Das Beobachten von Tiermüttern und Tierkindern weckt den Wunsch, sich näher mit ihnen zu beschäftigen. Die Vielfalt der Brutpflege und Brutfürsorge im Tierreich – nicht nur Säuger und Vögel, sondern auch Kriechtiere, Lurche, Fische, Insekten und Spinnen sorgen für ihre Nachkommen – wird anschaulich in Wort und Bild dargestellt, und es wird gezeigt, wie angeborene Verhaltensweisen von Tiereltern das Heranwachsen ihrer Jungen sichern.
aus dem Buch:
KINDERZEIT DER VÖGEL
Hilflos im Nest
Am Morgen des vierzehnten Bruttages sind die Gimpelkinder geschlüpft. Gleich danach trägt das Weibchen die Eischalen aus dem Nest, denn sie leuchten hell und könnten Feinde anlocken.
Nun bedeckt die Mutter die nackten und blinden Kleinen mit ihrem Körper, sie hudert die Jungen. Das Männchen kommt mit Nahrung herbei. Zuerst füttert es das Weibchen. Dann sind die Jungen an der Reihe. Mit weit aufgerissenen Schnäbeln betteln sie nach Futter, sie sperren. Ihre Schnäbel sind innen rot und haben außen gelbe, wulstartige Ränder. Die Mutter nimmt dem Männchen das Futter ab und stopft es den Kleinen in die Schnäbel. In den ersten Tagen sind die Jungen noch sehr schwach. Im Nest liegen sie so, daß die Hinterteile nach außen, die Köpfe nach innen zeigen. Dadurch können sich die Kleinen beim Sperren gegenseitig mit den Flügelstummeln abstützen. Ein einzelnes Junges würde so stark hin und her schwanken, daß der Mutter das Füttern nicht gelänge, es müßte verhungern.
Sobald die nackte Haut der Jungen mit feinen Dunen bedeckt ist, brauchen sie den ständigen Wärmeschutz durch die Mutter nicht mehr. Die Alte kann nun auch auf Futtersuche ausfliegen. Manchmal schlafen die Kleinen, wenn der Altvogel zum Füttern kommt. Dann weckt er sie mit einem langgezogenen Laut. Die Schläfer sind sofort hellwach und reißen die Schnäbel auf.
Das Aufreißen des Schnabels ist das typische Bettelverhalten junger Singvögel. Dabei wird der meist scharlachrote oder gelbe Rachen (Sperrachen) der Jungen sichtbar. Bei vielen Arten sind die Schnabelwinkel hell umrandet und treten wulstartig hervor. Manche tragen noch besondere Merkmale. Die Nestlinge der Gouldamadine, eines Höhlenbrüters aus Nordaustralien, haben in den Schnabelwinkeln warzenartige Gebilde. Diese „Warzen“ reflektieren darauffallendes Licht, man nennt sie deshalb Reflexperlen. In der dunklen Höhle findet der Altvogel die Schnäbel seiner Jungen leichter, da die Reflexperlen das von außen einfallende Licht zurückstrahlen. ......
Illustrationen Johannes K.G. Niedlich
Einband-Foto: G. Budich
Der Kinderbuchverlag, Berlin
1. Auflage 1984
2. Auflage 1987
Bücher und Schriftsteller, die in der DDR gelesen wurden. Schaut bitte nicht nur danach, ob hier jeden Tag Beiträge auflaufen, nutzt diesen Blog auch wie ein Lexikon. Er ist ein Langzeitprojekt, da ist es sicherlich verständlich, wenn zwischendurch immer mal wieder pausiert wird. Sei es, um nicht die Lust daran zu verlieren, aber auch, weil die Beiträge auch regelmäßig vorbereitet werden müssen. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Stöbern und Erinnern oder neu entdecken.
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