
DDR 9,80 M

 

Wolf Weitbrecht: Orakel der Delphine

Das Verhalten der Delphine, die verblüffend hohe Kultur der alten Völker Mittelamerikas und die Terrasse von Baalbek gelten bis heute als "Phänomene", die endgültiger wissenschaftlicher Klärung bedürfen. Sie wird in dem Roman "Orakel der Delphine" natürlich nicht gegeben und auch nicht versucht; wenn der Autor diese Erscheinungen in einen Kausalzusammenhang bringt, dann im Interesse einer phantastischen, weltweiten Fabel, an der er Möglichkeiten und künftige Methoden der Wissenschaft demonstriert. In Wolf Weitbrechts Geschichte wirken Wissenschaftler ganz unterschiedlicher Disziplinen zusammen - Biologen, Atomphysiker, Sprachforscher, Astronomen, Völkerkundler -, um der "stummen Zone" des Delphingehirns ihr Geheimnis zu entreißen und Spuren von Astronauten aus dem All zu entdecken und zu deuten. So enthält die abenteuerliche Handlung reale Elemente unserer Welt von morgen.

Greifenverlag Rudolstadt, 1. Auflage 1972
DDR 6,20

 

22 November 2021

Günter Saalmann: Streit um Legohr


 In Winkeln veranstalteten die Klassen 4a und 4b eine "Kleine Friedensfahrt". Achim Schuster hat für das Radrennen fleißig trainiert. Seine Chancen, am Ende auf einem Treppchen des Siegerpodestes zu stehen, sind groß. Doch es kommt alles ganz anders. An der Strecke steht seine Freundin Anne, ihr ist der Esel Legohr weggelaufen. Achim unterbricht das Rennen und hilft, das Tier einzufangen. Um aber das Gesamtergebnis seiner Klasse nicht zu gefährden, läßt er sich zu einem Betrug hinreißen. Schwierig werden die nächsten Tage nicht nur für Achim, sondern auch für Frau Schuster, seine Oma und Lehrerin. Ausgerechnet von ihr wird er eine Ohrfeige bekommen - und alles nur, weil Legohr gerettet werden muß.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Buchfink Bücher

Wilhelm Raabe: Stopfkuchen


Wilhelm Raabe (1831-1910) hielt "Stopfkuchen" (1891) für sein bestes Werk. Die gedankliche Dichte und atmosphärische Ausstrahlung prädestinierten diesen Roman zu einem weltliterarischen Ereignis. Die Resonanz auf sein Erscheinen war vor 90 Jahren indes recht kümmerlich. Den Zugang zum Werk des späten Raabe fand eigentlich erst die Nachwelt; dabei erreichte er gerade im Spätwerk seine erzählerische Höhe.

Zum 150. Geburtstag Wilhelm Raabes bot sich eine Einzelausgabe des Romans an, in dem der Dichter sein "wirklich subjektives", also persönlichstes Buch sah. Wie in einer Nußschale konzentriert, entwirft Raabe hier sein poetisches Kontrastbild zur wilhelminischen Gesellschaft, nicht in eine Idylle entfliehend, sondern in ständiger Tuchfühlung mit der Realität, in ständiger Auseinandersetzung mit ihr, aber auch im Bewußtsein des Gefährdetseins. Raabes Inselidylle hat nicht nur die Funktion der Poesie- und Humanitätsbewahrung, sondern auch der aggressiven Provokation gegen die Zeitmisere. Dabei vermag es der Dichter nicht abzuwehren, daß diese Misere selbst auf den Inselboden vordringt und die Idylle teilweise deformiert und desillusioniert: Resignation und realistische Sehweise fallen zusammen. In "Stopfkuchen" strebte Raabe eine Symboldichte und spezifische poetische Atmosphäre an, die neben Storms Stimmungsintensität zu den erstaunlichsten Kunstwagnissen jener Epoche zählen. Das macht diese "See- und Mordgeschichte" noch heute zu einer Lektüre, die den Leser reich beschenkt entläßt.

Union Verlag Berlin, 1. Auflage 1981
Nachwort: Siegfried Rentzsch
Illustrationen: Klaus Ensikat
DDR 10,80 M

Wolf Weitbrecht: Stunde der Ceres

Das Dunkelwort wird hell werden wie die Sonne. - Hat die Tom-Huber-Besatzung der Stella das "Orakel der Delphine" während des Rückflugs von den Asteroiden gelöst? Kann die Ceres zu einer zweiten Sonne umgewandelt werden, die der Menschheit den Planeten Mars erobern hilft? Doch im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gibt es noch Mißbrauch der Wissenschaft. Der skrupellose kanadische Unternehmer Parker kann dem Kosmischen Rat zuvorkommen, denn er verfügt über Antimaterie und Kyborgs - verbrecherisch konstruierte Wesen zwischen Mensch und Automat. Sein Experiment gefährdet nicht nur drei Raumschiffe, sondern die Erde selbst ... Ceres wird zum strahlenden Plasmaball, Mars erblüht zum Leben, aber kein Parker-Imperium entsteht, sondern eine Welt des schöpferischen Menschen. Plötzlich steigt eine künstliche Insel aus dem Atlantik. Kehren die Atlantiden zurück? Viel Rätselhaftes und Abenteuerliches geschieht in einem Roman, der Phantastik und Prognose reizvoll verschmilzt.

Greifenverlag zu Rudolstadt, 2. Auflage 1977
DDR 6,20 M

21 November 2021

Hildegard und Siegfried Schumacher: Susis sechs Männer


 Am Nachmittag hat sie ihr Abschlußzeugnis bekommen. Am Abend fordert Jiri, ihr Freund, daß jetzt sofort geheiratet wird. Aber Susi hat ihre Erfahrungen, und sie weiß nicht, ob Jiri der Richtige ist.

