30 April 2020

Michael Hanisch: Western - Die Entwicklung eines Filmgenres

Dieses Genre hat sich in der Zeit seines Bestehens viele Freunde bei jüngeren und älteren Zuschauern erworben. Spannung, abenteuerliches Geschehen und vor allem verwegene Helden waren bei richtigen Western garantiert.
Western sind Filme von der Eroberung des amerikanischen Westens, der Urbarmachung wilden Landes und der Errichtung einer zweifelhaften Zivilisation. Das Buch ist eine lebendige Geschichte des Western-Films, stellt die einzelnen Werke in einen Zusammenhang, verfolgt Entwicklungslinien und Tendenzen - vom Stummfilm beginnend - über Jahrzehnte hinweg und macht die Wandlungen innerhalb dieses populären amerikanischen Filmgenres sichtbar. Dabei wird immer wieder auf amerikanische Geschichte und Gegenwart zurückgegangen. In einzelnen charakteristischen Fällen wird das Verhältnis von Legende und Wirklichkeit analysiert.
Das Buch konzentriert sich in der Hauptsache auf die herausragenden, bestimmenden amerikanischen Western, auf jene Filme, die Eingang in die Filmgeschichte gefunden haben. Viele werden die Western-Helden wiederfinden, die zu ihren Lieblingsdarstellern zählen: Gary Cooper, Henry Fonda, James Stewart, Anthony Quinn und John Wayne...
Über 400 Fotos dokumentieren die Entwicklung dieses opulenten Filmgenres über acht Jahrzehnte.

Gewidmet ist das Buch Stefanie und Roman, die beide in ihrem Leben hoffentlich nie in Situationen kommen werden, wie sie für den Westerner alltäglich waren, und die trotzdem diese Art von Filmen schätzen mögen...
m.h.

Henschelverlag Kunst und Gesellschaft DDR - Berlin 1984, 1. Auflage

Klaus Frühauf: "Stern auf Nullkurs"



Jahrelang hat der Kommunikationstechniker Kalo Jordan auf diesen Tag gewartet. Man hat ihn verspottet, seine Partnerin ist ihm davongelaufen, doch unerschütterlich hat er an eine Kontaktaufnahme mit Außerirdischen geglaubt. Und nun scheint es soweit zu sein. Ein riesiger dunkler Himmelskörper nähert sich unserem Sonnensystem, und sein Kurs ist offensichtlich von Vernunftbegabten berechnet worden.

Kalo Jordan gehört der Expedition an, die dem unheimlichen Stern entgegeneilt, bereit, die Fremden freundlich zu begrüßen.

Dann jedoch kommt alles ganz anders. Die Funksignale werden nicht beantwortet, harte Strahlung trifft die Station auf Pluto, und ein Projektil mit sonderbaren Kugeln explodiert in der Nähe der Antennenanlage. Und das ist nur der Anfang einer Kette von Verwicklungen, die die Menschheit zu weitreichenden Entschlüssen zwingen.

Kalo Jordan begreift, dass es auch von ihm abhängt, ob die richtige Entscheidung getroffen wird.


 

Verlag Neues Leben, Berlin, "Spannend erzählt" - Band 159
1. Auflage, 1979
Mit Illustrationen von Werner Ruhner.

Klaus Frühauf: "Genion"

Als der Berliner Genetiker Günther Bachmann ein Fernschreiben aus Marseille erhält, das von dem Fund einer "absonderlichen Leiche" berichtet, und die französische Polizei ihn bittet, bei der Klärung des Sachverhalts zu helfen, steigen die folgenschweren Ereignisse wieder in ihm auf, die er jahrelang zu verdrängen suchte. Er erinnert sich an den Studienaufenthalt am Institut Biogénétique de Marseille, an die Auseinandersetzungen mit seinem einstigen Kollegen Horst Kandler, einem besessenen Forscher, der durch ein riskantes Experiment die Menschwerdung des Affen genetisch nachvollziehen wollte, und daran, wie er die Liebe der schönen Isabell Bieler verlor. Immer wieder denkt er an die gespenstische Nacht zurück, in der er zusammen mit einem japanischen Kybernetiker entdeckte, dass Kandlers Versuch gefährliche Kernstrahlung freigesetzt hatte.

Aber erst als er mit Corinne, seiner Frau, erneut nach Marseille gereist ist, werden ihm die schrecklichen Folgen jenes Experiments voll bewusst, wird offensichtlich, wer der geheimnisvolle Tote namens Genion war.

Verlag Neues Leben, Berlin, "Spannend erzählt" - Band 166
1. Auflage, 1981
Mit Illustrationen von Thomas Franke.

Vítezslav Nezval: Der Prager Spaziergänger

Ein dichter geht durch die Stadt, die ihm wie eine Geliebte ist, wie ein Wesen voll leidenschaftlicher Hingabe und spröder Scheu, das jeden Tag aufs neue begehrenswert scheint. Von Unruhe getrieben, durchwandert er das Häusermeer, um Zwiesprache zu halten mit Prag, das vom Burghügel aus wie ein riesiges Schiff im Nebel wirkt, wie eine geheimnisbeladene Arche, die zu stranden droht.
Da die Kriegszeichen sich mehren in diesem Jahr 1938, wird des Dichters Streifzug durch die romantischen Gassen und Parks, durch Literatencafés und Weinschenken zu einem imaginären Spaziergang durch Erinnerungen, die von der Lebensfreude und Kraft dieser Stadt im Herzen Europas beredtes Zeugnis ablegen. Ein Schmetterling in einer Glaskugel fasziniert den Betrachter so wie der Damenschuh in der Regengosse, die lärmerfüllte Schwarzbierkneipe so wie der stille Vorstadtfriedhof. Mit den einfachen Menschen der Straße verbindet den Spaziergänger das gleiche Gefühl wie mit den Sonderlingen der Künstlerlokale und mit seinen tschechischen und ausländischen Dichterkollegen; die in bunter Folge an seinem Auge vorüberziehen - mit dem Poeten Wolker, dem Maler Slavicek, dem malenden Schriftsteller Josef Capek und mit seinen französischen Freunden Breton, Eluard oder Apollinaire. Geradezu magisch zieht ihn immer wieder der Fluß an, der die Stadt teilt: "Du gibst den Blumen das Leben und nimmst den Menschen den Atem, du bist wie ein Dichter, Moldau."
Ein Dichter geht durch die Stadt, die ihm wie eine Mutter ist: voll Liebe und Fürsorge. Er hat sie zu schützen. Mit der schärfsten aller Waffen, dem Wort.

Verlag Volk und Welt Berlin, 1. Auflage 1984

Klaus Frühauf: "Am Rande wohnen die Wilden"



Seit langer Zeit haben die Mornen auf ihrem Heimatplaneten Tiere und Pflanzen als unberechenbare Faktoren aus ihrem Dasein verbannt. Ein glatter Kunststoff überzieht die Landschaft, tiefe Schächte spenden Sauerstoff, und bizarre Kristallkaskaden ersetzen Bäume und Sträucher. Nur so - meinen die Mornen - wird vernunftbegabtem Leben die Möglichkeit einer optimalen Entwicklung gewährt, entsteht für alle ein Höchstmaß an Glück. Doch da bringen eines Tages Fernsonden die unglaubliche Kunde, dass am Rande der Galaxis bei einer überheißen Sonne ein blauschimmernder Planet existiert, auf dem hochentwickelte, intelligente Bewohner, aber auch riesige Pflanzenherden, eine artenreiche Fauna und unzählige Bakterien miteinander leben.

Kommandant Faunin und seine Gefährten starten mit einem überlichtschnellen Gravitationsraumer, um zu beweisen, dass die Beobachtungen falsch sind, dass es unter intelligenten Wesen solche "Wilden" nicht geben kann ...

 


Verlag Neues Leben, Berlin, "Spannend erzählt" - Band 131
2. Auflage, 1977 (1. Auflage 1976)
Mit Illustrationen von Werner Ruhner

Im Frühling wie im Winter - Kindergedichte




Der Himmel hat die ganze Nacht
viel Wasser ausgegossen,
auch schwang der Sturm nach aller Macht
den Besen unverdrossen.
Seht nur, wie alles blitzt und lacht!
Das nenn ich gründlich rein gemacht.

