11 Juli 2020

Rosemarie Zeplin: Schattenriß eines Liebhabers



Man könnte sagen, dies Buch handelt von Liebe, denn Liebe ist immer im Spiel, wenn von Frauen und ihren Männern, Freunden und Kollegen erzählt wird. Aber Rosemarie Zeplin enttäuscht mit ihren kühlen, spöttisch-ironischen und doch sehr beteiligten Erzählungen Leseerwartungen, die üblicherweise an das Wort Liebe geknüpft sind. Sie hat genau hingesehen, wie Männer und Frauen miteinander umgehen, und da zeigt sich, daß Liebe in aller Regel nur für kurze Zeit ein ungetrübtes Glück beschert, daß sie im Alltag vielfältigen Belastungen und Mißverständnissen ausgesetzt ist. Wie soll sich zum Beispiel eine Frau ihrer Ehe erfreuen, wenn der Mann, begeisterter Wissenschaftler, beim besten Willen nicht begreifen kann, warum seine ehrenvolle Teilnahme an einem sechstägigen Symposium für sie nichts anderes ist als sechstägiges Alleinsein mit dem Kind? Und wie lange kann eine Liebe dauern, die durch eine urplötzliche, aber beständige, starke sinnliche Anziehung der Partner entstand, wenn sich vor den aufmerksamen Augen der jüngeren Frau doch immer nur die Silhouette des Liebhabers abzeichnet, der gepflegte Umriß einer Persönlichkeit, deren Substanz nicht zu erkennen ist?
Die Frauen in diesen Erzählungen sind keine Suffragetten. Sie haben Mühe, mit ihren täglichen Belastungen in dieser Männergesellschaft fertig zu werden. Aber sie schaffen das, sie suchen sich kleine klare Ziele, mit denen sie sich behaupten.

Rosemarie Zeplin, geboren 1939 in Güstrow. 1957 bis 1961 Studium der Theaterwissenschaft in Leipzig. Kurze Zeit als Dramaturg am Theater, von 1962 bis 1967 am Rundfunk in Berlin. 1967 Wechsel in einen Beruf der Informationsverarbeitung. Seit 1977 freischaffend.
"Schattenriß eines Liebhabers" (1980) ist ihr erstes Buch.

Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1. Auflage 1980, 2. Auflage 1981, 3. Auflage 1982
Schutzumschlagentwurf: Rolf Xago Schröder

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