Verlag Neues Leben, Berlin 1984
4. Auflage 1989
Einband: Barbara Schumann
Illustrationen: Barbara Schumann
Neue Edition für junge Leute

Wassil Bykau: Zeichen des Unheils

In einer spannenden Romanhandlung erleben wir ein bäuerliches Ehepaar in direkter Konfrontation mit deutschen Besatzungssoldaten, die sich auf ihren kleinen Hof einquartiert haben. Der bedrückende Alltag offenbart die gegensätzlichen Charaktere der beiden alten Leute: Pjatrok will seine Ruhe und glaubt sie durch Dienstbereitschaft erkaufen zu können, Szepnida will Widerstand leisten – beide müssen in der Rechtlosigkeit der Okkupation scheitern. Besonders belastend sind die Quälereien der einheimischen Kollaborateure. Die unterschiedlichen Gründe, warum sich überhaupt Belorussen fanden, die den Deutschen dienten, versucht Bykau mit einem Rückblick in die jüngere Geschichte des Dörfchens Wysselki aufzuhellen. Der Roman steigert sich zum dramatischen Finale, in dem ein Bombenblindgänger eine besondere Rolle spielt und Menschen bis an die letzten Grenzen ihrer Möglichkeiten gehen.

Verlag Volk und Wissen 1984

 

Martin Habicht: Zuchthaus Waldheim 1933-1945


 Das Zuchthaus Waldheim war während der faschistischen Barbarei eine der größten Strafvollzugsanstalten Deutschlands. Hier mußten neben Kriminellen auch viele politische Gegner des Naziregimes Haftstrafen verbüßen. Trotz Einzelhaft schlechter Ernährung und verschärfter Ausbeutung ihrer Arbeitskraft gaben die politischen Gefangenen ihre antifaschistische Überzeugung nicht auf. Gegenseitige Solidarität, politische Diskussionen und die Herstellung von illegalen Verbindungen trugen dazu bei, den Widerstandswillen zu stärken und die menschliche Selbstachtung nicht zu verlieren.

Dietz Verlag Berlin 1988
Schriftenreihe Geschichte

Elfriede Brüning: Zu meiner Zeit

Nicht Erinnerungen, sondern Geschichten aus naher Gegenwart und Vergangenheit werden in diesem Buch noch einmal lebendig. Gestalten, die manchem schon aus Einzelveröffentlichungen der Autorin vertraut sind, begegnen uns wieder.

Die Erzählung von der unbeschwerten Liebe der Stenotypistin Trude, die einen Sommer lang ihren Gefährten untreu wird, der Existenzkampf Hermann Wegners während der Weltwirtschaftskrise, das ergreifende Schicksal eines jüdischen Kindes, das in die Fänge der Gestapo gerät, der Konflikt einer Mutter, die nach 20 Jahren unerkannt der ihr fremd gewordenen Tochter gegenübersteht, Probleme fehlentwickelter Jugendlicher, die Elternliebe entbehren mußten, sowie Geschichten über gedankenloses Verhalten junger Menschen gegenüber der älteren Generation regen uns an, über menschliche Schicksale nachzudenken.

Dieser Auswahlband gibt Einblick in das Schaffen einer Schriftstellerin, die stets aus enger Verbundenheit mit dem Leben immer wieder neue Konflikte gestaltet und in ihrem umfangreichen Werk mit bedeutsamen Lebensproblemen, mit neuen gesellschaftlichen Fragen vertraut macht.

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1977
Nachwort: Ursula Steinhaußen

 

20 November 2021

Wort und Gestalt


 Das Buch enthält 46 Gedichte von verschiedenen Künstlern: Bertold Brecht, Stefan Zweig, Christian Morgenstern, Kurt Tucholsky, Rainer Maria Rilke, Erich Arendt u. a.

Illustriert mit 40 Zeichnungen von zahlreichen Künstlern wie Pablo Picasso, Marc Chagall, Käthe Kollwitz, Josef Hegenbarth, Heinrich Zille u. a.

Verlag der Kunst Dresden 1958

Bohumil Hrabal: Wollen Sie das goldene Prag sehen?

Eine skurrile Gesellschaft bevölkert diese Erzählungen: Versicherungsvertreter, Billettabreißer, Zugabfertiger, Kneipenwirte, Papierpacker, Leichenwäscher und Kulissenschieber – alles etwas kauzige, im Kern aber realistische Gestalten, die ihren Ahnherrn Schwejk nicht verleugnen. Sie bekommen vom Leben nichts geschenkt, diese „Bambini di Praga“, die mit Mutterwitz und Selbstvertrauen den Widrigkeiten des Alltags begegnen. Sie lieben die Kunst, die ihnen die Orientierung in den verworrenen Kriegs- und Nachkriegsjahren erleichtert, etwa jener Lokomotivführer, der seine selbstgemalten Bilder auf der fauchenden Maschine zur Besichtigung freigibt, oder der Bestattungsunternehmer Bamba, dessen Sargmagazin einem surrealistischen Happening dient. Ein plebejischer Wirklichkeitssinn bestimmt die Weltsicht dieser Menschen, so schnurrig sie mitunter anmuten mag, ein unverwüstlicher Optimismus, den sie aber nur ungern verraten, um nicht zuviel Gefühl preiszugeben.

Aus eigener Anschauung kennt dieser typische Prager Autor die Welt der sogenannten kleinen Leute, denen die Liebe zum Leben „einen Ozean schöner Visionen“ beschert: Bohumil Hrabal wird nicht müde, nach der kleinen Perle der Menschlichkeit am Grunde ihrer Seelen zu forschen.