Kinderbuchverlag Berlin
Die kleinen Trompeterbücher 32

Egon Schmidt: Der Storch von Landow



Jochen wird bei einem Unfall sein Bein zertrümmert. Die Ärzte können es retten, aber Laufen wie früher, das war einmal. So steht Jochen beim Völkerball bloß daneben, niemand will ihn, er fühlt sich einsam und nutzlos. Da entdeckt er einen Storch, der nicht die Reise nach Süden angetreten hat. Ist er krank? Auf alle Fälle will Jochen ihn retten. Ob es gelingt, ob die Klasse ihm hilft?

Kinderbuchverlag Berlin
Die kleinen Trompeterbücher 20

Erik Neutsch: Spur der Steine

Meine Ausgabe ist von 1964 vom Mitteldeutschen Verlag (Halle/Saale) und ich habe es aus der Bibliothek meines Vaters. Es ist also eines der wenigen Bücher, die schon Jahrzehnte bei mir sind.
Es war damals ein umstrittenes Buch. Ebenso wie später der Film, der nur ein paar Tage im Kino lief und dann verschwand.
Es ist kein typisches Propagandageschwafel – nein, es zeigt die Probleme beim Aufbau des Sozialismus auf. Es zeigt, wie schizophren oft die Vorgaben der Partei waren. Einerseits wurden Pläne vorgegeben, die aber bei der Mangelwirtschaft nicht erfüllt werden konnten, woraus dann oftmals ein Chaos entstand.
Die Geschichte spielt hauptsächlich auf der Baustelle des Chemiekombinates Schkona im Industrie-Dreieck um Halle, Schkopau und Leuna, nachempfunden der beiden großen Chemiekombinate Buna bei Schkopau und Leuna. Hier regiert Hannes Balla mit seiner Brigade. Bei Balla, so heißt es, kann man ordentlich Geld verdienen. Und er sorgt dafür, dass immer Material da ist. Und wenn sie es sich von anderen Brigaden klauen müssen.
Die Strafe dafür folgt auf dem Fuß, als Werner Horrath, seines Zeichens Parteisekretär und noch neu auf der Baustelle, dafür sorgt, dass die Truppe bei der Prämienverteilung leer ausgeht.
Auch Kati Klee, eine junge Ingenieurin, ist neu. Als Frau kämpft sie darum, auf dem Bau anerkannt zu werden.
Horrath, der in Rostock verheiratet ist und zwei Kinder hat, beginnt mit Kati eine Liebesbeziehung, die Kati sehr ernst nimmt. Sie versuchen, sie geheim zu halten, doch ausgerechnet Balla sieht die beiden eines Abends. Diese Bombe möchte er am liebsten platzen lassen, aber er lässt es noch.
Stattdessen stimmt er den neuen Plänen der Partei zu, nämlich eine dritte – die Nachtschicht – auf dem Bau einzuführen.
Auch Ballas Eltern lernen wir kennen, die einen Hof bewirtschaften und sich verzweifelt dagegen wehren, von den Genossenschaften geschluckt zu werden. Die beiden Alten hoffen vergeblich, dass Balla den Hof übernimmt, doch der stellt sich sein Leben anders vor.
Erik Neutsch hat einen schönen Schreibstil. Er versteht es, Figuren zu zeichnen, denen man nahe kommt. Ob das nun Balla ist, Horrath oder die Kati. Aber auch die Nebenfiguren.
Die Geschichte beginnt wohl Ende der 50er Jahre. 1958 wurde beschlossen, die Produktion in diesem Werk zu verdoppeln. Daher auch die Nachtschicht. Und egal, welche Schwierigkeiten es gibt – diese dritte Schicht beginnt im tiefsten Winter – der Parteisekretär Horrath lässt sie nicht gelten. Er verlangt den Männern, aber auch sich selbst, alles ab.Die Liebesgeschichte zwischen Kati und Horrath entwickelt sich zum Problem. Kati möchte, dass er sich offen zu ihr bekennt, möchte mit ihm unter Menschen gehen. Doch er schafft es nicht mal, seiner Frau etwas zu sagen. Sie haben aus Liebe geheiratet, er musste sich ganz schön anstrengen, bis sie das erste Mal mit ihm ausging.

Noch dazu würde er mit der Partei Probleme bekommen, die einen einwandfreien Lebenswandel ihrer Mitglieder fordert.
Kati weiß, dass ihre Mutter nicht damit leben könnte, sollte sie mit einem unehelichen Kind ankommen.
Mit Balla geht mit der Zeit eine Wandlung vonstatten. Nach einem Gespräch mit Horrath kommt er ins Grübeln. Und als er endlich seinen Wartburg bekommen hat, jahrelang hat er dafür jeden Monat zwei- bis dreihundert Mark beiseite gelegt, war das Hochgefühl nicht mehr ganz so hoch. Auch die Eltern wussten nun hundertprozentig, dass sich der Sohn entschieden hat, den Hof nicht zu übernehmen. Der Mutter war das schon länger klar und sie machte ihren Frieden mit ihrem Sohn. Der erlebte nun auch hautnah mit, wie die Genossenschaftsleute versuchten, den Vater zu überreden, sein Land abzugeben. Unter ihnen war auch Horrath.
Das Ende? Kein Schmus, kein Happy-End-Geschnulze. Kein Wunder, dass der Film verboten wurde, zeigt die Geschichte doch auch, wie die Menschen, Parteimitglieder, die also eigentlich an die Sache glauben, am Sozialismus gescheitert sind. Wie ganze Biografien vernichtet wurden.

Kleine Geschichten von großen Freunden



Dieses Buch enthält viele Episoden aus dem Leben Rosa Luxemburgs, Karl Liebknechts, Ernst Thälmanns und Wilhelm Piecks. Sie zeigen euch ihre Verbundenheit mit den Arbeitern und die menschliche Wärme, die sie allen armen Menschen entgegenbrachten. Ihr lernt die ersten biographischen Notizen kennen und macht beim Lesen eine persönliche Bekanntschaft mit den vier bedeutendsten Führern des deutschen Proletariats.
Aus dem Leben Rosa Luxemburgs, Karl Liebknechts, Ernst Thälmanns und Wilhelm Piecks erzählen diese Geschichten. Sie zeigen euch die großen deutschen Arbeiterführer in ihrer menschlichen Wärme und in ihrer tiefen Verbundenheit zu den arbeitenden Menschen.

Kinderbuchverlag Berlin
Die kleinen Trompeterbücher

Heinz Fiedler: Schönen Tag, Soldat


Heinz Fiedler arbeitet als Lehrer an einer Oberschule in unserer Republik. Der enge Kontakt zu den Schülern, seine Erlebnisse mit den Jungen und Mädchen gaben ihm Stoff für sein erstes Kinderbuch. Damit erfüllte sich sein alter Wunsch: Er will von den Kindern und für die Kinder schreiben. Vielleicht kennt ihr schon seine erste Erzählung, die ebenfalls im Kinderbuchverlag erschien: "Fips schlägt Alarm".

Kinderbuchverlag Berlin
Die kleinen Trompeterbücher 25

Lew Weissenberg: Die kleine Schwester



Tiefverschleierte Frauen eilen durch die Straßen der Stadt. Die Stunde des Bades ist gekommen. Fröhlich verlassen sie die streng von der Außenwelt abgeschlossenen Häuser ihrer Eheherren. Einmal in der Woche dürfen sie nach Herzenslust miteinander schwatzen.

Badshi muß an diese Tage zurückdenken, wenn sie auf der Bühne steht und die reiche Kaufmannsfrau spielt. Viel Zeit ist vergangen, seit diese alten Traditionen zerbrachen und die Frauen aus ihrer unwürdigen Lage befreit wurden. Für immer verbannt ist der Schleier, verboten die käufliche Ehe.
Aber Badshis Weg von dem kleinen, träumerischen Mädchen, das jedem Zwang und jeder Schmach nur die eigene List entgegenzusetzen hatte, bis zu der stolzen, selbstbewußten jungen Schauspielerin ist lang und voll bitterstem Leid und tiefster Demütigung. Die zarte Liebe zwischen ihr und dem jungen Russen Sascha, die mit der Kinderfreundschaft beginnt und sich Jahre hindurch in ihrem Herzen erhält, bis endlich das erste andeutende Wort gesprochen wird, läßt die große Scheu erkennen, die sie diesem Gefühl entgegenbringt, das in Aserbaidshan Jahrhunderte keine Möglichkeit hatte, Erfüllung zu finden.
Die Entwicklung Badshis ist so eindringlich geschildert, so überzeugend und ergreifend, daß sich diese lichte Mädchengestalt unter den Lesern und vor allem unter den Leserinnen viele gute Freunde erwerben wird.

