30 Mai 2021

Flinke Hände


 


Dr. Herbert Schulze Buch- und Kunstverlag Leipzig 1959

Hermann Herlinghaus: Dokumentaristen der Welt – Selbstzeugnisse aus zwei Jahrzehnten (1960-1981)


 Die 25. Internationale Dokumentar- und Kurzfilmwoche unter dem Motto „Filme der Welt – für den Frieden der Welt“ in Leipzig war der Anlaß, Selbstäußerungen von über 60 Filmdokumentaristen aus Europa, Afrika, Amerika und Asien zu einer Anthologie zusammenzustellen, in der sie über die politischen und sozialen Kämpfe in ihren Ländern, wie sie sich im progressiven Dokumentarfilmschaffen der Welt unmittelbar widerspiegeln, persönlich berichten. Die Selbstaussagen in Form von Interviews, Aufsätzen und Erinnerungen sind zugleich eine Künstler-Ästhetik namhafter internationaler Filmdokumentaristen, die insgesamt davon überzeugt sind, daß Politik und Kunst in den Klassenkämpfen unserer Zeit nicht zu trennen sind.

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1982

Mihail Sadoveanu: Die Wolfsinsel


 Regen und Sturm zwingen den Rechtsanwalt Panaite Cimpanu und seine Gefährten, tagelang die Gastfreundschaft des Türken Mechmet auf der Wolfsinsel in Anspruch zu nehmen. In warme Decken gehüllt, hocken sie in der Hütte am Feuer und denken betrübt an die Trappen, die sie zu schießen hofften. Aber die Wartezeit wird ihnen nicht lang. Mechmet und sein Oberschäfer Danila sorgen nicht nur für das leibliche Wohl der Herren aus Constanta, sie unterhalten sie auch mit Berichten über die Taten des Räubers Ali und sein unrühmliches Ende. Eng mit diesen Ereignissen verknüpft ist der Mord an dem Müller Marcu, der erst aufgeklärt wurde, nachdem Mechmet als vermeintlicher Täter viele Jahre im Gefängnis verbracht hatte…

Verlag Volk und Welt Berlin 1958

William Makepeace Thackeray: Die Memoiren des Mr. C. J. Yellowplush


 Seine Mutter, eine zweifelhafte unverehelichte Person, nannte ihn nach den gelben Plüschhosen eines herrschaftlichen Kutschers Yellowplush. Nach ihrem Tode wird der Knabe Diener und lernt die ach so vornehme Welt der viktorianischen Epoche kennen, ihre verlogene Sentimentalität und ihre Skrupellosigkeit. In diesem moralischen Klima greift Yellowplush, ein snobistischer Vorgänger des Felix Krull, zur Feder und plaudert über seine „Herrschaften“ aus. Das freche kleine Werk gehört zu den satirischen Meisterstücken des großen englischen Realisten. Bruno Kaiser schrieb unter dem Pseudonym Felix Krull ein amüsantes Nachwort dazu.

Rütten & Loening Berlin 1963
Illustrationen: E. J. Wheeler

29 Mai 2021

Wladimir G. Korolenko: Die Geschichte meines Zeitgenossen


 

In der Gestalt seines „Zeitgenossen“ gibt Korolenko eine poetische Schilderung seines eigenen Lebens. Er entwirft ein breit angelegtes Bild, das die Familie, das Gymnasium, den Hörsaal, illegale Versammlungen, Studentenbuden, Gefängnisse, Kanzleien und das Leben in sibirischen Bauernhütten einschließt. In der Darstellung der geistigen Entwicklung des Helden dieser großartigen Erzählung spiegelt sich zugleich eine der bedeutsamsten Epochen der Geschichte Rußlands, die Epoche des Erwachens der zur Befreiung drängenden Volkskräfte.

Gorki sagt von diesem Meisterwerk Korolenkos: „Eine leise, aber gütige und volltönende Stimme spricht zu einem – eine echt menschliche Stimme. Auf jeder Seite spürt man das kluge Lächeln eines großen Menschen, der über vieles nachgedacht und viel erlebt hat.“


Rütten & Loening Berlin 1953

Nikolai Tichonow: Das Weiße Wunder von Kaschmir


 Bei flackerndem Kerzenschein wahrsagt ein Bauernmädchen dem amerikanischen Forschungsreisenden Mr. Foost, daß seine Freunde nicht kommen werden.

Foost beunruhigen diese Worte. Schon einmal widerfuhr ihm auf dem Weißen Wunder, einem der höchsten Gipfel Kaschmirs, ein Mißgeschick, und er wurde schuldig am Tode seines Freundes Knight. Sollte die diesmalige Verabredung wieder zum Scheitern verurteilt sein? Trotz des drohenden Unwetters will er die Fahrt durch das Gebirge fortsetzen.

Fazlur jedoch, der junge Begleiter Foosts, hat längst erkannt, daß der Amerikaner keineswegs nur ein wißbegieriger Forscher ist. Er wartet auf eine Gelegenheit, sich mit ihm auszusprechen. Da bricht ein Unwetter los, grausam, alles vernichtend, alles verschlingend…

Wir lernen Pakistan in seiner ganzen zauberhaften Schönheit, aber auch in seinem Elend kennen, und wir werden Zeugen des Lebens, der Sitten und Gebräuche seiner Bewohner, die sich ein besseres Dasein wünschen. Das fremdartige Kolorit verleiht diesem Roman einen ungewöhnlichen Reiz.

Verlag Kultur und Fortschritt Berlin 1958

Leo Tolstoi: Das neue Alphabet


 Eines der Werke, auf die Tolstoi immer stolz geblieben ist, auch dann noch, als ihm sogar seine großen Romane eitel und nichtig erschienen, war seine Dorfschule in Jasnaja Poljana, in der er die Bauernkinder seines Dorfes unterrichtete. Er schuf ihnen mit den Fabeln, Märchen, Sprichwörtern und kleinen Geschichten, die der vorliegende Band enthält, die ersten Lesebücher, die Rußlands Schulkinder in den Händen hielten. In vielen dieser zauberhaften Prosastücke, die zum Teil von Bauernkindern geschrieben und von Tolstoi nur behutsam nachgezeichnet wurden, erschließt sich für viele russische Kinder bis heute zum ersten Male die Schönheit ihrer Muttersprache. Sie haben die ewige Jugend, weil sie den unerschütterlichen Glauben des Dichters an die Zukunft des einfachen Volkes in sich tragen.

Rütten & Loening Berlin 1982

Hrsg. Margit Bräuer: „Das Glück zu lieben und geliebt zu werden“ – Erzählungen über die Liebe

Nikolai Karamsin: „Die arme Lisa“ (übersetzt von Wilhelm Plackmeyer)

Alexander Puschkin: „Der Schneesturm“ (übersetzt von Michael Pfeiffer)

Nikolai Gogol: „Eine Mainacht oder Die Ertrunkene“ (übersetzt von Georg Schwarz)

Wladimir Odojewski: „Fürstin Mimi“ (übersetzt von Wilhelm Plackmeyer)

Michail Lermontow: „Bela“ (übersetzt von Günther Stein)

Alexander Herzen: „Die diebische Elster“ (übersetzt von Werner Günzerodt)

Iwan Turgenjew: „Asja“ (übersetzt von Herbert Wotte)

Nikolai Leskow: „Die Lady Macbeth aus dem Landkreis Mzensk“ (übersetzt von Günter Dalitz)

Fjodor Dostojewski: „Die Sanfte“ (übersetzt von Werner Creutziger)

Wsewolod Garschin: „Eine Begebenheit“ (übersetzt von Wilhelm Plackmeyer)

Wladimir Korolenko: „Der Wald rauscht“ (übersetzt von Cornelius Bergmann)

Sergej Stepnjak-Krawtschinski: „Das Häuschen an der Wolga“ (übersetzt von Barbara Heitkam)

Anton Tschechow: „Flattergeist“ (übersetzt von Hertha von Schulz)

Alexander Kuprin: „Die bange Minute“ (übersetzt von Wilhelm Plackmeyer)

Maxim Gorki: „Sechsundzwanzig und eine“ (übersetzt von Erwin Tittelbach)

Leonid Andrejew: „Der Abgrund“ (übersetzt von Margit Bräuer)

Lew Tolstoi: „Nach dem Ball“ (übersetzt von Hermann Asemissen)

Fjodor Sologub: „Die kleine weiße Birke“ (übersetzt von Wilhelm Plackmeyer)

Alexej Tolstoi: „Der Träumer (Aggej Korowin)“ (übersetzt von Wilhelm Plackmeyer)

Waleri Brjussow: „Eine taube Blüte“ (übersetzt von Margit Bräuer)

Iwan Bunin: „Ein letztes Wiedersehen (Wera)“ (übersetzt von Georg Schwarz)

Michail Kusmin: „Die platonische Charlotte“ (übersetzt von Wilhelm Plackmeyer)

Maxim Gorki: „Das Glück“ (übersetzt von Georg Schwarz)

Rütten & Loening, Berlin, 2. Auflage, 1985 (1. Auflage 1978)
Mit 32 Reproduktionen zeitgenössischer Gemälde

 

Rainer Crummenerl: Briefe, Päckchen, Telegramme


 

Mein kleines Lexikon „Briefe, Päckchen, Telegramme“ vermittelt einen Einblick in die vielgestaltigen Aufgaben der Deutschen Post, zu denen auch die Aufnahme, Übertragung und Ausstrahlung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen gehört.