Verlag Volk und Welt Berlin 1981

 

Oskar Maria Graf: Wunderbare Menschen

„Einen solchen Haufen Theater!“ staunt der Bürodiener Kragler, wenn der Postbote die Manuskriptpakete in den riesigen Briefkasten der Neuen Bühne schiebt. Hilflos hockt der frischgebackene Dramaturg Oskar Maria Graf vor dem Papierberg, liest pausenlos, prüft und wählt aus. Die Münchener Neue Bühne, 1920 von Arbeitern und Intellektuellen in einem Wirtshaussaal gegründet, nimmt im Kunstbetrieb der bayrischen Metropole eine Sonderstellung ein. Hier versucht man, Arbeiter aus den Betrieben ins Theater zu holen. Ein kühnes Unterfangen, denn noch ist die blutige Niederlage der Räterepublik in aller Erinnerung, hinterläßt Mutlosigkeit und Verwirrung in der USPD, der auch Graf angehört und deren Anhänger in der Neuen Bühne den Ton angeben. Der entlaufene Bäckergeselle Graf steht mitten in den politischen Kämpfen der Zeit. Für ihn ist die Neue Bühne Fluchtpunkt in einem anarchisch ziellosen Leben. Er begegnet kunstinteressierten Arbeitern und linken bürgerlichen Intellektuellen, Schauspielern aller Couleur und weltfremden Poeten: dem herkulischen Packträger Ehrhardt, der seine Ersparnisse in das Unternehmen steckt, dem hochbegabten Regisseur Felber, Künstlern wie Alexander Granach und dem tragikomischen „Volksdramatiker“ Johannes Gutzeit, der erfolglos das Dramaturgenbüro belagert. Eifrig und engagiert die einen, zögernd und abwartend die anderen: lebendiges Abbild eines unausgegorenen, im Grunde aber progressiven Theaterlebens, eines ersten Versuches, Stücke für ein neues Publikum zu spielen.

In den Wirren der Inflation schließt die Neue Bühne ihre Pforten. Für sie gibt es keine Bankkredite, ihr fehlen eine starke Besucherorganisation ebenso wie politisch erfahrene Mitarbeiter. Und doch ist dieser heroische Versuch nicht umsonst. Die besten Köpfe des Theaters haben wichtige Erfahrungen sammeln können, und Graf, der 1927 sein Erinnerungsbuch veröffentlicht, hat etwas Entscheidendes begriffen: die intensive Kunstbegeisterung der Arbeiter, proletarische Solidarität und Opferbereitschaft. Sein komplizierter Weg an die Seite der Arbeiterklasse ist in der „Heiteren Chronik“ jener Jahre vorgezeichnet. Farbig und humorvoll geschrieben, ist sein Bericht bewegendes Dokument und rückhaltlos offene Lebensbeichte in einem.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1976

Hannes Bahrmann, Christoph Links: Wir sind das Volk – Die DDR zwischen 7. Oktober und 17. Dezember 1989 – Eine Chronik

„Wir sind das Volk“ – dieser schlichte Satz hat Weltgeschichte gemacht. Er bündelte unterschiedliche Interessen zu gemeinsamem Aufbegehren, er diente als Sprengkraft und als Programm. Seine Signalwirkung rührt aus vier Jahrzehnten Propaganda her, in denen eine sich immer mehr vom Volk entfernende Führung immer lauter behauptete, alles für das Volk zu tun, ganz in seinem Sinne zu handeln. Dem setzten Hunderttausende ein klares Zeichen entgegen. Sie sprachen der Führung mit diesem einen Satz jede Legitimität ab, denn nur aus der Behauptung, Sachwalter der Volksinteressen zu sein, leitete sich ihr Herrschaftsanspruch ab, der durch keine ehrlichen Wahlen untermauert war. Das Volk nahm seine Entmündigung nicht länger hin. Während sich ringsum Veränderungen vollzogen, man in der Sowjetuntion, in Polen und Ungarn daranging, stalinistische Verhältnisse zu überwinden, versuchte Erich Honecker mit seinem überalterten Politbüro, die verkrusteten Strukturen weiter zu zementieren. Doch weder die Manipulationen bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 1989 noch die demonstrative Begrüßung des Massakers in China, weder die eingeschränkten Reisemöglichkeiten noch die gleichgeschalteten Medien konnten das überlebte System retten. Im Gegenteil. Die Unfähigkeit zum Dialog, die allgemeine Verhärtung erhöhten nur den Druck. Zehntausende verließen über Ungarn und die CSSR das Land in Richtung Westen. Im Innern formierten sich neue Oppositionskräfte, die nun auch öffentlich hervortraten und den Regierenden die Stirn boten. Selbst in der SED brachen die Widersprüche auf, meldeten sich Reformentschlossene zu Wort. Prominente Künstler und Schriftsteller engagierten sich für die Bewegung. Bald gingen die ersten auf die Straße, wo sie mit Gummiknüppeln, Wasserwerfern und Hundestaffeln empfangen wurden. Doch ihnen folgten trotz allem Tausende und Abertausende nach. Sie machten deutlich: „Wir sind das Volk“. Und dieses Volk ließ sich weder abwählen noch auswechseln. Entschlossen und besonnen meldete es seine Forderungen an, verlangte, nicht nur gehört zu werden, sondern endlich selbst entscheiden zu können. Es ging nicht mehr nur um den Wechsel von Figuren, sondern um eine grundlegende Neugestaltung der politischen Verhältnisse. Der Rücktritt der gesamten Führungsmannschaft, die Auflösung einiger Ministerien, der Verzicht der SED auf einen in der Verfassung festgeschriebenen Führungsanspruch und die Öffnung der Grenzen waren nur erste Schritte auf dem Weg in eine von Grund auf veränderte Gesellschaft. Wie diese jedoch aussehen soll, ist durchaus strittig. Während die einen meinen, aus „Wir sind das Volk“ müsste nun „Wir sind ein Volk“ werden, meinen andere, die Eigenstaatlichkeit der DDR sollte möglichst lange erhalten bleiben. Während hier nach freier Marktwirtschaft gerufen wird, fordert man dort Rätedemokratie. Gegensätzliche Konzepte prallen aufeinander, unterschiedliche Interessen treten zu Tage. Keine Gruppierung verfügt über ausreichend Kraft, sich allein durchzusetzen. Der Ruf „Wir sind das Volk“ reicht nicht mehr aus. Er brachte vor allem den gemeinsamen Protest zum Ausdruck, war Programm für die Zeit des stürmischen Aufbruchs, der hier in seiner Dynamik und Vielfalt zu dokumentieren versucht wurde. Künftig muss wohl wieder mit vielen verschiedenen Leitsprüchen gerechnet werden, denn eine Situation wie in diesem Herbst 1989 gibt es in den meisten Ländern wohl nur ganz selten. Es sind die großen Augenblicke der Weltgeschichte. (Christoph Links/Hannes Bahrmann)

Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar, 1990, 1. Auflage

 

Doris Lessing: Winter im Juli – Kurzgeschichten

 „Manchmal komme ich mir vor wie in Blaubarts Burg. Überall Türen, die ich öffne, und hinter jeder Tür sitzt jemand mit zerrissener Seele.“ In diesen siebzehn ausgewählten, zwischen 1951 und 1972 erschienenen Kurzgeschichten stößt die englische Erzählerin Doris Lessing manche Tür auf und eröffnet dem Blick nicht nur eine schöne südafrikanische Szenerie oder die graue, anonyme Betonkulisse Londons, sondern vor allem die Landschaft „zerrissener Seelen“. In ebenso zarter wie direkter Sprache nähert sie sich den Konflikten und Problemen einfacher Menschen, Frauen zumeist, die in ihrem oft verzweifelten Ringen um die Bewahrung ihrer Individualität und Würde versagen, aber auch gewinnen. Siebzehn Geschichten über das Gebrauchtwerden und das Mißbrauchtwerden, über die immerwährende Suche nach Liebe, Glück und einem sinnerfüllten Leben. In der Beschreibung der Belastbarkeit und Zerbrechlichkeit zwischenmenschlicher Beziehungen, sei es zwischen Schwarz und Weiß im kolonialen Afrika oder zwischen Mann und Frau im bürgerlichen Milieu Englands, wird mit tiefer psychologischer Einsicht nach Formeln des Verstehens und des Miteinanderlebens gesucht. In der für sie charakteristischen Selbstbescheidung formuliert Doris Lessing, seit 1975 auf der Kandidatenliste des Nobelpreiskomitees, ihre künstlerische Aufgabe so: „Ich kann die Menschen zum Denken anregen, ich kann sie unterhalten und auf Dinge aufmerksam machen, die sie im Strudel des Alltags vielleicht übersehen und überhören könnten.“
Aus dem Englischen von Adelheid Dormagen, Marta Hackel, Lore Krüger, Manfred Ohl/Hans Sartorius und Rainer Rönsch

Verlag Volk und Welt Berlin, 1984

Erich Kriemer: Wo die Moldau fließt

Zwei Bauernjungen gehen sorglos zum alljährlichen Herbstfest ins Nachbardorf, und Bohusch Jeschka ahnt nicht, dass er von seinem Freund Kurt Weinert eines Tages auf offener Straße ins Gesicht geschlagen, dass er durch die Liebe zu dem Slowakenmädchen Vera in große Gefahr geraten und dass nur wenig mehr als ein Jahr vergehen wird, bis er eines Winterabends aus dem böhmischen Dorf Tilay flieht. Ein Oktobertag, der Tilay „befreit“, schleudert ihm Steine hinterher, kehrt normale Menschen gegen sich selbst und macht ihn vom Schüler zum Knecht, der Träumen nachhängt, die ihm keiner erfüllen hilft. Oder doch? Obwohl ausgestoßen, irrend und sich verirrend, bleibt er nicht allein. Denn auch Kurt Weinert findet sich mit der veränderten Umwelt und seinen Irrtümern nicht ab. Als Kurt erfährt, dass Bohousch Opfer eines „Sondereinsatzes“ werden soll, verhilft er ihm zusammen mit dem Bergmann Herbert Hiller und dem Lokführer Alois Jeschka zur Flucht.

Spannend erzählt Erich Kriemer, der in dieser Geschichte Eindrücke seiner Kindheit und Jugend verarbeitet hat, vom Alltag jener Jahre in einem Dorf des böhmischen Grenzgebietes und von einer Freundschaft, die sich bewährt.

Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 1973

 

18 November 2021

Hans Ch. Heide: Überfall im Hohen Fläming


 Ernst hatte fast die Kiefer erreicht, an der sein Pferd angebunden war, als er bemerkte, daß sich von der Straßenseite her ein anderer dem Baum näherte. Er vermutete in ihm einen Raubgesellen, sah aber, daß er ohne Waffen war. Der Junge wollte sich auf ihn stürzen, ahnte jedoch im gleichen Augenblick, daß er in diesem Kampf unterliegen würde. So verfolgte er von einem Versteck aus, wie der Räuber sein Pferd mit sich fortzog. Dann schlich er sich näher an den Ort des Überfalls, den er erreichte, als Knut von Dyben mit dem geraubten Gut und den Gefangenen aufbrach…

Militärverlag der DDR 1980
Tatsachen 229

Heinrich Fink (Hg): Stärker als die Angst

„Stärker als die Angst um sich selbst“ war der Gewissensentscheid jener, die sich gegen das faschistische Terrorregime wandten, Solidarität mit den Opfern seiner Vernichtungspolitik übten und sie zu retten suchten. Nur wenige aus dem deutschen Bürgertum und unter den katholischen und protestantischen Christen Deutschlands waren es, die sich der planmäßigen Ausrottung der Juden durch die Nazimachthaber entgegensetzten. Die meisten schwiegen, tolerierten oder akzeptierten die „Lösung der Judenfrage“.