Verlag Kultur und Fortschritt Berlin, 2. überarbeitete Auflage 1956



In diesem Roman, dessen Handlungsort Baku, das Zentrum der Erdölindustrie der Sowjetunion ist, wird Geschichte zum Leben erweckt. Die Heldin des Romans ist Badshi, Tochter eines Wächters in der Erdölindustrie. Durch die meisterhafte Schilderung des Autors erlebt der Leser den Weg Badshis zur ersten sowjetisch-aserbaidshanischen Schauspielerin.

Deutscher Frauenverlag Berlin 1953


29 April 2020

Werner Müller: Auf den Spuren von Gottfried Silbermann





Ein Lebensbild des berühmten Orgelbauers und seiner Orgeln.  'Erbaut von 1710-1753, sind noch ca. 60 % erhalten. Das Buch bietet einen Blick in den  Alltag eines Orgelbauers, seine Werkstatt, sein Umgang mit den  Mitarbeitern, Materialbeschaffung, Terminarbeiten, bis hin zu den  Problemen des Vertragswesens. Aber auch die Orgelabnahmen, Test und  Orgelweihen werden erwähnt...

Evangelische Verlagsanstalt Berlin 4. erweiterte Auflage 1975
Nach urkundlichen Quellen gezeichnet von Werner Müller - Mit 24 Abbildungen auf Bildtafeln.

19 April 2020

Geschichte der Entdeckungen unserer Erde



Die für die Reihe „Geschichte der Entdeckungen unserer Erde“ gewählte Methode der chronologischen Aufarbeitung – vom Beginn kulturgeschichtlicher Entwicklung bis in unser 20. Jahrhundert – bietet den Vorteil großer Übersichtlichkeit. In den vier Bänden „Geheimnis der Ferne“, „Wunder Welt“, „Neue Horizonte“ und „Länder des Goldes“ entstand so ein breites, im wesentlichen nach dem Gesichtspunkt zeitlicher Abfolge geordnetes Bild von den Anfängen entdeckungsgeschichtlicher Tätigkeit bis zum Ausklang des großen Entdeckungszeitalters im 16. Jahrhundert. Der zeitlich unmittelbar daran anschließende 5. Band „Zu fernen Ufern“ stützt sich auf die vorher gewonnenen Ergebnisse. Diesem Band folgte ein Abschlussband der Reihe – über das 19. und das 20. Jahrhundert. Sein Titel: „Entschleierte Erde“.

Quelle: Aus dem Vorsatz in „Zu neuen Ufern“ – 1. Auflage, 1984, Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin. Verlag für populärwissenschaftliche Literatur.

Walter Krämer: Geheimnis der Ferne
Walter Krämer: Wunder der Welt – Die frühen Entdeckungen unserer Erde
Walter Krämer: Neue Horizonte – Das Zeitalter der Großen Entdeckungen
Otto Emersleben: Länder des Goldes – Der Ausklang des Großen Entdeckungszeitalters
Otto Emersleben: Zu fernen Ufern – Entdeckungen im 17. und 18. Jahrhundert
Otto Emersleben: Entschleierte Erde – Die letzten Abenteuer der Entdeckungsgeschichte


Spannend erzählt



Spannend erzählt war eine der populärsten Buchreihen der DDR aus dem Verlag Neues Leben in Berlin.

Sie waren hauptsächlich gerichtet an Jugendliche. Anfangs erschienen sie in Halbleinen mit Schutzumschlag, später in gebundenem Format ohne   Schutzumschlag und waren illustriert. Veröffentlicht wurden Neuerscheinungen, Wiederveröffentlichungen und Übersetzungen.

Die Reihe erschien von 1953 bis 1991 und wurde dann wegen der Abwicklung des Verlags eingestellt, der erst 2004 innerhalb der Eulenspiegel Verlagsgruppe wiederauflebte. Der Name der zunächst nicht nummerierten Reihe lautete Das neue Abenteuer. Spannend erzählt. (Die Reihe sollte jedoch nicht mit der Buchreihe Das neue Abenteuer rund um die Welt vom Kinderbuchverlag Berlin oder der Heftreihe Das neue Abenteuer verwechselt werden.) Mit dem 21. Band wurde der Vorsatz Das neue Abenteuer weggelassen. Später wurden die Nummern hinzugefügt, auch rückwirkend bei allen Nachauflagen. Es erschienen etwa sechs neue Bücher pro Jahr, dazu kam noch eine wechselnde Zahl von späteren Auflagen.

Ab 2005 wurde die Reihe fortgesetzt. Neben bereits in der alten Reihe erschienenen Bänden sollen auch Titel aufgelegt werden, die bis 1991 in anderen Buchreihen des Verlages erschienen sind. Die ersten Titel erschienen im Softcover-Einband.

Insgesamt wurden bis 2006 237 Bücher herausgebracht.

Die Auflistung der Bücher gibt es bei Wikipedia.

Otto Emersleben: Der Tod des Turmes



Man schreibt das Jahr 1648. An der Mündung der sibirischen Kolyma herrscht Aufbruchstimmung: Eine Flottille von Händlern, Kosaken und Abenteurern will das Pelzdorado am geheimnisumwitterten Fluß Pogitscha für sich erobern. Nicht auf den von Tschuktschen gewiesenen Landwegen, sondern über die eisige See wollten sie es erreichen. Das hat vor ihnen noch niemand gewagt! Eine „Sturmnacht am Großen Steinkap“ entscheidet schließlich über ihr Schicksal.
Unversehens gerät der Leser in den Sog der Ereignisse um diese waghalsigen, rauhbeinigen Gesellen. Ihre Spuren sind wie die vieler anderer in die Entdeckungsgeschichte der Welt eingegangen. Ein wenig erleben auch wir die Exotik der wechselnden Landschaften, nehmen Teil an den oft dramatischen Kämpfen um die Erkennbarkeit unserer Kontinente und begegnen bemerkenswerten historischen Persönlichkeiten in diesem Erzählungsband.

Verlag Neues Leben Berlin, 1985
Spannend erzählt 196

Das neue Abenteuer

Das neue Abenteuer war eine an Jugendliche gerichtete populäre Heft-Reihe mit Erzählungen der Genres Abenteuer, Historie, Krimi und Science Fiction. Es erschienen Neuerscheinungen, Wiederveröffentlichungen und auch Übersetzungen sowohl zeitgenössischer Autoren als auch von Klassikern.

Eine in Österreich herausgegebene ähnliche Reihe steht in keinem Zusammenhang mit den DDR-Reihen.

Von 1949 bis 1950 erschienen unter diesem Reihenname die ersten zehn Hefte. im Verlag Neues Leben. Dann gab es von 1952 bis 1990 ein neues Layout. Die Reihe erschien bis einschließlich 1959 halbmonatlich, ab 1960 dann monatlich.

Das Einzelheft kostete durchweg 25 Pfennig. Die Auflage der einzelnen Hefte war sehr groß; die ersten erschienen mit 100.000 Exemplaren, 1955 wurden bereits 265.000 von jeder Ausgabe gedruckt. Remittenden gab es nicht. Bei einzelnen heften gab es eine sehr große Nachfrage. Sie wurden in einer Auflage von zusätzlich 50.000 Stück sogar nachgedruckt (so die Nummern 38, 39, 42, 46, 49, 50, 54, 55, 57 und 62).

Die Umschlaggestaltung der zweiten Reihe lässt sich in drei "Serien" einteilen:

Bis zur Nummer 99 zeigte die Titelseite sowohl oben als auch unten zwei schräge gelbe Streifen (oben der Titel und der Preis und unten die Reihenbezeichnung und -nummer). Das Format war 20,5 x 14,5 cm.

Von der Nummer 100 bis zur Nummer 350 entfiel der obere schräge gelbe Streifen und es war nur noch der untere Streifen sichtbar. Titel und Preis wurden in die Titelillustration integriert. Das Format änderte sich auf 20 x 14 cm.

