06 Juli 2020

Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt



Vorwort
Eine der ersten Taten der Nazis war es, daß sie dieses Buch vom Blechnapf auf die schwarze Liste setzten. Eine der ersten Taten des neuen demokratischen Deutschlands ist es, dieses Buch wieder zu drucken. Dies scheint mir beinahe symbolisch: Jede Zeile in diesem Roman widerstreitet der Auffassung, die von den Nationalsozialisten über den Verbrecher gehegt und durchgeführt wurde an ihnen. Jetzt ist wieder Platz für Humanität, für eine Humanität, die wohl frei ist von jeder Gefühlsduselei, die aber des Satzes eingedenk bleibt: Ihr laßt den Armen schuldig werden...
Ich habe bei diesem Neudruck keine Zeile geändert der ersten Auflage gegenüber. Vielleicht denke ich heute in manchen Dingen anders als damals vor elf Jahren, als ich dieses Buch schreib. Um so mehr ein Grund, nichts zu ändern. Wir können unsere Bücher nicht in jeder Lebensphase umschreiben. Und im großen ganzen hat für mein Gefühl noch Gültigkeit, was ich damals schreib.
So gehe denn hinaus, Buch, in die Welt. Ich hoffe, daß auch du für dein Teil ein weniges beiträgst zur Humanisierung der Menschen - nach zwölf Jahren der Verrohung.

Berlin, am 1. Dezember 1945                                                                                                            H. F.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 2. Auflage 1988

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