30 Oktober 2021

Alex Wedding: Hubert, das Flußpferd


 Hubert, das massige Flußpferd, zieht, begleitet von dem Madenhacker Ubusuku, durch Afrika. Schwer ist sein Herz, denn Frau und Kinder mußte er in den heimatlichen Gründen nach schwerem verlorenem Kampf gegen den Nebenbuhler Ol-le-Mwaya zurücklassen. Auf seinen Irrfahrten lernt er den Freiheitskampf der afrikanischen Völker kennen. Er erfährt von der Niedertracht der weißen Kolonialherren, aber er begreift auch die Siegeszuversicht und die Kraft der Afrikaner in ihrem gerechten Kampf. Zunächst ist er ein passiver Zuschauer, aber dann, durch den Einfluß des klugen Vögelchens Ubusuku, greift er aktiv in den Kampf gegen die Weißen ein. Er gewinnt viele Freunde und wird nach zahlreichen in Ehren bestandenen Abenteuern wieder froh und glücklich.

Der Kinderbuchverlag Berlin

Joachim Nowotny: Hochwasser im Dorf


 Natürlich steigt das Wasser im Flüßchen um die Zeit der Schneeschmelze – aber Hochwasser? „So um Achtzehnhundertfilzlatsch hat’s hier mal eine große Überschwemmung gegeben, das hat mir mein Großvater erzählt“, sagt Brocken-Theo. Aber heute? Sie machen sich über den alten Hubein lustig, die Jungen, als er vom Hochwasser spricht. Am nächsten Morgen gibt’s Alarm – das Wasser steigt und steigt. Natürlich wollen sie helfen und sich als mutige Ritter zeigen. Sie dürfen helfen, Wache stehen, einen Kahn abdichten, sie sind stolz, daß man sie braucht, daß sie durchhalten, auch als es langweilig wird. Und dann kommt der lange Bartel auf die teuflische Idee mit dem Karbid… Die Jungen bekommen Hausarrest, nun dürfen sie nicht mehr helfen, und das geht arg gegen die Ehre.

Der Kinderbuchverlag Berlin

Hans R. Schröter: Ich bin der Doktor Eisenbart


 Die Zeit, in der Eisenbart wirkte, war die Zeit kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, die Zeit, die die Menschen zurückwarf in der ganzen gesellschaftlichen Entwicklung, auch in der Entwicklung ihrer Kultur und Wissenschaft. Der Autor erzählt von Eisenbart, einem ungewöhnlich begabten und geschickten Mediziner, der den Kampf aufgenommen hatte gegen Aberglauben und Quacksalberei. Er zeigt einen Eisenbart, der mit einem ausgeprägten sozialen Empfinden ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Methoden ist, den Menschen zu helfen durch Aufklärung und medizinische Tat, und der einen harten Kampf gegen die Widerwärtigkeiten seiner Zeit zu bestehen hat.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1974
Robinsons billige Bücher 177

29 Oktober 2021

Gotthold Gloger: Frido, fall nicht runter


 Frido, der Held dieser Erzählung, ist ein betont phantasievoller Junge unserer Zeit, der sich im Alltag des Dorflebens in großartige, idealgedachte Zukunftserlebnisse hineinträumt. In seinen Träumen sieht Frido sich als Vorbild und Held. Er ist der Erfinder des märchenhaften Antischwerkraftgerätes, im Wald beschützt er die Frischlinge vor dem Milan, er wirkt als verantwortungsbewußter und energischer Vorsitzender der LPG, als Dichter wird er umjubelt, er spielt mit schwierigen mathematischen Formeln und streut als Kapitän sein Schiff durch den Sturm… Dabei besteht sein Leben nicht nur aus Träumen. Eine sehr reale Aufgabe steht vor dem Jungen. Er hat dem Förster versprochen, mit den Pionieren den Pflanzengarten im Wald zu hacken, damit die jungen Tannen und Kiefern nicht verdorren. Die Freunde aber haben jeder ein anderes Interesse, keiner hat Lust. Da sorgt Frido dafür, daß sie ihr Versprechen halten.

Der Kinderbuchverlag Berlin

Werner Bauer: Eher spring ich vom Fünfmeterbrett


 Ein gelungener Klassenausflug, das ist ein guter Auftakt für die Arbeit eines Gruppenratsvorsitzenden. Und an Ideen für weitere Unternehmungen mangelt es Ralf nicht; Vater, der Brigadeleiter, ist ja schließlich auch seiner Einfälle und seiner guten Arbeit wegen geschätzt. Aber selbst der beste Vorschlag läßt sich nicht verwirklichen, wenn es keine Einigkeit in der Klasse gibt. Am tiefsten trifft Ralf, daß sein Freund Manfred eigene Wege geht. Streit erfaßt die Klasse. Es bilden sich Parteien. Die alten Freunde schlagen sich. Ralfs Ehrgeiz wird gedämpft – Gemeinsamkeit mit Freunden ist ihm mehr wert als eine Erfolgsbilanz.

Der Kinderbuchverlag Berlin

Stefan Heym: Fünf Tage im Juni


 Es ist 1953. Die DDR besteht seit vier Jahren. Martin Witte, Gewerkschaftsführer des größten Ost-Berliner Industriebetriebes, ist überzeugter Kommunist, doch als die Partei eine Normerhöhung von zehn Prozent einfordert, äußert er seine Bedenken. Witte wird suspendiert, doch die Arbeiterschaft stellt sich nun auch gegen die Parteilinie. Versuche, den Protest einzudämmen, scheitern, und die Belegschaft strömt auf die Straßen – wo russische Panzer auf sie warten …

Anhand von zeitgenössischen Dokumenten erzählt Heym die Geschehnisse um den 17. Juni 1953. Ein packender Zeitroman, der als das bekannteste Werk des großen Schriftstellers gilt.

Buchverlag Der Morgen Berlin, (1989)

28 Oktober 2021

Karl Rezac, Hans Kleffe: Die Welt im Zauberkasten


 Das Kino ist noch keine fünfzig Jahre alt. Seine spannungsreiche Geschichte beginnt mit der Erfindung der Laterna magica und des Lebensrades, der Camera obscura und der Fotografie; sie ist verbunden mit den Schicksalen vieler bedeutender Erfinder, und sie ist noch lange nicht abgeschlossen. Wir kennen heute den Ton- und den Farbfilm, das Breitwandverfahren und die Totalvision, das Kino Vario und das Panoramakino. Doch in aller Welt bemühen sich Techniker und Wissenschaftler, jenes Kino für uns zu erfinden, das die gefilmte Wirklichkeit wahrhaft naturgetreu wiederzugeben vermag. Das alles gestalten die Verfasser sehr lebendig und mit großer Sachkenntnis.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1987
Mit vielen zweifarbigen Illustrationen von Heinz Bormann

Anna Seghers: Die Tochter der Delegierten


 In allen Fenstern geht das Licht an, wenn es Abend wird. Das Fenster, hinter dem die Weberin Felka mit ihrer Tochter, der elfjährigen Jozia, wohnt, bleibt dunkel. Felka ist verreist, aber niemand darf von dieser Reise etwas erfahren. Doch wo ist Jozia geblieben? Ist die Wohnung hinter dem dunklen Fenster wirklich leer? – 

Diese Erzählungen von Anna Seghers zeigen, was der einzelne zu leisten vermag, wenn es darauf ankommt.

Buchbeginn
In alten Zeiten maß man auf den Karpaten den Wert eines Mannes nach den Axthieben, die er brauchte, um einen Baum zu fällen, so stark, daß ihn seine Arme noch eben umfassen konnten. Wie groß muß diese Kraft in den ersten Menschen gewesen sein, die aus den geordneten, ja heiligen Städten der Ebene bis zu dem Waldrand und mitten in die Wälder hineindrangen! Die Kraft, die den Menschen über sich weg zu den phantastischsten Handlungen hinreißt: der Hunger. Wo Menschen einmal hingeraten, da bleiben sie hängen. Die mächtigen Wurzeln der Bäume waren in die Hütten verflochten bis in die Stuben hinein.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Illustrationen: Martin Kotsch
Robinsons billige Bücher 162

Josef Pohl: Dudeks Kinder


 Kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wird versucht, einen Zigeunerstamm in einem böhmischen Dorf anzusiedeln. 