Danach folgte ab Nummer 351 das charakteristische gelb-schwarze Titel-Layout im oberen Drittel mit einer darunter abgedruckten Illustration.

Eine Auflistung der Reihe findet sich auf Wikipedia.

Wolf Spillner: Die Hexe mit der Mundharmonika



Die Begegnung mit der Natur ist wie der Kontakt mit einem Menschen. Man muß hinsehen, zuhören und sich einstellen können, darf nehmen, aber auch geben und muß sich, wenn nötig, einsetzen, dann kann im Miteinander Liebe und Freundschaft wachsen. Daß dieses Einanderverstehen nicht immer leicht ist, erfährt Kerstin. "Du bist ein Sprüchemacher", ruft sie ihrem Vater zu, der seinen Worten unerwartete Taten folgen läßt. Der alte Mann erfährt, daß seine Gemeinschaft mit den Vögeln ihm nicht allein gehören darf. Mit den Vögeln und den Jungen wird er reicher, die Gemeinschaft schöner.
Wolf Spillners Sorge gilt in den neun Geschichten den alltäglichen Begegnungen, in denen sich die Haltung der Menschen zeigt.

Der Kinderbuchverlag Berlin, 1. Auflage 1983
Illustrationen von Karl-Heinz Appelmann

Christian Tietze: Die Griechen bauten eine Stadt



Das ist die Geschichte vom Umzug und Neubau der griechischen Stadt Priene, die vor mehr als 2000 Jahren den Überschwemmungen eines Gebirgsflusses weichen mußte. Der Autor erzählt, wie die Straßen und Befestigungsanlagen erbaut werden, Häuser und Tempel entstehen. Er berichtet über Bautechnik, Handwerk und Architektur jener Zeit und gibt ein lebendiges Bild vom Leben in einer antiken Stadt.

Der Kinderbuchverlag Berlin
1. Auflage 1988
Sachsendruck Plauen

Jack London: Die Goldschlucht



Jack London (1876-1916) war zu seinen Lebzeiten einer der meistgelesenen und zugleich umstrittensten Schriftsteller der USA. In drückender Armut aufgewachsen, versuchte er sich in sehr verschiedenartigen Berufen, bis ihm sein literarisches Werk Ansehen und Reichtum brachte. Sein unsteter Lebenswandel und seine zunehmende Abhängigkeit vom Alkohol rückten ihn oft in den Mittelpunkt der öffentlichen Kritik; seine große Erzählkunst jedoch sicherte ihm - zu seiner Zeit wie heute - einen Platz unter den bedeutenden Schriftstellern der Weltliteratur.
In der Erzählung "Die Goldschlucht" greift London auf Erfahrungen aus seiner eigenen Goldgräberzeit zurück. Er erweist sich als meisterhafter Naturschilderer, feiner Beobachter und begabter Erzähler. Die zweite Erzählung "Auf der Makaloa-Matte" verbindet die Darstellung psychologischer Probleme mit der Schilderung der exotischen Landschaft und der Sitten und Gebräuche auf Hawaii.

Reclams Universal-Bibliothek Band 149, 8. Auflage 1964
Erzählende Prosa
Erzählungen
-,50 DM

18 April 2020

Helmut Sakowski: Daniel Druskat

Daniel Druskat kam mit einem Flüchtlingstreck ins Dorf. Seitdem sorgte er immer wieder für Aufsehen. Nachdem seine noch junge Frau gestorben ist, lebt er mit Tochter Anja alleine. Es gab genügend Frauen, die ein Auge auf den gutausehenden schwarzhaarigen Daniel geworfen haben und die Mutterstelle bei Anja einnehmen wollten. Doch mit Daniel war es kein einfaches Leben und so blieb keine lange.
Nun ist er Vorsitzender der LPG in Altenstein. Eines Abends stehen zwei Männer vor der Tür und holen ihn ab.
Anjas erster Weg führt sie zu Max Stephan, der Vorsitzender im Nachbardorf Horbeck ist und der mit dem Vater viele Jahre befreundet war. Und gleichzeitig waren sie Rivalen. Bei der letzten Auseinandersetzung zwischen den beiden war Anja dabei. Und sie hörte, wie Stephan ihrem Vater drohte, dass er ihn vernichten könne.
Hat er diese Drohung wahrgemacht? Hat Stephan dafür gesorgt, dass man Druskat abholt? Anja muss rausbekommen, was zwischen den Männern vorgefallen ist.
Diese Geschichte beschreibt die frühen Aufbaujahre in der Landwirtschaft der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie berichtet von zwei Freunden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die vom sozialistischen Aufbau unterschiedliche Auffassungen haben. Kann diese Freundschaft Bestand haben, noch dazu, wo einer der Freunde den anderen mit einem Geheimnis aus der Vergangenheit in der Hand hat?
Helmut Sakowskis Schreibstil ist wunderbar. Ich habe den ersten Satz gelesen und war sofort gefangen.

Verlag Neues Leben Berlin, 11. Auflage 1984

Film: 1976 in fünf Teilen unter der Regie von Lothar Bellag mit Hilmar ThateManfred Krug u. a.
Das Buchcover zieren Manfred Krug und Hilmar Thate. Ein Jahr später ging Krug in den Westen.





Jurek Becker: Jakob der Lügner

Jurek Becker (geb. 1937): "Was aber Literatur bewirken könnte, ist, die sie umgebende Gesellschaft feinfühliger zu machen; sie auf geheimnisvolle Art und Weise zu sensibilisieren, die nicht mit nackten Worten zu beschreiben ist, die plötzlich sichtbar oder spürbar wird, wenn einem Autor ein Buch gelingt. Literatur könnte Menschen empfindlicher machen, gegen Roheiten etwa, von Personen oder von Regierungen begangen, gegen Unrecht; sie könnte manche Menschen von Stumpfheit heilen helfen; sie könnte daran beteiligt sein, ein System von Alarmglocken zu installieren, das schon frühzeitig vor Gefahren warnt, vor Faschismus, vor Menschenverachtung, vor Krieg." (1981). Jurek Becker hat in seinem großen Roman "Jakob der Lügner" (zuerst 1969) das Trauma seiner Kindheit und Jugend zur Sprache gebracht. Die Geschichte Jakobs, der mit der "Lüge", über ein verborgenes Radiogerät Meldungen baldiger Befreiung vom Faschismus zu erhalten, Hoffnung unter den Bewohnern eines polnischen Ghettos weckt, wurde zum poetischen Gleichnis; so entstand ein Stück Warnliteratur, gültig, unabgegolten bis zum heutigen Tag.

Reclams Universal-Bibliothek Band 1218, 1. Auflage 1988
Belletristik


Jurek Becker hat seine Kindheit im Ghetto und in verschiedenen KZs verbracht. Seine Mutter, obwohl nach dem Krieg schon in Freiheit, starb noch an Unterernährung. Sein Vater überlebte Auschwitz und fand seinen Sohn. Ungefähr 20 Familienmitglieder waren umgebracht worden.
Da sollte man wirklich meinen, dass Jurek Becker in seinem Buch weiß, worüber er schrieb. Er lässt einen Ich-Erzähler über Jakob berichten. Dieser Ich-Erzähler lebte gemeinsam mit Jakob und vielen anderen in einem namenlosen Ghetto in einer unbekannten Stadt in Polen.
Als Jakob Mischa, einem jungen Burschen, bei der Arbeit beim Bahnhof das Leben retten will, weil der eine ungeheure Dummheit begehen wollte (er wollte nämlich Kartoffeln aus einem Waggon stehlen), schafft er es nur ihn davon abzuhalten, indem er ihm erzählt, dass die Russen schon 20 Kilometer vor Bezanika sind.
Auf die Frage, woher er das wisse, sagt er, er habe ein Radio.

Was natürlich nicht stimmt. Aber Jakob kommt nicht mehr dazu, schnell ein klärendes Wort mit Mischa zu reden, nachdem er ihn von den Kartoffeln abgelenkt hatte, und so macht diese Nachricht wie ein Lauffeuer die Runde durchs Ghetto. Und Jakob ist nun gezwungen, jeden Tag eine neue gute Nachricht aus dem Hut zu zaubern.

