24 Februar 2021

Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werther


 Im Rückblick von "Dichtung und Wahrheit" schreibt GOETHE 1813: "...von unbefriedigten Leidenschaften gepeinigt, von außen zu bedeutenden Handlungen keineswegs angeregt, in der einzigen Aussicht, uns in einem schleppenden, geistlosen bürgerlichen Leben hinhalten zu müssen, befreundete man sich in anmutigem Übermut mit dem Gedanken, das Leben, wenn es einem nicht mehr anstehe, nach eigenem Belieben allenfalls verlassen zu können, und half sich damit über die Unbilden und Langeweile der Tage notdürftig hin. Diese Gesinnung war so allgemein, daß eben ,Werther' deswegen die große Wirkung tat, weil er überall anschlug und das Innere eines kranken jugendlichen Wahns öffentlich und faßlich darstellte." - Und 1824 heißt es gegenüber Eckermann: "Das ist auch so ein Geschöpf, daß ich gleich dem Pelikan mit dem Blute meines eigenen Herzens gefüttert habe... Es sind lauter Brandraketen! Es wird mir unheimlich dabei, und ich fürchte, den pathologischen Zustand wieder durchzuempfinden, aus dem es hervorging... Ich hatte gelebt, geliebt und sehr viel gelitten!" Und dann: "...es müßte schlimm sein, wenn nicht jeder einmal in seinem Leben eine Epoche haben sollte, wo ihm der ,Werther' käme, als wäre er bloß für ihn geschrieben."

Reclams Universal-Bibliothek Band 67, 14. Auflage
Belletristik

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