05 September 2020

Emile Verhaeren: Das Leben, das leise, das Leben, das Wilde



Emile Verhaeren (1855-1916), belgischer Dichter französischer Zunge, begann mit kräftigen Gedichten über die bäuerlichen Menschen und die Natur seiner flämischen Heimat. Es folgten symbolistisch geprägte Dichtungen, die ein tiefes Unbehagen Verhaerens verraten, ausgelöst durch die Wahrnehmung des galoppierenden technischen Fortschritts. Soziale Anklage wird hörbar. Doch der Dichter begreift die technische Revolution schließlich als Domäne neuer künstlerischer Erfahrungen. Hierin liegt Verhaerens originäre Leistung für seine Zeit. In hymnischem Ton bedichtet er die gigantische Entfaltung der Produktivkräfte, den Welthandel, die Großstadt - unheildräuend und faszinierend zugleich:

"In diesen Städten von schwarzem Basalt,
wo zaubrische Feuer dem Dunkel entlohen,
in diesen Städten, wo mit Donnern und Drohen,
mit Schrei und mit Träne aus tausend Stimmen
die Menge sich ballt,
in diesen Städten, die plötzlich sich krümmen,
wenn die Angst und der Aufstand sie rot überwältigt,
fühl ich mein Herz vertausendfältigt..."

Reclams Universal-Bibliothek Band 938, 1. Auflage 1982
Umschlaggestaltung: Friederike Pondelik unter Verwendung einer Radierung des Herkules Seghers, Holländischer Meister 1589-1645
Belletristik

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