Jurek Becker hat einen wunderbaren Schreibstil. Er erzählt, wie die Menschen in dem Ghetto gelebt haben. Wie sie jeden Tag versuchten, etwas Normalität in ihr Leben zu bringen, und doch täglich Angst haben mussten, zum Transport abgeholt zu werden.

Das Buch erschien als Erstausgabe 1969 im Aufbau-Verlag, Berlin/DDR.

1974 wurde der Roman von Frank Beyer verfilmt (DEFA in Zusammenarbeit mit dem Fernsehen der DDR) und – als einziger Film der DDR – für den Oscar in der Kategorie bester ausländischer Film nominiert (siehe Jakob der Lügner (1974)).

1999 erfolgte mit Robin Williams als Jakob und Armin Mueller-Stahl eine amerikanische Neuverfilmung. Armin Mueller-Stahl spielte bereits bei der ersten Verfilmung den Roman Schtamm. In der Hollywood-Verfilmung werden die Nazis als von Natur aus böse dargestellt, wie es im Buch nicht der Fall ist. Auch wurde das Ende verändert.

Anne-Marit Strandborg

E. R. Greulich: Der anonyme Brief - Ein Karl-Liebknecht-Roman

Als er von Budapest zurückkehrt, findet er unter der eingegangenen Post einen umfangreichen Brief. Der Absender ist unleserlich, und das stimmt skeptisch. Anonyme Briefe bedeuten meist Klatsch und Tratsch. Aber dann liest er den Inhalt mit wachsender Erregung. Er ruft seine Frau: Schau dir das an, Sophie. Hier wird Krupp Spionage vorgeworfen, Bestechung von Beamten der Militärverwaltung. Wenn das stimmt, es wäre Dynamit unter den Sesseln einiger Herren!
Sophie warnt: Vorsicht, Karl! Womöglich will der Gegner dich in eine Falle locken. Du mußt sorgfältig prüfen, ob das Material echt ist.
In diesem Roman hat E. R. Greulich das ereignisreiche Jahr 1913 im Leben Karl Liebknechts gestaltet. Durch sorgfältige Studien brachte der Autor auch wenig Bekanntes ans Licht und zeichnete einprägsame Charakterbilder inmitten eines lebendigen Zeitkolorits.

NACHBEMERKUNG DES AUTORS
Auf vielen Lesungen hörte ich immer wieder die Frage: Ist das nun alles wahr oder erfunden? – Auch für diesen Roman gilt: Historische und politische Daten, Fakten und Persönlichkeiten haben für den Autor unumstößliche Grundpfeiler des Werkes zu sein. Er darf – und muß – lediglich bei den privaten Episoden, den Alltagsbegebenheiten und Nebenfiguren seine Phantasie walten lassen. Er hat das durch die Historie vorgezeichnete Gerüst der Tatsachen mit Handlung zu füllen, wobei auch hier genaue Kenntnis des Milieus und der Zeitumstände unerläßliche Voraussetzungen sind. Wesentliche Aussprüche der Hauptpersonen dieses Romans sind authentisch, resultieren aus dem Studium von Erinnerungsbänden, Memoiren und anderen Selbstzeugnissen der Betreffenden. Dies zu bemerken scheint mir notwendig, weil besonders bei den Auslassungen von Freund-Feinden und Gegnern Karl Liebknechts in manchem Leser der Verdacht aufkommen könnte, hier habe der Verfasser die Charakterisierung überzogen. Doch man lese in den Erinnerungsbänden der Scheidemann, Noske, Ebert, David und anderer rechter sozialdemokratischer Führer jener Zeit. Man greife zum Tagebuch des Grafen Zedlitz-Trützschler oder zu den Büchern der Fürstin Radziwill, des einstigen Reichskanzlers von Bülow, der Krupp-Biographen und zu ähnlichen Betrachtungen von Kronzeugen um die beiden Busenfreunde Wilhelm II. und Krupp, und man wird ebenso erstaunt oder erschrocken sein wie der Autor bei seinen Studien.
Einen Roman über Karl Liebknecht zu schreiben, ist ohne den Beistand marxistisch-leninistischer Historiker schwerlich denkbar. Deshalb möchte ich dem Genossen Professor Dr. Wohlgemuth für seine bereitwillige Zusammenarbeit, für seine wissenschaftliche Beratung und Hilfe danken. Mein Dank auch dem Genossen Dr. Radczun für die wertvollen Hinweise beim Erarbeiten des Konzepts und dem Genossen Grevenrath, Deutsche Staatsbibliothek, für seine ständige Konsultationsbereitschaft und die Beschaffung schwierig erlangbarer Werke. Herrn Helmut Liebknecht, Moskau, dem ältesten Sohn Karl Liebknechts, verdanke ich die Kenntnis mehrerer Episoden, die im Roman ihre Gestaltung fanden.
Belletristische Arbeiten über Karl Liebknecht sind äußerst rar. Das empfand ich nicht zuletzt als Grund, mich an das schwierige Unternehmen zu wagen. Entscheidend war mein Gefühl des Dankes und der Verpflichtung einem Manne gegenüber, der wie kein anderer das geistige Gesicht der damaligen deutschen Arbeiterjugend prägen half. Ich habe ihn nur einmal in den stürmischen Novembertagen des Jahres achtzehn bei einer Massendemonstration von fern gesehen. Als man ihn mordete, war ich zehn Jahre alt, er mir jedoch bereits zum Begriff geworden. Denn wir Arbeiterkinder haßten den Krieg, der für uns gefallene Väter, vermißte Brüder, verkrüppelte Verwandte bedeutete sowie Kohlrübenwinter, Hungerödeme und härteste Kinderarbeit. Karl Liebknecht war dagegen aufgestanden, hatte den Kriegshyänen sein Nein entgegengeschleudert, dem Volk jedoch den Weg zu Frieden und Demokratie gewiesen. Das hat sich tief in die Seele des hungernden Arbeiterjungen eingegraben. Wir wurden älter, bewußter, die proletarische Jugendbewegung wuchs an Zahl und Reife. Dem Karl Liebknecht haben wir's geschworen, sangen wir, und es war kein Lippenbekenntnis. Sein Wort, Jugend ist die reinste Flamme der Revolution, fand in uns eine Umkehrung dergestalt, daß wir in ihm das leuchtende Vorbild sahen.
An meiner Grundeinstellung zu der mitreißenden Persönlichkeit hat sich nichts geändert. Millionen Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik, in den sozialistischen Freundesländern, ja in der ganzen Welt, empfinden ähnlich, und wenn wir am 13. August 1971 seines hundertsten Geburtstages gedenken, wissen wir, daß ein Karl Liebknecht nicht besser zu feiern ist als in der Steigerung der Anstrengungen für unsere für eine Gesellschaftsordnung, die Karl erträumte und für die er sein Leben gab.
Frübjabr 1971 - E. R. Greulich

KAPITTELFOLGE
1. Licht im Novembernebel ..... 7
2. Erfolg in Paris ..... 19
3. Gezügelte Ungeduld ..... 35
4. Von Bienen und Menschen ..... 50
5. Strudel in der Schleuse ..... 62
6. Deutsche Geschichte – einmal anders ..... 76
7. Illegale Fortsetzung – ganz legal ..... 96
8. Plüsch und Paragraphen ..... 112
9. Das dritte Gesicht ..... 124
10. Begegnung mit lebendiger Vergangenheit ..... 137
11. In London ist nicht nur Nebel ..... 149
12. Preußischer Schnürleib – und eine Libellentaille ..... 163
13. Singen mit geschlossenem Mund? ..... 177
14. Was wäre ein Mensch ohne Freunde ..... 191
15. Gericht im Reichstag ..... 207
16. Die Wölfe sammeln sich ..... 225
17. Wann Geheimnisse keine Geheimnisse sind ..... 240
18. Die Wölfe heulen ..... 254
19. Bern ist nicht Berlin ..... 266
20. Der Kaiser demonstriert ..... 285
21. Ein Wahlsieg darf kein Pyrrhussieg sein ..... 300
22. Nagelprobe ..... 315
23. Wermut in der Urlaubsfreude ..... 331
24. Verpflichtung ohne Stempel und Siegel ..... 347

Schutzumschlag: Drechsler/Schneider
Einband: Eberhard Binder-Staßfurt

Verlag Neues Leben, Berlin

1. Auflage 1971
2. Auflage 1972
3. Auflage 1975
4. Auflage 1979

Auch erschienen bei:
Buchclub 65
Berecht. Ausg.1972

Werner Quednau: Clara Schumann



Buchbeginn

Die Glaskutsche
"Seh' ich nicht schön aus, Hanna?" fragt das neunjährige schlanke Mädchen die alte Magd und dreht sich in seinem langen weißen Kleid, das es mit den Fingerspitzen ein wenig angehoben hat, tänzelnd hin und her.
Die Alte blinzelt das hübsche Kind, das in dem flackernden Licht der Kerzen wie eine wunderschöne Märchenfee anzusehen ist, aus wäßrig trüben Augen an. Über ihr runzliges Gesicht huscht kaum merkbar ein zärtliches Lächeln...

