
Kein Geringerer als der bekannte sowjetische Lyriker und langjährige Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der Sowjetunion Nikolai Tichonow war es, der im Vorwort zu einem Buch von Ljudmila Schaposchnikowa zum Ausdruck brachte, daß diese Autorin Geograph und Ethnologe, Philologe und Historiker und dazu noch eine glänzende Erzählerin sei, die es verstehe, in ihren Büchern über die kleinen Stämme Südindiens auch die dortigen Landschaften, Menschen und Tiere, Legenden und Märchen lebendig werden zu lassen. Ihr neuestes Werk " Bei den Australoiden Südindiens" ist für den Leser gewissermaßen eine Reise zu Menschen aus einer anderen Welt, aus einer längst vergangenen Epoche der Menschheitsgeschichte. Und doch leben diese Menschen sozusagen mit uns, neben uns auf dem gleichen Planeten. L. Schaposchnikowa beweist so ein übriges Mal, wie unbekannt und unerforscht so vieles auf unserer Erde noch ist. Man findet in ihrem Reisebericht Kapitel, in denen neben durchaus hieb- und stichfesten Fakten auch Erlebnisse enthalten sind, die zunächst ans Unglaubliche, Phantastische zu grenzen scheinen. Die Verfasserin hat es aber gar nicht nötig, sich etwas auszudenken, und der scheinbare Gegensatz ergibt sich daraus, daß es neben dem Leben der Bewohner der modernen indischen Großstädte eben auch das jener sogenannten Australoiden gibt, die auch heute noch ein Leben von Jägern und Sammlern führen. Ljudmila Schaposchnikowa, namhafte Wissenschaftlerin und Schriftstellerin zugleich, hat ihr Material für ihre zahlreichen Bücher - insgesamt sind es bisher sieben - im Laufe vieler Jahre gesammelt. Sie kennt Sitten und Gebräuche der einheimischen Bevölkerung, spricht deren Sprache, sie kommt also ohne Dolmetscher aus; sie scheut auch keine körperliche Strapazen, und so gelingt es ihr, schneller und enger in Kontakt zu den Vertretern der von ihr besuchten Stämme zu kommen, als andere europäische Forscher.
"Bei den Australoiden Südindiens" ist bereits das dritte Buch dieser Autorin, das der VEB F. A. Brockhaus Verlag in deutscher Übersetzung herausbringt. Wie bereits in ihren beiden jeweils in mehreren Auflagen erschienenen Werken "Wege im Dschungel" und "Das Geheimnis der Toda" erzählt Ljudmila Schaposchnikowa auch hier wieder von jenen kleinen, wenig erforschten Völkern und Stämmen im Süden Indiens, die im Laufe der Zeit in oft nur schwer zugängliche Wald- und Berggebiete zurückgedrängt worden sind und denen ihre besondere Liebe gilt. Diesmal sind es die Yanadi im Unionsstaat Andhra Pradesh, die Panya und Kurumba, die Wischawan, Kanikar und andere Stämme in Kerala und Tamil Nadu, zu denen die Autorin auf bisweilen abenteuerlichen Fahrten und Märschen vordringt, unter denen sie lebt, deren Freuden und Sorgen sie teilt, deren Vertrauen sie sich erwirbt. Es sind Stämme, die als Nachfahren der ältesten Bevölkerungsschicht Indiens gelten, die der australoiden oder weddiden Rasse angehören, wie sie in der Fachliteratur bezeichnet wird.
Wie schon die beiden anderen in deutscher Sprache vorliegenden Werke von Ljudmila Schaposchnikowa wird auch dieser neue Erlebnisbericht sicher ein gutes Echo beim Leser finden.
F. A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1. Auflage 1982
Verlag Progress Moskau
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