Der Kinderbuchverlag Berlin, 3. Auflage, 1989 (1. Auflage 1983)
Illustrationen: Ingolf Neumann
Mein kleines Lexikon

Friedrich Kaden: Bergbau, Erz und Kohle


Mein kleines Lexikon „Bergbau, Erz und Kohle“ vermittelt Kenntnisse über den Bergbau und die Weiterverarbeitung der geförderten Rohstoffe. Es stellt außerdem die umfangreiche moderne Technik der Berg- und Hüttenarbeiter dar.

Der Kinderbuchverlag Berlin, 1. Auflage, 1982
Illustrationen: Kurt Völtzke
Mein kleines Lexikon

Mein kleines Lexikon

 In den frühen 1970er Jahren wurde sie ins Leben gerufen: die Serie „Mein kleines Lexikon“, eine Reihe von populärwissenschaftlichen Nachschlagewerken, die sich an Leser ab 9 Jahren richtete. Dabei handelt es sich um Einführungen in verschiedene Wissensgebiete, die wesentliche Begriffe in alphabetischer Reihenfolge verständlich und unterhaltsam erklären. Jeder der insgesamt 41 erschienen Bände widmet sich speziell einem Thema und kostete 5,80 Mark.

28 Mai 2021

Peter Abraham: Kaspar oder Das Hemd des Gerechten


 Was wäre, wenn die Hauptgestalt eines Buches, das Sie kennen, plötzlich lebendig werden würde und in Ihr Alltagsleben eingriffe? Dem Schriftsteller Wenzel Ploch in Peter Abrahams Geschichte widerfährt ebendas, noch dazu von einer Figur, die er selbst geschaffen hat. Kaspar, so heißt das Phantom, angetan mit dem roten Kattunhemd des Gerechten – dies eine Erinnerung an Wenzel Plochs Jugendzeit -, sucht rigoros, Gerechtigkeit zu stiften. Er greift auf naiv-verblüffende Art in das Alltagsleben ein, organisiert einen Hut für einen Schneemann, regelt den Berufsverkehr, bricht alle Normen beim Verladen von Kohle, kümmert sich um des Schriftstellers Geliebte… Leidenschaften außer der Gerechtigkeit kennt er nicht. Da ändert sein geistiger Vater das Manuskript und verleiht ihm Leidenschaften. Doch er ist nun noch viel abstrakter gerecht, und alle Sympathien seiner Mitmenschen „entfliehen“ ihm. Aber die Eskapaden der Figur bewirken auch Gutes: Der Schriftsteller Wenzel Ploch wird angeregt, über seinen bisherigen Lebensweg nachzusinnen.

Verlag Neues Leben Berlin 1988

Lia Pirskawetz: Der Stille Grund


 Wird man im Stillen Grund – einem Stück geschützter Natur – eine neue Werkhalle bauen? Oder soll eins der schönsten Landschaftsgebiete unserer Heimat um jeden Preis unberührt bleiben? Um diesen Konflikt rankt sich die Handlung des Romans… Diejenige, die diese schwerwiegende Entscheidung zu treffen hat, ist die dreiundzwanzigjährige Stadträtin Carola Witt, einst selbst Textilfacharbeiterin in der betreffenden Polsterfabrik, nun Nachfolgerin des Bürgermeisters. Carola wird als aktive, gar nicht mehr so selbstsichere … junge Frau geschildert, die mit Frische und Witz an die Arbeit geht und vorurteilslos die Wahrheit sucht. Ihre enge Bindung an die sächsische Heimat und die dort lebenden Menschen lassen sie von vornherein fühlen, daß die Besiedlung der Mannschaft ein nicht wiedergutzumachender Verlust wäre. Aber gerade jemand wie sie versteht auch die Hoffnungen der Arbeiter auf ein besseres Leben. „Gegenspieler“ ist Schön-Albert, der ebenfalls junge, technische Direktor der Polsterfabrik, der ohne Rücksicht auf die Landschaft den Raum bebauen will…

Verlag Neues Leben Berlin, 1986

Herbert Friedrich: Nachmittag eines Schriftstellers


 Arnulf Straßberger hat gerade den ersten Satz zu seinem Roman über das alte Rom niedergeschrieben, als ihn familiäre Ereignisse zwingen, die Gedanken an die Historie abzubrechen und sich mit den Problemen des Hier und Heute auseinanderzusetzen; eine geschiedene Frau erfährt am Silvesterabend, den sie mit ihrem Freund feiert, daß sich ihre siebzehnjährige Tochter Neujahr verloben will, und bemerkt erst jetzt jene Fremdheit, die ihre einst so enge Beziehung zu ihrem Kind bedroht; dem achtzehnjährigen Werner Truckenbrodt, der sich Ende 1944 freiwillig zur Wehrmacht gemeldet hat, wird in den letzten furchtbaren Monaten des zweiten Weltkrieges die Sinnlosigkeit des Mitmarschierens bewußt; eine alte Frau sieht eines Tages das Bild ihres Sohnes in der Zeitung und hofft auf seinen Besuch, statt dessen erscheint die Enkelin mit Freund und bringt durch egoistische Gedankenlosigkeit den einsamen Alltagstrott der schwerhörigen Großmutter durcheinander.

So unterschiedlich die Themen seiner Erzählungen auch sind, immer geht es Herbert Friedrich um ethisch-moralische Probleme, um nicht bewältigte zwischenmenschliche Beziehungen.

Verlag Neues Leben Berlin 1987

Karl Grünberg: Es begann im Eden


 Der 60jährige Dichter der „Brennenden Ruhr“ und des Romans „Das Schattenquartett“, der auch durch sein Schauspiel „Golden fließt der Stahl“ bekannt geworden ist, läßt uns in Erinnerungsbildern von zwingender Gestaltungskraft das Berlin zwischen den Jahren 1919 und 1945 erleben.

Die Milieuschilderung auch dieser Novellentrilogie ist wieder meisterhaft, da der Dichter nur die Ereignisse sprechen und nur die Menschen handeln läßt.

Das Werk erhält seine besondere Bedeutung durch die authentische Darstellung der Flucht Wilhelm Piecks aus dem Hotel Eden im Jahre 1919.

Verlag Neues Leben Berlin 1958

Günter de Bruyn: Buridans Esel


 Das Thema von Günter de Bruyns Roman ist ein altes Thema: die Liebe. Von den vielen Gesichtern, die sie haben kann, wird hier eins gezeigt. Da ist ein Mann, um die Vierzig, kein leichtsinniger Mann, der eine Familie hat und einen Beruf, der ihn ausfüllt, und man würde sagen, er ist glücklich. Und doch fehlt diesem Karl Erp ein Stück Leben, denn was er an seiner Frau Elisabeth einst liebte, findet er in dem Ehestand alten Stils, den er sich aufgebaut hat, nicht mehr wieder. So lernt er das schöne, kühle Fräulein Broder kennen, und er meint, mit ihr könnte es einen neuen Anfang geben. Doch am Ende besteht der Mann die großen und die kleinen Proben dieser Liebe nicht. Erp geht zu Elisabeth zurück. Sein anscheinend moralisches Verhalten ist ein Versagen.

Die Fabel des französischen Philosophen Buridan vom Esel, der sich zwischen zwei gleichgroßen Heubündeln nicht entscheiden kann und verhungert, dient Günter de Bruyn hier in einem weiten Sinne als Metapher für die Erzählung eines Dreieckkonfliktes.

Mitteldeutscher Verlag Halle – Leipzig 1968

Oles Hontschar: Bannerträger


 Vom Südosten Europas her – über die Transsylvanischen Alpen, die ungarische Tiefebene und das slowakische Bergland – schlägt die Zweite Ukrainische Front den deutschen Faschismus. In spannenden Kampfhandlungen stellt sich das Garderegiment Samijews immer neuen Bedingungen – im Gebirge, an Flußübergängen, bei Straßenschlachten in der europäischen Großstadt. Das Regiment befreit die Donaumetropole Budapest und begeht schließlich im Goldenen Prag den Tag des Sieges. Bewegende Schicksale erstehen vor dem Leser, vor allem aber ein vielfältiges Panorama menschlicher Charaktere, und zugleich wird offenbar, was den bauernschlauen einfachen Soldaten, den romantischen Halbwüchsigen, den kühlen Theoretiker, den sensiblen Künstler, die um ihren Geliebten trauernde Sanitäterin verbindet: ihr mutiger, von hohen ethischen Prinzipien getragener Einsatz für die humanistischen Ideale ihrer sozialistischen Gesellschaft, als deren Sendboten sie sich gegenüber den Völkern Europas begreifen.