Den wenigen Christen, die handelten (wenn sie auch nicht die Todesmaschinerie aufhalten konnten), während die offizielle Kirche – sowohl die katholische wie die protestantische – viel zu lange schwieg oder sogar die faschistische Judenverfolgung sanktionierte, will dieser Sammelband ein Denkmal setzen, nicht um das Verhalten des überwiegenden Teils der Christen in Deutschland zu bagatellisieren oder zu beschönigen, sondern um Zeugnis von beidem zu geben: von der Menschlichkeit weniger und vom schuldhaften Versagen vieler.

Die Darstellung der faschistischen Judenverfolgung aus der Sicht der Verfolgten und der Retter, die stellvertretend steht für die Ausrottungspolitik der Nazimachthaber gegenüber ihren politischen Gegnern, den Antifaschisten, und den von ihnen als „rassisch minderwertig“ Bezeichneten, soll den Lebenden Mahnung sein, jeden Rassismus zu bekämpfen, indem seine Voraussetzungen in überholten unsozialen ökonomischen und gesellschaftlichen Verhältnissen beseitigt werden. Die Erinnerung an den 30. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ vom 9. zum 10. Novembver 1938 soll die Augenzeugen dieser Zeit und die Nachgeborenen auch in der Erkenntnis bestärken, daß die Mörder von damals keine Verhandlungspartner für die Politik von heute sein können.

Die Beiträge von Prof. Emil Fuchs, Berlin, Heinz David Leuner, London, Karl Kleinschmidt, Schwerin, Wolfgang Gaffier, Dresden, Georg Heilbrunn, Berlin, Dr. Rudolf Iltis, Prag, u.a. lassen ein mosaikartiges Bild jener Zeit entstehen: ständig wachsender Terror, Vernichtung der materiellen Existenz, zunehmende Isolierung und Ghettoisierung, Gefahr der Deportation in ein Vernichtungslager, zermürbender Druck der Zwangsarbeit oder des illegalen Lebens – und das Erlebnis der Mitmenschlichkeit, der Solidarität.

Union Verlag Berlin 1968
Mit einem Geleitwort von Emil Fuchs
Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Heinrich Fink

 

Helmut Sakowski: Wie brate ich eine Maus oder Die Lebenskerben des kleinen Raoul Habenicht

 Warum muß Raoul Habenicht, ein gewitztes Kerlchen mit Igelschnitt und Nickelbrille, noch einmal in die Vierte? Herr Mehlhose bittet den Neuling, sich vor der Klasse zu erklären. Aber Raoul schweigt. Der Autor lüftet das Geheimnis nach und nach. Erzählt wird auf amüsante, oft auch anrührende Weise die Geschichte eines Jungen, der unversehens in die Scheidungssituation gestellt ist und damit nicht zurechtkommt:

Noch einmal darf er Sommerferien in Pälitzhof verleben, einem kleinen mecklenburgischen Dorf. Raoul befreundet sich mit dem alten, fetten Oberkater Munzo, der ihm viele Mäuse fängt und über geheimnisvolle Kräfte verfügt. Wenn der Junge wüßte, wie man Mäuse brät, käme er vielleicht mit Munzos Hilfe durch die Welt. Denn er braucht Beistand. Von heute auf morgen soll er sich von geliebten Menschen und der vertrauten Umgebung trennen, einen neuen Vater, eine neue Stadt, eine neue Schule akzeptieren.

Begreifen die Erwachsenen, daß sie selber es sich zu leicht, dem Jungen aber viel zu schwer gemacht haben? Was wird aus Raoul Habenicht? Nun, auf den Mund ist er nicht gefallen, und sein Witz und sein Optimismus bleiben erhalten und helfen ihm, sich zu behaupten.

Verlag Neues Leben Berlin 1987
Illustrationen: Manfred Bofinger

Heinz Kruschel: Rette mich, wer kann


 Ille hat sich in den Studenten Rolf verliebt, aber sie wehrt sich gegen dieses Gefühl und treibt ihren Schabernack mit ihm, bis sie eines Tages nicht weiter weiß.

Verlag Neues Leben Berlin 1969
Illustrationen: Renate Jessel

Joseph Conrad: Spiel des Zufalls

Ich gebe zu, daß das tiefste und persönlichste dichterische Erlebnis dieses Mannes das Meer, die gefährliche Kameradschaft mit dem Elemente gewesen ist und daß seine auffallendsten künstlerischen Leistungen auf diesem Gebiete liegen. Aber sein männliches Talent, sein Engländertum, seine freie Stirn, sein fester, kühler und humori stischer Blick, seine erzählerische Verve, Kraft und ernste Lustigkeit bewähren sich nicht weniger, wenn er sich auf dem Trockenen hält und das gesellschaftliche Leben des Festlandes anschaut, durchschaut und kritisch-plastisch gestaltet. - Thomas Mann

1. Auflage 1979
© Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1974 (deutsche Übersetzung)
Einbandgestaltung Heinz Hellmis
Aus dem Englischen übersetzt von Lore Krüger
Mit einem Nachwort von Karl Heinz Berger
Taschenbibliothek der Weltliteratur (TdW)

Theodore Dreiser – Schwester Carrie / Sister Carrie

Vor nicht langer Zeit habe ich das Buch bei Der Anderen Bibliothek entdeckt, ein wunderschön gestaltetes Buch. Auf der Suche nach Infos zum Autor habe ich irgendwo gelesen, dass Theodore Dreiser zu einem der fast Vergessenen gehört.

