24 Oktober 2020

Friedrich Dieckmann: Richard Wagner in Venedig


 Richard Wagner ist sechsmal in Venedig gewesen, zum erstenmal 1858, auf der Flucht aus dem Leben in das Werk, in "Tristan und Isolde", zum letztenmal 1882, um von Werk und Leben auszuruhen. Vier kürzere Aufenthalte liegen dazwischen; auf verschiedene Weise korrespondieren sie mit seinen Arbeiten: "Parsifal", dem "Ring", den "Meistersingern". Venedig ist Wagner ein Raum der Entrückung, der Verfremdung; ein fremdes Leben trägt ihn, ohne ihn zu berühren. "Alles wirkt objektiv, wie ein Kunstwerk", schreibt er bei seinem ersten Besuch; im Alter sitzt er am liebsten zwischen den Portalsäulen von San Marco und sieht unerkannt ins Getriebe, ein Magier, der das Seine getan hat und das Fazit zieht, "daß man in unsrer Zeit eigentlich nur Kritik üben könne, nur die Lüge aufdecken; und sonst das Kunstwerk aufstellen".

Das Buch entfaltet diese sechs Aufenthalte im Widerspiel von Zeugnis und Kommentar. Zitate dienen nicht als Beleg, sondern stehen im Eigenwert. Kommentar und Abbildungen ordnen sich ihnen zu - Facetten einer Existenz, aufgehend an einer fernen Stadt, montiert in Form einer Collage.

Philipp Reclam jun. Leipzig 1983
Reclams Universal-Bibliothek Band 1014

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