Die vorliegende Ausgabe entspricht der späteren Neufassung des Romans.

Verlag Volk und Welt Berlin 1976
Romantrilogie
Bibliothek des Sieges
Aus dem Ukrainischen von Willi Hoepp

27 Mai 2021

Alexander Nassibow: Geheimarchiv an der Elbe

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs: SS-Gruppenführer Upitz weiß, dass Deutschland den Krieg verloren hat. Er versucht, sich selbst einen Vorteil für die Zeit nach dem Krieg zu verschaffen und nimmt ein Angebot der Amerikaner an. Er erhält Straffreiheit, wenn er ihnen im Gegenzug das Geheimarchiv der Gestapo überlässt, das an der Elbe in Meißen versteckt wird. Es enthält die Daten sämtlicher Agenten, die die Gestapo in der Sowjetunion und auf dem Balkan platziert haben. Auch der sowjetische Abwehrdienst ist hinter diesen Daten her, sodass Upitz eine falsche Fährte legen will.

Upitz lässt den Schweißer Max Wiesbach zu einem unterirdischen Stollen in Riesa bringen. Dort soll er unter Wasser ein Leck abdichten. Wiesbach ist davon überzeugt, ein Leck im Geheimarchiv abgedichtet zu haben und gibt diese Information an einen überzeugten Kommunisten weiter, der kurze Zeit später an die Sowjetfront geschickt wird und dort zu den Russen überläuft. Er berichtet ihnen vom Geheimarchiv in Riesa, doch glauben die Russen, das Geheimarchiv befinde sich in Meißen. Sie wollen Sicherheit. Gemeinsam mit dem Riesaer Herbert Lange wird der sowjetische Kommunist Major Kerimow nach Riesa geschickt, um das Geheimarchiv ausfindig zu machen. Langes Ehefrau glaubt ihren Mann tot. Als dieser mit einem Mal vor der Tür steht und ankündigt, bald schon wieder fortzumüssen, wird Frau Lange hysterisch. Lange will einen Arzt holen, wird jedoch als scheinbar Flüchtender auf offener Straße erschossen. Kerimow ist nun auf sich allein gestellt. Von überzeugten Kommunisten erhält er Hilfe. Er wird in dem Werk als Fahrer eingestellt, in dem auch Max Wiesbach als Schweißer arbeitet. Bald findet Kerimow heraus, dass Max Wiesbach falschspielt und sich das Geheimarchiv in Meißen befinden muss.

Upitz hat sich unterdessen mit dem Amerikaner Tedder darüber verständigt, das Archiv in den nächsten Tagen an die US-Amerikaner zu übergeben. Tedder informiert einen Mittelsmann, der den Abtransport organisieren und überwachen soll. Upitz und der Mittelsmann erhalten dafür je eine Kammhälfte als Erkennungszeichen. Kerimow gelingt es, die Gespräche abzuhören und das Kammstück des Mittelsmanns an sich zu bringen. Mit den Kommunisten organisiert er eine Frachtmaschine. Er tritt mit Upitz in Kontakt und überwacht den Abtransport der Archivakten in die sowjetische Maschine. Auch Upitz geht an Bord, wie er es mit Tedder ausgemacht hatte. Als sich das Flugzeug in der Luft befindet, will Upitz wissen, wohin sie fliegen. Als Kerimow erwidert, dass der Flug nach Moskau gehe, reagiert Upitz zunächst belustigt und anschließend sprachlos.

Deutscher Militärverlag 1961( 1960-1990)
Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung
Das Taschenbuch

 

Robert Louis Stevenson: Das rätselvolle Leben – Meistererzählungen


 In den unvergeßlichen Erzählungen dieses Bandes tritt der Leser mit dem Verfasser der „Schatzinsel“ und des „Weiten Horizonts“ eine Fahrt in die Abgründe des menschlichen Herzens, in die Hintergründe der Menschenseele an. Hier herrscht weithin schottische Nebelwelt, draußen und drinnen, Heimatluft Stevensons, voll von Rätseln und Leidenschaften, voll Doppelgesichtigkeit, Gespensterwahn und Verbrechen. Neben den unheimlichen Straßen Edinburghs und den sturmgepeitschten schottischen Küsten steigen Landschaften und Menschen Spaniens und Frankreichs in ihrer Tragik und ihrem Verzicht bewegend vor uns auf. Allenthalben sind wir hingerissen und verzaubert von dem großen Erzähler und tiefen Kenner der Rätsel in der menschlichen Brust.

Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung Leipzig, 4. Auflage 1976
Sammlung Dieterich Band 146

Ivo Andric: Gesichter

 Gesichter... Sie gleiten zu Tausenden an uns vorüber und werden vergessen. Andere prägen sich - selbst nach flüchtiger Begegnung - für immer in unser Gedächtnis ein, weil in ihnen etwas geschrieben steht, was uns seltsam und tief berührt, was unser lebhaftes Mitempfinden weckt. Dem Dichter nun ist es gegeben, das, was aus ihnen spricht - freudiges und schmerzliches Erleben, zuweilen ein ganzes Schicksal -, zu fassen und zu gestalten.

So geschieht es auch hier. Der Autor macht uns die Gesichter von Menschen lebendig, die er irgendwo, irgendwann gesehen hat und die ihn seither nicht loslassen, und jedes von ihnen gibt gleichsam seine Geschichte preis. So erhalten wir eine Kette kleiner erzählerischer Kostbarkeiten, die von neuem die hohe epische Kunst des jugoslawischen Dichters Ivo Andric, des Nobelpreisträgers von 1961, beweisen.

Beginn

Am Sternenhimmel und am Gesicht des Menschen wird man sich niemals satt sehen können. Man schaut und schaut, und alles ist längst geschaut und doch unerforscht, bekannt und doch neu. Das Gesicht, das ist die Blüte an jener Pflanze, die Mensch heißt. Eine Blüte, die sich regt, die ihren Ausdruck wandelt - von Lachen, Stolz oder Nachdenklichkeit bis zum sprachlosen Stumpfsinn  oder zur Unbewegtheit der toten Natur...

Aufbau-Verlag, 1962
Aus dem Serbokroatischen von Werner Creutziger

26 Mai 2021

Beobachten und bestimmen - Fische Europas


 Dieser Naturführer ist ein ebenso schönes wie praktisches Handbuch zur Beobachtung und Bestimmung der Süß- und Brackwasserfische und aller wichtigen Fische aus den küstennahen Meeresregionen Europas.

Die ersten Kapitel informieren in Text und Bild über Bau und Funktion des Fischkörpers, über die Lebensweise der Fische und ihre Bindung an das Biotop. Ein eigenes Kapitel ist der Beobachtung von Fischen gewidmet, ein weiteres beschäftigt sich mit Problemen der Fischwirtschaft.

Der große Hauptteil mit seinen fast 400 detailgetreuen farbigen Fischbildern mit den neuartigen Umrißschlüsseln ermöglicht das sichere Bestimmen von 300 europäischen Fischarten und vermittelt darüber hinaus viele biologische Fakten und ökologische Zusammenhänge. 250 Karten zeigen die Verbreitungsgebiete der Formen übersichtlich an. Der handliche Führer richtet sich an den Sport- und Berufsfischer, Aquarienfreund, Fischzüchter, Teichwirt und Biologielehrer ebenso an den Naturfreund, der sich durch genaue Beobachtung die Vielfalt der Natur erschließen möchte.

Neumann Verlag Leipzig - Radebeul, 1. Auflage 1983

Karin Retzlaff: Feuer in der Wagenburg. Südafrika - Furcht und Elend der Apartheid



Seit 1652, als die ersten holländischen Kolonisatoren an der Südspitze des schwarzen Kontinents anlandeten, werden die dort lebenden Afrikaner nicht nur brutal ausgebeutet und unterdrückt, sondern sie gelten lediglich als "Schepsel", als Geschöpf.

In Afrikaner-Ghettos wird gegen Protestierende mit Bulldozern und Panzerwagen vorgegangen, Demonstranten werden mit Nilpferdpeitschen, Tränengas, Gummigeschossen und scharfen Schüssen niedergestreckt.