Auf der Suche nach DDR-Büchern von ihm, habe ich gesehen, dass es verschiedene Ausgaben seit den 1950er- bis weit in die 1980er Jahre hinein gibt.

Nun aber zur Geschichte:

Carrie Meeber lebte bisher in Indiana und kommt nun in die große Stadt Chicago, wo sie erst einmal bei ihrer Schwester und deren Mann und Baby unterkommt. Sie hat den „american dream“, muss aber schnell die Realität erkennen.

Arbeit findet sie als Ungelernte nur in einer Fabrik. Schwester und Schwager halten gar nichts davon, dass sie ihr Geld, das sie ja noch nicht mal verdient hat, fürs Theater ausgeben will.

Als sie es bei der Schwester kaum noch aushält, trifft sie sich mit Charles Drouet, einem jungen Mann, den sie auf der Reise im Zug kennengelernt hat. Es entwickelt sich langsam eine Dreiecksgeschichte zwischen ihm, seinem Freund George Hurstwood und Carrie. George ist ein einflussreicher Geschäftsmann, enttäuscht von der Ehe mit einer oberflächlichen Frau und von der Mutter verwöhnten Kindern. Er verliebt sich in Carrie.

In das Geschehen fließen viele moralische Gedanken des Autoren mit rein. Wenn man es hart titulieren will, ist Carrie eine Prostituierte. Sie verdient kein eigenes Geld, lebt als Drouets Geliebte mit ihm in einer Wohnung und lässt sich aushalten.

Hurstwood will Carrie für sich gewinnen. Wenn es nach ihm geht, sollte sie Drouet verlassen. Aber was dann. Er hat Familie, sein Geld, läuft über die Konten seiner Frau, die es mit vollen Händen vor allem für die Tochter ausgibt. Und Carrie weiß nicht, dass er gebunden ist.

Eines Tages stiehlt Georges bei der Arbeit Geld und überlistet Carrie mit einer Lüge, mit ihm zu gehen. Er flieht mit ihr, bekommt die Sache mit dem Diebstahl gerade noch so geregelt und lässt sich mit ihr in New York nieder. Das geht so lange gut, wie die Finanzen reichen. Dann wendet sich das Blatt durch Georges Bequemlichkeit und Carrie muss das Geld für Miete und Lebensunterhalt ranschaffen. Sie findet Arbeit am Theater.

Eine fantastische Geschichte. Einerseits wollte ich wegen des moralischen Zeigefingers, der sich mir beim Lesen immer wieder zeigte, das Buch in die Ecke pfeffern. Andererseits entfaltete es einen Sog, dem ich nicht entkam. Ich kann mir denken, warum das Buch damals kein Erfolg war, aber diese Gedanken behalte ich für mich, da ich sonst das Ende vorwegnehme.

Es lohnt sich aber, das Buch zu lesen. Theodore Dreiser beschreibt seine Figuren so gut, dass man meint, sie wahrhaftig vor sich zu sehen.

Von Petra Stibane ein paar Autoreninfos:

Theodore Dreiser gehört mit seinen Büchern zur Weltliteratur, bekannt ist auch u.a. seine „Amerikanische Tragödie“ . „Schwester Carrie“, erschienen im Jahre 1900, ist seine erste größere Arbeit. 1871 im mittelwestlichen Staate Indiana als neuntes Kind einer verarmten Kleinbürgerfamilie geboren, lernte er Not und Armut kennen und verließ mit fünfzehn Jahren das Elternhaus, um vom erbärmlichen Leben wegzukommen, in ein noch dürftigeres, ungesichertes Dasein in einer fremden Stadt. In „Schwester Carrie“ beschreibt er die Zeit um 1889 in jener fremden Stadt Chicago und die Geschichte dieses Mädchens Carrie.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1980
Taschenbibliothek der Weltliteratur

 

17 November 2021

Achim Felz: Zwischen Feuerstelle und Vollkomfort. Wohnungsbau von der Hütte bis zum Hochhaus

Vor 250 000 Jahren wurden die ersten uns bekannten menschlichen Wohnbauten errichtet. Sie bestanden aus Holz, dem ältesten Baustoff. Erst viele Jahrtausende später ermöglichten verbesserte Werkzeuge und erweitertes Wissen die Verarbeitung von Steinen und Lehm und schließlich den Siegeszug des Betons.

Die Geschichte des Wohnens kennt Höhlen und Hochhäuser, Zelte und Bauernhöfe, Hütten und Paläste, Mietskasernen und Villen. Immer sind die Wohnstätten des Menschen geprägt vom Entwicklungsstand der gesellschaftlichen Arbeit und davon, wie deren Früchte verteilt werden.

Nie zuvor waren so viele Millionen Familien wie heute unbehaust oder gezwungen, in Elendsvierteln und Behelfssiedlungen zu kampieren. Zu gleich aber löst gegenwärtig ein großer Teil der Menschheit die jahrtausendealte Wohnungsfrage.

 

Buchanfang

Auf der Suche nach einem Zuhause

Das Jahr der Obdachlosen

Drei Häute braucht der heutige Mensch.

