01 Dezember 2022

Bertolt Brecht: Flüchtlingsgespräche

Die faschistische Kriegsmaschine hatte Europa halb verwüstet, da sitzen im Bahnhofsrestaurant von Helsinki 1940/41 zwei deutsche Emigranten - ein Arbeiter und ein Physiker - beim Bier und lassen, sich ab und zu vorsichtig umblickend, die Welt Revue passieren. Sie unterhalten sich über Pässe und über das Essen, über Krieg und Heldentum, über Erziehung und Ordnungsliebe, über Heimat und Patriotismus, über die Tugend und über den Humor in Hegels Dialektik, über Demokratie und Nächstenliebe sowie über den Genuß des Denkens überhaupt, und sie kommen dabei - auf den kuriosesten und vertraktesten Umwegen - zu Schlüssen, die oft verblüffen, die aber dennoch den Kern des Problems immer erhellen.

Die 1940/41 in Finnland geschriebenen, im Schwejk-Ton gehaltenen Dialoge sind Musterbeispiele materialistisch-dialektischen Denkens: aus Rede und Gegenrede müssen durch produktives Mitdenken die von Brecht beabsichtigten Gedanken und Haltungen entwickelt werden - ähnlich wie in seinem Theater. 

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1961

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wichtiger Hinweis

Seit dem 25. Mai 2018 gilt auch in Deutschland die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

Mit der Abgabe eines Kommentars erklärt Ihr euch einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.

Beim Absenden eines Kommentars für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärt ihr euch ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.