Die Bedingungen sind schwierig: schlammige Straße, verkommene Wohnungen, kein Strom, kein fließendes Wasser. Noch problematischer ist es, die Zigeuner an die ihnen neuen Lebensformen zu gewöhnen. Aber der Lehrer Dudek gewinnt allmählich das Vertrauen der Kinder. Sie wollen zwar zunächst nicht einsehen, dass sie rechnen und schreiben lernen müssen – ihre Eltern können das auch nicht. Lehrer Dudek versteht es, den Kindern ein Leben in einer modernen Welt erstrebenswert darzustellen. 

Edition Holz im Kinderbuchverlag Berlin 1977
Einband und Illustrationen: Ronald Paris

Hildegard und Siegfried Schumacher: Die Riesenwelle


 Ehe die Schüler der Klassen 4a und 4b begreifen, daß ein Wettbewerb kein Klassenegoismus, sondern ein freundschaftlicher Wettkampf zum Nutzen aller ist, muß von ihnen so manches durchgestanden werden. Veilchenaugen erblühen, wenn Fäuste statt Argumente überzeugen sollen. Der Großvater muß sogar seinen Sonntagsschnaps einsetzen, um seinem Enkel Unangenehmes durch den Lehrer Zwiemann fernzuhalten.

Der Kinderbuchverlag Berlin

Hilga und Günther Cwojdrak: Die Rache des Häuptlings – Indianer- und Abenteuergeschichten

Abenteuerliche Geschichten enthält dieser Band; sie handeln von Indianern und weißen Männern, von erbitterten Kämpfen, von Treue und Freundschaft, von Verrat, Geldgier und gewaltsamem Tod.

Sie geben ein farbiges Bild vom schweren und entbehrungsreichen Leben an der nordamerikanischen „Grenze“. Jener „Grenze“, die im 18. und 19. Jahrhundert überall dort verläuft, wo das Gebiet der weißen Siedler, Goldsucher und Abenteurer mit dem Territorium der immer weiter zurückgedrängten Indianer zusammenstößt.

Diese Geschichten spiegeln ein Stück des wirklichen Lebens wider, sie sind voller Spannung und Abenteuerlichkeit, berichten von Menschen, die uns manches zu sagen haben.

Die Herausgeber haben fünf fast unbekannte Geschichten von Dooper, Sealsfield und Gerstäcker zusammengefaßt – Autoren, die zu den Klassikern der Indianer- und Abenteuerliteratur zählen.


Der Kinderbuchverlag Berlin 1988
Abenteuer rund um die Welt
Illustrationen: Gerhard Goßmann

 

Martin Meißner: Die Schlacht auf dem Kapaunsee


 Der 11jährige Thomas Martelok, Sohn des Vorsitzenden einer Kooperations-Genossenschaft, ist ein Junge, der sich mit Steinen und Bäumen zu unterhalten vermag. Er ist aber keinesfalls ein weltfremder Spinner. Alles, was in Siedenstave und Böddenthin geschieht, interessiert ihn sehr. Wie stolz ist er auf die neue Bewässerungsanlage. Doch daß die Schlacht auf dem Kapaunsee nicht stattfinden soll, macht ihm Sorgen, und daß sein Freund Jochi ihn nicht mehr abschreiben läßt, ebenfalls.

Der Kinderbuchverlag Berlin

27 Oktober 2021

Ronald Segal: Der Tokolosch


 Die schwarzen Menschen in der Südafrikanischen Union haben einen guten Kobold, den Tokolosch. Immer dann, wenn sie sich einig sind, taucht er auf und gibt ihnen Kraft und Selbstvertrauen, und er verschwindet, wenn sie mutlos werden. Da ist er wieder, bei der großen Aktion gegen die Erhöhung der Busfahrpreise. Und wenn die schwarzen Menschen auch diesmal ihr Ziel nicht erreichen – jetzt geht der Tokolosch nicht mehr soweit fort wie früher. Er bleibt bei vielen, die tapfer gewesen sind, und er bleibt auch bei Peter, der jung ist und mutig und voller Zuversicht.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Illustrationen: Kurt Zimmermann
Robinsons billige Bücher 101

Der Sputnik ist unser Zeichen


 Ein Almanach für Thälmann-Pioniere

Ein Buch, das in keiner Pioniergruppe fehlen darf. Es enthält Erzählungen, Reportagen und Berichte aus den Anfängen der Kinderbewegung, gibt Ratschläge zum Besserlernen, Musikhören und Gedichtelesen. Praktische Ratschläge sagen euch, wie man erste Hilfe leistet, Linolschnitte oder Spritzdruck herstellt. Rätsel, Spiele im Hause und im Gelände vervollständigen diese Ratschläge für Junge Pioniere.

Der Kinderbuchverlag Berlin

Die jüngsten Kundschafter


 Tag für Tag geht der kleine Iljuscha mit seinem Geigenkasten zu den faschistischen Offizieren. Sein Geigenspiel soll sie beim Essen aufheitern. Aber trägt Iljuscha wirklich nur seine Geige täglich hin und her? Die Posten glauben es jedenfalls.

Doch als eines Tages eine riesige Explosion den Faschisten große Verluste zufügt, kann Iljuscha seinem Partisanenkommandeur stolz melden: Auftrag erfüllt!

So wie in der Erzählung „Iljuscha, der Geigenspieler“ wird auch in den anderen von mutigen und außergewöhnlichen Taten sowjetischer Pioniere berichtet.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Illustrationen: Gerhard Rappus
Robinsons billige Bücher 108

Jerzy Putrament: Der Hochverräter

Die acht zwischen 1944 und 1969 entstandenen Beiträge dieses Bandes haben eins gemeinsam: sie spielen in der schlimmsten Zeit, die das polnische Volk in seiner tragischen Geschichte durchlebte, in den Jahren der faschistischen Besatzung, und sie machen trotz ihrer unterschiedlichen Thematik gleichsam schlaglichtartig entscheidende Phasen, den Verlauf des Krieges deutlich: die Septemberniederlage, ersten Widerstand einzelner, die dann den Weg in organisierte Partisaneneinheiten fanden, die ersten Tage der Freiheit und den schweren Neubeginn, der sich unter bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen mit der einheimischen Reaktion vollzog.

Zu einem geschlossenen Ganzen runden sich diese Erzählungen auch durch die für Putrament charakteristische Wahl der handelnden Personen. Es sind nahezu immer Durschnittsmenschen, die, durch die Ereignisse überrumpelt und aus ihrem normalen Alltag gerissen, plötzlich in ungewöhnliche Situationen und vor Entscheidungen gestellt werden, von denen ihr Leben abhängen könnte. Die einzige Chance zur Bewahrung der eigenen Würde ist, so erfahren sie, Überwindung von Passivität und Angst, ist aktiver Kampf gegen die Besatzer. Aber Putrament zeigt nicht nur den Prozeß, in dem einfache Menschen zu Helden werden, er gestaltet auch die Schwierigkeiten bei der Rückkehr in den gewöhnlichen Alltag. Nicht zuletzt der differenzierten Schilderung packender Einzelschicksale ist es zu verdanken, daß die Beispiele dieses Bandes interessante Zeugnisse der Zeit darstellen.