Die erste ist unverzichtbarer Bestandteil seines Körpers. Die Natur liefert sie ihm - gratis und sogar in verschiedenen Farben. Die zweite, die Kleidung, muß er sich anfertigen; denn die ihm ursprünglich gegebene wärmende Körperbehaarung verlor er in Millionen von Jahren, als er sich immer mehr vom Tierreich entfernte. Er zahlte sie als Preis für die Menschwerdung.

Die dritte Haut ist die Wohnung. Der Mensch mußte sie sich schaffen, um seine Existenz auf diesem Planeten zu sichern, nachdem er vom Äquator aus bis zu den Polarkreisen vorgestoßen war. Entstanden in den warmen Zonen der Erde, blieb seine biologische Ausstattung von den Bedingungen seiner Urheimat geprägt und denkbar ungeeignet für einen Aufenthalt in anderen Klimazonen. Der Mensch mußte also die erworbene Fähigkeit, sich durch Arbeitstätigkeit Hilfsmittel für die Auseinandersetzung mit der Natur herzustellen, immer weiter ausbauen - getrieben von den Einflüssen der Natur und von seinen wachsenden Bedürfnissen. Eins der Ergebnisse war die Wohnung. Sie wurde eine elementare Notwendigkeit für das Überleben der Menschheit.

Schutz vor den Unbilden der Witterung und vor tierischen und menschlichen Störenfrieden war ähnlich wie bei den Bauten der Tiere die wichtigste Funktion erster Behausungen. Mit der Weiterentwicklung des Menschen und seiner Bedürfnisse wurden sie darüber hinaus Errungenschaft und Voraussetzung menschlicher Arbeit und Kultur. Erholung, Körperhygiene, Bildung, Kommunikation und Kunstgenuß sind heute ohne Wohnung kaum vorstellbar.

Neben Nahrung und Kleidung gilt das Wohnen als Grundbedürfnis des Menschen. Ihm räumte Friedrich Engels (1820-1895) in seiner Analyse "Die Lage der arbeitenden Klasse in England" (1845) einen hohen Stellenwert ein...


Über den Autor

Stationen

Geboren 1933 in Ueckermünde. Nach Grundschule und Maurerlehre ab 1950 Studium an der ABF Greifswald. Von 1953 bis 1959 Studium der Architektur in Weimar. 1970 Dissertation über industriell gefertigte Wohnbauten. Von 1972 bis 1977 Fernstudium der Gesellschaftswissenschaften.

Seit 1959 in Berlin an zentralen Entwicklungs- und Forschungseinrichtungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als Leiter von Forschungskollektiven tätig. Von 1959 bis 1972 Mitwirkung an der Entwicklung und Erprobung von Wohnungsbauserien. Seit 1972 Untersuchungen, Projektstudien und Wettbewerbsbeiträge zur Umgestaltung innerstädtischer Bereiche

Publikationen

Mitautor des Buches "Städtebau - Grundsätze, Methoden, Beispiele, Richtwerte" (1979) Mitautor oder Leiter von Autorenkollektiven mehrerer Broschüren zu Ergebnissen der Bauforschung. Artikel in Fach- und Wochenzeitschriften. In der Reihe nl•konkret (Band 57) erschien das Buch "Babylons Töchter".

Verlag Neues Leben, Berlin 1986
nl-konkret Nr. 69

Henry Fielding: Joseph Andrews' Abenteuer

Die Trauer der Lady Booby über den Tod ihres hochgeborenen Gatten ist keineswegs so tief, daß nicht der apollgleiche Lakai Joseph Andrews die wohlwollende Aufmerksamkeit dieser Dame erregt hätte. Joseph jedoch widersteht selbst den verwirrendsten Attacken, welche die stolze Lady gegen seine Tugend richtet, mit bewundernswerter Festigkeit, denn sein Herz gehört der liebreizenden Fanny, einem Mädchen von bescheidener Herkunft. Lady Booby wirft ihren widerspenstigen Diener aus dem Haus, ungerührt von den Bitten ihrer Kammerfrau Slipslop, die gleichfalls geheime Sympathien für den jungen Mann hegt. Betroffen über diese unerwartete Katastrophe, tritt der schöne Joseph eine längere Reise an, auf der er, Seite an Seite mit seiner geliebten Fanny und seinem Freund und Beschützer Pfarrer Abraham Adams, höchst merkwürdige Abenteuer erlebt und sich in recht bedrohlichen Situationen als tapferer Verteidiger der Unschuld bewährt. Erstaunliche Umstände zwingen die Lady schließlich, den Jüngling mit Höflichkeit zu behandeln, hindern sie jedoch nicht daran, finstere Intrigen gegen Josephs und Fannys Heirat zu spinnen. Aber die Macht der Großen vermag selbst im England des 18. Jahrhunderts nichts gegen die Liebe eines jungen Paares, und Pfarrer Adams kann am Ende die beiden für immer zusammengeben.

 Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1981
Abbildung: William Hogarth "Der Ehekontrakt“ (Ausschnitt)
Taschenbibliothek der Weltliteratur (TdW)
Mit einem Nachwort von Georg Seehase

Georg Piltz: Paul Gavarni

 Paul Gavarni gehört neben Grandville und Traviès zu den geistvollen und respektlosen Karikaturisten Frankreichs um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit boshafter Ironie nahm er den dubiosen Charakter des Pariser Bürgertums in puncto Liebe und Ehe unter die kritische Lupe. Sein Zeichenstift notierte den halbseidenen Glanz der Modegecken, das großspurige Auftreten der Parvenüs und satten Krämerseelen, die auf Jagd nach Amouren und Seitensprüngen selber von ihren vergnügungssüchtigen Ehefrauen Hörner aufgesetzt bekamen. Seine Modelle suchte und fand er im Getriebe der Boulevards von Paris, mit Vorliebe in den Amüsiervierteln, Tanzsälen und Kneipen, unter Bohemiens und liebesfreudigen Loretten. Seine Karikaturen erschienen in der satirischen Zeitschrift „Charivari“, wo er viele Jahre an der Seite des großen Daumier Mitarbeiter war.