Altberliner Verlag Lucie Groszer, 1955
Buchschmuck: Ursula Volk

Andreas Klotsch: Erkundungen - 20 argentinische Erzähler



Argentinien, das ist nicht nur die weite Pampa mit ihren Viehherden und lassowerfenden Gauchos, sondern auch das riesige Buenos Aires mit dem Gewirr seiner Straßen, seiner hektischen Betriebsamkeit, seinem regen geistigen Leben. Seit Jahrzehnten ist die Millionenstadt an der La-Plata-Mündung eine Kulturmetropole ersten Ranges, die auf ganz Südamerika ausstrahlt. Viele Autoren haben sich bereits über die Grenzen des Landes hinaus einen Namen gemacht.
Zwanzig Prosaschriftsteller aus Argentinien vereint diese Anthologie. Erzähler der mittleren und jüngeren Generation melden sich zu Wort, erkunden mit bemerkenswertem künstlerischem Geschick, ernst oder heiter-satirisch, ein Stück Realität ihres Landes. Ihre Themen sind mannigfaltig. Sie üben in vielen Fällen Kritik an verstaubten Lebenskonzepten, egoistischem Verhalten einzelner oder Mängeln eines Systems und machen deutlich, daß in Argentinien mit seinen Widersprüchen die Literatur ein fruchtbares Feld der Auseinandersetzung ist.

Verlag Volk und Welt Berlin, 2. Auflage 1977
Erkundungen

Ionel Pop: Unerwartete Begegnungen




Buchbeginn

Bei der alten Trauerweide
In jenen Hochsommertagen war meine Angel nichts als ein Vorwand. Vielleicht wußte ich selbst nicht, daß nicht sie mich hinausgetrieben hatte und auch nicht sie es war, die mich am Teichufer festhielt, nicht sie und nicht die armen goldglänzenden Fischlein, die sich nach und nach in meinem Beutel ansammelten. Ich befestigte das Stückchen Maisbrei am Haken, schleuderte die Angelschnur auf den reglosen Wasserspiegel und blickte, die Haselrute in der Hand, gebannt auf das schwimmende Stückchen eines Maiskolbens, das mir das Zeichen geben würde. Ich lauerte und war doch nicht bei der Sache. Meine Augen und meine Gedanken verweilten bei anderen Dingen. Oft blieb der leere Haken, von dem ein schlaues Fischlein sich den Bissen abgezupft hatte, lange in der Tiefe, ohne daß ich es bemerkte. Erst spät erinnerte ich mich wieder, daß ich eigentlich zum Angeln hergekommen war und wandte mich erneut dieser Beschäftigung zu...

Verlag Editura Ion Creanga Budapest, II. Auflage 1976, 3. Auflage 1978
Illustrationen und Einbandgestaltung: György Mihail
Aus dem Rumänischen: Helene Maugsch

Richard Christ: Der Spinatbaum in der Wüste



Fast einen halben Tag muß das Flugzeug ostwärts fliegen, bis es die Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik erreicht. Wenn es in Berlin Mittag ist, zeigen die Uhren in Taschkent, der usbekischen Hauptstadt, bereits 17 Uhr an. Vieles ist in diesem fernen Land anders als bei uns.
Du hast noch nichts von der Teesprache gehört - laß sie dir von Richard Christ, der diese Geschichten aufgeschrieben hat, erklären; du erfährst, wie Baumwolle geerntet wird, wanderst durch die Wüste, besuchst die märchenhafte Stadt Samarkand und läßt dir von dem berühmten Sternforscher Ulug Beg erzählen...

Der Kinderbuchverlag Berlin
ab 8 Jahre
Illustrationen von Gisela Röder

Erwin Strittmatter: Pony Pedro

Buchbeginn

Die Stadt wurde mir zu eng
Ich bin unter großen Waldwinden, im Sonnengedröhn hoher Sommertage, im ätzenden Feldfrost und bei verschwenderischen Frühlingen aufgewachsen. In meinen Kinderkorb guckten Kühe. Meine ersten Anzüge, die Windeln, waren in die Sprühtröpfchen schnaubender Pferde gehüllt.
Es fügte sich in meinem hartbunten Leben, daß ich mit vierzig Jahren in der modernsten Straße unserer Hauptstadt zu wohnen kam. Unten auf der breiten, zweiteiligen Straße rasselten die Autos, während ich hoch oben im sechsten Stock ein Buch über den schweren Anfang der neuen Bauern nach dem großen Kriege schrieb. Ich wurde inne, daß meine Landsehnsucht in dieses Buch floß.
Ein Schriftsteller kann nicht unausgesetzt schreiben, diskutieren und Kunst genießen. Er muß die unsichtbaren Schränke, aus denen er den Rohstoff für seine Arbeit nimmt, mit neuen Erlebnissen füllen. Bei mir kam das Verlangen nach körperlicher Arbeit hinzu. Ich schleppte Erde von den Bauplätzen in meine Stadtwohnung. Auf dieser Erde siedelte ich eine Menge Zimmerpflanzen an. Ich hielt einen Hund, eine Katze, doch die Sehnsucht nach dem Landleben nahm damit nur zu. Die großartigen Blumen- und Rasenanlagen in unserer Straße söhnten mich nicht aus. Die Stadt wurde mir zu eng. Ich fühlte den Tag kommen, an dem ich nicht mehr würde schreiben können...




DerKinderbuchverlag Berlin, 19. Auflage 1982
Illustrationen: Hans Baltzer


melodie und rhythmus

Melodie und Rhythmus erschien erstmals 1957 als Fachblatt für Tanz- und Unterhaltungsmusik in der DDR. Der Verlag gab am 5. Januar 2018 seine vorläufige Einstellung bekannt. ]

Nachdem das Blatt die ersten Jahre die kulturpolitische Linie der SED verfolgte, wurde die Gestaltung dann mit Reportagen über nationale und internationale Künstler sowie mit Berichten über Neuerscheinungen aufgelockert. In jeder Ausgabe gab es ein farbiges Poster (in diesem Heft ist es eines von Gerd Christian) eines aktuellen Stars.

Melodie und Rhythmus war eine der beliebtesten und begehrtesten Zeitschriften der DDR. Am Erscheinungstag standen die Leute an den Zeitungskiosken Schlange und nicht wenige Hefte gab es nur als sogenannte Bückware. Sie war meinst schnell vergriffen.

Nach der Wende wurde die Zeitschrift vom Henschel-Verlag übernommen, der die Produktion schon 1991 einstellte. Auch Christian Hentschel, Andreas Fack und Tino Eisbrenner hatten kein Glück. Nach nur neun Ausgaben war wegen fehlender Anzeigeneinnahmen schon Schluss.

Ab dem 22. Dezember 2008 übernahm der Verlag 8. Mai GmbH (vertreibt auch die junge Welt) die Herausgabe. Nach mehreren Wechseln in der Personenriege teilte der Verlag am 5. Januar 2018 mit, dass die nächste Nummer nicht erscheinen könne und eine Wiederaufnahme der Produktion in absehbarer Zeit nicht in Aussicht stehe. Am 31. März 2018 begann eine Kampagne zur Gewinnung neuer Abonnenten und Anzeigenkunden, um die Zeitschrift wieder erscheinen lassen zu können. Bis Ende Juni 2018 wurden rund 1.200 Abonnements hinzugewonnen, was das weitere Erscheinen der Zeitschrift zunächst sichert.

In dieser Ausgabe Nr. 5/80, Preis 1,25 M, enthalten sind Beiträge über u. a.:

Hannanaria Fischer

Ella Fitzgerald

Ivica Serfezi

Familie Silly

electra

Jürgen Hart

Art Blakey

Auf der Rückseite streckt Donna Hightower ihre Arme nach oben und lacht in die Kamera.