Verlag Volk und Welt Berlin 1976
Bibliothek des Sieges

 

Hans-Ulrich Lüdemann: Der Eselstritt


 Nachts entlud sich ein schreckliches Gewitter über dem kleinen Campingplatz. Morgens, in der Frühe, findet man Otto Brümmer tot in seinem Zelt. Stille lastet auf den Menschen, die in dem Betriebsferienlager des VEB – plastboot – eben erst ihren Urlaub angefangen haben. Verdächtigungen werden wach, jeder kann schuld sein am Tod des Betriebsleiters Otto Brümmer. Wirklich jeder? Der Verdacht macht vor keinem halt, die Kinder bleiben ausgenommen. Aber Rolf denkt immer daran, daß er den Vater während des Gewitters in Brümmers Zelt gehen sah. Doch der Vater spricht nicht über den Besuch. Ängste, Überlegungen zermartern jeden – bis endlich die Kriminalpolizei den Fall klärt.

Der Kinderbuchverlag Berlin

Wladislaw Krapiwin: Der Pfeil in der Birke

Kaschka, kaum acht Jahre alt, ist klein und schüchtern. Oft steht er an der Bahnlinie, schaut den Fernzügen nach, träumt von weiten Reisen – und von einem verständnisvollen Freund.

Im Pionierlager trifft er Wolodja, einen größeren Jungen. Wolodja nimmt an einem „Ritterturnier“ teil, Kaschka wird sein „Knappe“, sein Gehilfe. Wolodja macht auf ihn großen Eindruck. Wie gern möchte sich Kaschka mit Wolodja befreunden! Aber dann ist das Turnier zu Ende, und Wolodja geht dem Kleinen fortan aus dem Wege. Er will nicht, daß ihn die anderen als „Kindermädchen“ verspotten.

Bald muß Wolodja freilich feststellen, daß es nicht so einfach ist, den „Knappen“ loszuwerden: wie ein Schatten folgt ihm Kaschka auf allen Wegen. Kaschka ist fest entschlossen, um Wolodjas Freundschaft zu kämpfen…

Der Kinderbuchverlag Berlin 1976
Illustrationen: Erika Klein
Robinsons billige Bücher 187

 

26 Oktober 2021

Fritz Böttger: Bettina von Arnim – Ein Leben zwischen Tag und Traum

„Die Lieben, meine Clemente, die werde ich einfangen wie den Duft einer Blume…“, schrieb Bettina von Arnim (1785-1859), damals noch die „kleine Brentano“, an ihren Bruder Clemens. Die Liebe blieb zeitlebens ein Grundzug ihres Lebens. Und sooft sie auch scheiterte – meist am Unverständnis der Menschen ihrer Umwelt -, nie hat sie die Kraft verloren zu lieben. Zu ihrer Zeit war sie eine bekannte Schriftstellerin. In ihrem Berliner Salon trafen sich in den vierziger Jahren berühmte Persönlichkeiten, die für die Entwicklung des geistigen Lebens in Deutschland richtungweisend waren. Bettinas Verhältnis zu all diesen Menschen war immer ein ganz persönliches – von keiner Konvention getrübt, der sie sich nur im äußersten Fall unterwarf. Kein Wunder, daß sie nicht selten die damalige Gesellschaft schockierte, aber Männer wie Goethe, Beethoven, Varnhagen von Ense, die Brüder Grimm mit ihrem Geist und Charme bezauberte.

Fritz Böttger, der sich durch zahlreiche Editionen als gründlicher Kenner der deutschen Romantik ausgewiesen hat, ist es hier gelungen, das Bild dieser vielseitig begabten Repräsentantin der deutschen Romantik von falschen Vorstellungen zu lösen, die Bedeutung ihrer einmaligen Persönlichkeit, ihrer gesellschaftlichen wie künstlerischen Aktivität herauszustellen. Eine tiefe Symbolik sieht er in der Tatsache, daß ihr Leben zwischen zwei Revolutionen gestellt war: Bei Ausbruch der ersten, 1789, war sie vier Jahre alt, die 1848er Revolution hat sie auf ihre Weise mit vorbereitet und verteidigt. Böttgers Lebensbild der Bettina bietet einen wesentlichen Beitrag in der kritischen Auseinandersetzung mit dieser bedeutsamen, nicht unproblematischen Epoche.

Verlag der Nation Berlin 1986

 

Edith George, Regina Hänsel: Ans Fenster kommt und seht… – Gedichte für Kinder


 Ein Blick in den weiten bunten Garten der Kindergedichte. Ein Hausschatz für kleine und große Leser. Altbekannte und beliebte Verse sind in dieser Sammlung ebenso zu finden wie die besten Kindergedichte unserer Gegenwart. Der Illustrator hat mit seinen bezaubernden Illustrationen verstanden, die Schönheit und Tiefe dieser Lyrik zu interpretieren.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1968
Illustrationen: Eberhard Binder-Staßfurt

Witali Gurbajew: Das Geheimnis des roten Planeten


 Ein in seiner Form ungewöhnliches Buch, es verknüpft Erzählung, Märchen und wissenschaftliche Phantastik zu einer spannenden und dabei belehrenden Geschichte: Ein Zauberer lädt Kinder zu einem Flug nach einem fernen Planeten ein. Auf dem Morgenstern finden sie neben urzeitlichem Leben auch die moderne Technik. Sie begegnen einer Expedition vom Kalten Stern, und sie lernen die schöne Fler kennen, mit der sie aufregende Abenteuer bestehen.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Aus dem Russischen von Dagni Dittelbach
Illustrationen: Gerhard Bläser
Robinsons billige Bücher 136

Anne Holden: Wahrheit aus zweiter Hand

Sylvia Manson hat sich ihr Leben eingerichtet. Verheiratet mit einem Mann, den sie wegen seiner Seriosität und Tüchtigkeit schätzt, sieht sie in der heimlichen Affäre mit Terence Lambert eine willkommene Abwechslung im gleichförmigen Ehealltag. Es ist die alte Geschichte, die jedoch eine unerwartete Wendung nimmt, als Sylvia vom Zimmer ihres Geliebten aus einen Sexualtäter beobachtete. Da sie es für ihre Pflicht hält, der Polizei die so wichtige Personenbeschreibung zukommen zu lassen, aus verständlichen Gründen aber nicht in Erscheinung treten möchte, bittet sie Terence, an ihrer Statt eine Aussage zu machen. Ein halbherziger Entschluß aus Wahrheit und Lüge, der verhängnisvolle Folgen hat.

Verlag Das Neue Leben 1984
DIE Delikte Indizien Ermittlungen

 

Horst Jäger: Waffen im Mühlwaldtal

Einst waren die Hornschuchs nach Mühlwald gekommen, umgeben von Bergen und Wäldern. Hier suchten sie Arbeit und Glück. Arbeit fand sich, doch hockten Dürftigkeit, Krankheit und Not oftmals mit am Tisch. Sosehr sich Bruno Hornschuch auch anstrengte, das Glück wollte sich nicht einstellen.

Anders dagegen auf dem Schneidemühlenhof! Nicht, daß die Scheidlers glücklich gewesen wären, aber man hatte sein Auskommen und noch etwas mehr. Und Alwine, die Bäuerin, verfolgte ehrgeizige Ziele…

Doch seit langem liegt Unruhe über dem Land. Von Verschwörung munkelt man, von Waffenlagern und heimlichen Treffs. Die Zeit der Idylle ist vorbei.

Alwine Scheidlers Träume erfüllen sich nicht. Auch wenn sie sich mit eiserner Energie dagegen wehrt, sie kann nicht verhindern, daß zwei ihrer Kinder aus der bedrückenden Enge ausbrechen und ihren eigenen Weg suchen. Noch ahnt Alwine Scheidler nicht, wie weit die Geschicke ihrer Familie und die der Hornschuchs ineinandergreifen.

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin 1977

 

Edith George: Was sieht die Ringeltaube?