Eulenspiegel Verlag Berlin 1971

Werner Bauer: Sommergewitter am Trabbensee

Marko ist ärgerlich. Er hatte sich schon so auf die Fahrt ins Ferienlager gefreut, und nun kündigt sich überraschend Besuch aus dem Ausland an, Swetlana, die Ferienbekanntschaft aus dem Vorjahr. Ist die Nachbarstochter Susanne da etwa eifersüchtig?

Aufregend werden diese Ferientage zu dritt, als Marko und die Mädchen verdächtige Spuren an der unbenutzten alten Fischerhütte entdecken und sogar noch bei der Aufklärung eines Kriminalfalles, der sich in der Gewitternacht am Trabbensee ereignet, helfen können.

Marko wird bei all den aufregenden Ereignissen klar, daß seine Beziehung zu Susanne ganz anders und für ihn bedeutsamer ist als die schöne und gute Freundschaft zu Swetlana.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1979, 4. Auflage 1987
Illustrationen: Karl Fischer
Für Kinder von 12 Jahren an

 

Rokossowski: Soldatenpflicht

Die Memoiren von Marschall Rokossowski sind nicht nur eine Ergänzung der bisher erschienenen Erinnerungen bekannter sowjetischer Heerführer durch neue Aspekte in der Betrachtung und Darstellung so bedeutsamer Operationen wie der Schlachten um Moskau und Stalingrad, im Kurker Bogen, in der Ukraine, in Belorußland, Ostpreußen, Pommern und um Berlin. Das allein mag schon genügen, um den militärhistorisch interessierten Leser nach diesem Buch greifen zu lassen. Darüber hinaus reizt aber noch etwas zum Lesen an: Rokossowskis Darlegungen zu Fragen der militärischen Führungstätigkeit, seine Auffassung vom Verhältnis eines Kommandeurs zu Vorgesetzten, Mitarbeitern und Unterstellten, seine Ansichten über die Rolle des Kollektivs. Zur Zeit des faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion war Rokossowski als Kommandeur des neugebildeten 9. mechanisierten Korps noch mit Problemen der Formierung dieses Verbandes beschäftigt, so daß die Aufgaben bei den schweren Rückzugskämpfen der ersten Wochen und Monate besonders großes militärisches Können und ein Höchstmaß an Übersicht, Einsatzbereitschaft und Kampfgeist erforderten. Diese harte Bewährungsprobe für die Rote Armee ließ fähige und energische Kommandeurskader heranwachsen, die die Kampferfahrungen der Rückzugskämpfe später in der Schlacht um Moskau richtig zu nutzen wußten.

So finden wir Rokossowski in dieser Zeit als Armeeoberbefehlshaber vor der sowjetischen Hauptstadt und - nach seiner Verwundung während der Gegenoffensive - Mitte 1942 als Oberbefehlshaber zunächst der Brjansker und dann der Stalingrader Front. Diese geradlinige Entwicklung zu einem der fähigsten Heerführer des Großen Vaterländischen Krieges findet ihren Ausdruck in seinen Leistungen als Oberbefehlshaber der Donfront, der Zentralfront, der Belorussischen Front, später der 2. Belorussischen Front.

Sein Buch trägt dazu bei, den Eindruck von der gewaltigen Leistung der Sowjetarmee bei der Zerschlagung des imperialistischen deutschen Aggressors, den der Leser schon aus den Memoiren von Shukow, Konew und Schtemengko gewonnen hat, durch einen weiteren Beitrag zu bereichern.

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1973, 2. Auflage
EVP 9,30

Manuel Nortes: Spanien - Land ohne Ernte

Manuel Nortes, ein junger Schriftsteller aus dem südlichen Teil Spaniens, reiste durch die nördlichen Provinzen seines Vaterlandes und schrieb auf, was er hörte und sah. So entstand dieses Reisetagebuch über den Alltag des spanischen Volkes, das durchaus nicht alltäglich ist. Obgleich es ursprünglich für Spanien geschrieben wurde, ist es doch nie in Spanien erschienen. Wer es liest, wird verstehen können, weshalb.

Aber nicht allein das Schicksal des Manuskripts gibt diesem Buch eine besondere Note, sondern vor allem seine literarische Kraft. Der Autor schafft klare poetische Eindrücke. Er macht an einfachen Begebenheiten spanische Lebens-, Denk- und Empfindungsart verständlich. Er formuliert ein anrührendes Bekenntnis zur Sache der einfachen Menschen und einen leidenschaftlichen Protest gegen die Unterdrückung und Ausbeutung. Dabei weist nicht nur, was beschrieben wird, sondern auch wie es Gestalt gewinnt, echte spanische Eigenart auf, ursprüngliche nationale Kraft, die heute durch Francos Diktatur mißbraucht und eingeengt wird. Ergreifend sind die Bilder von der unsagbaren Armut und Rückständigkeit der werktätigen Menschen, ermutigend ist die trotz allem nicht erloschene Zuversicht, dereinst als freies Volk auf freiem Grund zu stehen. Das Land, das heute noch ohne Ernte ist, wird künftig seinem Volke reiche Früchte tragen. Dieser Gedanke klingt am Schluß der Einleitung an, die Ludwig Renn diesem Werk voranstellte. Sie endet mit den Worten: "Du wirst dich befreien, Spanien!"

Dem Band sind Fotos und eine Karte beigegeben.

Verlag der Nation, Berlin 1961
Textdruck und Einband: Philipp Reclam jun. Leipzig