Doch das Kräfteverhältnis hat sich gewandelt. Vorbei sind die Zeiten der großen burischen Trecks, da weiße Scharfschützen und Kanoniere 1838 vor ihrer Wagenburg Tausende Zulu-Krieger einfach niedermetzeln konnten. Die Antiapartheidfront erstarkt, der ANC gewinnt an Kraft und Ansehen, Gewerkschaften und Kirche, liberale Weiße und sogar Teile der Monopolbourgeoisie suchen nach demokratischen Alternativen. Die "Herrenmenschen" setzen auf neue Gewalt und versuchen gleichzeitig, ihr System mit Reformen gefällig zu übertünchen. Selbst wenn die Herr-und-Diener-Gesellschaft noch allgegenwärtig ist - das Feuer schwelt auch in der Wagenburg und wird nicht verlöschen: Hoffnung für das Land am Kap der Guten Hoffnung?

Inhalt

Die schmutzige Straße
Zeugen der Anklage
Krieg gegen Kinder
Freibrief für Kopfjäger
Leichen unter sich
"Leben" in Schuhkartons

Wem nützt der schwarze Judenstern?
Vergiftete Muttermilch
Parasiten mit fremden Pässen
Bombenpartnerschaft

Was einst am Sammelplatz der Leoparden begann
Die unbesiegbaren Farben
Die Finger werden zur Faust
Das gespaltene Kreuz
Die Wagenburg bröckelt

Hocker und Peitsche
Die Ausnahme ist die Regel
Marionettentheater
Spur der Falken
Nachbarn im Visier


Über die Autorin
 Karin Retzlaff, Jahrgang 1951, Studium der Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität, Promotion über die Entwicklung der Befreiungsbewegung in Namibia. Seit 1976 als außenpolitischer Redakteur in der "Jungen Welt" tätig, seit 1985 stellvertretender Chefredakteur.
Recherchereisen u. a. nach Äthiopien, Sudan, Kamerun, Simbabwe und Südafrika; zahlreiche Artikel und Kommentare in "Junge Welt" und "horizont".

Verlag Neues Leben, Berlin,1989
nl-konkret Nr. 95

Helga Bemmann (Hrsg.): Fürs Publikum gewählt - erzählt. Prosa aus sieben Jahrzehnten Kabarett


 

Fürs Publikum gewählt - erzählt ist der Titel des zweiten Bandes innerhalb unserer Buchfolge zum literarischen deutschen Kabarett (erster Band: "Immer um die Litfaßsäule rum", dritter Band: "Mitgelacht - dabeigewesen").

Fünfundvierzig Autoren, deutsche Satiriker und Humoristen von Rang, kommen in diesem Band zu Wort. In Fortsetzung des Gedichtbandes "Immer um die Litfaßsäule rum" bringt die vorliegende Auswahl Geschichten, Anekdoten, Grotesken, Parodien, Monologe und Szenen, die, seit siebzig Jahren immer wieder belacht, zum unvergänglichen Repertoire der deutschen Vortragsbühne gehören.

Das gilt für die heiteren Geschichten Roda Rodas ebenso wie für die urwüchsig komischen Stücke des Münchner Volkshumoristen Karl Valentin, die lustigen Einfälle Ludwig Thomas, die geschliffenen Satiren Kurt Tucholskys, Alfred Polgars und Alfred Kerrs oder die geistvollen Parodien des großen Berliner Theaterleiters und Kabarettpioniers Max Reinhardt.

Neben bekannten Autoren wie Morgenstern, Ringelnatz, Kästner, Weinert und Werner Finck werden auch Dichter vorgestellt, die sehr selten gedruckt werden wie Egon Friedell, Gumppenberg, Mynona und Klabund.

Zahlreiche heitere, für den Vortrag geeignete Texte von DDR-Autoren wie Günter Kunert, Heinz Knobloch, Jo Schulz, Hansgeorg Stengel und Peter Hacks beschließen diesen Band.

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin, 4. erw. Aufl., 1974

Wolf D. Brennecke: Die Nacht in der Hütte - Erzählung


 Beginn

Willi Musche, genannt Bommel, lehnte am Brunnen gleich neben der Einfahrt zu dem Garagenhof in der Pappelallee. Der Schatten, den die alte Pappel über ihn warf, war wie ein Unterseeboot geformt, der Brunnen war Kommandobrücke und Mast, und wäre Bommel nicht so beklagenswert arm an Phantasie gewesen, so hätte er das Boot hineingelenkt in den Fluß, den die blanke, hitzeflimmernde Straße darstellte. Nein, dies war kein Kapitän Nemo. Die Vorübergehenden sahen nur einen dicken, schwitzenden Jungen in Campinghemd und kurzen Hosen, der im nächsten Moment im Stehen einschlafen würde. Aber Bommel heuchelte Trägheit. Aus den Augenwinkeln beobachtete er scharf das Haus Pappelallee 18. Er "beschattete" es...

Neues Leben, 1959
Kleine Jugendbibliothek

Jack London: Die Menschen des Abgrunds


Vorwort

 Die in diesem Band wiedergegebenen Erfahrungen wurden mir im Sommer 1902 zuteil. Ich stieg in die Unterwelt von London in einer Gemütsverfassung hinab, die ich am besten mit der des Forschers vergleichen kann. Ich war geneigt, mich eher von dem Zeugnis meiner Augen überzeugen zu lassen, als von den Lehren jener, die nicht gesehen hatten, oder von den Worten solcher, die früher gesehen hatten und gestorben waren. Ferner nahm ich ein paar einfache Kriterien mit, um nach ihnen das Leben der Unterwelt zu beurteilen. Was längerer Lebensdauer, körperlicher und geistiger Gesundheit diente, war gut; was geringerer Lebensdauer diente, was schadete, was die Menschen verkrüppelte und das Leben entstellte, war schlecht.
Es wird dem Leser bald offenbar werden, daß ich viel Schlechtes sah. Und es darf dabei nicht vergessen werden, daß die Zeit, von der ich schreibe, in England für eine "gute Zeit" gehalten wurde.
Die Hungersnot und die Obdachlosigkeit, denen ich begegnete, waren eine chronische Misere, die niemals, nicht einmal in den Zeiten des höchsten Wohlstands beseitigt wurde...

Verlag Neues Leben Berlin, 1975
Buchclub 65
Ins Deutsche übertragen von Christine Hoeppner
Mit einem Nachwort von Horst Ihde

Die Schutzmarke


 Die Schutzmarke - auch Warenzeichen genannt - ist in der sozialistischen Wirtschaft unentbehrlich. Sie übertrifft ihre werblichen Geschwister durch ihre Langlebigkeit und bestimmt Aussehen und Stil anderer Werbemittel. Die Schutzmarke ist das eigenständigste Produkt der Gebrauchsgraphik. 
Wir begegnen den Schutzmarken auf den Waren und ihren Verpackungen, auf Geschäftspapieren, in Inseraten, Prospekten und auf Plakaten. Sie treten uns in Hausgröße an Giebelwänden und in Zentimetergröße auf der Anstecknadel am Jackettaufschlag entgegen. Jedes unserer Warenzeichen steht stellvertretend für die Initialen "DDR", ist Visitenkarte unseres Staates und Qualitätssymbol für die Arbeit der Werktätigen.
Anliegen dieses Buches ist es, die Bedingungen und Gestaltungsgesetze des Markenentwurfs systematisch zusammenzufassen sowie den Interessierten an die Hand zu geben. In Wort und mehr als 300 Abbildungen wird gezeigt, wie sich die spezifischen Kriterien für diese kleinen Kunstwerke in mehr als tausend Jahren von den Hausmarken und Steinmetzzeichen über Notariatssignets, Wasserzeichen, Druckermarken zur modernen, einprägsamen Schutzmarke - als Bild- und Buchstabenzeichen sowie als Schriftzug - entwickelt haben.
Der Leser erfährt anschaulich, wie Schutzmarken kontinuierlich und effektvoll verwendet werden und welcher organisatorischen, juristischen und psychologischen Überlegungen es bedarf, um zu einer wirksamen Marke zu gelangen.
Gestalter wie auch Auftraggeber in Betrieben, gesellschaftlichen Institutionen und anderen Einrichtungen erhalten wertvolle Hinweise für das Markenschaffen.
Dem aber, der sich ganz schlicht an den kleinen und komprimiertesten Kunstwerken erfreuen will, präsentiert sich mit dem Werk eine Auswahl der reifsten und schönsten Entwürfe aus Geschichte und Gegenwart.