„Hier laßt uns Anker werfen: im Wortemeer. Drei Zeilen fern von den Zeitungsschwärmen.“ Dieser Ruf John Erpenbecks führt in eine Anthologie neuer Gedichte. Sie präsentiert, was hierzulande an guten und wichtigen Gedichten vornehmlich in den letzten zwölf Jahren entstanden ist. Bekannte Autoren kommen zu Wort, aber auch junge, sich erprobende. Ihre Verse, drei Zeilen fern von den Zeitungsschwärmen, sind Zeugnis von unserer Welt. Nicht von ungefähr ist vom Schauen die Rede, von all dem, was Ringeltaube und Perlenreiher sehen, der Mensch aber viel deutlicher.

Kinderbuchverlag Berlin 1978
ATB Buch Nr 86


 

25 Oktober 2021

Christa Wolf: Sommerstück

„Das ist es“, fühlen beide, Ellen und Jan, als sie in einem mecklenburgischen Dorf ein Haus besichtigen.

Schon lange, schon vor dem letzten, wüsten Winter in der Stadt hatten sie empfunden, daß sie anders leben müssten als bisher. Unter der intensiven Sonne des Sommers, den man später den „Jahrhundertsommer“ nennen wird, lassen sich Ellen und Jan, und mit ihnen nachziehende und durchziehende Freunde, in einen Lebenstaumel reißen: Bei griechischer Musik sitzen sie bis in die Nächte unter dem hohen Himmel zusammen, reden über Gedichte und Baustoffe, essen, trinken, erzählen sich Träume. Überschwenglich und fassungslos wie die Zeichen der von der Hitze beherrschten Natur sind ihre Gefühle – Hoffnungen und Wünsche werden offenbar und Ängste, Zweifel, Beschädigungen.

Das andere Leben, das zwanglose, geborgene Zusammensein, wird begonnen und ein Vorrat an Gemeinsamkeit angelegt, um vergangenes und bevorstehendes Alleinsein, alte und künftige Kränkungen ertragen zu können.

Sie proben ein „Sommerstück“ vom Landleben, in dem die Worte „Rückzug“ und „Inselleben“ herumgeistern und an das sie sich dennoch sehnsüchtig erinnern werden: „Damals haben wir gelebt.“

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1989

 

Ilse und Vilmos Korn: Meister Hans Röckle und Mister Flammfuß


 Ist Meister Hans Röckle nicht ein Zauberer? Viele Leute glauben das. Um den Armen zu helfen, sucht Hans Röckle mit seinem Rohr Überallhin den Weg in das Land Morgen und Übermorgen und schließt, um ans Ziel zu gelangen, sogar einen Pakt mit dem Teufel.

Den Ausgangspunkt für diese neue Märchenerzählung bilden die Röckle-Märchen, die den Lesern des Buches „Mohr und die Raben von London“ schon bekannt sind.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Illustrationen: Erich Gürtzig

Iwan Turgenjew: Vorabend


 Der Roman „Vorabend“ wurde 1860 erstmals veröffentlicht. Die zentrale Idee seines Werkes charakterisierend, schrieb der Dichter: „Meinem Roman liegt der Gedanke zugrunde, daß nun bewußt heroische Naturen notwendig sind . . . um die Sache voranzubringen.“ Diese „ Sache“ war für Turgenjew zweifellos die Befreiung Rußlands von der Leibeigenschaft. Obwohl der Dichter politisch seiner eigenen Kaste, den adligen Liberalen, nahestand und ihm – wie Lenin hervorhob – der „bäuerliche Demokratismus DobroIjubows und Tschernyschewskis widerwärtig war“, erblickte er als Realist und Humanist das höchste Kriterium seiner Kunst darin, „objektiv und eindrucksvoll die Wahrheit, die Wirklichkeit des Lebens widerzuspiegeln, auch dann, wenn diese Wahrheit nicht mit den eigenen Vorstellungen und Sympathien übereinstimmte. Iwan Sergejewitsch Turgenjew wurde 1818 als Sohn eines ehemaligen Oberst und einer reichen Gutsbesitzerin in Orjol (Mittelrußland) geboren. Seine Kindheit verlebte er auf dem Gut Spasskoie-Lutowinowo…

Roman-Zeitung 447

Thomas Hardy: Herzen in Aufruhr

Aus meinem Lesetagebuch

Nachdem sein Buch zuerst verrissen wurde, stellte man plötzlich fest, dass es „ein moralisches Werk sei und ein schwieriges Thema auf ernste Art behandle“ – was er selbst im Vorwort schon schrieb.

Das war Grund genug für ihn, mit dem Romane schreiben aufzuhören. Und es folgten tatsächlich nur noch einige Erzählungen.

Ob es ein tolles Buch ist, weiß ich noch nicht. Ein toller Film war es jedenfalls. Mit der wunderbaren Kate Winslet, der die Rolle als Sue Bridehead auf den Leib geschneidert ist.

Thomas Hardys Satz „Der Kampf zwischen Fleisch und Geist kann tödlich enden“ findet in diesem Buch seine Berechtigung.

Es ist mein erster Hardy, den ich lesen werde. Ich hoffe, er wird mir gefallen, da ich noch einige seiner Werke im Regal stehen habe.

Wir befinden uns im viktorianischen England. Von klein auf, seit der Schulmeister aus dem Dorfe fortzog, war es Judas Wunsch, ihm nach Christminster zu folgen. Doch die Stadt war weit weg. Wie sollte er das schaffen? Nein, sein äußeres Leben spielte sich im Laden seiner Großtante ab. Doch er hatte Träume.

„Aber greifbar gegenwärtig, lebensbestimmend wurde ihm die Stadt vor allem durch die eine feststehende Tatsache, dass der Mann, dessen Wissen und Ziele ihm so verehrungswürdig schienen, wirklich und wahrhaftig dort lebte; und nicht nur das – er bewegte sich unter den gedankenreichen, geistig bedeutenden Menschen, die dort ihren Wohnsitz hatten!“

Gerade das Richtige für ihn. Und so las er in jeder freien Minute.

Doch dann lernte er Arabella kennen und er ließ sich von seiner Studiererei ablenken. Arabella war berechnend. Sie wollte unbedingt erreichen, dass Judas sie heiratete. Was mich wundert, da er doch im Prinzip ein armer Tropf ist. Gutmütig, gutgläubig – ja, aber nicht reich.

Dann passiert es. In dem Moment, da er sich vornimmt, Arabella zu verlassen und fortzugehen, eröffnet sie ihm, dass sie schwanger ist. Obwohl er andere Träume hatte, steht er zu ihr und heiratet sie. Er ist ein anständiger Kerl.

„Um sich selbst zu beschwichtigen, hielt er an einem Bild von ihr fest, das er sich künstlich zurechtgemacht hatte. Was er von ihr dachte, war das Ausschlaggebende, nicht Arabella selbst, sagte er sich zuweilen kurz und bündig.“

Ja, insgeheim wusste er, dass Arabella keine gute Vertreterin ihres Geschlechts war.

Sie ziehen in ein kleines Haus, wobei Arabella davon ausgeht, dass es nur vorübergehend ist. So lange, bis Judas Geld verdient und ihr Kleider und Hüte kaufen würde.

Eines Abends eröffnete sie ihm, dass sie sich, was die Schwangerschaft anbelangt, geirrt hat. Judas ist wütend.

Er überlegt, was das für eine Gesellschaft ist, in der er seine jahrelangen Studien fallenlassen musste wegen einer Schwäche, der er nachgegeben war.

Mich wundert wirklich, dass Arabella es darauf angelegt hat, Judas zu heiraten. Ihre Rechnung, ihm ein Kind unterzuschieben, das es gar nicht gibt, ging auf. Und dann verlässt sie ihn und geht nach Australien.

Judas Kindheitswunsch erfüllt sich. Er geht nun wirklich nach Christminster. Aber er bekommt keinen Fuß in die Universität. Sein Leben besteht aus tagsüber arbeiten und des Nachts studieren. Bis er seine Cousine Sue trifft und sich kopflos in sie verliebt.

