26 Februar 2021

J. B. Frédéric Ortoli: Die Steinsuppe – Volksmärchen und Erzählungen aus Korsika


 Was französische Schriftsteller wie Mérimée, Balzac oder Maupassant im vorigen Jahrhundert an Korsika faszinierte, waren nicht so sehr das exotische Milieu und die Räuberromantik allein, sondern vielmehr das urwüchsige Menschentum, das dort konserviert war. Auf Korsika lebte ein Menschenschlag, der sich infolge der geographischen Abgeschiedenheit neben seinen patriarchalischen Traditionen auch die Kunst des Erzählens bewahrt hatte.

Einen Einblick in die Folklore dieses Inselvolkes bieten die außerhalb Frankreichs nur wenig bekannt gewordenen Märchen, von denen der Band einen repräsentativen Querschnitt vorstellt.

Unschwer wird nicht nur der Kenner von Volksliteratur in vielen der Geschichten den motivischen Zusammenhang mit den südeuropäischen Märchen entdecken, besonders mit denen aus dem benachbarten Sardinien, Italien und Sizilien, doch sind die vielfältigen Motive in einer ungewohnten Art verarbeitet. Auffällig besonders der für das herkömmliche Märchen ungewöhnliche Realismus. So entfällt oft das übliche „happy end“, oder die Märchenhelden treten für konkrete soziale oder politische Ziele ein, Reaktion eines Volkes auf seine bitteren historischen Erfahrungen.

Gustav-Kiepenheuer-Verlag, Leipzig und Weimar, 1. Auflage, 1979

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