Verlag Die Wirtschaft 1970

25 Mai 2021

Christine Lambrecht: Dezemberbriefe


 Ein Mädchen, das während des Ferienberichts plötzlich merkt, daß die Eltern nur das Übliche ihrer eigenen Reisen hören wollen, der geschiedene West-Großvater, der alljährlich zurückkehrt und nicht weiß, wie er sich verhalten soll, eine Journalistin, die manchmal in eine Dorfidylle einbricht, eine Frau, der Flügel wachsen, eine Braunhäutige aus Zerbst, die unverhofft drei Malinesinnen trifft, ein hiesiger Rocksänger und sein Leben: das sind die Leute, die die Autorin kennt.
Christine Lambrecht, sehr vielen Lesern inzwischen bekannt durch ihren erfolgreichen Band "Männerbekanntschaften", vermag mit großer Sicherheit die Möglichkeiten moderner Erzählarten zu nutzen: so finden sich in diesem Buch Kurzgeschichten, Miniaturen, Briefe und Protokolle, in denen heiter oder nachdenklich, ebenso einprägsam wie natürlich überraschende Begegnungen vorgestellt werden.

...Christine Lambrecht versteht es, zum Disput herauszufordern, denn zumeist scheint in ihren literarischen Miniaturen alles noch möglich zu sein, wenn... Und hier übergibt sie oftmals dem Leser das Problem so klug, daß er es nicht einfach von sich wegschieben kann. Dies ist, scheint mir, eine sympathische Haltung der jungen Schreiberin.

Karin Langer
in "Neues Deutschland" über "Dezemberbriefe" von Christine Lambrecht

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig, 2. Auflage 1982
Schutzumschlag: Günter Glombitza

Waltraud Woeller: Deutsche Volksmärchen von arm und reich


 Mit dieser Sammlung, die wir in unserer internationalen Reihe "Volksmärchen" neu auflegen, werden dem Märchenfreund einundsiebzig weniger bekannte alte deutsche Märchen des 19. Jahrhunderts zugänglich gemacht. Die Auswahl und die Interpretation der Märchen erfolgten unter dem bisher stark vernachlässigten Aspekt ihres demokratischen und sozialkritischen Gehalts. Dabei rücken besonders solche Märchen, die von der Dorfarmut geformt und tradiert wurden, in das Gesichtsfeld des Lesers, den sie durch interessante soziologische Momente wie durch poetische Gestaltungskraft überraschen.
Neben unbekannten Sujets findet der Leser auch vertraute Märchenstoffe, wie Varianten vom "Tischleindeckdich", vom "Gruselnlernen" und von den "Bremer Stadtmusikanten", und er begegnet so beliebten Märchenfiguren wie dem "tapferen Schneiderlein", dem "starken Hans" und dem "Dummling" in verschiedenster Gestalt.

Akademie-Verlag Berlin 1970

Georg Büchner: Dichtungen


 Steckbrief: Der hierunter signalisierte GEORG BÜCHNER, Student der Medizin aus Darmstadt, hat sich der gerichtlichen Untersuchung seiner indizierten Teilnahme an staatsverräterischen Handlungen durch die Entfernung aus dem Vaterlande entzogen. Man ersucht deshalb die öffentlichen Behörden des In- und Auslandes, denselben im Betretungsfalle festzunehmen und wohlverwahrt an die unterzeichnete Stelle abliefern zu lassen.

Personalbeschreibung:

Alter:                                21 Jahre
Größe:                               6 Schuh, 9 Zoll neuen Hessischen Maßes
Haare:                                blond
Stirne:                                sehr gewölbt
Augenbrauen:                    blond
Augen:                               grau
Nase:                                  stark
Mund:                                 klein
Bart:                                    blond
Kinn:                                   rund
Angesicht:                           oval
Gesichtsfarbe:                     frisch
Statur:                                  kräftig, schlank
Besondere Kennzeichen:     Kurzsichtigkeit

Reclams Universal-Bibliothek Band 20, 8. Auflage 1979
Belletristik

Sergej Alexejew: Der Sohn des Riesen


 Beginn

Es war ein reiner Zufall, daß Ljoschka in den Besitz des Trommelrevolvers kam. Zu jener Zeit arbeitete er als Laufjunge beim Apotheker Solotuschkin, trug Pillen und Pülverchen aus.
Der Februar des Jahres 1917 war überhaupt ein ereignisreicher Monat. Zuerst streikte das Putilow-Werk, dann schlossen sich "Dynamo" und andere Fabriken an. Kosaken und berittene Polizisten durchstreiften die Straßen von Petrograd. Besonders unruhig war es in den Arbeitervorstädten. Dort versammelten sich viele Menschen. Sie marschierten ins Zentrum der Stadt und überfluteten den Newski-Prospekt und andere Hauptstraßen...

Kinderbuchverlag Berlin 1967
Illustrationen Karl Fischer
RBB Buch Nr 147

Erich Weinert: Das pasteurisierte Freudenhaus

Erich Weinert spricht – diese lapidare Ankündigung hat zu Lebzeiten des Dichters, besonders in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren, Hunderttausende mobilisiert. Kein anderer deutscher Schriftsteller – Lyriker gar! – ist vorstellbar, der so beliebt (bei seinen Freunden) und so gefürchtet (bei seinen Feinden) war wie er.

Erich Weinert, der Dichter und beredte Anwalt der Arbeiterklasse, hat sich nie geschont. An keiner Front des internationalen Klassenkampfes hat er gefehlt: Er hat sich in der Weimarer Republik mit der deutschen Reaktion herumgeschlagen, er hat teilgenommen am spanischen Freiheitskampf, und er lag im Schützengraben vor Stalingrad. Und so wirkungsvoll Weinert mit dem schweren Säbel gegen die Führer und Verführer zu kämpfen verstand, so exzellent führte er das Florett der Satire gegen die Schwächen der Ge- und Verführten, seiner mehr oder weniger lieben Mitmenschen.

Und weil er diese – typisch deutschen? – Schwächen so gut kannte, hat er sie so brillant vorgeführt, daß sehr viele seiner meist bissigen, oft auch „nur“ humorvoll ironisierenden, immer aber leicht eingängigen, zum Sprechen gemachten und zum Nachsprechen reizenden Verse bis zum heutigen Tag lebendig, brauchbar geblieben sind.

Wem fällt da wohl nichts ein, wenn er in dieser schmalen Auswahl blättert? Gewiß, die „Gottesgnadenhechte“ sind in unseren Breiten verschwunden, und auch die Freuden selbst eines „pasteurisierten Freudenhauses“ liegen uns schon etwas fern – aber werfen wir doch einen kurzen Blick auf die „besseren Leute“ westlich unserer Landesgrenzen … Freilich, auch an unserer eigenen Nase zupft da wer nicht grade sanft! Oder können wir nicht bis zur Stunde unser „Lied von der Behörde“ singen? Vielleicht lieber das vom „geretteten Wochenendidyll“? Ist der „Stammtischwitzbold“ 1929 ausgestorben? Ging Molle 1930 zum letzten Mal maifeiern? Sahn Sie nicht erst gestern jemanden „mit einer Stoppuhr als Gehirn“ rekordefordernd „durch die Gegend schwirrn“? Und wie wird ihnen bei jenen „Sommerfrischlern“, die „Gedichte oder Initialen voll Gefühl an jeden Lokus malen“?

Weit mehr also denn ein lustiges historisches Panoptikum ist dies Büchlein. Merkt ihr nischt? flüstert es uns zu – Erich Weinert spricht!

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1978
Ausgewählt von Herbert Greiner-Mai

 

Wladimir Jendrjskow: Der wundertätige Nikolaus


 Eines schönen Frühlingstages macht der kleine Rodka beim Angeln am Fluß einen mehr als ungewöhnlichen Fund. Er entdeckt im Ufersand eine geheimnisvolle Kiste, die, wie sich bald herausstellt, die längst verloren geglaubte Ikone des heiligen Nikolaus aus der Kirche des Dorfes enthält. Dieser Fund hat für ihn schwerwiegende Folgen. Unerwartet und gegen seinen Willen sieht er sich in den Mittelpunkt des Interesses vieler Dorfbewohner gerückt. Sein Entdeckerstolz verwandelt sich nur zu bald in bittere Reue, denn der Unverstand seiner Mutter und seiner Großmutter verleidet ihm alles, was ihm bisher lieb und teuer war, entzweit ihn mit seinen Spielgefährten und stürzt ihn in ernste seelische Konflikte, die fast zu einer Katastrophe führen.

