07 September 2020

Vojtech Zamarovský: Den sieben Weltwundern auf der Spur


Vojtěch Zamarovský unternimmt eine Reise in die zauberhafte Landschaft zwischen Euphrat und Tigris, an die Ufer des Nil und in die Länder an der blauen Ägäis; dabei aber begibt er sich in die Vergangenheit, in alte Reiche großartiger Kultur, die lange im Dunkel der Zeiten ruhten. Er bewundert die Zeugnisse alter Kunst und Technik, deren Ruhm bis heute noch nicht verblasst ist, er sucht die „Sieben Weltwunder“ auf. Zu den „Sieben Weltwundern“ der Antike zählt Vojtěch Zamarovský die ägyptischen Pyramiden, die Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon (hier werden als „inoffizielle Wunder“ natürlich auch der Turm zu Babel und die Stadtmauern Babylons gewürdigt), den Artemistempel in Ephesos, Pheidias‘ Zeus in Olympia (das einzige Weltwunder, das von einem Menschen allein geschaffen wurde), das Mausoleum in Halikarnassos, den Koloss von Rhodos und den Leuchtturm auf der Insel Pharos. Dies ist die Auswahl und Reihenfolge, wie sie in fast allen Lexika zu finden ist. Doch hat es zu jeder Zeit auch Autoren gegeben, die zum Beispiel das Labyrinth des Minos auf Kreta, das Hadriansgrabmal in Rom, das römische Kapitol, die Akropolis von Athen und den Altar des Zeustempels im kleinasiatischen Pergamon in die Aufstellung eingereiht wissen wollten.

Unser Autor lässt sich auf seiner denkwürdigen Reise von auserlesenen Männern der Antike begleiten: Herodot, dem Vater der Geschichtsschreibung (der übrigens außer dem Turm zu Babel die Euphratbrücke in Babylon und das Labyrinth in der Oase von El-Fayum als Weltwunder bezeichnet), Strabon, dem Vater der Geographie, Diodoros von Sizilien, Plinius dem Älteren, der in seinem siebenunddreißigbändigen Werk „Naturalis historia“ in den Büchern 33 bis 36 Gutachten und Berichte über die Weltwunder notiert hat, und schließlich Pausanias, der „die Mauern von Tyrins zu einem Weltwunder hochstilisiert“ (die Befestigung dieses Heraklessitzes am Golf von Argolis fügte sich aus solch riesigen Quadern, dass ihr Transport den einäugigen Kyklopen zugeschrieben wurde). Dies sind Gewährsleute der Antike, die zum Teil die damals als Wunder geltenden Bau- und Kunstwerke (der Ausdruck „Weltwunder“ ist eigentlich nicht korrekt, es hieß ursprünglich im Griechischen „hepta theamata tes oikumenes“ – „Sieben Schauwerke der bewohnten Welt“, was ins Lateinische mit „septem miracula mundi“ übersetzt wurde) noch selbst in Augenschein nehmen konnten. Auf ihre Aufzeichnungen gestützt, beschreibt Zamarovský nicht nur die Weltwunder und verdeutlicht jeweils die damit verbundene technische Leistung und ihren kunsthistorischen Rang, sondern er stellt sie in einen denkbar weiten Rahmen (geographische Gegebenheiten der betreffenden Länder, sozialökonomische Verhältnisse, ihre Kunst- und Kulturgeschichte) und vermittelt damit einen interessanten, aber auch lehrreichen Einblick in die Gedankenwelt und Kultur großer Teile der damaligen Welt.

VEB Brockhaus-Verlag, Leipzig, 2. Auflage, 1981
Illustrationen: Helga Paditz
Übersetzt aus dem Tschechischen von Hubert Sauer-Žur

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