17 April 2020

Hannes Hüttner: Das Mitternachtsgespenst



Sieben Jahre alt ist Mine Mane, aber das Mitternachtsgespenst hat es schon auf siebenhundertsiebenundsiebzig gebracht. Es ist vergnüglich, wie beide die Nacht verbringen, denn Mine Mane ist freundlich, und also ist es auch das Gespenst, lila Tränen weint es, als der Abschied näher rückt. Nicht weniger vergnüglich und aufregend sind die phantastischen Geschichten vom Hund mit dem Pfeffer und dem Ungeheuer von Kokania, denn der, der sie aufgeschrieben hat, weiß Bescheid: er hat alles selbst erlebt oder zuverlässig gehört.

Kinderbuchverlag Berlin
Die kleinen Trompeterbücher Nr. 68

Gotthold Gloger: Kathrins Donnerstag



Eher unpolitisch gedacht; der Tag der 4-jährigen Kathrin am Donnerstag, 13. März 1969.

Kinderbuchverlag Berlin
Die kleinen Trompeterbücher Nr. 75

Bodo Schulenburg: Wir verschenken Bammel



Peter bekommt den Pionierauftrag, den Panzerfahrer Mischa zu einem Pioniernachmittag einzuladen. Dabei macht er sich so seine Gedanken um dessen Gemütszustand. Leicht politisch angehaucht, mit Bezug zum 2. Weltkrieg.

Kinderbuchverlag Berlin
Die kleinen Trompeterbücher Nr. 74

16 April 2020

Sarah Kirsch: Musik auf dem Wasser



Sarah Kirsch (geb. 1935, Petrarca-Preis 1976) darf heute als die vielleicht bedeutendste Lyrikerin unseres Landes gelten. Dieser Auswahlband will eine Übersicht über das bisherige Werk der Dichterin bieten, in deren frühen Versen sich bereits eine auf Entdeckung des lyrischen Ichs und der Welt ausgehende Sprache angekündigt hatte. Eine auf Selbstverwirklichung zielende Poesie, in der sich Realistisches, Märchenhaftes und Phantastisches durchdringen, in der die Schönheiten wie die Bedrohungen des Lebens Gestalt gewinnen.

Leipzig. Verlag Philipp Reclam jun., 1989

Eberhard Panitz: Die Moral der Nixe

Unwirkliches scheint zu geschehen: Ein Mann, 40, Ehegatte und zweifacher Vater, Professor für Ethik, bricht aus dem festen Maß seines Lebens und Denkens und trifft an einem verträumten märkischen See auf das Maßlose, Ungewöhnliche. Eine Nixe? „Was weiß denn ein ordentlicher Professor für Moral, wie wir heute wirklich leben, lieben und moralisch sind?“ hat daheim die Studentin den Professor attackiert. Nun bestürzt ihn dieses anfangs scheinbar fischschwänzige, dann ganz weibliche Etwas, das ihm eines Abends an der Angel und nicht nur am Arm hängt, auf andere Weise: „Ist es nicht besser, keine Moral zu haben, als sie zu verleugnen?“ Glück also, solange es dauert? Die Erfahrungen dieses Sommers hinterlassen den Professor aufs tiefste betroffen und stellen ihn vor die offenbar schwierige Aufgabe, sein Leben, Denken und Lehren neu zu ordnen.

Spielerisch, mit manchen Mitteln des Märchens, der Sage, erzählt Eberhard Panitz eine Variation von der ältesten, jüngsten Geschichte zwischen Mann und Frau. Wenn das möglich wäre: Ein Professor für Moral trifft an einem fernen märkischen See eine Nixe ohne Moral?…

Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1978
Illustrationen: Gitta Kettner

Heide Wendland / Gottfried Herold: Glückspilz



Erzählung um den kleinen Sascha Dimitriew und dem Fohlen Glückspilz mit Bezug zum 2. Weltkrieg.

Kinderbuchverlag
Die kleinen Trompeterbücher Nr. 72

Viktoria Ruika-Franz: Das weiße Sternchen



"Es war einmal ein König, der hieß Lebeschön, und er regierte über ein großes Reich. Ja, und eines Tages trug sich dort eine Geschichte zu..." Vier Märchen erzählen in heiter-besinnlicher Form vom reichen Fischer Haberich, der vor lauter Gier platzte, und vom unterwürfigen Kammerdiener des Königs, der mit seinem Kratzfuß viel Spott erntete. Der Leser erfährt von Johanna und Johannes, den beiden Liebenden, denen es gelingt, über die Hartherzigkeit des Grafen und des reichen Pächters zu siegen - und er lernt Prinzessin Schneeflöckchen und den kleinen Feuerfunken kennen.

Kinderbuchverlag
Die kleinen Trompeterbücher Nr. 68

Holda Schiller: Das Wunderpferdchen aus Kornhagen



Das Pferdchen Moritz hat eine unbändige Freude am Springen. Mit zähem Fleiß entwickelt es diese Springgabe zur Springkunst, um die Menschen in der Stadt damit zu begeistern. Dort wird es aber als Zugtier zunächst nötiger gebraucht. Durch die Hilfe seiner Freunde gelangt es schließlich in den Zoo, wo es allen Menschen durch seine Kunst Freude bereitet.

Der Kinderbuchverlag
Die kleinen Trompeterbücher Nr. 66

15 April 2020

Götz R. Richter: Tropengewitter


Eine Auswahl der spannendsten und schönsten Erzählungen, die Götz R. Richter in den vergangenen 25 Jahren schrieb, enthält diese Anthologie. Unterschiedlich sind Begebenheiten und Handlungsorte. In allen Erzählungen lernen wir Menschen kennen, die ihrer dunklen Hautfarbe wegen gedemütigt und ausgebeutet werden. Najog, der malaiische Perlentaucher, muß aus dem Meer Muscheln heraufholen, dort, wo die Haie lauern. Mandela, ein Afrikaner, überwindet seine Angst, um seinen Sohn zu rächen, der vom Plantagenbesitzer erschossen wurde, weil er ein Widerstandskämpfer war. Götz Richter erzählt anrührende Schicksale, die wahren Begebenheiten entsprechen. Noch gibt es viele Menschen, die sich mutig und tapfer wehren müssen gegen Demütigung und Unterdrückung.

Inhaltsverzeichnis:
Najo, der Perlentaucher
Ameisen
Die Männer des Sergeanten Cross
Maito und der Affe Musche
Der Rote
Das Kind am Mast
Rache für Pronto
Der alte Sansibari
Eine Wohnung für Kisima
Mandela darf nicht sterben

Kinderbuchverlag Berlin, 1981

Hasso Laudon: Der ewige Ketzer


"Man erwartet ein Genie und sieht einen armen, beladenen Menschen...", schrieb André Gide nach der Lektüre der Briefe Dostojewskis, dessen literarische Leistung noch heute Leser und Autoren gleichermaßen fasziniert.
  Todesurteil, Begnadigung und Zuchthaus liegen bereits hinter Dostojewski, als er in der sibirischen Verbannung von einem neuen Anfang träumt. Die endliche Rückkehr nach Petersburg verheißt Hoffnung, trügerische Hoffnung, wie sich schon nach wenigen Jahren herausstellt: Aus Reisen ins Ausland werden Fluchtreisen. Liebe und Freundschaften enden in Enttäuschung oder Tod. Anfängliche Erfolge werden überschattet von finanziellem Ruin und den verzweifelten Versuchen, die Schuldenlast mit Gewinnen an den Spieltischen Westeuropas zu tilgen. Einziger Halt wird dem Alternden die Liebe eines jungen Mädchens, das ihm als seine Frau durch alle Tiefen folgt...