Schön beschreibt Hardy Judes‘ inneren Konflikt. Ist er doch verheiratet und dürfte Sue nur als Verwandter begegnen.

Und dann muss er miterleben, wie er Sue anscheinend an seinen ehemaligen Lehrmeister verliert. Und er selbst hat das möglich gemacht, indem er dafür gekämpft hat, dass Sue bei ihm als Aushilfslehrerin arbeiten konnte.

Diese „Dreiecksgeschichte“ zeigt doch irgendwie die verquere Moral dieser Zeit. Wenn die Ehe nicht funktioniert, darf man sich anscheinend nicht scheiden lassen.

Arabella zum Beispiel nimmt das ganz locker. Sie verlässt einfach ihren Mann und lebt mit jemand anderem zusammen, ja hat im Ausland sogar geheiratet.

Sue und Juda zerfleischen sich fast gegenseitig vor lauter moralischen Fesseln.

Sue hat zwischenzeitlich Richard, den Lehrmeister, geheiratet. Aber auch das ändert nichts an den Gefühlen zwischen Sue und Juda. Sie wissen genau, sie dürfen nicht, aber sie können nicht voneinander lassen.

Juda verbrennt seine religiösen Bücher, um nur als Sünder zu leben. Und Sue flieht aus dem Schlafgemach des Paares. Sie findet es schrecklich und grausam, wie alles eingerichtet ist.

Sue bittet Richard um die Trennung, damit sie mit Jude zusammenleben kann. Das möchte Richard aber nicht zulassen, da sie sonst die Achtung und Zuneigung aller Leute verlieren würde. Was Sue so ziemlich egal war. Aber Richard willigt ein, in seinem Haus getrennt zu leben. Das beruhigte Sue die erste Zeit, doch sie wurde immer unruhiger.

Und so hat Richard Phillotson seine Frau freigegeben. Sie haben ihren Auszug so eingerichtet, als ob sie alleine auf Reisen geht. Nach einer gewissen Zeit wurden aber Fragen in der Stadt und auch in der Schule laut. Im Kollegium musste Richard dann die Wahrheit sagen, dass er seine Frau hat gehen lassen. Was man überhaupt nicht verstehen konnte und ihm nahebrachte, er möge die Schule verlassen. Aber er ließ es auf einen Streit ankommen, nachdem er krank zu Bett lag.

Da wird der Mann dafür bestraft, dass er sich menschlich zeigt.

Sue und Juda leben nun miteinander, bekommen sogar Zuwachs, da Arabella Juda eröffnet, dass er einen Sohn hat und er sich um ihn kümmern muss. Damit alles seine Ordnung hat, wollen die beiden nun endlich heiraten.

Klappt das gemeinsame Leben? Lest selbst.

Aufbau-Verlag 1974
Buchclub 65

 

Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand


 Was ist aus den Erwartungen und Träumen geworden? Eine junge Frau befragt ihre Liebe, überdenkt ihr Leben:

Sie entflieht der behüteten Kindheit, heiratet achtzehnjährig, aus Opposition gegen die mütterliche Bevormundung, den schönen jungen Mann Wolfgang Exß, der sie quält, den sie quält, von dem sie sich trennt. Auf der Suche nach Aufgaben, die es ihr erlauben, sich zu beweisen, sich zu finden, zieht es die junge Architektin hinaus… nach N., in die fremde, neue Stadt, die erst eine werden soll. Sosehr sie sich des Vorläufigen hier bewußt ist und, zaghaft oder hochmütig, daran denkt, wegzugehen (und es dann auch für ein Zwischenspiel tut) – die neue Stadt und deren Menschen werden ihr Schicksal: der überkorrekte, versteckt sensible Schafheutlein, der sich ihren eigenwilligen Plänen zu widersetzen sucht; die Freund-Feindin Gertrud, die ihr Leben wegwirft, und der Kipperfahrer, der merkwürdige Herr Trojanowicz, von dem Franziska will, daß er Ben ist, daß er dem erträumten Bild entspricht, und der es doch nicht sein kann.

"Sie selbst ist gestorben, aber ihr Buch ,Franziska Linkerhand' wird unter den Leuten sein, lange, glaube ich, denn es ist reich an Schönheit und reich an Gedanken, und es beschreibt einen Menschen, der Brigitte ähnlich ist: die tapfer war - und Angst haben konnte, die manchmal verzweifeln wollte - und sich immer wieder überwand, die Schweres ertragen mußte - und herrlich lachen konnte." - Helmut Sakowski

Verlag Neues Leben Berlin
1. Auflage 1974
2. Auflage 1975

Renate Feyl: Idylle mit Professor

An der Seite ihres berühmten Mannes kämpft sie um ihre Selbstbehauptung: Luise Adelgunde Victoria Gottsched (1713 bis 1762): Sie will unabhängig sein, trotz Familie und Beruf. Es genügt ihr nicht, Gehilfin ihres Mannes zu bleiben. Sie erprobt ihre Talente und findet als Lustspieldichterin und Übersetzerin weithin Anerkennung. Gottsched, der mit Titeln, Ämtern und Ruhm überhäuft ist, kann sich nicht damit abfinden, daß seine gelehrige Schülerin auch ohne ihn Erfolg hat. Im täglichen Zusammenleben versucht er, seinen Herrschaftsanspruch als Eheherr aufrechtzuerhalten.

Trotz der Demütigungen, die Luise Adelgunde Victoria Gottsched erfährt, durchbricht sie die Normen des Althergebrachten und Gewohnten, befreit sich aus der Vormundschaft ihres Mannes und wird die erste Schriftstellerin in Deutschland, der es gelingt, aus ihrer Neigung einen Beruf zu machen.

Verlag Neues Leben Berlin 1986

 

22 Oktober 2021

Renate Feyl: Der lautlose Aufbruch


 Von Frauen wird erzählt, die nicht gewillt waren, ihr Leben in Einfalt und Unterordnung zu verbringen. Allen, von Maria Sybilla Merian bis Lise Meitner, ist gemeinsam, daß sie sich durch wissenschaftliche Leistungen einen Platz in der Geschichte sicherten und sich aus der den Frauen von der bürgerlichen Gesellschaft vorgeschriebenen Rolle befreiten. Welchen Anfeindungen sie ausgesetzt waren, wieviel Engstirnigkeit ihnen begegnete und wie sie sich trotz alledem mit Geduld und Leidenschaft den Weg in die Wissenschaft bahnten, das wird in den hier versammelten elf literarischen Porträts eindrucksvoll gezeigt.

Verlag Neues Leben Berlin 1985

Jiri Krenek: Das Haus am Lärchenwald


 Der Autounfall aus Übermüdung bei der Urlaubsreise in die Tatra erweist sich als Glücksfall: Eine Oase der Stille empfängt die streßgeplagten Großstädter in dem kleinen mährischen Dorf. Da sie sich schnell heimisch fühlen, verbringen sie kurzentschlossen ihre Ferien auf dem Lande und machen dabei verblüffende Entdeckungen.

Roman-Zeitung 448

Kurt David: Der Spielmann vom Himmelpfortgrund


 Ein Spielmann war es, der ihm das erste Musikerlebnis vermittelte, ein Spielmann wollte auch er werden. Der Vater hingegen wollte etwas Solides aus ihm machen, er sollte Schulmeister werden wie er selbst und die Brüder. Ein schwerer Konflikt im Leben des jungen Franz Schubert. Aber es ist ja auch nicht leicht für einen braven und etwas despotischen Lehrer, ein Genie zum Sohn zu haben.