Verlag Kultur und Fortschritt 1959
Die bunte Reihe

Uwe Greßmann: Lebenskünstler


 Uwe Greßmann (1933 – 1969). „Als ich seine ersten Verse las und vorlas, hatte mich Uwe Greßmann in Verlegenheit gebracht. Man empfindet Verlegenheit vor jemand, den man nicht einer Richtung, einer Tradition zuordnen kann und dessen eigenständige Begabung man gleichzeitig stark empfindet. Ich gehöre nicht zu den Etikettenklebern, aber es ist mir schon ganz recht, wie anderen auch, wenn ich mich in jemand ein wenig auskenne, wenn ich sagen kann, ‚das hier hat er von dem da‘ und ‚dieses geht auf jenes zurück‘. Nichts derartiges ließ sich von Greßmanns Gedichten sagen. Sie waren einfach da, merkwürdig, schrullig, manchmal komisch, ein bisschen unheimlich. Dabei waren es nicht etwa verstiegene Produkte, sie waren ohne Ambition, sie waren hiesig, heutig, plebejisch, Gedichte aus Berlin oder aus Berlins Umbebung. Mit einigen dieser Gedichte kann ich nichts anfangen, viele gefallen mir, manche sind wundervoll.“ – Stephan Hermlin

Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig, 1. Auflage, 1982
Reclams Universal-Bibliothek Band 956

Heinrich Böll: Ende einer Dienstfahrt

 Heinrich Böll (1917-1985)

Bekanntgeworden vor allem durch Erzählung und Roman, daneben als Übersetzer und Autor von Essays, Reden und Aufsätzen, Hörspielen und Gedichten.

In aller Welt hochgeschätzt als Zeitkritiker und Moralist, dessen Persönlichkeit und Werk in gleicher Weise in dem Bemühen wirksam wurden, die jüngste Vergangenheit zu bewältigen.

Literaturnobelpreisträger des Jahres 1972.

Im Amtsgericht des kleinen rheinischen Städtchens Birglar wird im Frühherbst 1965 ein ungewöhnlicher Fall verhandelt, über den die Öffentlichkeit wenig erfährt. In der Schilderung von Gericht und Zuhörerschaft, Zeugen und Zeugenaussagen wird das Leben der Kleinstadt fast wie in einer Idylle vor uns ausgebreitet.

Doch schwingt in allem nicht nur leiser Humor, sondern auch deutlich vernehmbar Ironie mit, die bitter werden kann, wenn es um die Verhältnisse in der gnadenlosen „großen Welt“ geht, in der, wie Böll an diesem Beispiel zeigen will, Selbstbehauptung nur durch List möglich ist.

Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig und Weimar 1988

Benito Wogatzki: Das Narrenfell

 Er lächelt, wo es nicht angebracht ist. Einmal schlug ihm einer, der nicht sein Feind war, die Faust ins Gesicht, sah ihn lächeln und schlug noch einmal.

Ein günstiger Mann. Man kann ihm gar nicht genug aufhalsen. Schlimme Namen hat man ihm gegeben, dreiste Geschichten angehängt. Alles, was das freche Leben für ihn bereit hielt – er nahm es auf und war stets aufs neue verwundert. Und die Mädchen, wenn die nicht gewesen wären, er hätte nicht die Hälfte verstanden von dem, was er sah und fühlte. Es waren ihrer gleich zwei oder drei – oder fünf?

Um diesen Kerl geht es. Um seinen rasanten Ritt durch die Jahre. Ermuntert zu immer neuen Taten und Leiden von seinem anleitenden Freund Herzauge. Was die beiden zuwege bringen an Eroberung und Weltbetrachtung, das dürfte neues, ungewöhnliches Licht werfen auf unsere Herkunft, auf dieses abenteuerliche Land.

Wuttke heißt der Mann. Er hat es nicht leicht gehabt. Er war überall dabei und hat gewiß mehr erlebt, als er ausrichten konnte. Aber ohne ihn hätten wir so viel nicht erfahren! Das Gelächter, das nun ertönt, gibt zugleich Kunde von den sonderbaren Wendungen unseres Lebens. Ja, die einen rackern und wälzen um, aber sagen nichts – da muß erst ein Wuttke kommen und sein Fell hinhalten. Nun lachen wir und wissen. Indes, damit niemand Aufschneiderei vermutet, es gibt auch Belege, schwarz auf weiß, Briefe – jeweils aus der Situation geschrieben. Wuttke schrieb sonst nicht. Nur wenn es ihm an den Kragen ging. Drei Mal.

Verlag Neues Leben Berlin 1982

23 Mai 2021

Deutschland - du liebe Heimat


 

Eine Reihe interessanter Reiseberichte, Erzählungen und Landschaftsschilderungen aus allen Gebieten Deutschlands birgt dieses neue, vielseitige Heimatbuch.
Wir lernen nicht nur die Eigenheiten der verschiedenen Gegenden kennen, sondern bekommen auch Einblick in die Arbeit der dort wohnenden Menschen. So besuchen wir die Werftarbeiter der Volkswerft Stralsund, die Kumpel vom Steinkohlenbergwerk Zwickau und die Holzfäller im Bayrischen Wald. Auch an einer Fahrt durch das Teufelsmoor mit dem Torfschiff dürfen wir teilnehmen, und viel Schönes erleben wir bei unserem Aufenthalt im Spreewald, in den Rübeländer Tropfsteinhöhlen und im Münchner Deutschen Museum. Sogar von den Fahrten der ersten deutschen Eisenbahn und des ersten deutschen Rheindampfers berichtet uns das Heimatbuch. Das ist aber noch lange nicht alles. Heitere und besinnliche Gedichte, Sagen, Sprüche und Mundartbeiträge wechseln in bunter Folge, nicht zu vergessen die lustigen Schwänke vom märkischen Eulenspiegel, den ulmer Spatzen, den Finsingern, die ihre Beine nicht wiederfanden, und noch anderen.

Kinderbuchverlag Berlin 1957

20 Mai 2021

Pfingstpause


 

Ihr Lieben,

ein paar freie Tage liegen vor mir. Die möchte ich nutzen und mich ein wenig in meine Leseecke zurückziehen.

Ich wünsche euch ein schönes Pfingstfest. Passt auf euch auf und bleibt gesund.


Liebe Grüße,

Eure Anne-Marit

Jan Fridegard: Ich, Lars Hard


 Lars Hard ist kein Genie, und er weiß das auch. Aber ebenso weiß er, daß der Mensch kein Fliegendreck ist – wie sein Vater meint. Der Tagelöhnersohn Lars Hard will mehr sein als Dreck und Dung. Was aber ist er? Und was kann er werden? Welchen seiner vielen Tagträume wird er einmal verwirklichen können? Keinen! Erst stolpert er über eine unberechtigte Alimentenklage und kommt ins Arbeitslager, dann legt er sich dort mit dem Aufsichtspersonal an und schlägt einen sadistischen Aufseher nieder. Und als er nach der Entlassung aus dem Zuchthaus mit geliehenem Geld neu anfangen will, geht wieder alles schief. Man sagt das so leicht: „Ein Tunichtgut!“, „Ein Weiberheld!“ Dieser Lars Hard ist kein Asozialer und keine taube Nuß. Er hat nur zuviel vom Leben erwartet und den richtigen Weg nicht gefunden. Er will kein „Fliegendreck“ sein, aber er muß erst lernen, „wie verflucht schwer es doch ist, ein Mensch zu sein“.

Jan Fridegard (1897-1969) wird heute zu den bedeutendsten schwedischen Schriftstellern der Gegenwartsliteratur gerechnet. Als er 1935 mit „Lars Hard“ sein Debüt abgelegt hat, war die Öffentlichkeit Schwedens schockiert. „Brutaler Realismus mit einem Hang zum Kriminellen“ ist ihm vorgeworfen worden, und ganz Konservative haben behauptet, dieser Roman sei „das Widerwärtigste, das man in den letzten Jahren in unserem Land gelesen hat“. Gemeint war die Kritik, die Fridegard durch die Ehrlichkeit seiner Schilderungen an der bürgerlichen Gesellschaft geübt hatte. Unvoreingenommene Kritiker wie Elmer Diktonius haben zugegeben: „Es gibt in diesem Buch kein unechtes Wort“, und Artur Lundkvist hat damals gesagt, was später alle erkannten: „Was Fridegard hier als Schriftsteller geleistet hat, verlangt die größte Achtung und Bewunderung.“

Verlag Volk und Welt Berlin, 1972
Aus dem Schwedischen von Werner Hennig
Schutzumschlag: Eberhard Neumann

William Makepeace Thackeray: Henry Esmond

Schloß Castlewood, England, im Jahre 1691. Der vierte Viscount von Castlewood tritt gerade sein Erbe an. Stolz und Zweifel halten Henry Esmond vom Willkommen für den neuen Herrn fern, aber gütig bezeigen Mylord und Mylady dem einsamen jungen Verwandten Wohlwollen und Freundschaft. Nicht ernste Berufung zur Theologie, sondern der Wunsch seiner Wohltäter bestimmen eines Tages Henrys Aufbruch nach Cambridge. Doch seine hochmütige Schwermut und seine altmodische Treue gegenüber einem entthronten König verschaffen ihm auf der Universität nur wenig Vertraute. Ein Duell und die Entdeckung seiner Herkunft geben seiner Laufbahn schließlich eine jähe Wende:

Henry Esmond verzichtet auf Titel und Würden und sucht in blutigen Feldzügen auf dem europäischen Kontinent Ruhm und Ehren.