Buchverlag Der Morgen, Berlin

Konstantin Simonow: Zwanzig Tage ohne Krieg

Konstantin Simonow erlebte als Korrespondent der "Krasnaja Sewsda" unzählige Schlachten des Großen Vaterländischen Krieges an verschiedenen Frontabschnitten mit. "... schreibt man eine Erzählung oder einen Roman über ein so schwieriges Thema wie den Krieg, drängt es einen nicht sonderlich, zu phantasieren oder Fakten aus der Luft zu greifen. Im Gegenteil, überall, wo es einem die eigene Lebenserfahrung gestattet, ist man bemüht, sich möglichst eng an das zu halten, was man im Krieg mit eigenen Augen gesehen hat." Diese Authentizität macht wohl die besondere Wirkung seiner Bücher aus.
"Zwanzig Tage ohne Krieg" ist eine von drei Novellen, die den Roman "Das sogenannte Privatleben" bilden. Stärker als manch anderes Werk wird dieser Roman von ganz persönlichen Empfindungen getragen. Der Held Lopatin ist, ähnlich wie Sinzow aus der weltbekannten Trilogie "Die Lebenden und die Toten", Militärjournalist. Er verbringt einige Tage in Taschkent, wo er das Drehbuch zu seinen Stalingrader Skizzen überarbeitet. Hier begegnen sich eines Abends fünf Menschen, deren Schicksale auf seltsame Weise miteinander verknüpft sind: Lopatin, seine geschiedene Frau Xenia, ihr neuer Ehemann Jewgeni, Direktor des aus Moskau evakuierten Theaters, Sinaida Antonowna, eine berühmte und von allen verehrte Schauspielerin, und Nike, eine junge Frau, die als Kostümbildnerin tätig ist. Lopatin lernt Nikes aufgeschlossenes, freimütiges und selbstloses Wesen kennen und verliebt sich in sie. Doch bald schon muß er zurück an die Front...

Verlag Neues Leben Berlin und Weimar, 1. Aufl., 1985
bb-Reihe Nr. 550

Boris Wassiljew: Und morgen war Krieg


Boris Wassiljew, Jahrgang 1924, wuchs in der Familie eines Offiziers auf, wo Arbeit, Pflichtbewußtsein und patriotisches Denken über allen materiellen Werten standen. Dies bestimmt die Grundhaltung der Gestalten des Romans, der auf überaus plastische Weise die Atmosphäre jener Jahre einfängt. Ein altes Klassenfoto veranlaßt den Erzähler, von den dramatischen Ereignissen zu berichten, die sich 1940, ein Jahr vor Beginn des Großen Vaterländischen Krieges, in der damaligen 9b zutrugen. Der Vater einer Mitschülerin, ein hoher Funktionär, wird der Unterschlagung beträchtlicher Summen bezichtigt und verhaftet. Seine Tochter Vika soll sich von ihm lossagen, andernfalls droht ihr der Ausschluß aus dem Komsomol. In dieser schwierigen Situation hält die Klasse zu Vika, kann sie aber nicht davor bewahren, daß sie sich das Leben nimmt. Ihr Tod löst eine Kettenreaktion aus und wird zur ersten großen Bewährungsprobe für die jungen Leute. An der Schwelle des Erwachsenseins beginnen sie manche Erscheinungen in der Gesellschaft wahrzunehmen, die im Widerspruch zu ihren von der Schule vermittelten Denkmustern stehen. Sie ahnen, ihr Leben wird künftig nicht so einfach und geradlinig verlaufen, wie sie es sich dachten, doch sie sind voll Zuversicht, bereit, sich für die anderen, für ihr Land einzusetzen und es gegen alle inneren und äußeren Anfechtungen zu verteidigen.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Aufl., 1987
bb-Reihe Nr. 599

Leo Perutz: Sankt-Petri-Schnee

Das Leben des frischgebackenen Doktor Amberg ist bislang nicht gerade aufregend verlaufen, und zunächst scheint es, als ob sich daran nichts ändern soll. Amberg übernimmt eine Landarztpraxis in einem weltabgeschiedenen westfälischen Dorf, das fast immer in Nebel gehüllt ist. Doch schon sehr bald ereignen sich seltsame Dinge in Morwede, und Amberg wird gegen seinen Willen vom Strom des Geschehens fortgerissen.
Da gibt es den selbstherrlichen Baron von Malchin, der aus Enttäuschung über die vermeintliche Geschichtsöde der Gegenwart einer utopischen Mittelaltersehnsucht anhängt und in seinem Dorf ein "Kaisertum von Gottes Gnaden" wiederauferstehen lassen will. Besessen arbeitet er mit seiner ebenso schönen wie kapriziösen Assistentin Bibiche an einem wahnwitzigen Experiment: an der Herstellung des Sankt-Petri-Schnees, einer Droge, die unter den in tiefer Rückständigkeit gehaltenen Dorfbewohnern einen religiösen Massenrausch auslösen soll. Bald tauchen geheimnisvolle Besucher im Gutsschloß auf, angeblich Abkömmlinge alter königlicher Geschlechter, und da ist auch Federico, ein überaus stolzer und eigenwilliger Knabe, der einer Reliefdarstellung des letzten Hohenstaufenkaisers so verwirrend ähnlich sieht. Der Baron von Malchin glaubt sich seinem Ziel, dem Aufbruch der Seelen zu einem "neuen Gottesglauben", ganze nahe, doch das Experiment endet anders als geplant...
Eines Tages erwacht Doktor Amberg mit einer schweren Gehirnverletzung im Krankenhaus und sieht sich einer absurden Situation gegenüber: Er hat plötzlich zwei Vergangenheiten. Sind seine Erinnerungen an Morwede nur Ausgeburten des Fiebers, wie man ihm einreden will? Die Ungewissheit seiner Erinnerungen quält ihn ebenso wie die Gewißheit, daß man seine Erinnerungen retuschieren will.
Auch in diesem Roman erweist sich Leo Perutz als Meister des Traumhaften und Visionären, das den Ausgang bis zuletzt in der Schwebe läßt.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Aufl., 1989
bb-Reihe Nr. 632

Dorothy L. Sayers: Mord braucht Reklame

Dorothy L. Sayers ist eine jener erstaunlichen Frauen, die sich auf dem schwierigen Gebiet der Kriminalliteratur gegen ihre männlichen Kollegen durchaus behauptet haben und zu weltweiter Popularität gelangt sind. An die zwanzig Romane und drei Sammlungen von Kurzgeschichten beweisen die Begabung der Pfarrerstochter und Oxford-Graduierten im Ersinnen überraschender kriminalistischer Verwicklungen. Sie versuchte mit Erfolg, dem Kriminalroman literarisches Niveau zu geben, ohne das Moment der Spannung zu vernachlässigen.
Bei Dorothy L. Sayers geht es gemächlicher, unblutiger und auch erheblich humorvoller zu als bei vielen der jüngeren Vertreter dieses Genres. Spektakuläre Morde sind selten, meist geschieht die verruchte Tat hinter der Szene. Die psychologische Profilierung der beteiligten Personen und die präzise Umweltschilderung erhöhen noch das Vergnügen des Lesers an der kunstvollen Schürzung und Lösung des kriminalistischen Knotens. Lord Peter Wimsey, ein sympathischer, leicht snobistischer Amateurdetektiv, die Zentralgestalt aller Sayers-Romane, betreibt die Aufklärung von Verbrechen teils aus Lust und Langeweile, vor allem jedoch in dem Bestreben, der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen. Da seine Auffassung von Gerechtigkeit nicht unbedingt mit der bürgerlichen Gesetzlichkeit übereinstimmt, gibt er dem schuldig Gewordenen häufig Gelegenheit, sich selbst zu richten und auf diese Weise seine Vergehen zu sühnen.
"Mord braucht Reklame" gehört zu den nicht allzu zahlreichen Klassikern unter den Krimis. Die Handlung ist in einem Milieu angesiedelt, das der Autorin aus langjähriger Erfahrung wohlbekannt ist: in einer Londoner Reklameagentur. In den nüchternen Büroräumen der Firma Pym geschehen mysteriöse Dinge, die Peter Wimsey nur unter Aufbietung all seines Scharfsinns zu erhellen vermag - tatkräftig unterstützt durch Chefinspektor Parker von Scotland Yard, der dem unkonventionell vorgehenden Lord die notwendige Rückendeckung gibt. Vom Verbrechen gereinigt, kann sich Pyms Werbedienst wieder mit voller Kraft der Aufgabe widmen, den Umsatz von Nutrax-Nervennahrung, Klassika-Korsetts und Whifflet-Zigaretten zu steigern, im Zeichen der unerbittlichen Devise: "Macht Reklame - oder macht Bankrott!"

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1972
bb Nr. 241