Der Kinderbuchverlag Berlin
Illustrationen: Renate Jessel

Gisela Steineckert: Briefe 1961 – 1983

Diese Briefe – gesammelt und ausgewählt aus der Korrespondenz von mehr als zwei Jahrzehnten – entstanden neben und im Zusammenhang mit einem vielfältigen literarischen Werk. Sie veranschaulichen vor allem eines: ein reiches Leben mit alltäglichen und manchmal ungewöhnlichen Begegnungen, was immer zur Konfrontation von Haltungen, immer zum Austausch führt. Nie tritt die Autorin mit vorgefaßten Meinungen auf: Sie setzt sich auseinander und greift auf, was an sie herangetragen wird, sie durchdenkt es und antwortet, indem sie fragt, und fragt, indem sie antwortet. Es ist ein Alltag, der vom rastlosen Tätigsein bestimmt ist. Antwort auf Leserbriefe oder Briefe an die eigenen Kinder und Freunde geben Aufschluß über persönliche Erfahrungen. Ratsuchenden in Fragen der Kunst oder des Lebens begegnet sie einfühlsam und aufgeschlossen.

Verlag Neues Leben Berlin 1984

 

James Leslie Mitchell: „Ein schottisches Buch“ - Trilogie

Der lange Weg durchs Ginstermoor

In der herben Landschaft Nordostschottlands, im Mearnsgebiet zwischen dem Grampiangebirge und der Nordsee, eingebettet in Hügel und ginsterbestandenes Hochmoor, unterhalb eines Steinkreises, der Erinnerungen an graue Vorzeit heraufbeschwört, in der Nähe düsterer Burgen – dort liegt der Weiler Kinraddie. Auf der Blaweariefarm verlebte die leidenschaftliche, nach einem erfüllten Leben strebende Chris Guthrie ihre Jungmädchenjahre. Die mühevolle Arbeit auf kargem Boden hat aus John Guthrie einen strengen Mann gemacht, dem nach tragischen Ereignissen und bitteren Zerwürfnissen nur das Land und seine Tochter Chris bleiben. Und als auch er besiegt ist, beginnt für Chris, die Heldin dieses Buches, ein glückliches Leben an der Seite Ewan Tavendales und ihres Sohnes. In diesem Familienroman wird eine ländliche Gemeinschaft, werden Farmer und Landarbeiter, glattzüngige Pastoren und stolze Hochlandschotten lebendig: der Lange Rob von der Mühle, ein an alte Volkshelden erinnernder Freidenker; der vitale und gerechte Chae Strachan, der großmäulige Ire Ellison, die raffgierigen Nachbarn Munro, Mutch und Gordon; Reverend Gibbon und der Dudelsackpfeifer McIvor. Hier wird der schottische Farmer in seiner Widersprüchlichkeit begreifbar, in seiner Hilfsbereitschaft und Schwatzhaftigkeit, Offenheit und Hinterlist, Sinnenfreude und Bigotterie. Wie von einem Barden vorgetragen, fließt die episodenreiche, von derbironischem Volkshumor durchdrungene Handlung dahin. Die Landschaft und dramatische Höhepunkte werden nacherlebbar gestaltet: der Brand von Chae Strachans Anwesen, Chris‘ Hochzeit und die Gedenkfeier zu Ehren der im ersten Weltkrieg Gefallenen.

Dieser erste Band der Trilogie ist mit seiner Urwüchsigkeit, dem rhythmischen Schwung der Sprache und der balladesken Schilderung von Sitten und Gebräuchen ein Buch von poetischer Schönheit.

Verlag Volk und Welt Berlin 1977


Wolken über der Ebene

Chris und Pfarrer Colquohoun verlassen im zweiten Band von Mitchells Trilogie den Weiler Kinraddie und siedeln sich in Segget an.
Ach, Segget ist ein schmutz’ges Nest,
voll Jauche alle Pfützen,
’ne Kirche ohne Glockenturm,
ein Volk von groben Klötzen.
So heißt es in einem Spottgedicht über das an der Südseite des Mounth, in der Ebene von Mearns, gelegene Städtchen. Der tatkräftige Robert Colquohoun möchte hier, wo Boshaftigkeit und Klatschsucht und schmuddelige Ehrbarkeit zu Hause sind, wo engstirnige und engherzige Spießer den Ton angeben, mit Unterstützung der Bürger umwälzende Veränderungen herbeiführen. Doch Männer wie der wieselgleiche Schneider Peter Peat, der lüsterne Großbauer Dalziel, der frömmelnde Postmeister MacDougall Brown oder gar der Fabrikbesitzer und geschniegelte Lebemann Stephen Mowat wollen die bestehenden Verhältnisse nicht angetastet sehen. Robert Colquohoun erkennt, daß er einem Trugbild nachgejagt ist und daß seine Hoffnungen nichts als Nebelschleier waren. Nach qualvollen inneren Auseinandersetzungen, die zu Mißverständnissen zwischen ihm und seiner Frau führen, wendet er sich schließlich zukunftsträchtigen Ideen zu. Ihm bleibt nicht die Zeit, sie zu verwirklichen, doch mit Ewan Tavendale, seinem Stiefsohn, reift eine neue, wache Generation heran.
Derbhumoristische Episoden verdichten sich in diesem Roman zu einer amüsanten Satire auf den schottischen Kleinbürger. Seine Verhaltensweisen und Vorurteile spiegeln nicht bloß die Atmosphäre in einer schottischen Kleinstadt der späten zwanziger Jahre, sondern sie vermitteln das Bild einer Gesellschaft in einer bewegten Zeit.

Verlag Volk und Welt Berlin 1977


Flamme in grauem Granit

Auch der letzte Band der Romanfolge „Ein schottisches Buch“ ist ein ungewöhnliches Leseerlebnis. Die episodenreiche, bewegte Handlung spielt in Duncairn, einer auf der Ebene von Mearns gelegenen Industriestadt, über der hauchzarte Schleier gelben Nebels liegen und wo ständig der Geschmack alten Rauchs zu spüren ist. Hier prallen die sozialen Gegensätze hart aufeinander, und hier begegnen wir der verwitweten Chris Colquohoun und ihrem Sohn Ewan Tavendale wieder. Chris glaubt, Liebe, Begehren und Hoffnung seien in der Vergangenheit, in Kinraddie und Segget, begraben. Sie widmet sich ganz der täglichen Arbeit in der Pension, die sie als Teilhaberin der polternden Mutter Cleghorn betreibt. Ewan, Lehrling in einem Stahlwerk, begreift recht bald, daß man nicht unbeteiligt an seiner Zeit vorbeieilen darf. Durch seine Freundschaft mit jungen Arbeitern erhält er Einblick in eine für ihn bisher fremde Welt, die hübsche Lehrerin Ellen und der Arbeiterführer Big Jim Trease bewirken eine Wandlung zur befreienden Tat. Voller Sympathie beobachtet Chris die Entwicklung ihres Sohnes, doch herkunftsbedingte Vorstellungen hindern sie, ihm zu folgen. Als sie schließlich die Pension auf der Windmühlenhöh aufgibt, als der Tod oder Mißverständnisse sie von nahestehenden Menschen trennen, kehrt diese ungewöhnliche Frau an den Ort ihrer Kindheit zurück, auf den Bauernhof Cairndhu. Und am Ende des Buches blickt Chris Colquohoun auf ihr erfülltes Leben zurück und denkt über den Wandel nach, der, „vergleichbar dem Wind, Erlöser, Zerstörer und Freund in einem ist“.