Wieder und wieder liefert er sich der unglücklichen Leidenschaft für eine betörende Schöne bei Hofe aus, seiner ehrgeizigen Cousine Beatrix. Erst die Gewißheit, eine andere langwährende stille Zuneigung erwidert zu finden, beendet sein abenteuerndes Los; Esmond verläßt 1718 mit seiner Frau England für immer. Auf seiner Besitzung in Virginia schreibt er nun diese Erinnerungen nieder und durchläuft noch einmal Höhen und Tiefen eines bewegten Lebens, das zu einer Chronik privater Erfahrungen und geschichtlicher Vorgänge seiner Zeit wird.

Rütten & Loening, Berlin, 2. Auflage 1985
Aus dem Englischen von Else von Schorn
Illustrationen von George Du Maurier und einem Frontispiz
Schutzumschlagentwurf: Heinz Hellmis

 

Marguerite Duras: Hiroshima mon amour – Filmszenarium

Hiroshima, Sommer 1957. Eine Französin ist in diese Stadt gekommen, um einen Film zum Gedenken an die Opfer der Atombombenkatastrophe zu drehen. Am Vorabend ihrer Rückkehr nach Frankreich begegnet sie einem Japaner. Sie erleben eine kurze Liebesgeschichte miteinander, eine Geschichte, wie sie tausendmal an jedem Tag geschieht. Doch in Hiroshima kann es kein gewöhnliches, banales Abenteuer geben. Hier, in der Stadt, über der noch immer das Grauen des Atomtods lastet, weckt diese Begegnung in der Französin die Erinnerung an einen anderen Ort, an Nevers, den Schauplatz ihrer ersten tragischen Liebe im Sommer 1944.

„Wie du habe auch ich versucht, mit allen meinen Kräften gegen das Vergessen anzukämpfen. Wie du habe ich mir ein untröstbares Erinnern gewünscht, ein Erinnern an Schatten und Stein“, sagt die Französin zu dem Japaner. Sie spricht damit aus, was die Autorin des Szenariums, die französische Schriftstellerin Marguerite Duras, und den Filmregisseur Alain Resnais bewegte, als sie im Jahre 1958 ihren inzwischen weltberühmten Film „Hiroshima mon amour“ drehten: sie wollten die Erinnerung an die entsetzlichen Geschehnisse des zweiten Weltkrieges wachhalten und an das Gewissen aller Menschen appellieren, eine Wiederholung derartiger Greuel zu verhindern.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1. Auflage 1970
Deutsch von Walter Maria Guggenheimer
Mit einer Nachbemerkung von Ruth Herlinghaus
Spektrum

 

Amasasp Chatschaturowitsch Babadshanjan: Hauptstoßkraft

Hauptmarschall der Panzertruppen Amasasp Chatschaturowitsch Babadshanjan gehört zu den bekanntesten Militärs der Sowjetunion. Ehemalige Kampfgefährten, die mit ihm den schweren Weg von Moskau bis Berlin zurücklegten, bezeichnen ihn als einen Kommandeur, der es auch in schwierigsten Lagen verstand, seine Panzertruppenteile effektiv und erfolgreich einzusetzen.

Aufgewachsen in einem abgelegenen Dorf in den Bergen Aserbaidshans, wurde er als junger Mann vom Komsomol an eine Offiziersschule in Tbilissi delegiert und erwarb sich dort alle die Eigenschaften, die einen sowjetischen Offizier auszeichnen – Mut, Tapferkeit, militärische Meisterschaft und die Fähigkeit, im richtigen Moment die richtigen Entschlüsse zu fassen.

Während des Großen Vaterländischen Krieges war er Regiments-, Brigade- und Korpskommandeur zumeist in der 1. Gardepanzerarmee und nahm an den Kämpfen und Schlachten um Demjansk, im Kursker Bogen, in der Ukraine und Südpolen, der Weichsel-Oder-, der Ostpommern- und der Berliner Operation teil.

Jahrzehntelanger Truppendienst und große praktische Erfahrungen machen es ihm möglich, über Aufbau und Entwicklung der sowjetischen Panzertruppen, über Möglichkeiten und Methoden ihres Einsatzes sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung der Taktik während des Krieges zu berichten.

Darüber hinaus setzt sich Hauptmarschall Babadshanjan mit den Auffassungen der faschistischen deutschen Militärs zum Panzereinsatz auseinander, zieht Vergleiche und leitet Schlußfolgerungen ab, die auch unter modernen Gefechtsbedingungen noch gültig sind.

Interessant, episodenhaft und in aufgelockerter Schreibweise berichtet Babadshanjan über seine Kampfgefährten und über die feste Soldatenfreundschaft, die sich zwischen ihnen im Verlauf der Kämpfe herausbildete. Sein besonderer Dank gilt all denen, die ihr Letztes gaben, um den Sieg über den Faschismus zu erringen.

Militärverlag der DDR, 1985
Ins Deutsche übertragen von Karl-Heinz Kaufmann

 

Gotthold Ephraim Lessing: Fabeln

 Gotthold Ephraim Lessing (1729 bis 1781): „Ich hatte mich bei keiner Gattung von Gedichten länger verweilet als bei der Fabel. Es gefiel mir auf diesem gemeinschaftlichen Raine der Poesie und Moral. Ich hatte die alten und neuen Fabulisten so ziemlich alle, und die besten von ihnen mehr als einmal gelesen. Ich hatte über die Theorie der Fabel nachgedacht. Ich hatte mich oft gewundert, daß die grade auf die Wahrheit führende Bahn des Äsopus von den Neuern für die blumenreichern Abwege der schwatzhaften Gabe zu erzählen so sehr verlassen werde.

Kurz, ich glaubte mich in diesem Fache so reich, daß ich vors erste meinen Fabeln mit leichter Mühe eine neue Gestalt geben könnte.

Ich griff zum Werke.

Wie sehr ich mich aber wegen der leichten Mühe geirrt hatte, das weiß ich selbst am besten. Anmerkungen, die man während dem Studieren macht und nur aus Mißtrauen in sein Gedächtnis auf das Papier wirft, Gedanken, die man sich nur zu haben begnügt, ohne ihnen durch den Ausdruck die nötige Präzision zu geben… – fehlet noch sehr viel zu einem Buche. Was nun endlich für eines daraus geworden, – hier ist es!“

Reclams Universal-Bibliothek Band 27
Erzählende Prosa
Fabeln

Eva Lippold: Haus der schweren Tore

 Sie können sie nicht verstehen. Hat ein junges Mädchen, das noch dazu hübsch ist und klug, nichts Besseres zu tun, als für eine verbotene Partei zu arbeiten?

Hella weiß, von den Richtern des nazistischen Reichskammergerichts kann sie kein Verständnis erwarten.

Dennoch, neun Jahre Zuchthaus übersteigen ihre Vorstellungskraft. Sie durchlebt die tiefe Verzweiflung eines Menschen, der gefangengehalten wird. Und sie erlebt die Erschütterung, die in dieser Situation ein Zeichen von draußen oder auch nur eine menschliche Geste auszulösen vermag. Aber mit bewunderungswürdiger Energie nimmt sie den Kampf gegen die Körper und Geist gefährdende Zuchthaustrostlosigkeit auf – und übersteht. Eine zerbrechlich anmutende junge Frau wächst über sich hinaus und erweist sich als stark genug, ein ungewöhnliches Schicksal zu bewältigen.

Aus der bitteren Erfahrung einer nichtgelebten Jugend erzählt Eva Lippold hier die Geschichte des Mädchens Hella.

Dieser Roman gehört zweifellos zu den ergreifendsten und menschlichsten Büchern, die zum Thema Widerstand geschrieben wurden.

Buchverlag Der Morgen, Berlin, 6. Auflage 1989


Die Lyrikerin Eva Lippold hat ihre erregenden Erlebnisse zu einem Prosawerk verdichtet, das eine Lücke in unserer Gegenwartsliteratur ausfüllt. Hier könnte auch das Wort „Widerstandsliteratur“ stehen. Aber „Leben, wo gestorben wird“, ebenso wie ihr erstes Buch „Haus der schweren Tore“, ist heute geschrieben, ein Vierteljahrhundert nach der Zeit des Widerstandes. Aus damaliger und heutiger Sicht. Von einer Autorin, die elf Jahre hinter Hitlers Zuchthausmauern nicht vegetiert, sondern gewacht, gedacht, gehandelt, gelitten und gesiegt – also gelebt hat. Von einer Autorin aber auch, die dieses Vierteljahrhundert mitgestaltet hat. Was sie schreibt, ist damals und ist heute: Es ist Hella Lindau, die Heldin des Romans, damals und Eva Lippold heute. Und gerade das Einfließen heutiger Erkenntnisse, heutiger Sicht in damaliges Geschehen, der von Nachdenken in Handlung und von Handlung in Nachdenken immerwährend hinüber- und herübergleitende Stil packt den Leser von der ersten Seite und entläßt ihn nach der letzten mit dem Wunsch, mehr von Hella Lindau und Eva Lippold zu erfahren.

