20 Juli 2020

Johannes R. Becher: Abschied



Hier wird die Geschichte eines jungen Menschen in der „guten alten Zeit“ erzählt. Wie viele andere hofft in der Silvesternacht 1900, als das 20. Jahrhundert beginnt, auch Hans Gastl, der Sohn eines Münchener Staatsanwaltes, daß es nun „anders“ werde. Auf der Suche nach dem neuen, Möglichen, Notwendigen gerät er in Opposition zur strammstehenden, verlogenen Welt des Bürgertums; die vom Kaiser und vom Kapital als gottgewollt angepriesene Ordnung erweist sich als brüchig. Erlebnisse im Haus der Eltern und in dem verbotenen „gefährlichen“ Umgang mit dem Arbeiterjungen Hartinger lassen Hans Gastl allmählich unter vielen Widersprüchen die Wirklichkeit, die wahren Triebfedern der gesellschaftlichen Entwicklung erkennen.

Aufbau-Verlag Berlin, 1981






Johannes R. Becher (1891-1958) "hat seine eigene Entwicklung bis zum ersten Weltkrieg im Roman ,Abschied' verdeutolicht. Dieser Roman ist 1940 geschrieben, also aus der Sicht des reifen Mannes. Er ist mehr als eine Autobiographie... Becher nimmt sich die dichterische Freiheit, bestimmte Züge der späteren eigenen ideologischen Entwicklung zur vollen Klarheit über sein Verhältnis zur Arbeiterklasse und zum Sozialismus verstärkt nachzuzeichnen und sie zeitlich konzentriert vorzuverlegen in die letzten Jahre vor Ausbruch des Weltkrieges von 1914... Es macht die Stärke der Schilderung aus, daß die Zeit durch die Gestaltung von sozial charakterisierten, in ihren Zwiespältigkeiten enthüllten Menschen dargestellt wird. Zwischen ihnen spielt die Geschichte dieser Jugend, die dem Strammstehen und der sturen Enge des bürgerlichen Vaterhauses ausgeliefert ist. In dem jungen Hans Gastl entwickelt sich verworrend tastend, unklar suchend ein Traum, der sich als Hauptgedanke durch Bechers Dichtung und Leben ziehen soll: der Traum von Anderswerden, der Traum vom ,vollendeten Menschen'". (Alexander Abusch.)


Reclams Universal-Bibliothek Band 339
7. Auflage 1974

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