Verlag Volk und Welt Berlin 1977




 

Stefan Heym: Collin


 Mit bösem Witz, bockig bis an den Rand der Selbstverleugnung, ohne Furcht vor Beifall von der falschen Seite beschreibt der Altkommunist Stefan Heym in seinem Roman, was aus seinen politischen Träumen geworden ist. Rückhaltlos rechnet Heym mit der Entstehungsgeschichte der DDR ab. Es geht in diesem Buch, wie der „Spiegel“ schrieb, um die „Suche nach den Verlorenen, nach den Leichen im Keller, den von den Planierraupen der Parteiräson Zermalmten, nach den ,Sünden der Väter'“. Es geht um die Opfer der Säuberungen und der Stalinisierung in der Gründungsphase der ostdeutschen Republik. Und es geht auch um Beschreibungen von Personen, die sich trotz Terror und Willkür wohnlich in der DDR einrichteten. Unschwer sind Prominente wie Helene Weigel, Stephan Hermlin oder Johannes R. Becher zu entschlüsseln…

Buchverlag Der Morgen Berlin 1990

21 Oktober 2021

Otto Bonhoff, Herbert Schauer: Über ganz Spanien wolkenloser Himmel

Es sieht wie ein Unfall aus. Und doch ist es Mord, vorsätzlicher Mord. Dr. Hartlieb hat genau gesehen, wie der Mann vor die einfahrende Lokomotive gestoßen und überfahren wird. Die Polizei nimmt Dr. Hartliebs Aussage auf, doch dann hängt sich die Gestapo in die Untersuchung, und die Abwehr unter Canaris. Der Ermordete war Mitarbeiter des englischen Geheimdienstes.

Dr. Hartlieb wird, ungewollt, in einen Strudel abenteuerlicher Ereignisse hineingerissen. Seine Firma versetzt ihn, auf Betreiben der Abwehr, nach dem republikanischen Spanien, mit einem Sonderauftrag; der unbequeme Zeuge muß aus Deutschland verschwinden. Der englische Geheimdienst setzt die verwirrend schöne Doris auf ihn an. Dr. Hartlieb gerät in Rivalenkämpfe zwischen Abwehr und Gestapo. Aber er durchschaut alle diese Machenschaften, die nur einem Ziel dienen: Die Volksfrontregierung in Spanien, aus ordentlichen Wahlen hervorgegangen, soll mit Hilfe der Militärs gestürzt werden. Deshalb entwickelt sich Hartlieb, der sich eine antifaschistische Grundeinstellung bewahrt hat, zum Kämpfer für das republikanische Spanien.

Otto Bonhoff und Herbert Schauer, einem breiten Publikum bekannt geworden durch das Buch und den dreiteiligen Fernsehfilm „Schatten über Notre Dame“, haben diesen Roman nach dem dreiteiligen Fernsehfilm „Über ganz Spanien wolkenloser Himmel“, der im Frühsommer 1971 vom Fernsehen der DDR gesendet wurde, geschrieben. Es ist ihr Anliegen, die Vorgeschichte des Spanienkrieges 1936-1938, die weitgehend unbekannt ist, literarisch zu gestalten. Es ist ihnen gelungen, einen spannenden, abenteuerreichen Roman zu schreiben, der exotischer Reize nicht entbehrt.

Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale) 1971

 

Scott O’Dell: Singe, wenn der Mond untergeht


 Arizona in den USA um 1864: Die weißen Banden des Oberst Cit Carson zogen im Auftrag der Regierung mordend und sengend durch das Land der Navaho-Indianer. Auf dem berüchtigten „Langen Marsch“ trieben sie die Flüchtlinge vor sich her, die zu Tausenden durch Hunger und Strapazen umkamen. Wenige überlebten Gefangenschaft und Neuansiedlung in öden Landstrichen Neu-Mexikos. Andere versteckten sich in den Klüften des Grand Canon wie das Mädchen Heller Morgan, das in schlichten und ergreifenden Worten von seinem und dem Schicksal seines Volkes erzählt. Es gehört zu denen, die durch Sklaverei und Unterdrückung nicht gebrochen werden können.

Verlag Neues Leben Berlin 1973

Karl-Heinz Metzger: Wilmersdorf im Spiegel literarischer Texte vom 19. Jahrhundert bis 1933

Ich freue mich, Ihnen ein neues Buch über Wilmersdorf vorstellen zu können. Ist es wirklich ein „neues“ Buch?

Sie werden beim ersten, flüchtigen Durchblättern manch vertrauten Satz, manch bekannte Passage entdeckt haben. In der Tat enthält dieses Buch eine Vielzahl von Texten, die bereits vor Jahren veröffentlicht worden sind und zum Teil weltweite Verbreitung gefunden haben.

Dennoch liegt ein auf seine Weise ganz neues Buch vor Ihnen.

Es erzählt Anekdoten, Histörchen, Geschichten: die Geschichte Wilmersdorfs vom 19. Jahrhundert bis 1933; die Geschichte eines Dorfes, das zur Stadt heranwuchs, um als Bezirk in der Metropole Berlin aufzugehen.

Es erzählt diese Geschichte aber mit den Worten namhafter Literaten, die in Wilmersdorf und über Wilmersdorf geschrieben haben. In dieser Verbindung von Geschichtsbuch und Lesebuch liegt der besondere, der neuartige Reiz dieses Werkes, das Ihnen hiermit herzlich anempfohlen sei…

Horst Dohm, Bezirksbürgermeister von Berlin-Wilmersdorf

Herausgeber: Bezirksamt Wilmersdorf von Berlin, 1985

 

20 Oktober 2021

Fritz Hofmann (Herausgeber): Phantom der Angst – 33 Erzählungen aus Deutschland und Österreich 1933-1945 – Band 1

In den hier vorgelegten 33 Erzählungen kommen deutsche und österreichische Schriftsteller zu Wort, die in den verhängnisvollen zwölf Jahren von 1933 bis 1945 in ihrer Heimat blieben. Darunter befanden sich Autoren von damals bereits internationalem Ansehen wie Ricarda Huch, Gerhart Hauptmann, Ernst Wiechert, Werner Bergengruen, Gottfried Benn und solche, deren entscheidende literarische Entwicklung eben erst begann, wie Elisabeth Langgässer, Luise Rinser, Albrecht Goes, Ernst Kreuder oder Wolfgang Weyrauch. So unterschiedlich wie ihre soziale und weltanschauliche Position und ihr ästhetisches Konzept war schließlich auch ihr persönliches Schicksal. Was diese linksbürgerlichen, liberalen, christlichen oder konservativen Prosaschriftsteller, von denen jeder für sich allein lebte und einige auch für sich allein starben, vereinte, war ihre Haltung gegenüber dem faschistischen Regime, dem sie – manche erst nach anfänglichen Illusionen über dessen wahre Ziele – in einer Position des stillen Protestes und der Verweigerung gegenüberstanden. Versuche vielfältigen geistigen Widerstandes wird der Leser heute, im Abstand eines halben Jahrhunderts, in vielen dieser Geschichten entdecken: als Bekenntnis zur klassischen Humanität des 19. Jahrhunderts, zu der die barbarische Realität der Gegenwart in einem schreienden Gegensatz stand, als Hinwendung zu religiösen Haltungen, als Flucht in die Idylle, ins „einfache Leben“, fern von heroischem Nihilismus und Durchhaltepropaganda, als ein Rückzug ins private, „Allgemein-Menschliche“, als Versenkung in die Geschichte, die zu durchaus unvorteilhaften Vergleichen mit der Gegenwart des Tausendjährigen Reiches und seiner Paladine provozierte. Trotz der schweren, nicht selten katastrophalen Arbeitsbedingungen vieler Schriftsteller, die sich nicht von den Nazis korrumpieren ließen, sind dabei literarisch bedeutsame Werke entstanden: die „Hirtennovelle“ von Ernst Wiechert, die Erzählungen „El Greco malt den Großinquisitors“ von Stefan Andres, „Weiße Nächte“ von Ricarda Huch oder „Der Schuß im Park“ von Gerhart Hauptmann. Andere lassen zumindest ahnen, welchen Schwierigkeiten und Repressalien die Autoren ausgesetzt waren.

Gemeinsam mit den vorausgegangenen Prosaanthologien „Kaisermanöver“, „Weltende“, „Mensch auf der Grenze“ wird der Versuch unternommen, in mehr als 100 Erzählungen von achtzig Autoren ein ganzes Zeitalter deutscher und österreichischer Literatur vom Ausgang des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu besichtigen.