Dies ist nicht schlechthin das „Erinnerungsbuch“ einer schönen, lebenslustigen jungen Kommunistin, der die braune Barbarei die Jugend stahl, das ist es auch; es ist auch ein psychologisch feinnerviger Bericht über den ihr jahrelang aufgezwungenen Umgang mit Mörderinnen, Prostituierten, Diebinnen, mit Wärterinnen und Gefängnisbeamten, nazistischen und solchen, die es nicht gewesen sein wollen. Vor allem aber sind Eva Lippolds Bücher kluge Bücher, voll Lebensweisheit.

Buchverlag Der Morgen Berlin, 1980


Heinz Lüdecke: Hans Theo Richter


 Buchbeginn

Die in der Renaissance erhobene Forderung nach der Vielseitigkeit des Malers wird heute nur noch in seltenen Ausnahmefällen erfüllt. Die bildenden Künstler der neueren und neuesten Zeit neigen zur Spezialisierung. Wir können das bedauern und daran arbeiten, daß diese Verengung der individuellen Möglichkeiten durch eine Kunstpädagogik überwunden wird, die das Bildungsideal des Sozialismus verwirklichen hilft; aber wir müssen damit rechnen, daß es in unserer Übergangsperiode den alle Genres und Themen beherrschenden Maler und Graphiker noch nicht gibt…

Verlag der Kunst Dresden 1961
Künstler der Gegenwart, Band 17

Oskar Maria Graf: Größtenteils schimpflich


 Oskar Maria Graf, den die Flucht vor dem Faschismus bis zu den Wolkenkratzern Manhattans geführt hatte, blieb in allen seinen Werken seiner Heimat verbunden. Das „bayrische Landvolk zwischen Isar und Inn“, das er als den Urheber aller seiner Geschichten bezeichnete, bevölkert auch die Erzählungen, in denen er sich seiner jugendlichen „Schandtaten“ erinnert. Als „größtenteils schimpflich“ bezeichnet der Rückblickende die nicht nur zum Schmunzeln anregenden Jugendstreiche, denen Obstgärten und Wagenachsen, Weihwasserkessel und ehrsame Dorfhonoratioren gleichermaßen zum Opfer fallen. Wenn die Bäckerkinder und ihr bester Freund, der „rote Kaschpa“, die Böller zum pompösen Dorffest im Teich versenken, die Kirchenglocken zusammenbinden oder den Spitz des Herrn Baron anschießen, so ist das nicht bloß eine „Mordsgaudi“; die „Rache der Seminolen“ wendet sich gegen eine Welt, in der die Armen stets die Prügel beziehen und in der weltliche und kirchliche Obrigkeit eigene Gedanken und jeden Widerspruch als unnütz und gefährlich verbieten. Mit List und derbem Humor wehren sich die Kleinen, Gedrückten. Graf stellt sein Erzählertalent auf ihre Seite.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1974
bb, 295

Frank Wedekind: Greife wacker nach der Sünde

Frank Wedekinds „Sünden“ gegen die herrschende „Wohlanständigkeit“, gegen Geist und Sitte seiner Zeit waren mannigfaltig. Sie erregten und schockierten, sie provozierten erbitterte Urteile wie dieses: „In der deutschen Literatur von heute gibt es nichts, was so gemein ist wie die Kunst Frank Wedekinds.“ Provozierend an dieser Kunst war bereits die Thematik: In einer Mischung von Sachlichkeit und scheinbarer Banalität, von Spaßigkeit und Grauen wurden hier die sexuellen Beziehungen von Dienstmädchen und anderen „Individuen“ beschrieben, wurde die Liebe zu Dirnen und Künstlerinnen verherrlicht, der freie volle Sinnengenuß gepriesen und frivol der brave bürgerliche Alltag und das blutlose Kulturleben verhöhnt. Neu und provozierend waren auch die Formen dieser Lyrik: Im Ton des Volkslieds und der Bänkelballade mit grotesker Detailfülle und schauerlichem Pathos, im locker-frechen Chanson wie im derben Knittelvers gab sie alle „hohen Werte“ dem Gelächter preis. Ebensosehr fesselte und faszinierte der Vortrag dieser Gedichte, die der Autor selbst, die bebänderte Laute in den Händen, Abend für Abend mit legendär gewordener Eindringlichkeit einem begeisterten oder entsetzten Publikum zu Gehör brachte. Als es Wedekind dann wagte, auf die aus sehr durchsichtigen Motiven unternommene Reise des deutschen Kaisers ins „Heilige Land“ ein Spottgedicht zu schreiben, wurde dies ein willkommener Anlaß für die preußische Justiz, ihm den Prozeß zu machen. Mit acht Monaten Gefängnis und Festungshaft büßte der „Majestätsbeleidiger“, der im engeren Sinne gar kein politischer Dichter war, seine politischen Sünden. Der „überzeugte Sinnesapostel“, wie ihn Heinrich Mann apostrophierte, hatte mit seiner Moralkritik, seiner Verherrlichung des Lebensgenusses als Ideal und Befreiungsziel „einer hinlänglich morschen Gesellschaft den Umsturz ihrer Grundlagen empfohlen“.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1978
bb, Band 284

 

19 Mai 2021

Boris Lawrenjow: Der letzte Schuß


 Nur vierundzwanzig Mann und das ehemalige Fischermädchen Marjutka sind dem blitzenden Todesring der Kosakensäbel entronnen. Ein einziger Weg steht ihnen offen - der Weg durch die verderbenbringende Karakumwüste. Als die Übriggebliebenen endlich den rettenden Strand des Aralsees erreicht haben, bezeichnet so manches frische Grab ihre Spur. Einer ist allerdings unterwegs zur Abteilung hinzugekommen: der weiße Gardeleutnant Goworucha-Otrok. Diesen wertvollen Gefangenen hat man Marjutka, dem besten Schützen der Abteilung, anvertraut. Das Boot, in dem sie den Aralsee überqueren wollen, strandet im Sturm an einer unbewohnten Insel - und nun beginnt eine moderne Robinsonade, die erfüllt ist von zartesten Gefühlsregungen und vom Aufeinanderprallen härtester Klassengegensätze.

Verlag Kultur und Fortschritt 1966
Die bunte Reihe

Gustav Schwab: Der Kampf um Troja


 Gustav Schwabs Bemühungen um die Darbietung antiken Sagengutes entsprangen einem pädagogischen Anliegen: er wollte Stoffe lebendig machen, deren vielschichtige dichterische Gestaltung und deren komplizierte mythologische Verknüpfung dem Verständnis des jugendlichen Lesers im Wege standen. Die von ihm gewählte Form der Prosa-Nacherzählung bewährt sich am Beispiel der Sagen Trojas glänzend. Aus griechischen und lateinischen Dichtungen, verstreuten Chroniken und Fragmenten schuf er hier ein farbenprächtiges Bild der Kämpfe um Troja, wie es "in solcher Vollständigkeit als Erzählung aus den Quellen noch nie zusammengefaßt worden war". Einem der großartigsten und vielfältigsten Stoffe antiker Sage und Dichtung gab er eine einheitliche, chronologisch erzählte Fassung. Dabei war seine Darstellung nie trocken und gelehrsam, so daß Schwab im Vorwort seiner Ausgabe mit Recht sagen konnte, "die berühmtesten Dichter des griechischen und römischen Altertums, Sophokles, Euripides, Horaz, Ovid und andere", hätten "den farbenreichen Einschlag ihrer Phantasie zu dem Gespinste beigesteuert". Wichtigstes Ziel der Schilderung aber blieb es, dem größten epischen Gestaltungsversuch dieses Stoffes, der "Ilias" Homers, zu dienen, alles zusammenzutragen, was zur Verdeutlichung und zum besseren Verständnis dieser "unverderblichsten Dichtung" beitragen konnte, "ihren Götterleib noch durch das Gewand der schlichtesten Prosa hindurchschimmern" zu lassen. Schwab ist bis heute der wichtigste Vermittler in der Aneignung dieser Dichtung der Weltliteratur geblieben; darüber hinaus hat sein Werk selbst bleibenden künstlerischen Rang gewonnen.

 Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1975
bb-Reihe Nr. 324