04 Dezember 2020

Karl Heinz Berger: Die Wohnung oder Auswege ins Labyrinth


 Berlin 1948. Die Stadt hat sich aus der Agonie gelöst. Auf dem Potsdamer Platz tummeln sich die Schieber. Der Anhalter Bahnhof ist bevölkert von graugesichtigen, zerlumpten Heimkehrern und hungrigen Frauen, die ihre letzte Habe gegen Eßbares eintauschen. Auf Lebensmittelkarten gibt es pro Tag 400 g Brot, 10 g Fett, 20 g Zucker und 40 g Fleisch oder Fleischersatz. Erste freie Waren bietet die neu gegründete HO, ein Stück Torte zu 5 Mark. Dieses Nachkriegs-Berlin ist Schauplatz politischer Ereignisse von historischer Tragweite. Mit der Währungsreform in den Westsektoren und dem Auszug von Abgeordneten aus dem Stadthaus beginnt die Spaltung der Stadt. Die "Freie Universität" öffnet ihre Pforten und versucht Professoren und Studenten der Humboldt-Universität abzuwerben. Die Gründung der DDR steht unmittelbar bevor.
Im sowjetischen Sektor, Victoriastr. 6, haben sich fünf Studenten (vier Männer und eine Frau) zu einer Wohngemeinschaft zusammengefunden. Sie erleben diese Zeit bewußt mit. Sie sind mit dem Vorsatz hierhergekommen, sich am Entstehen des "Neuen" mit revolutionärem Elan zu beteiligen. Fünf Menschen mit recht unterschiedlichen Biographien und Erfahrungen, verschiedenen Charakteren und teilweise chaotischen oder rührend-naiven Vorstellungen von der Zukunft. Sie raufen sich durch den aufgeregten Nachkriegsalltag, erleben ihre ersten Liebesromanzen und reden sich im Berliner Zimmer die Köpfe heiß. Mit leisem Schmunzeln und freundlicher Ironie erinnert sich einer von ihnen an diese Zeit, die so entscheidend Weichen stellte.

Karl Heinz Berger: 1928 in Köln geboren, katholisch erzogen. 1947 Reifeprüfung und Übersiedlung nach Berlin. Studium der Germanistik, Anglistik und Geschichte an der Humboldt-Universität. Anschließend Lektor im Verlag Neues Leben. Nach einem Studium am Leipziger Literaturinstitut freiberuflich tätig.

Union Verlag Berlin, 1. Auflage 1976
EVP 8,50 Mark

2 Kommentare:

  1. Berger war auch ein Vielschreiber und in verschiedensten Genres unterwegs.

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    1. Ich wollte gerade schreiben "Das Mädchen im roten Pullover", aber das hat ja Edith Bergner geschrieben.

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