Der vorliegende Band wird wiederum mit künstlerischen Arbeiten von Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Otto Dix, Karl Hofer, Hans Grundig, Otto Nagel, Georg Kolbe, Gerhard Marcks, Alfred Kubin, Karl Rössing, Josef Hegenbarth, René Sintenis, Fritz Cremer, Hans Theo Richter, Herbert Sandberg, Wilhelm Rudolph und anderen ausgestattet.

Verlag der Nation Berlin 1987

 

Margarete Neumann: Lene Bastians Geschichte


 Diesmal ist es ein Sammelband mit zehn Novellen und Skizzen, den uns Margarete Neumann vorlegt, zehn kleine Kostbarkeiten, die man gern gelesen hat und bei deren Lektüre man ungern gestört sein wollte. Der Band bestätigt erneut ihr Talent und den guten Ruf, den sie als Erzählerin genießt. Dabei geht es hier nicht um große ökonomische Umwälzungen. Es sind Kleinigkeiten, die sie darstellt, alltägliche Begebenheiten, an denen wir gewöhnlich achtlos vorübergehen. Margarete Neumann macht sie uns wichtig.

Oft bedauert man, daß die Geschichte schon zu Ende ist. Man wünscht mehr zu wissen über den jungen Mann und das Fräulein im S-Bahn-Abteil oder den Mann, der sieben Lieder dichtete, weil er sieben Geliebte hatte.

Wie geht es weiter? Aber gerade weil es nicht „weitergeht“, weil Margarete Neumann nur andeutet, nichts breit ausführt, sind die Geschichten so reizvoll.

Aufbau-Verlag Berlin 1956

Herbert Friedrich: Radsaison


 Immer waren sie beide gute Freunde. Das aber scheint Gerd Hille vergessen zu haben, als er bei einem Ausscheidungsrennen Klawun auf unfaire Weise zu Fall bringt.

Verlag Neues Leben Berlin 1968

19 Oktober 2021

Walter Niebuhr: Liebe 70


 Die größte Illustrierte Amsterdams feiert Erfolge mit einer Bild-Text-Serie über das Studentenpaar Adrian und Antje – „Liebe 70“. Autor: der Journalist Wetering, seine Themen: Alltag, Neigungen, Probleme junger Leute. Er geht in die Hörsäle und Kneipen, kümmert sich um Schlagerproduktion und Wohnungsangelegenheiten; sein Weg führt zu den Provos, die diese Welt in Frage stellen, und zu den Hippies, die ihr entfliehen wollen.

Wetering kann seine Arbeit nicht fortsetzen – er kommt bei einer Segeltour ums Leben. Obwohl die Polizei einen Unfall nachweisen kann, vermutet Adrian, der Freund des Toten, Mord, und er behält recht damit. Er geht den Spuren des ideenreichen Wetering nach und legt um ein Haar dem Falschen die Hand auf die Schulter.

Verlad Das Neue Berlin 1973
DIE Delikte Indizien Ermittlungen

Brigitte Birnbaum: Kathusch


 „Schade, daß sie kein Junge ist!“, meinte der Vater, als er die Zeichnungen von Kathusch gesehen hatte. Seine Tochter war begabt, das bemerkte er sofort, und eigentlich gehörte sie auf eine Kunsthochschule, wo ihr Talent gefördert und geformt würde, wo sie lernen könnte. Aber – wo gab es das, eine Malschule für Mädchen? Die Ausbildungsstätten waren den Männern vorbehalten, junge Frauen sollten sich vorbereiten auf Haushaltsführung und Kindererziehung, und sie sollten sich üben in stiller Bescheidenheit. Das alles aber paßte nicht zu Kathusch, und der Vater spürte es. Nach langem Suchen und oft enttäuschten Hoffnungen endlich wird in Berlin eine Malschule gefunden, die Mädchen unterrichtet. Kathusch ist glücklich, der Weg scheint frei…

Brigitte Birnbaum erzählt von Kindheit und Jugend einer Frau, die ihren Platz als Künstlerin hart erkämpfen muß, ehe sie bekannt und weltberühmt wird als DIE KOLLWITZ.

Der Kinderbuchverlag Berlin 1986

Werner Felix: Franz Liszt


 Franz Liszt (1811-1886) übte als Klaviervirtuose, als Komponist, Dirigent und Musikorganisator einen Einfluß aus, für den es im Bereich der Musik in Europa kaum eine Parallele gibt. „Vermöcht‘ ich es, Entfernten und Fremden und darunter wohl manchen, die nie Hoffnung haben, diesen Künstler in Wirklichkeit zu sehen… – vermöcht‘ ich es, ihnen ein Bild des hervorragenden Mannes zu geben! Am leichtesten ließe sich noch über seine äußere Erscheinung sprechen… Namentlich gleicht er Napoleon, wie wir diesen als jungen General oft abgebildet sehen – bleich, hager, bedeutend im Profil, den Ausdruck der Gestalt mehr nach dem Scheitel hinaufgedrängt… Am schwierigsten aber läßt sich über seine Kunst selbst sprechen. Es ist nicht mehr Klavierspiel dieser oder jener Art, sondern Aussprache eines kühnen Charakters überhaupt, dem zu herrschen, zu siegen das Geschick einmal statt gefährlichen Werkzeugs das friedliche der Kunst zugeteilt… Diese Kraft, ein Publikum sich zu unterjochen, es zu heben, tragen und fallenzulassen, mag wohl bei keinem Künstler, Paganini ausgenommen, in so hohem Grade anzutreffen sein.“ (Robert Schumann, 1840)

Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig 1986
Reclams Universal-Bibliothek Band 399
Reclam Biografien

Daniel Defoe: Roxana

 



Im Jahre 1683 kommt die schöne Mademoiselle de Beleau - später Roxana genannt - von Frankreich nach England. Dreiundzwanzigjährig, wird sie durch die Verschwendungssucht ihres einst wohlhabenden Gatten ins Unglück gestürzt und bleibt mit fünf Kindern mittellos zurück. Schönheit und Charme helfen ihr über diesen Tiefpunkt bürgerlichen Daseins hinweg und eröffnen ihr eine Karriere, die sie in die höchsten Kreise führt. Ein abwechslungsreiches Liebesleben bringt Roxana nach Frankreich, Italien, Holland und wieder nach England, läßt sie bald strahlende Erfolge in der Gesellschaft feiern, bald die Abgeschiedenheit suchen. Große Kaufleute, Lords, Herzöge und Prinzen lieben, verwöhnen und beschenken sie. So verehrt und von Reichtum und Glanz geblendet, zieht die berühmte Kurtisane Freiheit und Unabhängigkeit den Banden einer bürgerlichen Ehe vor, um in der Blüte ihres Lebens das begehrte Ziel eines zweifelhaften Aufstiegs zu erreichen und Mätresse des Königs zu werden.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 2. Auflage 1969
Aus dem Englischen übersetzt von Lore Krüger
Mit einem Nachwort von Günther Klotz
Schutzumschlagentwurf: Erich Rohde

Arno Neumann: Rosa Rock und schwarze Lettern. Geschichten rund um die Litfaßsäule


 Ernte, lustige, nachdenkenswerte Geschichten rund um die Litfaßsäule berichten von Plakatmachern und ihren verblüffenden Einfällen: Göttinnen werben für Glühbirnen, Käthe Kollwitz verärgert die Kaiserin, eine Dogge erwirbt unsterblichen Ruhm, ein Dichter bemalt Fensterscheiben, und vierzig Räuber müssen auf das Filmplakat.
Diese Einblicke in die Plakatgestaltung vergangener und gegenwärtiger Zeiten lassen genauer und wissender die Kunst auf der Straße entdecken.

Der Kinderbuchverlag Berlin